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Gendergerechte Sprache - muss das sein?


Corpheus
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Fakt ist jedoch, dass wenn du dich darüber Aufregst, weil es ja ach so schlimm ist, regst du dich eigentlich darüber auf- ob du willst oder nicht -  dass das generische Maskulinum ein Symbol der Macht ist, dass zu fallen droht und dir nicht gefällt, was nun kommen könnte und was das über dich (als Mann) über deine zukünftige Stellung in der Gesellschaft aussagt.

Warum denn schon wieder Unterstellungen und generell ein vorwurfsvoller Ton? Das Thema ist, wie viele andere auch, komplexer und lässt sich nicht mit einfachen Gut-Böse-Kategorien diskutieren. 

Ich halte das generische Maskulinum für total dämlich. Dummerweise ist es im Sprachgebrauch und Sprachgefühl sehr vieler Menschen. Jede Form des Gendern wird daher intuitiv als fremd angesehen. Und Fremdes ist erst einmal schlecht und wird aus dem Bauch heraus abgelehnt. Erst wenn reflektiert wird, kommt man auf die Machtkomponente. Das geht aber schlecht, sobald die Situation emotional aufgeheizt ist.

Ein aus meiner Sicht einfacher (natürlich ist es nicht so einfach) Lösungsansatz ist, zwischen Männlein und Weiblein zu wechseln ohne den Kontext zu ignorieren (wenn ich von der Ärztin im allgemeinen rede, bleibe ich bei der Formulierung und wechsele nicht in jedem Satz das Geschlecht) und gut ist. Oder ganze Texte auch mal feminin formulieren.

Es könnte so einfach sein... Ist wahrscheinlich zu naiv gedacht.

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Oder ganze Texte auch mal feminin formulieren.

Da kommt hier im Forum direkt ein Moderator herbeigetanzt und fühlt sich diskriminiert :ph34r:

 

 

Auf der einen Seite ist die Gruppe um die Verbotsparteien CDU/CSU, die z.B. Moderatoren im ÖR verbieten wollen, gegenderte Formulierungen zu verwenden.

Auf der anderen Seite Leute, die sich über das Gewohnte hinwegsetzen und eigene Mühe aufwenden, um ihre Schrift und Sprache inklusiver zu gestalten. Oder, wie sie von der ersten Gruppe genannt werden: Die woke Diktatur, woker Terror, linksgrünversifft etc.

 

Ich denke nicht, dass Du das wirklich so losgelöst von gesellschaftlichen Problemstellungen begreifen kannst.

Gegenderte Sprache, oder allgemein überhaupt Genderforschung, wird von der ersten Gruppe als eines der Phänomene gesehen, die mit der Dekadenz des Westens und allem, was irgendwie falsch läuft und früher besser war, einher gehen.

Durch die Verbindung mit dem Christentum, der Überlegenheit der Weißen "Rasse", den Narrativen vom Bevölkerungsaustausch/Great Reset hat sich eine breite Front gegen "Gender" gebildet, und da geht es nicht um einen Doppelpunkt oder Sternchen im Wort, sondern um herbeiphantasierten Kindesmißbrauch durch Schwule/LBGT+, Abtreibungsrecht, die "traditionelle Familie" und einen ganzen Strauß an Dingen.

 

 

Dazu empfehle ich mal den Artikel Kultureller Krieg und tatsächlicher Krieg. Russlands Feldzug gegen "Gender" und den "dekatenten Westen" von Geschichte der Gegenwart.

In der russischen Kampagne gegen die Europäische Union und den Westen kommen Geschlecht und Sexualität eine zentrale Stellung zu. Man könnte sogar sagen, dass Russland, indem es sich gegen die vermeintliche moralische Auflösung und Degeneration des Westens wendet, die durch das englische Wort  „Gender“ zum Ausdruck gebracht wird, eine ganz eigene Soft Power ausübt.Der Westen wird in den russischen Medien nicht nur als politischer Gegner dargestellt, sondern auch als ‚verkehrte Welt‘, die auf ihr Ende zusteuert, da sie sich dem gesunden Menschenverstand widersetzt.

 

In dem man eine ganze "Gender-Ideologie" erfindet, wird das Thema zum Bindeglied der Ultrakonservativen und Rechtsradikalen.

 

Im Frühjahr 2019 traf Jarosław Kaczyński, Vorsitzender der polnischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość, PiS), die denkwürdige Aussage, dass

 „die LGBT-Bewegung und die Gender-Ideologie eine Bedrohung für unsere Identität, eine Bedrohung für unsere Nation und eine Bedrohung für den polnischen Staat sind“. Ähnliche Argumente wie jene Kaczyńskis finden sich in Äußerungen von Politikern rechter Parteien wie Fidesz in Ungarn, Lega Nord in Italien, Vox in Spanien, der AfD in Deutschland und der SVP in der Schweiz

 

Es geht auch um eine Menge Geld, von 2009-2019 z.b.

mindestens 188 Millionen US-Dollar aus der Russischen Föderation [...] 437 Millionen Dollar in der EU selbst aufgebracht, und 81 Millionen Dollar kamen aus den USA

 

Also ja, es ist zu naiv gedacht, wenn man davon ausgeht, dass es hier tatsächlich um inklusivere Formulierungen in der Sprache gehen würde.

 

die Bewegung gegen die „Gender-Ideologie“ in Wirklichkeit gegen „die Ideologien des Todes“ kämpfe, „die den Menschen und die menschliche Realität zerstören. Wenn die Mutter nicht mehr die Gebärende ist, und der Vater nicht mehr der Erzeuger, wenn Kinder käuflich sind und das Geschlecht im Kopf entschieden wird, wenn jeder Wunsch zum Recht wird, dann steht nicht nur ein neues Gesellschaftsmodell auf dem Spiel, sondern ein neues Paradigma der Menschheit“

 

Natürlich ist nicht jeder, der seine Sprache nicht gendern möchte, Teil dieser unheiligen Allianz - vielen geht es um ihre Bequemlichkeit und das Aufbegehren gegen wahrgenommene Verbote und Vorschriften. Dass diese nicht existieren, sondern es um die Ergebnisse gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse geht, das ist für sie eben zu weit gedacht.

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Prinzipiell habe ich von einem allgemeinen "du" gesprochen und nicht unbedingt eine Person direkt gemeint. Aber ich habe (indirekt) eben den idR. äußerst Rechten Ursprung sowie die generelle Rechtsoffenheit bei vieler Anti-Gender-Dikussion gesprochen. Und natürlich kann man auf differenziert oder eben auch sehr lange (sachlich) darüber diskutieren (angesrpcohen mit den Sätzen die "ad nauseam" enthalten). Wenn man sich aber eben nicht die Mühe macht sich damit beschäftigen und stattdessen eher ein pauschales "Ich bin raus ..." weil an einer Stelle in einem Anime für nicht mal 2 Sekunden "Schüller*innen" zu hören war (jetzt spreche ich indirekt jemanden an), dann kommt da meiner Erfahrung nach selten ein differnzeirte und/oder wissenschaftlich/sachlich fundierte Erklärung weshalb man "raus" ist.

 

IdR. plappert man dann Dinge nach, die im besten Fall von Friedrich Merz (wobei wir wir wissen auch der seine Positionen tlw. auch von ganz Rechts bezieht), in schlimmsten Fall eben von ganz anderen übernimmt (wissentlich oder unwissentlich). Dazu passt dann das, was slowcar schreibt, dass man das ganze leider eben nicht ohne den inzwischen - so muss man es sagen - Kulturkampf betrachten kann. Und Sprache ist nun mal eines - wenn nicht sogar das größte - Schlachtfeld. Wer mir nicht glaubt kann ja mal "Prager U culture wars language" googeln.

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Was für ein schöner vergifteter Brunnen ...

Natürlich ist nicht jeder, der seine Sprache nicht gendern möchte, Teil dieser unheiligen Allianz - vielen geht es um ihre Bequemlichkeit und das Aufbegehren gegen wahrgenommene Verbote und Vorschriften.

Dass diese nicht existieren, sondern es um die Ergebnisse gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse geht, das ist für sie eben zu weit gedacht.

Würde es tatsächlich um einen gesellschaftlichen Aushandelsungsprozess gehen, würden nur einige weniger Menschen in ihrem privaten Umfeld gendern. Denn der weit größte Teil der Gesellschaften lehnt das ab.

Trotzdem wird von Medien & Politik gegendert als gäbe es kein morgen.

In anderen Worten: Bevor hier in der Öffentlichkeit gegendert wird, sollte man das Ergebnis des gesellschaftlichen Aushandelsprozess abwarten. Und nicht die medialen öffentlich(rechtlichen) Mittel missbrauchen, um die Menschen durch Dauerberieselung und Hörgewohnheit an das gendern zu gewöhnen (denn das wäre dann tatsächlich der Versuch zur Umerziehung mit letztendlich propagandistischen Mitteln).

Ist doch wie bei Layla ... nach der Dauerbeschallung wippt der Fuß vielleicht irgendwann mit ... aber gut finden muss man es deshalb trotzdem nicht.

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[Admin]

 

Vor einigen Wochen wurden die Nutzungsbedinungen von Pegasus für dieses Forum überarbeitet. Dabei wurde auch festgelegt, dass politische Diskussionen hier nicht mehr erwünscht sind. Aus diesem Grund habe ich diesen Thread hier geschlossen.

 

Wir bitten euch darum, dies zu beherzigen und keine neuen Threads zu politischen Themen zu eröffnen, da dies ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen wäre. Es gibt viele anderen Plattformen im Netz, wo ihr solche Themen diskutieren könnt.

 

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