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Narrenball?


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Ich suche gerade nach einem Abenteuer, das relativ kurz, für drei SCs geeignet ist und nach Möglichkeit in Berlin (1920er) spielt. Nachdem ich nun eine Weile recherchiert habe und immer wieder auf ?u?erungen hinsichtlich des legendären Status' von "Narrenball" und Froschkönigfragmenten" gesto?en bin, ist mir eingefallen, dass ich beide ja bereits seit Jahren besitze. Steinigt mich, aber ich bin einer der Glücklichen, die diese beiden Laurin-Bände mal für ein Trinkgeld erworben haben. Dabei spiele ich nur alle paar Jahre Cthulhu und bin mitnichten ein Sammler ...

 

Die "Froschkönigfragmente" haben mich damals fasziniert, allein, es blieb bei einer einsamen Lektüre und dem irgendwann aufgegebenen Versuch, das Ding soweit umzuschreiben, dass der finale Besuch in den Traumlanden nicht stattfindet. Mir war das zu abstrus, zu fantasyesk, zu wenig subtil - ganz im Gegensatz zum übrigen Spannungsbogen des Szenarios. Also letztlich nie gespielt.

 

Aus ähnlichen Gründen verwarf ich damals den "Narrenball": fantastischer Einstieg, elend verdrehtes Ende. Nun hab ich's eben nochmal rausgekramt und durchgelesen, aber meine Meinung hat sich dennoch nicht geändert. Daher meine Frage: Habt Ihr (die Ihr es ja alle so über die Ma?en lobt) es tatsächlich in der Form gespielt? Mit dem Ausflug nach Carcosa? Welcher SC hatte denn tatsächlich "zufällig" ein paar ?ltere Zeichen dabei oder konnte den Gelben König mal eben zu Tode zaubern? Wer ist denn mühsam auf Aldebaran herumgeklettert um den Buckligen zu verfolgen, ohne zu wissen warum, und die endlosen Stufen des Turms hinaufgekrochen, nur um sich dann in ein in die Höhe rasendes gelbes Auge zu stürzen? Wer hat hyperdimensionale Tore geschlossen, Byakhee beschworen und sich zur Erde zurückfliegen lassen? Au?erdem: Die gesamte "Handlung" in Carcosa beschränkt sich doch eigentlich auf einen Monolog des SLs, dem zwangsläufig irgendwann die Adjektive ausgehen müssen ("namenlos", "entsetzlich", "blasphemisch", "unbeschreiblich", "grauenhaft", ... "grauenhaft", ... ... "unbeschreiblich grauenhaft" ...)

 

Selbstverständlich ist es Geschmackssache, wie man Cthulhu spielt, was man zulässt und wo die Grenzen liegen. Deswegen will ich über Geschmack an dieser Stelle auch nicht streiten. Mich interessiert nur, ob diejenigen, die "Narrenball" als legendär einstufen, damit auch oder sogar besonders auf dessen - ich sag mal: surreale Dimension abzielen oder mehr auf das Wannsee-Villa-Geschehen (letzteres gefällt mir auch ausnehmend gut, keine Frage)? Und zweitens wollte ich fragen, wie das Szenario möglicherweise für eine Spielrunde zu "retten" wäre, die eher Wert auf selbstbestimmtes Handeln legt und sich lieber nur hier und dort vor einer Eisbergspitze Mythoshorror gruselt, als gleich den ganzen Batzen um die Ohren gehauen zu kriegen?

 

Ich könnte mir natürlich selbst was ausdenken, um Carcosa eine ferne Vision bleiben zu lassen, aber gerade weil das Abenteuer so altehrwürdig ist, denke ich, dass ich hier möglicherweise auf einen gro?en Erfahrungsschatz anderer Spielleiter (und Spieler) zurückgreifen kann. Ich wäre dankbar für ein paar Meinungen und Tipps.

 

Sollte ich mich dennoch gegen den "Narrenball" entscheiden, würde ich mich freuen, wenn Ihr Vorschläge für alternative Berlin-Abenteuer für mich hättet. "Der tanzende Faun" soll ja wohl doch etwas wirr verfasst sein, wie die Berlin-Box generell durchwachsene Kritiken geerntet hat (zumindest laut meiner Recherchen). Das Szenario darf ruhig simpel gestrickt sein, meine Mitspieler sind relativ RPG-unerfahren und haben zudem weder Zeit noch Energie für Kampagnen oder so. Ach ja, die "Kerkerwelten" finde ich durchaus genial in der Anlage, aber halte sie aus ähnlichen Gründen wie die genannten Laurin-Produkte problematisch. Was gibt's noch?

Hat jemand schonmal "Blues für Marnie" in eine europäische Stadt verlegt?

 

Grübel ...

 

 

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Ich schäme mich jetzt für meinen Winzpost, aber ehe ich heute garnix mehr schreibe:

 

Mein erster Einfall wäre, die Villa am (oder wars im?) Wannsee einfach zu Carcosa werden zu lassen; ist ja in vielen Quellen eh nicht ganz klar wo/was Hastur/Carcosa überhaupt sind. Und würde au?erdem auch besser zur Handlung des Theaterstück passen!

Also fies Gehirn-Abdreh-Mä?ig die ganze Villa sich auftürmen, die Geometrien verformen und in schwindelnde Höhen aufsteigen lassen; die echte Landschaft weicht einer toten Stadt und fremde Sternen bedecken plötzlich das Firmament.

Wannsee = See von Hali anyone?

Ist natürlich auch noch surreal, aber bleibt dafür wenigstens am selben Ort.

 

Das war jetzt mal ein Schnellschu? mit übermüdetem Kopf, sorry für die Form...;)

 

Der Tod

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Ich mag beide Abenteuer nicht besonders, weder Narrenball noch Froschkänigfragmente. Allerdings weniger, weil sie in den Traumlanden spielen. Was mir nicht gefällt ist, dass vor allem Narrenball den Spielern so gut wie keinen Handlungsspielraum lässt. Es gibt nicht viel zu tun. Klar, auf dem Ball kann man eine Menge anstellen, wenn man möchte, aber auf das Geschehen selbst hat man so gut wie keinen Einfluss.

 

Was Berlin-Abenteuer angeht: Chagnar Faugns Fluch gefiel mir ganz gut. Allerdings habe ich das Szenario auch ein wenig abgeändert. Man muss meiner Ansicht nach mit den Vorgaben des Textes ein wenig jonglieren und auf die Gruppe zuschneiden. Das Finale ist so, wie es beschrieben ist, meiner Ansicht nach unspielbar. Aber meine Runde hat das Abenteuer eh ganz anders gelöst. Deswegen fiel das nicht weiter auf. Und sonst stecken halt schöne Ideen im Abenteuer drin.

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Also ich hab gestern mein erstes Abenteuer für die neue Gruppe fertig gestellt. Und zwar die Kerkerwelten aus dem Grundregelwerk.

 

Ich find das ein sehr gelungenes Abenteuer, vor allem weil es meine Anfängergruppe nicht sofort mitten in den Mythso hineinrei?t, sondern sie vielmehr nur einen kurzen Blick auf das Mögliche erhaschen lässt.

 

Und es spielt nicht in den Traumlanden...auch wenn die Kerkerwelten etwas ähnliches sind...

 

Handlungsspielraum: der ist bei diesem Abenteuer so gro? wie du willst, du kannst es noch um enorm viel ergänzen, dazwischen den einzelen Handlungsabschnitten genug Platz für sowas ist...

 

Und es spielt im Berlin der 1920 er...Und in den Kerkerwelten taucht schon Adolf Hitler auf...so quasi als Voraussicht auf das kommende.

 

Und das ganze ist sehr sehr stimmig umgesetzt finde ich...

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  • 1 month later...
Original von el presidente

I

 

Aus ähnlichen Gründen verwarf ich damals den "Narrenball": fantastischer Einstieg, elend verdrehtes Ende. Nun hab ich's eben nochmal rausgekramt und durchgelesen, aber meine Meinung hat sich dennoch nicht geändert. Daher meine Frage: Habt Ihr (die Ihr es ja alle so über die Ma?en lobt) es tatsächlich in der Form gespielt? Mit dem Ausflug nach Carcosa? Welcher SC hatte denn tatsächlich "zufällig" ein paar ?ltere Zeichen dabei oder konnte den Gelben König mal eben zu Tode zaubern? Wer ist denn mühsam auf Aldebaran herumgeklettert um den Buckligen zu verfolgen, ohne zu wissen warum, und die endlosen Stufen des Turms hinaufgekrochen, nur um sich dann in ein in die Höhe rasendes gelbes Auge zu stürzen? Wer hat hyperdimensionale Tore geschlossen, Byakhee beschworen und sich zur Erde zurückfliegen lassen? Au?erdem: Die gesamte "Handlung" in Carcosa beschränkt sich doch eigentlich auf einen Monolog des SLs, dem zwangsläufig irgendwann die Adjektive ausgehen müssen ("namenlos", "entsetzlich", "blasphemisch", "unbeschreiblich", "grauenhaft", ... "grauenhaft", ... ... "unbeschreiblich grauenhaft" ...)

 

Da es um Narrenball geht, poste ich jetzt doch mal etwas, nachdem ich das Forum nun schon einige Zeit lesend verfolge.

 

Bin eigentlich selbst lieber Spieler als Spielleiter, aber Narrenball habe ich wohl 4 mal für die unterschiedlichsten Gruppen geleitet (von absoluten Rollenspiel-Anfängern bis Level36-Rollenspielern - oh falsches System...) - und alle waren begeistert! Die erfahrenen trotz, die unerfahrenen vielleicht gerade wegen der teilweise extremen Linearität.

 

Da ich Narrenball immer als Einstiegsabenteuer gesehen habe fielen alle Lösungswege bis auf den "künstlerischen" am Ende weg. Da muss man schon drauf achten, dass zumindest ein, zwei Charaktere einen entsprechenden Hintergrund haben, sonst wird unter Umständen niemand auf diese Lösung kommen.

Interessanterweise haben die unerfahrenen Gruppen es am Ende auch geschafft, nur die erfahrensten sind gescheitert und haben stattdessen den König angegriffen - mit einem Degen - nun ja...

 

Das mühsame Verfolgen des Buckligen durch Carcosa, sollte auch genauso sein. Das die Charaktere dabei keine Wahl haben, ist ja auch ein dramaturgisches Element. Das Gefühl dem "Mythos ausgeliefert" zu sein, dass sollte schonmal vorkommen dürfen in einem Abenteuer.

 

 

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Ich habe Narrenball 4x geleitet - immer mit Einsteigergruppen - und fand?s gut. Wie einer meiner Vorredner schon sagte, fallen alle Lösungswege au?er der "Gegenkunst" am Ende weg, aber das kann man ja frei interpretieren. Beim ersten Mal war einer der Spieler Delikatesshändler und hat Kochrezepte rezitiert :D

Was hast Du gegen Carcosa - so monologig ist das gar nicht, denn die Spieler müssen erst mal begreifen, dass sie keine andere Wahl haben, als auf den Turm zu steigen, und da kann viiiieel passieren - viel surreales, natürlich (etwas Improvisationstalent des SL vorausgesetzt). War immer recht intensiv. Dass sie keine Handlungsmöglichkeit haben, stimmt zwar, aber fand in diesem Fall eigentlich keiner schlimm.

Besonders reizvoll fand ich auch schon das Versteckspiel, auch wenn die Charaktere hier im Prinzip genauso wenig machen können. Das Hilflose gegenüber dem Mythos kommt ganz gut raus, und trotzdem kann man es am Ende schaffen - mit eigenen Verlusten, und das find ich auch ganz interessant. Warum müssen immer alle überleben / am Verstand bleiben? ;) Ein bis zwei reichen völlig...

 

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Müssen ja gar nicht.

 

Nur beim Narrenball ist mir doch vieles zu sehr darauf angelegt, die ganze Gruppe zu schrotten. Allein schon deswegen, weil es durch die Blase keine Fluchtmöglichkeit gibt, und das Abenteuer eben nur so funktionieren kann. Ist mir zu sehr Einbahnstra?e. Geschmackssache. Froschkönigfragmente hingegen ist ein Klassiker bei uns am Tisch. Geniale Abende!

 

Gru?Fox

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  • 2 weeks later...

Das eine schlie?t das andere nicht aus.

 

Wir hatten auch schon unseren Spa?, wenn man sich erstmal damit abgefunden hat, draufzugehen :)

Eine wurde wahnsinnig beim Gelben König. Der eine erschie?t den anderen, damit er nicht von den Byakhee entführt wird. Der eine erschie?t sich dann selbst, weil man ja das Haus abfackelt, aber nicht mehr rauskommt. Es ging drunter und drüber.

 

Mich stört lediglich die Grundanlage des Abenteuers, weshalb ich es nicht noch einmal meistern würde. Das zeigt nur wieder einmal, da? zwischen Abenteuer und gelungenem Spielabend meiner Meinung nach keine Verbindung existiert. ;)

 

Spa? ist, was die Gruppe draus macht.

 

Gru?Fox

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  • 1 month later...

Den ½Narrenball? habe ich leider nicht, ich leite aber derzeit ½Tatters of the King? von Chaosium, wo ja Carcosa eine gewisse Rolle spielt. :D

 

Kann jemand die beiden Porträts der sich ewig wandelnden Stadt in diesen Abenteuern vergleichen? Ich würde mich generell dafür interessieren, wie ihr mit Carcosa als SL umgegangen seid

 

Grü?e aus Wien,

Markus

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  • 3 weeks later...

Ich habe vor, "Tatterdermalion"/"Narrenball" in der "Sommerpause" von "Tatters" zu spielen (wenn wir mal endlich so weit sind); gerade Alex Roby dürfte ein hilfreicher Bekannter dort sein.

 

Das Carcosa von "Tatters" ist weitaus "traumhafter" und surrealer als das in "Narrenball" (na ja, eigentlich "Tatterdermalion" - ich habe nur das englische Original). So gibt es bei "Narrenball" keine Bewohner in der Stadt, dafür aber komische Aliens (Aldebaranian Skippers). Die Stimmung ist mehr die einer Fantasy-Ruinenstadt als die des schönen und doch schrecklichen Ortes in "Tatters".

 

Aber das ist sowieso eine graduelle Entwicklung. Carcosa in "Tell Me, Have You Seen the Yellow Sign?" in "The Great Old Ones" war noch mehr nur leer und au?erirdisch, wie ohnehin nur wenig vom "Hastur-Mythos" darin zu spüren war. Wähend man "Narrenball" in diesem Sinne noch modernisieren kann, dürfte das bei dem Szenario wohl nicht gelingen.

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