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[Nightmare Bites] Kap.1: WIE VIEL PHARAO BRAUCHT DER MENSCH?


Der Läuterer
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"Nein, dass kann ich nicht. Leider."

 

"Dann muss ich mich wohl direkt an die Detektei wenden. Sie haben mir sehr weitergeholfen. Vielen Dank."

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Clive

 

Ich bin froh über diesen Anlass, Matilde folgen zu können.

 

Es ist kalt auf der Straße. Matilde steht in ihrem hübschen Kleid in der Kälte und blickt düster ins Nirgendwo. Ich habe eine Vorstellung davon, um wen ihre Gedanken kreisen. Ihre Haut ist weiß und mit einer Gänsehaut überzogen. Die verschränkten Arme und die Art, wie sie die Asche von der Zigarette schnippt, zeigen mir, dass ihr Temprament sich noch nicht vollends abgekühlt hat.

 

Ich ziehe mein Sacko aus und hänge es lose über ihre Schultern.

 

Dann bleibe ich neben ihr stehen und blicke in die gleiche Richtung, als gäbe es dort etwas zu sehen.

 

Nach einer Weile reicht mir Matilde die Zigarette. Ich nehme einen Zug und reiche die Zigarette wieder zurück.

 

Ich werte diese Geste als Zustimmung, sich anderen Themen zuzuwenden, und beginne, Matilde von dem Anruf zu erzählen, wobei wir beide weiter ins Nichts sehen.

 

"Elisa Marquard hat gerade angerufen.

 

Sie wirkte verwirrt und ... sehr verunsichert. ... Vielleicht hat sie Angst.

 

Sie wollte wissen, wer ich bin, und warum Dein Anruf von dieser Pension kam. Woher sie das wohl gewusst haben mag? Warum hätte die Rezeption hierzu nachforschen sollen? Wenn man nicht direkt in der Telefonzentrale nachfragt, dürften die Chancen gering sein, dass einem noch jemand Auskunft geben kann. Außerdem weiß ich nicht, ob zwischen dem Chelsea und uns nicht sogar mehrere Vermittlungen involviert sind. ... Keine Ahnung, wo das Chelsea liegt ..."

 

Ich seufze etwas resigniert angesichts der Vielzahl offener Fragen.

 

"Vor allem wollte Mrs. Marquard wissen, ob auf der Auktion von der Detektei mitgeboten wird oder nicht. Sie weiß also, worum es bei dem Auftrag geht. Ich habe angeboten, Dich ans Telefon zu holen, und ihr erklärt, ich sei über diese Dinge nicht informiert, weil ich kein Mitarbeiter der Detektei sei. Man habe mich aufgrund meiner Erfahrungen als Arzt und Mitglied verschiedener Ausgrabungen und Expeditionen um meine Meinung über etwas gebeten. Dabei habe ich nicht ausdrücklich gesagt, dass es um die Hand gegangen sei. Die Hand habe ich nicht einmal erwähnt ... sie auch nicht. Aber ich denke, sie wusste genau, was ich meinte.

 

Sie wollte nicht mit Dir sprechen.

 

Merkwürdig, denn sie hat vorgegeben, sich jetzt direkt an die Detektei wenden zu wollen.

 

Vielleicht hat sie nur mir misstraut ... und dieser Telefonnummer. Sie ist jedenfalls sehr vorsichtig ... warum auch immer.

 

Sie hat gesagt, einen Kontakt mit Gotthilf von Höllsang könne sie nicht herstellen.

 

Willst Du ins Büro ... oder Kilmister anrufen und instruieren?

 

...

 

Vielleicht sollte man Elisa Marquart einen unangekündigten Besuch abstatten, wenn Sie einen Treffen weiterhin aus dem Wege gehen will? Möglicherweise geht es ihr ähnlich wie uns ..."

 

Nachdem ich geendet habe, blicke ich zu Matilde herüber, die die Zigarette fallen lässt und auf dem Boden austritt.

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Als Ihr wieder hinein geht, hört Ihr einen der Männer im Frühstücksraum, den Schweizer Urs Wehrli, der auch gerade Zeitung liest. "Isch äs nät sunderbarr, wie äppes Thäma von däm Tod in dä Zitigä usgwälzt wärde tut? Däs isch doch makabrr, isch äs nät? De Räportr habät ja än Härzätluascht älls Schräcklichä zu bschribä. Abr, wie hät doch scho dä guatä altä Fräud gsagät hät, dä Lesr empfindät Luascht bi dä Kunfrontätion mit dä Tod von dä Personä, wil dä Psyschä von dä Mänschä is Potäntial zu tötä nuch immä in sisch tragä tät. Isch es nät?"

 

 

* Schweizerdeutsch Ist es nicht eigenartig, dass das Thema über den Tod in den Zeitungen derartig plattgetreten wird? Das ist doch makaber, oder? Die Reporter haben ja eine Herzenslust daran alles Schreckliche zu beschreiben. Aber, wie hat doch schon der gute alte Freud gesagt, der Leser empfindet Lust bei der Konfrontation mit dem Tod bei den Personen, weil die Psyche der Menschen das Potential zu töten noch immer in sich tragen würde. Nicht wahr?

Edited by Der Läuterer
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"Ich verstehe das nicht. Wenn diese Frau von Höllsang über die Auktion weisst, warum kann sie keinen Kontakt zu ihm stellen? Und vor allem: wieso sollte Höllsang sich an einem Zwischen bote wenden, ohne uns Bescheid zu geben? Ich habe nur seinen Namen, ich würde die hand nur an ihm übergeben. Merkwürdig. Sinnlos, eigentlich. Nun ja, wie all dies hier, nicht wahr? Werde ich in 4 Stunden sterben? Wollen sie mich wie Kristine zurichten? Oder werde ich ja auch wie Dalgliesch besessen? Wenn das passiert, erschiess bitte mich".

Ich drehe mich zu ihm.

"Ich mein es ernst"

Dann grinse ich.

"Aber bitte, nicht im Gesicht. Ich möchte ja ansehbar bleiben"

"Zurück zu der Frau. Wenn sie Angst hat, weil sie gezwungen wurde...hätt sie jetzt die Möglichkeit, Kilmister darüber zu informieren. Walter wird ihr nichts verraten. Höllesang ist unser Auftraggeber, nicht sie".

Edited by Nyre
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Clive

 

"Darüber kann ich nicht lachen, Matilde. Überhaupt nicht!", sage ich ernst.

 

"Vielleicht ist die Frau in einer ähnlichen Position wie wir ... wir können mit den Erpressern auch keinen Kontakt aufnehmen, sondern die wollen sich bei uns melden. Vielleicht ist es bei ihr und Höllsang ähnlich?

 

Merkwürdig, dass Hartmut sich überhaupt nicht über die Person des Auftraggebers Klarheit verschafft hat. Das scheint mir garnicht seine Art zu sein, oder? Er schien sonst immer derartig vorsichtig ..."

 

Ich denke daran, wie er mir im Café bei unserer ersten Begegnung untersagt hat, ihn bei seinem echten Nachnamen zu nennen, was man bei Hartmut eben 'echt' nennen kann ..., und wie er reagierte, als ich die Ereignisse auf Herm auch nur andeutungsweise streifte.

 

"Damit sie sich Kilmister anvertrauen würde, müsste sie sicher sein, dass der eben nicht nur für Höllsang oder einen Dritten arbeitet. ... Wir habe Penhew schließlich auch nur in bestimmten Grenzen vertraut und er steht offensichtlich ähnlich im Focus wie wir.

 

Ich frage mich noch immer, warum Penhew das Krankenhaus so schnell verlassen wollte. Warum war er selbst dort so nervös?"

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"Ich glaube, Penhew hat selbst den Überfall organisiert. Er hat keine Lust zu riskieren, dass die Maske nicht in seinen Hände fällt". sage ich ruhig.

"Die Maske ist bösartig, und wir solten uns von ihr fernhalten. Hartmut hatte auch keine Interesse daran"

"Aber wäre schon interessant zu wissen, wer sie bekommt"

"Sollen wir nicht Cainnech besuchen? Ich meine..wir haben nicht viel zeit, aber im Prinzip ist doch eher egal, wir werden nicht die Papiere stehlen, und dadurch ist das Ultimatum schon wie abgelaufen..weisst du was ich meine?"

Edited by Nyre
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Clive

 

"Vielleicht hast Du recht, aber irgendwie glaube ich, dass ein solcher Überfall nicht Penhews Stil entspräche. Penhew ist ein Sammler. Er genießt es, seine Sammlung auszustellen. Du hast gesehen, wie wichtig es ihm war, uns seinen 'Spiegel' vorzuführen. Mit gestolenen Antiquitäten könnte er das nicht machen. Nein, ich glaube, gerade die Auktion und die Herausforderung, der Meistbietende zu bleiben, würden ihn reizen.

 

Ich glaube auch nicht, dass Penhew dann persönlich am Tatort aufgekreuzt wäre. Wenn er dahinter gesteckt hätte, dann hätte er Handlanger geschickt.

 

Meinst Du, er glaubt, unser Urteil mit diesen sich widersprechenden Gutachten trüben zu können? Das reizt mich eher, mir eine eigene Meinung zu bilden, als davon abzusehen.

 

Aber vielleicht täusche ich mich in ihm.

 

Nimm mir das bitte nicht übel ... aber ich glaube Hartmut hätte wesentlich weniger moralische Bedenken und er war offenbar nicht glücklich darüber, dass jemand mit seinem Aussehen am Tatort gesehen wurde. Außerdem würde Hartmut sicher nicht wollen, dass jedermann weiß, dass er die Maske gekauft hat.

 

Ich will nicht behaupten, dass er es wirklich war. Aber immerhin wurde dort offenbar jemand mit seinem Aussehen beobachtet und das hat ihn sehr gestört ... warum, wenn er es nicht war? Es gibt tausende blonde, große Männer in London. Mir erscheint das komisch.

 

Wenn der Verdacht tatsächlich von dritter Seite gezielt auf Hartmut gelenkt werden sollte, wie er angedeutet hat, welchen Grund sollte Penhew hierfür schon haben?"

 

Ich denke eine Weile nach. Irgendwie spukt in mir der Gedanke herum, dass Höllsang eine Erfindung von Hartmut sein könnte. Aber auch das macht keinen Sinn. Und es ist wenig hilfreich, meine Verdächtigungen gegen Hartmut gegenüber Matilde auszusprechen.

 

"Nein, ich werde einfach nicht daraus schlau.

 

...

 

Aber Du hast recht, wir sollten nach Cainnech sehen.

 

Und Sie wollen vermutlich Kristine besuchen, Mr. Eklund? Vielleicht können wir das irgendwie miteinander verbinden und gemeinsam fahren?"

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An Eurem Nachbartisch herrscht eine zeitlang Schweigen, dann nickt der Österreicher Hermann Meier. "I hab Schädelweh."

 

"Pfuibä... Des englische Esse is gatschig, fadisierend un ungustiös undas Kaffeetscherl is a Fensterschwitz... Da geht mir des Geimpfte auf. Aber die Safaladi und die Paradeissauce sann sackrisch."

 

"Freud dazählt, desder Tod bei andere Individuen'n Gefühl von Macht under eigene Überlegenheit uslöse würd. Uns würd dadurch bewusst, dass wir selbst überlebe undas empfinde wir sein'r Meinung nach als lustvoll. Weiters Lustgewinn bekomme'r Mensch, laut Freud, durch de eigne Angstbewältigung. De Konfrontation, wenn'r san Lebe verjankert, könne unser schlimmste all'r Ängst die höchst Angstlust erwachse lasse. Aber des is terrisch."

 

"Die Bericht sann all unterm Hund... Die Presse verzahlt am Schmäh, matschkert und karniefelt des Volk bis all sann Nerverl, um sie deppert sterbe zu lasse."

 

 

* Österreichisch Ich habe Kopfschmerzen.

Igittigitt... Das englische Essen ist matschig, langweilig und unappetitlich und der Kaffee ist sehr wässrig. Da platzt mir der Kragen. Aber die Wurst und die Tomatensosse sind der Wahnsinn.

Freud berichtet, dass der Tod von anderen Individuen ein Gefühl von Macht und der eigenen Überlegenheit auslösen würde. Uns würde dadurch bewusst werden, dass wir selber überleben und dass würden wir seiner Meinung nach als lustvoll empfinden. Des weiteren würde der Mensch, laut Freud, Lustgewinn durch die eigene Angstbewältigung gewinnen. Die Konfrontation, wenn jemand sein Leben verlieren würde, könne aus der schlimmsten aller Ängste die höchste Angstlust erwachsen lassen. Aber das ist töricht.

Die Berichte sind unter aller Sau. Die Presse berichtet nur Unsinn, schimpft und quält die Menschen so lange bis es nur noch nervöse Menschen gibt, um diese dann dumm sterben zu lassen.

Edited by Der Läuterer
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Meier leise zu Wehrli. "A bärigs Ganserl..." Dann lauter zu Euch. "Griass Eich, gnädige Frau." Wehrli leise zu Meier. "Is a nätts und schmucks Leckerli..." Dann lauter zu Euch. "Grüeziwohl M'dame." Beide erheben sich während der Begrüssung.

 

 

* Österreichisch Ein knackiges Häschen. ... * Schweizerdeutsch Ein nettes, schnuckeliges Schnittchen.

Edited by Der Läuterer
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Ich nicke freundlich, und grüsse zurück.

Wer weisst, was sie da quatschen.

"Wir sollten kurz Cainnech besuchen. Eine Stunde, mehr nicht. Aber ich möchte mich vergewissern, dass ihm nicht so schlecht geht".

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Nachdem Ihr Euch wieder an den Tisch gesetzt habt, ins Gespräch vertieft seid, die Unterlagen von Penhew studiert und eine Weile lustlos das Frühstück auf Euren Tellern betrachtet, klingelt erneut das Telefon.

 

Witwe Loock schaut zu Euch herüber und winkt. "Frau Stratton? FRAU STRATTON! Es ist für Sie... Es ist das Chelsea Hotel."

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"Chelsea Hotel... Vermittlung... Einen Augenblick bitte... Ich verbinde Sie."

 

Tut. Tut. Tuuut.

 

"Frau Stratton?"

 

"Elisa Marquard."

 

"Frau Stratton, ich habe mich über Sie erkundigt."

 

"Herr Kilmister aus dem Büro hat mich soeben am Telefon darüber unterrichtet, dass ich Ihnen Vertrauen schenken kann. Er sagte mir auch, dass so lange Herr Stratton in dringenden Angelegeheiten im Ausland weilen würde, Sie seine Arbeit und seine Aufträge übernommen hätten. Er sagte auch, Sie seien überaus zuverlässig und kompetent in dieser Art von Dingen, was mich ein wenig beruhigt hat."

 

"Bitte entschuldigen Sie meine Bedenken und Vorbehalte von eben am Telefon. Ich hege seit einiger Zeit grösstes Misstrauen und Argwohn gegen alles und jedermann."

 

"Verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, aber... aber ich glaube, dass ich mich eigentlich einweisen lassen müsste. Aber ich glaube nicht, dass das etwas helfen würde. Und es würde mir sicherlich auch keinen Schutz bieten..."

 

"Sie können das nicht verstehen, Frau Stratton. Sie leben in einer rationalen Welt... Aber... Aber... Ich werde langsam aber sicher paranoid. Ich denke immer wieder, dass ich den Verstand verlieren würde..."

 

"Sie würden nicht glauben, was ich Ihnen berichten könnte... Wenn Sie es hören würden."

 

"Ich zucke gerade bei jedem Schatten zusammen. Vielleicht bin ich schon paranoid? Fakt ist, dass ich sehr vorsichtig geworden bin, ich aber oft denke, dass ich gerade nicht vorsichtig genug sein kann..."

 

"Verstehen Sie, was ich sagen will?"

 

"Nein. Natürlich nicht. Wie sollten Sie auch."

 

"Und wie muss sich das jetzt für Sie anhören? Eine Verrückte. Eine Wahnsinnige. Oh mein Gott. Wir arbeiten für eine Wahnsinnige."

 

"Frau Stratton, ich glaube kaum, dass Sie mich verstehen können, aber ich bin so allein. So schrecklich allein. Und ich habe schreckliche Angst."

 

"Angst ist alles, was mich gerade noch am Leben hält. Verstehen Sie das?"

 

"Aber was ist das für ein Leben? Ist das noch ein Leben?"

 

"Alle sind tot. Tot oder verschwunden. Und ich habe keine Ahnung weshalb. Wieso? Weshalb ich? Ich weiss nicht, was gerade passiert. Wieso das passiert. Aber ich fühle mich ständig verfolgt und bedroht."

 

"Es ist mehr eine Ahnung und ein mieses Gefühl im Magen. Alles krampft sich zusammen. Es macht mich fertig. Ich war mehrfach kurz davor Schluss zu machen, weil ich dieses Nichtwissen nicht mehr ertragen konnte."

 

"Ich bin in einer dunklen Wolke aus Hoffnungslosigkeit gefangen."

 

"Ich bin völlig verwirrt und ich weiss nicht mehr weiter."

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