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[Nightmare Files] Prolog - Die Anreise


Der Läuterer
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Nach einer Weile nähert sich Cole Eurem Tisch erneut. Sein Blick wandert von einem zum anderen und bleibt dann auf Patrick ruhen.

 

Er gibt ihm zwei Tabletten aus der Dose, welche dieser ohne jede Regung nimmt und mit einem Schluck Wasser herunterspült.

 

Dann löffelt Patrick seine Suppe weiter aus, während Cole wieder an seinen Platz zurück geht.

 

Patrick's Blick wird leicht trüb und glasig. Wie bei einem stinkenden, alten, toten Fisch.

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"Ich fühle", sage ich, während ich missmutig in meiner Suppe löffle. "dass Sie nicht allzu viel Kontakt hatten zu dem Abgründigen unserer Gesellschaft. Es verzagt mein Übermut, wenn ich nur an die verkommenen Subjekte denke, deren Dreckarbeit ich einst erledigte. Verzeihen Sie mir, wenn mir aufgrund dessen eine pessimistische Grundhaltung angediehen ist, die ich kaum zu unterdrücken vermag. Doch nun bin ich neugierig. Neugierig, was Sie angeht und Ihre Mentalität, die seit langen Jahren das zuversichtlichste ist, was ich vernommen habe." Ist er illusioniert oder bin ich noch immer zu sehr in meinem Untier-Sein behaftet?

"Also erzählen Sie, erfüllen Sie Ihre hohlen Phrasen mit Leben und Eifer und Ehrgeiz, machen Sie mir ernstlich glaubhaft, wie Sie zu Ihrer Überzeugung, Ihrem Wissen, kommen." Ich lege meinen Löffel beiseite und blicke ihn an. "Ich bin ganz Ohr."

 

Und hier zeigt sich, was von dem Ganzen seine Maske ist und was nicht. Ich darf nicht vergessen, mit was für Menschen ich hier zu tun habe, darf nicht vergessen, wie grenzwertg diese Menschen (wie ich auch!) sind. Notorischer Lügner? Geltungsbedürftiger Optimist? Er soll mir verraten, was in ihm steckt.

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Mit der Zeit, fast im Minuten-Takt, verschlechtert sich das Wetter im Ärmelkanal.

Der Himmel verdüstert sich. Der Wind frischt auf. Und der Seegang nimmt immer weiter zu.

 

Das Schiff stampft und rollt über die Wogen.

 

 

[ Für Landratten: STAMPFEN, wenn das Schiff die Wellenberge erklimmt und dann ins Wellental stürzt.

ROLLEN, wenn sich das Schiff abwechselnd erst auf die eine Seite legt und dann auf die andere. ]

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Ich betrachte die Szenerie der Essenden und sortiere teilweise abwesend die Anteile der Suppe.

 

Ich erinnere mich daran, wie ich seinerzeit aus von den Pieren in Bremerhaven mit einem der großen Auswanderungsdampfer ablegte und ich mit den anderen "Schicksalsgenossen" und ihren Familien aufbrach in die neue Welt, die ich dann nicht erreichte, sondern den Zwischenstop nutzte, um mein Glück im alten England zu suchen.

Ein halbherziger Schritt war es, aber für mich ein großer.

 

"Frau Stürmer, Sie scheinen den Seegang nicht so zu vertragen.".

Ich betrachte Cole misstrauisch.

 

"Nathaniel, ich versuche Ihre Ansicht zu teilen. Aber man kommt sich manchmal so klein vor im Räderwerk des Universums. Vielleicht können wir uns auf Herm wieder neu verorten. Ich muss gestehen, dass mir beim Anblick des Schlachtschiffes vorhin ein Schauer über den Rücken lief. Europa spielt mit seinen Muskeln. Das gefällt mir nicht. Und dem alten Mann, der mich dort ansprach, schien das ganze auch nicht ein gutes Omen zu sein. Aber lassen Sie uns das Thema wechseln. Wie ich schon fragte: Wer von Ihnen allen hat denn schon die Kanalinsel besucht ?", versuche ich das Thema warmzuhalten, laut genug, dass Cole es mitbekommen kann.

 

Dann fahre ich deutlich leiser fort im Hinüberbeugen über den inzwischen erkalteten Tellerinhalt, so, dass der schwarze Riese mich nicht hören und sehen kann.

"Sie haben scheinbar auch schon Bekanntschaft mit dem guten Mann aus den Kolonien gemacht, wenn ich mich nicht irre.", flüstere ich Nathaniel zu.

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Stocksteif sitze ich da, schließe meine Augen. Ein paar Minuten gleiten dahin. Kontrolliert öffne ich wieder meine Lieder, betrachte erneut Mr. Anderson. Falte meine Hände langsam und entgegne, unglaublich leise: "Oh die Abgründigen unserer Gesellschaft kenne ich nur zu gut! Aber nicht nur das, ich habe sie auch bekämpft. Mein Leben diesem Kampf verschrieben. Was meinen Sie, weshalb ich hier bin?"

Noch leiser, fast hauchend wispere ich weiter: "Es gibt eine Gruppe da draussen... Menschen, die sich dem Ziel einer besseren Gesellschaft verschrieben haben. Die für dieses Ziel einstehen, kämpfen und trotzdem ein besseres Leben führen als die aller meisten anderen. Ein glückseeligeres.

Ich kann Ihnen grade nicht mehr geben als meine Worte, aber ich werde versuchen, ihnen Beweise zu liefern. Vielleicht kann mich bald schon jemand von diesen besuchen, ihnen mehr Bestätigung verschaffen, als ich es zur Zeit vermag. Aber solange kann ich ihnen lediglich mein Wort geben und darauf hoffen, das sie mir trauen."

 

Ich bleibe aufrecht, nach vorne gerichtet, sitzen und lasse meine Augen zu Herrn Borwic hinüber wandern um auf seinen Einwand zu antworten, immernoch so leise ich es vermag: "Ja, auch ihn kenne ich zugut. Erneut: Was meinen Sie weshalb ich schon solange weggeschlossen wurde? Weshalb habe ich wohl meinen eigenen Wachhund?"

Mein Blick wandert sehr offensichtlich zu Black Pudding hinüber, meine jehe Fröhlichkeit weicht einem erbitterteren, frustrierteren Ausdruck und ich hurte mich, meinen Blick wieder von diesem Mann zu nehmen, bevor er ihn registriert. Massiere meine beiden Handgelenke. Pausiere. Flüstere, fast als wäre es nur für meine Ohren gedacht: "Er hinterlässt keine Spuren, nie, zumindest keine sichtbaren." Verstumme.

Mir ist schlecht

Edited by Tac
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Ich stehe auf, und gehe rasch zu der Toilette, eine "mir ist schlecht" in Richtung Marc murmelnd.

Ich ziehe aber auch Luni mit, ich will nirgendwo allein bleiben.

Gerade stehe ich vor dem Wasserhahn, dann übergebe ich mich.

Verdammt.

Ich bleibe da, und merke wie sich Schweissperlen auf meiner Stirn gebildet haben.

Edited by Nyre
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Nach einigen Minuten hört Matilde ein Klopfen an der Toilettentür. Dann erneut. "Sagte ich Ihnen nicht, dass es Ihnen Leid tun würde." Du kennst die Stimme. Es ist Cole. Sein brummender Bass.

...

"Ich mache mir Sorgen um Sie."

...

"Frau Stürmer?"

...

"Gehen Sie besser an die frische Luft. Das wird Ihnen gut tun."

...

"Ich habe auch noch ein altes Hausmittel, dass Ihnen helfen wird sich besser zu fühlen. Machen Sie bitte kurz auf, Frau Stürmer."

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Eine Weile herrscht Stille.

...

Dann wird das Klopfen nachdrücklicher.

Luni knurrt und sträubt sein Fell. Der Wolf ist angespannt.

...

Dann folgt ein Hämmern gegen die Tür. Laut, rhythmisch und aufdringlich.

...

Dann ein energischer Tritt gegen die Tür. Und ein zweiter. Ein dritter. Dann wieder Ruhe.

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Gibt es keine Spuren, ist es nie geschehen. Nie geschehen. Nur die Erinnerung sind existent und Erinnerungen sind ... "Verstehe", murmle ich. Meine Gedanken schweifen ab, weit in den Norden, wo Alpträume sich in Fleisch festigen und Wünsche, Sünden und Ängste unter den Menschen wandeln. Der Suppenrest schwappt in der Schüssel hin und nieder, ich verliere mich in seinen Windungen, schließe die Augen, massiere mir die Schläfen. Ich hebe den Finger. "Was Ihre Ansichten angeht, so bin ich geneigt, Ihnen die Zeit zu geben, die Sie benötigen. Ich werde auf Sie zurückkommen." Ich schaue auf. "Ich vergesse nie." Und das ist wahr. Und das macht alles, was erinnert wird, so real, so existent.

 

Ich schaue zu Matildes Platz - leer. Wohin ist sie gegangen? "Ist Matilde frische Luft schnappen gegangen?

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Ich beobachte, wie Cole kurz nach Matilda aufsteht und in die gleiche Richtung geht. Ich erinnere mich an die Szene im Zug und Nathaniels Worte und entschuldige mich bei den Tischgenossen und folge den beiden. Bei den Toiletten sehe ich Cole stehen. Ich gehe zu ihm und spreche ihn in bestem für ihn schwer verständlichem Spenglisch an (speyerischem Englisch). Er scheint mich nicht zu verstehen, was gewollt ist.

 

"Guter Mann, wenn Sie nicht wollen, dass ich Ihnen auf die breite Brust breche, dann lassen Sie mich vorbei." erläutere ich lautstark und bestimmt.

 

Ich husche an ihm vorbei in die Damentoilette in gespielter Eile motiviert von einem angeblich grummeligen Magen und damit verbundener  Unaufmerksamkeit. Ich ziehe die Toilettentür zu und entschuldige mich vorsorglich und lautstark, so dass Cole es hören muss, nach einigen Sekunden bei Frau Stürmer und Luni, der vor der besetzten Toilettenkabine mit gebleckten Zähnen ausharrt. Dann verlasse ich schleunigst die Damentoilette wieder, damit Luni nicht zu sehr gereizt wird, denn ich bemerke seinen Schutzinstinkt, schiebe Cole - der scheinbar immer noch perplex da steht - mit einem würgenden Geräusch und Hand vor dem Mund zur Seite und betrete die nebenan gelegene Herrentoilette, wo ich mit unmissverständlichen Würge- und Hustgeräuschen meine schauspielerische Leistung zu einem fulminanten Ende zu führen versuche... wer das hört, dem vergeht wahrscheinlich die Lust, den selben Raum mit mir zu teilen...

Edited by Fragmentis
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...und dann wird mir bewußt, was ich getan habe...

 

Der große Mann hätte mich durchaus auflaufen lassen können... oder aufreiben...

 

und während ich mich noch in der Nachahmung der Geräusche übe, steigt zunehmend meine wirkliche Übelkeit, während mein Adrenalinlevel sinkt und dafür mein Bewußtsein für die Situation steigt... und damit mein Brechreiz... und spätestens jetzt dürfte der Riese gerne reinkommen, denn dann würde der gallige Geruch und der Schwall ihn schnell wieder vertreiben...

 

Aber ich habe hoffentlich die Dame gerettet und bin hoffentlich nicht ins Fadenkreuz geraten.

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Als Du, jetzt wieder mit leerem Magen, die Toilette verlässt, stellst Du zu Deinem Erstaunen fest, dass es gar nicht Cole war, der so vehement gegen die Tür gehämmert und getreten hat.

 

Es ist ein kleiner Mann, der seiner überaus fetten Frau Zutritt zur Toilette verschaffen will.

 

Die Frau sieht nicht gesund aus. Sie hat eine grünlich-weisse Gesichtsfarbe und sie würgt...

 

Von Cole, der anfänglich noch vor der Tür stand, ist nichts mehr zu sehen.

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Umso besser.

Denke ich, und verschwinde rasch, zusammen mit Luni, in Richtung Essenraum.

Diese Reise ist schon aufregend genug. Und wir sind nichtmal angekommen.

Als ich wieder bei den Anderen bin, setze ich mich wieder hin.

"Ich entschuldige mich, Gentelmen. Mir bekommt das Wetter nicht gut"

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