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Was ist das faszinierende am King in Yellow?


Guest Studer
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Ich lese zur Zeit die King in Yellow Geschichten.

 

Jetzt frage ich mich - auch nach Durchsicht der schon bestehenden threads, was das faszinierende am King in Yellow ist, und welche Motivationen er über welche Mittel verfolgt? (Ich möchte das Thema auch bewusst unter der Spielleiter-?berschrift diskutieren, da ich den KiY als Spielleiter einsetzen will.)

 

Mein erster Eindruck: Der KiY verbreitet über das gleichnamige Buch einen gewissen Wahnsinn, nur um sich diese Leserschaft dann früher oder später zu holen - genauer wohl ihre Seelen.

 

Was gäbe es hier noch zu präzisieren - und vor allem: Wie wird das Spielleitertechnisch umgesetzt?

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Der Gelbe König als Figur ja eigentlich nur im Rollenspiel, oder in späteren Geschichten, auf. In den Originalen von Robert Chambers ist er ja eine recht unbestimmte Figur, die aus der Distanz "zu winken" scheint. Dorten ist es eher das Buch (oder Theaterstück), welches eine negative Auswirkung auf die Psyche der Protagonisten hat - oder das Gelbe Zeichen...

 

Was genau ist also der Gelbe König?

Wenn wir uns mal von der Unverständlichkeit von Avataren und Figuren wegbewegen, dann ist er eine Manifestation von Dekadenz, Sitten- und Werteverfall, der Ma?- und Tabulosigkeit. Im Prinzip können Parallellen gezogen werden von der Farbe (gelb) zur Bewegung der DÚcadence, und auch zum Fin de SiÞcle.

Dabei wird das Ganze meist nur auf den Wahnsinn heruntergebrochen, den der König in Gelb mit dem Theaterstück verbreitet, und der insbesondere seine Auswirkungen auf di künstlerischen Personen hat.

 

Im Endeffekt stellt das Drama ein Paradestück zum Thema "Langeweile führt zu Dekadenz, und deren Entropie" dar. Das Königshaus ist verkommen, aber das Stück plätschert eigentlich nur dahin, bis dann das Phantom der Wahrheit auftaucht. Es symbolisiert nicht einmal Wahrheit per se, sondern nur die Annahme einer existent geglaubten Wahrheit. Doch selbst dieser Funken von Wahrheit, als Spiegel, der dem Königshaus vorgehalten wird (repräsentiert im Gelben Zeichen), wird schlie?lich verhöhnt und hingerichtet. Wodurch nur noch ein Ende möglich ist - blind versinken die Mitglieder der Familie in ihrer Dekadenz (und erlauben dem Gelben König damit die ?bernahme ihres Lebens, des Thrones, und des Reiches), bis sie daran zugrunde gehen.

 

Das Gelbe Zeichen, und das Buch "Der König in Gelb" stehen aber auch noch symbolisch für infektiösen Wahnsinn, man könnte gar sagen für ein gefährliches Mem, denn jeder, der mit ihnen in Berührung kommt, verliert nach und nach den Verstand...

 

Typische Künstler, die unter den Einfluss des Königs gekommen sein könnten, sind Oscar Wilde, oder auch Charles Beaudelaire. Die Idee des Grand Guignol könnte genauso auf dem Mist eines vom Gelben Königs Besessenen gewachsen sein, wie David Lynch's Filmvisionen davon beeinflusst sein könnten. Auch der Marquis de Sade könnte durch ihn zu seinem Lebensstil gefunden haben, und die fiktive Person des Dorian Gray ist mit Sicherheit ein glühender Anhänger...

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Das, was ich beim Lesen der Geschichten von Chambers am faszinierensten fand - und was daher für mich auch den Reiz am König in Gelb ausmacht - ist seine Flüchtigkeit. Man merkt, dass alles voller Symbolik und Bedeutung steckt, aber dadurch das diese auf unbekannte Grö?en und Andeutungen referiert bleibt der Leser immer ein kleines Stück vom vollen Verständnis entfernt. Auf diese Weise fühlt man sich immer nah an der Wahrheit, die sich einem aber schlie?lich doch verschlie?t. Es ist eine ?sthetik des Unbegreiflichen.
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Das ist ein sehr cooler Ansatz, Tod. So hab ich das noch gar nicht betrachtet...

...obwohl ich das vielleicht eher dem Phantom der Wahrheit zuordnen würde. Aber Du sprachst ja von den Geschichten Chambers'...

;)

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@ Dumon

Du sprichst mir DIREKT aus der Seele!!! 8o

Ein, zwei Sachen kann ich vll. noch hinzufügen:

 

... Der König in Gelb steht ja häufig für die Dekadenz, die sich immer weiter in der Gesellschaft ausweitet. Andererseits wird diese Degeneration der Werte noch mit Stagnation gekoppelt also dem Gleichbleiben dieses Zustandes. Sprich: Niemand denkt z.B. über die Ma?losigkeit nach oder ändert gar etwas daran, bis das Ganze dem grauenhaften Ende entgegen steuert.

 

... In der Geschichte "Am Hofe des Drachen" tritt der König in Gelb meiner Erinnerung nach wirklich in Erscheinung und setzt speziell in der Geschichte einen krassen Kontrast zum Christengott, als er sagt, es sei furchtbarer "in den Händen eines lebendigen Gottes " zu fallen. Lustiger Nebenfakt: Christen werden ja des Ífteren als Schafe Gottes (oder ähnliches) bezeichnet. Erstes Auftauchen der Bezeichnung für den König in Gelb "Hastur" in "Haita the Shepherd", wo Ambrose Bierce Hastur als wohlwohlenden Gott der Schafhirten (!) darstellt. Aber diese seltsame Verknüpfung ist von Chambers wohl eher nicht so beabsichtigt gewesen, da die Verbindung von Hastur zu dem König in Gelb bei ihm noch nicht so gegeben ist. Das kam glaube ich erst mit Derleth ...

 

 

So nun aber ein bisschen was zum spieltechnischen. Warum sollte man den König in Gelb überhaupt in seinen Spielrunden thematisieren? Hier ein paar knappe Punkte:

- viele knackige und wiedererkennbare Elemente (Gelbes Zeichen, König in Gelb (Theaterstück), Masken etc.)

- Catchphrases wie: "Hast du das Gelbe Zeichen gesehen?" von irgendwelchen NPCs für eine geheimnisvolle Atmosphäre (WAS hat es damit den nun auf sich? :) )

-Vll. das voranschreitende Loslösen von der Realität zu einer Mischform von dem Theaterstück und dem Realem (z.B. Dialoge oder Setting wie in einem Drama aufbauen)?

- die Geschichten haben alle mehr oder minder gut chiffrierte Messages, wenn man ein paar davon als Thema für eine Kampagne wählt, entstehen durch ihre Fremdartigeit womöglich allerlei interessante Konflikte

- aus unserer Perspektive ist die Kurzgeschichte "Wiederhersteller des guten Rufes" theoretisch eine WAS-W?RE-WENN- Geschichte über das Amerika in den 20er Jahren (z.B. die Selbstmordzellen uvm). Was wäre also, wenn die WAS-Wäre-WENN-Geschichte wahr gewesen wäre oder noch weiter: Was wäre, wenn Castaigne wirklich der Kaiser der Vereinigten Staaten von Amerika geworden wäre (und wie reagieren andere Lovecraft- typischen Gestalten wie Armitage auf ihre alternative Realität?)? Ich rieche hier ein neues, frisches und interessantes Setting ... :] (Ich spreche hier übrigens aus Erfahrung. Ich habe dazu mal eine Alternative Arkham Kampagne geleitet, für Interessierte: hier als eine Art Spielbericht ... )

-Verknüpfungen zu anderne Mythos-Sachen: Der Konflikt mit den Mi-Gos (aus "Flüsterer im Dunkeln"), Byakhees in "Das Fest", die auch als typische Hastur-Viehcher gelten und bestimmt noch einiges mehr ...

 

Mehr will mir spontan erstmal nicht einfallen. Aber der Thread hat meine vollste Aufmerksamkeit! :D Wenn mir noch etwas einfällt, schreib ich wieder drauf los! Natürlich auch bei Fragen ...

 

LG Blackdiablo

 

PS: Dumon, woher genau hast du eigentlich diese weitreichenden Infos über das Theaterstück, den König an sich usw.? Wär daran interessiert, weil ich unter Umständen nächstes Jahr eine Facharbeit darüber schreiben wollte ... :))

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Original von Blackdiablo

... Der König in Gelb steht ja häufig für die Dekadenz, die sich immer weiter in der Gesellschaft ausweitet. Andererseits wird diese Degeneration der Werte noch mit Stagnation gekoppelt also dem Gleichbleiben dieses Zustandes. Sprich: Niemand denkt z.B. über die Ma?losigkeit nach oder ändert gar etwas daran, bis das Ganze dem grauenhaften Ende entgegen steuert.

 

Das ist mEn nicht ganz richtig, dass das Ganze mit Stagnation gekoppelt ist. Es ist mit Gleichgültigkeit und damit zusammen mit allgemeinem Ignorieren verbunden. Der Werteverfall nimmt zu, aber da er generalisierend zunimmt, nimmt ihn keiner als solches wahr - er wird nicht einmal akzeptiert, weil dazu bewusste Auseinandersetzung nötig wäre. Er passiert einfach. Und dadurch wird der Werteverfall zum Selbstläufer (i.e. Entropie) - man beginnt mit kleinen Tabubrüchen, und diese werden immer häufiger, schneller, die Schritte grö?er, die Tabubrüche unfasslicher - bis man am Ende in der totalen Tabulosigkeit angekommen ist, ohne Werte, ohne Moral. Man könnte auch sagen - im vollkommen degenerierten Wahnsinn. Oder "die Menschen werden zu Tieren, und erfreuen sich in ihrer Primitivität". Obwohl das nicht stimmt, denn Tiere handeln nach Instinkt, nicht nach dem Pleasure Principle of Instant Gratification...

 

Ich denke, was auch wichtig ist, ist der Gegensatz zwischen Individuum und Gesellschaft. Ein Werteverfall ist ja immer nur dann feststellbar, wenn dieser von dem beobachtenden Individuum nicht akzeptiert wird. Das Individuum gibt aber im Rahmen des Wahnsinns um den Gelben König seine Individualität auf, nimmt den Tabubruch nicht nur wahr, sondern auch hin, verinnerlicht ihn und macht ihn sich zu eigen.

 

Der Maskenball ist dabei ein wunderschönes Symbol der Entkörperlichung, der Maske vor der Maske, und des Aufgehens in der Masse der Anonymität. Die endgültige Demaskierung gleicht dann einem Aufdecken der Sünden, bei welchem die Anwesenden um sich herum die gleichen Verwerflichkeiten entdecken wie bei sich selbst. Und nur dadurch, dass das Phantom der Wahrheit eine Maske trägt, die keine Maske ist, werden sie sich ihrer eigenen Verfehlungen bewusst. Ein Grund mehr, wahnsinnig zu werden...

...und den Selbsthass auf das Phantom zu projizieren, es zu foltern und hinzurichten. Denn wer will, wer kann schon die Wahrheit ertragen? Selbst, wenn es nur eine vermeintliche ebensolche ist...?

 

Original von Blackdiablo

... In der Geschichte "Am Hofe des Drachen" tritt der König in Gelb meiner Erinnerung nach wirklich in Erscheinung und setzt speziell in der Geschichte einen krassen Kontrast zum Christengott, als er sagt, es sei furchtbarer "in den Händen eines lebendigen Gottes " zu fallen.

Naja, nicht wirklich. Die Figur des Organisten ist eher zu vergleichen mit der des Hüters des Gelben Zeichens aus der gleichnamigen Geschichte, der kommt, um die Seele von jemandem zu holen, der diesmal "das Buch gelesen hat", und nicht "das Gelbe Zeichen" in seinem Besitz hält. Und das direkte "Ansprechen" durch den König in Gelb ist wahrscheinlich eher symbolisch zu verstehen, genau wie die Transition des Protagonisten nach Carcosa.

Kurzer, und interessanter Nebenaspekt - das Zitat "It is a fearful thing to fall into the hands of the living god." stammt tatsächlich aus der Bibel (10. Hebräer 31), und steht im Zusammenhang mit der Richt-Gewalt des christlichen Gottes...

 

Original von Blackdiablo

Lustiger Nebenfakt: Christen werden ja des Ífteren als Schafe Gottes (oder ähnliches) bezeichnet. Erstes Auftauchen der Bezeichnung für den König in Gelb "Hastur" in "Haita the Shepherd", wo Ambrose Bierce Hastur als wohlwohlenden Gott der Schafhirten (!) darstellt. Aber diese seltsame Verknüpfung ist von Chambers wohl eher nicht so beabsichtigt gewesen, da die Verbindung von Hastur zu dem König in Gelb bei ihm noch nicht so gegeben ist. Das kam glaube ich erst mit Derleth ...

Der Name "Hastur" taucht tatsächlich zum ersten Mal bei Bierce auf, in der von Dir genannten Story. Natürlich ist da keinerlei Parallele zum "Hastur-Mythos" gegeben, der tatsächlich erst mit Derleth entstand. Bierce beschreibt aber auch, in seiner Geschichte "An Inhabitant of Carcosa", zum ersten Mal die Stadt der Phantome, in der sich der Protagonist wiederfindet.

Allerdings würde ich der von Dir genannten Sache eher skeptisch gegenüber stehen. Zwar war Bierce Atheist, und machte sich als Satirist auch über Religion und Christentum lustig, aber diese Parallele kann ich in der Story "Haita, the Shepherd" nicht finden. Das finde ich ein bisschen zu weit hergeholt. Denn genauso könnte man sagen: "Jesus" wird oft als "der gute Hirte" bezeichnet. Hastur als Gott der Hirten lie?e sich dann ja mit Jesus, oder dem christlichen Gott (eben seinem "Vater") gleichsetzen...

 

Die Parallele zwischen Carcosa und dem König in Gelb stellte dann eben Chambers' her, während Derleth diese Figur dann wiederum mit dem Hastur-Mythos verband (oder besser: ihn komplett aus der Taufe hub).

 

Original von Blackdiablo

So nun aber ein bisschen was zum spieltechnischen. Warum sollte man den König in Gelb überhaupt in seinen Spielrunden thematisieren? Hier ein paar knappe Punkte:

- viele knackige und wiedererkennbare Elemente (Gelbes Zeichen, König in Gelb (Theaterstück), Masken etc.)

- Catchphrases wie: "Hast du das Gelbe Zeichen gesehen?" von irgendwelchen NPCs für eine geheimnisvolle Atmosphäre (WAS hat es damit den nun auf sich? :) )

-Vll. das voranschreitende Loslösen von der Realität zu einer Mischform von dem Theaterstück und dem Realem (z.B. Dialoge oder Setting wie in einem Drama aufbauen)?

- die Geschichten haben alle mehr oder minder gut chiffrierte Messages, wenn man ein paar davon als Thema für eine Kampagne wählt, entstehen durch ihre Fremdartigeit womöglich allerlei interessante Konflikte

Da bin ich 1:1 Deiner Meinung. Was Du nicht vergessen darfst, ist die sehr ansprechende ästhetische Seite. Immerhin sind Künstler ja "primär" die Beeinflussten, die ihrem Wahnsinn dann in den eigenen Kunstwerken dann wieder Ausdruck verleihen. Und damit das Mem weiter streuen, die Dekadenz weiter gedeihen lassen.

Gerade Künstler sind doch sehr interessante Figuren...

 

Original von Blackdiablo

- aus unserer Perspektive ist die Kurzgeschichte "Wiederhersteller des guten Rufes" theoretisch eine WAS-W?RE-WENN- Geschichte über das Amerika in den 20er Jahren (z.B. die Selbstmordzellen uvm). Was wäre also, wenn die WAS-Wäre-WENN-Geschichte wahr gewesen wäre oder noch weiter: Was wäre, wenn Castaigne wirklich der Kaiser der Vereinigten Staaten von Amerika geworden wäre (und wie reagieren andere Lovecraft- typischen Gestalten wie Armitage auf ihre alternative Realität?)? Ich rieche hier ein neues, frisches und interessantes Setting ... :] (Ich spreche hier übrigens aus Erfahrung. Ich habe dazu mal eine Alternative Arkham Kampagne geleitet, für Interessierte: hier als eine Art Spielbericht ... )

Da gibt es auch einen Abenteuer-Ansatz bei "Trail of Cthulhu", der passenderweise "The Repairer of Reputations" hei?t, und in dem die Geschichte zum Abenteuer umgemünzt wurde. So schlecht ist das Abenteuer gar nicht, aber richtig gut dann auch wieder nicht...

;)

 

Original von Blackdiablo

-Verknüpfungen zu anderne Mythos-Sachen: Der Konflikt mit den Mi-Gos (aus "Flüsterer im Dunkeln"), Byakhees in "Das Fest", die auch als typische Hastur-Viehcher gelten und bestimmt noch einiges mehr ...

Genau hierin sehe ich riesige Probleme im Zusammenhang mit dem Mythos des "Königs in Gelb". Gerade die Mi-Go, und ihre Feindschaft mit der "Bruderschaft des Gelben Zeichens" sind da eine Richtung, die von der Thematik komplett abweicht, das Ganze auf eine vollkommen andere (wissenschaftlichere) Ebene runterzieht, und mEn total zerstört. Zumal die "Bruderschaft des Gelben Zeichens" nur ganz marginal mit dem "Königs"-Mythos in Verbindung steht.

Ich finde tatsächlich, dass die Verbindung zu "Hastur" keine allzu begrü?enswerte ist. Gut, die Byakhee lass ich mir noch gefallen. Aber Hastur als Figur, und die weiteren Aspekte (bis auf vielleicht noch den Smaragdenen Lama), sind doch sehr weit von Dekadenz und Sittenverfall entfernt. Ich betrachte den "Königs"-Mythos daher ganz gerne als unabhängig von dem Hastur-Ding, und würde ihn nur ungern damit verbinden...

 

Original von Blackdiablo

PS: Dumon, woher genau hast du eigentlich diese weitreichenden Infos über das Theaterstück, den König an sich usw.? Wär daran interessiert, weil ich unter Umständen nächstes Jahr eine Facharbeit darüber schreiben wollte ... :))

 

Naja, ich beschäftige mich seit ein paar Jahren mehr mit dem Gelben König, als mit den anderen Aspekten von Cthulhu. Sammle Szenarien, teilweise Geschichten (wenn ich an gute rankomme), und so. Und derzeit beläuft sich meine Sammlung von Theaterstück-Varianten auf 8 oder 9 (wenn man die verschiedenen Fragmente mitzählt).

Die interessantesten Interpretationen sind die des Hastur-Mythos bei Delta Green und die von John Wick in seiner "Curse of the Yellow Sign"-Trilogie.

Wissenschaftlich ist das Ganze von mir aber bisher nicht betrieben worden. Ich hab mir halt viele unterschiedliche Interpretationen angeguckt, und dann meine Meinung gebildet. Bzw. meine Interpretation der Sache hat sich mit mehr und mehr Lektüre gefestigt.

Dass aber zwischen dem "Königs"-Mythos und der Decadence-Bewegung bzw. dem Fin de Siecle ein Zusammenhang besteht, dass lässt sich ja nun nicht leugnen. Zumal er eben Repräsentation von Dekadenz und Werteverfall ist (DEM Thema der Bewegung - quasi Anti-Romantik), und zumal die Farbe Gelb im Zusammenhang damit eine riesige Rolle spielt...

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Mach dich auf einen Riesenpost gefasst! :D

 

Original von Dumon

Das ist mEn nicht ganz richtig, dass das Ganze mit Stagnation gekoppelt ist.

Das habe ich nur mal auf Wikipedia gelesen (ich wei?, das deutsche Wikipedia ist äu?erst zweifelhaft!) und mir auf diese Weise ausgelegt. Deine Herangehensweise an die Sache hört sich aber dann doch wesentlich spannender an! :))

 

Original von Dumon

Naja, nicht wirklich. Die Figur des Organisten ist eher zu vergleichen mit der des Hüters des Gelben Zeichens aus der gleichnamigen Geschichte, der kommt, um die Seele von jemandem zu holen, der diesmal "das Buch gelesen hat", und nicht "das Gelbe Zeichen" in seinem Besitz hält. Und das direkte "Ansprechen" durch den König in Gelb ist wahrscheinlich eher symbolisch zu verstehen, genau wie die Transition des Protagonisten nach Carcosa.

Ich bezog mich eher auf die letzte Seite, also nicht auf den Orgelspieler.

In den Kurzgeschichten befinden sich die Figuren aus dem Theaterstück auf einer fiktionalen Ebene. Also Fiktion innerhalb der Fiktion würde man wohl sagen. Es ist also ohnehin schon umstritten, ob der König in Gelb als solcher überhaupt auftreten kann. ABER da gibt es mMn doch noch einen wichtigen Punkt zu beachten:

Besonders bei Hildred Castaigne ist wunderbar zu sehen, wie sich für ihn die reale und die fiktionale Ebene verknüpfen, vermengen, sogar vereinen. In seinem Wahn (aber wahrscheinlich wirklich nur in seinem Kopf) sind die Gestalten aus dem Theaterstück (und auch seine wahre Bestimmung) für ihn real geworden! ?hnliches würde ich dem Protagonisten von "Am Hofe des Drachen" dann auch zu schreiben. Aus seiner Sicht erleben wir seine Flucht aus der Kirche als reale Handlung bis er sich schlie?lich wieder in der Kirche wiederfindet. Die Begegnung mit dem wahren König in Gelb findet später wirklich statt, denn der wahre König in Gelb ist halt reine Fiktion oder eher reiner Wahnsinn! In der Beziehung sonst nichts anderes. Das Ganze ist meiner Meinung also weitmehr als nur ein Symbol. Und der letzte Satz lässt diese Art der Herangehensweise mMn auch weiterhin zu, denn der König in Gelb ist zwar nicht aus Fleisch und Blut (also in der Geschichte nicht real), aber trotzdem erlangt der König in Gelb, also eine personifizierte Idee von verschiedenen Sachverhalten (ich will es mal so nennen, um auch den wichtigen Dekadenz-Part reinzubekommen), die vollständige Gewalt über das ihm ausgelieferte Opfer. Theoretisch also doch das, was einem Auftreten noch deutlich am nächsten kommt ... ;)

 

Original von Dumon

Der Name "Hastur" taucht tatsächlich zum ersten Mal bei Bierce auf, in der von Dir genannten Story. Natürlich ist da keinerlei Parallele zum "Hastur-Mythos" gegeben, der tatsächlich erst mit Derleth entstand. Bierce beschreibt aber auch, in seiner Geschichte "An Inhabitant of Carcosa", zum ersten Mal die Stadt der Phantome, in der sich der Protagonist wiederfindet. Allerdings würde ich der von Dir genannten Sache eher skeptisch gegenüber stehen. Zwar war Bierce Atheist, und machte sich als Satirist auch über Religion und Christentum lustig, aber diese Parallele kann ich in der Story "Haita, the Shepherd" nicht finden. Das finde ich ein bisschen zu weit hergeholt. Denn genauso könnte man sagen: "Jesus" wird oft als "der gute Hirte" bezeichnet. Hastur als Gott der Hirten lie?e sich dann ja mit Jesus, oder dem christlichen Gott (eben seinem "Vater") gleichsetzen...

Ich habe mich hier ungenau ausgedrückt und versuche das Ganze noch mal genauer zu erläutern:

Der Protagonist, der das Theaterstück bereits gelesen hat, also von den wirren Ideen schon konfrontiert wurde, ist trotzdem noch nicht (ganz) von seinem alten Glauben abgefallen. Schlie?lich besucht er den Gottesdienst. Dass er jedoch trotz der "Behütung" des Christengottes in einem Gotteshaus, dennoch von den oben erklärten Vermengungen von Realität und Fiktion dazu getrieben wird, die Obhut seines Christengottes zu verlassen und zum Hofe des Drachen zu fliehen, ist schonmal ein Indiz auf die au?erordentliche Macht seiner wahnhaften Irritationen. Der Mächtegegensatz zwischen Christengott und nennen wir es mal den Wahn tendiert hier schon eindeutig zu letzterem, was wahrscheinlich mit dem Zweifel an seinem ursprünglichen Glauben einher geht (oder womöglich auch einfach der Gewaltigkeit seines Wahns). Er findet sich schlie?lich zwar in der Kirche wieder, doch muss er feststellen, dass obwohl alles scheinbar nicht ganz so real gewesen ist, er sich trotzdem noch immer in den Fängen des Königs befindet. Dieser demonstriert seine Macht über den nicht existenten oder auch nur nicht eingreifenden Christengott noch mit dem Satz: "It is a fearful thing to fall into the hands of the living god." Entweder flö?t der Wahn dem Protagonisten die Gedanken über die Nicht-Existenz eines Christengottes nur ein oder es stellt sich, personifiziert durch den König in Gelb, auch einfach nur ganz klar über jenen.

Den Orgelspieler aus der Geschichte habe ich persönlich jetzt nicht mehr so gut in Erinnerung, aber was ich von dir gelesen habe, würde ich so in obiges einordnen, dass der Anhänger des Königs in Gelb (ein weiterer Wahnhafter, der aber eventuell im Wahn des Protagonisten zu einem viel schlimmeren ?bel eingestuft wird, als er auf fiktional-realer Ebene wäre) sich bereits unbeschadet in das Gotteshaus "eingenistet" hat. Ein weiterer Machtbeweis des vom Theaterstück gesähten Wahnsinns gegenüber des Christentums! Soviel also zu dem von mir genannten Kontrast ...

So, eine direkte Verbindung gibt es nicht. Bierce schrieb von Hastur und Chambers schrieb von dem König in Gelb, 2 Wesenheiten, die erst viele Jahre später, Derleth zuschulden, zu einem Wesen "degradiert" wurden. Nur wenn man diesen Derleth-Kram hinzuzieht und die obigen Interpretationen von dem Kontrast zwischen Gelben König und Gott mit Bierces Gott der Schafhirten zusammenpanscht, dann (und auch nur dann) kann man sich über eine sich eigentlich wiedersprechende Bedeutung der Wesenheiten wundern. Ich hoffe das war verständlicher! :))

 

 

 

Original von Dumon

Immerhin sind Künstler ja "primär" die Beeinflussten, die ihrem Wahnsinn dann in den eigenen Kunstwerken dann wieder Ausdruck verleihen. Und damit das Mem weiter streuen, die Dekadenz weiter gedeihen lassen. Gerade Künstler sind doch sehr interessante Figuren...

*Kopfnicken* Voll deiner Meinung! :D

 

Original von Dumon

Da gibt es auch einen Abenteuer-Ansatz bei "Trail of Cthulhu", der passenderweise "The Repairer of Reputations" hei?t, und in dem die Geschichte zum Abenteuer umgemünzt wurde.

Die sollen raus aus meinem Kopf!!! X( :D

 

Original von Dumon

Genau hierin sehe ich riesige Probleme im Zusammenhang mit dem Mythos des "Königs in Gelb". Gerade die Mi-Go, und ihre Feindschaft mit der "Bruderschaft des Gelben Zeichens" sind da eine Richtung, die von der Thematik komplett abweicht, das Ganze auf eine vollkommen andere (wissenschaftlichere) Ebene runterzieht, und mEn total zerstört. Zumal die "Bruderschaft des Gelben Zeichens" nur ganz marginal mit dem "Königs"-Mythos in Verbindung steht. Ich finde tatsächlich, dass die Verbindung zu "Hastur" keine allzu begrü?enswerte ist. Gut, die Byakhee lass ich mir noch gefallen. Aber Hastur als Figur, und die weiteren Aspekte (bis auf vielleicht noch den Smaragdenen Lama), sind doch sehr weit von Dekadenz und Sittenverfall entfernt. Ich betrachte den "Königs"-Mythos daher ganz gerne als unabhängig von dem Hastur-Ding, und würde ihn nur ungern damit verbinden...

 

Jein. :) Einerseits kann ich mit vielen der Erweiterungen für den König in Gelb auch nichts anfangen (wie z.B. diese ganzen Avatare aus dem Malleus Monstrorum), aber die Verbindung zwischen Hastur und dem König in Gelb sehe ich im Gro?en und Ganzen als akzeptabel an. Im Speziellen glaube ich, dass es sich bei beiden Figuren um mysteriöse und auch weitgehend gesichtslose Wesenheiten handelt, die im Kern für ähnliche Thematiken stehen. Während Hastur, so Derleth will, im See von Hali sein Dasein fristet, breitet sich sein Einfluss durch die unerschöpfliche Versuchung des Königs in Gelb in den Gedanken der Menschen weiter aus. Dass seine Anhänger ihn wirklich erwecken können, halte ich in diesem Fall jedoch selbst im RPG für zweifelhaft. Meine Ansicht des Ganzen tendiert eher dazu, dass wahnhafter Eifer um sich greift und, mit Ausnahme vll. von den Byakhees und einigen verrückten Zaubern, hier weitegehend nur krankhafte Vorstellung wirklich real sind. Insoweit kann ich mit Derleth Ideen also zur Abwechselung sogar mal leben ... :)

Lovecrafts Idee wiederum finde ich insoweit interessant, dass die verschiedenen Fraktionen nicht alle nur in ihren eigenes Töpflein schauen, sondern auch untereinander zu leiden haben. Ein Ansatz, den es sonst (au?er bei Derleth :rolleyes: ) kaum gibt. Auch hiermit kann ich also leben, wenn man nämlich nur von ein paar wahnhaften Künstlern redet, die der puren Kraft des Königs in Gelb erlegen sind. Warum die sich gegenseitig sabotieren, ist dann wieder eine andere Frage ... Aber womöglich eine für eine zukünftige Kampagne?! :)

 

Original von Dumon

Und derzeit beläuft sich meine Sammlung von Theaterstück-Varianten auf 8 oder 9 (wenn man die verschiedenen Fragmente mitzählt).

Verstehe ich das grade richtig, dass es das fiktive Theaterstück von Autoren geschrieben auch als Drama zu kaufen gibt?! 8o WO,WO,WO? :))

 

Original von Dumon

Die interessantesten Interpretationen sind die des Hastur-Mythos bei Delta Green und die von John Wick in seiner "Curse of the Yellow Sign"-Trilogie. Wissenschaftlich ist das Ganze von mir aber bisher nicht betrieben worden. Ich hab mir halt viele unterschiedliche Interpretationen angeguckt, und dann meine Meinung gebildet. Bzw. meine Interpretation der Sache hat sich mit mehr und mehr Lektüre gefestigt.

Spezielle weiterführende Buchtipps (vll. auch welche, die nicht zu sehr auf die Brieftasche gehen?)? :)

 

mfG

Blackdiablo

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Das ist ein toller Therad Leute - danke Euch für die super interessanten Ausführungen zu einer der faszinierendsten Figuren im Cthulhu Mythos! Und welch seltsamer Zufall, lese gerade in Tatters of the King rein ;)

 

Schlie?e mich BlackDiabolos Bitte an - wäre es Euch - und vor allem Dir Dumon ;) - vielleicht möglich mal alle Texte aufzuzählen (Theaterstücke, Romane, Kurzgeschichten, Rollenspielabenteuer, etc.), in denen der König in Gelb bzw. Hastur vor kommen?

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Original von Blackdiablo

Das habe ich nur mal auf Wikipedia gelesen...

Naja, Stagnation kommt ja auch vor, allerdings erst am Ende der Spirale in den Abgrund des vollkommenen Wahns. Zudem stagniert nach und nach alles, was nicht mit Lustbefriedigung, Frustbekämpfung und Entgegenwirken der Langeweile zu tun hat. Nur mit der tatsächlichen Entwicklung (also dem immer deutlicher werdenden Sittenverfall) sehe ich Stagnation nicht direkt verknüpft.

 

Original von Blackdiablo

In den Kurzgeschichten befinden sich die Figuren aus dem Theaterstück auf einer fiktionalen Ebene. Also Fiktion innerhalb der Fiktion würde man wohl sagen. Es ist also ohnehin schon umstritten, ob der König in Gelb als solcher überhaupt auftreten kann.

[/Quote]

Jupp, sehe ich genauso. Frame in Frame in Frame...

 

Original von Blackdiablo

ABER da gibt es mMn doch noch einen wichtigen Punkt zu beachten:

Besonders bei Hildred Castaigne ist wunderbar zu sehen, wie sich für ihn die reale und die fiktionale Ebene verknüpfen, vermengen, sogar vereinen. In seinem Wahn (aber wahrscheinlich wirklich nur in seinem Kopf) sind die Gestalten aus dem Theaterstück (und auch seine wahre Bestimmung) für ihn real geworden!

[/Quote]

Ja und nein. Sein Wahn basiert auf der Annahme, in der Erbfolge der wahre König (?) von Amerika zu sein bzw. sein zu wollen (schlie?lich bringt er ja seinen Cousin um). Neben dem Zusammenhang mit Mr. Wilde (übrigens eine interessante Namenswahl für den "Repairer of Reputations") ist dies aber mEn die einzige Ausprägung seines bzw. eines Wahns. Die Namen sind die der tatsächlichen Personen in der alternativen Realität...

 

Original von Blackdiablo

?hnliches würde ich dem Protagonisten von "Am Hofe des Drachen" dann auch zu schreiben. Aus seiner Sicht erleben wir seine Flucht aus der Kirche als reale Handlung bis er sich schlie?lich wieder in der Kirche wiederfindet. Die Begegnung mit dem wahren König in Gelb findet später wirklich statt, denn der wahre König in Gelb ist halt reine Fiktion oder eher reiner Wahnsinn! In der Beziehung sonst nichts anderes. Das Ganze ist meiner Meinung also weitmehr als nur ein Symbol. Und der letzte Satz lässt diese Art der Herangehensweise mMn auch weiterhin zu, denn der König in Gelb ist zwar nicht aus Fleisch und Blut (also in der Geschichte nicht real), aber trotzdem erlangt der König in Gelb, also eine personifizierte Idee von verschiedenen Sachverhalten (ich will es mal so nennen, um auch den wichtigen Dekadenz-Part reinzubekommen), die vollständige Gewalt über das ihm ausgelieferte Opfer. Theoretisch also doch das, was einem Auftreten noch deutlich am nächsten kommt ... ;)

[/Quote]

Ich stimme Dir fast hundertprozentig zu. Das Auftreten des Königs in Gelb hier ist ein Gedankenbild, eine Projektion des Protagonisten. Allerdings taucht er nur "vermeintlich" auf. Und da er nur eine Funktion (die des ultimativen Wahns/Bösen) erfüllt, die er mit seiner Aussage zu repräsentieren scheint, ist er meines Erachtens dann doch mehr symbolisch als tatsächlich vorhanden.

Man könnte argumentieren, dass es ja um Wahn geht, dass die Lektüre des Theaterstücks Wahn begünstigt, und dass der gesamte Wahn im König kulminiert, bzw. dass er eine Figur ist, die nur im Wahn existiert, dort aber tatsächlich existent ist (eine Kreatur, bestehend aus Wahn, sozusagen). Aber sein minimales Auftreten in der Story, die nicht auf ihn ausgerichtet ist, und ihn auch nicht weiter thematisiert, gleicht für mich eher einem Schlusspunkt, einem finalen Motiv, als einem wichtigen Eckpunkt oder einer essentiellen Figur.

Was den Dekadenz-Aspekt angeht, da bin ich nicht wirklich bei Dir. Diese empfinde ich in der finalen Kurz-Anführung des Gelben Königs überhaupt nicht wieder...

 

Original von Blackdiablo

Der Protagonist, der das Theaterstück bereits gelesen hat, also von den wirren Ideen schon konfrontiert wurde, ist trotzdem noch nicht (ganz) von seinem alten Glauben abgefallen. Schlie?lich besucht er den Gottesdienst. Dass er jedoch trotz der "Behütung" des Christengottes in einem Gotteshaus, dennoch von den oben erklärten Vermengungen von Realität und Fiktion dazu getrieben wird, die Obhut seines Christengottes zu verlassen und zum Hofe des Drachen zu fliehen, ist schonmal ein Indiz auf die au?erordentliche Macht seiner wahnhaften Irritationen. Der Mächtegegensatz zwischen Christengott und nennen wir es mal den Wahn tendiert hier schon eindeutig zu letzterem, was wahrscheinlich mit dem Zweifel an seinem ursprünglichen Glauben einher geht (oder womöglich auch einfach der Gewaltigkeit seines Wahns). Er findet sich schlie?lich zwar in der Kirche wieder, doch muss er feststellen, dass obwohl alles scheinbar nicht ganz so real gewesen ist, er sich trotzdem noch immer in den Fängen des Königs befindet. Dieser demonstriert seine Macht über den nicht existenten oder auch nur nicht eingreifenden Christengott noch mit dem Satz: "It is a fearful thing to fall into the hands of the living god." Entweder flö?t der Wahn dem Protagonisten die Gedanken über die Nicht-Existenz eines Christengottes nur ein oder es stellt sich, personifiziert durch den König in Gelb, auch einfach nur ganz klar über jenen.

[/Quote]

Ich stimme Dir zu, dass der Wahn den Protagonisten hier zu irrationalen Angsthandlungen (wenn auch nur im Traum) verleitet, da er sich vor dem Orgelspieler fürchtet, den er erst nach drau?en verfolgt, um ihn zu stellen (und die Unverfrorenheit besitzt, mitten im Gottesdienst aufzustehen), und dann aber postwendend von diesem verfolgt wird, so dass er nach Hause (Rue de Dragons - interessante Namenswahl) flieht. Aber kurz, bevor er seinem Verfolger zum Opfer fällt, wacht er in der Kirche auf und stellt fest, dass er eingeschlafen war. Allerdings lässt ihn der Wahn nicht los.

Dass der Wahn für ihn eine Rolle über der seines (bisherigen?) Glaubens einnimmt, da stimme ich Dir auch zu. Allerdings sehe ich es eher so, dass er den Christengott mit dem König in Gelb substituiert, oder beide zu einer Figur werden. Warum sonst würde ein Bibelzitat gleichzeitig den Christengott beschreiben, dem König zugeschrieben werden, und dann auch noch so ein erschreckendes? Ich denke nicht, dass hier ein Gott bewusst über einen anderen gestellt wird. Ich denke, der Wahn verbindet Gottheiten, macht aus ihnen (dem alttestamentarischen Gott der Rache und dem Gott des Verfalls) ein und denselben, und verhindert die Trennung von verschiedenen Aspekten. Von Traum und Realität, von Religion und Fiktion (obwohl man natürlich argumentieren kann, dass es da keine oder kaum Unterschiede gibt), etc.

 

Original von Blackdiablo

Den Orgelspieler aus der Geschichte habe ich persönlich jetzt nicht mehr so gut in Erinnerung, aber was ich von dir gelesen habe, würde ich so in obiges einordnen, dass der Anhänger des Königs in Gelb (ein weiterer Wahnhafter, der aber eventuell im Wahn des Protagonisten zu einem viel schlimmeren ?bel eingestuft wird, als er auf fiktional-realer Ebene wäre) sich bereits unbeschadet in das Gotteshaus "eingenistet" hat. Ein weiterer Machtbeweis des vom Theaterstück gesähten Wahnsinns gegenüber des Christentums!

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Du meinst den Orgelspieler. Es ist der, den der Protagonist verfolgt, der ihn hassverzerrt anblickt, und der dann wiederum von diesem verfolgt wird. Allerdings ist dies kein "Anhänger des Königs", sondern nur eine Figur, die der Protagonist im Wahn als Bedrohung wahrnimmt. Er attribuiert ihm in seiner Paranoia nicht nur den hassverzerrten Ausdruck, sondern gar die Intention, ihm schaden zu wollen. Das Warum wird nicht wirklich geklärt, und nur die minimale Verbindung zum Theaterstück und dem König in Gelb am Schluss (als erneutes Auftreten des Wahns) ermöglicht eine solche Interpretation. Die ich aber grundlegend falsch halte - diese letztendliche Passage verdeutlicht eigentlich nur, WOHER der Wahn und die Paranoia des Protagonisten stammen. Nicht, dass sie tatsächlich in die Realität übergreifen...

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...und der zweite Teil des Posts (er war zu lang)

 

Original von Blackdiablo
Original von Dumon

Genau hierin sehe ich riesige Probleme im Zusammenhang mit dem Mythos des "Königs in Gelb". Gerade die Mi-Go, und ihre Feindschaft mit der "Bruderschaft des Gelben Zeichens" sind da eine Richtung, die von der Thematik komplett abweicht, das Ganze auf eine vollkommen andere (wissenschaftlichere) Ebene runterzieht, und mEn total zerstört. Zumal die "Bruderschaft des Gelben Zeichens" nur ganz marginal mit dem "Königs"-Mythos in Verbindung steht. Ich finde tatsächlich, dass die Verbindung zu "Hastur" keine allzu begrü?enswerte ist. Gut, die Byakhee lass ich mir noch gefallen. Aber Hastur als Figur, und die weiteren Aspekte (bis auf vielleicht noch den Smaragdenen Lama), sind doch sehr weit von Dekadenz und Sittenverfall entfernt. Ich betrachte den "Königs"-Mythos daher ganz gerne als unabhängig von dem Hastur-Ding, und würde ihn nur ungern damit verbinden...

 

Jein. :) Einerseits kann ich mit vielen der Erweiterungen für den König in Gelb auch nichts anfangen (wie z.B. diese ganzen Avatare aus dem Malleus Monstrorum), aber die Verbindung zwischen Hastur und dem König in Gelb sehe ich im Gro?en und Ganzen als akzeptabel an. Im Speziellen glaube ich, dass es sich bei beiden Figuren um mysteriöse und auch weitgehend gesichtslose Wesenheiten handelt, die im Kern für ähnliche Thematiken stehen. Während Hastur, so Derleth will, im See von Hali sein Dasein fristet, breitet sich sein Einfluss durch die unerschöpfliche Versuchung des Königs in Gelb in den Gedanken der Menschen weiter aus. Dass seine Anhänger ihn wirklich erwecken können, halte ich in diesem Fall jedoch selbst im RPG für zweifelhaft. Meine Ansicht des Ganzen tendiert eher dazu, dass wahnhafter Eifer um sich greift und, mit Ausnahme vll. von den Byakhees und einigen verrückten Zaubern, hier weitegehend nur krankhafte Vorstellung wirklich real sind.

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Da die Avatare ja Erweiterungen von Hastur sind (genau wie der "König in Gelb" einer ist), sehe ich hier das Problem. Hastur werden, wie vielen anderen Wesenheiten auch, dadurch viel zu viele Richtungen zugewiesen, in die er sich entwickeln kann. Da fehlt mir eine einheitliche Linie. Klar, Unverständlich sind sie, die Gro?en Alten. Aber irgendwie kann ich den "Schlinger von Weither" oder die "Rote Königin" nicht mit dem "Gelben König" in Zusammenhang setzen. Den "Knochenlosen", okay - selbst den "Smaragdenen Lama" kann ich noch akzeptieren. Hier findet sich im Kleinen das Gleiche, was sich im Gro?en bei Nyarlathotep wiederspiegelt - und was ich als absolut grauenhaft empfinde. Besonders letzterer ist ein Auffangbecken für alles geworden, was sonst nicht passt.

Daher empfinde ich die Verbindungen, wie sie im "Hastur"-Band der Chaosium-Reihe hergestellt werden - nämlich zu den Mi-Go - einfach grauenhaft. Das eine Thema - die Decadance des Gelben Königs - hat mit dem anderen Thema - den unmenschlichen Wissenschaftlern und Ausbeutern - nichts zu tun. Aber so gar nichts.

Und da finde ich eben die "Bruderschaft des Gelben Zeichens" - ein "Kult" aus K'n-Yan (falsch geschrieben, bestimmt), der sich allein die Bekämpfung der Mi-Go auf die Stirn geschrieben hat, und sonst mit keiner Silbe als auch irgendwie mit dem Gelben Zeichen, Hastur oder dem König in Gelb in Verbindung gesetzt wird - auch als äu?erst unpassendes Add-On. Da hat mal wieder ein Autor ne Idee gehabt, fand den Klang eines Namens und das Symbol toll. Und voila! Und wenn man sich mal die anderen Infos über die Bewohner von K'n-Yan anguckt, dann steht Hastur nicht besonders hoch auf deren Anbetungs-Liste...

 

Original von Blackdiablo

Lovecrafts Idee wiederum finde ich insoweit interessant, dass die verschiedenen Fraktionen nicht alle nur in ihren eigenes Töpflein schauen, sondern auch untereinander zu leiden haben. Ein Ansatz, den es sonst (au?er bei Derleth :rolleyes: ) kaum gibt. Auch hiermit kann ich also leben, wenn man nämlich nur von ein paar wahnhaften Künstlern redet, die der puren Kraft des Königs in Gelb erlegen sind. Warum die sich gegenseitig sabotieren, ist dann wieder eine andere Frage ... Aber womöglich eine für eine zukünftige Kampagne?! :)

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Lovecraft hatte nicht viel zum Gelben König geschrieben, oder zum Gelben Zeichen. Im Gegenteil - er hat diese nur ganz kurz und am Rande erwähnt, als Hommage an Chambers und dessen Buch-Erfindung. Diese ganze Sache kam später...

...und das Gegeneinander verschiedener "Gottheiten" oder Fraktionen - nun, das ist bei Lovecraft selbst auch kaum thematisiert (explizit mWn nur bei "Berge des Wahnsinns" und "Schatten aus der Zeit"), und hängt doch damit zusammen, dass Lovecraft ja ohnehin nur Wesen ohne Göttlichkeit oder Exclusivitäts-Gedanken imaginiert hatte. Und keinesfalls "Fraktionen" definierte. Nur Interessenskonflikte, die in Kampf und Tod endeten...

...oder?

 

 

 

So, und dann zum Rest - also zu den Empfehlungen:

 

1. In "Delta Green: Countdown" gibt es ein ganzes Kapitel zum Hastur-Mythos (und ein mEn wirklich gutes), sowie ein Abenteuer ("The Night Floors"), welches auch zum Download auf Dennis Detwillers Seite steht. Der Band ist bei DriveThruRPG zum Download oder als PoD verfügbar.

 

2. John Wick's Reihe "The Curse of the Yellow Sign" waren drei Abenteuer ("Digging for a Dead God", "Calling the King" und "Archimedes 7"), die den Mythos auf ihre Art verwursteten. Die Abenteuer hängen nicht zusammen, und spielen auch in unterschiedlichen Epochen (1940, jetzt, Zukunft). Dabei ist die Interpretation im ersten Abenteuer sehr gut definiert, und das zweite Abenteuer ist mEn das Beste. Alle als pdfs erschienen, und nicht zu teuer.

 

3. Abenteuer zum König in Gelb (bzw. Hastur) gibt es eine ganze Reihe. Da gabs auch schonmal nen Thread oder auch zwei hier auf dem Board. Ich versuch trotzdem mal, sie aufzulisten:

- "Narrenball" (bei Laurin erschienen, ?bersetzung von "Tatterdemalion" aus "Fatal Experiments")

- "Zelluloid" (im alten Deutschland-Band - keine Ahnung, obs im neuen auch drinnen ist - ist nur ein Plot-Fragment)

- "Der Gaukler von Jusa" (SLHB 1. und 2. Edition)

- "Das Gelbe Zeichen" (?bersetzung von "Hands of the Living God", CW 10)

- "Ein Schiff wird kommen" (Geisterschiffe; nur marginal, da nur die Bruderschaft des Gelben Zeichens thematisiert ist)

- "In Scherben" (Dementophobia)

- "Pinselstriche" (New York)

- "MorgenGrauen" (CW 19)

- "Tell me, have you seen the Yellow Sign" (in "The Great Old Ones")

- "The Evil Stars" (in Chaosiums "Cthulhu Now")

- "The King of Shreds and Patches" (in "Strange Aeons")

- "Tatters of the King"

- die Monographie "Ripples of Carcosa" (mit den Abenteuern "Adventus Regis", "Herald to the Yellow King" und "Heir to Carcosa")

- "Prepare Ye the Way" (in der Monographie "Strange Songs")

- "The Night Floors" (siehe oben)

- "Dockside Dogs" (als pdf erhältlich)

- "The Curse of the Yellow Sign" Trilogie (siehe oben)

- "A Resection of Time" - auch wieder ein Bruderschaft-Abenteuer

- "The Repairer of Reputations" (ToC-Abenteuer)

...und wahrscheinlich fehlen mir wieder ein oder zwei der neueren Sachen...

 

4. Als Buch-Empfehlungen kann ich das "Hastur Cycle"-Buch aus der Chaosium-Reihe empfehlen. Lasst den Mi-Go-Quatsch einfach weg, und gut ist. Noch viel besser allerdings ist "Rehearsals of Oblivion", ein ganz phantastischer Kurzgeschichten-Band. Ich persönlich finde vor allem die beiden Geschichten "Ambrose" und "Broadalbin" von John Tynes superklasse. Leider hab ich die dritte, "Sosostris", immer noch nicht bekommen können.

 

5. Theaterstück-Varianten gibt es einige. Meistens aber nur Fragmente. Einzelteile finden sich in "Narrenball" und "Froschkönig-Fragmente". Eine etwas ausführlichere Beschreibung gibts in "Tatters of the King". Dazu gab es, wenn ich mich recht entsinne, im Netz die "Talbot Estus"-Variante. Im "Hastur Cycle" Band gibt es noch eine Variante. Zudem gab es eine, die den Untertitel "A Jacobean Noh-Play" trug, irgendwo im Netz - ein wirklich seltsames Teil. "Calling the King" hat einige Fragmente im Abenteuer. Und dann gab es als PoD die Varianten von Thom Ryng (im Stil der RPG-Idee) und Raymond Lefebvre (eher ein Theaterstück aus Chandlers' Stories). Und auch hier hab ich mit Sicherheit was vergessen...

 

6. Schaut euch auf jeden Fall auch mal Dennis Detwiller's "Insylum" RPG (free download) an...

 

...langt das?

8)

 

Edit:

Irgendwann demnächst kommt von Joseph S. Pulver eine Anthologie namens "A Season in Carcosa" bei Miskatonic River Press raus. Hab ich nur grade gefunden.

...und falls mir jemand was zu Richard Tillmans "Strange Aeons 3" (Autumn) sagen kann, wäre ich sehr erfreut...

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Original von Dumon

Sein Wahn basiert auf der Annahme, in der Erbfolge der wahre König (?) von Amerika zu sein bzw. sein zu wollen (schlie?lich bringt er ja seinen Cousin um). Neben dem Zusammenhang mit Mr. Wilde (übrigens eine interessante Namenswahl für den "Repairer of Reputations") ist dies aber mEn die einzige Ausprägung seines bzw. eines Wahns.

Die kaiserliche Dynastie Amerikas, die Wilde ihm gezeigt hat und in der sich Castaigne gerne selbst sehen würde, würde ich mit den Sachen aus dem Theaterstück verbunden sehen. Und damit geht es auch hier über das Herrscher-sein-wollen noch hinaus, eine Vermischung der Fiktionen aus dem Theaterstück finden ebenso in seinem Wahn Anklang. Nicht umsonst spricht Castaigne von dem König in Gelb als reale Person als er sein Diadem aus dem Safe holt: "Es ist dies ein Diadem für einen König unter Königen, einen Kaiser unter den Kaisern. Der König in Gelb mag es gering achten, doch sein königlicher Diener wird es tragen." Mit einigen weiteren Stellen, die ich erst noch mal zusammenklauben müsste, hört sich das für mich schon so an, als würde er aufgrund seines Wahns nicht nur herrschen wollen, sondern auch dem fiktiven König in Gelb dienen. Womit wie oben bereits gesagt die Vermengung von Fiktionalem und Nicht-Fiktionalem auch übers Herrschen-Wollen hinaus gegeben ist.

 

Original von Dumon

... ist er meines Erachtens dann doch mehr symbolisch als tatsächlich vorhanden.

Aber er ist zumindest auf die mEn einzig überhaupt vorstellbaren Art des Auftretens in der Geschichte erschienen. Nämlich als Wahnvorstellung.

 

Original von Dumon

Was den Dekadenz-Aspekt angeht, da bin ich nicht wirklich bei Dir. Diese empfinde ich in der finalen Kurz-Anführung des Gelben Königs überhaupt nicht wieder...

Habe mich dabei wieder ein bisschen unglücklich ausgedrückt. Dekadenz findet sich im Finale tatsächlich nicht wieder. Was ich damit wirklich ausdrücken wollte, ist Folgendes: Der König in Gelb ist schlie?lich fiktional und verkörpert in sich Dekadenz, Wahnsinn etc. auf einmal. Aber nicht alles in dieser Geschichte. Hier wird vorrangig der Wahn/sinn-Part aufgezeigt und offenkundig der Dekadenz-Part gar nicht. Bei meiner Zusammenfassung, auf die du ansprichst, wollte ich nur ein wenig allgemeiner ausdrücken, wie man sich den König mMn vorstellen kann. Und ich wollte nicht wieder Wahn schreiben, ich glaube ich wiederhol das ein bisschen zu häufig. :rolleyes::)

 

Original von Dumon

Du meinst den Orgelspieler. Es ist der, den der Protagonist verfolgt, der ihn hassverzerrt anblickt, und der dann wiederum von diesem verfolgt wird. Allerdings ist dies kein "Anhänger des Königs", sondern nur eine Figur, die der Protagonist im Wahn als Bedrohung wahrnimmt.

Das hatte ich jetzt mal aus folgender Beschreibung geschlossen: ;)

Original von Dumon

Die Figur des Organisten ist eher zu vergleichen mit der des Hüters des Gelben Zeichens aus der gleichnamigen Geschichte, der kommt, um die Seele von jemandem zu holen, der diesmal "das Buch gelesen hat", und nicht "das Gelbe Zeichen" in seinem Besitz hält.

Das war dann wohl ein kleines Missverständnis.

 

Original von Dumon

Nicht, dass sie tatsächlich in die Realität übergreifen...

?bersieht man dann meine oberen Vermutungen zum Orgelspieler wegen dem Missverständnis, bin ich hier deiner Meinung. Das Ganze ist einzig in seinem zerfallenden Verstand real.

 

Original von Dumon

Da die Avatare ja Erweiterungen von Hastur sind (genau wie der "König in Gelb" einer ist), sehe ich hier das Problem. Hastur werden, wie vielen anderen Wesenheiten auch, dadurch viel zu viele Richtungen zugewiesen, in die er sich entwickeln kann. Da fehlt mir eine einheitliche Linie.

Genau das ist auch mein Problem an der Sache.

 

 

 

Original von Dumon

Und da finde ich eben die "Bruderschaft des Gelben Zeichens" - ein "Kult" aus K'n-Yan (falsch geschrieben, bestimmt), der sich allein die Bekämpfung der Mi-Go auf die Stirn geschrieben hat, und sonst mit keiner Silbe als auch irgendwie mit dem Gelben Zeichen, Hastur oder dem König in Gelb in Verbindung gesetzt wird - auch als äu?erst unpassendes Add-On. Da hat mal wieder ein Autor ne Idee gehabt, fand den Klang eines Namens und das Symbol toll. Und voila! Und wenn man sich mal die anderen Infos über die Bewohner von K'n-Yan anguckt, dann steht Hastur nicht besonders hoch auf deren Anbetungs-Liste...

Du sprichst doch von dem Chaosium Band, richtig? Denn so fern ist die Verbindung zwischen Hastur und K'n-yan nicht. Ganz im Gegenteil: Ich meine mich erinnern zu können, dass die Menschen von K'n-yan, nachdem sie vom Glauben an Tsathoggua abgefallen sind, sich anderen Götter wie Nug und Yeb, Cthulhu, Yig, Shub-Niggurath und den, der nicht genannt werden darf (also nach Derleth: Hastur) zugewandt haben. Auch weist deren Gesellschaft ziemlich dekadente Züge auf und ist auch hier wie in Carcosa aufgrund von Langeweile auf diese Weise entartet. Also laut Lovecraft existiert schon eine Verbindung ... Aber ich muss lauthals gestehen: Was du oben vom Chaosium Band beschreibst, hört sich schon ein bisschen sehr blöd an! ;)

 

 

Original von Dumon

Und keinesfalls "Fraktionen" definierte. Nur Interessenskonflikte, die in Kampf und Tod endeten... ...oder?

 

Würde ich voll zustimmen. Gut sieht man das mit den eher ungewissen Fraktionen auch an den Beschreibungen der Riten. Viele Kulte beten nicht nur eine Gottheit an, sondern gleich mehrere auf einmal. Das Ganze verschwimmt also, ist aber trotzdem lose aus den Geschichten herauszulesen. Aber wie du sagtest "keinesfalls definiert".

 

Aber was sollten diese "Fraktionen" denn sonst haben als Interessenskonflikte? Da stehe ich jetzt spontan ein bisschen auf dem Schlauch, glaube ich. Kannst du mir noch ein bisschen erläutern, was du meinst. Weil irgendwie verstehe ich deinen Satz gerade so, dass "Fraktionen" bei Lovecraft höchstens mal einen Interessenskonflikt hatten, der in Kampf und Tod endeten. Ja schon, aber was sollten Fraktionen auch sonst machen? Sie unterscheiden sich ja gerade durch ihre verschiedenen Interessen. Konflikte folgen da schon fast automatisch.

 

Original von Dumon

5. Theaterstück-Varianten gibt es einige. Meistens aber nur Fragmente. Einzelteile finden sich in "Narrenball" und "Froschkönig-Fragmente".

 

Also in der Grö?enordnung wir in den fiktiven Stimmungszitaten vor den Chambers Kurzgeschichten?

 

Original von DumonZudem gab es eine, die den Untertitel "A Jacobean Noh-Play" trug, irgendwo im Netz - ein wirklich seltsames Teil.

Das hört sich doch nicht schlecht an! :D

 

Original von Dumon

...langt das?

Fürs erste vielleicht!:D Vielen Dank also dafür!

 

mfG

Blackdiablo

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Original von Blackdiablo

Die kaiserliche Dynastie Amerikas, die Wilde ihm gezeigt hat und in der sich Castaigne gerne selbst sehen würde, würde ich mit den Sachen aus dem Theaterstück verbunden sehen. Und damit geht es auch hier über das Herrscher-sein-wollen noch hinaus, eine Vermischung der Fiktionen aus dem Theaterstück finden ebenso in seinem Wahn Anklang. Nicht umsonst spricht Castaigne von dem König in Gelb als reale Person als er sein Diadem aus dem Safe holt: "Es ist dies ein Diadem für einen König unter Königen, einen Kaiser unter den Kaisern. Der König in Gelb mag es gering achten, doch sein königlicher Diener wird es tragen." Mit einigen weiteren Stellen, die ich erst noch mal zusammenklauben müsste, hört sich das für mich schon so an, als würde er aufgrund seines Wahns nicht nur herrschen wollen, sondern auch dem fiktiven König in Gelb dienen. Womit wie oben bereits gesagt die Vermengung von Fiktionalem und Nicht-Fiktionalem auch übers Herrschen-Wollen hinaus gegeben ist.

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Da muss ich gestehen, die Geschichte nicht mehr zu sehr im Kopf zu haben. Ich glaub Dir also einfach mal, bis ichs selbst lesen und dann individuell interpretieren kann...

:D

 

Original von Blackdiablo

Du sprichst doch von dem Chaosium Band, richtig? Denn so fern ist die Verbindung zwischen Hastur und K'n-yan nicht. Ganz im Gegenteil: Ich meine mich erinnern zu können, dass die Menschen von K'n-yan, nachdem sie vom Glauben an Tsathoggua abgefallen sind, sich anderen Götter wie Nug und Yeb, Cthulhu, Yig, Shub-Niggurath und den, der nicht genannt werden darf (also nach Derleth: Hastur) zugewandt haben. Auch weist deren Gesellschaft ziemlich dekadente Züge auf und ist auch hier wie in Carcosa aufgrund von Langeweile auf diese Weise entartet. Also laut Lovecraft existiert schon eine Verbindung ... Aber ich muss lauthals gestehen: Was du oben vom Chaosium Band beschreibst, hört sich schon ein bisschen sehr blöd an! ;)

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?h, welchem speziellen Chaosium-Band denn nun?

Und ich muss auch hier gestehen, die Zusammenhänge mit K'n-yan nicht mehr so im Kopf zu haben. Allerdings war mir noch im Gedächtnis, dass diese quasi ein ganzes Pantheon anbeten. Und da dann Hastur nur noch "einer" ist, find ich dieses runterbrechen auf eine "Bruderschaft" zur Bekämpfung der Mi-Go (denn das ist meist primär ihr Ziel) irgendwie blöde. So, als hätte man sie abenteuer-bezogen "benötigt", und dann eben wohin gesetzt, wo sie keinen Schaden anrichten, und nix uminterpretieren - nach K'n-yan eben.

Dazu kommt noch, dass ihr Bezug zum Gelben Zeichen au?er dem einen oder anderen "Lippenbekenntnis" (also ein, zwei müde Hinweise) nicht vorhanden sind, soweit ich mich entsinnen kann. Der Name könnte auch genausogut "Bruderschaft der Käferschlachter" hei?en, und wäre dann passender und irgendwie ehrlicher.

Was die Gesellschaft von K'n-yan angeht, da wird oft nicht viel zu geschrieben. Man wei?, dass sie hyperintelligent sind, die Menschen als degeneriert und rückständig betrachten, und generell eher auf der Schiene der "besseren Art" fahren. Da sind sie vergleichbar mit den Hyperboräern etc., die ja ähnlich drauf waren (sofern ich mich entsinne). Zudem haben sie telepathische Fähigkeiten, und so weiter. Womöglich sind sie auch eine etwas dekadente oder gelangweilte Gesellschaft - aber dazu gibt es kaum Details...

 

Original von Blackdiablo

Aber was sollten diese "Fraktionen" denn sonst haben als Interessenskonflikte? Da stehe ich jetzt spontan ein bisschen auf dem Schlauch, glaube ich. Kannst du mir noch ein bisschen erläutern, was du meinst. Weil irgendwie verstehe ich deinen Satz gerade so, dass "Fraktionen" bei Lovecraft höchstens mal einen Interessenskonflikt hatten, der in Kampf und Tod endeten. Ja schon, aber was sollten Fraktionen auch sonst machen? Sie unterscheiden sich ja gerade durch ihre verschiedenen Interessen. Konflikte folgen da schon fast automatisch.

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Was ich damit sagen wollte (und mich zu kompliziert ausdrückte), war, dass Lovecraft keine (oder selten) moralischen oder motivischen Seiten formulierte. Gut gegen Böse, Feuer gegen Wasser, sowas halt. Das hat ja Derleth dan ausführlich gemacht. Unterdrückte gegen Unterdrücker schon (Shoggoten gegen ?ltere Wesen)...

 

Original von Blackdiablo

Also in der Grö?enordnung wir in den fiktiven Stimmungszitaten vor den Chambers Kurzgeschichten?

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Ja, genau so meinte ich das.

 

Original von Blackdiablo
Original von Dumon

Zudem gab es eine, die den Untertitel "A Jacobean Noh-Play" trug, irgendwo im Netz - ein wirklich seltsames Teil.

Das hört sich doch nicht schlecht an! :D

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Also, das ist wirklich ein sehr schräges Teil. Irgendwie erfüllt es seinen Zweck meines Erachtens nur marginal, und ist auch ein bisschen zu sehr in Wortspielerei verliebt. Aber schaus Dir selbst an.

 

Ansonsten sind wir ja mittlerweile auf einem Nenner angelangt...

8)

 

Ach ja, ganz kurz - etwas vorsichtiger damit sein, was Du Lovecraft selbst attribuierst (was er geschrieben hat). Ist nicht als böse Kritik gemeint, aber jemand, der genauso spitzfindig ist, wie ich manchmal, der könnte da einiges zerpflücken...

;)

 

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Original von Dumon

?h, welchem speziellen Chaosium-Band denn nun?

Ich war mir nicht ganz sicher, ob du nun Lovecraft dafür kritisierst, dass dier K'n-yanianer (oder so) Hastur anbeten oder du dich noch auf diesen Band

Original von Dumon

wie sie im "Hastur"-Band der Chaosium-Reihe hergestellt werden - nämlich zu den Mi-Go - einfach grauenhaft.

beziehst. Lovecraft würde ich an dieser Stelle nämlich nicht für Querverbindungen kritisieren.

Bei deiner Kritik stimme ich dir aber noch immer zu.

 

Original von Dumon

Was ich damit sagen wollte (und mich zu kompliziert ausdrückte), war, dass Lovecraft keine (oder selten) moralischen oder motivischen Seiten formulierte. Gut gegen Böse, Feuer gegen Wasser, sowas halt. Das hat ja Derleth dan ausführlich gemacht. Unterdrückte gegen Unterdrücker schon (Shoggoten gegen ?ltere Wesen)...

Okay, komplizierter, aber für mich verständlicher. ;)

 

Original von Dumon

Was die Gesellschaft von K'n-yan angeht, da wird oft nicht viel zu geschrieben. Man wei?, dass sie hyperintelligent sind, die Menschen als degeneriert und rückständig betrachten, und generell eher auf der Schiene der "besseren Art" fahren. Da sind sie vergleichbar mit den Hyperboräern etc., die ja ähnlich drauf waren (sofern ich mich entsinne). Zudem haben sie telepathische Fähigkeiten, und so weiter. Womöglich sind sie auch eine etwas dekadente oder gelangweilte Gesellschaft - aber dazu gibt es kaum Details...

Meinen müden Erinnerungen nach, wurde die Gesellschaft schon recht ausführlich beschrieben (ich bezieh mich übrigens auf "Der Hügel"). Mit Kämpfen auf Leben und Tod zur Belustigung der Massen und verkommenen Experimenten und all so ein Kram (nicht zu vergessen die Rituale *Schauder*). Also schon eine gewisse Dekadenz.

 

Original von Dumon

Also, das ist wirklich ein sehr schräges Teil. Irgendwie erfüllt es seinen Zweck meines Erachtens nur marginal, und ist auch ein bisschen zu sehr in Wortspielerei verliebt. Aber schaus Dir selbst an.

Mach ich und bin gespannt!

:)

 

Original von Dumon

Ansonsten sind wir ja mittlerweile auf einem Nenner angelangt...

Yep. Und ich habe wieder so einiges dazugelernt ...

 

Original von Dumon

Ach ja, ganz kurz - etwas vorsichtiger damit sein, was Du Lovecraft selbst attribuierst (was er geschrieben hat). Ist nicht als böse Kritik gemeint, aber jemand, der genauso spitzfindig ist, wie ich manchmal, der könnte da einiges zerpflücken...

An was hast du da genau gedacht? :) ?ber Lovecraft habe ich doch kaum was geschrieben ... Au?er vll. das mit den Fraktionen, was aber anders gemeint war, als es sich mglw. angehört hat. ;)

 

Vll. kann noch mal jmd. ein wenig detaillierter auf das Nutzen des Königs in einer Kampagne eingehen, nachdem Dumon und ich uns wieder "vertragen" haben ... :D:P

 

mfG Blackdiablo

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Studer, ich würde dem König in Gelb keine Funktion unterstellen. Er ist im eigentlichen Sinne kein Richter. Vielmehr ist er die endgültige Manifestation von Enthropie, Dekadenz und Verfall. Er kommt und übernimmt die Herrschaft über das Reich/das Leben, wenn der letzte Funken der Wahrheit, selbst der Illusion von Wahrheit, im Namen des eigenen Lustgewinnes, des eigenen Wahns, hingerichtet und vernichtet wurde. Wenn Wahrheit nicht mehr existiert, weil sich niemand mehr dafür interessiert...

Im Prinzip ist der Gelbe König nicht viel mehr als ein manifestes Symbol dessen, was die Personen, die sich der Dekadenz hingeben, ohnehin schon praktizieren. Er regiert in ihren Herzen uneingeschränkt, und daher tritt er als endgültiger Spiegel der Gesellschaft auf, als Versinnbildlichung.

Das zumindest ist meine Meinung.

 

Liebe als Gegenkraft, oder ähnliches, hat damit überhaupt gar nichts zu tun, eigentlich. Weder ist Liebe eine Waffe, die gegen ihn eingesetzt werden kann, noch ist Liebe das Opfer, welches er als letztendlicher Widersacher dann doch vernichtet, zerreisst und tötet. Damit wären wir wieder bei einem Gegensatz von Gut und Böse, oder von Liebe und Hass. Das trifft aber auf den Cthulhu-Mythos insgesamt eigentlich überhaupt nicht zu...

 

Wie gesagt, der Gelbe König ist nicht der Richter, oder der Endgegner. Er taucht nur dann wirklich auf, wenn man schon verloren hat. Wenn der Film rum ist. Das letzte Bild, kurz vor dem Abspann, das beinhaltet ihn. Davor braucht er gar nicht da zu sein, und genauso wenig einer seiner Schergen, denn - und das ist meiner Meinung nach das Geniale am Königs-Mythos - der Kampf ist immer ein Kampf gegen sich selbst. ?brigens wunderschön im Abenteuer "In Scherben" thematisiert...

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Ich kann mich grad nur noch an zwei Geschichten erinnern, in denen die Liebe ne Rolle spielte...

..."The Repairer of Reputations", und "The Mask". Bei "The Yellow Sign" war es ja mehr Verlangen, wenn ich mich recht entsinne.

 

Gehn wir mal auf die beiden Geschichten ein, letztere zuerst. Hier ist die Liebe zu der Dame (Genevieve, wenn ich mich recht entsinne) nur ein Motiv, ein Mittel zur Verdeutlichung des Horrors, den der Protagonist durchlebt, als er sie zu Stein geworden vorfindet. Die inneren Zerwürfnisse, das Selbst-Zerfleischen, und die Vorwürfe und Pein sind doch nur wesentlich schlimmer, weil er sie liebt, und sie nicht nur seine "Freundin" ist. Die Tragik bekommt mehr Tiefe durch das Liebesverhältnis, und durch die Rivalität mit seinem Freund.

Und bei "The Repairer of Reputations" mag es zwar mal Liebe gewesen sein, die Hildred Castaigne mit Constance Hawberk verbunden hat, aber mittlerweile hat sich diese Liebe als Teil des Wahns so weit zur Besessenheit entwickelt, dass er nicht scheut, für die Krone UND die Hand von Constance seinen eigenen Cousin umzubringen.

 

Ja, Liebe ist ein Thema in diesen Geschichten. Aber ich denke, da es beim "Repairer" auch ganz besonders um den Zerfall von normalen menschlichen Beziehungen und Emotionen geht, da sie hinter dem Wahn zurück stehen, ist die Liebe kein Motiv, dass direkt mit dem König in Gelb in Zusammenhang gebracht werden kann. Sie ist nur ein Aspekt, an dem die Auswirkungen des Wahns und des Königs vielleicht am Deutlichsten sichtbar werden.

Wobei, wenn man's genau nimmt - schauen wir uns "The Mask" an, dann fehlt da eigentlich fast gänzlich der dekadente Wahn, und der Sittenzerfall oder dergleichen...

 

Dies trifft insbesondere auf den Königs-Mythos zu, wenn wir uns diesen im Zusammenhang mit dem Rollenspiel anschauen (oder in seiner späteren Form, erst nach Chambers). Dort spielt die Liebe keine Rolle mehr. Wenn überhaupt, dann ihr Nicht-mehr-Vorhandensein. Emotionen degenerieren, die Liebe erkaltet, und stirbt. Aber nicht, weil sie hingerichtet wird, oder geopfert wird. Sondern, weil emotionale Verbundenheit oder emotionales Investment in jeglicher Form immer weiter abstumpft und verschwindet. Die Dekadenz der Betroffenen des Königs in Gelb, die durch Langeweile ausgelöst wurde, führt zu Tabubruch, der dann (akzeptiert, banalisiert und letztendlich ignoriert) wieder zu Langeweile führt, die wieder zu Tabubruch führt, usw. Endlose Spirale ins Nichts des Wahns, bis die dem Wahn erlegenen letztendlich nichts mehr sind als emotionslose Automatons, Marionetten in einem Puppentheater der Dekadenz und der Tabulosigkeit. Denn letztendlich helfen ihnen selbst die schlimmsten Tabubrüche nicht mehr aus ihrer Langeweile heraus, und alles wird banal.

Der König hinterlässt leere Hüllen, Marionetten. Die Personen, die ihm erliegen, sind dazu verdammt, endlos und endgültig alle nur möglichen Handlungen durchzuführen, ohne jemals etwas dabei zu fühlen. Ohne Sinn, ohne Ziel. Ewig Suchende nach dem letzten bisschen Fühlen, die jedoch wissen, dass es dies nicht mehr gibt, da sie selbst verstorben sind. Keine Menschen mehr, nur noch Phantome, die ihre grauenhaften Reigen tanzen, wei?e Masken ohne Gesichtszüge tragend, da sie nicht mehr sind, sondern nur noch existieren...

 

...hach, ich konnte mir die Polemik nicht verkneifen...

;)

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