Jump to content

Marcus Johanus

Mitglieder
  • Posts

    772
  • Joined

  • Last visited

Posts posted by Marcus Johanus

  1. Auch auf die Gefahr hin, dass die Diskussion zu kleinteilig wird: Ich denke, Skepsis gegenüber dem Fortschritt war auch schon in den 1920ern stark verbreitet, wie z.B. die Bewegungen der Reformpädagogik und der Expressionismus zeigen. Der eigentliche Wendepunkt war meiner Einschätzung nach der Erste Weltkrieg, in dem die Menschen massiv gemerkt haben, dass der rasante technologische und wissenschaftliche Fortschritt eine Schattenseite hat.

     

    Aber ob und wie das nun bei Cthulhu eine Rolle spielt ... Wie der einzelne Mensch sich zum Fortschritt und den Themen seiner Zeit verhält, ist noch einmal eine ganz andere Frage. Ein Fabrikarbeiter im ausgehenden 19. Jahrhundert wird eine ganze andere Ansicht über den technischen Fortschritt gehabt haben als ein Physiker im Labor.

     

    Im Gro?en und Ganzen finde ich, dass es ja nun gerade das Faszinierende ist, dass die 1920er Jahre unserer Gegenwart in so vielen Bereichen ähneln. Die geistigen Bewegungen waren mehr oder weniger die gleichen, die technische Entwicklung war auf einem ähnlichen Stand, politische Verhältnisse unterschieden sich nicht wesentlich von den heutigen usw.

     

    Gleichzeitig sind 1920er in anderen Punkten exotisch für uns. Wahrscheinlich ist das auch mit einer der Gründe, wieso Lovecraft heute mehr Erfolg als Autor hat als zu seinen Lebzeiten.

     

    Einerseits macht dies die 1920er als Rollenspielhintergrund sehr attraktiv, denn ich habe im Prinzip alle Möglichkeiten eines modernen Settings, trotzdem aber genug Exotik, um Interesse zu wecken. Aber wie so oft steckt meiner Meinung nach der Teufel im Detail, denn das Mehr an Exotik bezahle ich mit der Unsicherheit, wann denn nun was schon erfunden wurde, wie Gegenstände des Alltags genau ausgesehen haben usw. Für historisch gebildete Gruppen und erfahrene Rollenspieler ist das kein Problem. Aber ich habe eigentlich die Erfahrung gemacht, dass historisch unbedarfte Einsteiger zu NOW einfach einen schnelleren Zugang haben. Das finde ich im Zweifelsfall wichtiger.

  2. Dass sich NOW und 1920 unterschiedlich spielen, ist schon klar, denke ich. NOW ist für mich und meine Spieler nur leichter. Der "Ballast" des historischen Rollenspiels muss meiner Meinung nach schon auch einen direkten Nutzen haben, der über das reine Schwelgen in der exotischen Atmosphäre hinausgeht. Nur um ein Gefühl der Isolation zu erreichen, ist mir der Aufwand für 1920 zu gro?. Dieses Gefühl kann ich auch in NOW leichter erzeugen.
  3. Original von Roach

    Ich kann mir also sparen, die Leute erst für die Besonderheiten der Zeit (20er, Gaslicht, Mittelalter, Rom, Wildwest...) sensibel zu machen, weil sie es bereits sind. Jeder 'Abweichung von der Norm' wird unmittelbarer wahrgenommen als beispielsweise in den 20ern, wo man sich immer zuerst fragt 'was das für die Zeit damals normal oder nicht?'

     

    Genau meine Meinung! Wer Cthulhu wirklich als Horror-Rollenspiel spielen will, ist mit NOW viel besser bedient als mit dem 1920er-Setting. Aber ich habe den Eindruck, dass die meisten Cthulhu-Spieler lieber ein historisches Detektivspiel bevorzugen, was ja vollkommen in Ordnung ist.

  4. Original von g.sys

    Doch sollte auch bei realen Locations die Recherche von Mu?e und Sorgfaltspflicht geprägt sein. Sonst sieht man als Spielleiter schnell alt aus, da der Spieler die Location dann tatsächlich besser kennt, als man es recherchiert hatte.

     

    Och, das würde ich nicht verkrampft sehen. Ich leite da lieber nach dem Prinzip: "Mut zur Lücke.". Meiner Ansicht nach ist das so: War ein Spieler tatsächlich schon einmal an einem Ort, an dem ich noch nicht war, oder ist er ein absoluter Fan einer bestimmten Gegend und hat deswegen schon 30 Bücher darüber gelesen, dann kann ich ihm da eh nicht das Wasser reichen, egal wie viel ich recherchiere. Damit muss die Gruppe dann halt leben. Ich mache das dann meistens so, dass ich dem betreffenden Spieler, der Spielerin möglichst gezielt und oft die Gelegenheit gebe, das Wissen auch einzubringen und meine Unkenntnis mit Details zu ergänzen. Sonst Platz der oder diejenige ja irgendwann und stört die Runde an wichtigen Momenten mit unnötigen Details.

     

    Wieso sollte ich als SL immer das ultimative Wissen zu allen Bereichen haben? Ist doch schön, wenn ich mir nicht die ganze Zeit den Mund fusselig reden muss und das mal ein Spieler, eine Spielerin, für mich erledigen können.

     

    Für unbedarfte Spieler reicht es, hier und da ein paar Details fallen zu lassen, um so zu tun als wüsste man Bescheid, da muss man keine Lexika lesen. Im Endeffekt ist eine Cthulhu-Runde kein Bildungsprogramm, sondern spannende Unterhaltung. Details sind da nebensächlich.

     

    H.P. Lovecraft war wohl ein Meister darin, fiktives real scheinen zu lassen. Man kann nur versuchen ihm nach zu eifern.

     

    Das kann ich nicht erkennen. Wüsste nicht, wo genau da seine Meisterschaft liegt. Ich finde, er ist darin genauso gut oder schlecht wie die meisten anderen Schriftsteller seines Genres auch. Genau in diesem Punkt sehe ich mich ja bestätigt: Kein Mensch liest doch Lovecraft, weil die fiktiven Orte so tolle Details aufweisen. Er ist ein Horror-Autor und kein Schreiber von Reiseführern. Ergo steht das Gefühl, das er beim Leser erzeugt, im Vordergrund.

  5. Ja, ich sehe das auch so, dass so gut wie alle angesprochenen Funktionen, die ein "Cthulhu-Insider" haben sollte, bereits im Netz von Fans irgendwie umgesetzt wurden. Sie sind halt nur nicht gebündelt an einem Ort.

     

    Es hat bei Cthulhu halt nun einmal Tradition, dass alles nicht so stromlinienförmig aus einer Hand vom Hersteller erledigt wird, sondern von zahlreichen Fans als liebevoll gepflegtes Hobby. Mir drängt sich da der Vergleich zwischen den D&D-Kinofilmen, die ja durchaus mit einem nennenswerten Budget auf die gro?e Leinwand und mit international populärer Besetzung gebracht wurden (auch wenn sich über die Qualität letztlich natürlich streiten lässt) und den zahlreichen Cthulhu-Filmen auf, die von Fans in Heimarbeit erstellt werden.

     

    Ich denke, dieser Vergleich ganz gut zeigt, wo die unterschiedlichen Möglichkeiten und Grenzen von D&D einerseits und Cthulhu andererseits liegen.

     

    Und um das noch einmal zu unterstreichen: Wünschen würde ich mir so etwas wie einen "Cthulhu-Insider" auch. Genauso, wie ich mir ein deutsches Delta Green und/oder Golden Dawn wünsche und einen "Mountain of Madness"-Blockbuster mindestens von der Qualität und den Dimensionen des "Herrn der Ringe". Nur steht dem Wünschenswerten das Machbare gegenüber - und da sehe ich eher schwarz.

  6. Original von Synapscape

    naja also Delta Green war und ist völlig bahnbrechend für Cthulhu und auch der Schrei danach in Deutschland war und ist immer noch deutlich zu hören.

     

    Und GOlden Dawn kennt einfach kaum jemand. Ich bin mir sicher, dass man da interessante Ansätze finden kann.

     

    So wie ich das sehe, vermischst du zweierlei Dinge, einerseits die, sagen wir, künstlerische Qualität eines Produktes und dessen Absatzchancen.

     

    Es mag sein, dass es manche Cthulhu-Spieler gibt, die sich nach DG sehnen. Aber ich habe in diversen Workshops auf Cons und zu anderen Gelegenheiten die Erfahrung gemacht, dass viele erstens DG gar nicht kennen und wenn sie es kennen es auch ablehnen. Ja, DG ist klasse, ich liebe es auch, aber es scheint die meisten Spieler eher nicht zu interessieren, die wollen offensichtlich lieber Cthulhu 1920 in Deutschland. Reizt mich persönlich auch nicht so sehr, aber so ist das nunmal.

     

    Für the Golden Dawn gilt meiner Meinung nach das gleiche.

     

    Und, wie auch schon mehrfach hier im Forum betont wurde, hat die Redaktion ja auch versucht, DG nach Deutschland zu holen. Fertige übersetzte Texte, Konzepte lagen schon vor, es hat wirklich nicht am mangelnden Willen gelegen, sondern an rechtlichen Dingen und, so weit ich wei?, auch eher am Desinteresse einige DG-Autoren.

     

    Wie gesagt, DG ist "bahnbrechend", aber selbst viele seiner Autoren, John Tynes vorneweg, haben frustriert die Arbeit daran aufgegeben, weil der kommerzielle Erfolg ausblieb. Und das, obwohl sie für einen potenziell viel, viel grö?eren Markt geschrieben haben als den deutschen.

     

    Mal abgesehen davon,d as simmer wieder über mangelnden Nachwuchs und frisches Blut diskutiert wird. Dann sind es immer die gleichen Argumente: WoW klaut uns unsere Spieler.

     

    Aber wenn es dann darum geht, über Innovationen zu reden sind es auch immer die gleichen Argumente: unsere Spieler wollen das nicht.

     

    Hmmmmmmm irgendwie ein Paradoxon. :D

     

    Das führt vom Thema weg, aber diese Argumentation halte ich auch für falsch. WoW ist nicht der Paper-and-Pen-Killer, es gibt genauso gut Leute, die durch WoW zu PnP gefunden haben und vor allem eine Masse an Menschen, die sonst nie etwas mit Rollenspielen am Hut haben würden. WoW hat dem Hobby meiner Meinung nach unterm Strich nur gut getan.

     

    Aber: Die Schnittmenge zwischen WoW-Spielern und Cthulhu-Spielern dürfte nun wirklich mordsmä?ig klein sein. Hier sehe ich kaum Berührungspunkte. Und ob jemand, der von WoW angezeckt ist, dann doch lieber an den Spieltisch zurückkehrt, weil es einen Cthulhu-Insider gibt, halte ich auch für eine gewagte These.

  7. Ich glaube, es ist ein Problem, das viele die Dimensionen, in denen sich Cthulhu bewegt, einfach überschätzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so etwas wie der D&D-Insider für Cthulhu lukrativ betreiben lässt.

     

    So was ähnliches wie ein Cthulhu-Insider ist ja der inoffizielle Cthulhu-Blog. Und ich fürchte, anders wird es eine elektronische Unterstützung von Cthulhu in naher Zukunft nicht geben können. Ich denke, dass hier der Grund dafür zu suchen ist, wieso es keinen offiziellen Cthulhu-Blog gibt. Was genau sollte der tun, was der Cthulhu-Newsletter und der Cthulhu-Blog als Fan-Projekte nicht bereits erledigen?

     

    Cthulhu ist nicht D&D und auch nicht einmal DSA oder Shadowrun. Hier immer wieder Vergleiche zu suchen, wird den Dimensionen nicht gerecht.

     

    Was die angesprochenen Innovationen angeht: Das liegt voll auf meiner Linie. Wünsche ich mir auch. Leider scheint es aber so zu sein, dass bei den meisten Fans Cthulhu 1920 in Deutschland am beliebtesten ist. Ergo werden sich au?ergewöhnliche Settings und Kampagnenkonzepte halt in Grenzen halten. Und dafür, dass so etwas tendenziell unbeliebt ist, gibt es mit Traumlande, Cthulhu Now, London, der Lovecraft-Country-Reihe, BdW etc. eine ganze Menge.

     

    Auch Golden Dawn oder Delta Green sind ja (leider) keine florierenden, bahnbrechenden Settings, auf die die internationale Cthulhu-Spielerschaft nur so gewartet hätte. John Tynes hat seinerzeit das Handtuch nicht geworfen, weil er im Geld schwamm, sondern eben weil er für seine Arbeit mangels Erfolg keine Perspektive mehr gesehen hat.

  8. Supernatural ist nicht so meins, da gefällt mir eigentlich nur die Prämisse aus der ersten Staffel wirklich gut, FRINGE hingegen finde ich toll. Allerdings mochte ich da die erste Staffel ein kleines bisschen lieber als die zweite. Die dritte scheint wiederum extrem zu rocken, obwohl ich da nur auf dem Stand der deutschen Ausstrahlung bin.

     

    Wie gesagt, Warehouse 13 hat mir in der Pilotepisode eigentlich ganz gut gefallen. Ich fand die durchaus cthulhuid und das Setting finde ich nicht schlecht, sogar rollenspieltauglich.

     

    Sehr begeistert bin ich davon, dass Warehouse 13 ja im selben Serienuniversum spielen soll wie EUReKA. Irgendwann soll es wohl eine Crossover-Folge geben. Da freue ich mich drauf.

  9. Original von Synapscape

    Ich habe das schon beim ersten Band angemerkt: der Druck ist extrem dunkel ausgefallen. Sowohl die Farbbilder als auch die Cover und der Innenteil.

     

    Vielleicht habe ich ja kein Auge dafür, vielleicht habe ich auch einfach Glück mit meinen Exemplaren, aber ich kann bei der Druckqualität keine Mängel ausmachen. Ich kann alles lesen, es sieht gut aus - was will ich mehr? Gerade die Farbtafeln habe ich mehrfach mit Vergnügen betrachtet, eingescannt und als Handouts gedruckt. Niemand hat bislang gemeckert.

     

    Gerade von Chaosium, aber auch von DSA und vielen anderen Spielen quer durch die Bank habe ich teilweise schon eine viel, viel schlechtere Druckqualität erlebt, die einem wirklich das Lesevergnügen verdirbt und Dinge teilweise unlesbar macht. Davon kann - bei meinen Exemplaren - nicht die Rede sein.

  10. Original von Raven2050

    Wenn ein Produkt nur deshalb reizvoll ist, weil es sich im Glanze einer anderen Vorlage suhlt

     

    Das hat niemand behauptet.

     

    Original von Raven2050

    Nein, da hätte ich in der Tat anderes erwartet als ermüdende Frachtlisten und lineare "gehst du nach links gibt es Kekse, gehst du nach rechts fallen Dir die Arme ab"-Szenarien.

    Wenn man das "Gesamtprodukt" mit Limitierungshype, und allem drum und dran betrachtet, bleibt unter dem Strich gerechnet trotzdem nur ein unter,- bis mitteldurchschnittliches Setting. Daran ändert auch die geniale Vorlage nichts. ;)

     

    Ja, ich schrieb bereits, dass ich diesen "Frachlistenteil" auch für langweilig halte. Aber es gibt auch in nahezu jedem anderen Abenteuer und in jedem anderen Spiel Teile, die ich gelungen finde und Dinge, die mir nicht gefallen. Was gefällt wird übernommen und ausgebaut, was nicht gefällt wird gekürzt, weggelassen oder überarbeitet. Das ist doch immer so, gerade bei Rollenspielen.

     

    Und so finde ich bei BdW das Ensemble an ausgearbeiteten NSC beispielsweise gut. Da lässt sich viel draus machen, wodurch das Abenteuer eben nicht linear ist, wie du es gerade beschreibst. Die Informationsflut versetzt dich doch gerade in die Lage, als SL auch viel improvisieren zu können und vom vorgesehenen Pfad im Abenteuer abzuweichen.

     

    Was hast du von BdW anderes erwartet? Du erhältst eine komplett ausgearbeitete Expedition mit vielen interessanten NSC und Gegenspielern, die sich auf die Spur der literarischen Vorlage begibt. Ich finde das in der Ausführung im Gro?en und Ganzen gut.

     

    Mag sein, dass deine Erwartungen durch den Hype im Vorfeld überzogen waren und du am Ende nun enttäuscht bist, dass die Kampagne halt doch "nur" eine solide Cthulhu-Kampagen ist. Aber was willst du der Redaktion und dem Verlag vorwerfen - dass sie Werbung für ihre Produkte machen?

  11. Die Frage, ob BdW auch ohne literarische Anbindung wirken würden, verrät, dass du mMn den Reiz der Kampagne nicht zu schätzen wei?t. Natürlich ist die Kampagne allein deswegen etwas Besonderes, genauso, wie es reizvoll ist, in Arkham zu spielen oder den Innsmouth-Raid zu begleiten.

     

    Es ist ja nicht weiter wild, wenn dir dieser Aspekt gleichgültig ist. Aber dann ist die Kampagne halt nichts für dich. Das wäre ungefähr so, als würdest du Star Wars spielen, ohne die Filme zu mögen.

  12. Beim Lesen fiel mir die "Ausrüstungslastigkeit" des ersten Bandes auch unangenehm auf. Aber ich kenne Spieler und Gruppen, denen so was Spa? macht. Beim Leiten würde ich diesen Teil schlichtweg weglassen, da mich als SL und Spieler so was langweilt. Aber ich habe noch nie Abenteuer und Kampagnen so gespielt, wie sie im Buch stehen, sondern stets umgearbeitet, improvisiert, gekürzt und dazu erfunden, was mir gefällt und was meine Spieler verlangen. Anders kann ich mir das Leiten von Kaufabenteuern nicht vorstellen, denn woher soll denn ein Autor, der meine Spielrunde und mich persönlich nicht kennt, wissen, was uns gefällt? Von daher gibt es für mich jedenfalls in jeder Publikation Dinge, die mir gefallen und Dinge, die mir nicht gefallen. Das eine baue ich aus, das andere lasse ich weg.

     

    Wenn man die Kampagne leiten möchte, reicht ja ein kurzes Googlen nach Berge des Wahnsinns, um vorher zu wissen, worauf man sich einlässt, denn schon allein Lovecrafts Erzählung steckt da schon den Rahmen. Ich jedenfalls würde mich stets gründlich informieren, bevor ich so viel Geld für ein Produkt ausgebe, um eben eine solche Enttäuschung zu vermeiden. Dass Verlag und Redaktion davon überzeugt sind, ein wirklich tolles Produkt zu veröffentlichen und das auch so bewerben, dürfte auf der Hand liegen. Davon würde ich mich als aufgeklärter Käufer nicht beeindrucken lassen.

     

    Was die Druck- und Publikationsqualität angeht, empfinde ich die Kritik allerdings wirklich als Gejammer. Es mag sein, dass es günstigere Produkte mit Vierfarbdruck etc. auf dem Markt gibt, wie z.B. die Pathfinder-Bücher, wo jede Seite glänzt und vierfarbig ist. Da habe ich mich auch schon gefragt, wie die das zu diesen Spottpreisen hinkriegen. Ich vermute allerdings, dass die Auflage von Pathfinder-Büchern ungefähr zehnmal so hoch sein dürfte, wie die von Cthulhu-Büchern. Das macht dann schon einen gro?en Unterschied für die Preisgestaltung. Mal abgesehen davon, dass die erste Auflage des deutschen Pathfinder-Regelbuches vor Fehlern nur so strotzte.

     

    Aber sonst wird es schon dünn, um vergleichbare Produkte zu finden. Da fallen mir kaum bessere und günstigere Bücher ein. Neulich habe ich nach langer, langer Abstinenz mal wieder DSA gespielt. Da ich im Besitz des GRW als vierfarbiges Hardcover bin (das wirklich unverschämt günstig und schick ist), nahm ich blauäugig an, dass alle DSA-Regelwerke eine entsprechende Qualität besä?en. Weit gefehlt, wie ich dann in der Spielrunde selbst feststellen durfte. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich die anderen Bücher gesehen habe. Das war untere Fotokopierer-Qualität. Schlimmer. Mein Copyshop würde sich schämen, mir solche Drucke abzuliefern. Da liegt die Produktionsqualität der BdW meilenweit drüber zu einem durchaus vergleichbaren Preis. Und wir reden mit DSA hier nicht von irgendeinem kleinen Zweitrollenspiel, sondern von dem auflagenstärksten Rollenspiel Deutschlands.

     

    Was die mangelnden Karten angeht, kann ich die Kritik nicht nachempfinden. Zu allen bemängelten Punkten habe ich beim Durchblättern Karten im zweiten Band gefunden. Im ersten Band sind mir beim Lesen keine fehlenden Karten aufgefallen. Aber ich bin halt auch noch nicht durch mit der Kampagne, das kann ich letztendlich nicht beurteilen.

  13. Ich kann die Kritik an AH nicht nachvollziehen. Wir spielen es jetzt schon seit bestimmt zwei Jahren in unregelmä?igen Abständen von ein paar Wochen und haben viel Spa? damit. Und wir haben nun gerade die Erfahrung gemacht, dass dank der vielen Zufallsmomente keine Runde wie die andere ist.

     

    Mir ist klar, dass AH nichts für knallharte Strategiespieler ist. Der Glücksfaktor ist schlichtweg zu hoch, eine böse Mythoskarte oder eine miese Begegnung zum falschen Zeitpunkt können jegliche Planung vollkommen zerschie?en. Schlechte Würfelergebnisse sind meist tödlich, das Verhältnis der Spielfiguren untereinander und der Gruppe zu den Monstern ist vollkommen unausgewogen.

     

    Aber das Vergnügen von AH kommt bei uns auch an ganz anderer Stelle auf: Der wichtigste und spa?igste Moment ist stets die Upkeep-Phase, da hier die Gruppe als Team bespricht, wie auf die Ergebnisse der letzten Runde zu reagieren ist und wie die Strategie angepasst werden muss, damit das Maximum aus den Ressourcen rauszuholen ist.

     

    Ich finde, dass Arkham Horror nicht nur sehr gut die Grundprinzipien von Cthulhu als Brettspiel abbildet, sondern überhaupt, das Brettspiel ist, das Rollenspiel jenseits von Dungeon Crawls am nächsten kommt. Und es ist das beste kooperative Spiel, das wir bislang gespielt haben.

     

    Aber ich denke schon, dass es praktisch unerlässlich ist, AH mit Cthulhu-Enthusiasten und mit etwas Humor zu spielen. Man muss einfach Spa? an den vielen Cthulhu-Elementen und Rollenspielanspielungen haben, an dem liebevoll gestalteten Spielmaterial und den vielen Insider-Gags. Wenn Harvey Walters als SC auftaucht und immer verprügelt wird, dann macht das einfach Spa?. Und wenn er sich in den Händen eines fähigen Spielers mit viel Glück dazu plötzlich als Retter der Gruppe entpuppt (wie zuletzt bei uns passiert), dann ist das erst recht witzig.

  14. Wie gesagt: Echte Handouts, also Dinge, die die Spieler in den Händen halten und benutzen (Notizen einfügen unterstreichen etc.) müssen, ersetzt das iPad nicht.

     

    Aber ich zumindest habe früher auch sehr häufig Bodenpläne kopiert und ausgedruckt oder Charakterportraits und andere Bilder, die ich den Spielern eigentlich nur kurz zeigen muss. Das kann ich mir inzwischen schenken und spare damit Papier und vor allem Platz auf dem Spieltisch, die Situation wird übersichtlicher, suchen dauert nicht mehr usw.

  15. Nebenbei bemerkt habe ich auch von den Spielern positives Feedback erhalten. Und auch die hier geäu?erte Befürchtung, das iPad sei ein Srimmungskiller, kann ich nicht bestätigen, allerdings mit der Einschränkung, dass wir eh Ctuhlhu Now spielen. Habe das iPad aber auch in meiner Fantasy-Runde benutzt und auch hier hat sich niemand gestört gefühlt, im Gegenteil.

     

    Man kann das Gerät auch für kleinere Effekte nutzen. Als die Charaktere dabei waren, sich auf dem Bodenplan zu orientieren, fiel das Licht aus. Kam einfach cool, als ich dann einfach auch beim Bildschirm das Licht ausgeknipst habe. Keine Riesenshow, aber trotzdem stimmungsvoll.

     

    Schlie?lich ist das Display des iPads so gut, dass Bilderund Bodenpläne einfach auch gewinnen. Sie sehen auf dem Gerät besser aus als ich sie je Drucken könnte.

  16. Vollkommen unproblematisch: ich scanne die Bilder hochauflösend im .tiff-Format ein, importiere sie dann in iPhoto und synchronisiere dann das iPad mit dem Mac.

     

    Dropbox ginge aber auch, ginge genauso unproblematisch und wäre wahrscheinlich die beste Variante für Windows-Nutzer. Da ich aber schon seit über zwei Jahren kein Windows mehr benutze und auch keine Ahnung habe, wie gut PC und iPad zusammenarbeiten, kann ich dazu nichts sagen.

  17. Habe jetzt das iPad mehrmals zum Leiten eingesetzt und find's toll. Echte Handouts, mit denen die Spieler arbeiten sollen (Buchauszüge und die meisten anderen Texte) Drucke ich nach wie vor aus. Aber gerade bei Portraits und vor allem Bodenplänen rockt das iPad. Ich kann jeweils nur den Bereich vergrö?ern, den die Charaktere sehen und - für mich am Wichtigsten - ich habe weniger Papierkram und muss weniger drucke. Ich kann es nur empfehlen. Noch hatte ich die Gelegenheit nicht, aber ich kann mir zum Beispiel auch sehr gut vorstellen, mit dem iPad kleine Filme in die Spielrunde einzubauen.

     

     

    • Like 1
  18. Original von Raven2050

    Was del Toro angeht: Sicherlich ein guter Regisseur. Jedoch muss ich gestehen, das ich Hellboy 1 zwar gut, Hellboy 2 aber ziemlich Kacke fand.

    Der herausragendste Film ist für mich da noch Pans Labyrinth - alles andere nur gutes Mittelma?.

     

    Abgesehen davon, dass ich diese Einschätzung nicht Teile: Eine Lovecraft-Verfilmung, die gutes Mittelma? ist ..., das wäre ein echter Fortschritt.

     

  19. Ich denke auch, man sollte das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor er erlegt ist.

     

    Abgesehen davon: Ganz gleich, wie der Film wird, ist es doch schon einmal für sich ein Wert, das Leute wie del Toro und Cameron mit Lovecraft in Verbindung gebracht werden und einen Blockbuster zum Thema Cthulhu produzieren. Das Problem von Cthulhu ist doch bislang, dass die meisten Menschen einfach keine Bilder mit dem Thema verbinden können.

     

    In Zukunft kann jeder Rollenspielverkäufer dem interessierten Kunden sagen: "Du spielst da so was wie in dem Film ...". Das ist unterm Strich in jedem Fall gut, auch wenn wir als Fanboys nicht hundertprozentig zufrieden gestellt werden. Lovecraft adäquat umzusetzen UND einen erfolgreichen Blockbuster zum Mythos zu drehen dürfte schlichtweg unmöglich sein. Es müssen Kompromisse gemacht werden.

     

    Ich finde, dass del Toro mit Hellboy da durchaus gezeigt hat, dass er einen guten Mittelweg beschreiten kann.

  20. Ja, DG wurde häufig als Hybrid aus X-Files und Cthulhu beworben. Für das ursprüngliche Grundbuch ist das auch nicht verkehrt und im Groben trifft es die Sache. Aber eigentlich ist DG wesentlich mehr. Es ist eher ein Mythos 2.0, würde ich sagen.

     

    DG überträgt den Mythos sehr folgerichtig in die Gegenwart und erschafft einen echten Rollenspielhintergrund. Das Chaosium-Cthulhu ist eher ein Puzzle aus Lovecraft-Fragmenten, DG setzt alles zusammen, poliert es auf und überträgt es auf die Gegenwart.

  21. Ich würde in jedem Fall dazu raten, einfach locker zu bleiben. Wenn du neu in Cthulhu und als SL bist, erwartet doch niemand von dir, gleich die ultimative Kampagne aus dem Hut zu zaubern. Und obwohl ich das Interesse an Hastur nachvollziehen kann, halte ich diesen Teil des Mythos nicht unbedingt für besonders Einsteigergeeignet.

     

    Was spricht dagegen, einfach ein paar Abenteuer aneinander zu reihen? Supranatural, X-Files, Ghost Whisperer usw. machen es doch vor, wie eine Serie mit den selben Figuren und den Monsters of the Week gut funktionieren kann. Das ist auch logisch, denn die ersten Spielsitzungen können sich ruhig eher intensiver mit den Spielercharakteren als mit dem Maythos beschäftigen.

     

    Falls du dann doch irgendwann die Kurve kriegen willst, um einen gro?en Metaplot zu etablieren, dann kann dir immer noch so eine Serie wie Fringe als Vorbild dienen, bei der die MotW-Episoden sich schlie?lich als Fringe-Events, als Puzzleteile eines grö?eren Ganzen erweisen.

×
×
  • Create New...