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Rollenspielneulinge: wie erschaffe ich einen glaubwürdigen Charakter?


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Moin,

 

nein, es geht hier nicht um mich, sondern um 3 Leute aus meiner aktuellen Cthulhu-Runde. Wir spielen die Bestie und es ist ja vorgesehen, dass man sich für die ersten 3 Abenteuer jeweils einen eigenen Charakter erstellt.

Technisch ist das kein wirkliches Problem, aber darum soll es hier auch nicht gehen.

Das Problem ist vielmehr, dass ich es für sinnvoller halte, sich erst eine Charakterbeschreibung auszudenken und erst danach die notwendigen (technischen) Sachen auszuarbeiten (also z.B. Skills vergeben, Werte ausrechnen, etc.).

 

So, jetzt habe ich in der Runde 3 ziemliche Neulinge (1 ist kompletter Neuling, eine hat mal vor Jahren Rollenspiel gespielt und einer, der bisher nur Erfahrung mit Shadowrun gemacht hat - und da geht es ja eher technisch zu... ich hoffe, ihr versteht, was ich meine).

Nun hat gerade Letzterer absolute Probleme, sich einen Charakter (bzw. eine Charaktergeschichte) auszudenken.

 

Und das führt mich zu der Frage, ob ihr vielleicht Ideen habt - gut wäre z.B. eine Art Checkliste - was man bei ner Charaktererschaffung so alles beachten sollte, bzw. wie ich dem Spieler das Ausarbeiten seiner Charaktere erleichtern könnte?

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Bei einer Charaktererschaffung suche ich mir im Netz immer zuerst die Biografie einer bekannten Persönlichkeit heraus.

Autor / Abenteurer = E. Hemingway

Polizist = E. Ness

Ägyptologe = H. Carter etc. pp.

Das Ganze ergibt einen groben Rahmen, den ich dann mit anderen Zeiten, Orten und Namen variiere, anpasse und verändere.

Und entsprechend der Biografie bekommt der Char dann seine Fertigkeiten.

Dazu noch ein hübsches s/w Foto.

Fertig.

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Ganz einfach: erarbeitet einen simplen Lebenslauf und schmückt die Punkte mehr aus.

 

Wo geboren und wer waren die Eltern

Wo aufgewachsen / die Jugend verbracht

Wo zur Schule gegangen / Freunde aus der Zeit

Ausbildung / höhere Schulausbildung / Studium

Ausgeübter Beruf / Militärzeit

Verheiratet ja/nein

Kinder ja/nein

 

Das war´s schon wenn das Gerüst steht, hat man einen glaubwürdigen Charakter. Wieviel Zeit der Spieler da rein stecken will ist seine Sache, selbst wenn es nur Stichworte sind, reicht das schon für ein gutes Gesamtbild.

 

Alles darüber hinaus kommt mit der Zeit und wenn man das System besser kennt.

Edited by -TIE-
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Danke für die coolen und vor allem auch sehr unterschiedlichen Ansätze...

Vielleicht kommen ja noch andere Tipps. Ich bin gespannt.

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Im Spielerhandbuch gibt es ein paar gute Punkte, welche man bei der Charaktererschaffung auch auswürfeln kann. Da wäre u.a. eine Achillesferse, Spleens, Motivation etc. dabei. Einfach mal zufällig alles auswürfeln, schauen ob das irgendwie miteinander harmoniert und dann kann man auf diesem Skelett das Fleisch draufpacken. Ich mache das oft wenn ich One-Shot-Charaktere ausarbeite und bin damit bisher sehr gut gefahren.

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Bisher habe ich die Spieler immer wählen lassen, welchen Archetyp, welches Motiv und welchen Spleen sie für ihren Charakter nehmen (das waren so die 3 Voraussetzungen, die jeder hatte). Das führt aber leider dazu, dass immer wieder das Gleiche genommen wird. Andererseits hat man beim Auswürfeln das Problem, dass viele sich mit dem Charakter dann nicht identifizieren können, da sie quasi was aufgezwungenes spielen sollen.

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Von aufzwingen kann ja nicht die Rede sein. Natürlich kann man neu würfeln sofern man unzufrieden ist. Aber durch solch eine Würfelei kommt man vielleicht mal auf neue Ideen und lässt sich inspirieren. Die Identifikation mit dem Charakter kommt doch eh durch das aktive Spielen und nicht bereits in der Erschaffung.

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Ich hatte auch mal so einen Fragenliste zur Charaktererstellung erstellt. Allerdings für ein Fantasy RPG.

Aber generell kannst du deinem Spieler so eine Fragenliste vorlegen und er muss sich dann halt was zu den einzelnen Punkten ausdenken.

So wie Tie geschrieben hat. Kann man auch noch verfeinern und Sachen wie

"Wie gläubig ist der SC, an was glaubt er...? Politische Ansichten? "

Und auch die Frage wie stark die einzelnen Aspekte ausgebildet sind.

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Von aufzwingen kann ja nicht die Rede sein. Natürlich kann man neu würfeln sofern man unzufrieden ist. Aber durch solch eine Würfelei kommt man vielleicht mal auf neue Ideen und lässt sich inspirieren. Die Identifikation mit dem Charakter kommt doch eh durch das aktive Spielen und nicht bereits in der Erschaffung.

dito.

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Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, erstmal die Lebensgeschichte eines Charakters auszudenken (aus was für einer Familie stammt er, was hat er während des Kriegs gemacht, erste Liebe etc. etc.) und DANN zu entscheiden, welchen Beruf so ein Charakter wohl ergreifen würde. Der Rest kommt dann von ganz allein.

Denn ansonsten hat man wirklich immer nur die Abziehbilder des Professors, der Krankenschwester und des Privatdetektivs.

 

(Vielleicht sollte man mal einen Artikel für den CR machen zu alternativen Charaktererschaffungen auf der Fluff-Ebene)

Edited by Der Tod
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Fragelisten: hab ich oft ausgeteilt, hat meist wenig geholfen.

 

Ich stimme dem Tod zu: erst die Idee / ein Konzept, dann Beruf, Werte, Ausrüstung usw.

 

Ich lasse mich gerne von Filmen und Büchern oder historischen Personen inspirieren. Aber Achtung: auf keinen Fall 1zu1 übernehmen. Immer dran denken, die Kampagne wird nie so ablaufen, wie das Buch/der Film. Der Charakter braucht also eine erweiterte Motivation, mehr Tiefe und mehr Vielseitigkeit.

 

Ein Bsp, mein aktueller Char für INS:

 

Ich wusste, es geht auch mal nach Ägypten. Persönlich interessiere ich mich sehr für das Thema, also sollte hier ein Bezug sein. Ein Ägyptologe war mir aber zu "verkopft" und passiv, also ein Reporter. Ich hab mir Howard Carters Entdeckung angeschaut und dort fand sich ein Hinweis, dass die London Times die exklusiven Rechte hatte, noch vor den ägyptischen Zeitungen. Ok, also ein Brite. Was macht der in Ägypten? Er wurde "strafversetzt" in dieses staubige Land. Warum? Er war ein aufstrebender, junger Journalist, allerdings hat er einen Geschichte zu sehr verfolgt, betroffen waren Leute aus dem Umfeld der Königsfamilie. So wurde er ruhig gestellt und nach Ägypten versetzt. Die Enttäuschung war groß, dass er den großen Fall mit dem Königshaus nicht angehen könnte und statt dessen hier gelandet ist. Also begann er etwas abzudriften (Alkohol, Opium). Es kam zu einigen Schlägereien (so erklären sich auch ein paar Punkte in Nahkampfwerten). Schließlich wollte er Streit mit einem anderen britischen Gentleman anfangen, der ihm deultich die Meinung gesagt hatte zu dem selbstmitleidigen und feigen Verhalten. Doch der Fremde traf den Nagel auf den Kopf und das merkte mein Charakter. Also hörte er ihm zu. Und fand wieder in die Spur. Der Fremde stellte sich als Arthur Conan Doyle vor, da begriff mein Charakter erst, dass er den berühmten Schöpfer von Sherlock Holmes vor sich hatte. (der echte ACD war öfters in Ägypten da seine Frau das Klima dort gesundheitlich sehr schätzte).

Diese Bücher halfen ihm dann über die schwere Zeit und er begann sich (mehr aus Spaß) an den Methoden von Holmes zu versuchen, um hinter das Offensichtliche zu blicken. Schließlich begann er über den gescheiterten Carter zu berichten und dessen fieberhafte Suche zu begleiten. Als Carter dann endlich fündig wurde erlangte er Weltruhm, mein Charakter konnte sich immerhin rehabilitieren und sich einen Namen unter den Presseleuten machen. So wurde er ein freier Reporter der um die ganze Welt zieht (genau das richtige Konzept für eine weltweite Kampagne). Und um den Einstieg zu erleichtern wurde er noch mit dem Verlag und dem "Questgebenden" NSC verknüpft, für den er mal ein paar Recherchen gemacht hatte.

 

Der Charakter hat vom Start weg super funktioniert, die Werte ergaben sich ganz automatisch, genauso wie Stärken und Schwächen. Zudem konnte der SL besonders in Ägypten durch die Geschichte sehr gut mit meinem Charakter arbeiten und ihm Hinweise usw. geben.

 

Hoffe das Bsp. verdeutlicht meine Vorgehensweise. Ach ja, und kleine Freiheiten sollte man sich natürlich auch nehmen ;)

 

Die nötigen Infos finden sich sehr schnell auf Wikipedia & Co.

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Ich glaube, ihr habt mich nicht richtig verstanden: dass IHR keine Probleme habt, euch einen Char zusammen zu bauen, da habe ich keine Zweifel. Es geht aber um Leute, die wenig bis gar keine Erfahrung mit Rollenspiel haben und erstmal in die Sache reinwachsen müssen. Und genau die Vorgehensweise: Idee -> Ausarbeitung ist schon das, woran es hapert! Sie haben teilweise keine wirkliche Idee, was sie spielen wollen. Ich weiß leider auch nicht wirklich, wo genau das Problem liegt, denn dann könnte ich ja selbst helfen...

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Wenn du mal die Chance hast ein altes Vampire the Maskerade Spielerhandbuch in die Finger zu bekommen dann nimms mit. Diese Storytellersysteme legen viel Wert auf die Charakterentwicklung und da ist genau der Fragenkatalog drin den sich jeder Spieler stellen sollte, bzw. den jeder Spieler an die Hand bekommen sollte um eine Charakteridee zu entwickeln. Ich habem eine OWD Sammlung verkauft sonst würde ich die Oberbegriffe hier einfach mal abtippen. Die sind sehr umfangreich und eine gute Spielerhilfe!!

 

Ich poste hier auch mal einen anderen Beispielcharakter bei dem du aus der Beschreibung ziemlich genau den o.g. Lebenslauf herauslesen kannst. Halt nur in ausgeschmückter Form.

 

Jeremiah Wilson Shaw / Two Face O´Sullivan

 

ST: 12, KO: 11, GR: 14, GE:16, ER:15, IN:16, MA: 13 , BI: 19 (18 und durch Alter +1)

 

Treffpunkte: 13

Magiepunkte:13

Gs: 65

 

Idee: 80

Wissen: 90

Glück: 65

 

Schadensbonus: +1W4

 

Alter: 35

 

Waffen: 1873 Colt Single Action Army (Unterarmholster) selten getragen, nur wenn es gefährlich wird, Messer (im Gürtel, Rücken), immer getragen.

 

Aussehen:

 

Auf dem rechten Unteram hat er ein Tattoo das den Heiligen St. Michael zeigt der über dem Teufel steht. Das erinnert ihn daran, wo er herkommt und das er das Verbrecherleben hinter sich gelassen hat.

 

Auf dem linken Unterarm hat er ein Tattoo des Heiligen St. Patrick, sein Herz hängt an Irland.

 

Fertigkeiten:

 

Ansehen: 45

Bibliothekbenutzung: 65

Faustfeuerwaffen: 65

Gesetzeskenntniss: 60

Messer: 50

Psychologie: 40

Schleichen: 50

Schlosserarbeiten: 51

Überreden: 40

Verborgenes Erkennen: 55

Verkleiden: 21

 

Faustschlag:60

Fußtritt: 40

Ringen: 40

 

Jeremiah Wilson Shaw ist der Sohn einer irischen adligen und eines Londoner Geschäftsmannes. Er fühlt sich seinem irischen Erbe sehr verbunden, auch wenn es Vorteile hat einen echten englischen Namen und das Aussehen seines Vaters geerbt zu haben. Jeremiah wuchs behütet in der Stadtvilla in London und auf dem Landsitz seiner Mutter in Irland auf. Wann immer es ihm möglich ist verbringt er Zeit auf der grünen Insel und besucht seine Mutter. 

 

Durch das Einkommen seines Vaters hat er eine sehr gute Allgemeinbildung genossen und nur die besten Privatlehrer gehabt, später studierte er in Oxford Jura. Er entwickelte eine fast schon manisches Interesse für die kriminelle Seite, so dass es nicht allein bei dem Besuch von Gerichtsverhandlungen blieb. Jeremiah war der Meinung um das Verbrechen zu verstehen muss man Verbrechen begehen. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog sich seine Mutter ganz aus London zurück und Jeremiah geriet durch den Verlust seines Vaters, auf der Suche nach einem neuen Sinn für sein Leben endgültig auf die schiefe Bahn. Er trieb sich in der Londoner Unterwelt herum und war zeitweise Mitglied einer Verbrecherbande die Schutzgeld erpresste und sich durch Postzugüberfälle einen Namen machte. Bei einem dieser Überfälle wurde sein bis dahin bester Freund Finn McClary, auch Green Finn genannt, erschossen. Der Tot seines Freundes bedeute erneut eine Wende in seinem Leben. Noch heute treffen sich die verbleibenden Bandenmitglieder des "Gentlemans Club" am St. Patricks Day an Finns Grab und erweisen Mc Clary die letzte Ehre. Dann trinken sie irischen Whisky und Beten ihr altes Gebet:

 

"Vater unser im Himmel
geheiligt werde unser Name
unser Reich komme
unser Wille geschehe
im Himmel so auch auf Erden
unser tägliches Brot nehmen wir uns heute
und vergib uns unsere Schuld
die wir nicht vergeben unseren Schuldigern
und führe uns in Versuchung
denn wir lieben das Böse
Amen."

 

Auf dem Grabstein zurück bleiben vier leere und ein volles Whiskyglas. "Sláinte!" Ein letzter Salut an Mc Clary.

 

Mit dem Wissen aus zwei Welten, der Oberschicht Londons mit den Geschäftskontakten seines Vaters und flüchtigen Verbindungen zum Adel auf der einen Seite und seinem Wissen um die Londoner Unterwelt mit ihren finsteren Bräuchen und Gestallten auf der anderen Seite gründete er schließlich 1882 seine eigene Privatdetektei. In Anlehnung an die alte Crew trägt die Detektei den Namen "Gentleman´s Affairs".

 

Den Familiennamen seiner Mutter O´Sullivan nutzt er als Synonym wenn er während seiner Nachforschungen unerkannt bleiben will, oder einen Decknamen braucht. Grundsätzlich nimmt er jeden Auftrag an, einzige Ausnahme bilden da Ehestreitigkeiten. Das waschen schmutziger Wäsche überläßt er lieber anderen und hasst es wie die Pest zwischen die Fronten einer solchen Streitigkeit zu kommen. Das Honorar für solcherlei Nachforschungen muss schon sehr hoch sein damit er den Auftrag annimmt.

 

Jeremiah wohnt in einer gut eingerichteten Wohnung über der Detektei. Das Gebäude war früher das Kaufmannskontor seines Vaters und er hat es weitesgehenst unverändert gelassen. Die Stadtvilla wird zumeist von seiner Mutter genutzt wenn sie in London ist.

 

Auf der Straße ist er in Unterweltkreisen als Two Face bekannt, er kann der vollendete Gentleman sein, oder ein Mitglied des Gentleman´s Club. Ein mit allen Wassern gewaschener Berufsverbrecher der Postzüge ausgeraubt und Schutzgelder erpresst hatte.

 

Der Mann mit den zwei Gesichtern.

 

Das ist jetzt nur ein Beispiel wie man die Stichworte aus dem Lebenslauf zu einer Story umsetzt und schon beim erstellen kommen einem da neue Ideen. Wichtig ist anfange, verwerfen kann ich immer noch. Aber vieles ist ganz einfach wenn man es nur anfängt.

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