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[Nightmare in Norway] Norge framreise; dag en - lordag 19.12.1925


Der Läuterer

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-ich schaue ihn etwas irritiert an-

"Das habe ich ihn bereits erzählt! Es ist so..Ich höre Hans Stimme..er versucht mich zu beruhigen, und irgendwie...Anweisungen zu geben so wie "nicht schiessen" oder "warte", als wäre er hier bei mir..aber diese..Stimme ist gestört von..von Nordgrens Stimme..denke ich..der sagt,daß Hans sterben müsse..er sagt es soll still bleiben..

Ich weiss, wie lächerlich das klingt..." sage ich angeschlagen.

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Ich halte mir meinen Kopf und versuche mich zu besinnen: "Ja - JA richtig!" Ich schüttel die Verwirrung von mir. "Es tut mir wirklich Leid, Contessa, nur ... Es ist so, meine Aussetzer, sie - manchmal weiß ich nicht -..." Ich reibe mir mit einer Hand über die Augen und reiße dabei die Blutkrusten meiner Schnittwunden wieder auf.

 

Als mein Kopf etwas klarer ist, schaue ich ihr direkt ins Gesicht: "Lächerlich sind diese Stimmen mit Sicherheit nicht. Ich denke eher, sie sind Ihre Schutzengel ... und Nordgrens Stimme ist die des Teufels, die Ihnen einzureden gesucht, alle Hoffnung fahren zu lassen. Hat er -" Ich räuspere mich. "Sagen Sie, hat er Ihnen den Mut bereits genommen?"

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Im flackernden Licht, der schwachen Beleuchtung des Waggons, wird der Schrecken der Szenerie noch verstörender, als in der namenlosen, unsichtbaren Schwärze der Unkenntnis dessen, was sich tot und unbewegt, nun, im Flackern abermals zu Bewegen scheint.

Die Bestätigung des Horrors ist noch beängstigender, als die reine Vorstellung allein.

 

Die Stimmen branden an Matilde Verstand und beginnen Teile davon zu unterspülen. Sie reissen ihre eigenen Gedanken mit und drohen diese zu ertränken.

 

Ricks Nackenhaare richten sich auf und ein eiskalter Schauer rinnt sein Rückgrat hinab, als Wortfetzen auch nach seinem Verstand zu greifen beginnen.

 

< DUM BIEST... BIEST... DUM BIEST... no sparare a testa, tiratrice... GREVINNEessere in HORE... attesa di sparare... HORE HORE HORE... H-O-R-E... HOOO-REEE... fare fuoco... ITALIENSK LUDDER... attraverso che LUDDER polmone ITALIENSK... a cuore... a cuore... aL-U-D-D-E-RmedicoJEG DOR ALDELES IKKE... DU SKAL DODEdra... til... helveteDU SITTE I KNIPE HANS... LIGGE MED EN KVINNE GREVINNE HORE... tutto... va... bene... prego pregopregopregoanimomio. >

 

Dann herrscht Stille. ABSOLUTE STILLE. Als wären sämtliche Worte und Geräusche der Welt getilgt, ausgelöscht und vergessen worden...

Im Waggon und in den Köpfen. Als wären die Stimmen von einem Strudel der Leere abgesaugt worden.

 

Schreckliche Stille des Unwissens.

 

Matilde ist am Zweifeln, was verstörender ist.

Die Worte in ihrem Kopf oder deren Schweigen...

 

Du sitte i knipe.

[nor. Du sitzt in der Klemme.]

Ligge med en kvinne.

[nor. Mit einer Frau schlafen.]

Grevinne Hore.

[nor. Adelige (eigentlich: gräfische) Hure.]

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-ich halte mir mit beiden Händen den Kopf. John fällt auf den Boden, während ich auch auf die Knie falle. Ich fange an zu zittern, schweissgebadet.-

<Schluß..jetzt ist es Schluß..Ich muss ihn töten..also aber nicht in den Kopf schießen...aus Liebe zu Dir Hans? Damit er ansehlich bleibt?>

 

-Ich nehme wieder John in die Hände, und halte ihn fest-

-Ich schaue kurz zu Rick. Er sieht auch sehr benommen.

 

<Vielleicht habe ich geschriehen, ohne es zu merken...Wahnsinnig..ich werde wahnsinnig..no..ICH BIN ES SCHON> Ein unglaublicher Wut nimm die Kontrolle über mich. Plötzlich.

<ich will ihn nur töten. Nur töten>

 

-Ich stehe auf, das Gesicht im Zorn verzerrt-

"ODIN IKKE KOME FOR DEG NORDGREN!" Schreie ich dann voller Hals

"JEG, JEG KOME FOR DEG!!" Ich schreie in die Dunkelheit.

"KOME FOR MEG"

 

Stille.

 

"HANS ELSKER MEG!

DU
ER
INGENTING!!"

 

[Odin kommt nicht für dich, Nordgren, ich komme für dich. Komm, hole mich. Hans liebt mich, und du bist NICHTS]

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"Nei... NEI... N-E-I... NNNEEEIII !!!" [...]

 

Das Tentakel-Ding verändert sich plötzlich.

 

Die schwarze Masse, mit ihrer schillernden Oberfläche wird langsam immer stumpfer.

"Nei... NEI... N-E-I... NNNEEEIII !!!" [...]

"LOT DEM KISTE IN RO !!!"

 

Und das Volumen der Masse wird grösser und grösser. Nimmt dabei aber immer mehr an Substanz ab, als würde es sich in schwatzen Rauch und teerigen Dampf auflösen.

 

Die Wolke schwillt an, bis sie in etwa das vordere Drittel des ersten Passagierwaggons ausfüllt.

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Gehetzt schaue ich abwechselnd zu Contessa, dann wieder zu der wandelnden Schwärze vor mir. Was geschieht hier? Noch immer spüre ich kaltes Entsetzen meinen Körper durchfluten.

 

"Kommen Sie!", schreie ich. "Wir müssen auf Abstand bleiben!" Muss sie beschützen, wenn es soweit kommt, muss ich sie beschützen!

 

Hasan, wo bleibst du?! Du solltest längst zurück sein!, in meinem Kopf. Und tatsächlich kommt es mir vor, als sei mein Freund vor einer gefühlten Ewigkeit in den lebensbedrohlichen Sturm gegangen, um uns eine Chance zu erkämpfen. Ein eisiger Wind weht von hinten zu uns heran und umschmeichelt mich mit einem unangenehmen Gefühl von Unbehaglichkeit. Die Stille ist nun zum Zerreißen gespannt.

 

Erinnerst du dich?, zischt mein Verstand. Erinnerst du dich, als Paul und der gute Araber zum ersten Mal aufeinander stießen? Du warst auch da, verborgen, ein Beobachter, ein Lauerer im Schatten! Du musst dir doch furchtbar gut vorkommen, oder Rick Fairwell? Wie ein Gott der nach äonenlangem Schlaf zu seinem treuesten Anhängern zurückgefunden hat! Was für ein perverses Spiel das alles für dich sein muss! Diese Zugfahrt ist doch wohl das beste, was dir je geschehen ist! Du ernährst dich vom Leid und spritzt es auf leere Seiten, um deine eigene Unzulänglichkeit zu vergessen! Elender Giftmischer! Paul - oh gütiger Gott! Was hast du sein Leben zur Hölle gemacht mit der Versuchung, die du für ihn darstellst?! Und nun bist du hier, in einem Feld aus Leichen; denkst du, dass das ein Zufall ist? Du bist ein Mörder.

Und dein Geständnis gegenüber dieser Frau; glaubst du ernsthaft, dass sie es niemandem erzählt? Dass sie schweigen wird, wie die anderen Schafe dieser Welt? Dein Name ist Rick Fairwell! Du bist der Mörder aller Mörder! Hast du plötzlich nicht mehr den Mumm da weiterzumachen, wo du aufgehört hast?!

 

"Nein", krächze ich. Und  schließe meine Augen. Die Dunkelheit frisst alle Sünden und so ist es fast, als würde der strengste Richter meine Tat nicht sehen ... Schließlich bist du allein!

 

Ich entsichere meine Waffe und richte sie auf die junge Italienerin.

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Deine Chance dich zu zeigen; wer oder was du geworden bist ... Zeige, wie tief die Menschheit gesunken ist, sei ihr Spiegel, verewige die unsterblichen Worte Howard Phillips Wilde in den Körper dieser unschuldigen Frau ...

Ist das fair? - Nein. Das braucht es auch nicht zu sein. Du bist allein, niemand wird es sehen, niemand wird es hören. Die Schafe sind stumm - die Schafe sind taub.

Wozu aber die Menschheit reflektieren, wenn es doch ohnehin nicht gesehen wird? - Nun, du würdest es sehen, Rick Fairwell.

Reicht dir das nicht? - Doch, das würde genügen. Die Offenbarung zu preisen in deinem eigenen kleinen Kämerchen der Dunkelheit, in dem allein du etwas siehst.

 

Oder sei edel. Sei der Beschützer, der du versprochen hast zu sein. Zeige, dass sich jede noch so unbedeutende Existenz ändern kann! Sei ein Mensch und kein leeres Blatt, das du hast füllen lassen von all den längst verstorbenen und verschollenen Propheten deiner mentalen Krankheit.

Niemand wird je wissen, was du NICHT getan hast, du bist allein, niemand wird davon berichten. Aber das stimmt nicht: Da ist das Leben, das ich gerettet habe, da ist vielleicht sogar ein Gefühl des Glücks in dir, solltest du deine Veredelung zeigen! NIchts ist geschehen! Noch nicht! Beschütze sie, beschütze sie für Paul!

 

Mein ausgestreckter Arm zittert und ich öffne meine Augen und ich sehe ihre Angst und höre ihren panischen Atem. Sie lebt!, als wäre das die größte Erkenntnis meines Lebens. Sie ist wirklich am Leben!

 

Dann geht alles sehr schnell. Ich richte den Lauf meiner Waffe in ihre Richtung und schieße. Einige Sekunden steht die Zeit förmlich still.

 

"Ich konnte es nicht tun, Contessa", schluchze ich. "Ich konnte der Stimme nicht nachgeben!" Die Waffe fällt mir aus der leblosen Hand. Die Kälte ist verschwunden und mein Unbehagen auch. Dann schaue ich zu meiner vor Entsetzen erstarrten Begleiterin - und zu dem Loch, das einige Meter weiter von ihr in der Wand aufgeblüht ist. "Ich konnte, ICH WOLLTE Sie nicht einfach so unbringen! Ich bin vielleicht ein Mörder, aber ICH will bestimmen, was ich tue und nicht irgendeine namenlose Stimme in meinem Verstand! Hören Sie auf mich. Mord, wird Sie nicht glücklich machen, Contessa, lassen Sie den Doc leben, wenn Sie ihn finden! Sie werden es sonst bereuen!" Ich sacke auf meine Knie. "Sie werden Ihr Leben lang von dieser einen Stimme geplagt werden und sie wird Sie zu immer furchtbareren Dingen zwingen, wenn Sie jetzt auf sie hören!"

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- Ich mache die Augen auf. Langsam. Zittere noch etwas leicht-

<zum zweiter Mal...in weniger Stunde, sehe ich eine Waffe auf mich gerichtet. Ohne Grund. Ohne..>

"aber ich bin noch hier..." flüstere ich.

-dann schaue ich Rick kurz an. Meine Augen, und meine Stimme werden eisig. Eiskalt.-

"Dieser Mann. Nordgren. Hat heute Nacht MEINE SEELE irgenwelchem teuflischen Wesen verkauft. Das Ding...hat er DANK MIR zu sich beschwört. Ich WERDE ihn töten.

Zum ersten Mal in meinem Leben,werde ich EINEN MENSCH töten. Und wissen...weißt du warum Rick?"

Ich beuge mich zu ihm und flüstere ihn im Ohr weiter.

"Weil wenn er lebt, wird er meine Seele zwischen seine Finger behalten".

-Ich stehe wieder auf-

"Und jetzt auf, verdammt nochmal AUFSTEHEN! Ich brauche dich! Oder, wenn du nicht helfen willst.

Geh

aus

dem

Weg.

Ich habe keine Angst von diesen Stimmen, wenn ich dadurch diesen Teufelanbeter stoppen kann, ist mir WERT!"

-Ich schaue die Masse an-

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"Sie sind wie ich, als ich damals am Scheidepunkt meines Lebens stand, eine Waffe an dem Kopf dieses elenden Diebes; nur wurde mir die Enscheidung abgenommen. Sie haben die Wahl, Contessa! Ich werde Sie nicht aufhalten; ich habe heute Nacht schon genug getan. Töten kann ich Sie nicht und andere Wege habe ich angesichts Ihrer Entschlossenheit ohnehin nicht.

Ich beschwöre Sie: Überlegen Sie, was Sie mit Ihrem Vorhaben in Gang setzen, und wenn es Ihnen schon nicht um der Menschlichkeit Willen am Herzen liegt, so denken Sie wenigstens an die Konsequenzen eines Mordes für Ihr eigenes Leben ..." Ich richte mich auf und versuche meine kühl distanzierte Freundlichkeit (nichts als eine tückische Maske!) zurückzugewinnen. "Contessa, ich bin hier, um Sie zu beschützen und ich werde nicht weichen. MEINE Entscheidung ist damit gefallen."

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Es vergehen nur Sekunden. Oder Stunden? Ein Bruchteil eines Augenblicks oder die Ewigkeit. Die Zeit steht still und verrinnt zwischen den Fingern. Ein Äonenlanger Wimpernschlag.

 

Die schwarze Wolke beginnt sich aufzulösen. Sie verfliegt, verdunstet, vergeht wie Rauch.

 

Die schwarze Wolke ist verschwunden und auch das Tentakel-Ding ist wieder fort... Ein hustender Mann, offensichtlich sehr geschwächt, steht im Gepäckwagen und ist ausser sich vor Wut und Verzweiflung.

 

Dieser Mann sieht älter aus als Nordgren, aber es IST Nordgren, ohne jeden Zweifel. Er ist durch die breite Öffnung zwischen den Waggons in den Gepäckwagen hinüber gewechselt und hat bereits einige Meter dort zurück gelegt.

 

"Nei... NEI... N-E-I... NNNEEEIII !!!" NNNEEEIII !!!

LOT DEM KISTE IN RO !!!"

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"Hey! Hey, Rick!", höre ich jemanden hinter mir rufen, dann eine Hand auf meiner Schulter. Hasan, denke ich, spüre aber kaum die Freude, die ich sonst verspürt hätte. "Rick, du wirktest so ..."

"Anders?", kreische ich beinahe, während ich mich umwende. "Wirke ich so anders auf dich, Hasan? Ich sag dir was, es ist viel passiert in diesen gottverdammten 10 Minuten! Gottverdammt viel, ich ...!"

Hasans stimme wird tiefer, ruhiger. "Hör mir zu. Rick, verlier nicht deine Fassung. Wir können über alles reden, ja?"

Seine Beruhigung sorgt nur für noch mehr Feuer im Ofen. "Es wird einfach zuviel, verstehst du?! Diese Reise, dieser Zug, DIESER ALPTRAUM, in dem wir uns befinden! Schau dich um, DA und DA! Leichen liegen auf den Gängen verstreut und diese Menschen erkennen nicht einmal die Ungerechtigkeit all dessen! Weißt du, wer da liegen sollte ...?!"

"Rick ...!", unterbricht Hasan.

"Ich sollte da liegen! Das ist die Erkenntnis dieser Reise! Rick Fairwell sollte blutend dort liegen ..." Ich fahre mir mit der Rechten durchs Haar. "Gott, ich wollte sie umbringen, verstehst du mich, Hasan? Ich wollte diese Italienerin umbringen und ich weiß jetzt schon nicht mehr wieso ..."

"Deine Nerven, es sind deine Nerven, alter Freund."

Müde und zerzaust: "Ja, die Nerven. Es werden die Nerven sein."

 

Wir gehen schweigend ein Stück weiter und kommen schließlich vor der geschlossenen Tür der Lok an. Hasan schiebt sich vor mich (ich merke, dass er nach wie vor leicht humpelt) und hämmert mit der bloßen Faust gegen die Tür. Ein erstickter Schrei dringt von hinter der Tür.

"Salam aleikum?", ruft Hasan. "Hallo? Ist da jemand?"

"Verschwinden Sie!" "Pssssscht!" "Kein Wort, mehr dann geht er bestimmt!", von hinter der Tür.

"Hören Sie", erwidert Hasan mit einer beeindruckenden Selbstbeherrschung. "Mein Name ist Hasan Al-Sau und ich bin sicher, dass Sie sich dort wegen des Killers verschanzt haben ..." Kurze Pause. "Die Gefahr ist gebannt. Der Mörder ist zur Strecke gebracht und es gibt nicht nur Tote. Ihre Passagiere, MENSCHEN, zählen darauf, dass Sie ihnen jetzt beistehen und das alles hier schnell vergessen lassen ..."

"Was ist, wenn das alles eine Falle ist ...?", sagt die alte Klugscheißerstimme hinter der Tür.

In mir kocht die Wut hoch, doch als ich zu Hasan schaue, sehe ich, wie er mit dem Kopf schüttelt. Ich beherrsche mich und beginne die Sekunden zu zählen, die vergehen.

"Bei Allah, so eine Skepsis ist sehr lobenswert, wenn auch hier völlig fehl am Platz. Sie haben Verantwortung gegenüber diesen Menschen und wenn Sie ihnen nicht helfen, wer dann?"

"Sie haben die Chance zu zeigen, was in Ihnen steckt!", platzt es aus mir heraus. "Sie können beweisen, dass Sie" Ich muss beinahe kotzen bei dem Begriff. "Helden sind!"

Hinter der Tür ist Getuschel zu vernehmen. Dann herrscht eine angespannte Stille. Plötzlich wird die Tür aufgestoßen und ein bärtiger Mann und zwei junge Mitarbeiter kommen zum Vorschein.

"Sie ...", beginnt der Alte. "Sie haben vermutlich Recht. Aber Sie müssen verstehen, in den 30 Jahren, in denen ich schon Lokführer bin, ist so etwas noch nie zuvor geschehen und ..." Und Sie sind der größte Feigling von allen!, überlege ich zynisch und grinse. "Und es ging alles so schnell!"

"Nun, Sie haben sich im rechten Zeitpunkt richtig entschieden.", sagt Hasan. "Das ist, was wirklich zählt."

"Auf uns wartet eine Menge Arbeit", krächzt der Alte zu seinen Jungspunden gewandt, denen das Heu fast noch in den Haaren hängt. "Es wird nicht immer schön sein, wenn ich recht überlege sogar verdammt ekelig, aber irgendwie muss der Zug ja weiterrollen!" Die jungen Männer sehen zwar nicht so recht überzeugt aus, doch scheinen klug genug zu sein, den Anweisungen ihres Chefs zu gehorchen.

Dann meint der Alte noch zu uns: "Der Zug wird wieder rollen, das verspreche ich Ihnen. Ich werde die verbleibende Mannschaft zusammenkratzen und alle nötigen Schritte einleiten."

Hasan und ich nicken im Gleichtakt. "Danke Sir. Ich fürchte auch, dass einige Ihrer Passagiere in den Schneesturm geflohen sind.", presse ich hervor.

"Gott möge Sie behüten! Ich werde nach ihnen suchen lassen, aber haben Sie keine allzugroße Hoffnung. Dieser Schneesturm ist bitter und gnadenlos."

"Tun Sie einfach Ihr Bestmögliches.", meint Hasan, dann machen wir Anstalten zu verschwinden, doch die Hand des Alten hält mich noch einen Augenblick fest. "Junger Mann, hat er, der Mörder, meine ich, hat er gelitten?" Ein blutloses Lächeln durchzieht seinen struppigen weißen Bart.

"Nein", sage ich prompt, denn diese Befriedigung möchte ich diesem Parasiten nicht gönnen. "Er ist gestorben, wie jeder andere auch und wenn Sie mich fragen ..."

"Lass gut sein, Rick!", zischt Hasan.

"Wenn Sie mich fragen, hat niemand es verdient zu leiden, Sir. Das ist ein Privileg, dass unter den guten Christen den sündigen Gläubigen in der Hölle zusteht ...", spotte ich.

Der Alte, zu dumm, um meinen Hohn zu verstehen, grinst nun so breit, dass sein widerwärtiges Grinsen hinter seinem Kopf beinahe eine Schleife bilden könnte. "Ich verstehe genau, was Sie meinen, Junge", unterstreicht er seine Unwissenheit. "Möge der Kerl auf ewig in der Hölle schmoren und leiden für das, was er getan hat!"

"Amen.", sagt Hasan und schiebt mich weg, bevor ich Zeit habe, auf den abstoßenden Alten zu reagieren.

 

Wir gehen in Richtung unserer Kabine. Ich leuchte den Weg, er begleitet mich.

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Es vergeht geraume Zeit, dann ist das Pfeifen der Lok zu vernehmen. Zweimal... jeweils ein langer Ton.

 

Die weisse Hölle hat endlich ein Ende. Es geht zurück in die Gesellschaft... in die Zivilisation.

 

Ein kräftiger Ruck geht durch den gesamten Zug, dann setzt sich die Lokomotive quälend langsam in Bewegung und zieht die Last der Waggons schleppend hinter sich her...

... durch die dunkle, eiskalte. nächtliche, norwegische Landschaft.

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