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Phil Maloney

Cthulhu Insider
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Posts posted by Phil Maloney

  1. Original von Marcus Johanus

    Wo ist da der Zusammenhang?

     

    ...unter dem Aspekt "einmal probiert - alle Befürchtungen bestätigt gekriegt - nie wieder", wie zuvor im Zusammenhang mit Turnhallenübernachtungen angeklungen?

     

    [sicher sind beides nur provisorische Notlösungen und keine Lebensentscheidungen, aber mich für mein Teil hat die Aussicht auf solche Provisorien am Rande nie von nem Con ferngehalten.]

     

    Es handelte sich um die letzte S-Bahn, und die grandiosen Apparate des MVV mochten unsere letzten einzigen 20DM-Scheine einfach nicht... die Haltestelle, wo wir rausspurteten, war Gottseidank eine, wo die Automaten nicht blo? unser Geld annahmen, sondern auch noch ne zweite S-Bahn-Linie in die Stadt fuhr - sonst hätten wir doch noch 12km (statt 20) ins Olympiadorf laufen dürfen!

    Genug jetzt - ich wollte das Thema Schwarzfahren wirklich nicht weiter thematisieren, weil's echt nicht zu den tollsten gehört...

  2. Original von Marcus Johanus

    2. Ich war noch nie der Freund von Turnhallenübernachtungen. Meine einzige Erfahrung in der Richtung bei einem Con hatte auch gleich alle meine Vorurteile bestätigt.

     

    Das klingt mir ein wenig wie die Geschichte eines Freundes, der nie wieder schwarzgefahren ist, seit sein allererster Versuch in dieser Richtung gnadenlos danebenging... das war auch am Rande eines Cons, weswegen es mir in diesem Thread irgendwie zuhause zu sein scheint...

    (Und bei dieser Gelegenheit auch nochmal herzlichen Dank an alle andern Rollenspieler im S-Bahn-Abteil, die nämlich mitbekommen hatten, was Sache war, und dann so lange vor den Kontrolleuren nach Fahrkarten kramten, bis die nächste Haltestelle erreicht war und mein Freund und ich uns schleunigst vom Acker machen konnten, als grade dem ersten Konti ein Ideenwurf gelang... :)) )

     

  3. ...was mich dazu bewog, mir dieses "Cthulhu"-Spiel doch mal näher anzusehen, und auch wieder aus SL-Perspektive:

     

    Zum Abschluss einer grö?eren Kampagnensequenz (in Mittelalter/LowFantasy) "spendierte" ich der Gruppe einen quasi touristischen Abend... ein Rundgang in der Hölle nach Dante (für Ortskundige: vom fünften Ring nach au?en)... ein nebliger Novemberabend war's, und aus allerhand anderen Gründen mussten wir dieses Mal in einem Raum ohne Strom spielen... die Ílheizung bullerte vor sich hin, jede Menge Kerzen machte halbwegs hell... und manchen is es dort in der Hölle zu hei?, anderen zu kalt... in jedem der Ringe gibt es spezifische Sündergruppen mit dito spezifischen Strafen, Verdammte leiden die sprichwörtlichen Höllenqualen soweit das Auge reicht, und hie und da trifft man auf alte Bekannte... "was, ws machtn der hier? is der gstorben? und wieso in dem Ring hier... a hah..." - ich verfolgte kein besonderes Ziel, au?er die Beschreibungen möglich plastisch rüberzubringen (es gab ja keine gro?artige Handlung, da musste das schon tragfähig sein), auch mit der theologischen Argumentation der Spielwelt... bis heute könnte ich nicht den Finger drauf legen, was es dann ausmachte... jedenfalls meinten die Spieler hernach, diesmal sei's ihnen aber wirklich kalt den Rücken runtergelaufen, und es hätte nicht an der Heizung gelegen... und obwohl alle anderen nur paar Minuten zu Fu? entfernt wohnten und ich von au?erhalb kam, dauerte es danach (und trotz besagten Heizungsmangels) noch ziemlich lange, bis sie heimgehen wollten, allein durch Nacht und Nebel...

     

  4. Hmh. Also "unrein" ist impurus, -a, -um, "Widerstand" ist repugnatio, aber vielleicht wird's besser mit dem Verb repugnare, "Widerstand leisten", aber ob das jetzt mit Präposition in oder contra wäre, da bin ich grad überfragt... für den Kampf hätten wir das proelium oder die pugna... bloss hat das alles noch keinen rechten Drive, das klingt noch nicht... hmh, "bekämpfen, angreifen" wäre oppugnare, da kommt mir jetzt die Idee Oppugnans impurum, "das Unreine angreifend-bekämpfend", wie's das? IMHO sehr lateinisch, so mit dieser Verlaufsform... kann man (nur zur Not) auch andersrum stellen, als Impurum oppugnans, d.h. das macht sich sicherlich auch gut etwa als ringförmige Umschrift von Medaillen, auf Münzrändern, Untertellern, etc... ;)

     

    Die "Krieger des Lichts" wären milites lucis (einer davon ein miles lucis), die "wei?e Rose" eine rosa alba, die "Wahrer der Stabilität" wohl custodes stabilitatis (mehr wie Aufpasser) oder vigiles stabilitatis (mehr wie Bewacher) (und einer davon wäre ein custos stabilitatis bzw ein vigil stabilitatis) - da such dir was aus! :))

     

    - das blo? mal so aus dem ?rmel geschüttelt, Jaaaaaahhhre nach dem Latinum... :rolleyes:

     

    Phil

  5. Original von Zodiak

    - die Rollenspieler noch nicht von Magic - Card, etc. Sammlern vertrieben wurde,

     

    Meiiiiine Güte, ich erinnere mich als ich nach langer Zeit mal wieder auf n Con ging irgendwann Mitte 90er (müsste der LexiCon gewesen sein) und mich umschaute und dachte, hmh geht grad irgendwie nicht so viel los naja mal warten mal schauen, und stand dann mit einem der Organisatoren vor der Tür und rauchten und quatschten so über dies und jenes, und dann kam wer anders von der Orga vorbei und meinte, "menno wisst-s-r was, jetzt spielen's an mehr als der Hälfte von allen Tischen dieses Magic-Zeugs"... und wir schauten uns alle an und beschlossen, beim nächsten Con kommt aber n Schild vor die Tür, "MAGIC - wir müssen leider drau?en bleiben"...

  6. Also so weit ich mich erinnern kann (hab den OE jetzt grad net zur Hand), ist in out-time natürlich der möglichst groteske Aufhänger der Grund.

     

    In-time... ich denke, es geht da vor allem ums Spurenverwischen. Wenn es irgendwem nicht nur auf-, sondern auch missfallen sollte, dass ein Herr Sowieso, der so-und-so aussieht, hinter dem Simulakrum herforscht und diesen aus dem Weg räumt - dann fühlt sich dieser Irgendwer wesentlich sicherer durch den Umstand, dass sämtliche Informationsquellen immer nur diesen einen selben Typen gesehen haben, dass also nicht mit der Rache irgendwelcher Komplizen zu rechnen ist - und ist damit um so leichter zu schnappen.

    Zusätzlich würde ich auch nicht ausschlie?en, dass "das Original" von vornherein eine solche Entwicklungsmöglichkeit mit eingeplant hatte - im Prinzip die klassische Taktik von wegen, Untertauchen durch vorgeschütztes Ableben, in diesem Fall noch durch die Verdreifachung verstärkt. Der Typ ist in den Augen der Íffentlichkeit immerhin nicht blo? tot, sondern tot, tot, tot...

  7. Original von PacklFalk

    Mundart-Schreiber ist ziemlich gut, der H C Artman

     

    Ich wei?... Arno Schmidt war ja als Autor auch alles andere als zu verachten (ich sach nur Zettel's[sic!] Traum... wow!) - durchaus möglich, dass sich in solchen Fällen, wo ein literarisch nicht unbegabter ?bersetzer einen rezeptionsorientierten Ansatz an seine Arbeit verfolgt, eine besonders unheilige Verbindung ergibt... also ich muss da jedenfalls immer n Stabilitätswurf machen! :D

     

    "rezeptionsorientiert": dem Leser einen zielsprachlichen Text vorlegen, der bei ihm dieselbe Wirkung hervorruft, wie es der ausgangssprachliche Text täte, inklusive aller kulturell bedingten Missverständlichkeiten etc. Der ?bersetzer nimmt also die Rolle "des" nichtmuttersprachlichen Lesers ein und versucht in der ?bersetzung, möglichst alle Nuancen seines persönlichen Lektüreerlebnisses wiederzugeben. War recht populär Mitte letzten Jahrhunderts.

  8. Original von Gwyweredh

    Wie ist denn die Qualität der ?bersetzungen der einzelnen Ausgaben zu beurteilen? Die Suhrkamp-?bersetzung soll ja meist schrecklich sein. Nun las ich, dass die Festa-?bersetzung teils noch schlechter sein soll. Ich bitte um Aufklärung.

     

    *erröt* Das hatte ich ja vor langer Zeit schon mal versprochen, mir das mal anzuschauen... bin aber immer noch zu nix gekommen...

     

    Innerhalb der Suhrkamp-Ausgaben, soviel kann ich aber schon mal sagen, ist die Qualität sehr wechselnd.

    Welcher Meinung man auch über das schriftstellerische Schaffen von h c artmann sein mag, was er in der ersten deutschen Buchausgabe von Cthulhus Ruf getan hat, muss leider jedenfalls in derselben Liga spielen wie "Arno Schmidt versaubeutelt E. A. Poe".

     

    Weil hca dann aber nicht mehr wollte, gab Suhrkamp die nächsten zwei oder drei Bände an Rudolf Hermstein. Und was der machte (ich hab's jetzt nicht genau im Kopf, mindestens den Schatten aus der Zeit und Charles Dexter Ward), muss (IMHTLO) doch als recht brauchbar gelten - er schreibt den Stil von HPL nicht besser, als er ist, aber es sind auch keine so groben Eigenmächtigkeiten und Rechercheschludrigkeiten drin wie bei dem Vorgänger.

     

    ...womit Hermstein höchst positiv, hca aber leider so überhaupt nicht aus dem Schnitt der deutschsprachigen ?bersetzungstradition der Zeit im Bereich der "Trivialliteratur" heraussticht. Leider hab ich den Eindruck, es habe sich generell eher der hölzerne, wortungetümaufhäufende Schundstil durchgesetzt - wo jedesmal, wenn der Engländer komische Leute ("strange people") auf der Stra?e bemerkt, sich für den Deutschen dort dann gleich ein "fremdartiges Volk" tummeln muss... 8o

  9. Mittelalterlich... na das ist ja viel; alle Fantasy hat doch irgendwo mittelalterlich begonnen? Geht's dir nur um die Technik, oder hast du da irgendwie auch n Auge auf die Magielastigkeit...?

     

    (ZB MERS ist im Bekanntenskreis schon mehrfach angekreidet worden, dass es wesentlich magielastiger sei als Tolkiens Werk, das eigentlich die Vorlage darstellte/darstellen sollte)

     

    Nachdem hier solche Magie-Schwergewichte wie Ars Magica und RuneQuest aufgefahren worden sind... es gibt auch noch anderes, Leute (wennzwar hauptsächlich in englischer Sprache):

    Chivalry & Sorcery ist immer noch nicht ausgestorben und wird seit Jahrzehnten ausgefeilt... oder Pendragon find ich persönlich auch sehr schön (wenngleich sicherlich nicht jedermanns Geschmack.. :D )

  10. Dieweil ich immer noch schwer überlege, ob und was ich zum Thema des Threads sagen möchte...

     

    Original von Burncrow

    Was mir hier sauer aufstösst, ist die Tatsache, dass hier einige Leute der Meinung zu sein scheinen, dass es ein objektiv 'wahres' oder 'richtiges' Rollenspiel gibt (Settembrini hat das IIRC mal mit den Begriffen 'Stimmungsfaschismus' und 'Atmohurerei' beschrieben) wo man immer ganz ernst und konzentriert ist und auch 'richtig' spielt und dann das 'Falsch', das 'Minderwertige', das 'Alberne', dass sich im wesentlichen dadurch zu definieren scheint, dass die Spieler nicht das tun, was der SL will oder was jemand persönlich ablehnt.

    Merkwürdig, ich dachte immer, der ganze Sinn sei, Spa? zu haben.

    [...]

     

    Danke Burncrow, ganz recht, das ist alles, worum es gehen sollte. Ob das in gewünschter Weise durch Stimmungsmache, Powergaming oder Albernsein erreicht wird, ist sowas von wurscht und hängt ausschlie?lich von einer hoffentlich zustandegekommenen (meist aber unausgesprochenen) ?bereinkunft der jeweiligen Gruppe ab (bestehend aus Spielern und Spielleiter, das vergisst man wohl leicht mal).

     

    In dem Sinne seh ich wohl, worauf Settembrini mit den o.a. Zitaten rauswill, und pflichte dem Sinne nach durchaus bei... wobei aber zu bemerken bleibt, dass der Herr Hofrat eine starke Neigung zu haben scheint, übers Ziel rauszuschie?en und in dieselbe Grube zu fallen, die er eigentlich zuschütten will - wie weiter oben im Thread inklusive Konsequenzen dokumentiert. Tsk tsk tsk.

     

    (Genug OT jetzt, zurück zur Ferndiagnose.)

     

    Phil (verzieht sich kopfschüttelnd wieder an die Narragansett-Bay, naja im Geiste jedenfalls)

  11. Ich hab immer noch etwas zu viel um die Ohren, um jetzt alles im Detail durchzulesen, aber ich denke, ich sollte mal drauf hinweisen, dass es IMHO zweierlei Arten von Railroading gibt:

     

    1) RR durch das Abenteuer: das immer dann vorliegt, wenn es für ein bestimmtes, für den weiteren Verlauf entscheidendes Informationselement vollkommen wurscht ist, was die Charaktere tun, weil sie mit den ihnen zur Verfügung gestellten Mitteln nie da drauf kommen werden und der ganze Verlauf einzig und allein davon abhängt, dass der SL ihnen das irgendwann mal zwischen die Pfoten schmei?t, und dann müssen sie sehen, was sie damit tun. Sehr unbefriedigend. (Das ist der erwähnte Krimi, in dem der Fall nur deshalb gelöst wird, weil der Protagonist irgendwann mal in der Stra?enbahn durch Zufall die richtigen Leute belauscht.)

     

    2) RR durch den SL: gibt's in gro?er Spannbreite, ich nenne mal zwei Extreme:

    2a) böses RR (alias "Thatchering", nach der politischen Railroaderin entsprechenden Namens): der SL hat seine Vorstellung/Vorgaben, wie das Abenteuer abzulaufen und zu enden hat, und prügelt seine Spieler auf diesem (für sie womöglich gar nicht sichtbaren, und dann haben sie noch Glück gehabt) Weg entlang, koste es was es wolle. Stichwörter "Autoritätsgehabe" etc, blabla. Macht mir als Spieler kein' Spass, und wenn sich irgend die Möglichkeit dazu ergibt, werde ich versuchen, dem SL da nen Strich durch die Rechnung zu machen. Und wenn er mich dafür draufgehen lässt, ist mir das erst recht noch egal - dann wei? ich sicher, dass ich mir nächstes Mal n andern SL suche. Oder überhaupt was andres tu - bei Kino oder Fernsehen wei? man wenigstens von vornherein, dass man eh blo? zuschauen kann...

    2b) lässliches RR (alias "auf die Sprünge helfen"): irgendwann passiert's: jeder steht aufm Schlauch, keiner wei? mehr weiter. Aus Spielerperspektive ziemlich besch...eiden; man steht dumm rum, es gibt kein' Plan... also gut, probieren wir halt auch die abwegigeren Kombinationen von Dingen aus - was je nach Veranlagung und Tagesform der Spielergruppe früher oder später ins Rumgealbere führt... in Fantasykampagnen kann sowas ja zu sehr angenehmen Intermezzi führen, aber bei Cthulhu (das IMHO genreentsprechend starke Tendenz zum in sich geschlossenen Abenteuerabend hat) isses tendenziell eher weniger erwünscht - und in dem Fall macht sich die Möglichkeit zu Wissens-, Ideen- oder Glückswürfen wirklich bezahlt (alles immer meiner Meinung nach). Die erlauben es, solche Situationen kurzzuschlie?en und den Spielern aus dem Innern der Spielwelt heraus Anstö?e dazu zu geben, wie's weitergehen könnte. Ist das RR oder nicht? In schwacher Weise ja, würde ich sagen... aber eine statthafte Technik des guten SL, solange er sich bewusst bleibt, dass diese Knilche damit alles mögliche anstellen können und nicht blo? das, woran er mit seiner beschränkten Vorstellungsgabe dachte. (Sonst landet man nämlich ganz schnell bei 2a.)

     

    ...und dann gibt's da noch die Ereignisse, die sich ohne Zutun der Spieler logisch aus dem Plot des Abenteuers ergeben. Der Nachbar kommt von seiner Geschäftsreise zurück, die vorbereitete Beschwörung wird durchgeführt, die Ebbe kommt. Die haben alle nix mit RR zu tun, sondern sind einfach nur Handlungselemente. Und auch die können hin und wieder statt W/I/G zum Einsatz kommen, um das ganze n bisschen weiterzubringen - genau das sind in meiner Erfahrung aber auch Momente, wo sich Spieler leichter mal über RR beklagen, weil sie das Gefühl haben, sie hätten im vorhergehenden Zeitraum mehr tun können, auch wenn es nix gab... (wenn jemand dazu ne Meinung undoder Idee hat, dann mal her damit)

     

    Phil

     

     

    Edit: Unterm Strich scheine ich zu sagen, dass RR zwar im Prinzip von ?bel ist, in minimalster Dosierung aber durchaus nicht immer von Schaden sein mag. Wie in der Heilkunde, vielleicht: die Menge macht das Gift...

  12. Eigentlich hätte ich genug anderes um die Ohren... aber nach zwei posts der letzten Zeit hier im Forum treibt mich das jetzt doch ein wenig um, und bevor ich anfange, Threads mit halben Kommentaren zu hijacken, mach ich doch (gegen meine sonstige Gewohnheit) lieber mal nen neuen auf:

     

    einerseits hatten wir hier letztens die Sorge, was zu tun sei, wenn Spieler einfach mal den gesunden Menschenverstand (GMV) ihrer Charaktere walten lassen, der sie vielleicht überall hin lockt, blo? nicht ins geplante Abenteuer? Und andererseits gibt's auch immer die Sorge, dass man doch eigentlich nicht ins railroaden geraten mag.

     

    Es mag so aussehen, als sei das zweite ein bisschen die Antwort auf das erste: wenn die Spieler (bzw ihre Charaktere) nun so gar nicht den zB Friedhof erkunden wollen, mit dem das geplante Abenteuer in die Gänge kommen soll, dann... ganz gleich, was der GMV sagt... dann muss man sie eben da hin railroaden. Umgekehrt, wenn man nicht railroaden mag, dann kann es einem (wenn's dumm läuft) auch passieren, dass den ganzen Abend über nix aufregenderes passiert, als dass die Müllabfuhr kommt (wie jeden Montag im Jahre 1926). Sind das denn so die Skylla und Charybdis, zwischen denen man als SL ständig ausgleichen muss? GMV gegen Railroading?

     

    In dem GMV-Thread wurde es schon angesprochen: es gibt andere Möglichkeiten, Charaktere in ein Abenteuer zu verwickeln, als einfach auf eine Neugier zu hoffen, die (soweit ich sehe) wesentlich mehr Rollenspielcharaktere kennzeichnet als deren Spieler... abgesehen von den existenziellen Situationen (Schiff gestrandet, unablässige Alpträume und Schlafwandeln), wo man einfach was tun muss, kann das wie gesagt auch emotional sein (ein Familienmitglied ist etwa schwer betroffen) oder gesellschaftlich ("was denken denn da die Leute? und erst die Polizei?")... die Möglichkeiten sind viele.

    Ist das jetzt aber gerailroadet? Ich denke: nein. Zwar könnte man sicher sagen, Jaaa das hat der SL mir aufoktroyiert, ich hätte ja niiiieee... aber wir sprechen hier von Motivation, wir sprechen hier von den Gründen, weswegen der Charakter in die Geschehnisse/die Geschichte verwickelt ist. Das möchte ich noch nicht als Railroading sehen (sonst müssten wir ja auch die Art, wie Bilbo im "Hobbit" in die Geschehnisse verwickelt wird, als Railroading übelster Sorte betrachten - nach jeglichem gesunden Menschen- bzw Hobbitverstand sollte er bis heute zuhause sitzen und sein Pfeifchen rauchen, statt als Meisterdieb verdungen worden zu sein).

    Railroading ist (für mich) im Rollenspiel das, was einem in Erzählungen als der deus ex machina oder der überaus glückliche Zufall begegnet: ein Ereignis, mit dem sichergestellt wird, dass die Geschichte einen bestimmten Verlauf nimmt, das sich jedoch nicht in absehbarer Weise aus dem Zusammenhang ergibt. (Wenn der Detektiv etwa zufälligerweise im Bus einen wichtigen Zeugen kennenlernt.)

     

    Andererseits scheint es mir in dem ganzen Zusammenhang aber auch relevant, dass Cthulhu als Rollenspiel auf Erzählungen aufbaut, die in unserer realen Welt (und mehr moch der des Autors) angesiedelt sind - im Unterschied zum Fantasy-Genre, wo nicht immer was passieren muss und rein beschreibende Passagen ("Weihnachtsbräuche in Mittelmordor") auch ganz lesenwert sein mögen, ergibt sich daraus eine viel stärkere Konzentration auf besondere Situationen. Und das schlägt auch ins Rollenspiel durch: während ich in meiner alten Fantasy-Kampagne teilweise monatelang als SL ohne genaue Vorstellung davon auskam, was sich bis zum Ende des Abends ereignet haben sollte, und alle einfach gro?en Spa? am "mal sehen" hatten, geht das bei Cthulhu einfach nicht: ohne mindestens eine ungefähre Vorstellung davon, wo's langgehen soll, geht's nicht. Wer da einfach den ganzen Abend lang improvisieren wollte, der würde nur die Regeln spielen, aber nicht das Spiel. Ein wenig Plot sollte schon drin sein. (Ohne dass man damit gleich auch schon unter die Storyteller geraten wäre.)

     

    Plot... ist denn der Plot von fertigen, gekauften Abenteuern Railroading? Nö: nie. Nie. Niemand kann die Spieler oder den SL zwingen, sklavisch den Vorgaben des/r Autoren zu folgen... bzw doch, einen gibt's, der kann: der Spielleiter. Spielleiten ist nicht unbedingt leicht, es kann anstrengend sein, es kann zeitraubend sein, und wenn man das Abenteuer vorher wenigstens einmal durchgelesen hat, dann wei? man wenigstens, wie sich die Autoren einen möglichen Verlauf vorstellen... man vergisst darüber nur immer so leicht, dass es auch noch andere gibt. Ob die aber rauskommen, liegt... am Spielleiter, doch: lässt er die Spieler eher den Möglichkeiten ihrer Charaktere folgen, oder hat er eine bestimmte Vorstellung, wie alles gemacht werden muss, in die er die Spielergruppe hineinzwingt? Das ist Railroading, nur das. Alles andere ("mööönsch wieso krieg ich jetzt n Stabilitätsabzug, blo? weil ich mein' Bruder erschossen hab?") liegt irgendwo in der Grauzone zwischen Auslegungssache und Spielergemosere.

     

    Soweit für heute...

     

    Kurzzusammenfassung, für eiligere Leser: wenn die Charaktere gesunden Menschenverstand walten lassen, dann ist das kein Beinbruch, sondern potentiell interessant. Und Railroaden ist kein Zeichen eines miesen Spiels, sondern eines untervorbereiteten Spielleiters (was freilich mit dem Anspruch zusammenhängen mag, der von Spiel und/oder Abenteuer gestellt wird).

     

     

  13. Frank warf dieses Mem vor Jahren wohl mal so ganz absichtslos in den Raum bzw das Forum, aber hier entdecke ich eben eine längere Abhandlung zu diesem Thema, das uns ja sicher alle ganz fürchterlich bewegen tut... ;)

     

    (achtung: GANZ lesen, bevor ihr irgendwelche kulturpessimistischen Kommentare draus ableitet und die hier ins Forum stellt, um hernach Mareike gehei?en zu werden... ganz... d.h. bis an den alleruntersten Rand...)

    :rofl: :D

  14. Sogar so: Lucien brachte das ?bernatürliche auf die eine oder andere Weise in die Familie, die sich damit arrangierte, und jetzt hat er ihnen die Kontrolle darüber (durch den Fluch) wieder weggenommen.

     

    Und zu deinem ersten Punkt: die Argumentation sollte wohl dahin gehen, dass die Lavoies nicht möchten, dass irgendwer in ihrer Umgebung Bescheid dieses Familiengeheimnis kennenlernt. Die Fassade von Respektabilität soll um jeden Preis aufrechterhalten werden; es ist schon schlimm genug, dass über Verbindungen zu Syndikaten in den USA gemunkelt wird. Und gerade diese Syndikate wären ein zweiter Grund für Geheimhaltung: denn die Mitglieder der Syndikate sind grö?tenteils aus den Armenhäusern Europas eingewandert, aus Irland, Italien, Iserlohn... aus Weltgegenden, wo man auch in den aufgeklärten 20er Jahren noch des Glückes wegen über die eigene Schulter spuckt und wei?, wie man dem bösen Blick abwehren muss. Ob man es solchen Leuten wirklich begreiflich machen kann, dass echt nichts schlimmes dabei ist, wenn man Geschäfte mit einer Familie von Gestaltwandlern macht, sei dahingestellt... Jean-Claude hofft gar nicht erst darauf und geht lieber auf Nummer sicher.

  15. Aus der Hüfte geschossen, blo? mal so 'ne Idee am Montagabend...

     

    - die klassische Multiple-Personality-Disorder ist ja dem Vernehmen nach durchaus weit seltener als geglaubt, aber der Reiz fürs Rollenspiel ist natürlich klar...

     

    Ich würde da mit zwei Charakterbögen vorgehen, ja. Wichtig wär aber die primät auslösende Situation, aus der müsste eine Auswahl von Fertigkeiten und/oder Attributen hervorgehen, die in die andere Person abgedrängt werden (ich behandle das jetzt mal als dissoziatives Phänomen). Alle diese, und eine Handvoll anderer, damit als verbunden betrachteter Fertigkeiten, gehen in den Chabo der "neuen" Persönlichkeit.

     

    Für die neue wie die alte Persönlichkeit müsste dann gelten, dass Fertigkeiten, die nach der Spaltung "fehlen", wieder beim Grundwert anfangen. Fehlende Attribute würden dann je neu gewürfelt, könnten aber nicht über dem ursprünglichen Wert liegen...

     

    (ST, GR, KO, ER, MA, gS und STA bleiben für beide Persönlichkeiten gleich.)

     

    Die Fertigkeiten würden sich dann für jede Person separat verbessern, und sollte der Zustand je geheilt werden, hat die Person dann von den beiden separaten Werten nur den jeweils besseren.

     

    Wechsel zwischen den beiden Persönlichkeiten käme in meiner Konzeption nur vor, wenn nach den Regeln sowieso eine temporäres Trauma ins Haus steht, spätestens aber nach Verlust von mehr als 10% der aktuellen STA auf einen Sitz. (Auf keinen Fall sollte das natürlich der Spieler in der Hand haben... und wenn doch jemand versuchen sollte, das taktisch einzusetzen, dann tät ich dem im grad unpassenden Moment ein ganz anderes temporäres Trauma servieren.)

     

    Phil

     

    (PS Ich glaub, in Unseen Masters wird was hübsches für dich drin sein - keine MPD, abeeeeeer... :D )

  16. Settembrinis Einwurf trifft den Nagel durchaus auf den Kopf...

     

    - warum nur will der Spieler, dieses sonderbare Wesen, die Stabi seines Charakters erhalten? Tsktsktsk, völlig unnormal... :D

     

    Im Ernst: ich (für mein Teil) gehe prinzipiell davon aus, dass der Spieler seine STA so lange wie möglich wahren will. Und wenn ich ihm den Verlust offen oder verdeckt (getarnt durch einen speziellen Vor-Stabi-Wurf ohne irgendwelche andere Funktion im Spielkontext, gleich ob das jetzt Neugier oder Willenskraft hei?t) aufzwinge, dann ist das... genau das, ganz recht, danke Oleg.

     

    Viel befriedigender (behaupte ich jetzt einfach mal) ist so ein Stabilitätsverlust, wenn man sieht, dass man sich das ausschlie?lich selber zuzuschreiben hat - man hätte ja in der konkreten Situation auch was anderes tun können, mit dem man unbeklapst davon gekommen wäre... (frei nach Herostrat)

     

    Und wenn dann so ein richtig harter Stabilitätsverteidiger doch mal in die Lage kommt und sich verzweifelte Notlösungsstrategien ausdenkt, wie in Dingos erstem Posting beschrieben... ohne zu würfeln sollten die keine Chance haben, zu funktionieren. ZB wird es ja auch rein logisch kaum möglich sein, die Augen zuzukneifen (wie im Thread-Titel angesprochen), bevor man sieht, was da passiert... und wer's doch probiert, sollte dumm genug sein, um sich nicht vorstellen zu können, was um ihn herum passiert - d.h. einen Wurf auf den höchsten Wert aus Medizin, Physik, Wissen vermasseln!

    Es hat ja keiner gesagt, dass ein erfolgreicher Wurf immer auch ein gelungener sein muss...

    Au?erdem ist der Typ im letzten Tatort auch umgebracht worden, obwohl ich noch rechtzeitig umschalten konnte... 8o

     

     

  17. Original von Fisler

    Ja, das Kyrill oben hei?t tatsächlich "was denken sie über (? wohl Monster) Cthulhu?"

     

    Neeneenee - "probuzhdenie" ist das Wort und hei?t "Erwachen"... was also, Herr Putin, sagen Sie, wenn Cthulhu sich erhebt?

     

    (Wenn er ganz einfallslos ist, wird er "Guten Morgen" antworten; sollte er besser informiert sein, könnte er auch auf die Kurzgeschichte-und-Grafik "Cthulhu Rising" von HRGiger Bezug nehmen - das wird dann aber wohl eher sowas wie Swifts Modest Proposal...)

     

    ---

     

    Wer übrigens mal пробуждение Ктулху googlet, findet (sofern irgendne slawische Sprache auf 20%+ zur Hand ist) eine ganze Reihe von russischen Blogs, die sich auf das Erwachen des Gro?en Alten Schnarchers beziehen - scheint ne Szene-Redensart zu werden, so ß la "etwas ist geschehen, das ich für völlig unmöglich gehalten hatte - was denn noch, was kommt als nächstes? Das Erwachen Cthulhus, oder wie?!"

     

    Phil Maloney - lässt heut mal wieder voll den Tentakel raushängen ;)

  18. Forschungs- und Recherchenotizen - *niemand* der sein Sach gruendlich angeht, wird sich je alles merken koennen was wichtig war...

     

    Wenn man dabei Glueck hat, war der Forschende ein Zwangsneurotiker, der alles, was aktuell Sache war, immer penibel notierte, Veraltetes durchstrich und wegschmiss, und nach Abschluss des Projektes nur das aufhob, was im eng gesteckten Rahmen seines Interesses noch von absehbarem Wert sein konnte, aber noch nicht veroeffentlichungsreif war.

     

    Wohingegen der etwas chaotischer veranlagte Forscher einen Wust von Papier in einem oder vorzugsweise mehreren Stapeln produziert, in denen Daten, Ueberlegungen, korrekte Ergebnisse, falsche Ergebnisse, Einkaufszettel, irrelevante Ergebnisse, Analyseansaetze, halb ausformulierte Theorien, und was halt sonst noch so alles vorkommen mag, in einer Systematik aufeinander folgen koennen, die nur dem Forscher selbst (hoffentlich) noch durchschaubar ist... auch nach einem Windstoss ist die Ordnung schnell wieder hergestellt; sollte den Forscher aber mal der Blitz erschlagen, dann Gute Nacht...

     

    R. (ebenfalls hinter Papiergebirgen der beschriebenen Art)

  19. Sollte das je wirklich eine Rolle spielen: nimm einfach das Stabilitätserschütterndste, das dir für die Situation einfällt. Die farbwechselnden Tintenfische sind kein schlechter Hinweis - blo? wird der Guteste sich nicht vorsätzlich tarnen wollen, sondern sich halt dem Auge des Betrachters so zeigen, wie es diesem ganz und gar überhaupt nicht behagt.

     

    R. (wählt eine spielfunktionale Perspektive, statt Autoritäten zu zitieren - fragt sich aber auch, wie jemand drauf sein muss, um NOCH mehr STA zu verlieren, weil er Grandmaster Tentacle in eitergelb mit hirngrauer Maserung erblickt anstelle von giftig-erbsgrün)

  20. Original von oliver der entsafter

    Nach der Cthulhu-Mitarbeiter-Party am Wochenende war ich total hei?er und brachte nur noch Krächzlaute hervor.

     

    Das klingt mir ja nun irgendwie vertraut... "Islamoos" wurden mir auch schon mal empfohlen, das stimmt wohl - blo? sind die hier in Gelbien etwas, öhm, seltener... dh ich muss hier wohl noch ein Weilchen rumkrächzen! :( Aber, danke für Erinnerung und Nichalleinseinlass... :))

     

    R.

     

    Edit: Cthulhu-Forum, Ihr zuverlässiger Berater bei allen Mythos-Wehwehchen.

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