Jump to content

[Elegie eines Träumers] NP: Die erste Dissonanz


Recommended Posts

Draußen angekommen stürme ich zu meinem Motorrad, ich will nur weg. Ach scheiße! Heute geht auch alles irgendwie daneben. Helm und fuck Handy auch. Aber ich gehe da jetzt nicht wieder rein. Ich stelle mich mit dem Rücken zur Bar, an das Motorrad gelehnt und zünde mir mit zitternden Händen eine Zigarette an.

 

Nach den ersten hektischen Zügen wische ich mir mit dem Handrücken die Träne von der Wange und eine Strähne aus dem Gesicht.

 

Beruhig dich. Versuch ich mir immer wieder einzureden, aber es will nicht wirklich klappen.

Link to comment
Share on other sites

Ich schaue ihn an, und packe mit beiden Hände an der Kragen, und ziehe ihn hoch.

"Dreizehn Jahre, Llyod, dreizehn Jahre ohne ein Zeichen, und jetzt zeigst du mir das?" Mein Gesicht ist ein Millimeter von seinem entfernt.

Ich starre ihn mit schmerzenden Augen an.

Dann schüttele ich den Kopf.

"Ich sollte dich umbringen, weisst du das?" zichte ich. "So wie du mich umgebracht hast" Ich lasse ihn langsam los.

Edited by Nyre
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ich nicke. Lasse das Kreuz sinken. Wie auch meinen Blick. Sie hat recht. Ich schäme mich, in diesem Augenblick bereue ich zum ersten Mal, was ich getan habe. Dann diese Stimme in meinem Kopf:

 

Es ist nie zu spät, um Reue zu zeigen.

 

Irgendwie gibt mir das Hoffnung. Irgendwie gibt mir das Kraft.

 

"Es tut mir leid, kleine Fee.", flüstere ich, nun nicht mehr atemlos, sondern unendlich müde. "Aber ich bin wahnsinnig froh, dich gefunden zu haben. Das bedeutet mir sehr viel." Ich bin mir bewusst, dass alle Augen im Café auf uns starren, doch das ist mir egal. Für mich existieren gerade nur wir beide.

Link to comment
Share on other sites

Kleine Fee.

 

Das bin ich lange nicht mehr. Keine hat mich mehr so genannt, seit dem Tag, an den er verschwand.

 

"Kleine Fee.." murmele ich. Meine Zähne knirschen. Ich atme tief ein. "ich bin es nicht mehr, Bruder. Ich bin nur NYPD Schrott, meine Flügel habe ich ausgerupft."

 

Ich bin nur ein Wrack, seinetwegen. Er hat mir das Leben ruiniert. Sag es. Und schlag ihn nochmal.

 

Das Handy, daß noch klingelt, gibt uns ungewollt eine Art Soundtrack.

 

Wie passend. Kinoreif, der Scheiß

 

"Ich will nicht wissen, wie du es geschafft hast. Ich will wissen, warum." zichte ich. Dann packe ich wieder an der Kragen.

 

"Verdammtes arschloch"

 

Ich umarme ihn dann fest. Und drücke ihn so fest ich kann.

 

Er kann mich dann weinen hören.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Und da ist sie, die Frage. Warum. Ja warum? Warum eigentlich?

 

"Es hatte nichts mit dir zu tun oder mit Mum oder mit Dad. Ich wollte nie, dass du das glaubst." Ich halte sie fest an mir. Sie soll nicht loslassen, sonst würde ich aufwachen. Doch ich brauche keine Angst zu haben. Sie hält mich weiter mit ihren Armen gepackt. Auch mir laufen nun Tränen die Wangen herunter. "Du bist so wunderschön geworden - und stark. Ich bin sicher, dass du deinen Weg gegangen bist. Dafür brauchtest du mich nicht. Das macht dich noch selbstbewusster und ..." Was laberst du für einen Müll?! Eine Pause. "Danke, dass du mich nicht vergessen hast. Ich hätte es nicht ertragen, vergessen zu werden." Denn werde ich vergessen, höre ich auf zu existieren.

Link to comment
Share on other sites

"Ich habe es gewusst, ich wusste, du lebst noch" sage ich, und lasse ihn langsam los. "Deswegen habe ich dich Jahre gesucht, Lloyd. Jahre lange..warum bist du nicht..warum hast du nicht nur..nur ein verdammter Nachricht, ein Zeichen gegeben, daß du..?"

 

Ich fühle mich auch müde, meine beine wackeln, als hätte ich mir einen Schuß gesetzt.

 

"Ich habe heute Nacht von dir geträumt..ein Mädchen hat mir gezeigt, wie du auf einen Felsen saß und.." ich unterbreche mich.

"Ich weiss nicht, ob ich dir verzeihen kann, Lloyd."

 

Ich habe ich bereits verziehen.

Edited by Nyre
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

"Das musst du auch nicht." Ein Mädchen mit Gitarre? Wie kann das nur sein? "Du musst dich nicht mit mir abgeben, wenn du nicht möchtest. Wenn das hier Schicksal ist, dann heißt das nicht, dass wir uns diesem ergeben müssen. Lebe das Leben, das du dir ohne mich aufgebaut hast. Ich habe kein Recht, dich zu zwingen, mir zu vergeben. Ich habe nur einen Wunsch. Einen einzigen." Ich schlucke. "Erzähl mir von dir." Ein verlegenes und vorsichtiges Lächeln. "Ich gebe dir auch einen Kaffee aus."

Link to comment
Share on other sites

Die Zigarette ist viel zu schnell heruntergebrannt und meine Pechsträhne an diesem Tag reißt einfach nicht ab. Fuck, fuck, fuck. Das war die letzte. Fahrig suche ich meine Taschen ab aber außer ein paar Nickel finde ich nur Flusen und Krümel. Die leere Packung knülle ich frustriert zusammen und werfe sie in den Rinnstein.

 

Marlboro, die Marke der coolen Cowboys. Verschwörungstheoretiker sagen die Marke des 313 weil man auf der Packung die drei K´s erkennen kann. Alles Bullshit. Ich folge der Packung mit dem Auge wie sie das letzte Regenwasser der vergangenen Nacht mit sich trägt und in die Kanalisation spült.

 

Ich stoße mich von meinem Motorrad ab und wende mich wieder der Bar zu. Handy und Helm und dann nichts wie weg. Mit ausgreifenden Schritten und innerlich auf eine neue Konfrontation mit der harten Frau gefasst gehe ich zurück in die Bar. Was ich da sehe verschlägt mir doch ein wenig die Sprache.

 

Ist das ein Zufall, die beiden, nicht nur die Augen. Jetzt wo sie nebeneinander stehen? Bruder und Schwester? Nicht mein Tag, nicht mein Tag. Sieht nach...ja nach was eigentlich. Sie hat geweint und er...kein plan, auch? Sieht nicht so aus als wenn es das beste wiedersehen war? Hatte sie wegen ihm eine scheiß Nacht?

 

"Hrmrh..." ich räusper mich hinter den zwei "...ich habe mein Handy liegen lassen" sage ich kleinlaut und habe das Gefühl im unpassensten Moment gestört zu haben.

Edited by -TIE-
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ich drehe mich kurz um.

 

Das Mädchen. Sie hat auch das Mädchen im Traum gesehen. Denke ich am Rande.

 

"Ja, ich..ich habe dein Handy, hier." Ich gebe es ihr, und auch den Helm, der auf den Boden neben mir gelandet ist.

"Ich wollte dich nicht verängstigen. Aber ich meinte es ernst. Ich habe auch das Mädchen mit der Gitarre im Traum gesehen" Ich zucke mit der Schulter.

 "Wie auch immer. glaubst es, oder nicht. Und fahr' langsam. Motorradunfälle sind selten schön" Ich drehe mich zu Lloyd wieder.

 

Gott, der ist echt immer noch da.

 

Ich bleibe stumm. nach all diesen Jahren, habe ich keine Ahnung, was ich ihm erzählen soll. Mein Leben ist nicht besonders. Voller gewalt, und Einsamkeit. Und Drogen.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

"Ich habe auch von ihr geträumt.", beginne ich vorsichtig. "Ein junges Mädchen, vielleicht 15 Jahre alt, lange dunkle Haare, blasser Teint. Sie ist mit mir in einem Ruderboot gefahren und ..." Ich verstumme. "Das hört sich alles ziemlich schräg an, hein? Ich finde, wir sollten es nicht überstürzen." Wenn wir schon dazu auserkoren sind, von dem selben Mädchen zu träumen und uns hier zu begegnen, sollten wir uns wenigstens kennen. "Die Sache ganz langsam angehen: Miss, mein Name ist Lloyd Gilligan." Ich reiche der fremden Frau meine Hand und fühle mich ganz aufgequollen. Tränen trocknen langsam.

Ich bin der Frau recht dankbar, denn die Anspannung in dem Gespräch mit meiner Schwester war nicht zu verkennen. Irgendwie ist es schon jetzt offener und ungezwungener.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Mein erster Gedanke ist: Die haben sich abgesprochen, aber warum spricht er von einem Ruderboot? Zögerlich nehme ich das Handy entgegen, ein entgangener Anruf zeigt das Display. Immerhin ist sie nicht rangeganen und geklemmt hat sie es auch nicht, Cop hin oder her. Sie zeigt mir immer noch die kühle Schulter, herrisch, glaub´s oder lass es, friss oder stirb, sei meiner Meinung...oder bau keinen Motorradunfall während du dich verpisst. Sie ist gewohnt das man entweder für oder gegen sie ist, gut zu wissen, schwarz oder weiß, grau sind nur die Unentschlossenen und wer zögert verliert.

 

Er sieht auch nicht gerade so aus, als wenn er die angenehmste Zeit seines Lebens hinter sich hat, aber er ist diplomatischer.

 

Ich reiche ihm die Hand "Amber..." Das muss für den Anfang reichen, noch traue ich der Szene nicht so recht. Nicht das es eine Masche ist und das Pärchen gerne ahnungslose Journalistinen im Keller foltert.

 

"Ihr kennt euch?"

Edited by -TIE-
Link to comment
Share on other sites

"Könnte man so sagen. Wir war- wir sind Geschwister." Das ist alles reichlich neu für mich. "Es ist verwunderlich, dass wir alle hier zusammengetroffen sind, auch wenn ..." Auch wenn ich Fiona heute ohnehin aufgesucht hätte. "Ach nicht so wichtig." Besser schweigen, sonst gibt es böses Blut. "Schätze, das alles ist bloß ein großer Zufall." Ich lache nervös und hebe meine Jacke vom Boden auf. Wie diese Szene endet, entscheidet nun nur noch Fiona. Ob sie sich mir anvertrauen oder mich für immer vergessen will ...

Link to comment
Share on other sites

"Ich glaube nicht an Zufälle" sage ich leise, als wenn ich mir selbst da nicht so sicher bin. "Euer treffen vielleicht, wenn ihr mich nicht verarscht..." und das wäre Oscarreif, wenn es so wäre "...aber der Traum niemals, mir hat er was bedeutet!" Meine Stimme wird etwas fester, vielleicht weil ich daran glauben will, das es eben nicht nur ein Traum war.

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...