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Everything posted by Joran
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Ob die Theorie richtig ist, spielt vielleicht auch garkeine so große Rolle. Clive wird nicht mehr ganz leicht vom Gegenteil zu überzeugen sein. Er hat sich in diese Theorie inzwischen verbissen ... Da sind zu viele Widersprüche und kleinen Ungereimtheiten der ganzen Geschichte, als dass er Hartmut vertrauen könnte. Wer Mitglied bei La Main Droit ist / war, wie Hartmut, kann schwerlich ein lieber Kerl sein, zumal er ja schon recht lange bei dem Verein zu sein scheint. Und Matilde über Jahre hinweg etwas vorzuspielen, wäre schon ziemlich böse. Die Vorstellung, ein Haufen brünftiger Kultisten kämpft untereinander mit allen Mitteln um das Privileg, der Vater "ihres" Auserwählten zu werden, ist schön bizarr. Vielleicht will Clive seine Theorie unbewusst schon aus dem Grund glauben, weil diese Betrachtung Hartmut in einem schlechten Licht dastehen lässt.
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Nein, das muss eine andere Nachricht gewesen sein. Es soll sich wohl um einen gigantischen Gasplaneten handeln. Absolut nicht der Erde ähnlich. Guckst Du hier: http://www.rp-online.de/panorama/wissen/weltraum/wurde-hier-der-9-planet-unseres-sonnensystems-entdeckt-aid-1.5707100 Nachgewiesen hat ihn der gleiche Wissenschaftler, der dafür gesorgt hat, dass dem Pluto der Planetenstatus wieder aberkannt worden ist. Er hat den Verlust also wieder wett gemacht und uns einen neunten Planenten "zurückgegeben". Gesehen hat man den Planeten noch nicht, nur die Auswirkungen, die seine Gravitation auf andere Himmelskörper hat, kann man beweisen. So habe ich es jedenfalls in Erinnerung. Zutreffend hat der Astronom auf Herm den erst 1930 entdeckten Pluto, falls er ihn auch schon gekannt haben sollte, gleich nicht als Planeten eingestuft. Er hat wirklich ALLES richtig gemacht! Kein Amateuer, wie man hätte denken können, sondern jemand, der weiter sah (oder reiste?) als die Teleskope seiner Zeit! Naja, Dr. M.D. Ludwig Theodor Wilfried von Wittgenstein war ja auch offensichtlich ein Deutscher. Da kann man Gründlichkeit schließlich auch erwarten!
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Cainnech Matilde spricht von Narben. Aber ich sehe ihre Hände und die milchig weiße Haut ihres Nackens, die nie bei tagelanger Feldarbeit verbrannt wurde. Ich stelle mir vor, wie es wäre, Matildes Rücken zu untersuchen, ihn vorsichtig zu berühren ... und wende mich schnell der Entsorgung der verbrannten Blumen zu, bevor noch jemand merkt, dass sich mein Gesicht verfärbt. Clive "Vielleicht können wir es doch noch herausfinden, Matilde, ... eines Tages. Deine Narben beweisen, dass Du nicht alles geträumt haben kannst, was Dir damals widerfahren ist. Auch wenn Dir manches unwirklich erscheint, bedeutet das noch lange nicht, dass es Träume waren. ... Und Träume müssen beileibe nicht unwirklich sein. Spätestens seit Herm ist mir das klar. Als ich vor zwei Jahren in London war, wollte ich es Euch in dem Café erzählen, aber Hartmut hat mich damals unterbrochen. An dem Tag, bevor wir uns im Café getroffen haben, bin ich zum Pentonville Gefängnis gegangen. Dort wurde vor einigen Jahren ein guter Freund von mir erhängt, den ich auf mehrere Expeditionen begleitet habe. Ich vermute, Du hast davon in den Zeitungen gelesen und Cainnech kennt seinen Namen sowieso: Ruairí Dáithí Mac Easmainn. In England kennt man ihn unter dem Namen Sir Roger Casement, aber der Titel wurde ihm aberkannt und sein Name zu Unrecht beschmutzt. Seine Gebeine sind irgendwo auf dem Gelände des Gefängnisses zwischen Mördern und Vergewaltigern anonym verscharrt. Als Ruairí der Prozess gemacht wurde, konnte ich ihm nicht beistehen, denn ich saß in der erleuchteten Stadt, in Medīna an-Nabi, fest. Der Krieg hatte die arabische Halbinsel bereits in seinem Griff. Darum konnte ich mich nicht von ihm verabschieden ... Aber auf Herm habe ich ihn im Traum in seiner Zelle besucht und mit ihm gesprochen. Es wirkte auf mich alles sehr ... wirklich, obwohl ich das Gefängnis nie gesehen hatte. Das ließ mir keine Ruhe. Und darum bin ich vor zwei Jahren endlich zum Pentonville Gefängnis in die Caledonian Road gegangen. Und ich fand dort alles genauso vor, wie ich es auf Herm gesehen habe. Ganz gleich, was andere darüber denken würden, ich bin überzeugt, dass dieses Gespräch in der Zelle mit meinem Freund tatsächlich stattgefunden hat. Ich kann nicht erklären, wie das möglich ist. Aber ich könnte auch nicht erklären, wie ich so konkrete Erinnerungen an das Pentonville Gefängnis haben könnte, ohne ... irgendwie ... dort gewesen zu sein. Ich habe seit Herm immer wieder solche Träume. Die Frage ist nur, welches sind gewöhnliche Träume und welche Träume sind mehr als das? Wir müssen mehr über diese Träume, in denen wir durch Raum und Zeit gewandert sind, lernen Matilde. Ich glaube, nur so können wir verstehen, was das alles zu bedeuten hat. Wenn wir lernen, das zu kontrollieren, können wir vielleicht auch herausfinden, was Du in Norwegen erlebt hast. Wir müssen gemeinsam entschlüsseln, was damals auf Herm geschehen ist. Wir müssen verstehen lernen, womit wir damals Kontakt hatten. Ich habe noch das Buch, dass wir im Zimmer von Dr. M.D. Ludwig Theodor Wilfried von Wittgenstein fanden. Das astronomische Werk, in dem der Doktor ein sehr altes Pergament versteckt hatte. Und ich habe auf meinen Reisen auch einige Dinge zusammengetragen. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Früher habe ich mich nur sehr vorsichtig mit manchen Schriften vertraut gemacht. Aber das war vielleicht ein Fehler. Im Moment möchte ich LERNEN. Über Ishnigarrab, über Yog-Sothoth, ... Wenn wir mehr verstehen, werden wir es vielleicht auch mit 'La Main Droit' aufnehmen können. Ich meine, wir müssen jetzt einige Entscheidungen treffen. Wir haben in den nächsten Tagen einiges zu erledigen. Dabei gibt es so viel zu bedenken: Wir müssen in Betracht ziehen, dass die Organisation hinter dem Überfall auf das Auktionshaus gestanden haben könnte. Dann muss dort auch etwas gewesen sein, dessen Bedeutung über einen materiellen Wert hinausgeht. Bevor wir abreisen, sollten wir vielleicht zumindest nachsehen, ob uns die verbliebenen Gegenstände noch einen Hinweis geben, wonach 'La Main Droit' gesucht haben könnte. Morgen Mittag gegen 14.00 Uhr läuft zudem die Frist ab, die mir der Mann am Telefon gesetzt hat. Bis dahin sollte ich Lord Penhews persönliche Tagebuchaufzeichnungen aus der Zeit der Carlyle Expedition in Ägypten beschaffen. Ich denke, dieser Mann, der nicht alleine gehandelt haben kann, gehörte zur Organisation ... oder auch nicht? Wer kann das schon sicher sagen? Aber sollten wir ihnen zuvorkommen ... oder zumindest Lord Penhew warnen? Denn sie werden nicht vor Gewalt zurückschrecken, um sich zu verschaffen, was sie haben wollen. Du solltest Deine rechtlichen Angelegenheiten mit Mr. Kilmister und einem Advokaten regeln. Dabei sollte Cainnech Dich begleiten. Wenn Du magst, komme ich auch mit. Oder ich erkundige mich in dieser Zeit nach den Reisemöglichkeit nach Irland. Wir könnten eine Passage auf einem Segler nach Irland buchen. Das böte vermutlich weniger Angriffsmöglichkeiten als die Eisenbahn. Allerdings könnten wir einem Angriff, wenn er uns doch auf dem Meer trifft, nicht ausweichen. Wenn wir zunächst über Land nach Cardiff reisen und uns erst dort einschiffen, hätten wir natürlich verschiedene Möglichkeiten. ... Ich weiß nicht recht", überlege ich laut. Oder sollten wir erst irgendwie austesten, ob uns die Organisation überhaupt noch folgt? Eine Fahrt über weniger belegte Straßen, auf denen wir Verfolger ausmachen können. Einen Weg, den die Organisation nicht vorhersehen kann, weil wir kein sinnvolles Ziel ansteuern?"
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Nebenher bemerkt: Habt ihr eigentlich mitbekommen, dass man jetzt einen weiteren Planeten am Rande unseres Sonnensystems nachgewiesen hat? Die Herren auf Herm wussten es schon ein Jahrhundert früher!
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Du hast jetzt etwas, worauf Du Dich freust und was man weiterspinnen kann. Wenn die Lücke, die das Wegbrechen des Hartmut-Hintergrunds hinterlässt, gefüllt werden kann, finde ich das schon mal ziemlich gut, weil das bislang eine Haupttriebfeder war. Natürlich könnte Matilde sofort abreisen. Wir könnten es versuchen, was noch lange nicht bedeutet, dass es uns gelingt. Andererseits müsste Matilde hier noch ein paar Dinge regeln: Zum Beispiel für Mr. Kilmister bei einem Notar eine Vollmacht für die Veräußerung des Anwesens hinterlassen. Und wenn sie die Scheidung einreichen will, müsste man das Hartmut vor seiner Abreise vielleicht auch noch mitteilen, damit die Dinge einen geordneten Verlauf nehmen können. Einiger Papierkram wäre zu erledigen. Das dürfte sicher noch ein paar Tage in Anspruch nehmen, in denen viel passieren kann, wenn man bedenkt was in den letzten zwei, drei Tagen alles geschehen ist. Selbst wenn die SCs am darauffolgenden Tag aufbrechen würden ... wer weiß, wer am nächsten Morgen noch lebt? Also, wenn Du es so willst, kauft Clive die Fahrscheine, während Cainnech Matilde in die Detektei fährt, um mit Kilmister zu sprechen. Und wir warten dann ab, was geschieht. Die Chance Rache an den Leuten von der Orga zu nehmen, wäre kein Argument für Matilde um noch ein paar Tage zu bleiben ... ihnen gegebenenfalls eine Falle zu stellen? Die Möglichkeit, Alexander und Hartmut durch Irreführung der Orga einen Vorsprung zu verschaffen, ebenfalls nicht? Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Clive die Abreise verzögert, um noch an der Versteigerung teilnehmen zu können. Aber ob die überhaupt noch stattfindet? Und alle interessanten Gegenstände sind vermutlich nicht mehr da. Ich gehe davon aus, dass zumindest die ersten Diebe wussten, was sie stehlen mussten. Die Afrikanerin könnte Clives Interesse wecken, aber die scheint von der Bildfläche verschwunden zu sein und vermutlich weiß er noch garnichts von ihr... Mein Vorschlag: Wir lassen die SCs die Abreise planen und organisieren, Überlegungen anstellen, wie man die Orga dabei abhängen kann etc. und wir warten ab, was derweil passiert. Wir könnten z.B. eine Abfahrt vortäuschen, um festzustellen, wie die Orga reagiert! Aber letztendlich ist oberstes Gebot, dass Du mit Spaß bei der Sache bist. Also kannst die Entscheidung am Ende nur Du treffen.
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Cainnech Ich folge Matildes Blick und sehe überrascht, dass die Blumen in Flammen aufgehen. "Das ist ... erstaunlich! ... Muss es Papier sein? Oder kannst Du das mit allen ... Dingen?" "... oder Lebewesen? Sie weiß so viel, wovon ich keinerlei Ahnung habe. Ich bin gegen sie nur ein einfältiger Junge vom Dorf. Aber ihr Wissen hat sie nicht glücklich gemacht. Letztendlich scheint sie ein trauriger Mensch zu sein ... ähnlich wie Clive. Ist das noch so eine Gemeinsamkeit zwischen den beiden? Ich frage mich, ob der Weg, auf den mich der Doc geführt hat, zwangsläufig im Unglück enden muss. Vielleicht ist es einfach besser, manche Dinge nicht zu wissen. Oder gibt es auch für die beiden noch einen Ausweg? Ich weiß, dass ich nicht so klug bin, wie der Doc ... oder die Contessa. Ich werde nie so viel lernen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich alleine mit der Kraft meines Geistes solche ... Sachen machen könnte. Aber ich will versuchen, meinen eigenen Beitrag zu leisten. Irgendetwas muss ich für die beiden tun können ... Irgendetwas ... damit sie die Schatten ihrer Vergangenheit irgendwann einmal hinter sich lassen können ... zumindest für eine Weile. Ich bin nicht bereit, diese vermeintliche Hoffnungslosigkeit zu akzeptieren." Ich betrachte Matilde lange und beginne mich zu fragen, wie sie wohl vor alldem war, vor der Verbannung durch ihre Eltern ... vor Norwegen ... vor diesem Hartmut. "Ich will sehen, ob ich es herausfinden kann." Aber zu Matilde sage ich: "Ich glaube nicht, dass ich so etwas lernen könnte. Du würdest vermutlich an mir verzweifeln."
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Clive Ich möchte nicht, dass Matilde sich verpflichtet fühlt, hier und jetzt noch mehr von sich und ihrer Geschichte preiszugeben. Darum greife ich Matildes Hinweis auf und gebe dem Gespräch einen Stoß in eine andere Richtung: "Ich glaube, wir können noch einiges voneinander lernen. Aber dieses Wissen ... birgt auch Gefahren in sich. Wir sollten uns behutsam herantasten. Aber Du solltest alles mitnehmen, was Du brauchst. Besitzt Du ... Schriften? Zunächst sollten wir Deine Angelegenheiten hier regeln, vielleicht Alexander und Hartmut einen Vorsprung verschaffen, der ihnen hilft." Zu Cainnech gewandt fahre ich fort: "Es kann gut sein, dass Du früher als uns lieb ist Gelegenheit erhältst, Dich mit denen anzulegen, Cainnech. Ich möchte, dass Du ab jetzt Matilde hilfst. Die Verfolgungsjagd im Taxi gestern hat mir gezeigt, dass ich bei so etwas an meine Grenzen stoße. Ich fühle mich zwar ... erstaunlich gut, aber ich kann mit Matilde im Notfall nicht mithalten. Und falls es ernst wird, will ich nicht ein Hindernis sein. Hartmut meinte zwar, der Angriff von gestern hätte mir gegolten. Aber das glaube ich nicht. Ich sehe dafür keinen Anhaltspunkt. Dieses ... Wesen ... in der Schneiderei wollte ausdrücklich Matilde. Das Ziel des Anrufers war Matilde. Matilde ist in Gefahr, nicht ich!" Es klopft und die Witwe Loock bringt den Tee. Dabei strahlt ihr Gesicht die übliche Mischung aus Missbilligung und Neugier aus. Das verstummen der Anwesenden entgeht ihr sicher nicht. "Vielen Dank, Mrs. Loock. Das ist sehr freundlich von Ihnen", versuche ich die Wogen zu glätten. Dann warte ich, bis die Witwe die Tür wieder hinter sich geschlossen hat. "Wir sollten unsere nächsten Schritte planen. Sollen wir den Eindruck vermitteln, dass Hartmut hier in der Pension ist? Das könnte zu weiteren Angriffen führen. Andererseits sucht man Alexander und Hartmut dann möglicherweise nicht woanders. Wenn Du hier bist, Matilde, und Cainnech hinter geschlossenen Vorhängen einen zweiten Schatten wirft, können wir die von der Orga vielleicht für ein paar Tage an der Nase herumführen ... mit ein wenig Schattenspiel hier und da, das auf Hartmut schließen lassen könnte, eine eheliche Diskussion oder eine Umarmung vielleicht? Du legst Dich in beide Betten, Matilde, und wir schaffen ein wenig Kleidung und Rasierzeug für die alte Glucke herbei ... Was meinst Du? Oder willst Du all Deine Angelegenheiten hier Mr. Kilmister überlassen und sofort aufbrechen, Matilde? Auch dann müssten wir zunächst ins Büro, um mit ihm alles zu regeln." Cainnech "Zaubern? ... Die Worte, die mir so bedeutungsschwer erscheinen, wie ein Blutschwur, ein blasphemischer Pakt zwischen Clive und mir, hallen in meiner Erinnerung wieder: 'Und was soll ich Dich lehren, das Schulwissen oder auch alles andere?' 'Das andere auch!' Seither hat Clive behutsam begonnen, mich in einige Geheimnisse einzuweihen. Merkwürdige Phänomene, die die moderne Wissenschaft nicht erklären kann und die Antworten, die arkane Lehren hierauf geben. Immer war es eine schmale Gratwanderung zwischen Finsternis und Unglaube. Aber Clive blieb stets an der Oberfläche. Immer vertröstete er mich auf später, wenn ich mit meinen Fragen tiefer vordringen wollte. Vertraut er mir nicht oder will er mich schützen? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht traut Matilde mir ein wenig mehr zu. Vielleicht wird sie mir verraten, was der Doc verbirgt? Ich werde sie danach fragen, sobald ich sie alleine sprechen kann ... ohne den Doc." Bevor zu offensichtlich wird, dass ich gerade meine eigenen Pläne schmiede, melde ich mich wieder zu Wort: "Es wird mir ein Vergnügen sein, denen eins auf die Nase zu geben. ... Niemand von uns weiß, wann er dem Tod begegnet, Matilde. Mein Vater hat den Großen Krieg überlebt, er hat das Giftgas besiegt und ist nach hause gekommen, obwohl ihn alle ... bis auf Clive ... schon totgesagt hatten. Darum machen wir das Beste aus der Zeit, die wir haben! Warten wir ab, bis wir die letzte Karte ausgespielt haben." Ich versuche Matilde aufzumuntern: "Notfalls klaue ich eine Maschine und entführe Dich. Ich bezweifle, dass die mir in der Luft auch gewachsen wären. Du wirst sehen, wie klein auch diese Mistkerle von oben betrachtet sind. Letztendlich sind auch sie nur Ameisen, die über einen Erdkrumen krabbeln."
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Das wäre natürlich dumm. Dann müsste man die Leiche wohl unkenntlich machen ... sich vielleicht gleichzeitig von dem Sportwagen trennen, falls er den auffälligen Wagen nicht zum Untertauchen nutzt. Vielleicht in paar medizinische Unterlagen fälschen, um eine 'Identifizierung' zu erleichtern. Wäre doch ein schöner Abschluss: Der vermeintliche Hartmut rast in seinem deutschen Sportwagen über die Klippen von Dover und explodiert beim Aufprall.
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Super, dann hast Du ja schon Routine! Das vereinfacht die Sache doch gleich. Ob die irgendwo Klone von ihm züchten?
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Scheidung könnte schwierig werden, wenn Hartmut verschwindet. Er kann nichts mehr unterschreiben, an keinen Gerichtsterminen teilnehmen ... Wir sollten seinen Doppelgänger umbringen! Dann ist Matilde offiziell Witwe. Das ginge ggf. viel schneller! Und es ist auch viel billiger. Und Matilde erbt alles. Nur darf man uns nicht damit in Verbindung bringen ... aber dabei kann ja Baxter helfen! Und falls es garkein Doppelgänger sein sollte ... nein, das kann nicht sein, wir müssen doch Hartmuts Worten vertrauen.
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Ich weiß gerade garnicht, ob Clive das nicht ganz gelegen kommt ... Aber ob das von der Orga kommt? Warum sollte sie das tun, wenn sie Hartmut zurückholen will? Wenn es der Organisation allerdings garnicht um Hartmut, sondern um Alexander und Matilde geht, ergibt das alles schon mehr Sinn ... So oder so: Wasser auf die Mühlen von Clives Verschwörungstheorien! Bin gespannt, was Matilde sagt, wenn Ove ihr bald von dem Gespräch berichtet.
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Clive Wieder eine dieser schrecklichen Erfahrungen Matildes aus Norwegen. Die Worte hallen in meinem Verstand wieder: ...wir wollten uns ein wenig erholen, die Natur geniessen, und sind zu einem Schiessplatz hingefahren. Hartmut hatte einen Freund unter den norwegischen Offizieren. ... Plötzlich wurden wir angegriffen. ... ich kriegte ihn. ... Wir wurden getrennt. Ich war allein ... Ich schaffte es aber irgendwann eine von ihnen zu erwischen ... Ich habe mich so gut verteidgt, wie ich konnte, sieben von denen konnte ich aussschalten, aber irgendwann hat mich einer von Ihnen überwältigt..und..er..hat mich.. Und sofort sind sie wieder da, meine Zweifel an Hartmuts Aufrichtigkeit: "Er fährt sie zu einem abgelegenen Schießplatz ... und die Organisation wartet dort schon mit einem großen Aufgebot auf sie. Kann das ein Zufall sein? Um so viele gedungene Mörder zusammenzutrommeln und an einen abgelegenen Ort ... einen Truppenübungsplatz (?) ... zu bringen, benötigt Zeit. Von wem außer Hartmut hätte die Organisation wissen können, wohin Hartmut Matilde bringt ... und das so rechtzeitig, dass man einen Hinterhalt mit so vielen Männern vorbereiten konnte? Und vorher noch die ganzen Menschen umbringt, die Matilde in der Hütte gesehen hat? Kann es ein Zufall sein, dass Hartmut von Matilde getrennt wurde? Kann es ein Zufall sein, dass offenbar nur Matilde Gegner ausgeschaltet hat? Matilde berichtet von keinem einzigen Mann, den Hartmut getötet hätte. Nur Männer, die angegriffen haben, keine durchmischten Einwohner der Gegend. Und wieder eine Vergewaltigung. Warum haben es offenbar alle Männer der Organisation darauf abgesehen, mit Matilde ... Die Organisation ist doch keine Gruppe von Triebtätern. Und nachdem das Werk vollbracht ist, lässt man Matilde einfach an einem Ort zurück, wo Hartmut sie 'zufällig' findet und wieder mitnimmt? Ich kann das nicht glauben! Ich glaube Hartmut nicht, dass Matilde so unwichtig ist. Ich glaube, dass es der Organisation gerade auf Matilde ankommt. Es geht nicht um die Vergewaltigung an sich. Es geht um die Zeugung. Jeder von diesen Bastarden wollte mit Matilde ein Kind zeugen. Jeder wollte der erste sein, dem dies gelingt. Und Hartmut war da im Ergebnis nicht anders als der Rest dieser kranken Schweine. Matilde muss für die Mitglieder der Organisation etwas an sich haben ... vielleicht ein Erbe in sich tragen ... was sie zur Mutter eines ... besonderen ... Kindes prädestiniert." Ich betrachte Matilde traurig. "Was sehen diese Bestien nur in dir? Ich sehe ein trauriges Mädchen, dass nicht verstehen kann, warum das alles mit ihm geschieht. Ein Mädchen, dass vermutlich schon bei sich selbst nach einer Schuld sucht, weil es keinen anderen Grund dafür geben kann, dass es immer wieder sie trifft. Aber kann ich Dir sagen, dass Hartmuts Liebe möglicherweise von Anfang an eine große Lüge war und auch er nur Alexander haben wollte? Kann ich Dir sagen, dass Hartmut Dich vielleicht nur benutzt ... missbraucht hat? Mein Gott, das darf nicht sein. Es würde Dich zerstören! ... Vielleicht irgendwann in der Zukunft einmal. Aber ich sollte Cainnech warnen ... für den Fall, dass Hartmut irgendwann zurückkehrt, um einzufordern, was unter Matildes Herzen wächst." Cainnech Ich höre Matildes Bericht. Ich spüre Wut in mir wachsen. Wut über diese Männer und was sie dieser Frau angetan haben. Damals war sie noch jünger, kaum mehr als ein Kind ... alleine, ohne eine Familie, die sie hätte auffangen können ... ohne eine Mutter, die sie hätte trösten können. Zugleich bin ich wütend auf mich, weil ich mich hilflos fühle. Was soll ich ihr sagen? Was könnte ich ihr sagen? Gibt es Worte, die bei so etwas Trost spenden könnten ... Worte von einem Mann? Ich bin wütend, weil ich sie in den Arm nehmen will und mich nicht traue, es zu tun. Und ich bin wütend, weil Matilde so ruhig bleibt. Ich möchte aufspringen, sie an den Schultern packen und durchschütteln. Ich will sie anbrüllen, sich damit nicht abzufinden, nicht so ruhig zu bleiben, nicht zu resignieren! Ich will, dass sie weint oder hasst, dass sie in meine Arme kommt oder mich auffordert, diesen Schweinen die Schädel einzuschlagen. Ich will, ... dass sie meinen Zorn lenkt, damit ich einen Kanal dafür finde. Als Matilde ihren Bericht beendet hat, sieht sie mich an ... mich ... nicht Clive. Da liegt Unsicherheit in ihrem Blick ... eine unausgesprochene Frage hängt zwischen uns. Und meine Wut verfliegt, bis nur noch der Schmerz in meinen Händen verbleibt, dort, wo sich meine Fingernägel in die Handflächen gebohrt haben. Ich weiche ihrem Blick nicht aus. "Nein, Matilde, so bin ich nicht", versuche ich ihr mit meinen Augen zu antworten. Aber mein Mund geht seiner eigenen Wege und vollbringt dabei nichts besseres als ein gepresstes: "Wenn DIE sich Dir noch einmal nähern sollten, bekommen sie es mit ein paar aufrechten Iren zu tun! Das verspreche ich Dir! Ich werde bereit sein."
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Cainnech Lange erzählt Matilde von der Organisation und ihren Erlebnissen. Und doch sind es nur Bruchstücke, weil ihre gesamte Geschichte vermutlich viele Stunden benötigen würde, um erzählt zu werden. Aber es genügt, um zu verstehen, dass Matilde nicht befürchtet, von diesen Menschen umgebracht zu werden, sondern es als sicher annimmt. "Das alles ist für mich eine fremde Welt. Es ist kaum vorstellbar, aber von ihr ausgesprochen, erscheint es mir unverrückbar wahr. Was war das für ein Angreifer in der Schneiderei? Was war das für ein ... WESEN?" Als sie aufhört zu erzählen, überlege ich kurz, was ich hierauf erwiedern könnte. "Wer würde so etwas schon erfinden? Natürlich glaube ich ... Dir. Mir ist klar, dass Clive Feinde hat ... merkwürdige Feinde, die ihn verfolgen. Darum bin ich ja bei ihm ..." "... und weil meine Mutter mich vor einem Fehler bewahren wollte", setze ich in Gedanken hinzu. "Ich habe noch nicht verstanden, wer ... oder was ... genau ihn verfolgt und warum, aber die Sache mit dem Toten im Bootshaus war schon ... verrückt. Und weil Du mit Clive auf Herm warst und dort irgendetwas schlimmes vorgefallen sein muss, verwundert es mich nicht, dass Du in einer ähnlichen Situation bist. Ihr müsst mir nicht heute alles erklären. Ich werde in jedem Fall alles tun, was ich kann, um Euch zu helfen! Aber was kann ich tun? Wie kann ich helfen?"
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Clive und Cainnech nehmen Platz. Luni begrüßt schwanzwedelnd Clive und mustert dann wesentlich zurückhaltender Cainnech. Als Du Cainnech das 'Du' anbietest stammelt dieser etwas in der Art von "es ist mir eine Ehre ...". Er ist ein wenig verlegen und überrascht, aber angenehm überrascht. Er grinst. Die angebotenen Zigaretten nehmen beide an. Cainnech ist offensichtlich nur Gelegenheitsraucher und Clive hat bisher an seiner Pfeife festgehalten. So wirkt bei beiden die Zigarette etwas ungewohnt. Als Du ankündigst, mit nach Irland zu kommen, lächelt Clive, für den die Nachricht ja nicht neu ist: "Ich freue mich sehr. Du wirst das alte Haus endlich wieder mit Leben füllen! Und ich hoffe, Du bleibst nicht nur eine Weile. Du machst mir damit eine große Freude." Cainnech, der selbst nur 'Gast' in Clives Haus ist, nickt zustimmend. Als Du die Trennung von Hartmut erwähnst, runzelt er die Stirn und sein Mund wird schmal. Cainnechs Blick springt von Deinen Augen ein kleines Stück nach oben. Dir fällt auf, wie sich unwillkürlich seine Hände zu Fäusten ballen. "So ein ...", entfährt es ihm, doch dann bremst er sich, bevor er den Satz vollendet.
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Ich hab' mich bemüht... Wer von uns macht den Anfang in der Pension?
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Cainnech Auf dem Rückweg bin ich guter Dinge. "Mrs. Stratton gefällt mir. Sie gefällt mir ... sehr. Sie ist so anders als die Mädchen, die ich bisher kennengelernt habe. Sie hat ganz sicher noch keine Kuh gemolken oder bei der Ernte geholfen. Sie spricht verschiedene Sprachen und hat schon viele Länder gesehen. Ihre Hände sind ... makellos und schlank ... nicht schwielig und rauh. Ihre Haltung ist aufrecht, wie man es ihr vermutlich in der Kindheit eingebläut hat. Wird adeligen Mädchen etwas eingebläut? Vermutlich nicht einmal, wenn sie rebellisch sind ... Ich weiß zwar nicht, wie Mrs. Stratton es bewerkstelligt hat, Clive gestern völlig umzukrempeln. Aber es ist beileibe keine Veränderung zum Schlechteren. ... Wenn Clive ein wenig jünger wäre, läge es natürlich auf der Hand, warum Matildes Nähe ihn verwandelt. Ihre Ausstrahlung ist sehr ... sehr ... sinnlich. Aber Clive ist über solche Dinge hinweg, glaube ich, und er würde sich bestimmt keine Hoffnungen bei einer Frau machen, die vielleicht gerade einmal halb so alt ist wie er. Nein, Clive würde man vermutlich eher als Hagestolz bezeichnen, auch wenn ihm dieser Begriff nicht wirklich gerecht wird. Aber Clive ist sicher nicht auf Freiersfüßen unterwegs." Mir ist klar, dass Clive und Matilde mehr verbindet, von dem sie mir bisher nicht berichtet haben ... und vielleicht auch nie berichten werden. Aber das stört mich nicht. "Und doch scheint Matilde zu glauben, ich müsste nun zumindest ein wenig eingeweiht werden. 'Cainnech, es gibt noch mehr, was Sie wissen sollten. Aber nicht hier', meinte sie in dem Restaurant. Ich fühle mich geschmeichelt, als böte man mir den Beitritt zu einem engen Kreis von Verschwörern an. Die verstoßene Contessa war bereits sehr offen zu mir, als sie die Probleme mit ihrer Familie andeutete. Und als sie von der Jagd erzählte, war sie so ... leidenschaftlich ... wie ich es bin, wenn ich über das Fliegen rede. Ich verstehe jetzt, warum das Wort Contessa beim Doc im Zusammenhang mit Matilde Stratton einen ganz anderen Zungenschlag bekommt, als wenn er vom englischen Adel spricht. Meine Sorgen von heute morgen waren ganz unbegründet. Natürlich bleibe ich ein einfacher Bauerssohn und sie eine Frau von adeliger Abstammung ... aber sie hat mich das nicht einen Moment spüren lassen. Für sie scheinen andere Dinge wichtig zu sein. Darin scheint sie dem Doc mit seinen anarchistischen Ansichten ähnlich zu sein. Langsam ahne ich, warum die beiden sich so gut verstehen. Sie sind die außergewöhnlichsten Menschen, denen ich bisher begegnet bin."
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Yep, finde ich auch. Passt zu Baxter, wie wir ihn bisher kennengelernt haben!
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Name: Cainnech Ó Caollaidhe Größe: 178 cm Gewicht: 76 kg Statur: muskulös Haut: Haare: braun Augen: blau Gesicht: kein Bart, jugendlich http://www.tao-yin.com/baron-rouge/img/photos/mannock.jpg Herkunft Hintergründe: Mythos-Liste:
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Clive Während des Essens beobachte ich Matilde und Cainnech. Matilde beeindruckt mich wieder einmal. Manchmal kann sie die Ereignisse des vergangenen Tages nicht ganz verdrängen und ich merke, wie sich Traurigkeit in ihr breit macht. Aber es gelingt ihr immer wieder, das vorerst beiseite zu schieben und vor Cainnech die Fassung zu bewahren. "Ist das ihr junges Alter? Oder ist es ihr rebellisches Wesen, wie sie es nennt, das ihr verbietet, sich durch die Trennung von Hartmut unterkriegen zu lassen? Oder ist es einfach nur die Anwesenheit Cainnechs, der von nichts weiß und sie ablenkt?" Gleichgültig, was der Grund dafür ist, das Matilde tatsächlich Nahrung zu sich nimmt, von sich erzählt und über Cainnech lacht, ich bin froh darüber. Das war heute Morgen nicht zu erwarten. "Matilde ist ein viel stärkerer Mensch, als sie selbst sich zugesteht. ... Sie wird die Trennung überwinden. So wie sie Norwegen und Herm überstanden hat. Und wenn erst das Kind da ist, wird es ihr keine Wahl lassen, als das Leben zu nehmen, wie es ist." Ich bin erleichtert, dass Cainnech und Matilde sich gut zu verstehen scheinen. "Ihre Lebensgeschichten sind so unterschiedlich verlaufen. Cainnech hat kaum eine Ahnung von den Dingen, die Matilde und mir begegnet sind. Er läuft noch blind durch die Welt, voller Enthusiasmus und Leidenschaft. Matilde hat schon so viel gesehen. Cainnech könnte eine Menge von Matilde lernen, durch die Begegnung mit ihr reifer werden. Und Matilde scheint die unbefangene Leichtigkeit, mit der Cainnech die Welt sieht, gut zu tun." Ich betrachte die beiden und beginne zu begreifen, dass ich ab heute etwas ... wie eine Familie haben könnte. Menschen, denen ich absolut vertraue und die ich in meiner Nähe wissen will. Menschen, die mir eine Zukunft geben. Mein Blick streift Matildes Bauch. "Ich werde mich der Forschung widmen ... werde versuchen zu ergründen, was in der Änderungsschneiderei geschehen ist. Behutsam werde ich die Türen in meinem Verstand öffnen, von deren Existenz ich bis gestern noch nichts wusste. Die drei werden um mich sein und Schritt für Schritt mein Werk fortsetzen." Als Matilde vorschlägt, das Gespräch in der Pension fortzusetzen, bezieht sie Cainnech wie selbstverständlich ein. "Sie ist so unglaublich stark." Ich möchte ihr sagen, wie stolz ich auf sie bin ... wie dankbar ich ihr für diese Chance in meinen Leben bin. Aber die anerzogene Zurückhaltung verbietet das. Stattdessen greife ich nur kurz ihre Hand, drücke sie leicht und blicke ihr in die Augen. "Ja, lass uns in die Zukunft blicken und Pläne schmieden." Dann winke ich den Ober herbei und zahle. Auf dem Weg zurück in die Pension hänge ich meinen Gedanken nach und überlasse Matilde und Cainnech die Konversation.
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Cainnech Das Restaurant, das sich im Erdgeschoss an die Pension anschließt, lassen Clive und Matilde unbeachtet. Trotz der üblen Glätte allenthalben auf den Trottoir liegt unser Ziel ein paar Straßen weiter. Ein nobles Restaurant, zu dem meine Bekleidung passt. Mir ist es nur recht: Die Glätte bietet ein unverfängliches Gesprächsthema und einen Grund, nahe zusammenzurücken. Ich spüre Matildes festen Griff, wenn wir uns auf einer nicht mit Asche bestreuten Fläche langsam vortasten. Gemeinsam lachen wir über die unvermeidlichen Holperer, die uns allen abwechselnd passieren. Die Unbefangenheit in dem Gespräch zwischen dem Doc und Mrs. Stratton lässt mich Selbstvertrauen sammeln. "Hier kann ich mithalten ...", denke ich und beginne, mich an dem Gespräch zu beteiligen. Als Matilde zum ersten Mal über einen meiner Einwürfe lacht, ist das Eis gebrochen. Niemand erwähnt Matildes Mann und auch ich halte mich an diese unausgesprochene Regel. Aber ich frage mich doch, ob er etwas mit dieser Platzwunde zu tun hat. Zu oft habe ich dergleichen schon gesehen. Wo ich die Möglichkeit habe, beginne ich Matilde unauffällig zu mustern ... und den Doc. "Was ist da zwischen den beiden? Was hat Matilde mit Clive angestellt, dass er heute so ... verwandelt ist? Oder ist gestern noch etwas vorgefallen, von dem ich nichts weiß?" Für den Augenblick bin ich dankbar, dass der Doc mir einmal etwas anderes bietet, als verstaubte Bücher und Theorie. Als wir im Restaurant angelangen, ist jede Anspannung verflogen. Wir finden einen gemütlichen Tisch in einer Nische unterhalten uns lange, auch nachdem wir schon zuende gespeist haben. Vermutlich lasse ich unzählige Male die guten Tischmanieren vermissen, ohne es zu merken, aber darüber mache ich mir in diesem Moment keine Gedanken. Und Matilde lässt es mich jedenfalls nicht spüren. Clive erzählt viel von Irland. Ich vermute, er macht das, um mir eine Beteiligung an dem Gespräch zu erleichtern. Irland ist ein Thema, zu dem ich etwas beitragen kann. Ich schwärme überschwenglich von meiner Heimat. Ich erzähle Anekdoten aus meinem Heimatdorf und lobe den Whisky der nahen Brennerei. Als ich die alte Penny Whistle - meinen Glücksbringer - als das Stück Heimat, das mich immer begleitet, aus der Tasche ziehe und sie Matilde zeige, lacht sie freundlich. Die Flöte in meinen Händen, erinnert mich an meinen Vater, aber ich verdränge diesen Gedanken; dies ist nicht der rechte Moment, um traurige Erinnerungen auszutauschen. Matilde erzählt im Gegenzug ausgiebig von London, von den Sehenswürdigkeiten und den Eigenheiten der Menschen hier. Von ihrer Arbeit mit ihrem Kollegen Ove Eklund weiß sie hinter vorgehaltener Hand einige Details zu berichten, die sich so in keinem Reiseführer finden werden. Als Matilde mich fragt, was ich denn schon von London gesehen habe, kann ich nur den London Air Park aufweisen. Das müsse man dringend ändern, meint Matilde lachend. Aber ich erkläre ihr, dass sie vermutlich keinen schöneren Ort in London für mich finden werde. Und so bekomme ich Gelegenheit auch von meiner zweiten großen Leidenschaft zu erzählen: dem Fliegen. Ich berichte von meinem Dienst beim Aer Chór na hÉireann. Als Matilde sich auch für dieses Thema interessiert zeigt, ziehe ich etwas verlegen eine Photographie von damals mit mir in Uniform vor meiner Maschine aus der Brieftasche. Als das Gespräch wieder eine andere Wendung nimmt, bemerke ich den Blick des Doc auf mir ruhen. Er wirkt leicht belustigt und doch zufrieden. Daraufhin halte ich mich in dem Gespräch etwas zurück. "Bin ich zu weit gegangen mit meinen Schwärmereien über Irland und das Fliegen ... bin ich zu vertraulich geworden, gegenüber einer Frau, die ich gerade erst kennen gelernt habe?"
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Alles gut! Wir sind Meister darin, uns mit uns selbst zu beschäftigen und überbrücken jede Pause mit Interaktion der SCs!
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Clive "Das freut mich! Darf ich bitten?" Ich biete Matilde lächelnd meinen Arm und gehe mit ihr zur nächsten Tür. Als ich klopfe, wartet Cainnech offenbar schon. Mein Knöchel ruht fast noch an der Tür, als sich diese schon öffnet. Cainnech hat seinen guten Anzug angelegt. Zufrieden registriere ich, wie sich der Junge vom Dorf in dieser Kleidung in einen ansehnlichen jungen Mann verwandelt hat. Als ich Matilde und Cainnech einander vorstelle, ist seine Reaktion etwas linkisch. Die Unsicherheit in dieser Situation ist ihm deutlich anzumerken. Aber das wird sich geben. Cainnech Unruhig warte ich darauf, dass Clive mich abholt. Es ist ein Gefühl irgendwo zwischen Neugier und Einschüchterung. Ein weiteres Mal kontrolliere ich den Sitz der Krawatte. "Die letzte Krawatte, die ich getragen habe, gehörte zu meiner Uniform." Ich betrachte mein Spiegelbild im dunklen Anzug und fühle mich an den Tag der Beerdigung meines Vaters erinnert. Dann höre ich durch die Tür gedämpft Clive auf dem Gang und das Klopfen an der Tür des Nachbarzimmers. ... Matildes Zimmer. Ich wende mich zur Tür, streiche noch einmal über meinen Anzug und nehme meinen Mantel vom Bügel. Wie gerne würde ich jetzt stattdessen zur Fliegerjacke daneben greifen und dem hier entkommen. "MATILDE. Dieser Name steht für Geheimnisse. Ihr Name steht für umfangreiche Briefe. Der Doc muss sie auf Herm kennengelernt haben, soviel ist mir klar. Aber Clive spricht nicht zu mir über die Insel und was dort vorgefallen ist. Ich weiß nur, dass es ihn bis heute beschäftigt. Auch wenn Clive mir bisher praktisch nichts über diese Matilde Stratton gesagt hat, ist offensichtlich, dass sie für ihn wichtig sein muss. Schon diese sündhaft teure Kette, die er für sie hat anfertigen lassen. Seit der Doc den Entschluss gefasst hatte, nach London zu reisen und Matilde zu besuchen, war er ... nervös. Es sind diese kleinen Veränderungen, die mit Clive vorgehen, wenn er von ihr spricht. Manchmal spricht er von ihr als die 'Contessa'. Clive ist beileibe kein Freund des Adels, aber wenn er diesen Titel ausspricht, wirkt es eher wie ein Kosename. Eine Contessa ... vielleicht hätte der Doc in meinen Unterricht besser auch ein wenig Etikette einbauen sollen! Ich habe keine Ahnung, wie man sich gegenüber einer Frau von Welt mit Adelstitel angemessen benimmt." Ich stelle mir eine vornehme Frau mit edlen Kleidern und wertvollem Schmuck irgendwo zwischen vierzig und fünfzig Jahren vor. Ich werde neben ihr und Clive völlig deplaziert sein. Ein Diener ohne Manieren, den man in einen Anzug gesteckt hat, am Tisch der Herrschaft. "Vermutlich wird sie mich binnen Sekunden als den Bauernjungen vom Dorf entlarven, der ich nun einmal bin. Worüber redet man mit einer Contessa, wovon ich Ahnung haben könnte? Die Mädchen, die ich im Dorf oder beim Aer Chór kennengelernt habe, waren leicht zu beeindrucken. Für die war ein Besuch im Lichtspielhaus bereits die weite Welt. Und ein Pilot, der auch mal zupacken kann, wenn es im Pub rüde wird, hat nicht die schlechtesten Karten. Aber eine Contessa?" Ich fühle mich, wie damals als Junge mit weichen Knien vor der Beichte. Man will sich verstellen und weiß doch genau, dass es hoffnungslos ist. Der Beichtvater brauchte nur einen Blick, um mich zu durchschauen. Ein Ziehen am Ohr oder ein paar Sätze über die ewige Verdammnis und die Wahrheit über meine Streiche kam ans Tageslicht. Als es klopft, liegt meine Hand bereits auf der Klinke. Beherzt öffne ich die Tür. Ich sehe Clive in aufgeräumter Laune. Alleine dieser Anblick ist für mich regelmäßig überraschend. Aber in diesem Moment spielt es keine Rolle. Neben Clive steht eine schlanke, junge Frau mit eisblauen Augen, adrett gekleidet. Ein echter Hingucker. Falls sie überhaupt älter als ich ist, dann nur wenige Jahre. Unverkennbar ist sie gerade nicht in der besten Verfassung: Die Augen sind leicht gerötet. Auf der Stirn eine Platzwunde, notdürftig überdeckt. Wäre ich zuhause in Irland, würde ich jetzt vermuten, dass Matildes Mann gestern ein wenig zu tief ins Glas geschaut hätte und sie die Spuren seiner Heimkehr zu überdecken versucht. Die Dame lächelt mich freundlich an. Da ist nichts von Adelsdünkel zu spüren, als sie mir die Hand reicht. "Vielleicht wird das Essen doch ganz nett ...", überlege ich und beginne, den Anzug zu vergessen.
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Clive's Pension Mittwoch, 08.01.1930 Nachdem wir in der Pension angelangt sind, begebe ich mich direkt zum Empfang, um für Matilde das zwischen Cainnechs und meinem Zimmer gelegene Doppelzimmer zu buchen. Wir belegen damit die letzten drei Zimmer des Flurs. Die die Pensionsinhaberin Ellie Loock setzt wieder diese Mischung aus einem anzüglichen und einem missbilligenden Blick auf. Als ich für Matilde in das Gästebuch Mr. Hugh und Mrs. Matilde Stratton eintrage, nimmt das Gesicht der Zimmerwirtin einen fragenden Ausdruck an. "Mr. Hugh Stratton wird nachkommen, sobald es seine Zeit erlaubt. Wir haben uns gestern hier zum Essen getroffen. Im Augenblick ist er ... sehr beschäftigt ..." Die Mine der Witwe hellt sich auf. "Hat sie den gutaussehenden blonden Mann gesehen, der gestern mit mir und Matilde im Restaurant gesessen hat? Wieviel hat sie von den gestrigen Vorfällen mitbekommen? Unsere hektische Flucht? Alexander? Mein derangiertes Aussehen bei der spätern Rückkehr, nass, durchgefrohren und ohne Mantel? ... Warum wollte Hartmut auf keinen Fall, dass Matilde mit in diese Pension kommt? Wusste er, dass hier eine Gefahr auf mich wartet? Eine Gefahr, an der er nicht unbeteiligt war? Kennt Mrs. Loock Hartmut bereits? ..." Als Ellie Loock den Schlüssel herüberschiebt, nicke ich nur kurz und freundlich, bevor ich mich abwende. Noch einmal schweift mein Blick über die Straße vor dem Fenster. Keine auffälligen Personen in Sicht, kein Mönch mit schimmerndem Glanz. Ich führe Matilde die Treppe hinauf und in den Flur, an dem unsere Zimmer liegen. Als wir an Cainnechs Tür vorübergehen, weise ich Matilde darauf hin: "Das hier ist Cainnechs Zimmer. Der nächste Raum ist Deiner und die letzte Tür ist meine. "Ich weiß, es ist nicht das Ritz", meine ich etwas verlegen. "Aber ich brauche nicht viel. Die Pension ist sauber und warm. Ich hoffe, Du wirst hier für ein paar Tage zurecht kommen?" Ich öffne für Matilde die Tür und lasse ihr den Vortritt. Im Zimmer befinden sich ein Doppelbett mit kleinen Nachttischen beiderseits, ein Schrank, eine Frisierkommode, ein kleiner Schreibtisch und in einer Niesche neben dem kleine Bad eine Sitzgruppe mit Couch und mehreren Stühlen. Alles bis hin zur Deckenlampe ist im Art nouveau gehalten. Ich selbst bin überrascht, wenn ich die Ausstattung mit meinem kargen, weißen Zimmer vergleiche. Alles ist sehr leicht und verspielt. "Zu beschwingt für diesen Augenblick?", überlege ich. Aber dann beschließe ich, dass der Kontrast zu Hartmuts mittelalterlichen Anwesen Matilde nur gut tun kann. "Ja, ich denke, dass sollte gehen, oder?" Nachdem ich Matildes Koffer abgesetzt habe, berühre ich noch einmal flüchtig ihre Hand. "Ich hole Dich in einer halben Stunde ab. Dann essen wir etwas. Auch wenn Du keinen Appetit hast, brauchst Du etwas im Magen. Und ich stelle Dir Cainnech vor. Er ist ... ein aufrechter Kerl. Ich vertraue ihm."
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Zum Ausfall des dLG-Forums: http://deutschelovecraftgesellschaft.de/forum/viewtopic.php?f=6&t=133 Was Deinen Eindruck einer Nachbearbeitung älterer Threads / Posts - durch wen auch immer - angeht, habe ich ja schon etwas per PN gesagt.
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Studer ist vermutlich auch so ein lediglich theoretischer Fall ... Aber das ist rein hypothetisch ...