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Rollenspieltheorie - nützlich, schädlich oder hilfreich?


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Wie ich schon anführte verstehe ich die Polemik auch nicht und de r Umstand, dass sie nicht fortgeführt wird, zeigt vermutlich, dass die "Kritiker" von RSP-Theorie keine guten Argumente haben.
Ich denke, hier sollte man differenzieren. "Gegner" der Rollenspieltheorie gibt es ja in verschiedenen Ausführungen.

Das Problem an denen, die das alles für Blödsinn halten ist wohl der, dass sie sich an einem Thread wie diesem kaum auf Dauer beteiligen werden - eben weil sie das alles für Blödsinn halten.

 

Mein "Problem" mit der Theorie setzt an einem anderen Punkt an. Wie schon dargelegt bin ich nicht der Meinung, dass alles, was da formuliert wird, falsch ist. Oder das man es keinesfalls formulieren sollte.

Ich bin allerdings nach wie vor der Meinung, dass es überbewertet sowie manchmal missbraucht wird, in Einzelfällen sogar schädlich sein kann.

Warum wird es überbewertet? Weil ich nach wie vor der Meinung bin, dass die normale Runde zuhause keine explizit formulierte Theorie braucht, um zu funktionieren. Im Gegenteil denke ich, da ist es sinnvoller, seine ganz bestimmten Pappenheimer einfach besser kennen zu lernen und es auf die Personen zu spezialisieren, nicht auf Personentypen. Siehe das "Olli"-Beispiel in meinem letzten Post.

Warum wird sie missbraucht? Weil damit teilweise hohle Meinung mit gaaaanz wichtigen Worten aufgepumpt wird, manchmal sogar eine Nullinformation so präsentiert wird, dass der andere mangels Kenntnis der Referenz nicht reagieren kann. "Du hast Unrecht, weil..." Ich denke, ihr könnt euch denken, was ich meine. Ist kein Fehler der Theorie an sich, aber des Theoriegebrauchs und somit manchen Theoretikers.

Ist ja noch nicht mal notwendig, dass Absicht im Spiel ist. Aber genau wie etwa in der Sprachwissenschaft werden meines Erachtens in der Rollenspieltheorie teilweise die Begriffe eher ungünstig verwendet. Ich bilde mir ein, über die Jahre allerlei Erfahrungen angesammelt zu haben. Nur lese ich die Forge nicht und habe daher teilweise schon bei einigen Diskussionen wie der Ochs vom Berg gestanden, weil ich zwar im Prinzip gewusst hätte, was gemeint war, aber die Worte bzw. deren Konotationen nicht kannte.

So, und wo schadet sie? Ich finde, sie schadet da, wo sie Sachen verkompliziert und Blicke trübt. Wenn Leute eben nicht mehr gucken, was denn diese und jene Person für eine Person ist, sonder dadurch ins Schubladendenken getrieben werden. Da wo die Theorie nicht (Hilfs-)Mittel, sondern (Selbst-)Zweck ist, da artet sie aus.

 

Das sind allesam keine Argumente gegen eine Theorie.

Aber es sind Argumente gegen eine ?berbewertung der Theorien, was vielleicht eher meine Meinung trifft.

Man sehe es auch mal so - ich kenne ganz viele tolle Fremdworte, um Texte zu analysieren. Spa? am Lesen hatte ich auch vorher. Man konnte auch vorher schon über die Bücher reden.

Vielleicht ist da ein gewisser Unwille der "Weiterbildung" enthalten, ja. Aber wissenschaftliches Arbeiten, Empirie, Fachsprache und Theorienbildung, das gehört für mich klar zur Arbeit.

Rollenspiel ist dagegen ein Hobby und gehört irgendwo, wie etwa auch Fussball, demnach eher an den Stammtisch.

Man kann Sport studieren. Willi und Manfred bei mir aus der Stra?e vom Eifler Wohnsitz können aber auch ohne Sportstudium wunderbar tagelang über Fussball reden und kommen da auch auf tolle Ideen.

Und dieses Zugeständnis, dass auch unwissenschaftlicher Umgang Leuten genügen kann, dass ist das Dritte, was mir manchmal bestimmten Theorievertretern einfach fehlt.

 

Soviel für heute, die Arbeit ruft zurück...

 

 

Gru?,

Thomas

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Original von oleg

Ich denke, bevor hier das Wasser wieder zum Ueberkochen gebracht wird, sollte man erst mal klaeren, was die einzelnen Kontrahenten unter "Theorie" verstehen. Teilweise scheint mir doch eher von Modellen und Klassifizierungen die Rede zu sein. Die Theorie ist, entgegen dem ueblichen Sprachgebrauch, das hoechste, was die Wissenschaft kennt. Und wenn es einen Punkt gibt, der einer Theorie widerspricht, dann ist sie offensichtlich falsch.

Hier liegt offensichtlich ein Mi?verständnis vor: RSP-Theorie hat nichts mit wissenschaftlicher Theorie zu tun, denn diese Forge-Leute und wer da noch so alles seine Finger im Spiel hat betreiben das ja nicht als Wissenschaftler, sondern versuchen Beobachtungen aus dem Spielalltag zu abstrahieren, Strukturen unserer Spielpraxis zu erkennen und daraus Richtlinien für ein gutes Spiel abzuleiten.

Natürlich gibt es auch Wissenschaftler, die sich mit RSP beschäftigen. Aber das sind dann Psychologen, Soziologen, Sozialpädagogen etc., die sich für ganz andere Fragen interessieren. Und die formulieren dann in der Tat wissenschaftliche Theorien.

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Original von Kairos

RSP-Theorie hat nichts mit wissenschaftlicher Theorie zu tun, denn diese Forge-Leute und wer da noch so alles seine Finger im Spiel hat betreiben das ja nicht als Wissenschaftler, sondern versuchen Beobachtungen aus dem Spielalltag zu abstrahieren, Strukturen unserer Spielpraxis zu erkennen und daraus Richtlinien für ein gutes Spiel abzuleiten.

 

...was eine wissenschaftliche Herangehensweise ist. Induktion und damit Thesenfindung und Theoriebildung, die dann mit Deduktion überprüft werden kann. Eigentlich genau das gleiche Spielchen - meta-wissenschaftlich betrachtet. Nur weil nicht "Uni" drauf steht, ist es nicht "unwissenschaftlich". ;)

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Hallo zusammen,

 

also mich würde auch interessieren warum hier so heftig auf die Frage nach einer Rollenspieltheorie reagiert wurde.

Ich habe eine Vermutung: Ich selbst arbeite in der Altenpflege als Krankenpflege. Hier erlebt man Theorie dann meistens als irgendeinen Dozenten der einem mit vielen Fachbegriffen erklärt was einem im praktischen Beruf dann entweder garnicht interessiert oder aber Mangels Zeit und Material nicht umsetzbar ist.

Zudem bedeutet eine Pflegetheorie in der Praxis auch das man mehr Schriftkram hat aber nicht etwa mehr Kompetenzen bekommt. Da kann einem die Theorie, auch wenn man eigentlich den Sinn versteht, schon Mal sehr sauer aufsto?en.

 

Streng wissenschaftlich gesehen würde ich auch von Rollenspielhypothesen reden. Aber für die meisten Leute ist eben Theorie das reden über ein Thema ohne praktisch etwas an dem Thema zu tun. Also Reden über das Rollenspiel ohne direkt Rollenspiel, nicht im sozialwissenschaftlichen Sinne, zu spielen.

 

Im Hobbybereich hat man freie Auswahl ob man eine beliebige Hypothese vertritt und anwendet oder sich auf seine praktische Erfahrung verlä?t. Als Autor sollte man sich allerdings etwas mit der Rollenspieltheorie, den Ansätzen nicht mit einer konkreten Begrifflichkeit, auskennen. Denn auf diese Weise kann man sein Abenteuer sehr viel universeller gestalten und vielleicht sogar Tips für einzelne Spielleiter- und Spielertypen bringen. Auch eine Kennzeichnung von Abenteuern nach diesen Typen könnte ich mir vorstellen. Es könnte Spielleitern und Spielern bei der Auswahl von passenden Abenteuern oder der Entscheidung spiele ich mit oder nicht sicherlich weiterhelfen.

 

Gru? Jochen

 

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Original von Black Aleph

@Ghostwriter

 

So ein Kommentar kann nur von Gemüseghoul kommen ;)

8o

So ein Kommentar kommt aber nicht von mir. Pflege ich wirklich, so klugschei?erisch zu sein? Ich muss mich wohl zusammenrei?en.

 

Diesen Thread lese ich übrigens interessiert mit, da ich mir zwar theoretische Gedanken mache, aber mich nie mit dem fachvokabular beschäftigt habe...

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Original von Holger Göttmann
Original von Kairos

RSP-Theorie hat nichts mit wissenschaftlicher Theorie zu tun, denn diese Forge-Leute und wer da noch so alles seine Finger im Spiel hat betreiben das ja nicht als Wissenschaftler, sondern versuchen Beobachtungen aus dem Spielalltag zu abstrahieren, Strukturen unserer Spielpraxis zu erkennen und daraus Richtlinien für ein gutes Spiel abzuleiten.

 

...was eine wissenschaftliche Herangehensweise ist. Induktion und damit Thesenfindung und Theoriebildung, die dann mit Deduktion überprüft werden kann. Eigentlich genau das gleiche Spielchen - meta-wissenschaftlich betrachtet. Nur weil nicht "Uni" drauf steht, ist es nicht "unwissenschaftlich". ;)

D'accord: Die Herangehensweise ist die Gleiche: Abstraktion von Beobachtungen, um zu Aussagen zu kommen, deren Reichweite über einen Fall hinausreicht. Das an sich ist noch nicht einmal wissenschaftlich, sondern gehört zur conditio humana. Tritt ein Jota Methodenbewusstsein hinzu, so kann man wohl von Wissenschaft sprechen (Klammern wir soziale Rahmenbedingungen an diesem Punkt mal aus).

 

Ich wollte eigentlich auf einen anderen Punkt hinaus: Es gibt eine wissenschaftliche Beschäftigung mit RSP, die von Soziologen, Psychologen, Sozialpädagogen betrieben wird, aber in der es nicht um das "gute Rollenspiel" geht, sondern meistens um die Frage: Was macht das Rollenspiel mit den Rollenspielern, soziologisch betrachtet, entwicklungspsychologisch betrachtet.

 

Davon unterscheidet sich die Forge-Diskussion erheblich, da diese einem anderen Erkenntnisinteresse verhaftet ist. Auch wenn im Forge-Forum hauptsächlich Akademiker posten, was den Beiträgen leicht anzumerken ist.

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Könntest du Jota-Bewusstsein erklären? Ich kenne mich zwar durchaus mit Meta-Wissenschaft aus und habe auch eben mal versucht, den Begriff irgendwo zu finden, bin aber nirgendwo fündig geworden. Vielleicht reden wir aneinander vorbei, weil mir dieser Begriff einfach nichts sagt und ich noch nie darüber gestolpert bin.

 

In diesem Zusammenhang noch: Es ist nicht Teil der conditio humana - sofern wir das Gleiche darunter verstehen. Diese Herangehensweise kannst du generell in einem empirisch-orientierten Wissenschaftsverständnis entdecken und kann man eigentlich von der Renaissance (Francis Bacon) über besonders David Hume bis heute verfolgen. Allerdings ist dies nicht unbedingt die "Natur" des Menschen. Denn vor dem Aufkommen des Empirismus wurde dies nicht unbedingt so gehandhabt. Sofern du dich damit ein wenig auskennst, wirst du vermutlich wissen, dass es eigentlich erst mit dem Novum Organum von Francis Bacon (irgendwann 15/16. Jahrhundert, ich wei? es nicht auswendig) aufgekommen ist - oder zumindest sind dies die ersten Gedankengänge in diese Richtung, die man gefunden hat. Diese sogenannte "conditio humana" scheint mir da doch sehr diskutierbar zu sein und würde ich hier nicht zu leichtfertig ins Spiel führen - zumindest scheint mit das eher unwissenschaftlich und eigentlich genau das, was du kritisierst: ontologisch (Erklärung siehe unten bei [1]).

 

Allerdings: Die Forschungsfrage an sich macht ein Herangehen noch nicht wissenschaftlich, ebenso nicht unbedingt der erkenntnistheoretische Hintergrund - wobei man hierüber viel diskutieren könnte. Ich habe mich nicht wirklich mit der Forge-Seite auseinander gesetzt, sondern kenne rollenspieltheoretische Ansätze über andere Seiten und Gruppen - allerdings sind diese dort ähnlich: das threefold klingt exakt nach dem GNS, dann gibt es natürlich noch das fivefold und das eightfold mit jeweils unterschiedlicher Anzahl von Spieltypen und auch verschiedenen Schubladen und dann natürlich noch das umstrittene Laws-Modell. In wie weit die Forge-Seite nun irgendwie zu wertend herangeht, wei? ich nicht. Allerdings denke ich, dass wir uns nicht an der Forge-Seite festbei?en sollten, wenn es um Rollenspieltheorie geht, denn Rollenspieltheorie ist schon durchaus mehr. Man kann immerhin nicht generell Rollenspieltheorie "verurteilen", obwohl man nur eine Quelle kennt - das wäre eine reichlich unwissenschaftliche Herangehensweise, die Wissenschaftlichkeit zu beurteilen.

 

Was sind aber die Methoden, die es besonders im sozialwissenschaftlichen Bereich "wissenschaftlich" machen? Der berühmte Dreierpack des "Rationalitätspostulats":

 

- Präzision: Das Bemühen um sprachliche Klarheit (leider der - meiner Ansicht nach - am häufigsten begangene Fehler, gerade bei "deutschen" Wissenschaften)

- Intersubjektivität: Unter gleichen Umständen (auch Bildung und Intelligenz) muss man zu gleichen Ergebnissen kommen

- Begründbarkeit: Eigentlich selbst erklärend dieser Punkt.

 

Das sind die Punkte, an denen sich Sozialwissenschaften im Allgemeinen messen - auch die moderneren normativ-ontologischen Ansätze übrigens. Allerdings rate ich zur Vorsicht, einem normativ-ontologischen[1] Ansatz (sofern er dort vorliegen sollte) zu schnell die Wissenschaftlichkeit abzusprechen. Das wird sehr gerne und viel zu früh gemacht, aber damit begibt man sich dann meist auf eine sehr gefährliche und unwissenschaftliche Bahn - gerade empirisch-analytisch orientiere Leute neigen zu dieser Arroganz und dieser doch erschreckenden Dogmatik, die da zum Vorschein kommen kann.

 

Ich sehe immer noch nicht, wo der gro?e Unterschied zwischen "richtiger" Wissenschaft und "Rollenspieltheorie" sein soll - und das meine ich weitgefächerter als die Forge-Seite, die mir kaum bekannt ist. Wenn ich beispielsweise das threefold-Model nehme: Dieses kann man wirklich "wissenschaftlich" nennen, wenn man es denn so will. Ob man damit übereinstimmt, ob man es brauchbar findet oder nicht, darum geht es nicht. Auch will das threefold nichts werten - es ist sogar ein sehr tolerantes Model. Wo ist hier der erkenntistheoretische Ansatz so "unwissenschaftlich"? Nirgendwo. Kann es auch gar nicht, denn dies ist nur ein Model. Der erkenntnistheoretische Ansatz kommt erst ins Spiel, wenn man es einsetzt. Das kann man auf verschiedene Arten und Weisen machen - aber dass es Leute gibt, die es "merkwürdig" einsetzen, das kann man nicht der Rollenspieltheorie an sich vorwerfen und daraus kann man auch keineswegs schlussfolgern, dass Rollenspieltheorie unwissenschaftlich wäre.

 

Wenn jemand natürlich die von Thomas erwähnte Schiene mit "aber blabla hat gesagt, ..." oder "das ist falsch, weil auf blabla gesagt hat, dass ...", dann ist das natürlich reichlich bescheuert - sofern man daraus zumindest einen Wahrheitsanspruch zieht oder meint, dass dies das Argument verbessert. Aber diese Leute kann man nicht der Rollenspieltheorie allgemein vorwerfen, denn diese Leute gibt es überall. Auch in den "richtigen" ;) Wissenschaften. Trotzdem ist es nicht so, dass die Sachen an sich unwissenschaftlich sind. Es sind höchstens die Herangehensweisen von einzelnen Leuten. Dann also der gesamten Rollenspieltheorie Unwissenschaftlichkeit vorzuwerfen, halte ich schlicht und ergreifend für falsch.

 

"Was macht das Rollenspiel mit den Rollenspielern, soziologisch betrachtet, entwicklungspsychologisch betrachtet" ist höchstens eine von vielen möglichen Forschungsfragen. Ich verstehe nicht, wie du darauf kommst, dass dies die einzig "wissenschaftliche" wäre. Man kann durchaus auch danach suchen, wann Gruppen funktionieren, wann sie auf die Beteiligten befriedigend wirken - das wären interessante Fragestellungen, die aber von dieser Fragestellung nicht beachtet werden; zumindest so, wie ich sie verstehe.

 

So Tee fertig. Ich muss dann mal los. Hat von der Zeit her genau gepasst. 8)

 

--------

 

[1] Normativ-Ontologisch ist einer von drei Wissenschaftsansätzen. Dieser Ansatz begründet sich im Prinzip auf einem platonschen Gedankenmodell, nach dem es ein "Sein" gibt, das man entdecken kann und auch somit Wahrheiten, die man finden kann. Daher "ontologisch", weil es um ein tatsächlich vorhandenes "Sein" geht. "Normativ", weil häufig eine wertende Komponente eingebracht wird.

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@Holger:

Ich glaube, der Bindestrich gehört weg.

Es ist nicht das Jota-bewu?tsein, sondern Jota steht wohl hier für eine sehr kleine Mengeneinheit. Was Kairos hier dann wohl recht ausschweifend ausdrücken wollte ist wohl, dass nur eine winzige "Menge" Methodenbewusstsein notwendig ist.

 

@Diskussion:

Man sieht doch schon deutlich wieder, was Theorie für die qualitative Verbesserung des betroffenen Themas bringt: eigentlich gar nichts.

Mit unheimlich hochtrabenden Worthülsen und viel "Geschwafel" werden hier Zusammenhänge beschrieben, die doch mittlerweile einen Bart haben, der Barbarossa alle Ehre machen würde.

Diskussionen um verschiedene Spielziele und Spielstile gibt es doch an jedem Rollenspieltisch.

 

Was die Analgogie zum Ballsport angeht:

ich halte sie für falsch, denn sie vergleicht verschiedene Ebenen.

 

"Ballsport" ist doch eher auf der Ebene "Gesellschaftsspiele" anzuordnen und dann eben "Baseball" vergleichbar mit "Rollenspiel". Selbst beim Fussball gibt es unterschiedliche "Spielziele", obwohl hier ja auch einige Regeln vorhanden sind, die überall gemeinsam genutzt werden.

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Guest Chestburster

Aloha,

zum Jota:

Soweit ich es verstanden habe, sollte mit "Jota Methodenbewusstsein" nur "ein bisschen Methodenbewusstsein" ausgedrückt werden.

 

"Redewendungen: Das Jota wird zur Bezeichnung von etwas Winzigem, Geringem gebraucht"

(von http://www.decodeunicode.org Ich wei?, ist nicht die zuverlässigste bzw. naheliegendste Quelle ;)

 

Diskussion:

Ich habe zwar auf der Forge-Seite bis jetzt wenig gelesen und die Theorie eher über dsrsm kennengelernt. Geholfen bezüglich des Rollenspiels hat sie mir eher in der Vor- und Nachbereitung eines Abends, als am Abend selber. Ich fand es jedenfalls hilfreich (oder wenigstens interessant ;), mich und meine Spieler auf die threefold-Theorie hin zu untersuchen. Nicht dass ich deswegen den Spielstil innerhalb der Gruppe geändert hätte, schlie?lich wussten alle vorher, worauf sie sich einlassen.

 

Sehr sinnvoll finde ich die Klassifizierungen der Spielstile für Cons. Obwohl ich noch auf keinem Con eine Runde geleitet habe, kann ich mich vorstellen, dass es dort schnell zu Missverständnissen kommen kann. Und schon allein, wenn man solche Situationen vermeiden kann ("Bööh, die Runde auf dem Con war sooo langweiling. Der SL hat die ganze Zeit nur würfeln lassen" und ähnliches), dann hat sich der theoretische Ansatz in meinen Augen bewährt.

 

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Naja, ich würde nicht sagen, da? die "Theorie" als solches nur leeres Geblubber darstellt.

 

Mir, z.B., hat die Theorie insoweit etwas gebracht, da? ich erkannt habe, da? unterschiedliche Spieler unterschiedliche Motive haben, Rollenspiele zu spielen, und da? ein "guter" Spielleiter sich bemühen sollte, alle diese "Spielertypen" zu befriedigen. Der eine will Action, der andere ein spannendes Rätsel, der nächste will hautsächlich seinen Charakter auf maximale Werte bringen und der nächste möchte ein mächtiges Artefakt.

 

All das klingt zwar selbstverständlich - wenn man es wei? - war mir aber damals, bevor ich von der Theorie hörte - so im einzelnen nicht klar. Ebenso wie ich das Kapitel im SL-Handbuch über "gute" Spielrunden und das gezielte Erzeugen von Stimmung(en), das packende Beschreiben einer Situation, etc. sehr lehrreich finde und daraus viele Anregungen gewonnen habe.

 

Könnte man auch nur als graue Spielleitertheorie bezeichnen. Es liegt halt an jedem einzelnen, daraus ein buntes Abenteuer zu machen. Es ist ja nicht so, jedes Abenteuer tot zu analysieren, sondern die Theorie soll ja unterstützen, allgemeine Regelmä?igkeiten aufzeigen und darauf aufbauend Verbesserungen ermöglichen. Nicht mehr, nicht weniger.

 

Mystische Grü?e,

 

orwin

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Lieber Holger,

 

ich glaube wir reden einfach aneinander vorbei. Vermutlich habe ich mich verkürzt ausgedrückt, aber das mag ich nun gerne korrigieren.

 

Zuerst einmal würde ich nicht von Unwissenschaftlichkeit sprechen, da ich die RSP-Theorie nicht abwerten möchte und es m.E. nach auch in keinem Post so vornehme. Weiterhin glaube ich, dass Menschen immer wieder dazu kommen, ihre eigene Praxis zu reflektieren und zu abstrahieren, einerseits weil sie hoffen, sich dadurch das Leben einfacher zu machen, andererseits weil Erkenntnisfortschritt an und für sich geschätzt wird. Nichts anderes nehmen die x-folder-Modelle vor. Ob die Bezeichnung mit conditio humana so glücklich war, kann in Frage stehen. Aber ich glaube es ist klar geworden, was ich meinte...

 

Eben eine induktive Herangehensweise, wie Du gesagt hast. Wird diese Reflektion der Praxis wiederum in ihren gedanklichen Schritten reflektiert und findet ihr eigenes Feld in einem Methodenbewusstsein, ist m.E. eine Bedingung von Wissenschaftlichkeit erreicht. Ab wann dies geistes- und philosophiegeschichtlich seinen Niederschlag gefunden hat, das sei denen überlassen, die Fachleute sind auf diesem Gebiet. Und das halte ich für einen zentralen Punkt von Wissenschaft: Nicht-wissenschaftliche Theorie ist in diesem Sinne auch noch-nicht-wissenschaftliche Theorie.

 

Der Punkt, den ich stark machen möchte, ist, dass die RSP-Theorie diese Schwelle (noch) nicht überschritten hat. Beispielsweise fehlt eine systematische Auseinandersetzung darüber, an welchen Kriterien die Brauchbarkeit von x-folder-Modellen gemessen werden kann. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich diese Betrachtungen hauptsächlich auf Beobachtungen aus dem Forge-Forum stütze. Sollte es irgendwo anders zugehen, bin ich gerne bereit meine Meinung zu korrigieren.

 

Weiterhin möchte ich betonen, dass ich dies noch nicht einmal als Defizit der RSP-Theorie bewerte. Wenn oleg schreibt:

Teilweise scheint mir doch eher von Modellen und Klassifizierungen die Rede zu sein. Die Theorie ist, entgegen dem ueblichen Sprachgebrauch, das hoechste, was die Wissenschaft kennt.

dann kann ich ihm da nur zustimmen. Blo? erhebt das, was wir als RSP-Theorie bezeichnet haben, in diesem Sinne auch gar nicht den Anspruch wissenschaftliche Theorie zu sein. Und das muss sie auch gar nicht: Für den daran interessierten RSPler wird eine Kenntnis der folder-Modelle ausreichen. RSP-Theorie orientiert sich eher an dem was Theorie im üblichen Sprachgebrauch ist: Eine reflektierte Praxis, eher eine Groborienterung, deren Enstehung-, Formulierungs- und ?berprüfungsregeln eben nicht reflektiert werden.

 

Das hei?t natürlich nicht, dass sich die Beschäftigung mit Themen der "RSP-Theorie" sich nicht auch so weit führen lie?en, dass sie dem von mir oben skizzierten Wissenschaftsverständnis entspricht. Was immer dann der Nutzen sein mag, interessant ist es sicher...

 

Und zu guter letzt habe ich, als Versuch den Unterschied klarzumachen, denn der eine oder andere wird eine solche Studie schon einmal in den Händen gehalten haben, darauf verwiesen, dass Psychologen usw. eben mit diesem geschärften Methodenbewusstsein, aber mit anderen Fragestellungen an die Sache herangegangen sind und sich zum Beispiel dann über ihre Interviewmethode Gedanken gemacht haben. Das fehlt bei unserer "RSP-Theorie", ist aber vielleicht auch gar nicht nötig, da bei ihr ein Nutzen für die Praxis im Vordergrund steht, und die Fragen, wie sich ihre Ergebnisse "wasserdicht" absichern lassen, kaum berührt werden.

 

Ich hoffe, mehr Klarheit als Unklarheit geschaffen zu haben...

 

Jörn

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Man sieht doch schon deutlich wieder, was Theorie für die qualitative Verbesserung des betroffenen Themas bringt: eigentlich gar nichts.

Mit unheimlich hochtrabenden Worthülsen und viel "Geschwafel" werden hier Zusammenhänge beschrieben, die doch mittlerweile einen Bart haben, der Barbarossa alle Ehre machen würde.

Diskussionen um verschiedene Spielziele und Spielstile gibt es doch an jedem Rollenspieltisch.

Wie gesagt, ich finde, man kann das nicht so eindeutig abklären.

Ich meine, hey, Rollenspielfachsimpeln gibt es am Spieltisch wie das Fussballfachsimpeln in der Kneipe oder das Politikfachsimpeln am Stammtisch. Schrieb ich ja schon.

Und natürlich funktioniert das. Der Stammtischler hat 'ne politische Meinung (die mir PoWi-Student oft den Magen umdreht), der Kneipengänger wei?, "dass der Trainer Schuld ist" (aber wäre als Trainer vermutlich auch nicht die Leuchte) und der Rollenspieler, klar, der kann rollenspielen.

 

Oder, wie mein Onkel jüngst so schön sagte "Wat bruch ich dann 'ne Sprachwissenschaftler, kalle kann ich uch su..."*

Ist Philologie deshalb unnütz?

 

Nun, nehmen wir das letztgenannte Beispiel. Besagter Onkel ist Stra?entiefbauunternehmer, auf einem Bauernhof gro? geworden und gemeinhin das, was man "einen einfachen Menschen" nennen kann. Er kann reden, vielleicht nicht Hochdeutsch, aber reden kann er. Und das, obwohl er garantiert seinen Lebtag lang noch nie etwas theoretisches von Syntax oder der Einteilung von Grammatik, Semantik und Pragmatik gehört hat.

Ist schon richtig. Wenn nun aber jemand verstehen möchte, aus 'rein akademischem Interesse', wie das mit der Sprache eigentlich funktioniert, dann wird das nicht reichen. Klar kann er versuchen, das alles selbst zu erfassen, aber das ist mehr als eine Lebensaufgabe.

Oder aber er greift auf Vorredner zurück. Die werden aber versucht haben, bestimmte Phänomene zu benennen. Ob sinnig oder nicht ist eine andere Frage, aber man gibt Kindern nunmal Namen - auch den geistigen.

Wenn das nur genug Leute machen, dann entsteht daraus eine Fachsprache. Die ist aber nicht sinnlos, sondern im positiven Falle fördert sie auch die Kooperation, da man komplexe Sachverhalte unter "Wissenden" nicht immer gro?artig umschreiben muss.

 

?ber die zahllosen Optionen des möglichen Missbrauchs habe ich mich in meinen vorherigen Postings schon zur Genüg ausgelassen (zumal die Uni nach mir ruft), das ist alles richtig. Man kann sie zur Ausgrenzung verwenden, man kann sie als Hülse verwenden - muss man aber nicht.

Meine Vorbehalte wurden ja auch schon mehrfach ausgeführt. Aber einer Theorie an sich grundsätzlich ablehnend gegenüber zu stehen ist, in meinen Augen, eine kurzsichtige und unüberlegte Einschränkung des eigenen Horizonts.

 

Ach ... und was Dailor betrifft ... der treibt (oder trieb?) sich viel im GroFaFo herum. Da wiederum werden viele der hier erwähnten Konzepte, wie auch irgendwer schon angemerkt hat, immer mal wieder gerne diskutiert.

Zu sagen, dass er komplett ohne Verbindung zur Theorie darauf kommt, ist erst mal eine blanke Behauptung.

 

 

Gru?,

Thomas

 

* "Wozu brauche ich denn einen Sprachwissenschaftler, reden kann ich auch so." - bevor wer fragt, obwohl'ch nicht glaube, dass das wer nicht herauslesen kann...

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@Thomas:

Klar, du hast Recht, eine Politikwissenschaft oder eine Sprachwissenschaft hat ihre Daseinsberechtigung und ein theoretisches Modell zur Erlangung von Erkenntnissen zu nutzen durchaus ein anerkanntes und wirskames Mittel.

 

Aber so gerne ich auch Rollenspiele spiele, würde ich sie von ihrer Bedeutung und auch dem Nutzen, den eine diesbezügliche Theorie haben könnte, keinesfalls auf die gleiche Ebene wie die menschliche Sprache heben! Es ist ja sogar streitbar, ob man Rollenspiel überhaupt auf eine künstlerische Ebene stellen kann.

 

Es ist und bleibt ein Gesellschaftsspiel. Es ist noch nicht mal eine Kunstform oder ein Medium. Und hier den Anspruch zu erheben, theoretische Ansätze zu verfolgen, wie es der Film- oder Politikwissenschaftler in seinem Metier sicher gerne tut, halte ich für ganz einfach unnötig.

 

Artikel über verschiedene Spielertypen gibt es überall, sogar im SL-Handbuch unseres allseits geliebten Cthuhu-RPGs. Es gibt diese Information als Geplänkel in diversen Foren und sogar als Comic. Welchen zusätzlichen Nutzen kann es also haben wenn ein paar Halb-Intelektuelle das Ganze einfach mit ein paar Fremdwörtern garnieren und ein Geschwafel daraus machen? Polemisch? Ja, aber dennoch nicht weniger wahr, oder?

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