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Ist Shadowrun dystopisch genug?


bustabuzz
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Hi Leute,

 

ich wollte mal in die Runde fragen, ob euch persönlich Shadowrun dystopisch genug ist. Ich weiß nicht, ob SR überhaupt den Anspruch hat es zu sein und ich bin in der Lore auch nicht so firm, dass ich das für mich persönlich ganz genau beantworten kann, aber ich habe immer wieder das Gefühl, dass ich bei so manchen Dingen vorstellungsmässig an meine Grenzen zu kommen. Ich muss bei den Beschreibungen von Seattle bspw oder dem Rhein-Rhur-Komplex, nicht an irgendwelche Mega-Sprawls denken, wie bei Balde Runner, oder Akira, oder Judge Dredd, sondern irgendwie einfach an die gleichen Städte von heute nur mit ein wenig mehr Virtual Reality. Ich sehe da aber irgendwie kein tiefen dunklen Häuserschluchten, die viel Schatten bieten, so dass so mancher darin rumlaufen kann. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass die SR-Welt ungünstigerweise zeitlich so nah ist (ca. 60 Jahre) und mir so manche Entwicklung da extrem "unrealistisch" erscheint. Ich empfinde die Macht der Konzerne auch irgendwie nicht stark genug. Kein Ultra strenges George Orwell Setting mit totaler Überwachung und Bevormundung. Ich empfinde das eher so, wie "ja gut der ist Konzerner, die arme Sau." "Und jetzt?" Hat nicht so viel Ansehen auf der Straße. Auch die Umwelt scheint mir nicht zerstört genug. Keine Atomar verseuchten Megawüsten außerhalb der Sprawls, wie etwa bei Judge Dredd und ich glaube bei Blade Runner auch. Kein Bock auf Seattle Sprawl? Dann fahre ich halt in die Natur. Usw. usw.

Fehlt mir nur das ausreichende Hintergrundwissen? Geht es euch stellenweise auch so? Habt ihr Anpassungen vorgenommen um eure SR-Welt noch etwas Dystopischer zu machen? Würde mich mal interessieren.

 

Greetz

 

Busta

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Ich weiß nicht, ob SR überhaupt den Anspruch hat es zu sein

 

hat es .

Seit der 2ten Ed wollte es kein Cyberpunk RPG mehr sein, sondern ein Dystopie RPG .

Es hat viele Elemente, die man nehmen kann, aber es liegt am SL (an der Gruppe ) WIE Dystopisch SR ist .

Man kann SR auch wie eine Staffel Leverage spielen wo alles Friede,Freude,Eierkuchen ist.....

 

Keine Atomar verseuchten Megawüsten außerhalb der Sprawls, wie etwa bei Judge Dredd und ich glaube bei Blade Runner auch.

 

Die SOX ? ! !

 

Es kommt halt drauf an, welche Filme man ranzieht bzw zur Vorlage nimmt oder sich inspirieren läßt.

Judge Dredd und Blade Runner sind schon mal ein guter Anfang und wenn man gute alte 80er/90er Jahre Filme nimmt wie den ersten Robocop oder Total Recall mit Arnie oder sogar Demolition Man (ungekürzt !!! ) ,dann kann man von da aus weitermachen und dann noch ein bischen Metarassismus  und freilaufende Insektengeister und toxische Schamanen obendrauf packen,fertig ist die Dystopie.

 

 

mit dystopischem Tanz

Medizinmann

Edited by Medizinmann
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Es ist sicherlich kein postapokalyptisches setting in dem man nur auf Inseln die Reste der Zivilisation lebt. Aber strahlende Orte wie die Sox, die Hälfte von den britischen Inseln oder lybien sind schon sehr kaputt.

Die Orwellsche Überwachung finde ich unpassend für ein rollenspiel wie shadowrun. Berufsverbrecher vertragen sich nur schwer mit totaler Überwachung.

Frankfurt war ja lange so ein setting und wurde deswegen nur für ganz eng gesteckte Kampagnen verwendet (Was sicherlich auch an dem Mangel an Regeln bezüglich dem Kampf zwischen Überwachung und der anti Überwachung lag, den man oft handwedeln muss)

 

Natürlich haben wir kein klares setting wie in neuromancer oder Dr. Adder oder akira, aber wir haben viele Entwicklungen die wir heute zum Glück noch nicht (ganz) haben. Die entmachtung der Politik durch den Kommerz. Gangs und organisierte Kriminalität die sich ganze Stadtteile nehmen oder die Privatisierung der Exekutive. Das in Verbindung mit den antihelden der Runner macht schon viel aus finde ich.

 

Eigentlich fehlt nur ein drogenabhängiger Drache ;)

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Die Dystopie kann doch sehr unterschiedliche Formen annehmen. Die Frage ist, welche Art Dystopie dir fehlt. Shadowrun ist in der Tat kein postapokalyptisches Setting. Aber das Setting ist so angelegt, dass sich sehr viele unterschiedliche dystopische Vorstellungen darin finden lassen.

 

Zb. ist die SOX in meiner Vorstellung sehr nah an Mad Max. Die Seattler Barrens sind in Teilen ebenfalls sehr Mad Max lastig ... nur mit urbaner Umgebung statt Wüste.

Die totale Orwellsche Überwachung/Sicherheit ist imho ebenfalls in Teilen zu finden. Frankfurt, die geschlossenen Nachbarschaften des ummauerten Bellevue oder diverse Konzernenklaven/Arkoblöcke.

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Ich finde es schon ok wenn es bei Shadowrun auch mal Hoffnung gibt, die Dystopie ist eher der Hintergrund.

Was auch daran liegt dass Shadowrunner per Definition ausserhalb des Systems existieren und man deshalb als SC nicht unbedingt die volle Dröhnung abbekommt.

Es gibt natürlich Erzählungen deren Beginne in den 80ern und frühen 90ern liegen und die zum Teil nicht ganz so gut gealtert sind, manchmal weil sie von der Realität schon eingelöst wurden.

 

Wie dystopisch es in der Spielrunde zugeht liegt eben auch am Spielleiter (und natürlich auch den Spielern, letztendlich erzählt man gemeinsam eine Geschichte). Die Hintergrundwelt ist keine in der ich leben wollen würde, insofern ist mir das ausreichend dystopisch.

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Shadowrun orientiert sich sehr an der Sprawl-Trlogie von Gibson. Dementsprechend ist es weder Urbane Postapokalypse (wie Akira, Blade Runner und Dredd) noch bildet es eine extreme, totalitäre Überwachungsgesellschaft (1984) ab. Es ist eine konsequente Weiterentwicklung der angloamerikanischen kapitalistisch orientierten Welt der späten 80er und frühen 90er, nur ohne die USA.

 

Wenn dir das zu jetztzeitig vorkommt, liegt das daran, dass die Welt genau diese Entwicklungsrichtung genommen hat. Das ist auch so gewollt; Shadowrun hat immer einen, Magie und Viecher außen vor gelassen, vergleichsweise realistischen Cyberpunkansatz gehabt. Man muss halt auch sehen, dass zu der Zeit, als das Setting entstanden ist, der heute normalisierte Patriot Act noch als echter Faschismus durchging (hallo, Elfenstaaten!). 

 

Ein radikal totalitäres System wie die Weltordnung aus 1984 ist übrigens sehr schlecht mit Konsumerismus kompatibel zu bekommen, wenn man sein Gehirn nicht voll auf Argle Bargle stellt. Verarmte Massen sind keine gute Basis für Kapitalismus, auch wenn das vulgärpolitisch anders Wahrgenommen wird.

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Danke für die ganzen Hinweise. Ihr habt Recht. SR bietet viel, um dann damit genau das zu erreichen, was man sich in der eigenen Gruppe vorstellt. Vermutlich darf man die Paranoia der Spieler auch nicht zu hoch treiben, damit SR spielbar bleibt. Ich glaube ich will einfach noch mehr Hochhausschluchten und mehr feindliche Umwelt. Da schaue ich mal wie ich das umsetze.

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Spiel in Métropole. Da gibt es ein kleines Locationbuch (PDF) zu, und es ist im Wesentlichen die komplette Bevölkerung Brasiliens, eingezwängt auf Sao Paolo, Rio und ein bisschen Land dazwischen, umgeben von einem gemeingefährlichen Dschungel (also mehr Catachan denn Dredd von der Umgebung her, aber total Dredd von der Stadt her).

 

Ansonsten, wenn dir eine Mad Max-artige Umgebung sehr wichtig ist, böten sich die Splitterstaaten Chinas an, da hast du Arkologien (zum Beispiel die hier), umgeben von einem Land in endloser Kulturrevolution und Bürgerkrieg. Da sie Renraku gehört, hast du da auch einen ziemlichen Überwachungsfaschismus. Und besonders beschrieben ist die auch nicht, also engt dich da publiziertes Material nicht allzu sehr ein. Die Küstenprovinzen Ex-Chinas sind auch sehr mäßig detailliert beschrieben, hier kann man durchaus den eigenen Kleinstaat ansiedeln (oder man benutzt eine der mäßig beschriebenen Städte, beispielsweise Shanghai, das man einfach aus Deus Ex portieren könnte).

Edited by Richter
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Wir reden hier von einem Universum, in dem die Amerikaner aufs metrische System umgestiegen sind. Viel utopischer geht es nicht :D

 

 

 

Shadowrun orientiert sich sehr an der Sprawl-Trlogie von Gibson. Dementsprechend ist es weder Urbane Postapokalypse (wie Akira, Blade Runner und Dredd)

In der Hintergrundgeschichte spielte Umweltzerstörung schon eine große Rolle, passend zum Zeitgeist der späten 80er gab es Überschwemmungen, Reaktorunglücke und Giftunfälle im Dutzend billiger und überall war Smog und saurer Regen. Allerdings fanden die wirklich spürbaren Folgen davon schon immer nur in abgegrenzten "Erlebnisbereichen" (wie der SOX) statt.

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