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[Bühne in Weiß] Kapitel 3: "Aus den Tiefen des Verstandes" (NP)


Blackdiablo
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"Ja, Ellie es hat funktioniert..du hast über..über deinen Bruder unterhalten..mit ihm unterhalten" sage ich lächelnd.

Dann drehe ich mich zu Solomon.

"Ich wäre soweit, wenn Sie anfangen wollen" Während ich spreche, nehme ich ein grosses Glas Wasser, und gebe es Ellie.

"Ich komme aber besser zu Ihnen, so kann Ellie sich Bettfertig machen. Einverstanden?"

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Ich nicke stumm, stehe auf und gehe vor in mein Zimmer.

 

Ich stelle Faith einen Stuhl vor mein Bett, und lege mich flach hin.

 

Mein Körper passt kaum auf das Bett: Es ist zu kurz, und sogar fast zu schmal.

 

"Nichts anderes erwartet...", grummel ich.

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Ich setze mich neben ihm hin.

"Also..machen die Augen zu..Sie sind absolut entspannt, und schweben..Sie schweben in die Luft, und sehen alles was unter Ihnen ist, und liegt. Nichts kann sie erreichen, nichts kann sie stören..." sage ich ruhig, und mit monotone Stimme.

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Die Umgebung wird zu einer kargen Wüstenlandschaft - wieder einmal.

 

Ich beginne zu murmeln...

 

Ich saß mit ihm am Feuer. Ein alter, grauhaariger Mann, Vollbart - Gordon.

 

Wir saßen im Sand, Schutt, was auch immer es war.

 

'Solomon, mein Sohn. Wärm' dich am Feuer, der Morgen rückt näher.'

 

Ich tat wie mir aufgeheißen, ich rückte näher an das Feuer. Die Flammen züngelten, furchteinflößend, ehrfurchtgebietend, unkontrollierbar.

 

'Lass mir dir Geschichten erzählen, von einem Ort, der einst existierte, bevor wir unsere Taschen packten, und Alles im Staub zurückließen. Auch ich hatte einen Ort den ich 'Zuhause' nannte, und ein Leben, nach dem mir niemand trachtete...'

 

Ich blickte ihm in die Augen - Still, gespannt was er zu sagen hatte.

 

'Ich hatte Frau, Kinder, Zwei an der Zahl, es waren zwei Mädchen.', er lächelt nostalgisch.

 

'Eigentlich wollte ich immer einen Sohn haben, doch Sarah und Elizabeth reichten mir, sie sind anstrengend genug.', er lacht.

 

'Ich vermisse sie.", sein Gesicht wird wieder ernst.

 

'Bevor ich abreiste, habe ich ihnen eine Schaukel gebaut, ich träume immer davon sie darauf anstoßen zu können, sie vielleicht später einmal zum Altar zu führen...", er hält kurz inne 'Dinge die ein Vater seinen Töchtern eben wünscht, hm?'

 

'Erzähl mir von dir Solomon.'

 

Ich sah ihn an, schwieg.

 

"Es gibt nicht viel zu sagen, Sir-', 'Nicht Sir. Gordon.' - 'Gordon, Sir-', er lacht auf.

 

'Jeder Mann hat seine Geschichte, Söhnchen, wirklich jeder Mann. Und ich glaube, dass ich mehr über dich weiß, als du für möglich hältst.'

 

'Ich bin nur ein Soldat.' - 'Du bist nicht ein Soldat, du bist der Soldat. Du bist der Fels in der Brandung, wenn die Flut droht ganze Städte niederzureißen, Söhnchen. Du bist Solomon, nicht mehr, nicht weniger. Nicht alles was Gold ist glänzt, verstehst du? Sei glücklich mit dir, Junge, schätze das was du hast, und arbeite für das was du nicht hast.'

 

Ich nickte. 'Ich verstehe.'

 

Einige Minuten folgt Stille.

 

'Gordon?' - 'Hm?' - 'Danke.'

 

Das Feuer glühte herunter, der Morgen kam, und wieder der Abend, Tage vergingen. Oder Wochen? Ich wurde zum Leiter unseres Trupps 19 erklärt. Berühmt, berüchtigt, gefürchtet, selbst in den eigenen Reihen. Respekt wurde mir zuteil - oder war es Angst? Gordon war stolz. Eines Abends auf einer Aufklärungsmission waren Gordon und ich in einer Stadt unterwegs, wir gingen in ein verlassenes Haus, warteten ab, Feindbewegung? Nein.

 

'Still, mein Sohn, ich glaube ich habe etwas gehört.'

 

'Deine Ohren werden schlechter, alter Mann. Hier ist nichts.', ich klopfte ihm gegen die Schulter.

 

'Nein ich bin mir sicher-', wir standen auf, rannten aus dem Haus, plötzlich fielen Schüsse, doch nicht aus den Feindeslinien, unsere Armee begann das Dorf zu beschießen, nicht zu evakuieren, wir waren mittendrin, versuchten zu retten was zu retten war.

 

Schon wenige Sekunden später, brannte die Stadt. Oder waren es Minuten? Ich erinnere mich nur an Gordons Schreie, wir mussten helfen, wir seien Soldaten, keine Tötungsmaschinen.

 

Ich sah ihn in ein brennendes Haus spurten, Frau und Kind schrien im Inneren, ich höre es noch immer. Ich rannte ihm hinterher, doch plötzlich fiel eine Stützstrebe auf ihn, sie brannte, das Feuer, die Unkontrollierbarkeit, das Chaos, alles fiel auf einmal auf ihn. Ich wusste nicht was zu tun war, nicht einmal eine Sekunde verging, doch es fühlte sich an wie Stunden, mein Herz setzte einen kurzen Moment aus, ich wusste nicht wie mir geschah, ich rannte auf den Balken zu, presste ihn an meine Brust, hob ihn, Spitter bohrten sich in mein Fleisch. Feuer umzüngelte meine Kleidung, die Hitze schlug auf mich ein, es brannte, würde es mein Ende sein? Schmerzen durchzogen meinen Körper. So durfte es nicht enden. Ich warf den Balken von mir, mein Fleisch war aufgeplatzt, schwarz, wulstig, es war mir egal.

 

'GORDON!?', schrie ich, der alte Mann lag am Boden, ich zog ihn auf den Schuttweg nach draußen.

 

'GORDON! VERDAMMT SPRICH MIT MIR!', der alte Mann schlug seine Augen schwach auf - ein letztes Mal.

 

'Solomon.', er hustete Blut, seine Rippen waren zetrümmert, langsam lief Blut in seine Lunge, sein Körper war alt, morbide geworden mit den Jahren, doch brachte er ein grimmes Lächeln zustande.

 

'Unsere gemeinsame Zeit endet hier, mein Sohn. Widersprich nicht, ich weiß es, du weißt es, es ist nicht schlimm, irgendwann muss jeder einmal-', wieder hustete er Blut.

 

Er gab mir seine Hand, die andere legte er nach alter Gewohnheit auf meine Schulter, wie bei unserer ersten Begegnung.

 

'Solomon. Wir sind die Wütenden, wir sind die Verzweifelten, die Hungernden und die Frierenden. Wir sind diejenigen die still gehalten und entmündigt werden, die tun was ihnen gesagt wird. Wir schwitzen, während die Anderen zuhause in ihren weichen Betten schlafen.', wieder Blut.

 

'Du warst wie der Sohn den ich nie haben wollte.', wieder ein grimmes Lächeln.

 

'Du Problemkind.', er schlug leicht gegen meinen Kopf. Mein Gesicht blieb ernst. Adrenalin übertönte Schmerzen, doch mein Kopf pochte. Ich sah noch immer Flammen, überall, Feuer, das Element des Hasses, des Zorns, ehemals mein Freund und Helfer, nun eine Projektion der Angst und des Verlustes.

 

"Zieh die Nägel, des Gerüsts, welches diese Ordnung aufrecht erhält. Lass die Bühne mit diesem abgekarterten Spiel zusammenstürzen.', er riss an seiner Hundemarke, mit dem Ziel sie mir zu geben, doch sein Körper erschlaffte.

 

Seine letzten Worte - 'Ich bin stolz auf dich, Sohn.' - Ich verstand es niemals. Ich hatte meinen Vater - Was war Gordon für mich?

 

An diesem Tag starb etwas in mir, war es der Kampfesgeist? Meine Philantropie? Mein Glauben in die Menschheit? Ich weiß es nicht. Ich sehe noch immer die Flammen, das Zeichen der Niederlage, des Verlustes, ich hasse und fürchte sie.

 

Ich packte seinen Körper, schleppte ihn zusammen mit mir, wie weiß ich nicht, in unser Lager. Man verband meine Wunden, ich wurde neuer General-Staff Aluf, Gordons Platz, dies hatte er schon früher bevollmächtigt. Niemand interessierte sich für den Verlust des alten Mannes, ich hing seine Hundemarke neben meine, versprach mir ich würde sie irgendwann seiner Frau, seinen Kindern bringen, ihnen sagen, was er dachte, wie er war, wie ich ihn kannte.

 

Nacht für Nacht saß ich an einem Stein, ich war verletzt, durfte nicht auf Außeneinsätze, ich meißelte ihm seinen Grabstein:

 

Gordon McKellahan

† Der Prediger der Flüchtigen

 

Mehr schrieb ich nicht, ich beerdigte ihn dort wo er gelebt hatte, im Lager unseres Militärs.

 

Die Flammen verfolgen mich in meinen Träumen, nirgendwo Wasser zum Löschen, wie in einer Wüste.

 

Als ich wieder in den Krieg zog, verabschiedete ich mich wie vor jeder Schlacht, dieses Mal das letzte Mal, von meinem Trupp:

 

'Wir sind die Wütenden, die Verzweifelten, die Hungernden, die Frierenden!
Wir sind die entmündigt wurde, die immer taten was ihnen gesagt wurde!
Die Anderen schliefen in ihren Betten - während wir schwitzten!
Lasst uns die Nägel des Gerüstes ziehen, das diese Ordnung aufrecht erhält!

Niemand hält uns auf!
Wir stehen auf unseren eigenen Beinen!

Wir brauchen ihre Hilfe nicht!

Sie würden uns ohnehin nur zurücklassen!
Männer! Wir gehen!'

 

Es war für Gordon - Ein letztes Mal, bevor wir uns versprachen, nie wieder in den Krieg zu ziehen.

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Der Schlaf will zuerst nicht kommen.

Schäfchen zählen bringt keine Ruhe.

Dann kommt der Bruder des Todes und mit ihm kommen auch die Träume.

 

Dunkel war's, der Mond schien helle,

schneebedeckt die dunkle Flur,

als ein Auto blitzesschnelle

langsam um die Ecke fuhr.

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Drinnen sassen stehend Leute,

schweigend ins Gespräch vertieft,

laubbedeckt die kahlen Bäume

der Fahrer auf der Rückbank schlief.

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Neunzehn Uhr am frühen Morgen,

Stimmen in dem leeren Haus,

Droben fliegt ein toter Rabe

Niemand schaut zum Fenster raus.

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Ich schaue Solomon an, und merke, daß er mit seine Reise fertig ist.

Ich seufze leise, traurig.

Was alles er durcherlebt hat, ist schon wie eine Hölle.

 

Ich streichele seine Stirn, dann beuge mich und küsse sie.

 

"Wachen Sie auf, Solomon." hauche ich dann zu ihm "Sie sind nicht mehr im Krieg. Die Flammen sind ausgelöscht."

Edited by Nyre
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Ich schlage die Augen auf.

 

"Ich wünschte die Hypnose hätte geklappt...", ich zittere ein wenig.

 

Ich lächele Schuldbewusst.

 

"Vielen Dank für's zuhören Miss, doch da ist noch mehr ich... Ich glaube sie werden es noch früh genug erfahren."

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