Jump to content

Akeleys Kaffee


Trollgrottan
 Share

Recommended Posts

Eine Frage beschäftigt mich seit Langem, tauchte aber erst neulich wieder mit zunehmender Präsenz bei mir auf, nachdem ich mal wieder "Whisperer in Darkness" gelesen hatte. Und nun lässt sie mir keine Ruhe mehr.

 

Es geht um den Kaffee in Akeleys Haus, den Wilmarth so scheu?lich findet. Was soll das? Ich habe bis heute nicht ganz den Hintergrund dieses "Vorfalls" verstanden. Ich habe mir zwei Szenarien zurechtgebastelt, was es damit auf sich haben könnte. Beide stellen mich aber nicht so wirklich zufrieden.

 

Szenario Nr. 1.: Die Mi-Go wollen Wilmarth vergiften und ihm dann das Gehirn entnehmen. Warum hat aber eine Rasse von technisch-hochentwickelten Wesen kein geschmacksneutrales Gift? Selbst ein Schlafmittel von der Erde ist geschmacklos. Au?erdem scheint mir dann diese ganze "Akeley aka Mi-Go Maskenmann erklärt mir das Universum und versucht mich zu überreden, freiwillig mit nach Yuggoth zu kommen"-Nummer ziemlich unnütz. Wozu der Aufwand?

 

Szenario Nr. 2: Beim ersten Lesen habe ich es als unterschwelligen Witz verstanden. Die Mi-Go können einfach keinen guten Kaffee machen. Aber das wäre ziemlich lustig für Lovecraft-Verhältnisse, oder?

 

Was meint ihr dazu?

Link to comment
Share on other sites

Also, eine Antwort auf die Frage hab ich auch nicht. Habe aber grade mal reingeschaut, da ich mich selbst an die Situation gar nicht mehr erinnern konnte...

 

Der Kaffee hat "a faintly unpleasant acrid taste" - also einen bitteren Nachgeschmack oder ?hnliches. Ich würde vermuten, dass irgend etwas im Kaffee ist, was dort nicht reingehört. Wenn der Kaffee schlecht gemacht, also zu stark oder zu schwach, oder zu alt gewesen wäre, hätte Lovecraft wohl den Kaffee eher als "weak" oder "bitter" beschrieben, nicht "faintly unpleasant acrid" - eine umständliche Formulierung für "nur" schlechten Kaffee...

 

Wenn sich etwas Anderes im Kaffee befindet, das da nicht reingehört, kann das mMn drei Gründe haben:

a) Die Mi-Go wollen ihn vergiften/ einschläfern oder etwas ?hnliches mit ihm anstellen...

B) Der Kaffee hat gefault, weshalb der Nachgeschmack so gar nix mit Kaffee zu tun hat...

c) Es ist durch die Unkenntnis und Unachtsamkeit der Mi-Go beim Brühen etwas hineingeraten, was nicht hinein gehört...

 

Was davon nun zutrifft - nun, das kann ich auch nicht beantworten. Da es aber schon einen Stellenwert in der Story einnimmt (der Kaffee explizit), muss es mEn irgendeine Signifikanz für Lovecraft gehabt haben.

Vielleicht ist es auch nur wieder einer der versteckten Insider, die er ja gerne in seinen Texten unterzubringen pflegte...

 

;)

Link to comment
Share on other sites

  • 4 months later...

Ich würde mit, mhmm, okay, 85% Wahrscheinlichkeit auf Schlafmittel tippen.

Denn bis Kaffee schlecht wird, dauerts eine ganze Weile. Bestimmt mehrere Jahre und solange ist Akeley nicht von der Au?enwelt abgeschnitten.

Dass den Mi-Gos ausversehen etwas in den Kaffee geraten ist, wage ich auch arg zu bezweifeln. In Lovecrafts Geschichten tauchen nicht häufig (eigentlich gar keine) Elemente auf wie Nahrungsaufnahme. Er beschränkte seine Geschichten (anders als z.B. C.A.Smith) auf die Elemente, die für die Atmosphäre und die Pointe vonnöten waren.

In Schatten über Innsmouth bspw. reflektiert die Angewohnheit des Protagonisten eine Dosensuppe mit ein paar Crackern zu essen zum einen Lovecrafts eigene Angewohnheit sich äu?erst karg zu ernähren, zum anderen wird das Unwohlsein in Innsmouth dadurch ausgedrückt. Sprich: Er mag keinen Fisch! ;)

Der Kaffee in Akeleys Haus wurde deshalb jedenfalls nicht ohne Grund überhaupt erst beschrieben und das den Mi-Gos zufällig was dareingefallen sein soll, ist damit ziemlich fraglich.

Und weil die Mi-Gos ja offensichtlich nicht vor hatten mit Wilmarth nett zu palavern, gehe ich davon aus, dass sie ihn erst mit dem Kaffee versucht haben zu betäuben und ihm anschlie?end das Gehirn entnommen hätten.

 

Dein 1. Szenario trifft`s damit eigentlich recht gut.

 

Warum hat aber eine Rasse von technisch-hochentwickelten Wesen kein geschmacksneutrales Gift?

Lovecraft wollte wahrscheinlich irgendwie die (eig. sehr offensichtlichen) Anzeichen von Gefahr und Täuschung noch zusätzlich mit diesem für ihn eher untypischen Element noch unterstreichen. Ein geschmacksneutrales Gift dürfte dem Protagonisten also nicht aufgefallen sein, sodass er die restlichen Entdeckungen und die heillose Flucht nicht mehr hätte erleben können. Deshalb hat Lovecraft den Mi-Go vermutlich nicht die Fähigkeit zur Herstellung eines geschmacksneutralen Gifts in die Scheren gelegt.

Es könnte vll. auch sein, dass das Gift in der Regel auch nach nichts schmeckt aber nur in Kaffee einen bitteren Nachgeschmack (wenn auch nur ganz leicht) hervorruft.

Wer wei??

 

Au?erdem scheint mir dann diese ganze "Akeley aka Mi-Go Maskenmann erklärt mir das Universum und versucht mich zu überreden, freiwillig mit nach Yuggoth zu kommen"-Nummer ziemlich unnütz. Wozu der Aufwand?

 

Sie haben ihm evt. ja zwei Wege offenlegen wollen:

Einmal wollten sie ihn mit dem Wissen locken und ihm auf endlose Reisen schicken, um ihn im Austausch dafür zu einen menschl. Spion zu machen. Ein intellektueller Spion ist mit Sicherheit nützlicher als irgendwelche Vermounter Bauern. Im Gespräch gaben sie ihm also bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das, was ihn noch erwarten könnte.

Als Rückversicherung dient dann der Kaffee. Wenn Wilmarth sich als störrisch und als nicht willig erweist, wäre er (dank des Schlafmittels) die restliche Nacht mit Sicherheit ziemlich ausgeknockt gewesen.

Gehirn rausnehmen, in einen Container und dann weit weit weg sperren! Dann hätten sie womöglich sogar den Körper noch nutzen können, um das Gehirn eines willentlicheren Verbündeten dort reinzufüllen und dann mit Wilmarth Körper au?erhalb von Vermount einen Spion in höherer Position zu haben.

 

So habe ich mir selbst das Ganze eigentlich immer erklärt. Ich hoffe, ich konnte helfen!

 

MfG Blackdiablo

:))

Link to comment
Share on other sites

Guest Macthulhu
Es geht um den Kaffee in Akeleys Haus, den Wilmarth so scheu?lich findet.

selbige Szene ist auch im HPLS Film in den Outtakes vorhanden ... sehr schön. ... vielleicht gibt da in den Kommentaren einen Gedankenansatz zur Erklärung?

Link to comment
Share on other sites

Die Stelle in der Geschichte ist ja geprägt durch ständig auftretende Verunsicherung. Die Spuren drau?en, das seltsame Verhalten des Gastgebers usw. steigern sich dann bis in die Nacht mit dem gruseligen Abendgespräch und dem belauschten Gespräch danach. Der Kaffee könnte auch einfach ein literatisches Mittel sein, das das Gefühl der Verunsicherung aufrecht erhalten soll.
Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...