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Der Spielercharakter - ein Alter Ego ?


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  • 1 year later...
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Da ich meistens leite habe ich keine so festgelegten Chars... aber in meiner Gruppe haben sich ein paar Archetypen festgefahren ;D

 

Der Gutaussehende möchtegern Chauvi der sich immer zum einelgänger entwickelt und dem bösen nicht abgeneigt ist

 

Der stupide Haudrauf der selten was sagt aber im Herzen gut ist

 

Die hübsche soziale engagierte

 

der stille Forscher der es Faustdick hinter den Ohren hat

 

Der inkompetente Agent/Polizist

 

Der geheimnisvolle mit mindestens einer Deckidentität

 

Der eigentlich erfahrene Abenteurer, der in jedes Fettnäpfchen tritt und früh stirbt

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Ich kann mit Sicherheit nicht leugnen, dass den Meisten meiner Charaktere etwas gemein ist. Das ist aber viel mehr ein "Nicht"-Attribut als ein Attribut. Ich mag nämlich keine starken Kämpfertypen. Habe ich zwar auch schon gespielt, aber meist tendiere ich eher zu intellektuellen, verschrobenen, seltsamen, hinterhältigen, stillen, etc.

 

Eine Typ hab ich aber schon. Obwohl man davon nicht als Typ sprechen kann. Für mich sind besonders Herausforderungen das A und O im RPG. Und Ideen. Wenn ich eine coole Char-Idee habe, spiele ich. Wenn nicht, dann nicht. Das kann auch dazu führen, dass ich nach dem Tod eines Charakters aus dem Spiel ausscheide, weil mir nicht das SPIELEN EINES RPGs Spa? gemacht hat, sondern das SPIELEN DES CHARAKTERS.

...allerdings nehme ich sowas dem SL nicht übel - wenn es gerechtfertigt ist. Ich mag nicht in der 500 Schlacht von Goblin X zufällig mit einem Strohalm erdolcht werden, weil ich dumm und der Meister supergut gewürfelt hat. Das finde ich eher blöd, und werde dann sauer...

 

...man merkt, dass ich nicht oft Cthulhu SPIELE, oder? Und das fast nur leite...

 

Was so Herausforderungen sind:

Shadowrun: eine Sprengstoffexpertin mit Spezialausbildung für schnell und ungesehen rein, wieder raus, und BUMM. Kann nicht kämpfen, kann nicht schie?en, und glaubt nicht an Magie.

Shadowrun: ein ehemaliger SEAL turned Ghoul, kann keine Magie, wird von JEDER Barriere aufgehalten, hat Flashbacks etc.

Cthulhu: die 58-jährigen Hobby-Archäologin im Blümchenkleid

Cthulhu: der 67-jährige gro?wild-jagende Lord mit Butler

Fantasy: der ängstliche Kriegspriester

Fantasy: der absolut ungeschickte Zwergenmechaniker

Fantasy: der Zauberer, der fett und faul ist, und nicht zaubern kann (also in etwa mein Spiegelbild)

Fantasy: der tollpatschige Alchemist, der schiefgehende Experimente einfach aus dem Fenster kippt, bevors BUMM macht

Vampire: der Malkavianer, der nicht weiss, dass er Malkavianer ist, und selbst Malkavianer hasst...

etc.

 

Ich mag auch Rollen, mit denen ich eigentlich überhaupt nix anfangen kann oder nie so sein wollen würde, wie z.B. die KZ-Wache, der Drogenbaron-Enforcer, die gescheiterte Existenz, der selbstmordgefährdete Jugendliche usw. Um der fiktiven Einsichten willen, die ich (unter nem guten Spielleiter) vielleicht mit nach Hause nehmen kann.

 

 

Naja, ich bin halt (will man Robin D. Laws heranziehen) ein Method Actor. Eines habe ich in den Jahren aber gelernt - wenn man selbst zu konsequent den Charakter darstellt, kann das zu massiven Problemen innerhalb der Gruppe führen. Das Abenteuer kann gar daran kaputt gehen.

Und das ist den ganzen anderen Spielern, die vielleicht eher Stroyteller oder Specialists oder Tacticians sind, und womöglich auch dem SL gegenüber äu?erst unfair. Denn jeder sollte seinen Spa? haben. Das kann aber nur mit Kompromi?-Bereitschaft funktionieren...

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Hallo,

 

mir fällt immer wieder auf, dass vorallem neue Spieler meist die Berufe oder Eigenschaften wählen die sie selbst haben oder haben wollen.

 

Ich finde es eigentlich sehr langweilig wenn man nur auf eine Rolle begrenzt ist. Wo ist denn da die Rollenspielerische Herausforderung wenn man nur sich selbst (etwas verändert) darstellt.

Ich finde bei Cthulhu au?erdem viel zu viele verschiedene Berufe interessant um immer das gleiche zu machen.

 

Momentane Charaktere sind:

Cthulhu- Polizei-Komissar, sehr vorsichtig beim Gesetz, Verhörexperte

 

Cthulhu- Kryptozoologe, verschroben, enthusiastisch

 

Fantasy- Streuner, Frauenheld, Spieler, spontan, Einbrecher

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  • 1 month later...

Geht mir irgendwie ähnlich wie Doc Shirmon. Meine weiblichen Charaktere (jedenfalls die, die ich am liebsten spiele) haben eigentlich immer von mir nicht ausgelebte Charakterzüge. :D Wenn ich männliche Charaktere spiele, werden das allerdings fast immer Witzfiguren. Ich hab wohl nicht so den Zugang zur männlichen Seele...

 

Manchmal wird der eigene Charakter auch so sehr von den Mitcharakteren oder vom Plot des Abenteuers geprägt, dass er sich völlig anders als geplant entwickelt.

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Cross-Gender halte ich generell für unangebracht. Das treibt den Spielleiter echt in den Wahnsinn (SL/Ich: "Sie geht jetzt...", Spielerin: "Er.", SL/Ich: "Ach, ja. Schei..!").

Denn entweder verkommen die Char dann zu sexistischen Klischees (in beide Richtungen) oder zu asexuellen Neutren. Zumindest habe ich noch nie erlebt, dass es mal funktioniert hätte.

 

Auch was du beschreibst, immer wieder den selben Char in verschiedenen Inkernation zu spielen, finde ich ermüdend sowohl als Mitspieler, als auch als SL irgendwie ermüdend. Ok, kommt natürlich auf den Char an.

 

Deswegen bringe ich bei meinen festen Runde verschiedene Charaktere ein:

 

DSA - feiger Wundarzt mit paranoiden Zügen, dafür mit übersteigertem Selbstbewusstsein bezüglich seiner medizinischen fähigkeiten

 

Cthulhu MA - reicher Händler und religiöser Fanatiker, eigentlich unnötig zu erwähnen, dass das sein Tod war

 

Cthulhu 1920s - amerik. Veteran, unzufrieden, herrisch, atheistisch, aggressiv und patriotisch, also genau den den man unbedingt als Sicherheitsbeauftragten für seine Expedition haben möchte

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Ich stimme dir zu, dass cross-gender play eine echte Herausforderung ist (habe soweit ich mich erinnere, noch kein wirklich überzeugendes gesehen). Allerdings solltest du auch bedenken, dass es für weibliche Spieler jedenfalls in den 20ern wegen der Gegebenheiten dieser Zeit verdammt schwierig ist, Abwechslung in die Charakterwahl zu bringen. Irgendwann hat man (frau) nämlich auch keine Lust mehr, den 11387641. flapper zu spielen. ;)
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Also, ich sehe da keine Probleme bei. Weder beim ständigen Spielen des gleichen Charakters, noch beim Cross-Gender-Play, noch bei sonstigem.

Das Rollenspiel soll ja Spa? machen. D'oh - brauch ich eigentlich nicht zu sagen...

Aber was Spa? macht, definiert ja jeder anders. Und nicht jeder definiert die Herausforderung als Spa?. Wenn ich (hypothetisch gesprochen) meinen Ideal-Charakter gefunden habe, und diesen gerne immer wieder spielen möchte (in ähnlichen Variationen), das eben für mich Spa? bedeutet, finde ich das vollkommen okay.

Genauso, wenn jemand Cross-Gender versuchen mag. Habe ich auch schon öfters gespielt. Es geht ja schlie?lich nicht darum, eine authentische, reale Person abzubilden. Immerhin spielen wir Rollenspiel, und jeder Charakter, den wir darstellen, ist zu mehr oder weniger gro?em Teil Klischee- und Vorurteils-basiert.

 

Natürlich kann grade Cross-Gender zu albernem Slapstick abrutschen. Und wenn es das nicht soll, muss man entweder entsprechende Vorkehrungen treffen, und/oder mit dem Spieler eben vorher klären, dass es nicht darauf hinauslaufen darf. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, ist es aber auch meiner Ansicht nach legitim, aufgrund des Gruppenspa?es sowas auszuschlie?en...

 

That said, ich hatte schon in diversen Runden jede Menge Spa? mit klischee-haftem Cross-Gender-Verhalten. Womit ich allerdings weniger Ketten-Bikini-tragende Barbarennacktheiten meine...

 

Zuletzt stimme ich grade auch Tina da zu. Und wenn sich eine Spielerin darauf einlässt, einen männlichen Charakter zu spielen (let's face it - das ist wesentlich seltener als umgekehrt), dann macht sie uns als Spielleitern das Leben ja durchaus einfacher, und das kann man mMn auch mal mit dem einen oder anderen zugedrückten Auge honorieren...

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Original von JohnDoe

Cross-Gender halte ich generell für unangebracht. Das treibt den Spielleiter echt in den Wahnsinn (SL/Ich: "Sie geht jetzt...", Spielerin: "Er.", SL/Ich: "Ach, ja. Schei..!").

Denn entweder verkommen die Char dann zu sexistischen Klischees (in beide Richtungen) oder zu asexuellen Neutren. Zumindest habe ich noch nie erlebt, dass es mal funktioniert hätte.

 

Sehe ich naturgemä? anders, kann man aber selbstredend unterschiedlicher Auffassung drüber sein. :)

 

Wo ich Dir zustimme, ist, dass jemand der gefühlsmä?ig nicht mit so einem SC klarkommt oder jemand, der eh' immer nur die gleichen zwei, drei Charaktertypen spielt, da genau so gut die Finger von lassen kann; desweiteren die "hihi, ich spiele eine Frau, aber die ist immer als Mann verkleidet"-Typen, die wohl zu viel Angst vor ihrer eigenen Courage haben. Oh, und Jungs unter 18. :D

 

Aber gerade für die method actors unter uns, die unter Umständen sogar noch bereit dazu sind, au?erhalb des Spiels etwas zu recherchieren und auf der Sache herumzudenken, ist es, denke ich, eine hübsche Herausforderung.

 

Die Umsetzung am Spieltisch ist bisweilen etwas schwierig, nach meinem Empfinden vor allem deshalb, weil in gefühlten 90% des Spiels das Geschlecht eines SCs ja nun mal überhaupt keine Rolle spielt und es deshalb leicht in Vergessenheit gerät (und wenn es eh keinen Unterschied macht, kann man das cross gendern auch gleich sein lassen). Dem baue ich vor, indem ich die "kleinen Unterschiede" überzogen ausspiele, also beispielsweise immer wieder verkünde, dass meine Vampirjägerin jetzt erst mal duschen und sich umziehen geht, im Taschenspiegel schaut, ob das Make-Up noch sitzt oder quengelt, weil der letzte Kampf ihr neues Chanel-Kleid ruiniert hat.

 

Damit bediene ich natürlich gängige Klischees, die ich aber in dem Zusammenhang als sehr hilfreich empfinde, weil ihr überzogenes Auspielen hilft, die Besonderheiten meines SCs herauszustellen.

 

Ah, und au?erdem wechsle ich in "romantischen" Szenen in die dritte Person. Also "ICH semmel' dem Vampir jetzt ein paar zwischen seine Bei?erchen und sage: 'Nimm dies, Edward!" aber "Steffi beugt sich so vor, dass ihr Decollete zur Geltung kommt und fragt den Archäologen: 'Und lä?t Ihr Beruf Ihnen auch Zeit für ein Privatleben?'" - Meine Komfortzone ist schlie?lich auch nicht grenzenlos. ;)

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Original von Tina

Ich stimme dir zu, dass cross-gender play eine echte Herausforderung ist (habe soweit ich mich erinnere, noch kein wirklich überzeugendes gesehen). Allerdings solltest du auch bedenken, dass es für weibliche Spieler jedenfalls in den 20ern wegen der Gegebenheiten dieser Zeit verdammt schwierig ist, Abwechslung in die Charakterwahl zu bringen. Irgendwann hat man (frau) nämlich auch keine Lust mehr, den 11387641. flapper zu spielen. ;)

 

Rein neugierdehalber, was meinst Du in dem Zusammenhang mit Abwechslung, Tina? - Ich denke nämlich, dass in den 20ern weibliche Charaktere nach Art, Typ und Verhalten keinen nennenswerten Beschränkungen unterliegen.

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Original von Deep One
Original von Tina

Ich stimme dir zu, dass cross-gender play eine echte Herausforderung ist (habe soweit ich mich erinnere, noch kein wirklich überzeugendes gesehen). Allerdings solltest du auch bedenken, dass es für weibliche Spieler jedenfalls in den 20ern wegen der Gegebenheiten dieser Zeit verdammt schwierig ist, Abwechslung in die Charakterwahl zu bringen. Irgendwann hat man (frau) nämlich auch keine Lust mehr, den 11387641. flapper zu spielen. ;)

 

Rein neugierdehalber, was meinst Du in dem Zusammenhang mit Abwechslung, Tina? - Ich denke nämlich, dass in den 20ern weibliche Charaktere nach Art, Typ und Verhalten keinen nennenswerten Beschränkungen unterliegen.

 

Ich meinte die Berufswahl. Viele der typisch männlichen Berufe waren in den 20ern für Frauen halt einfach nicht üblich oder sogar unmöglich. Beispiel: meine beiden kanadischen Mountie-Charaktere (RCMP) für "Mountains of Madness" - musste ich Männer spielen, weil es weibliche Mounties erst seit den 70ern gibt. :)

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Original von Tina
Original von Deep One
Original von Tina

Ich stimme dir zu, dass cross-gender play eine echte Herausforderung ist (habe soweit ich mich erinnere, noch kein wirklich überzeugendes gesehen). Allerdings solltest du auch bedenken, dass es für weibliche Spieler jedenfalls in den 20ern wegen der Gegebenheiten dieser Zeit verdammt schwierig ist, Abwechslung in die Charakterwahl zu bringen. Irgendwann hat man (frau) nämlich auch keine Lust mehr, den 11387641. flapper zu spielen. ;)

 

Rein neugierdehalber, was meinst Du in dem Zusammenhang mit Abwechslung, Tina? - Ich denke nämlich, dass in den 20ern weibliche Charaktere nach Art, Typ und Verhalten keinen nennenswerten Beschränkungen unterliegen.

 

Ich meinte die Berufswahl. Viele der typisch männlichen Berufe waren in den 20ern für Frauen halt einfach nicht üblich oder sogar unmöglich. Beispiel: meine beiden kanadischen Mountie-Charaktere (RCMP) für "Mountains of Madness" - musste ich Männer spielen, weil es weibliche Mounties erst seit den 70ern gibt. :)

 

Hm, ich hätte nun vermutet, dass au?er Soldaten und vermutlich Richtern Frauen nun doch alle Berufe ausüben konnten ... na gut, und Mounties. :D - Davon ab, ich denke, wenn etwas unüblich ist, sollte sich niemand abgehalten fühlen und unmöglich liegt ja auch immer im Auge des Betrachters. Undenkbar wäre es ja nun nicht, dass es in den 20ern Frauen bei den Mounties gegeben haben könnte; zumindestens wäre das Thema als Hollywood-Stoff ziemlich glaubwürdig.

 

Und wenn Wert auf historische Genauigkeit gelegt wird, ist es ja immer noch möglich, sich eine Frau als SC zu basteln, die zwar kein Mountie ist, aber doch die gleichen Fertigkeiten besitzt.

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Deep One, rein gesellschaftlich-historisch betrachtet hat Tina aber recht, denn au?er in den typischen "Frauenberufen" sah man die Damen in anderen Bereichen eher selten. Und grade viele der für Cthulhu interessanten Berufe (PI, Psychologe, Gesetzesvertreter, Arzt, etc.) waren da gesellschaftlich eher noch verwehrt. Und mehr noch, wenn man es historisch korrekt spielt, so sind natürlich Wissenschaftlerinnen etc. zwar möglich, werden aber mit dem entsprechenden Naserümpfen und den nicht allzu verheimlichten Arroganzien belohnt.

 

Man mag nicht vergessen, dass England eines der ersten (das erste?) europäische Land war, in dem Frauen das Wahlrecht erhielten. Und dieses wurde durch die Suffragetten-Bewegung den Frauen erkämpft, und schlie?lich 1918 (!!!) umgesetzt.

 

Noch bis Ende des 19 Jahrhunderts (und meines Wissens nach auch noch ein ganzes Stück in das 20. Jahrhundert hinein) galt "Hysterie" als eine ernsthafte Krankheit, der primär Frauen zum Opfer fielen. Das klingt dann ganz besonders schlimm, wenn man sich vor Augen hält, dass Männer mit dieser Laiendiagnose zu ?rzten kommen konnten ("Meine Frau ist hysterisch!"), und der Arzt daraufhin der Frau gewisse Mittelchen gegen die Hysterie verschrieb. Was die Frau dazu zu sagen hatte, war unerheblich - und Wiederstand konnte schlie?lich auf die Auswirkungen der Hysterie zurückzuführen sein.

Ach ja, und zur "Behandlung" wurden natürlich ruhigstellende Drogen (nicht selten Opiumderivate wie Laudanum etc.) verschrieben. Diese machten dann glücklicherweise auch noch süchtig, so dass sich die Männer dann wenigstens nicht mehr um das beständige Aufrechterhalten der Behandlung und Medikation kümmern mussten...

 

Es klingt, grade mit Damen wie Amelia Earhart etc. im Kopf, recht seltsam, aber solche Glanzlichter waren die eher seltene Ausnahme. Zumindest in Bereichen abseits der künstlerischen Szene...

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Original von Dumon

Deep One, rein gesellschaftlich-historisch betrachtet hat Tina aber recht, denn au?er in den typischen "Frauenberufen" sah man die Damen in anderen Bereichen eher selten. Und grade viele der für Cthulhu interessanten Berufe (PI, Psychologe, Gesetzesvertreter, Arzt, etc.) waren da gesellschaftlich eher noch verwehrt. Und mehr noch, wenn man es historisch korrekt spielt, so sind natürlich Wissenschaftlerinnen etc. zwar möglich, werden aber mit dem entsprechenden Naserümpfen und den nicht allzu verheimlichten Arroganzien belohnt.

 

Man mag nicht vergessen, dass England eines der ersten (das erste?) europäische Land war, in dem Frauen das Wahlrecht erhielten. Und dieses wurde durch die Suffragetten-Bewegung den Frauen erkämpft, und schlie?lich 1918 (!!!) umgesetzt.

 

Noch bis Ende des 19 Jahrhunderts (und meines Wissens nach auch noch ein ganzes Stück in das 20. Jahrhundert hinein) galt "Hysterie" als eine ernsthafte Krankheit, der primär Frauen zum Opfer fielen. Das klingt dann ganz besonders schlimm, wenn man sich vor Augen hält, dass Männer mit dieser Laiendiagnose zu ?rzten kommen konnten ("Meine Frau ist hysterisch!"), und der Arzt daraufhin der Frau gewisse Mittelchen gegen die Hysterie verschrieb. Was die Frau dazu zu sagen hatte, war unerheblich - und Wiederstand konnte schlie?lich auf die Auswirkungen der Hysterie zurückzuführen sein.

Ach ja, und zur "Behandlung" wurden natürlich ruhigstellende Drogen (nicht selten Opiumderivate wie Laudanum etc.) verschrieben. Diese machten dann glücklicherweise auch noch süchtig, so dass sich die Männer dann wenigstens nicht mehr um das beständige Aufrechterhalten der Behandlung und Medikation kümmern mussten...

 

Es klingt, grade mit Damen wie Amelia Earhart etc. im Kopf, recht seltsam, aber solche Glanzlichter waren die eher seltene Ausnahme. Zumindest in Bereichen abseits der künstlerischen Szene...

 

Ich wei? jetzt ehrlich gesagt nicht, ob ich den gesellschaftlich-historischen Aspekt bei Cthulhu in den Vordergrund stellen würde. Dass eine Gruppe von Menschen aus völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Nationen sich zusammenfindet, um das Böse zu bekämpfen, ist ja nun nicht eben realistisch, da fällt nach meinem Empfinden eine Psychologin wie Sabina Spielrein (praktizierte 1921 in Genf). eine Polizistin wie Henriette Arend (Stuttgart, 1903) oder eine Privatdetektivin wie Kate Warne (Pinkerton, 1856) nicht weiter ins Gewicht.

 

Es ist selbstverfreilich jeder Gruppe überlassen, ob sie sich aufgrund ihrer Vorstellung der damaligen Zustände Beschränkungen auferlegt, persönlich würde ich allerdings nicht verbieten, eine Psychologin oder Polizistin zu spielen, weil die damals so doll selten waren.

 

Desgleichen kann, wer es mag, alle Männer in den 20ern als Misogynisten spielen, aber auch hier bin ich mir nicht unbedingt sicher, ob dieses Bild den damaligen Verhältnissen tatsächlich entspricht. In D.L. Sayers' Romanen zum Beispiel konnte Harriet Vane recht unbelästigt und -diskriminiert ermitteln (und Mary Russel-Holmes in L.R. Kings modernen Werken ohnehin), insoweit mag es hilfreich sein, in dieser Hinsicht den eigenen Blickwinkel zu erweitern.

 

Jedenfalls ist Diskriminierung ja nicht schön, weshalb ich weiblichen Charakteren in meinen Runden auch keiner aussetze ... und wenn doch, dann als flag, dass man es mit einem Bösewicht oder Arschloch zu tun hat, der/das nach Belieben und ohne schlechtes Gewissen ausgenutzt und malträtiert werden darf. ;)

 

Schlie?lich halte ich es für möglich, das die Hysterie des ausgehenden 19. Jahrhunderts tatsächlich eine schwere psychologische Störung war, eine vermutlich singuläres und vorwiegend gesellschaftlich bedingtes Phänomen zwar, aber keine reine Erfindung von Frauenhassern. Oder zumindestens scheint Prof. Dr. rer. nat. Katja Werheid, bei der ich im Winter klinische Psychologie gehört habe, diese Erklärung nicht auszuschlie?en.

 

In Ergebnis halte ich es nicht für sinnvoll, sich Stre? mit einem zu engen Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse von damals zu machen, wenn es auch viel entspannter geht. :)

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