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[Nightmare in Norway] Ankomst Lom; dag to; Nebenplot Zimmer 203


Der Läuterer
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Ich höre den Aufschrei und stürme noch immer frustriert aus meinem Zimmer.

 

"Was ist lo- ..."

 

Ich sehe ihn mit weit aufgerissenen Augen an, und schiebe ihn etwas zur Seite.

 

"Darf ich?", sage ich mürrisch, auffordernd zur Seite zu gehen und mich meinem Glück zu überlassen.

 

Ich gehe ein Stück zurück, atme tief ein, alles um mich herum erscheint langsamer, kurz fast schon friedlich. Mein Gesicht verfinstert sich.

 

Ich ziele mit dem Fuß mit gewaltigem Schwung genau gegen das Schloss der Tür, um den Riegel aus dem Türrahmen zu brechen, da dies die vermeintlich instabilste Stelle der Tür ist.

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Die massive Tür wehrt sich und wehrt die brutale Annäherung ab. Ein zittern durchzuckt die Maserungen.

Dann folgt ein Knacken und Splittern.

Und schliesslich bricht das Türschloss heraus und Rick taumelt und stürzt in Matildes Zimmer hinein.

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"Kommen Sie, Doktor!", rufe ich und zerre Andrews zu der Gestalt am Bett, die sich in krampfhaften Windungen auf dem Bett räkelt. Es wäre beinahe hypnotisch, wenn es nicht so gräßlich wäre. "Kümmern Sie sich um sie!"

 

Ich analysiere die Lage, bemerke ihre Fingernägel, blutig in die Decke gekrallt. Am Kopf eine Platzwunde, deren Lage perfekt zu der Deckkante passt. Gut. Es sieht nicht so aus, als wäre jemand (wie ich) bei ihr gewesen und hätte sie attackiert. Wohl eher kein Tatort.

 

Trotzdem schaue ich unter dem Bett und in dem Schrank nach, damit ich meine aufgeregten Befürchtungen beruhigen kann.

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"Verdammt.. Ein Anfall.. VERSUCHEN SIE SIE FESTZUHALTEN!"

 

Zuerst ruhig, dann brülle ich Rick an.

 

"Sofort wieder da!"

 

Ich sprinte in mein Zimmer und suche einige Medikamente, unter anderem ein krampflösendes, und beruhigendes Mittel, sowie einige Schmerzmittel, Verbände und Sonstiges.

 

Schließlich betrete ich mit hastigen Schritten wieder das Zimmer.

Edited by Shine101
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"Matilde", flüstere ich auf italienisch. "Hören Sie nicht auf das, was die Stimmen Ihnen sagen." Ich nehme ihre Hand, die sich sofort schmerzhaft in die meine krallt. "Wir sind bei Ihnen."

 

Da merke ich es. Ihr Brustkorb, das Herz, es ist ihr Herz! "Andrews!", brülle ich. "Oh Gott, ich glaube, es ist etwas mit ihrem Herzen nicht in Ordnung!" Hoffentlich ist es noch nicht zu spät! Ich drücke ihre Hand und murmel auf italienisch: "Zählen Sie mit mir die Sekunden, Matilde? Wie ich es Ihnen auf meinen Zettel geschrieben haben, wissen Sie noch? Eins, zwei, drei ... Versuchen Sie mitzuzählen!" Wir werden sie verlieren, Matilde wird in diesem Bett sterben. Für ihr verkrampftes Gesicht bringe ich jedoch ein Lächeln zustande. "Versuchen Sie es, bitte."

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-etwas hält mich an der Hand fest. Ist er zurück? Ein neuer stechender Schmerz erwischt mich, und ich räspele, und höre auf zu atmen.

"ich...ich...sie.." stottere ich.

Dann würge ich, und es kommt hoch.

Ich drehe menen Kopf nach links und übergebe mich. Ich spüre den Geschmack.

 

Blut, reines Blut. Überall auf den Boden. Die Schmerzen in der Brust ist so heftig, daß er so wir einen Blitz mein Gehirn erreicht. Ich schnappe nach Luft, und schreie

"FASSEN SIE MICH NICHT AN! SIE MUSS RAUS!"

 

Erneut erbreche ich mich. Meine Hand hält fest etwas, und ich kratze mit aller Wut ("Wut des Schmerzes") daran.

 

Dann schlage ich mehrmal mit der anderen Hand auf die Brust, heftig, und hoffe, daß die Wehen aufhören werden.

 

Doch sie tuen es nicht.

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"Ihren Arm!"

 

Ich ziehe den Arm zu mir, halte ihn fest, damit er nicht zu sehr unter den Zuckungen hin und her schwingt, suche die Vene und setze eine Spritze mit einem entkrampfenden und beruhigenden Mittel.

 

Danach versuche ich sie so gut es möglich fest zu halten, damit sie sich in ihrer Panik nicht noch stärker selbst verletzt.

 

"Es müsste in einigen Sekunden anfangen zu wirken.", sage ich Rick mit einem grimmigen Blick: "Nicht nachlassen."

 

Dann richte ich meinen Blick auf Matilde:

 

"Kommen sie schon, sie packen das.", ich drücke ihre Hand mit der rechten, mit der linke drücke ich sie bewegungseinschränkend auf das Bett.

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Ich halte alle Schmerzen aus und bin eine rettende Konstante inmitten all diesem Schmerz, inmitten der Pein, aus was auch immer sie genau bestehen mag. "Ich bleibe, Matilde ..." Ich lächele zaghaft. "Hab schon Schlimmeres gesehen." Mein Blut fließt nun meine Hand hinunter und vermischt sich mit dem dieser sterbenden Frau. Aber ich halte sie weiterhin fest. "Andrews wird Ihnen jetzt die Schmerzen vom Leib nehmen ... Sie werden wie eine Wolke sein. Schwerelos und über den Gräueln der Welt." Für eine kurze Zeit, ergänze ich in meinem Kopf.

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- Ich drücke nochmal Ricks Hand ("es ist Rick!") Ich spüre ein pixen am Arm, und er spricht nochmal zu mir, aber ich höre nicht mehr so klar

"Andrews ... Schmerzen ...nehmen..."

 

Ich drehe mich zu Andrews um.

 

"nein, nein, sie muss raus, ich muss sie freilassen...die Seele.." flüstere ich kraftlos.

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Das Spasmolytikum aus den uralten Wirkstoffen Hyoscyamin und Atropin durchströmt Matildes Körper. Das Mittel aus Bilsenkraut und Tollkirsche frisst sich gierig, wie eine Viper, unaufhaltsam, seinen Weg durch ihre Blutbahn, um sein Werk zu verrichten.

 

Matildes Handgelenk verdreht sich spastisch. Ihre Finger tasten und finden Ricks Unterarm und die Krallen der Wildkatze pflügen blutige Schneisen in seinen Unterarm. Tief und blutig. Tiefer und blutiger. Wieder und wieder. Blut fliesst von seinem Handgelenk auf das Laken und brennt dort seine Position am Bett unübersehbar ein.

 

Die Schmerzensschreie beider sind unüberhörbar und gellen echohaft durch das Haus, wie ein irrer, der im Wahn durch das ganze Gebäude läuft, während sich beide Schmerzenslaute zu einem kakophonischen Crescendo vermischen.

Das Geschrei explodiert wie eine Bombe, die ihre Schrapnelle in alle Richtungen aussendet, die durch Räume und Gänge fliegen, von Wand zu Wand prallen, sich, wie siedendes Öl in jede Ohrmuschel ergiessen, sich zum Gehirn durchfressen, um dieses zum Schmelzen zu bringen und mit kreidebleichem Ton, ein Bild des Entsetzens in jedes Gesicht zu meisseln

 

Der Blick des Doktors wandert gebannt von seiner Uhr zu seiner Patientin und wieder zurück,

während sich Matildes Körper wieder und wieder verkrampft. Matildes Stimme ist angefüllt von zischender Aggression. "DU... MISTKERL... ! DU... ahhh ! LASS... MICH... LOS ! VER... SCHWIN... DE... VON... MIR... ! LASS MICH ! DU BRINGST... ahhh... MICH UM... ahhh... DU...

ahhh... MIST...KERL !"

 

Der Rücken der jungen Frau auf dem Bett löst ich vom Laken, bäumt sich auf, das Rückgrat überstreckt, jeder Muskel angespannt, der Brustkorb zur Decke hochgedrückt. Wie ein gespannter Bogen.

Die Haut ist ebenfalls gespannt. Die Muskulatur tritt sichtbar hervor. Die grobe Faserung ist deutlich zu erkennen. Das kurze Negligé bedeckt hauchzart ihren Körper wie eine milchige Flüssigkeit, die wie angegossen auf dem Körper liegt, dem lüsternen Auge mehr offenbart als verhüllt und seitlich, an Brust, Taille und Hüfte nach unten tropft.

"LASS MICH... LOS... ICH HHHAASSSSEEE... DICH !"

 

Die Frau auf dem Bett windet sich, wie eine Wildkatze, die sich mit allen Mitteln dagegen wehrt, ertränkt zu werden.

Sie verdreht ihren Körper und schliesslich findet ihre Fusskante des rechten Beines sein Ziel. Ricks Adamsapfel. Ein Röcheln entrinnt seinem Mund. Ein weiterer, kraftvoller Tritt gegen Ricks Brustkorb schickt ihn vom Bett und lässt ihn am Boden würgend zurück.

 

Der Doktor erfasst die Situation sofort und wirft sich auf Matilde. Mit den Knien auf ihren Unterarmen fixiert er sie auf dem Bett.

Die schon aufgezogene Spritze mit dem Sedativum findet Matildes Ader. Die Mischung aus Morphin und Codein ergiesst sich in eine Vene.

Matildes Adern schwellen an. Blauen Regenwürmern gleich, zeichnen sie sich an den Schläfen, dem Hals und den Unterarmen ab.

Aber sie wird nicht ruhiger. Im Gegenteil. Die Medikamente scheinen nicht zu wirken. Matildes Adern pochen und pulsieren.

Sie windet einen Arm frei, stösst ihre Faust in die Weichteile des Doktors, so dass sich dieser krümmt und sie ihn von sich herunterstossen kann.

 

Dann springt sie auf und läuft zum Fenster.

Schnell steht sie auf dem Fensterbrett und stürzt sich in die Tiefe.

Eine der vielen Schneewehen fängt sie auf.

Es ist bitterkalt, aber sie fühlt keine Kälte.

Sie würgt und spuckt aus. Und an dieser Stelle färbt sich rot. Dann beginnt sie, sich durch den Schnee zu kämpfen.

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Während Matilde noch zum Fenster rennt, richte ich mich stöhnend auf und sehe gerade noch, wie sie im Schneesturm verschwindet. Ich reibe mir meinen schmerzenden Hals und schnappe nach Luft.

Andrews krümmt sich am Boden und ich krächze mit der wenigen Luft, die mir noch bleibt: "Sie wird ... sich den Tod holen. Ich hole Jacken, dann folgen wir ihr!" Damit drehe ich mich um und stürme innerhalb weniger Sekunden zu meinem Zimmer, schulterere meinen Rucksack und werfe mir prompt Winterkleidung an und nehme auch Hasans Mantel mit. Während meine Stiefel nur locker übergestriffen worden sind, reiße ich wieder die Tür von Zimmer 203 auf. Ich werfe Andrews Hasans Mantel hin und rufe: "Los Andrews! Folgen wir ihr!" Dann mache Anstalten ans Fenster zu gehen, das mir wütendes Schneegestöber entgegen treibt.

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- ich versuche aufzustehen, aber es ist einfach unmöglich. Erst realisiere ich was überhaupt passiert ist, und wo ich bin. Aber irgendwie spüre ich die Kälte nicht, nur die Schmerzen.

Ich krabbele weiter, weiß nicht mal wohin. Es dreht sich alles, die Sprizen wirken zwar nicht ganz, aber meine Sinne sind getrübt.-

 

"RAUS - GEH RAUS DU MISTKERL!" Schreie ich wieder.

 

Und wieder erbreche ich Blut.

 

"Ich bin bald tot." denke ich verzweifelt. "Dann ist ja alles vorbei"

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Die aufgeschreckten Mitarbeiter und Gäste der Lodge rotten sich zusammen, tuscheln miteinander und wilde Spekulationen machen die runde. Dann macht sich das Rudel neugierig und ängstlich auf den Weg. Lemmingen gleich ergiesst sich die menschliche Lawine treppauf zum Ursprung des Geschreis.

Schliesslich stehen fast alle Menschen der Lodge im Gang des des zweiten Stockwerk des Hauses.

Neugierige Blicke, die sich in den Raum 203 ergiessen, können die Contessa aber schon längst nicht mehr erspähen.

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"Verdammte Scheiße..", murmel ich und blicke die Schaulustigen finster an.

 

Ich sage ihnen auf Englisch und Norwegisch, dass sie sich vom Acker machen sollen und dass es nichts zu sehen gibt. Es ist lediglich jemand mit dem Kopf gegen einen Nachtschrank gefallen, und durch Fieberträume schreiend in seinem Badezimmer eingesperrt. Sie sollen verschwinden, ich als Arzt würde mich um alles kümmern.

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Die Schaulustigen diskutieren, deuten ins Zimmer und reden mit Händen und Füssen. Einige gehen wieder, kopfschüttelnd.

Dann eine Stimme "Wo ist Madame Visconti? Geht es ihr gut?"

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