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[Bühne in Weiß] Kapitel 3: "Die Reise"


Blackdiablo
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'Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.'
 
- Robert Frost: "The Road Not Taken"

 

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Auf der Straße, Maine, Vereinigte Staaten von Amerika

6.11.1928

 

Die Tränen sind getrocknet, die Wunden bandagiert. In einem Auto sitzen versammelt Krantz, Cypher, Faith und Ellie. Schweigend ins Gespräch vertieft. Die Landschaft zieht an ihnen vorbei. Sie kommen durch Städte, sie kommen durch Wildnis. Die Straße führt sie gnadenlos weiter. Wohin? Das weiß nach wie vor keiner so genau.

Jedenfalls haben sie alles eingepackt, was als nötig eingestuft wurde. Inklusive Kaffee und Verpflegung.

 

Irgendwann fängt Ellie an zu summen und wippt mit ihrem Fuß. Der Klang ist melodisch und angenehm zu hören. Sie öffnet ein Fenster und lässt etwas kühle Herbstluft herein. Wohltuend nach Stunden der Fahrt.

 

"Maine ist wirklich hübsch.", sagt sie, vielleicht mehr zu sich als den anderen. Nachdenklich beobachtet sie die vorbeiziehenden Wäldchen.

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"Ja. Sehr schön. Rot. Braun. Ocker. Und Gelb."

 

So beginnt das Sterben der Natur.

 

Ich sitze vorne neben Krantz und bin überaus froh, nicht selbst fahren zu müssen.

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"Mrs. Wilde? Sind Ihnen die Werke von Marcel Proust geläufig?" Ich drehe mich zu Ihr um und schaue Ihr in die Augen. "Ich meine vor allem seinen Roman 'À la recherche du temps perdu'?"
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Ich schweige eine ganze Weile. Schaue dabei aus dem Fenster.

"Mr. Cyper, ich würde gerne von Ihnen wissen, wenn Sie sich danach fühlen, was ihnen genau passiert ist" sage ich mit müder Stimme.

"Sie haben gesagt, Jackson wäre Schuld daran..könnten Sie das erläutern?"

"Ich verstehe nämlich immer weniger..."

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Ich tue so, als hätte ich die Frage von Miss Holmes überhört, gebe mir aber keine Mühe das glaubhaft herüber zu bringen. "Wenn Sie einmal sehr viel Zeit haben sollten, dann lesen Sie es, Mrs. Wilde. Dann wird Ihnen die langweiligste und trübseligste Fahrt, wie die interessanteste und ereignisreichste Reise überhaupt vorkommen."
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"Wenn Sie das sagen, Mr. Cypher, dann wird das wohl stimmen. Ich vertraue Ihnen da voll und ganz." Sie lacht. "Nichtsdestotrotz schöpfe ich Kraft aus Literatur, anstatt wirklich welche investieren zu wollen. Es soll ein Vergnügen bleiben und kein Zwang. Und wenn ich mich nicht irre, ist Prousts Werk ziemlich lang. Mein Mann hat es bei sich zuhause stehen. Ist ganz stolz darauf.

Zwar liebt Howard es zu lesen, aber er bedauert, dass er sich eine gewisse Naivität nicht beibehalten hat. Es ist, als hätte er durch seine Berufung die Schönheit der Sprache entzaubert. Das soll bei mir nicht geschehen. Das will ich verhindern."

 

Sie wendet sich zu Faith: "Entschuldigung, hast du etwas gesagt? Ich habe Jackson gehört? Bist du ihm begegnet oder hast du von ihm geträumt?"

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"Ich bin ihm begegnet. Ich habe die Spuren von Johnson gefunden, und er war auch da."

"Mr.. Cyper, bitte erzählen Sie mir alles was ihnen passiert ist mit Johnson. Bitte. Es ist sehr wichitg"

Edited by Nyre
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"Wissen Sie, Miss Holmes, dass Miss Crow Glück hatte, dass Sie erschossen wurde?" Ich bin Arzt. Ich bin nüchtern. Ich bin überzeugend. Ich bin gut. Richtig gut. "Sie hatte grosse Geschwülste im Bauchraum. Sehr viele. Der Tod hätte sich bei ihr Zeit gelassen. Es hätte lange gedauert. Und es wäre überaus schmerzhaft abgelaufen. Unschön. Sehr unschön. Sie hätten ihr langes Leiden nicht miterleben mögen. Glauben Sie mir, Miss Holmes. Sehr unschön!"
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Ich schlage plötzlich gegen dem Fenster.

"VERDAMMT! Jetzt reden Sie! Schluß mit den Spielchen! Johnson hat meinen Mann umgebracht, ich will wissen was er tat, bevor er sich erschossen hat!"

Edited by Nyre
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"Haben wir da gerade einen Kontrollverlust erlebt, Miss Holmes? Wurde die hohe Schwelle Ihrer Frustrationstoleranz überschritten? Wie fühlt man sich, wenn ein erwünschtes Ergebnis durch das eigene Handeln nicht herbeigeführt werden kann und man völlig hilflos ist?"
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Ich bin absolut sprachlos.

 

Der Mann ist einfach ein gefühlloser Mistkerl, der angeblich sein Spass hat, zu provozieren.

 

Bleib ruhig, Faith.

 

Ruhig bleiben, schon ein Leben lang.

 

Nur leicht zittert meine Stimme als ich Antworte.

 

"Ich sehe, Sie wollen nicht antworten. Ich dagegen schon. Ich weiß ganz genau, und ziemlich gut, was es heißt, hilflos zu sein. Werden Sie wohl nichts verraten? Nun gut. Das schafft kein Vertrauen, und das ist was wir zueinander haben sollten, in dieser Sache".

 

Ich drehe mich zu Ellie.

 

"Das bringt nichts." sage ich angeschlagen. "Ich würde vorschlagen, wir fangen ernsthaft an zu denken, nur auf uns zählen zu müssen"

 

Zu zählen. wie witzig..Zahlen...

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"Mr. Cypher", klagt Ellie. "Was ist bloß los mit Ihnen? Es ist wenig hilfreich, wenn Sie sich so aufführen. Weder haben Sie uns erzählt, wie Sie verletzt wurden, noch wie es genau zu Johnsons Ableben kam. Ich dachte, wir sind ein Team. Sie und wir. Sonst hätten Sie sich ein eigenes Automobil besorgt und wären vor uns losgefahren.

Was also hält Sie bei uns als Loyalität? Und wie wollen Sie Loyalität beweisen, wenn Sie schweigen? Wir haben Ihnen alles erzählt und Sie sollten das gleiche tun."

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