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[Nightmare Bites] Kap.1: BÜHNE IN WEISS


Der Läuterer
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LONDON

DAS BÜRO

37 Tottenham Court Road

Montag, 06.01.1930

 

Der Jahreswechsel hat viele Wolken über die Stadt hinweg getrieben.

Schwere Wolken kamen vom Meer heran... aus Nordosten.

Und Frau Holle war wahrhaft grosszügig beim Ausschütteln ihrer Kissen. Und wie viele Kissen sie über der Stadt ausgeschüttelt hat. Zu viele. So viele, dass der Verkehr grösstenteils zusammenbrach.

Dann drehte der Wind. Kalter, kontinentaler Wind aus Osten kam in die Stadt. Väterchen Frost ritt schnell heran. Und er brachte eisiges Wetter mit sich.

 

Die Menschen bleiben jetzt lieber in ihren Häusern. Und wenn sie ihre warmen, behaglichen Wohnungen verlassen, dann hasten sie über die Strassen, dick in ihre Mäntel gehüllt, um Einkäufe zu tätigen oder um zur Arbeit zu gehen.

 

http://cs621322.vk.me/v621322764/6bfe/7y3E1PpYKQw.jpg

Edited by Der Läuterer
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In der Detektei 'Das Büro' geht das Leben seinen gewohnten Gang.

Aufräge kommen auf den Tisch. Die Fälle werden bearbeitet. Abgeschlossen. Dann kommt Geld in die Kasse. Geld, das weder Matilde noch Hugh brauchen würden. Beide sind wohlhabend und begütert...

 

An den Fenstern der Detektei haben sich Eisblumen gebildet. Doch der eiserne Ofen spendet mollige Wärme. In einer Kanne duftet Kaffee. Eine Schreibmaschine hämmert ihr Klack-Klackklack-Klack auf das Papier. Ein grosser, schwarzer Wolfhund liegt auf seiner Decke, streckt sich und gähnt.

 

Auf dem Schreibtisch ein Brief...

Ein neuer Auftrag...

Ein einfacher Auftrag...

Leicht verdientes Geld...

So scheint es zumindest...

Eine Gegenstand soll besorgt werden...

Hier in London...

Nicht weit vom Büro entfernt...

In einer Auktion...

Im Lancaster Auktionshaus.

Edited by Der Läuterer
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Auszug aus der Broschüre des Auktionshauses...

 

 

- - - - - - - - LANCASTER AUKTIONSHAUS - - - - - - - -

 

23. Auktion - - - - am 10. und 11. Januar 1930 - - - - - -

Vorbesichtigung von 06. bis 08. Januar des Jahres

...

...

Kuriositäten aus aller Herren Länder

#1 Hinrichtungsmaske ................................... RP £ 20,-

#2 Daumenschraube ..................................... RP £ 2,-

#3 Mundbirne ................................................. RP £ 3,-

#4 Halseisen .................................................. RP £ 5,-

#5 Steinschlosspistole.................................... RP £ 12,-

#6 Entenfuss-Steinschlosspistole .................. RP £ 25,-

#7 Kerzenhalter ............................................. RP £ 16,-

#8 Kelch ......................................................... RP £ 8,-

#9 Sakral-Kelch ............................................. RP £ 30,-

#10 Kessel ..................................................... RP £ 15,-

#11 Buch "De Vermis Mysteriis" ..................... RP £ 20,-

#12 Messing Wurm ........................................ RP £ 5,-

#13 Kuriosa .................................................... RP £ 5,- bis £ 600,-

#14 Kuriosa .................................................... RP £ 5,-

#15 Buch "Dämonen-Kult des Orients" .......... RP £ 50,-

#16 Statue Gott Ganesha ............................... RP £ 25,-

#17 Buch "Unbeschreibliche Rituale" ............. RP £ 28,-

#18 'Schreiende' Mumie ................................. RP £ 80,-

#19 Schrumpfkopf .......................................... RP £ 16,-

#20 Ritual-Beil ................................................ RP £ 8,-

#21 Stele "Die Unbesiegbare" ........................ RP £ 42,-

#22 Kopfjagdtrophäe ...................................... RP £ 3,-

#23 Knochendolch .......................................... RP £ 5,-

#24 Buch "Codex H.R. Giga" .......................... RP £ 25,-

#25 Ahnenverehrung "Häuptlingsschädel" ..... RP £ 30,-

#26 Ritualmaske ............................................. RP £ 50,-

#27 Ritualmaske der Boki-Kopfjäger .............. RP £ 65,-

#28 Ritualmaske der Ziba ............................... RP £ 40,-

#29 Figurine "Januskopf" ................................ RP £ 12,-

#30 Brosche "Medusa" ................................... RP £ 20,-

#31 Pharao "Totenmaske" .............................. RP £ 1.550,-

#32 Würfel ...................................................... RP £ 5,-

#33 Kiste Kuriosa ........................................... RP £ 20,-

#34 Schatulle Kuriosa .................................... RP £ 12,-

#35 Dämonen Skulptur .................................. RP £ 75,-

#36 Terrakotta-Relief "Königin-der-Nacht" ..... RP £ 500,-

Edited by Der Läuterer
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Der schwarze Wolf, der zusammengerollt am Boden liegt, zuckt kurz. Ein leises Fiepen. Der Wolf regt sich kaum. Er hebt nicht einmal den Kopf. Seine Nüstern blähen sich und er schnaubt. Ein tiefes, langes Schnauben. Aber seine Augen bleiben geschlossen.

 

"L... L... Uniii!" Ein Glucksen. Ein Kieksen. Ein hohes Lachen.

Dann krabbelt ein Säugling, der nicht einmal ein Jahr alt ist, tapsig hinter dem Wolf hervor und auf ihm herum. Seine kleinen Hände wühlen sich durch sein langes, dichtes Winterfell und halten sich daran fest.

 

"L... Uniii feiiin." Das Kind mit dem schwarz-gelockten Haarschopf grinst. Und es scheint nicht das erste Mal zu sein, dass dem Wolf dies widerfährt, denn er lässt die Prozedur mit stoischer Ruhe über sich ergehen. Vielleicht versucht er sich auch einfach nur tot zu stellen.

Edited by Der Läuterer
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Der Blonde hinter dem Schreibtisch, der sich einst Hans nannte, dann Hartmut und jetzt Hugh, schaut kurz hoch. "Schatz?"

 

"Matilde-Liebling? Ich habe zu tun. Matilde?"

 

"Wenn das so weiter geht, macht der Kleine noch Deinen Hund kaputt."

 

"L...Uniii, hop... hop hop." Der Kleine lacht. "Hop hop."

 

Der Blonde geht die Papiere durch. "Wir haben einen neuen Auftrag. Wir müssen ein paar Gegenstände bei Lancasters begutachten. Am Wochenende ist die Auktion. Wir sollen mitbieten... Aber..."

 

"Matilde? Ich finde, dass das zu leicht verdientes Geld ist. Irgendetwas ist daran oberfaul. Weshalb zum Teufel sollte jemand nach London reisen und nicht selber mitbieten wollen. Schatz? Hörst Du mich?"

 

Erneut fiept der Wolf. "Alexander ist aufgewacht."

 

"Der Mann, der uns beauftragt hat, nennt sich Höllsang, Gotthilf von Höllsang. Hört sich für mich an wie van Helsing aus dem Dracula-Roman von Bram Stoker."

 

"Ach ja. Hier ist noch ein Brief aus... Irland. Dieser Doc Savage ist ein äusserst hartnäckiger Mann. Ich respektiere das. Aber irgendwie... Lassen wir das."

Edited by Der Läuterer
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Ich seufze, und schaue mich im Spiegel.

"Ich komme sofort..ach Alex, lass Luni in Ruhe, bitte. Du tust ihm noch weh.."

Ich lasse meine Schminksachen stehen und laufe ins Zimmer.

"Komm mal her" ich hole das Kind auf den Arm.

Mit ihm gehe ich zu Hans.

"Oberfaul?.."

Ich schaue ihn an.

"tatsäschlich. Wieso denn wohl..es sei denn es ist ein Mann, der nicht sich gerne bei der Auktion wieso auch immer zeigen möchte. Dann wäre es glaubwürdig"

Ich beuge mit zu ihm.

"Aber der Name...wo kommt er her? Hat er eine Telefonnummer oder sowas hinterlassen?"

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Hans schaut Dich an. "Scha-aaatz. Ich arbeite. Und es ist mir lieber, unser Sohn wühlt im Fell des Hundes, als in meinen Unterlagen."

 

Er dreht seinen Sessel zu Dir. Der Chesterfield knarrt ein wenig. "FRAU Stürmer... Ich bin kein Anfänger, bitte behandele mich nicht so. Ich habe so ein Gefühl. Und das trügt mich selten."

 

"Der Mann hätte ein schriftliches Gebot bei Lancasters abgeben können. Mit seinem Höchstgebot. Wenn dieser Höllsang dieses Ding unbedingt würde haben wollen; also um jeden Preis, dann hätte er uns doch kein Limit gesetzt."

 

"Er hätte auch nicht extra nach London kommen müssen. Das Chelsea's, wo wir uns melden sollen, ist ein Hotel der Mittelklasse in der Nähe von der Paddington Station... Die Chilworth Street ist nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt."

 

"Ich nehme mal folgendes an: Der Mann hat es eilig. Er möchte so schnell es geht in den Besitz des Gegenstands kommen. Er ist wohlhabend, aber nicht reich, denn er hat wohl seine finanziellen Grenzen, sonst hätte er uns ohne Limit in die Auktion geschickt. Und... ich glaube weiter, dass er verfolgt wird, oder glaubt, dass er verfolgt wird. Ich denke, er hat einen Grund, weshalb er die Öffentlichkeit meidet. Vermutlich wird er wollen, dass wir das Objekt, nach Erwerb, sofort zu ihm ins Hotel bringen."

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Auf dem Scheitisch.

 

The Guardian Januar, 06 1930

 

LONDON, Bei den Verkaufsobjekten, die kommendes Wochenende im

LANCASTER AUKTIONSHAUS zur Versteigerung stehen, sind durchaus

einige Objekte, an denen sicher auch das BRITISCHE MUSEUM Interesse

haben dürfte, und von denen der Besitzer und Auktionator, Herr C. Collins,

nach Begutachtung und Schätzung, sowie kunsthistorischer Einordnung

der Objekte, annimmt, dass diese hohe Erlöse erzielen werden. Dieses mal

stehen kostbare Einzelstück, Antiquitäten, Möbel, wertvoller Schmuck, sowie

Sammlungen aus verschiedensten Nachlässen mit festen Rufpreisen zum

Aufruf. Collins Besonders das Terrakotta Relief und die Totenmaske werden

wohl sehr hohe Preise erreichen. Magazine und Buchsammlungen, sowie

Tagebücher werden dagegen kaum den Rufpreis übersteigen können.

...

...

Lancaster Auktionshaus, 83 Maple Street

 

Edited by Der Läuterer
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In den Strassen der Stadt herrscht ein Schneechaos.

 

http://i1.manchestereveningnews.co.uk/incoming/article8385120.ece/ALTERNATES/s1227b/mosley-st-1900.jpg

 

Der Verkehr ist zähflüssig. Stockend. Und steht dann still.

Die Fahrer sind gefangen in ihren Blechkisten. Genervt. Hupend. Und frierend. Nichts geht mehr.

 

Ein Blick aus dem Fenster zeigt aber auch ein anderes Bild. Kinder, lachend und ausgelassen. Ein munteres Treiben. Sie bauen Schneemänner und liefern sich Schneeballschlachten. Mit vor Kälte geröteten Gesichtern und klammen Fingern, aber mit sichtlicher Freude spielen sie vor den Häusern.

 

http://lowres-picturecabinet.com.s3-eu-west-1.amazonaws.com/29/main/8/195585.jpg

Edited by Der Läuterer
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Ein Brief aus Irland:

 

 

 

Landgut in Irland, 1. Januar 1930

 

“Liebe Matilde,

 

das neue Jahr hat begonnen und mit ihm ein neues Jahrzehnt. Ich hoffe, Du bist mit Deinen Lieben gut herüber gekommen? Ich wünsche Euch für das kommende Jahr alles Glück dieser Welt!

 

Mit dem Winter hat eine intensive Müdigkeit von mir Besitz ergriffen. Daher bin ich wieder für eine Weile in mein Haus zurückgekehrt, heim zu den vertrauten Wiesen und Feldern unter ihrem Mantel aus weißem Schnee, zu den Bächen in ihrem Gewand aus Eis. Die Welt hier auf dem Land ist rein schwarz und weiß, wie eine Photographie. Nur selten trifft man auf einen farbigen Tupfen in dieser schlafenden Welt.

 

Zuerst habe ich die Verwaltung meines Gutes aufgearbeitet. Letzte Woche habe ich meinen Notar aufgesucht, damit ich nicht künftig einmal ungeordneten Verhältnisse hinterlasse.

 

Jetzt genieße ich das wärmende Feuer im Kamin, das Knacken der brennenden Scheite, den rauchigen Duft und ein Glas guten Weins. Ich höre die regelmäßigen Axthiebe, mit denen Cainnech das Feuerholz spaltet. Ein Moment der Ruhe und des Friedens. Und ich denke wieder einmal an Dich. Ich stelle mir vor, wie Dein Kind an Deiner Hand das Wunder des Schnees entdeckt und fasziniert dem Tanz der Flocken zusieht, um dann in Deine wärmenden Arme zurückzukehren. Ich stelle mir vor, wie Luni bellend um Euch herumspringt. Ich freue mich so sehr für Dich, dass Du dieses Glück erleben darfst.

 

Ich werde vom siebten bis zum zwölften Januar in London weilen. Im Lancaster-Auktionshaus wird eine etwas ausgefallene Versteigerung stattfinden. Ein paar der dort angebotenen Gegenstände möchte ich einer genaueren Begutachtung unterziehen. Falls es sich hierbei tatsächlich um authentische Stücke handelt, werde ich vielleicht einen Kauf in Erwägung ziehen, wenn dies in meinen finanziellen Möglichkeiten liegt. Ich habe Zimmer in der gleichen Herberge gefunden, wie bei meinem letzten Aufenthalt in London.

 

Vielleicht magst Du mich an einem dieser Tage wiedersehen? Ich will Euch nicht zur Last fallen. Aber ich würde mich freuen, Dir wieder einmal von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und mich von Deinem Wohlergehen zu überzeugen. Vielleicht können wir uns in der Stadt treffen und gemeinsam speisen?

 

Dein treuer Freund

 

Clive“

 

 

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Ich nehme den Brief von Clive weg von dem Tisch.

"Soll ich mal den Job doch machen..oder willst du es absagen? Wenn es für dich oberfaul ist.."

Ich gehe zu dem Sessel, und setze mich hin.

"Alexander hat Hunger" sage sanft, und fange an, ihn zu stillen.

"Du bist der Boss, und wenn du meinst, das die Sache wohl unklar ist...hat dieser..Höllsang eine Telefonnummer hinterlassen, oder wo sollten wir ihn dann kontaktieren?"

 

Ich fange an, den Brief zu lesen.

 

"Clive wird auch da sein..bei der Auktion..das nenne ich einen Zufall!" Ich lächele.

"Wäre schön ihn zu sehen"

Edited by Nyre
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Haus O'Neil

 

Ein Kaminfeuer knistert...

 

Warm, gemütlich, schwaches Licht...

 

Pfeifenrauch steigt auf...

 

Hudson sitzt in einem Sessel und liest in der Broschüre.

"Da sind doch ein paar Sachen, die man sich mal anschauen kann, Schatz!"

Er blättert weiter.

"Puh, die Preise sind natürlich abschreckend, aber man kann ja mal hingehen. Vielleicht trifft man ja auch jemanden."

Er steht auf, legt das Heft auf den Tisch und geht zum Fenster. 

"Das Wetter ist doch herrlich oder nicht? Vielleicht könnte man ja einen Spaziergang machen!"

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Haus O`Neil

 

Amelia schlägt ihr Buch zu, steht auf und geht ebenfalls zum Fenster.

 

"Ja, es ist sehr schön draußen. Aber wir sollten uns dick einpacken, bevor wir rausgehen. Was ist das denn für eine Auktion?"

 

Sie geht zu ihrem Tisch zurück und holt einen Zettel. "Ach ja, Schatz. Mein Kollege hat da eventuell was entdeckt. Vielleicht kannst du ja die Expedition leiten, dass wäre doch was, oder?"

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Das Büro

 

Hans wirkt gedankenverloren, als er den Brief des von Höllsang studiert. "Nein, nein. Wir haben sonst nichts zu tun. Das wird uns etwas Abwechslung bringen. Und vielleicht hält mich der Auftrag genug auf Trab, dass ich wieder etwas an Gewicht verliere, nach all den vielen leckeren Menüs der vergangenen Festtage. Und wer weiss, vielleicht ist ja etwas Interessantes dabei?"

 

Er schaut Dich an. "Höllsang hat uns die Nummer vom Chelsea Hotel gegeben, in dem er abgestiegen ist. Die Rezeption wird ihn dann benachrichtigen."

 

Wieder blickt er auf den Brief, als würde er in einen tiefen Brunnenschacht blicken. Seine Stimme klingt fast tonlos, als wäre er weit, weit weg. "Ich denke nur, dass wir vorsichtig sein sollten. Das ist nicht alles. Der Mann hat ein Geheimnis. Er hat etwas zu verbergen, das habe ich im Gefühl. Irgendetwas geht hinter dem Vorhang auf der Bühne vor sich. Wir sollten auf der Hut sein." Hans letzter Satz ist nur noch ein Hauch.

Edited by Der Läuterer
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