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Ist Shadowrun dystopisch genug?


bustabuzz
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Manchmal ist mir Shadowrun in senen Beschreibungen nicht dystopisch genug. Gerade, wenn ich etwas zu einem Sprawl lese und das Gefühl habe, dass ist die heutige Stadt nur mit ein paar mehr Neubauten und Neonreklamen mehr.

Dann denke ich mir, aber das sind zum Teil auch nur Schlaglichter auf Hotspots.

 

Ist immer auch ein wenig die Frage der Blickwinkels. Für mich zum Beispiel verstehe ich unter "Barrens" die Entsprechung von noch abgef*ckteren Südamerikanische Favelas. Teils würde ich sagen, dass "Favela" schon auf die Mittelschichtsgegend der SRwelt bezogen werden kann, aber das  ist diskutabel und hängt auch vom Sprawl ab.

 

Was auffälllt, die meisten klassischen Cyberpunksettings (der 80er) bauten ihre Städte in die Höhe hinauf, inklusive fliegenden Autos. Die meisten Shadowrunstädte wachsen jedoch eher in die Breite. Ich habe die klassische Shadowrunstadt eine Zeit lang mti Star War's Coruscant verglichen: Oben in der Sonne die Reichen und schönen, ganz unten, dort wo der Abfall von oben landet und durch die hohen Türme fast nie Sonnenlicht hinkommt, dann die Elendsviertel von 80% der Bevölkerung. Jedoch nahm ich mit der Zeit davon abstand, was einerseits daran lag, dass meine Spieler dann auch mit Autoverkehr vergleichbaren Luftverkehr erwarteten und zum anderen, dass SR immer mehr so beschrieben wurde, dass Städte in die Breite gehen.

 

Heutzutage wäre meine Referenz vom Design her wohl der neue "Total Recall".

 

 

Das Problem der totalen Dystopie wäre der Überwachungsstadt. Diesen vollkommen greifen zu lassen, zerstört jede Spielmöglichkeit für Runner in Shadowrun. Also, wird er abgeschwächt.

In SR 4 gab es beispielsweiße Glasfaser artige Leitungen, durch die Magier ihre Zaubersprüche in Räume jagen konnten. War das erste, was wir ausließen, da dies einfach zu krass gewesen wäre.

Ebenso verlangte die 5te Edition Lizenzen für jede einzelne Waffe, sowie das Tragen von Waffen und jede einzelne Cyberware. Das schwächten wir auch in Form von zusammenfassenden Waffen- und Führerscheinen ab.

 

 

Was ich jedoch wieder verstärkt greifen lassen möchte, ist der Metarassismus. Meinem Empfinden nach wurde der zunehmend abgeschwächt, zu einem Alltagsrassismus, was bauliche Dinge angeht. Persönlich würde ich wieder mit der Prämisse an die Welt herangehen, dass es allgemein "bekannt" ist, dass Orks "eben plump und dumm, Trolle grobschlächtig, doof und ungeschickt, Zwerge Technikfreaks und Bierliebhaber und Elfen Veganer und unirdisch schön sind".
Elfen werden vielleicht noch eher akzeptiert, das machen dann Jahrhunderte von durch Fantasyromanen und -filmen geprägte Medienkultur. Außerdem sind die den "Menschen am ähnlichsten".

Keines Falls würde ich diese Vorurteile regelseits zu sehr betonen (Ich hasse Settings, in denen Orks nicht auch einmal hochintelligent sein können und Elfen unterirdisch hässlich!), aber weltimmanent schon. Dann erwartet der Johnson eben erst einmal, dass der Ork ihm gegenüber der Haudrauf und nicht der Hacker ist.

Dann gibt es auch "No Trolls & Orcs"-Schilder und Konzern-Zwerge werden von Konzernkrankenkassen tendenziell als "mit Tendenz zum Alkoholismus" geführt.  --- Mal schaien, wo mich das ingame noch so hinführt.

 

Du kannst Shadowrun ultrabunt und knallig spielen. Zum Beispiel als Animeverschnitt mit vielen Gesurgten.

Du kannst Shadowrun aber auch ultrabeklemmend und hoffnungslos spielen.
Du kannst Shadowrun auch irgendwo dazwischen ansiedeln. Die Runner werden immer untergebuttert, aber aus den Schatten heraus können sie manchmal durch ihre Aktionen Hoffnung schaffen, den Konzernen eins auswischen und für einen Moment, ihre Umwelt zu einem besseren Ort machen. Bis dann ein Baulöwe ihren Block aufkauft udn gentrifizieren will, weas wieder bedeutet dass Baugerät in die Luft gejagd werden muss, weil sonst die Community untergeht.

 

Du kannst Shadowrun auch als Agentenfilm spielen. Entweder pulpig mit vielen abgefahrenen Gadgets (alte James Bond Filme) oder militärisch nüchtern als Söldner im Krisengebiet, mit realistischen Waffensystemen (Daniel Craig Bond FIlme oder Bourne).

 

 

Ich würde halt nicht 1984 oder Fahrenheit 451 mit Shadowrun bespielen. Da wird es schwer, dass die Spieler einen Fuß auif den Boden bekommen und gegen das System eine  Chance haben können.

Edited by Sphyxis
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In SR 4 gab es beispielsweiße Glasfaser artige Leitungen, durch die Magier ihre Zaubersprüche in Räume jagen konnten. War das erste, was wir ausließen, da dies einfach zu krass gewesen wäre.

 

Öhm ... SR2? Magie via Glasfaster ist alles andere als neu.

 

SYL

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Ist immer auch ein wenig die Frage der Blickwinkels. Für mich zum Beispiel verstehe ich unter "Barrens" die Entsprechung von noch abgef*ckteren Südamerikanische Favelas. Teils würde ich sagen, dass "Favela" schon auf die Mittelschichtsgegend der SRwelt bezogen werden kann, aber das ist diskutabel und hängt auch vom Sprawl ab.

 

Dem kann ich mich im Prinzip nur anschließen. Bezogen auf Seattle verstehe ich Redmond als so eine Art postapokalyptisches Ödland und Puyallup als eine Ruinenstadt, die von den Dünsten des Mt. Rainer nach heutigem Verständnis (in westlichen Industrienationen) unbewohnbar wäre.

 

Ich mag diese Bezirke, weil die Runner da so richtig hemmungslos auf die Kacke hauen können, solange sie sich "nur" Feinde machen mit denen sie auch fertigwerden. In Bellevue und Downtown herrscht dagegen Totalüberwachung. (Das auszuspielen tu' ich mich aber auch sehr schwer.)

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Ich habe die klassische Shadowrunstadt eine Zeit lang mti Star War's Coruscant verglichen: Oben in der Sonne die Reichen und schönen, ganz unten, dort wo der Abfall von oben landet und durch die hohen Türme fast nie Sonnenlicht hinkommt, dann die Elendsviertel von 80% der Bevölkerung. Jedoch nahm ich mit der Zeit davon abstand ...

Wenn du dieses Feeling noch einmal wieder aufleben lassen willst, hast du - wenn ich mich recht erinnere - mit Wuppertal genau dieses Setting. Wenn auch ohne fliegende Autos.

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Ich habe die klassische Shadowrunstadt eine Zeit lang mti Star War's Coruscant verglichen: Oben in der Sonne die Reichen und schönen, ganz unten, dort wo der Abfall von oben landet und durch die hohen Türme fast nie Sonnenlicht hinkommt, dann die Elendsviertel von 80% der Bevölkerung. Jedoch nahm ich mit der Zeit davon abstand ...

Wenn du dieses Feeling noch einmal wieder aufleben lassen willst, hast du - wenn ich mich recht erinnere - mit Wuppertal genau dieses Setting. Wenn auch ohne fliegende Autos.

 

 

Mhm, ich glaube eher nicht... Bei Wuppertal muss ich immer an ein übergroßes Parkhaus denken... :D Das hat in der Beschreibung wenig mit Coruscant zu tun: Außer vielleicht, dass es "oben" und "unten" gibt.

 

 

@Barrens

Puyallup ist bei mir mehr oder minder zum Teil ne Aschewüste mit Hochhausruine darin. Sehr Mad Max'ig. Wir hatten sogar ne Kolonie von Endzeitlern unter Jon Ash, ihrem  Bastard-Anführer. Aber, die waren Sklavenhändler...

Edited by Sphyxis
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Urbanes Mad Max ist bei mir in den Tiefen der Redmond Barrens.

 

Puyallup ist eigentlich eher...

 

"Die meisten Personen sehen Puyallup als das Schlechteste, was Seattle zu bieten hat. Ein Chaos aus Gier, Armut, Laster und Korruption in einem von Metamenschen wimmelnden Getto, in dem das Verbrechen organisierter als die Regierung ist. Viele bezeichnen es als Kloake oder Sündenpfuhl. Jimmy Kincaid nennt es Heimat."

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Was ich jedoch wieder verstärkt greifen lassen möchte, ist der Metarassismus. Meinem Empfinden nach wurde der zunehmend abgeschwächt, zu einem Alltagsrassismus, was bauliche Dinge angeht. Persönlich würde ich wieder mit der Prämisse an die Welt herangehen, dass es allgemein "bekannt" ist, dass Orks "eben plump und dumm, Trolle grobschlächtig, doof und ungeschickt, Zwerge Technikfreaks und Bierliebhaber und Elfen Veganer und unirdisch schön sind".

Elfen werden vielleicht noch eher akzeptiert, das machen dann Jahrhunderte von durch Fantasyromanen und -filmen geprägte Medienkultur. Außerdem sind die den "Menschen am ähnlichsten".

Keines Falls würde ich diese Vorurteile regelseits zu sehr betonen (Ich hasse Settings, in denen Orks nicht auch einmal hochintelligent sein können und Elfen unterirdisch hässlich!), aber weltimmanent schon. Dann erwartet der Johnson eben erst einmal, dass der Ork ihm gegenüber der Haudrauf und nicht der Hacker ist.

Dann gibt es auch "No Trolls & Orcs"-Schilder und Konzern-Zwerge werden von Konzernkrankenkassen tendenziell als "mit Tendenz zum Alkoholismus" geführt.  --- Mal schaien, wo mich das ingame noch so hinführt.

Versuch einfach, dich an den USA zu orientieren, was Vorurteile, Rassismus und Sexismus angeht, aber schwäch es etwas ab, sonst denken die Spieler, du hasst sie plötzlich (been there, done that).

 

Was auch möglich ist ist zu betonen, wie unfair, ungleich und ungerecht die Gesellschaft ist. Auch da kann man sich an den USA orientieren, was das Gesundheitssystem betrifft (DocWagon + Surprise Bills = Verletzte flüchten vor Krankenwagen und werden von Bewaffneten zur Behandlung gezerrt).

 

Eine Idee mit der ich spiele ist beispielsweise, die privatisierte Natur der Polizeiarbeit zu beleuchten, mit praktischen Angeboten wie einer Bußgeld-Flatrate für Serienfalschparker und Schnellfahrer (monatliche Überweisungen auf einen Account, von dem entsprechende Bußgelder dann einfach abgezogen werden), Sonderrechten für Konzernbürger, die außerhalb ihrer Enklaven über die Ränge schlagen wie saudi-arabische Diplomaten, da sie wissen dass ihr Konzern eben einen Deal mit dem Enforcementkonzern hat, und regelmäßige "Razzien" unter SINlosen, bei denen die zusammengetrieben werden, mit einer CrimSIN getaggt, und dann entweder in die ACHE abgeschoben werden oder vom Konzern zur Zahlung ihrer Steuern für Zwangsarbeit eingesetzt werden wäre auch noch eine Möglichkeit (siehe 13. Verfassungszusatz, insbesondere alles nach "except"). Überhaupt könnte man mal ausbauen, was der rezenten ähnliche Massen-Gefangenenhaltung (auch, sogar primär, aus wirtschaftlichen Gründen) bedeutet. KE-Officers mit Verhaftungsquote pro Tag und andere Ideen aus dem realen US-Polizeialltag sind da auch gute Ideengeber, ebenso wie Texte wie der hier, der das Selbstverständnis eines Shadowrun-Cops ebenso gut illustrieren kann.

Edited by Richter
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Ich bevorzuge es, die Charaktere nicht zu oft selbst Opfer des Rassismus werden zu lassen.

Aber ich lasse sie sehr oft entsprechende Szenen beobachten. Dadurch erhalten sie nicht nur Einblick in die 6. Welt sondern auch Gelegenheit zu Rollenspiel und zusätzlichen Ärger (oder neue Connections).

 

Ps: Nicht vergessen... es gibt auch Rassismus gegenüber Norms.

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Oh, auch Charaktere sollen oft auf Rassmismus treffen. Das ist der Deal, den man gemacht hat, als man sich für den attributstechnisch beeindruckenden Metatypus entschieden hat. Und wollkommen richtig, DAS sollte man unbedingt auch ausspielen, wenn ein Norm in einer vergleichbaren Situation ist.

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Den Rassismus gegenüber Norms gibt es bei mir überall, wo sich Gruppen von Metamenschen bilden.

Das fängt in der Umkleide der orkischen Putzfrauen an (wenn da eine Norm dazu kommt - Achtung Klischee) und endet nicht in bestimmten Lokalen, welche in der Hauptsache von einer bestimmtem Metarasse besucht werden.

 

Quasi das gleiche wie heute mit den unterschiedlichen Nationalitäten und Religionen.

Und das gibt es auch in Seattle.

Edited by Corpheus
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Überall wo dir heute Rassismus aufgrund Herkunft, Geschlecht oder Religion begegnet, kann dir das in der 6. Welt aufgrund deiner (Meta)Rasse passieren.

 

Imho ist dieser Umstand in der 6. Welt sogar noch stärker präsent.

Edited by Corpheus
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