Blackdiablo Posted November 17, 2013 Report Share Posted November 17, 2013 Verdutzt bleibe ich stehen, dann lege ich meine Hände auf den bebenden Rücken Contessas. "Hans ist tot." Ungläubigkeit, Skepsis, Verwirrung - nichts von dem umfängt mich. Es ist eine Tatsache, die ich da ausgesprochen habe. "Er muss Ihnen viel bedeutet haben, Contessa. Mehr als ich für möglich gehalten hätte."Ich schweige einen Moment, in dem nichts als ihr aufgelöstes Schluchzen zu vernehmen ist. "Nichtsdestotrotz sind Sie eine Mörderin, hören Sie? Sie haben ein Leben genommen, so falsch und verdorben es auch war. Aber wissen Sie was, Contessa?" Meine Stimme wird zu einem beruhigenden Flüstern. "Ich verurteile Sie nicht. Das kann ich gar nicht, wäre es doch das heuchlerischste, was ein menschliches Wesen zu tun imstande ist. Eher kann ich versuchen, Sie Ihre Tat bereuen zu lassen mit Leib und Seele. Sie werden büßen, das schwöre ich Ihnen, und wenn auch nicht am wachen Tag, dann doch in den Tiefen der Nacht. 'Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer.' So ist das." Wieder eine kurze Pause."Hans ist tot", setze ich erneut an. "Der erste Teil Ihrer Strafe. Die großen Schicksalsfäden schlingen sich langsam aber sicher um Ihren Hals, junge Contessa, und das, was Sie fühlen, ist der daraus resultierende Schmerz. Ich bin mir ganz sicher, dass sein Tod mit dem des Docs im direkten Zusammenhang stand. Ich möchte fast sagen, dass Sie sich die tückische Schlinge jener Fäden selber um den Hals gelegt haben.Ich selber bin bereits gehängt, rettungslos, verloren, zappel vielleicht noch ein wenig. Ich kann Ihnen zwar nicht versprechen, Ihnen einen Ausweg aus der Leere zu finden, die Ihren Verstand schon bald umschmeicheln wird, aber ich kann wenigstens versuchen Ihnen beizustehen ..." Auf Italienisch ergänze ich: "... 'wie ein Verdammter der Mitverdammten' ..." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 17, 2013 Report Share Posted November 17, 2013 "Mitverdammten..." sage ich und starre in seinen Augen. "Ich glaube das ist keine gute Idee, Rick." -ich reiche ihm das Buch- "Das hatte Hans bei ihm. Es ist auf Deutsch, ich verstehe es nicht. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen, wenn so ist sag mir was das sein kann.." Ich mache zwei Schritte zurück. "Er war hier wegen Etwas, wichtiges. Es werden unnatürlichen Sachen, grauenvoller Sachen passieren wo wir hingehen. Er wollte uns warnen. Und dann sie bekämpfen. Ich kann dir viel zeigen, wenn du es willst". Ich schaue in weiter an. Und fühle mich dabei verdammt klein. "Ich werde versuchen, was er vor hatte, zum Ende zu bringen" Wie lächerlich das wohl klingen muss. Ich sage es aber ernst. dann sage ich auf italienisch "se vuoi davvero aiutarmi, pensaci bene. Ti mostreró tutto quando arriveremo in albergo, allora" [wenn du mir wirklich helfen willst, denk gut darüber nach. Dann werde ich dir alles zeigen, im Hotel" Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 17, 2013 Report Share Posted November 17, 2013 Ich lese den Titel des Buches "Das Durchdrehen der Schraube" von Henry James in deutscher Übersetzung. Diese alte Geistergeschichte? Wirklich? Naja, vielleicht bietet sie etwas Aufschluss über Schmidts paranoiden Verfolgungswahn oder so was ihn auch immer beschäftigt hat. Das käme nicht allzu überraschend. Ich schaue auf, in ihre Augen und antworte auf italienisch: "Mein Versprechen haben Sie bereits, Contessa. Ich fühle mich verantwortlich für Ihre Pein, das müssen Sie wissen. Wenn es irgendwie möglich ist, Ihnen Linderung zu verschaffen, so werde ich das in meiner Macht stehende tun, um Ihnen zu helfen." Ich halte das Buch fester in meinen Händen, lasse sie aber nicht aus meinen Augen. "Versuchen Sie jetzt zu schlafen und wenn Sie nicht können, dann schreiben Sie Ihre Gedanken auf. Das hilft."Ich drehe mich um, greife mir mein vollgeschriebenes Notizbuch und blättere nach dem einen Satz. Da ist er auch schon! Sorgfältig reiße ich die Stelle vom Rand ab, falte das Papier und drücke es ihr in die Hand. "Erst später öffnen.", meine ich ernst. "Wenn Ihnen der Mut in der Nacht verzagt." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 17, 2013 Report Share Posted November 17, 2013 -ich nehme das Blatt Papier an- "Grazie Rick" sage ich müde, unendlich müde."ich versuche die letze Stunde, die uns vom Lom trennt zu schlafen. Ich werde im Abteil 21 sein". -ich reiche ihm die Hand- Dann drehe ich mich um, und laufe langsam zur Hans Abteil wieder- wo ich mich hinlege- Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 17, 2013 Report Share Posted November 17, 2013 Als sie verschwunden ist, blicke ich erneut auf die zerissene Seite meines Notizbuchs. Mich trifft ein Schlag in den Magen, als ich realisiere, dass ich ihr mehr zum Trost gegeben habe, als ich wollte. Einige Wörter der vollgeschriebenen Seite müssen mit auf den Zettel geraten sein!"Ich kann nur hoffen, dass es nichts allzu Wichtiges gewesen ist ...", murmel ich in das leere Abteil. "Ich kann es nur hoffen."Ich verstecke mein Buch unter dem Kopfkissen und lege Contessas Buch auf meinen Schreibtisch. Die Tür zu meinem Abteil verriegele ich und nehme den Revolver kurz in die Hand. Dich brauche ich nicht. Du bist nichts als Totgewicht. Und da wo ich hingehe, würdest du mir ohnehin nicht helfen. Ich lege ihn wieder an seinen Platz und steige ins Bett. Der Schlaf überkommt mich urplötzlich wie ein eiliger Bote. Ich denke an nichts als die Worte, die Contessa auf ihrem Blatt vorfinden würden ... Waren sie gefährlich für mich? Oder vielleicht sogar gefährlich für sie? Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 17, 2013 Author Report Share Posted November 17, 2013 Matilde fällt in Hans Bett in einen unruhigen Schlaf. Das Bett ist frisch bezogen, doch es ist kalt und leer. Hans sollte hier liegen, nein, Hartmut sollte hier liegen.Er sollte warm sein.Er sollte atmen.Und er sollte mit ihr die Laken des Bettes zerwühlen. Dann wird sie wach.Es ist kalt im Abteil. Sehr kalt.Hans steht am geöffneten Fensters. Sie kann im Mondlicht die Silhouette seines nackten, sehnigen Körpers sehen.Die hereinströmende Luft ist eisig, doch das Fenster ist geschlossen. Hans Körper glitzert bläulich im Mondlicht."Ich könnte Dir vieles erzählen..." sagt er ohne sich umzudrehen. Er steht da, wie eine Skulptur, die aus dem Eis geschlagen wurde. "Nimm mich mit Dir auf den Berg und bestatte mich am Fusse des Gletschers. Dort, wo die Wölfe ihr Mondlied singen." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 17, 2013 Report Share Posted November 17, 2013 -ich schaue ihn an, eine Träne fällt aus meiner Auge, nue eine einzige, rund wie eine Perle- "Warum Hartmut?" [....] "Warum hast du mich so verflucht?" Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 17, 2013 Author Report Share Posted November 17, 2013 Die Erscheinung "Schlaf weiter, amore mio.Schlaf und erhole Dich. Es ist alles nur ein Traum. Aber wenn Du wieder erwachst, dann wirst Du Dich erinnern. Du wirst erfrischt und gestärkt wieder erwachen. Schlaf, amore mio, schlaf." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 18, 2013 Report Share Posted November 18, 2013 Vor mir erstreckt sich ein Gang, ein Gang, der brennt, nein halt, er ist doch ganz feucht und kalt. Schusse hallen und schwirren wie unsichtbare Hornissen durch die Luft und ich ducke mich, während ich vorwärtslaufe. Aus der Finsternis schält sich ein kleines Mädchen, so jung und hübsch und niemand da, der sie trösten kann. Als ich näherkomme, bemerke ich, dass der grinsende Lokführer ihr eine Pistole an den Kopf hält. "Bald sind wir da, Junge, da wo alle Züge enden." Ich renne vorwärts, beinahe in Zeitlupe - dieses arme Geschöpf muss vor dem Nichts bewahrt werden! - doch da kommt schon Hasan angestürmt und schlägt den Geiselnehmer beiseite. Er grinst, ein teurer Diener Allahs, dann spüre ich, wie Hände mich von hinten packen und in die Schwärze zerren. "Du nimmst das alles zu ernst, Rick!", flüstert Mr Anderson neben meinem Kopf. "Viel zu ernst. Eine Mörderin soll sie sein? In deiner Selbstjustiz sind wir doch alle bloß Sünder, hm? Sie ist ein Opfer, vergiss das nicht! Vergiss mir das ja nicht - VERGISS ..." Die Hände lassen mich los und ich ringe nach Atem. Schon hat sich die Szenerie wieder verändert. Ich bin in meinem Studierzimmer, alles ist an seinem Ort und ... noch mehr. Auf dem kleinen Eichenholztischchen neben dem Sessel sehe ich ein abgerissenes Stück Papier. Es ist DAS Papier, das weiß ich, und ich habe Angst darauf zu schauen. Doch etwas oder jemand treibt mich dem Zettel entgegen, ich kann mich nicht erwehren, bin Ohnmächtig angesichts der Fremdartigkeit all dessen.Was erblicke ich da auf den Seiten? Welche höhnischen Worte? "die fahrt ist bald vorbei du hast nichts gelernt die fahrt ist bald vorbei du hast nichts gelernt die fahrt ist bald vorbei du hast nichts gelernt die fahrt ist bald vorbei du hast nichts gelernt die fahrt ist bald vorbei du hast nichts gelernt", kreische ich entsetzt, DANN erblicke ich die letzten Worte! (Etwas aus der wachen Welt versucht mich aus meinem Schlaf zu reißen!) Die letzten entscheidenen Worte! "dies ist nie vorbei denn hölle ist wiederholung dies ist nie vorbei denn hölle ist wiederholung dies ist nie vorbei denn hölle ist wiederholung" Ich fahre aus meinem Bett hoch, das Laken klebt mir wie eine zweite Haut am Körper und ich merke, dass ich die Worte wie ein anschwellenden Ritus zu schreien begonnen habe! Ich sinke zurück in mein Kissen und lege die Hände auf mein pochendes Gesicht: "Bitte Gott, wenn es dich doch gibt, bitte, lass die Worte auf dem Zettel etwas anderes sein. Bitte, bitte, oh bitte!"Ich verstehe genau, was Sie meinen, Junge, keift der grinsende Lokführer in meinem Kopf von Neuem. Ich verstehe Sie ganz genau. Ein bitteres Lächeln tänzelt über meine Lippen und ich raune: "Das glaube ich Ihnen gerne." Ich greife mir mein Notizbuch und beginne erst langsam, dann immer hektischer meine letzten Einträge weiterzuschreiben ... ... Immer weiter und weiter ... Denn die Fahrt ist nie vorbei. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 19, 2013 Report Share Posted November 19, 2013 Ist sie wirklich nie vorbei? Ich habe den Abzug in der Hand, wie es auch immer enden soll. Ich entscheide. Banne mein Schicksal in Worten auf das Papier.Bin ich bereit für diesen Schritt, bereit, das Ende der Geschichte zu schreiben? "Jetzt würde einzig der gute alte Gott aus der Maschine noch helfen ...", murmel ich. "Sonst fällt die Entscheidung in den nächsten Augenblicken." Wie in Zeitlupe kratzt der Füller nun über das leere Papier und schreibt die letzten Worte ... Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 19, 2013 Report Share Posted November 19, 2013 ... auf die nur der Tod folgen kann ... [Als Deus Ex Machina geht es spontan und unter Trance im Nebenplot Gepäckwaggon weiter ...] Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 20, 2013 Report Share Posted November 20, 2013 <mit schlafen wird wohn nichts> denke ich während ich mich ständig umdrehe.Und wie kann man schlafen, nach so einen Tag? Wahrscheinlich werde ich nicht mehr schlafen können.Ich stehe also auf, und hole wieder mein Tagebuch. <Ich muss die andere warnen. Ich werde verhaftet> Wiederhole ich ständig. Ich blättere bis zum lezten Eintrag. Schaue mir das leere Blatt an. Dann nehme ich den Kugelschreiber und fange an zu schreiben. [siehe TB Beitrag "Rick"] Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 20, 2013 Report Share Posted November 20, 2013 -ich nehme die 2 Kofferchen aus meine Abteil, und gehe zu Ricks Abteil. Er ist nicht da, Tür ist geöffnet. Umso besser.Ich lasse die zwei Koffer da, und auch das Tagebuch, auf dem Tisch. Dann gehe ich wieder raus, und schliesse die Tür.- -da sehe ich den Professor. Er kommt auf mich zu- [geht in NP: professor weiter] Link to comment Share on other sites More sharing options...
Artio Posted November 20, 2013 Report Share Posted November 20, 2013 Olga läuft durch den Gang.> der Verrückte hatte einen Arztkoffer, zumindest das M dürfte hilfreich sein, Moment die Comtessa hat ihren Geliebten erst versorgt, vielleicht kann sie auch Hasan helfen, nur wo steckt sie?<Manchmal hat man einfach Glück, just in diesem Moment tritt Matilde vor Olga in den Gang."Comtessa, warten sie, wir brauchen ihre Hilfe." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 20, 2013 Report Share Posted November 20, 2013 - Ich bleibe stehen-"Questo viaggio non finisce mai" sage ich leise."meine Hilfe? Was ist passiert?" Link to comment Share on other sites More sharing options...
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