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Blackdiablo

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  1. Es ist totenstill. Es ist düster. Mit dem Schließen der Tür schneidest du das letzte Tageslicht von dieser Grabstätte ab. Vor dir liegt eine kurze Eingangspassage mit trüb rötlichen Fliesen, die unregelmäßig verteilt worden sind. Rechts von dir ein rotes Stück Papier an der Wand, deren Verputz aus etlichen Rissen blutet. Vor dir steht ein kleines Fläschchen auf einem Podest, das von einer Treppe umlaufen wird, die vermutlich in den zweiten Stock führt. Rechts davon befindet sich eine Tür, die wohl weiter in den Apartment-Komplex führt. Schließlich schweift dein Auge weiter nach links im Raum, wo du zu deinem Glück eine Karte jedes Stockwerks an die Wand gepinnt siehst. Leicht lässt sie sich lösen und näher studieren. Das erste Stockwerk, das zweite Stockwerk und das dritte Stockwerk.
  2. Ich nicke. Stumm. Dazu muss ich nichts sagen. Der Wendigo. Wir wurden ziemlich verarscht, hein? "Steht hinter dem Bild etwas geschrieben? Gibt Renfield seinen Bildern vielleicht ulkige Namen?"
  3. Livingstone? Unbehagen breitet sich in meiner Magengegend aus. LIVINGSTONE? Ihr werdet eine Menge Spaß haben!, kreischt Alice, als wäre das ihre Chance, wieder zu erstarken. Als wäre da eine Gesetzmäßigkeit, die ihr unverhofft zum Recht verholfen hätte. Sie ist das kindliche Prinzip naiver Rechtschaffenheit. Aber ich brauche sie nicht mehr. Ich habe ja Freya, die süße Freya ... Ich bleibe äußerlich gefasst und schaue mich ein wenig im Zimmer um, während Matilde die Fragen stellt. Im Kopf entwerfe ich bereits erste Szenarien von Gesprächs- nein! Therapieverläufen mit Livingstone.
  4. "Ich weiß es nicht ..." Ich senke den Kopf. "Das wurde mir noch nicht mitgeteilt. Vielleicht können Sie mir ja helfen, das herauszufinden?"
  5. "Gehört das wirklich ... zu seiner Therapie?", frage ich beiläufig. Ich sehe mich selber bereits den Pinsel in die Farbe tauchen und die Ärzte zeigen, was es heißt, Krankheit auf Papier zu bannen. Gänsehaut überkommt mich und ich konzentriere mich bloß auf die momentane Situation, um von den irrsinnigen Gedanken loszukommen.
  6. Ein befriedigtes Lächeln durchzuckt meinen Mund und ich blinzel dankend zu Loretta und nicke. "Also ...", beginne ich, die unliebsame Unterbrechung ignorierend. "Das Bild. Auch ich wäre äußerst interessiert, es in Augenschein zu nehmen."
  7. Angeekelt beobachte ich die Szene und rufe dann zu dem Pfleger: "Können Sie ihn nicht unter Kontrolle halten?" Es ist falsch ... So falsch. "Das ist ja widerwärtig." Wie Matilde Lippen das oftvergossene Blut getrunken hat, es in sich barg, um ... Ich wende den Blick ab.
  8. Ich enthalte mich einer Bewertung deiner Aussagen. Dafür haben wir offenbar eine zu unterschiedliche Auffassung von literarischen Wert und dem Unterschied zu persönlicher Meinung ...
  9. Ich will Läuterer nichts unterstellen, aber Folgendes habe ich mir gedacht: Lovecraft war ein Pulpautor, dessen vorrangige Publikationsform die billigen Schundmagazine seiner Zeit waren. Zwar betonte er stets, dass er zum Vergnügen schreibt, weil sich das für einen Gentleman so gehört, die Realität aber sah anders aus. Den Lohn konnte er gut gebrauchen und scheute sich auch nicht, diesen mehrmals einzufordern, falls er ausblieb. Geht man davon aus, lassen sich einige der Geschichten als minderwertig abstempeln, falls man bedenkt, es gehe ihm durchaus auch um Lohn und er schreibe in Schundmagazinen. Ich persönlich denke da beispielsweise an "From Beyond" und "Beyond the Wall of Sleep", aber da wird jeder andere haben. Also: Das Schreiben nicht um der Kunst Willen, sondern nur, um belangloses Zeug zu veröffentlichen. Dieser Zusammenhang von Doppelmoral, der häufig angeführt wird, um "Wertlosigkeit" zu unterstreichen, zusammen mit dem fehlenden Bezug zum Gesamtwerk, dachte ich, sei der Ursprung der Aussage. Denn die Sache ist, dass es furchtbar subjektiv zu sein scheint, welche Geschichten in der Hinsicht nun TOP und welche FLOP sind. Meiner Meinung nach ist beispielsweise "At the Mountains of Madness" eine aufgebläht daherkommende Abhandlung mit pseudowissenschaftlichem Anteil ohne vernünftig konzipiertem Spannungsbogen. Aber auch der Geschichte kann ich einiges abgewinnen. Und andere werden diese Fülle an Informationen begrüßen! Insofern, finde ich, stellt sich eher die Frage, welche Geschichte einem eher gut oder eher schlecht gefiel. Ich mag so krasse Aussagen grundsätzlich nicht. Vor allem nicht, wenn sie ohne Belege daherkommen. Sollte auch bitte nicht als Angriff aufgefasst werden, falls das so rüberkam. Ich wollte mich bloß kurz fassen, um den Thread nicht vom Thema abzubringen. Ich kann die Geschichten, die von Läuterer vorgeschlagen wurden, allesamt empfehlen ("AtMoM" allerdings hauptsächlich für den Mythoshintergrund, nicht als Geschichte für sich genommen).
  10. Sie will mich nicht mit dir zusammensehen. "Gut soweit. Wir haben gestern noch ein paar schöne Stunden verbracht. Sie scheint sich gut einzuleben."
  11. Ich sollte nicht. "... Ich - ich sollte nicht ..." Sag schon nein. "Wenn du möchtest?" Oh nein! "Wo würdest du anfangen?"
  12. "Ich war ebenfalls dort ... an den Hängen ... Ich hoffe, dir ist nichts weiter geschehen." Kurzes zerstreutes Lächeln. "Ich habe mich für den Weg durch die Stadt entschieden. Ich werde Freya nicht alleine hier herumlaufen lassen, wenn ich es verhindern kann." Mit Nachdruck. "Nie-mals." Pause. "Ist dir das Tor aufgefallen? Das alte verfallene Tor, das dort steht, ohne dass der Grund ersichtlich ist?"
  13. Ganz ganz hartes Statement. Ich will Lovecraft jetzt nicht zum tadellosen Gott erheben, aber trotzdem finde ich das übertrieben formuliert und kann es so für mich persönlich nicht unterschreiben. Und jetzt bitte nicht die "Pulp-Autor"-Chose rauskramen, ich glaube zu wissen, woher die Quelle des Statements rührt ...
  14. "Mir ist auch der Verfall aufgefallen ... die Gräber ... Ich war gestern spazieren ... Merkwürdig war es dort. In der Stadt, am Friedhof ..." Mein Blick wird von ihren Augen angezogen und abgestoßen zugleich. "Locus desertus. Als wären wir hier in einem irreellen Ort, aber das ist falsch, wir träumen doch nicht, oder? Nein, ich glaube, diesmal ist alles real ..." Ich verstumme, dann nehme ich den Faden wieder auf: "Dieser Patient, du kennst nicht zufällig seinen Namen?"
  15. Es gibt vom Festa-Verlag eine sehr kompetente, preiswerte Variante der wichtigsten Lovecraft-Texte mit teils sehr interessanten (aber Vorsicht: SPOILERNDEN) Vorwörtern. Einen idealeren Einstieg bekommt man in Lovecrafts Werke für diesen Preis (auf deutsch) nicht. Die Grundästhetik von Lovecrafts Kosmos kann wohl nicht besser vermittelt werden als durch eben seine eigenen Geschichten. Der erste Band heißt: "Chronik des Cthulhu-Mythos I". Von da solltest du auch die anderen finden. Grundsätzlich möchte ich aber kurz die geläufige Einteilung seiner Geschichten darlegen, ohne Anspruch auf den Punkt genau den Kern zu skizzieren: Horrorgeschichten (meist in Anlehnung auf literarische Vorbilder)"Cthulhu-Mythos"-Geschichten (die das kosmologische Prinzip von Lovecraft am ehesten repräsentieren)Traumandgeschichten (in Anlehnung auf Lord Dunsany, wobei auch diese Geschichte zumeist zum eigentlichen "Kanon" hinzugezählt werden) Da dich die zweite Kategorie wohl am meisten interessiert, bist du mit Band I und II der angesprochenen Anthologie erstmal gut bedient. Ab dann wird es tricky, da man ab da ganz verschiedenen Möglichkeiten gegenüber steht, von denen man welche auswählen muss. Das meine ich thematisch wie auch vom Stil (siehe HIER) für ein paar sehr grobe Ausführungen). Thematisch ist das schwerer und da kann man schlicht kein Patentrezept geben: Je nachdem, welcher Aspekt dir mehr zusagt, könnte ich dir diverse, subjektive Möglichkeiten versuchen zu geben, damit du nicht ins Leere liest. Aber einfach so bleibt es bei der plumpen "Lies erstmal Lovecraft, dann sehen wir weiter"-Aussage.
  16. Ich ziehe die Hand zurück und schaue zu Matilde. Will heißen, ein bisschen neben ihr Gesicht. Ihre Augen würden mich sonst gefangen nehmen. "Was - was willst du mir erzählen?" Jetzt fängt es wieder an!, plärrt Alice. Doch langsam weiß ich, wie ich sie ignoriere.
  17. Die Karte wurde aktualisiert. Habe sie auch noch ein bisschen verändert, was Autentizität angeht. Die Routenplanung gilt insbesondere für Gebäude! Sonst wird es schnell monoton. Ich werde stets in einem Thread zusammenfassen, wo du was gefunden hast. Daran kannst du dich dann immer orientieren.
  18. Zeitungsartikel #1 [Gefunden beim Müllschacht] The police announced today that Walter Sullivan, who was arrested on the 18th of this month for the brutal murder of Billy Locane and his sister Miriam, committed suicide in his jail cell early on the morning of the 22nd. According to the police statement, Sullivan used a soup spoon to stab himself in the neck, severing his carotid artery. By the time the guard discovered him, Sullivan was dead from blood loss, the spoon buried two inches in his neck. An old schoolmate of Walter Sullivan's from his hometown of Pleasant River said “He didn't look like the type of guy who would kill kids. But I do remember that just before they arrested him he was blurting out all sorts of strange stuff like 'He's trying to kill me. He's trying to punish me. The monster... the red devil. Forgive me. I did it, but it wasn't me!'.” The schoolmate then added “I guess now that I think of it, he was kinda crazy.”
  19. Der Müll ist beinahe komplett geplündert. Zwei Mülltonne, eine leer, die andere mit ranzigen Lebensmitteln. Es stinkt bestialisch. Daneben siehst du eine Holzkiste für Orangen, aus der du dir eine einfache Holzlatte reißt. Besser als nichts. Vielleicht findest du im Inneren des Gebäudes ja etwas Brauchbareres? Die beiden Flügel des Müllschachts sind geöffnet und der Gang ist nicht verstopft, aber zu steil, um jedwede Kletteraktion zu starten. Dennoch: Er scheint soweit frei zu sein. Unter deinen Füßen liegt welliges Zeitungspapier und mit leichtem Interesse liest du, was dort geschrieben steht: The police announced today that Walter Sullivan, who was arrested on the 18th of this month for the brutal murder of Billy Locane and his sister Miriam, committed suicide in his jail cell early on the morning of the 22nd. According to the police statement, Sullivan used a soup spoon to stab himself in the neck, severing his carotid artery. By the time the guard discovered him, Sullivan was dead from blood loss, the spoon buried two inches in his neck. An old schoolmate of Walter Sullivan's from his hometown of Pleasant River said “He didn't look like the type of guy who would kill kids. But I do remember that just before they arrested him he was blurting out all sorts of strange stuff like 'He's trying to kill me. He's trying to punish me. The monster... the red devil. Forgive me. I did it, but it wasn't me!'.” The schoolmate then added “I guess now that I think of it, he was kinda crazy.” Du gehst an einigen Garagen vorbei und drückst die Klinke zu der rechten Tür. Verschlossen. Sie bewegt sich kein Stück, bevor du nicht einen Schlüssel hast. Dann, als du dich umdrehst, wirst du dir, im zweiten Stock muss es sein, eines lebhaftes Leuchten gewahr. Es befindet sich in einem Zimmer direkt links neben dem Treppenhaus der Tür, bei der du dich im Augenblick befindest.
  20. Na ich weiß nicht, ob es uns - mir so viel besser geht ... Nur kurz sinne ich darüber nach, dann antworte ich zu Matilde: "Das weiß ich noch nicht genau." Zu dem erbärmlichen Bündel strecke ich eine Hand. "Wie kann ich Ihnen helfen?"
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