Oh, heißes Eisen hier... Einerseits kann man rational durchaus nachvollziehen, warum kein Flüchtling in Griechenland, Spanien oder Polen bleiben will, wenn es selbst die einheimische Jugend ins Ausland zieht bzw. eher treibt. Aber die Lösung für die Probleme dieser Welt kann nunmal auch nicht so aussehen, daß alle Flüchtlinge der Welt in vielleicht ein halbes Duzend Staaten der Erde kommen wollen. Die Lösung kann einzig und alleine so aussehen, daß diese Menschen vor Ort ein gutes Leben führen können. Dafür zu sorgen sehe ich als Verantwortung inbs. uns Europäer an, die wir jahrhundertelang diese Länder unter dem netten Label der "Kolonien" rücksichtsos ausgebeutet haben. (Und so ganz nebenbei aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch für den Klimawandel mit allen seinen negativen Folgen hauptverantwortlich sind.) Es ergeben sich allerdings zwei grundlegende Probleme: Erstens können nicht alle Menschen auf dieser Erden so leben wie wir, weil wir dafür die Ressourcen von zwei bis drei Erden benötigen würden und wir bekantlich nur einen blauen Planeten haben. Das macht es natürlich extrem schwer, die Heimatländer vieler Flüchtlinge tatsächlich attraktiver als Europa oder Nordamerika zu machen. Und das zweite, viel gravierendere, Problem ist, daß keiner wiklich eine Ahnung hat, wie das erste Problem auch nur ansatzweise auf globale Ebene lösbar ist. Zudem mangelt es vielfach auch schlichtweg am politischen Willen, dieses beiden Probleme konsequent anzugehen. Viele Politiker leben scheinbar noch - oder vielleich wieder - im 19. Jahrhundert und haben nicht begriffen, daß wir alle uns einen einzigen Planeten teilen und unser aller Wohlergehen voneinander abhängt. Dazu kommt dann noch eine völlig ideotische Wirtschaftsstrategie, die auf ständigen Wachstum ausgerichtet ist. - Woher dieser Wachstum eigentlich kommen soll, darüber denkt kaum jemand nach. Alles was ein Land mehr verdient, muß ein anderes mehr ausgeben. Wachstum auf der einen Seite bedeutet immer zwangsläufig weniger auf der anderen Seite. Das dieses System nicht funktionieren kann, wenn alle Länder der Welt Wirtschaftswachstum als oberste Maxime anstreben, scheint noch keinem Entscheidungsträger aufgefallen zu sein. Das grundlegende Problem unserer Zeit ist also nicht der einzelne Flüchtling, es ist ein großes politisches Versagen auf breiter Front. In machen Fällen vielleicht nichtmal Versagen, sondern schlichtes Desinteresse. Daher liegt es in der persönlichen Verantwortung eines jeden einzelnen Bürgers, wie er mit diesem ganzen "Weltgebilde" umgeht. In einem freien Land muß man aber nunmal aber auch die Haltung "ist mir alles scheißegal, solange es mit gut geht" akzeptieren. Was man hingegen keinesfall akzeptieren muß und mMn darf, ist die Bürger nicht umfassend zu informieren und über die Zusammenhänge aufzuklären. Denn nur wer über ausreichende Informationen verfügt, kann eine echte, freie Entscheidung treffen, statt dumpf irgendwelche Parolen runter zu beten. Und wer wirklich informiert ist, wird wohl auch viel seltener zu dem Ergebnis "ist mir trotzdem alles egal" kommen. Ob das letztlich nicht zu einem "ist mir alles bewußt, aber ich weiß auch nicht, was ich da persönlich tun kann" führt, steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber immerhin haben selbst solche Personen den ersten Schritt ins eigenständige Denken und eigenverantwortliche Handeln (oder halt Nichthandeln) getan. Ähm, gut. Ob jetzt natürlich dem einzelen Flüchtling an dieser Stelle geholfen ist, ist wohl eher fraglich, muß ich einräumen. Da sind dann wieder ganz andere Lösungen gefragt. Fest steht nur, daß in diesem Land bereits jetzt viel zu viele junge Menschen chancen- und perspektivlos herumhängen und in der Folge auf dumme Gedanken kommen. Auch dieses Problem müßte mal konsequent angegangen werden. Zumal es sich vielfach nicht etwa um "böse Flüchtlinge" sondern hier in der zweiten oder dritten Generation geborene handelt, bei denen jede gesellschaftliche Integration völlig fehlgeschlagen ist. Vielleicht muß man aber auch einfach mal anerkennen, daß es in diesem Land nicht für alle etwas sinnvolles zutun gibt. Arbeiten werden automatisiert oder direkt ins Ausland verlagert. Hier müssen auch neue Weg gefunden werden, damit umzugehen und vielleicht ergeben sich dann auch erste, kleine Ansätze mit dem o.g. umfassenderen Problem dieser Welt umzugehen. Aus historischer Sicht muß man aber wohl leider eher davon ausgehen, daß diese Ziele viel zu hoch gesteckt sind. Deshalb bin ich persönlich immer mehr und mehr der Überzeugung, daß genau jetzt und hier in der "westlichen Welt" der beste Zeitpunkt zu leben der Menschheitsgeschichte ist. Wir erleben gerade die längste Friedensperiode in der menschlichen Geschichte dieses Kontinentes, so gut wie keiner muß ernsthaft hungern und die medizinische Versorgung ist ziemlich gut. Und als Bonus haben wir dann noch unsere elektronischen Spielzeuge für mehr Freizeit als jede Generation vor uns. - Nur vergessen die meisten Menschen in diesem Land einfach, daß sie dies alles dem puren Zufall verdanken, daß sie in diesem Land und nicht ein paar tausen Kilometer weiter geboren wurden. (Oder was das betriff, ein paar Jahrzehnte früher.) Dies sollte man sich immer vor Augen halten und es wird vieles relativieren. - Ob dieser Zustand in unserem Land dauerhaft anhalten wird? Ich habe erhebliche Zweifel. Aber aus Angst davor, irgendwelche Fremden könnten uns alles kaputt machen, in die Fänge von Populisten zu geraten, die selber extremistische Ziele verfolgen und gegen genau diese, unsere Freiheit, vorgehen, grenzt ja schon an völligen Schwachsinn. Aber was soll man letztlich vom "kleinen Mann" erwarten, wenn nichtmal unsere Spitzenpolitiker in der Lage sind, gemeinsam die Probleme dieser Gesellschaft (und vielleicht wenigstens ein Stück der Welt) zu lösen und sich lieber streiten, wie im Kindergarten? Bei manchen Politiker drängt sich gar der Eindruck auf, daß sie garnichts konstuktives bewegen wollen. - Aber hey, jedes demokratische Land bekommt die Regierung, die es gewählt hat... PS: Aber eigentlich ist das hier ja ein Rollenspielforum und nicht Attac...