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Diskussion: Das Pflegeheim / Cthulhu-Blog


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Im Cthulhu-Blog hat sich zur Setting-Idee "Das Pflegeheim" mal wieder eine Grundsatzdiskussion eröffnet. Ich habe keine Lust das hier nochmal alles zu erläutern, daher verweise ich mal DARAUF !. ;)

 

Da der Blog für eine Diskussion nicht geeignet zu sein schein, verlagere ich die Sache nun also ins Forum.

Ich gehe hier mal auf Stefans letzten Beitrag ein:

 

 

Ich nehme mir auch einfach mal die Freiheit heraus, dein ôGegenargumentö als ebenso ôtotschlagendö zu klassifizierend. Es besagt: Das ist böse und schlecht, da darf man nicht spielerisch mit umgehen. Und mit Verlaub, diese Aussage halte ich für Quatsch.

 

Das habe ich so nie gesagt - im Gegenteil.

Ich sprach eigentlich in aller Deutlichkeit davon, das man sicherlich spielen kann, was man möchte. Nur das ich persönlich nicht an "realen" Extremszenarios interessiert bin.

 

Natürlich, Rollenspiel ist kein Medium sachlicher Aufklärungsarbeit û aber deswegen ging es in diesem Artikel ja auch nicht darum, dass die Spieler die AOK zu bombardieren! Stattdessen sind Szenarioideen präsentiert worden, die einen realistischen Backdrop haben, aber dennoch fantastisch genug um zu demonstrieren, dass es sich klar um eine wilde ?bertreibung oder sogar Persiflage handelt.

 

Diese "Persiflage" nutzt aber als Aufhänger ganz reale Gegebenheiten und knüpft quasi dort an, wo der "ganz Reale schrecken" endet.

 

Eine Persiflage umfasst immer eine nachahmende und kritisch-satirische Komponente. Damit würde eine Persiflage auf Zustände in Pflegeheimen auch eine sozial- bzw. geselllschaftskritische Positionierung vornehmen.

Da du selbst sagtest, das es eben nicht um sachliche Aufklärung (und somit auch nicht um sozialkritische Positionierung)geht, ist das Szenario letzt endlich doch "nur" dazu da um bei Kartoffelchips und Kerzenschein ein irgendwie "cooles" Setting zu präsentieren.

 

Spricht wie gesagt auch nichts gegen - mich persönlich lockt das aber nicht hinterm Ofen hervor. Zum einen liegt das daran, das ich dem Szenario selbst nichts abgewinnen kann. Zum anderen kann es auch daran liegen, das ich einfach keinen Bock habe in meiner Freizeit mich mit Mi?ständen "just for Fun" zu beschäftigen.

 

 

Und bevor du hier alles über einen Kamm scherst: Es ist doch wohl ein klarer Unterschied ob man Nazis spielt oder Charaktere, die ein Pflegeheim vom Bösen befreien? Das ?quivalent wäre doch, wenn man von den Spielern verlangt selbst Hilfsbedüftige zu quälen û aber wo habe ich das geschrieben? Mitnichten.

 

War nicht meine Absicht dir das zu unterstellen. Sollte es so angekommen sein, tut es mir Leid. ;)

Mir ging es eigentlich mehr um die Argumentation, das man "reale Schrecken" als "Erwachsener" mit einem "gesunden Menschenverstend" durchaus spielen kann und letzt endlich so ein Szenario akzeptieren muss/kann/sollte.

Das ist mir alles viel zu pauschal und relativierend. Klingt für mich weniger nach einer durchdachten Persiflage, als nach einer Rechtfertigung zum spielen solcher Szenarien.

Werte das jetzt bitte NICHT als Angriff gegen deine Person, mir geht es tatsächlich nur um die bereits häufig geführte Debatte ethischer Ansichten und Grenzen im Rollenspiel.

 

 

Zudem würde mich interessieren, warum genau du meinst, dass man soetwas wie in diesem Artikel beschrieben, nicht in sein Spiel integrieren sollte?

 

Es gibt eine Reihe von Gründen, was aber vermutlich wieder zu einer ausufernden Diskussion über Moral führen würde.

Darum hier kurz der persönlichte Grund: Ich habe lange genug einem nahen Verwandten nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim den Speichel vom Mund abgewischt, ihn mit dem Rollstuhl durch die Gegend gefahren, mir ein Bild aus erster Hand von Pflegeeinrichtungen als auch Pflegenotständen machen können. Da muss ich mich nicht auch noch Samstagabends hinsetzen und mit Kumpels dieses Szenario zum geselligen Gesellschaftsspiel erklären.

Da gibt es (für mich persönlich) ansprechendere Szenarien.

Ganz einfach.

Wer das anders sieht, weil ihm diese Erfahrung fehlt oder abgebrühter ist als ich, soll seinen Spa? damit finden. ?ndert aber nichts an meiner Grundhaltung gegenüber bestimmter Szenarien.

 

Gegenfrage:

Warum muss man reale Schreckensszenarien in ein Spiel einbauen?

Kann man "erwachsenes" Rollenspiel nicht auch anders spielen?

 

Nur Schocker statt subtilem Horror? Ich glaube kaum dass das mit dem Setting zusammenhängt; noch mal: Nirgendwo steht dass ôFolterszenenö zentral sein sollen, viel eher die Berichte von angeblich unzurechtnungsfähigen Individuen über Grauen hinter dem Deckmantel der normalen Gesellschaft û und daraus lässt sich kein Grusel erzeugen?

 

Es ist vermutlich wie mit jedem Abenteuer: es kommt auf Gruppe und SL drauf an.

Ich meine mich erinnern zu können, das ers mal eine Akze-X Episode gab, in der ein bettlägriger Kriegsveteran mit Hilfe seiner Psy-Kräfte irgendwelche Leute auf ziemlich derbe Art tötete. An diesem Beispiel lässt sich erkennen , das man sicherlich Horror auch in solchen Bereichen integrieren kann.

Jedoch ist es für mich ein Unterschied, ob ich mich 45 Minuten von Scully und Mulder berieseln lasse oder ob ich 8, 9, 10 Stunden intensives Kopfkino betreibe.

 

"Folterszenen" müssen vielleicht nicht unbedingt zwagsläufig ausgespielt werden. Jedoch - und da wiederhole ich mich - bin ich überzeugt davon, das "erwachsenes" Rollenspiel auch anders funktionieren kann. Detaillierte Spielwelten, (fiktive)politische Aspekte oder Emotionale Begebenheiten (ich erinnere da an das Zwischenabenteuer aus dem Orientexpress in Paris) finde ich persönlich in der tat ansprechender, als Pilzwesen im Altenheim zu stellen. ;)

 

 

 

 

 

 

 

 

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Warum machste eigentlich ein neues Thema auf?

 

Nur um zu sagen dass dir das nicht passt?

 

Mir jedenfalls gehts bei Cthulhu Now vorallem um reale Schrecken und Tabus. Diese werden dann mit dem cthuloiden Grauen abgerundet und fertig. Daher finde ich Stefans Idee für mich einsetzbar.

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Warum machste eigentlich ein neues Thema auf?

 

Weil Stefan den Vorschlag machte, die Diskussion hier ins Forum zu verlegen. Wenn es einem der Mods nicht passt, sollen sie den Thread halt löschen und wer die Diskussion doof findet braucht es ja nicht zu lesen.

 

Mir jedenfalls gehts bei Cthulhu Now vorallem um reale Schrecken und Tabus. Diese werden dann mit dem cthuloiden Grauen abgerundet und fertig. Daher finde ich Stefans Idee für mich einsetzbar.

 

Na, denn viel Spa? damit. Vielleicht solltest du dann auch "Kleine ?ngste" spielen?

Mir geht es im Rollenspiel jedenfalls nicht darum ständig Tabus brechen zu müssen und "noch härter / dreckiger / realistischer/ abgefuckter / ungeschnittener" zu "spielen" als alles was bisher auf den Markt geschwappt ist.

Trotz gegensätzlicher Meinungen sollte es ja wohl noch erlaubt sein über Inhalte zu diskutieren?

 

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naja finde halt nur du disskutierst nicht sondern gibst genau wie ich einfach nur deine Preferenz an wie du Now am liebsten spielst.

 

Zumindest äusserte ich mich dazu, warum ich das Szenario ablehne. Unabhängig davon: natürlich geht es immer um den persönlichen Geschmack der Spieler - oder sollte gar doch ein ethisches Empfinden die Messlatte der Diskussion sein? ;)

 

Meine Frage, warum "erwachwsenes" Rollenspiel unbedingt Tabus brechen muss, ist jedoch noch immer unbeantwortet. Die Antwort "weil wir es können " finde ich unzureichend.

 

Ich formuliere die Frage einfach mal um und richte sie an dich: Was reizt dich so an Tabubrüchen im Rollenspiel?

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Irgendwie kommt mir diese Diskussion sehr von anderen Medien (oder vielleicht besser: Kulturformen) her bekannt vor.

 

Natürlich kann man Rollenspiel allein zum Spa? spielen wollen. Mit der gleichen Einstellung kann man auch an Buch, Theater, Film, Fernsehen, Musik oder gar Malerei herangehen. An Filmen würde man sich dann ausschlie?lich Komödien, Actionfilme u. ä. ohne tiefschürfende Handlung antun. (Bevor mich jemand falsch versteht: Diese Herangehensweise halte ich auch für absolut in Ordnung.) Allerdings haben auch Antikriegsfilme, Sozialdramen und ähnliche ihre Berechtigung und ich habe noch nie erlebt, dass jemand ernstzunehmendes diesem widersprochen hätte. Und es gibt sogar eine Menge Filme, die primär Unterhaltung bezwecken, dabei aber ernsthafte Themen äwürdigô aufgreifen, z. B. etliche Fernsehkrimis. Wieso sollte also Rollenspiel das nicht auch dürfen?

 

Natürlich besteht dabei die Gefahr, dass man zu locker an ein ernstes Thema herangeht, aber das gilt für die anderen Medien auch. Zugegebenerma?en muss man beim Rollenspiel vielleicht etwas mehr aufpassen. Ich würde z. B. nie Abenteuer mit derartigen Themen auf Cons spielen, da ich das geistige Alter der Spieler nicht kontrollieren kann. Aber mit einer Gruppe, von der ich wei?, dass sie mit derartigen Themen umgehen kann und die eine derartig ernsthafte Runde auch äwünschtô, kann ich mir durchaus vorstellen, auch solche Themen anzurei?en.

 

Und genau wie bei einem Film läuft etwas falsch, wenn das Thema nur des Tabubruchs wegen angegangen wird.

 

PS: Woran ich mich gerade noch erinnert fühle, ist die in Europa verbreitete Ansicht, dass Zeichentrickfilme immer kindergeeignet sind.

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@Synascape:

 

Angesichts der Definition von Tabu (http://de.wikipedia.org/wiki/Tabu) frage ich mich, welches Tabu denn überhaupt gebrochen wurde?

 

Frage Masterdeath, schlie?lich sagte er...

 

Mir jedenfalls gehts bei Cthulhu Now vorallem um reale Schrecken und Tabus.

;)

 

@Wrzlprmft:

Wieso sollte also Rollenspiel das nicht auch dürfen?

 

Keiner hat behauptet, das man es nicht darf - es geht um die Frage WARUM spielt man solche Szenarien bzw. WAS ist so reizvoll an ihnen?

Bisher konnte diese Frage nicht geklärt werden. Die Begründung, das man es eben macht, weil es eben geht finde nicht aussagekräftig. Es muss doch einen Grund geben, warum man mit möglichst "realistischem" Hintergrund die "echten Abgründe" in ein Spiel integriert, welches aber nicht den Anspruch einer sachlichen Auseinandersetzung erheben will.

 

Um es deutlicher zu machen: Hinter der Frage steht keine Verurteilung, sondern tatsächliches Interesse, was an solchen Szenarien so "toll" ist.

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Original von Raven2050

à es geht um die Frage WARUM spielt man solche Szenarien bzw. WAS ist so reizvoll an ihnen?

Bisher konnte diese Frage nicht geklärt werden. Die Begründung, das man es eben macht, weil es eben geht finde nicht aussagekräftig. Es muss doch einen Grund geben, warum man mit möglichst "realistischem" Hintergrund die "echten Abgründe" in ein Spiel integriert, welches aber nicht den Anspruch einer sachlichen Auseinandersetzung erheben will.

Auch hier kann man die Parallele zu anderen äkulturellen Aufarbeitungenô brisanter Themen ziehen. Wenn Du jemals eine über irgendeinen äu?eren Zwang und rein sachliches Interesse hinausgehende Motivation hattest, Dir einen Antikriegsfilm, eine Austellung mit Photos aus Hospizen oder ein Theaterstück mit Thema Vergewaltigung anzusehen, könnte es Deine Frage beantworten. Falls Du es allerdings nicht nachvollziehen kannst, wieso sich jemand derartiges konsumiert, würde der Versuch einer Erläuterung den Rahmen sprengen.

 

Vielleicht noch ein paar konkretere Beispiele für Unterhaltungsfilme, die sich mit ernsten Themen auseinandersetzen:

ò Die Anspielungen in äDistrict 9ô auf reale Konflikte um Einwanderer, Slums, etc.

ò Die Kritik an psychatrischen Methoden in äEiner flog über das Kuckucksnestô.

ò Die Themen äGenmanipulation des Menschenô und äMensch als Ressourceô in jedem zweiten guten Science-Fiction-Film (z. B. die Alien-Serie, äBlade Runnerô).

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Original von Raven2050

Bisher konnte diese Frage nicht geklärt werden. Die Begründung, das man es eben macht, weil es eben geht finde nicht aussagekräftig. Es muss doch einen Grund geben, warum man mit möglichst "realistischem" Hintergrund die "echten Abgründe" in ein Spiel integriert, welches aber nicht den Anspruch einer sachlichen Auseinandersetzung erheben will.

Da kann ich natürlich nur für mich persönlich antworten:

 

Wenn man dieses real existierende Böse aus einem Spiel ausklammert, welches die Darstellung, Bekämpfung und Grusel ob eben des Bösen als zentralen Inhalt hat, dann wirkt das Ergebnis recht zwangsläufig beschnitten; nicht unbedingt zensiert, aber eben doch unvollständig und bricht so mit der "Glaubwürdigkeit" der Spielwelt.

 

(Hinkender Vergleich: Amerikanische Pärchen aus dem Fernsehen verüben Beischlaf stets bekleidet; etwas besserer Vergleich: In den meisten Filmen wird das Kind/der Hund überleben. Beides stö?t den Zuschauer oft vor den Kopf)

 

Natürlich hängt das einfach davon ab was die Gruppe will; ich aber kenne z.B. eine gro?e Anzahl von Spielern, die eben diese "schonungslose" Behandlung im Spiel wollen, da nur dieses spezielle, sehr unschöne weil reale Grauen sie dort abholt wo sie stehen; es schafft Immersion weil Spiel- und Realwelt (oder was wir dafür halten/empfinden) näher zusammenrücken.

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Ich halte die Gleichsetzung von Filmen mit einem spiel ziemlich schräg, vorsichtig gesagt. Allein weil sich das Spiel zumeist nur auf Klischees beschränken kann und wird.

Und auch die andere Frage liesse sich leicht beantworten .... könnte bloss vielleicht peinlich werden.

 

Auf der anderen Seite ..... Was gäbe es denn schöneres als ein wohliges Schaudern bei einem Szenario, in der eine russische Pornoklitsche Frauen vergewaltigt und foltert? Ist ja so real.... Das war übrigens kein ernst gemeinter Vorschlag...

 

Wobei ich allerdings das diese Diskussion auslösende Szenario auch nicht weiter bedenklich finde. Da spielen vermutlich doch sehr stark deine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse eine Rolle.

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Also ich finde Cthulhu Now geht im Vergleich zu 1920/1890 nicht so sehr um den kosmischen schrecken mehr um den Horror der Moderne.

Hierrunter verstehe ich die Zurückgezogenheit des Einzelnen und seine Annonymität in der Stadt, das nicht erkennen können/wollen von sozialen Miständen, blinde Demokratiegläubigkeit und Angst vor vremden Kulturen.

 

Daher finde ich, dass ein Altersheim Hintergrund für das nicht erkennen wollen ist. Au?erdem kann man dann noch ne Schippe drauflegen und sagen, neben der teilweise schlechten Pflege in solchen Anstalten kommt hier noch ein böser cthuloider Plan hinzu.

 

Ich arbeite gerne mit einer art Reinigungsprozess bei den Spielern: Sie bekommen einen Plot vorgesetzt der ein realexistierendes Problem beinhaltet, welches aber stark übertrieben wird und mit mythos unterfüttert wurde. Kämpfen die Charaktere nun gegen so etwas und siegen haben die Spiele einen moralischen Sieg gegen eine Sache gewonnen, die zwar so nicht ganz existiert, die sie aber im realen Leben nicht hätten erringen können.

 

Aus diesem Grund würde eine Altersheimhintergrundstory für mich voll und ganz passen.

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Kämpfen die Charaktere nun gegen so etwas und siegen haben die Spiele einen moralischen Sieg gegen eine Sache gewonnen, die zwar so nicht ganz existiert, die sie aber im realen Leben nicht hätten erringen können.

 

Wenn es nicht real existiert, kann man es im realen Leben auch nicht bezwingen. ;)

 

Aber im ernst: was du damit sagen willst, ist schon klar.

Exakt an diesem Punkt störe ich mich aber: Soziale Mi?stände KANN man im realen Leben beheben. Es sei denn man denkt sich "kann man eh nix machen".

Es gibt ausreichend soziale Netzwerke, in denen man sich einbringen kann, um aktiv zumindest etwas Besserung zu erringen.

Das mag sich alles sehr klischeehaft anhören, ist aber bei näherer Betrachtung tatsächlich so, wenn man sich mit der Entwicklung sozialer Sicherungen in den letzten 100 Jahren beschäftigt - und es ist erfolgreicher, als im stillen Kämmerlein soziale Mi?stände nur als Kulisse für etwas zu nehmen, was einer Scheinbetroffenheit gleich kommt. Denn mal hand auf`s Herz: Wie viele Spieler, die vor einem real existierenden Mi?stand spielen, engagieren sich wirklich im sozialen Bereich? ;)

 

Ich denke immer noch, das sicherlich jeder spielen kann, was man möchte - allerdings empfinde ich viele Erklärungen und Rechtfertigungen für bestimmte Settings als pure Heuchelei (damit soll keiner aus dieser Diskussionsrunde persönlich angegriffen werden! ).

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Original von Raven2050

Exakt an diesem Punkt störe ich mich aber: Soziale Mi?stände KANN man im realen Leben beheben. Es sei denn man denkt sich "kann man eh nix machen".

Es gibt ausreichend soziale Netzwerke, in denen man sich einbringen kann, um aktiv zumindest etwas Besserung zu erringen.

Das mag sich alles sehr klischeehaft anhören, ist aber bei näherer Betrachtung tatsächlich so, wenn man sich mit der Entwicklung sozialer Sicherungen in den letzten 100 Jahren beschäftigt - und es ist erfolgreicher, als im stillen Kämmerlein soziale Mi?stände nur als Kulisse für etwas zu nehmen, was einer Scheinbetroffenheit gleich kommt. Denn mal hand auf`s Herz: Wie viele Spieler, die vor einem real existierenden Mi?stand spielen, engagieren sich wirklich im sozialen Bereich? ;)

 

Fragt sich nur noch, wie du es vor dir selbst verantworten kannst, deine Zeit für so etwas sinnloses wie Rollenspiel zu vergeuden, wo doch die nächste Suppenküche in deiner Nähe immer noch dringend Unterstützung braucht.

 

Spa? beiseite: Du störst dich also daran, dass Rollenspieler sich sozialer Missstände oder real existierender Probleme bedienen und dabei eben nur spielen anstatt selbst vor Ergriffenheit gegen die Ungerechtigkeiten dieses Planeten vorzugehen? Das kommt bei dir nämlich so durch und ist aber zumindest in meinen Augen ziemlicher Blödsinn, wenn man diese beiden Angelegenheiten vorbehaltslos vermischt.

 

Störst du dich denn dann weniger dran, wenn ich dieses Szenario spiele, aber vorher meinen Zivi im Pflegeheim gemacht habe? Und was muss ich tun, um deiner Meinung nach im 2.WK spielen zu dürfen (klar, du betonst immer, dass jeder spielen kann, was er will, aber gleichzeitig verurteilst du das dann bzw. unterstellst pauschal Gewaltgeilheit)? Reicht es, wenn ich ein paar Nazis-raus Aufkleber verteile oder muss ich erst ein paar "Faschos aufs Maul hauen"?

 

Die Antwort, auf die du schon die ganze Zeit gewartet hast, wurde von Der Tod eigentlich ziemlich gut formuliert (bevor sie dann von Konradin so gekonnt missverstanden wurde). Es geht um die Immersion, um die Glaubwürdigkeit und somit um die Grundvoraussetzung, ein Horror Rollenspiel auch als solches zu betreiben. Das hat nichts damit zu tun, dass wir in unserem Spiel "unbedingt Gewalt haben müssen" oder das Spiel unbedingt noch "härter / dreckiger / realistischer/ abgefuckter / ungeschnittener" sein muss, damit wir in unseren verrohten Seelen noch einen Kick spüren. Den Vergleich mit Filmen finde ich da alles andere als schräg: Schaut euch mal die Anti-Kriegsfilme an, die von der Íffentlichkeit als die "besten" oder "überzeugendsten" wahrgenommen werden. Was zeichnet diese Filme aus? Sie lassen nichts weg, sie präsentieren den Krieg so wie er ist - mit all seinen Schrecken und das genügt. Es braucht dann niemanden, der uns die Botschaft am Schluss nochmal erklärt. Die Menschen, die sich diesen Film anschauen, tun dies zum Gro?teil deswegen, weil sie das Gefühl der Betroffenheit erleben wollen (ok, es mag vielleicht tatsächlich ein paar Individuen geben, die so neben der Spur laufen, dass ihnen bei den Gewaltszenen tatsächlich einer abgeht, aber das ist nicht das Gros der Zuschauer).

 

Und da spannen wir auch wieder den Bogen zu Cthulhu. Warum spielst du ein Horror-Rollenspiel? Ich persönlich jedenfalls, weil ich bestimmte Gefühle erleben möchte.

Ich kann an der Stelle nachvollziehen, dass du es als Heuchelei ansiehst, wenn Leute ach so eherne und hochgeistige Motive als Grund dafür angeben, weshalb sie ein bestimmtes Setting spielen (das sehe ich ähnlich), aber wenn ich mich für eine deiner beiden Schubladen (aka pervertierter Gewaltsuchti und moralisch gefestigter Mensch) entscheiden müsste, würde ich auch den moralisch gefestigten Menschen wählen ;)

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@Amenaza:

 

 

Fragt sich nur noch, wie du es vor dir selbst verantworten kannst, deine Zeit für so etwas sinnloses wie Rollenspiel zu vergeuden, wo doch die nächste Suppenküche in deiner Nähe immer noch dringend Unterstützung braucht.

 

Ja, hahaha, der war gut. :rolleyes:

Tut mir Leid, das ich Rollenspiel nicht nur unter dem Aspekt "Sammelwert - vollständige Buchrückenserie - und/oder jeden Mist abnicken nur weil das heilige Siegel des Cthulhu drauf steht" betrachte.

 

Spa? beiseite: Du störst dich also daran, dass Rollenspieler sich sozialer Missstände oder real existierender Probleme bedienen und dabei eben nur spielen anstatt selbst vor Ergriffenheit gegen die Ungerechtigkeiten dieses Planeten vorzugehen? Das kommt bei dir nämlich so durch und ist aber zumindest in meinen Augen ziemlicher Blödsinn, wenn man diese beiden Angelegenheiten vorbehaltslos vermischt.

 

Nein.

Mir ging es tatsächlich um die Frage, warum "erwachsenes Rollenspiel" offensichtlich DAS Argument ist, jedes noch so herbe Szenario (und damit meine ich nicht nur ein Pflegenotstands-Szenario) zu legitimieren.

 

Wie ich bereits sagte ist "erwachsenes Rollenspiel" für mich persönlich etwas anderes, als das, was hier und in anderen Diskussionen genannt wurde. Geschmäcker sind sicherlich verschieden - aber Nazibunker / Pädophilen-Horror / Pflegenotstände sind zumindest für mich kein Zeugnis von "Szenarien für Erwachsene".

Es geht auch nicht darum "den Planeten zu retten" - jedoch finde ich es schon bedenklich, wenn bestimmte Szenarien zur puren Unterhaltung für einen Gesellschaftsspieleabend verkommen - denn wie bereits geklärt wurde gehts es ja im Rollenspiel nicht um eine sachliche Auseinandersetzung.

Nicht mehr und nicht weniger wollte ich thematisieren.

Das diese Meinung offensichtlich bei manchen Leuten für Unverständnis sorgt finde ich ehrlich gesagt kaum überraschend.

 

Störst du dich denn dann weniger dran, wenn ich dieses Szenario spiele, aber vorher meinen Zivi im Pflegeheim gemacht habe?

 

Och, weisst du, eigentlich ist es mir egal, was du so machst. Meinetwegen kannst du dir auch bunte Federn an den Hintern kleben. :D

Abgesehen davon kann ich mich nur wiederholen und die Forderung nach Settings und Szenarien unterstreichen, die sich zwar an Erwachsene richten, aber eben nicht unbedingt "dreckig / realistisch / abgefuckt /möglichst hart " sein müssen.

Als Beispiele für "erwachsenes Rollenspiel" mit subtilem Horror-Faktor nenne ich hier mal

 

- Das Mädchen im Schnee

- Der Sänger von Dhol

- Der lachende Mann

 

Und was muss ich tun, um deiner Meinung nach im 2.WK spielen zu dürfen (klar, du betonst immer, dass jeder spielen kann, was er will, aber gleichzeitig verurteilst du das dann bzw. unterstellst pauschal Gewaltgeilheit)?

 

Ich verurteile garnichts.

Ich sage lediglich, das ich persönlich es nicht gut finde.

Und das habe ich (zumindest in dieser Diskussionsrunde) versucht ohne zynische Bemerkungen zu äussern. Was man von dem einen oder anderen Teilnehmer in dieser Runde nicht behaupten kann. Aber war zu erwarten, geht ja auch wie gesagt nicht um das Bildchen auf der Burchrückenserie...

 

?brigens: Das erste Abenteuer aus dem WK1-Band (

Schwarzer Sand) kann sicherlich auch gut vor dem Hintergrund des 2. WK aufgezogen werden. Da habe ich nie etwas gegen gesagt. ;)

 

Reicht es, wenn ich ein paar Nazis-raus Aufkleber verteile oder muss ich erst ein paar "Faschos aufs Maul hauen"?

 

Warum versuchst du zu diskutieren, wenn du eh nicht liest und verstehst, was ich hier sage?

Solch plumpe ?usserungen mögen dein Ego vielleicht belustigen, sind aber weder passend in dieser Diskussion, noch entspricht das meiner Intention.

 

Den Vergleich mit Filmen finde ich da alles andere als schräg: Schaut euch mal die Anti-Kriegsfilme an, die von der Íffentlichkeit als die "besten" oder "überzeugendsten" wahrgenommen werden. Was zeichnet diese Filme aus? Sie lassen nichts weg, sie präsentieren den Krieg so wie er ist - mit all seinen Schrecken und das genügt. Es braucht dann niemanden, der uns die Botschaft am Schluss nochmal erklärt.

 

Das was "die Íffentlichkeit" als "das beste" findet, gipfelt oftmals in GZSZ / Superstar / Supermodell oder Karl-Moiks Schunkelparade.

Wenn du diesen Wertema?stab ranziehst, können wir die Diskussion auch gleich beenden, da wir dann tatsächlich nicht auf einen Nenner kommen werden.

 

Wenn du der Meinung bist, das "die besten" Antikriegsgeschichten nur mit herumfliegenden Körperteilen funktionieren, solltest du vielleicht mal andere Filme oder Bücher konsumieren.

Ich empfehle z.B. Die drei dunklen Könige oder "Nachts schlafen die Ratten doch" von Borchert.

Ein gutes Beispiel für subtilen Charakter (wenn auch nicht auf Krieg, aber zumindest auf psychische Zustände gemünzt) wäre noch "Bahnwärter Thiel" von Gerhart Hauptmann.

Aber da "die Íffentlichkeit" sowas nicht feiert wie den Samstag-Abend-Hollywood-Blockbuster "Soldat James Ryan", wird die tiefergehende Bedeutung dieser Werke vermutlich nicht ausreichend sein für eine rollenspielerische Umsetzung?

Zwischenmenschliche Bezüge mögen aber vielleicht auch nicht "erwachsen" genug für einen Austausch gegen "pädophile Nazi-Zombiebunker-Altenheime" sein?

Zumindest hätte ich mir die Klärung dieser Frage in der Diskussion mehr gewünscht, als verbalen Zynismus.

 

Warum spielst du ein Horror-Rollenspiel?

 

In erster Linie um mit Freunden Spa? zu haben.

Und Spa? habe ich an Szenarien, die gut unterhalten, manchmall auch einen gewissen Anspruch in sich tragen und den Alltag für ein paar Stunden aussenvor lassen.

 

Ich kann an der Stelle nachvollziehen, dass du es als Heuchelei ansiehst, wenn Leute ach so eherne und hochgeistige Motive als Grund dafür angeben, weshalb sie ein bestimmtes Setting spielen (das sehe ich ähnlich), aber wenn ich mich für eine deiner beiden Schubladen (aka pervertierter Gewaltsuchti und moralisch gefestigter Mensch) entscheiden müsste, würde ich auch den moralisch gefestigten Menschen wählen

 

Dann kommen wir ja doch noch auf einen Nenner. :D;)

 

 

 

 

 

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