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Straßenkampagne - Was es zu bedenken gibt


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was ist dann mit Leihriggerkontrollen,Leihfahrzeugen ,Leihdrohnen, Leihwaffen,Leihrüstung ?

 

Leihgeister ... bei hohen Kosten werden Leihdecks auch nur gegen hohe Leihgebührenverliehen, insofern ist das nichts für eine Low Power Kampagne.

 

Dancing with the Devil zeigt übrigensl, wie reale Straßenkämpfe zwischen Cops und Gangs in einer dystophischen Umgebung aussehen. Wenn da einer ankommt mit "Straßenkampagne" und "Knüppel & Taser", lachen die Gangs, und schießen Dich dann mit dem Sturmgewehr über den Haufen. Insofern sollte man so ehrlich sein und sagen, daß es nicht eine Straßenkampagne ist (Shaft oder als Parodie Dynamite Mike sind Straßenkampagnen, aber halt nicht Low Power), sondern eine Low Power Kampagne. Du kannst eine Kampagne, die sich zb auf ein Viertel ("Hells Kitchen") ohne Probleme auch mit normalen Regeln spielen, nur eben den erzählerischen Fokus auf ein paar Quadratkilometer eingrenzen. Nur halt mit Low Power und Low Budget Varianten wirst Du Dir etwas einfallen lassen müssen.

 

SYL

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Eine Straßenkampagne ist für mich eine Low-Budget Kampagne, die Low-Power bedingt. Das heißt nicht, daß diese Trennung notwendig ist. Es ist aber ein vallider Punkt, daß andere bei Straßenkampagne das Eine, aber nicht das Andere meinen.

Wie gesagt, auf meiner Straße rennen die Ganger nicht mit Sturmgewehren rum, nicht jeder Runner ist Top Dog und nicht jeder Stuffe Shack hat einen ausgebildeten Lohnmagier. Das dürfen andere natürlich anders sehen.

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Vielfach sind unsere Vorstellungen nicht Dystopisch genug für die Realität, eben weil wir hier in Deutschland leben, wo es uns relativ gut geht

und wir die Probleme, die es in den SR Barrens gibt, gar nicht wirklich vorstellen können

 

der auch mit dem Teufel tanzt

Medizinmann

Das kann man nicht genug unterstreichen! Wobei ich sagen muß, man will es sich nicht vorstellen. Ich denke, die meisten von uns SR- oder RPG-Spielern haben eine gehörige Portion Fantasie und Kreativität, sonst würden wir es überhaupt nicht spielen. Zusätzlich hatte ich schon das sehr zweifelhafte Vergnügen einige, nennen wir es interessante, Örtlichkeiten mit eigenen Augen zu sehen - und das waren noch micht mal die schlimmsten Varianten.

Wofür ich aber durchaus froh bin.

Ich empfehle, wenn man in etwa sehen will, was Slum bedeutet, auch den Film "City of God" aus Brasilien, der zeigt, wie es in einer der schlimmsten Favelas damals zuging. Da merkte man ganz stark den Teufelskreislauf, der dafür verantwortlich zeichnet, daß nur ganz wenige es schaffen, diesem Leben durch Aufstieg zu entkommen. Es ist ein ungutes Gefühl zu wissen, daß man einiges weggelassen hat, weil City of God ein Spielfilm ist.

 

Deshalb reagiere ich auch auf den Großteil der Social Justice warriors so allergisch! Das sind oft gutsituierte, in ihrem warmen Wohnzimmer hockende Leute, die lautstark irgendwas Gutklingendes fordern, dabei aber wenig brauchbare Kenntnisse zur Materie haben. Phrasendrescher, die kaum zwischen Freund und Feind unterscheiden und auf Gutmensch machen, weil das Spiegelbild morgens sich für sie besser anfühlt. Und sie können mächtig Schaden anrichten in der heutigen Zeit mit Internet, weil ein Ruf ist schnell ruiniert.

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Bei "Vampire 5" war ein Autor dabei, der mit einem Teil auf die Menschenrechtslage in einigen Gegenden der früheren Sowjetunion, u.a. seiner Wohngegend, aufmerksam machen wollte. Auftritt SJW Bühne links: Er natürlich aus einem freien Land, ziemlich sorgenfreies Dasein, macht via Netz einen Riesenstunk. Onlinepetitionen, daß White Wolf, die beteiligten Regierungen, seine Eigene auch, alle möglichen Leute demonstrieren und die dortigen Regierungen unter Druck setzen sollten.

Endergebnis ist ein Reinemachen bei der VtM-Redaktion, diplomatisch passiert, aus verschiedenen Gründen, auch weil Vampire ein deutlich geschrumpftes Franchise ist, wenig außer ein paar Spannungen und business as usual. Der Ursprungsautor, der in Kenntnis der Situation im ehemaligen Ostblock das Ganze ja eher unauffällig handhaben wollte, erfreut sich dank dieser SJW-Knallcharge inzwischen der Aufmerksamkeit einer russischen Behörde, die am Lubjankaplatz in Moskau beheimatet ist. Der SJW meinte, daß er sowas doch nicht gewollt hätte. :wacko: Wenn man die lokalen Gegebenheiten nicht kennt und auch weit weg wohnt, sollte man eben etwas vorsichtiger sein, bevor man einen auf Weltverbesserer macht.

 

Zurück zum Hauptthema: Eben weil es schlimme Ecken schon auf dieser Welt gibt, lehne ich Honkrun in unserer Gruppe ab. Wenn man das nur halbwegs realistisch macht, bleiben die Charaktere fast sicher unten hängen. Und ganz wichtig; Du spielst zu 99% ein Vollarschloch, denn das stellt eine solche Umgebung, ein richtiger Slum, Favela, Ghetto potenziert mit SR in noch schlimmer, mit den meisten Menschen an. City of God zeigt am Schluß recht drastisch, daß Vertrauen, Nettigkeit, irgendeine Art der Ehre dort nichts gelten. Die Hauptcharaktere sind oder werden Verbrecher, Mörder, Vergewaltiger. Nicht schön.

Es gibt einen Grund, warum die Standardebene davon ausgeht, die Runner wären hauptsächlich Ex-irgendwas, die einfach Pech im Leben hatten, diese Art der Arbeit mögen oder den Kick suchen.

Edited by Dr.Mabuse
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Bei den Waffen muss jeder selbst entscheiden, wie „gefährlich“ die Welt ist. Gibt es überall MPs oder stärkeres (weil auch günstig), oder bekämpft man sich mit Knüppeln und Tasern, weil alles andere zu selten ist …

Für mich definiert in erster Linie der Hintergrund/das Umfeld Und der Kontext die Bewaffnung.

 

Seattle hat Raum für quasi jede Form des Cyberpunk. Während der irre Iwan mit seinem verbeulten Pick Up mit Weltkriegs-Maschinengewehr auf der Ladefläche laut kichernd durch die Barrens fährt wäre das in Downtown nicht vorstellbar. Dort trägt Slick Rick seine Hold-Out unter der Lederjacke spazieren. Und MP's und die eher seltenen Sturmgewehre werden nur für konkrete Aktionen ausgegeben.

 

Dh. die Barrens sind nicht Tacoma und Tacoma ist nicht Bellevue.

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Zusätzlich hatte ich schon das sehr zweifelhafte Vergnügen einige, nennen wir es interessante, Örtlichkeiten mit eigenen Augen zu sehen

 

Nathan Road und die Chungking Mansions .

Wenn man mal da war , ändert es die Perspektive !

(aber um es auf SR zu konvertieren , das war Touristville ! )

 

Wofür ich aber durchaus froh bin.

 

Ich auch !

 

Social Justice warriors...

 

es startete als gute Idee, ist inzwischen fast schon zum Gegenteil geworden,was es ursprünglich sein sollte .

Ist aber ein ganz anderes Thema und gehört in den Smalltalk-Bereich ;)

 

Du spielst zu 99% ein Vollarschloch, denn das stellt eine solche Umgebung, ein richtiger Slum, Favela, Ghetto potenziert mit SR in noch schlimmer, mit den meisten Menschen an. City of God zeigt am Schluß recht drastisch, daß Vertrauen, Nettigkeit, irgendeine Art der Ehre dort nichts gelten. Die Hauptcharaktere sind oder werden Verbrecher, Mörder, Vergewaltiger. Nicht schön.

 

 

das ist auch so ein Aspekt .

Zumindest ich kann nicht so ein Arschloch spielen, was eigentlich nötig wäre ,wenn man in so einer Umgebung aufwächst.

(ist genauso wie das Verlangen mancher Spielerunden nach einer "bösen Gruppe" die aber nicht gegeneinander böse sind .

Ist erst letztens auf der vorletzten Con passiert .....tut HIER aber auch nichts zur Sache)

 

der ein wenig Abseits des Threads tanzt

Medizinmann

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Manchmal ist der Aufstieg aus dem Sumpf nur durch Investments möglich. Dann leiht man sich das Geld für ne sinnvolle Cyberware oder für ein krasses Deck um mit DEM RUN genug zusammen zu kratzen, um in eine bessere Gegend zu kommen und ist dann halt mit abzahlen beschäftigt. Sehe nicht, wieso der Nachteil Schulden für die meisten Spieler bei der Charaktererstellung ganz natürlich ist, aber die Vorstellung sich ingame Geld zu leihen niemandem in den Sinn kommt.

 

Und auch in den Slums gibt es Loyalitäten, der eine Ganganführer hält seine Gruppe mit Furcht zusammen, der andere ist ein charismatischer Typ für den sich jeder seiner Leute ein Bein ausreißen würde, und so weiter. Warum können die Spieler nicht auch zusammen aufgewachsen sein und wissen, dass der einzige Schutz für sie ihre "Familie" ist und man nur gemeinsam aus dem Höllenloch rauskommt. Deswegen muss die Truppe dann nicht automatisch aus Soziopathen bestehen, die in ihrer Freizeit die Schwachen tyrannisieren.

 

Die Sturmgewehre in den Barrens halte ich auch nicht für so übertrieben, wobei ich eher der Ansicht bin, dass nicht jeder Ganger automatisch damit rumläuft. Die trägt man, wenn man in den Krieg gegen eine andere Gang oder eine große Bedrohung zieht. Aber um Schutzgelder zu kassieren oder Angst zu verbreiten reicht auch ne leichte Pistole und ein Knüppel. Als ob sich Otto Normalverbraucher denken würde:"Was, die Blood Mountain Boys bedrohen mich nur mit ner Fichetti Security um ihr monatliches Schutzgeld zu bekommen? Dann zahl ich auch weniger!! Man will ja was für sein Geld bekommen."

 

Außerdem, wenn man sich die Würfelpools betrachtet und den Rückstoss von Sturmgewehren ist klar, warum die meisten Gangkriege so viele Kollateralschäden verursachen. Vollautomatisch rumballern trifft nicht immer so leicht das Ziel das man sich ausgesucht hat. Das sind immer noch Gangs und keine Paramilitärs.

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Vielfach sind unsere Vorstellungen nicht Dystopisch genug für die Realität, eben weil wir hier in Deutschland leben, wo es uns relativ gut geht und wir die Probleme, die es in den SR Barrens gibt, gar nicht wirklich vorstellen können

Oder auch nur in East Baltimore. Das trifft es, denke ich.

 

Lowpowerrunden mit dem Hintergrund von Bedingungslosem Grundeinkommen wäre ziemlich Kontraproduktiv

Spielt man halt die SimSinn-Chips die sie sich reinziehen. ;)

 

Und wenn man den Punkt "Leihdeck" einführt, was ist dann mit Leihriggerkontrollen,Leihfahrzeugen ,Leihdrohnen, Leihwaffen,Leihrüstung ?

Leihreflexbooster!

 

Und sie können mächtig Schaden anrichten in der heutigen Zeit mit Internet, weil ein Ruf ist schnell ruiniert.

 

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Bei "Vampire 5" war ein Autor dabei, der mit einem Teil auf die Menschenrechtslage in einigen Gegenden der früheren Sowjetunion, u.a. seiner Wohngegend, aufmerksam machen wollte. Auftritt SJW Bühne links: Er natürlich aus einem freien Land, ziemlich sorgenfreies Dasein, macht via Netz einen Riesenstunk.

Aufmerksamkeit für Menschenrechtsverletzungen ... Russland ... Social Media ... Hetzkampagne ...  :ph34r:

 

Zurück zum Hauptthema: Eben weil es schlimme Ecken schon auf dieser Welt gibt, lehne ich Honkrun in unserer Gruppe ab.

Ich nicht, aber ich ziehe dann die amerikanische Linie durch. Heißt, von der Gang gibt es immer welche, die random in den Knast kommen, nach einem halben Jahr Laufzeit hat praktisch jeder eine CrimSIN (und dass KE CrimSinner "farmt" kommt dann auch rein - inklusive Schuldeneintreibern von Hard Corps) und es gibt alle 2h Spielzeit eine verdachtsunabhängige Polizeikontrolle, Razzia oder spontane Sniperdrohne - alles aus dem US-Alltag, nur die Drohne ist aus Gaza. Dafür dürfen sie normale Waffen haben. Hilft ihnen eh nicht so wirklich.

 

Die Sturmgewehre in den Barrens halte ich auch nicht für so übertrieben, wobei ich eher der Ansicht bin, dass nicht jeder Ganger automatisch damit rumläuft.

Ähm. Doch. Die wollen ja mithalten. Das ist ganz schnell ein Wettrüsten ("Die MS13 haben MGs! Wir brauchen auch MGs! Sonst war's das mit den 24th Street Bloods!") dem sich keiner entziehen kann (oder sie werden halt ausgestorben). Es ist ja nicht so dass eine Gang dann rücksichtsvoll sagt "Och, die haben ja gar keine Sturmgewehre, also, die lassen wir in Ruhe! Wir haben ja Sinn für Sportlichkeit!"

 

Als ob sich Otto Normalverbraucher denken würde:"Was, die Blood Mountain Boys bedrohen mich nur mit ner Fichetti Security um ihr monatliches Schutzgeld zu bekommen? Dann zahl ich auch weniger!! Man will ja was für sein Geld bekommen."

Geh mal in East Baltimore oder South Central oder sonstwo in einen Laden. Es gibt in den USA befestigte Supermärkte, da umgibt Panzerglas die Kasse und der Eingang ist ne Schleuse. Die sind beim NAGRL angekommen.

 

Nathan Road und die Chungking Mansions .

Hübsch, aber East Baltimore reicht. Das ist auch die Basis auf der die Barrens aufbauen, daran denken US-Autoren. Hier hingegen denkt man an schreckliche Gebiete wie Chorweiler, wo eventuell mal mehr Nichtkatholiken als Katholiken auf der Straße sind, wenn es Abends ist. Es gibt in Deutschland nirgends, nicht einmal ansatzweise, ein vergleichbares Gebiet. Selbst in Europa muss man da echt suchen, und das schließt Romaslums in Osteuropa ein. Edited by Richter
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Die Sturmgewehre in den Barrens halte ich auch nicht für so übertrieben, wobei ich eher der Ansicht bin, dass nicht jeder Ganger automatisch damit rumläuft.

Ähm. Doch. Die wollen ja mithalten. Das ist ganz schnell ein Wettrüsten ("Die MS13 haben MGs! Wir brauchen auch MGs! Sonst war's das mit den 24th Street Bloods!") dem sich keiner entziehen kann (oder sie werden halt ausgestorben). Es ist ja nicht so dass eine Gang dann rücksichtsvoll sagt "Och, die haben ja gar keine Sturmgewehre, also, die lassen wir in Ruhe! Wir haben ja Sinn für Sportlichkeit!"

 

Als ob sich Otto Normalverbraucher denken würde:"Was, die Blood Mountain Boys bedrohen mich nur mit ner Fichetti Security um ihr monatliches Schutzgeld zu bekommen? Dann zahl ich auch weniger!! Man will ja was für sein Geld bekommen."

Geh mal in East Baltimore oder South Central oder sonstwo in einen Laden. Es gibt in den USA befestigte Supermärkte, da umgibt Panzerglas die Kasse und der Eingang ist ne Schleuse. Die sind beim NAGRL angekommen.

 

 

 

Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass die MS13 nicht einfach die 24th Street Bloods angreifen können, ohne ihrerseits zu riskieren, von einer anderen Gang angegriffen zu werden. Also entsteht in meinem Verständnis der Slums ein sehr fragiler Burgfrieden, der in meiner Lesart von 2080 auch durch die OKs unterstützt wird: Nutten und Koks verkaufen sich nicht sonderlich gut in einer Kriegszone.

 

Solange wie sich die Gangs vom Turf der anderen fernhalten, ist alles "gut" (außer jemand hat Expansionsdrang). Und daher gibt es auch wenig Bedarf im täglichen Geschäft mit Sturmgewehren rumzulaufen, wenn die MP oder eine Pistole+Knüppel reichen um die Bewohner des Viertels zu drangsalieren. Wenn natürlich Ärger in der Luft liegt, ist man für alles bereit und hat auch die Sturmgewehre und selbstgebaute Handgranaten griffbereit. (Ich gebe aber zu, dass meine Erfahrungen mit dem Verhalten von Gangs in Slums zu Friedens- und Kriegszeiten theoretisch sind).

 

Die Panzerglas geschützte Kasse dient ja vor allem dem Schutz des Kassierers und seines Bargeldes, aber 2080 gibt es ja nur noch wenig Bargeld. Damit wäre die Motivation, den Supermarkt zu überfallen eher auf seine Waren bezogen und ohne polizeilichen Schutz (oder weil man nicht Greenlighted ist), nimmt man als Supermarktinhaber vielleicht lieber das Angebot der Gang an, für Sicherheit zu sorgen, und bezahlt dafür einen regelmäßigen Beitrag.

Edited by Trochantus
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Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass die MS13 nicht einfach die 24th Street Bloods angreifen können, ohne ihrerseits zu riskieren, von einer anderen Gang angegriffen zu werden.

Ganz im Gegenteil. So haben die MS13 den Ruch als härteste Hunde in den USA bekommen. Wer irgendwie Schwäche zeigt wird niedergemetzelt und halb ausgeweidet an Gebäude gehängt. Gerade um andere, potentielle Angreifer abzuschrecken, denn wenn das den 24th Street Bloods passiert ist werden es sich Folk Nation und die lokalen Crips-Franchisenehmer zweimal überlegen, sich mit den Psychos anzulegen. Das Angreifen der 24th Street Bloods wäre eine direkte Macht- und Entschlossenheitsdemonstration. Und damit völlig im Sinne der MS13. Klar, es kann sein dass die MS13 da völlig gerupft werden, und dann kommen die Geier und stürzen sich auf sie, aber so ist das harte Straßenleben nun mal. Da bist du ein Greis, wenn du es bis 30 schaffst.

 

Also entsteht in meinem Verständnis der Slums ein sehr fragiler Burgfrieden, der in meiner Lesart von 2080 auch durch die OKs unterstützt wird:

Der entsteht nicht durch vernünftig-kaufmännisches Abwägen, sondern eher durch Mutually Assured Destruction.

 

Nutten und Koks verkaufen sich nicht sonderlich gut in einer Kriegszone.

Doch, gerade da verkaufen sie sich gut, genau wie Club- und Musikkultur gerade in Krisenzeiten gedeiht und nicht in Zeiten relativen Wohlstands. Wenn es Scheiße ist, wollen die Leute eher Ablenkung als wenn es ihnen gut geht, denn dann haben sie üblicherweise viel zu tun (und keinen Bedarf nach verzweifelten Endorphinschüben, denn es geht ihnen ja gut).

 

Und daher gibt es auch wenig Bedarf im täglichen Geschäft mit Sturmgewehren rumzulaufen, wenn die MP oder eine Pistole+Knüppel reichen um die Bewohner des Viertels zu drangsalieren.

Im Gegenteil. Läufst du nicht mit maximaler Bewaffnung rum, signalisierst du Schwäche und wirst Übernahmekandidat. Das will niemand, vor allem nicht durch die MS13. Daher immer Maximalbewaffnung, Maximalauftreten, Maximalgewalt.

 

Die Panzerglas geschützte Kasse dient ja vor allem dem Schutz des Kassierers und seines Bargeldes, aber 2080 gibt es ja nur noch wenig Bargeld. Damit wäre die Motivation, den Supermarkt zu überfallen eher auf seine Waren bezogen und ohne polizeilichen Schutz (oder weil man nicht Greenlighted ist), nimmt man als Supermarktinhaber vielleicht lieber das Angebot der Gang an, für Sicherheit zu sorgen, und bezahlt dafür einen regelmäßigen Beitrag.

Und deswegen sollte man unterhalb eines 100K-Decks (oder Cyberjack-Deck-Kombi) gar nicht erst versuchen einen Stuffer Shack zu hacken. ;)

 

Sicher kann man versuchen sich mit der lokalen Gang zu einigen, aber das sind zugekokste Irre aus El Salvador die letztens erst die 24th Street Bloods ausgeweidet und an die Metro Hope gehängt haben! Mal ehrlich, würdest du dich lieber in einem Bunker verstecken oder deine Sicherheit der MS-13 anvertrauen? Nicht dass Crips, Bloods oder Folk Nation deutlich weniger irre wären. Das SR-Äquivalent zu den Crips sind übrigens die Cutters.

 

Ich meine, du kannst das natürlich halten wie du willst. Real sind solche Gangs in den USA aber eben nicht die (ausgesprochen rational-kaufmännischen) Hells Angels, sondern eben eher MS-13, Crips, Bloods, Folk Nation ect. Und da wird selten mal ein paar Monate vorausgedacht; deren Lebensumgebung ist eh hochgradig instabil, warum sollten sie. Da ist erheblich weniger Professionalität hinter als du unterstellst. Und das steht halt Pate für die Shadowrun-Gangs, die es dann im Spielhintergrund gibt.

Edited by Richter
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Die Sturmgewehre in den Barrens halte ich auch nicht für so übertrieben, wobei ich eher der Ansicht bin, dass nicht jeder Ganger automatisch damit rumläuft.

Ähm. Doch. Die wollen ja mithalten. Das ist ganz schnell ein Wettrüsten ("Die MS13 haben MGs! Wir brauchen auch MGs! Sonst war's das mit den 24th Street Bloods!") dem sich keiner entziehen kann (oder sie werden halt ausgestorben).

Ein weiterer Aspekt sind die Ressourcen der Gang.

Die Chaoten in den Barrens müssen sich keine Gedanken über Legalität ihrer Waffen machen. Da ist die Verfügbarkeit/Preis eher das Problem. In den Barrens gibt es kein funktionierendes Wirtschaftssystem... dem entsprechend ist die Möglichkeit Nuyen zu verdienen entsprechend gering und damit auch die Möglichkeit, schwere Waffen auf dem Schwarzmarkt einfach so mal kurz zu kaufen.

Deshalb verfügen meine Barrens-Ganger zwar über viele schwere Waffen, aber meist alte Modelle oder selbstgebaute/modifizierte Waffen.

Und deshalb sind gut ausgerüstete Runner in den Barrens auch gern gesehene Beute ... ähm Gäste.

Edited by Corpheus
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Manchmal glaube ich, daß viele Spieler eher Deutschland 2019 mit ein wenig Magie und Cyberware spielen. ;-) Vielleicht wäre es eine Idee, sich entsprechende Dokus über *echte* Problemviertel/Städte in anderen Ländern anzugucken. Dancing with the Devils wurde ja schon genannt (und da reichen schon die ersten 60 Sekunden, um sämtliche schöndeutschen Illusionen über die Hinterfotzigkeit der realen Welt zu zerschmettern), MS13 als reale Psychogang in den USA ebenfalls, die Dokus über die südafrikanische Polizei, die mit MGs auf Patrouille geht, wäre noch ein Stichwort - Mexico City und allgemein die Entführungsindustrie durch Gangs und OK in Mittel/Südamerika etc.

 

Meine Güte, ist es hier beschaulich. Da lobe ich es mir, daß das größte Verbrechen ein abgetretener Außenspiegel und zwei aufgeschlitzte Reifen waren...

 

In den Barrens gibt es kein funktionierendes Wirtschaftssystem

 

Drogen. Zwangsprostitution. Organhandel. Sklavenhandel. Auch heute haben Gangs und OK überraschend wenig Probleme, in/aus/durch Slums an Geld zu kommen.

 

SYL

Edited by apple
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Die Bewaffnung von Gangs hängt hauptsächlich von der Verfügbarkeit von Waffen ab. (Der realen, nicht dem Spielwert.) Wenn Handfeuerwaffe verbreitet sind, dann versuchen Gangs an Gewehre zu kommen. Wenn jeder ein Gewehr hat, dann möchten sie Sturmgewehre. Bis sie an ihr Logistik-ceiling stoßen.

Ihre Machtausübung basiert allerdings nicht rein auf ihrer Bewaffnung oder Zivilisten waffentechnisch überlegen zu sein. Ihre Machtbasis ist die Bereitschaft Gewalt einzusetzen. Und damit zu drohen. D.h. sie haben im -eigentlichen- Sinne kein Vorteil davon Gewalt einsetzen --> Aber sie wollen den Ruf haben, dass sie jederzeit dazu bereit sind. Das ist nicht das Selbe. Wenn ein Exempel reicht, dann braucht es keinen Turfwar. Wenn eine Provokation, wie in das Gebiet des Rivalen zu fahren und wild in die Nacht zu ballern Rep bringt, warum dann einen offenen Kampf riskieren? Auf gut deutsch geht es darum, wer den Anderen klarmachen kann, dass er den Größten hat.

 

Als SL sollte man im Auge haben, wie die Häufigkeit von Turfwars dargestellt wird. Aus dem game-y Aspekt und der Historie Shadowruns stammt leider die Tradition und Idee, dass man auf dem Weg zum Run ca. eine 50/50 Chance hat in einen Gangschießerei zu geraten. Da würde ich ein wenig auf die Bremse drücken. Das ist eher ein Trope.

Nicht weil es diese Gangwars nicht gibt. Von wegen. Aber wenn es zweimal die Woche einen Gangkrieg gibt sind die Barrens bald leer. Und die Nachbargangs ziehen ein.

 

 

Also entsteht in meinem Verständnis der Slums ein sehr fragiler Burgfrieden, der in meiner Lesart von 2080 auch durch die OKs unterstützt wird.

 

Korrekt. Ein fragiler Burgfrieden, der durch gelegentliche Rangeleien, Zufälle, persönliche Stories und Exempel begleitet wird. Und erst, wenn Verschiebungen im Machtgefüge möglich sind oder eine Kette von Einzelereignissen, die bei Armut, Junkies und Gewaltbereitschaft immer passieren (Johnny G hat die Braut des Boss angefahren!) sie lostreten gibt es eine Massenschießerei. Die oft eine Weitere nach sich zieht. Bis sich dann ob Tage oder Wochen später ein Neues Gleichgewicht einstellt, dass wiederrum ein paar Wochen oder Monate halten kann.

 

Narrativ könnte man es als solid state und inciting incident bezeichnen.

 

 

---------------

 

@Medizinmann/Mabuse

 

Meinungen zu Themen und Argumenten könnt ihr äußern. Meinungen zu Diksussionsteilnehmern sind eure Privatsache. Oder liege ich da falsch, Moderator?

Edited by RegularUser2099
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Gangpolitik ist sicher ein Teil der Straßenkampagne, aber das Detail ist doch nicht wirklich nötig. Wollt ihr das nicht anderswo fortführen?

 

Ehrlich gesagt erachte ich das für einen zentralen Punkt. Straßenkampagnen (egal ob Low Power / Budget / Erzählausrichtung) sind nunmal oft auf ein paar Straßen oder ein Stadtviertel reduziert - das ist ja der ganze Sinn davon. In diesem Stadtviertel sind kleine individuelle Machtblöcke von weitaus größerer Bedeutung als wenn man eine normale, stadtweite Runnerkampagne spielt. Und ob jetzt eine Gang / OK  etc der große Machtfaktor in der 4th Aventue sind, ob diese neoanarechistisch gegen Corps und Staat geprägt sind, oder ob sie Deine kleine Schwester zwingen als Kinderhure anzuschaffen, ist zentral für eine solche Kampagne - genau ob auch eine verbogene Eisenstange oder eine alte AK als schwere Bewaffnugn zählen.

 

 D.h. sie haben im -eigentlichen- Sinne kein Vorteil davon Gewalt einsetzen --> Aber sie wollen den Ruf haben, dass sie jederzeit dazu bereit sind. Das ist nicht das Selbe. Wenn ein Exempel reicht, dann braucht es keinen Turfwar. Wenn wild in die Nacht zu ballern Rep bringt, warum dann einen offenen Kampf riskieren? Auf gut deutsch geht es darum, wer den Anderen klarmachen kann, dass er den Größten hat.

 

Auch hier muß man teilweise erneut auf andere Staaten, Städte und Stadtviertel verweisen. Da ist "Gangkrieg" eben nicht ein Jahresereignis, sondern eher ein Monats- oder Wochenereignis.

 

SYL

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Auch hier muß man teilweise erneut auf andere Staaten, Städte und Stadtviertel verweisen. Da ist "Gangkrieg" eben nicht ein Jahresereignis, sondern eher ein Monats- oder Wochenereignis.

 

SYL

 

Du hast nicht Unrecht damit, dass das immer wieder vorkommt. Regelmäßig. Das kann man ruhig betonen. Wie erwähnt, Armut, Drogen, Verzweiflung bzw. Perspektivlosigkeit und eine Tradition der Gewalt produzieren immer wieder, mit absoluter Sicherheit, Katastrophen.

Aber das von Trochantus angesprochene Haifischbecken ist trotzdem ein Faktor. Vielleicht sogar der Hauptfaktor dafür, dass die Gangkriege auch wieder enden. Wer sich komplett verausgabt ist ein Opfer für die anderen Raubtiere im Sprawl, auch wenn er gewinnt. Es geht ja ohnehin eher darum "eine Message" zu senden. Der Gangboss kann vor den eigenen Leuten das Gesicht wahren, wenn er nach zwei Gefechten, bei denen 1/3 seiner "Krieger" gestorben sind, die Sache für erledigt erklärt. (vorläufig) Schließlich hat man es der anderen Gang gezeigt. Aber die klügeren Bosse werden das auch tun, weil sie das 1x1 der Machtpolitik begreifen.

Der Punkt ist, der offene Schlagabtausch ist kein durchgehender Dauerzustand. Kann er nicht. Es ist eher wie Ebbe und Flut.

 

Was ich zusätzlich erwähnen möchte ist das Trope des Gangkriegs. Man muss den Ton der Kampagne als SL setzen. Und es ist eine gängige Tradition in SR einen Gangkrieg als ein Random Encounter zu nutzen. Davor würde ich stark abraten. Und in einer Straßenkampagne, in dem der Fokus oft auf den Lowlifes des Sprawls liegt hilt die holzschnittartige Karikierung von Gangern als motivationslose Pappfiguren überhaupt nicht.

 

Es ist eher meine Sorge, wie die Bedrohung und die Logik der Straßenkriminalität für die Spieler rüberkommt. Wie real die Akteure ihnen erscheinen. Ich sehe es eher als narrative Herausforderung, als eine Stochastische.

Edited by RegularUser2099
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