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-TIE-

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Posts posted by -TIE-

  1. "Glaub es ruhig Faith, mein Fluch zum Anfassen und in Farbe, mein dunkles Erbe, meine Kinderstube, der Ort wo ich meine Unschuld verlor, mehr als einmal!" Bittere Worte und das Treiben geht weiter, die Kullisse stimmt und die Geräusche kehren zurück. Alice führt Faith durch den Raum, hier schreitet sie fast und keiner schaut auf, klitschnass klebt das Abendkleid an ihrem Körper.

     

    "Was ist Kleines, siehst du nicht das ich einen Gast habe?" Sanft nehme ich ihr Kinn in meine Hand, sie erschauert, die Hand ist eiskalt, trotz der Wärme im Raum, aber die Kälte der Nacht ist noch zu präsent. Ich hebe ihren Kopf ein wenig so dass ich ihr ins Gesicht, in die Augen schauen kann.

  2. Durch einen kleinen Vorraum der als Garderobe dient geht es rein. Holzböden und rustikale Einrichtung, Erhellt von ein paar wenigen Kerzen, schwere Vorhänge versperren den Blick ins Twilight. Hinter der Tür steht ein Hüne von einem Kerl, breitschultrig, in grober Kleidung, derbe Arbeitshose, Lederweste und ein Hemd unter dem sich sein Bauch und die Brustmuskeln spannen. Faith übersieht nicht das er ein Fußlanges Bowiemesser im Gürtel trägt, ein Klares Zeichen an alle die Ärger machen wollen. Das Gesicht ist das eines Preisboxers nach zu viel Runden auf der Kirmes, tief eingesunkene Augen, breite Nase und wulstige Lippen, stacheliger Backenbart, breites, in der Mitte gespaltenes Kinn und ein Stiernacken mit ausufernden Trapezmuskeln runden das Bild des üblen Schlägers ab.

     

    Umso erstaunlicher ist es das er Faith unaufgefordert den Mantel und den Schirm abnimmt "Se bekom´de Sachen beim verlassn wieder!" Grummelt er. Seinen Mund ziert der Stummel einer dicken Zigarre und er bekommt beim sprechen kaum die Zähne auseinander. Seine Pranken sind riesig und Zeugen von jahrelanger harter Arbeit.

     

    "Sei vorsichtig mit den Sachen der Lady!" sage ich und der Riese nickt nur Stumm ohne mir dabei in die Augen zu sehen.

     

    Durch den Vorhang geht es in den Hauptraum, mindestens zweistöckig ist der Raum, aber die Decke verläuft sich in der spärlich ausgeleuchteten Dunkelheit. Eine Balustrade umspannt den Raum zu der eine breite zweiflügelige Freitreppe hinaufführt. Es riecht süßlich nach brennendem Opium und Parfüm, die Luft ist stickig. In Alkoven unter der Balustrade kann Faith Liegen erkennen, manche sind belegt mit Leuten in Rausch, in der Gesellschaft nur leicht bekleideter Mädchen die ihnen die Pfeifen reichen, bei Manchen sind die Vorhänge verschlossen. In der Mitte des Raumes steht eine achteckige Bar um die herum Tische und Bänke angeordnet sind. Hier macht man sich bekannt, kann billigen oder teuren Alkohol verköstigen, je nach Geldbeutel und Geschmack, hier kann man sich das Mädchen der Wahl für heute Nacht aussuchen oder nur das Treiben beobachten, so wie Mr. Wild vor einiger Zeit.

     

    Die gedämpften Geräusche aus den Zimmern weiter oben sind unverkennbar. Faith sieht alle Arten von Kunden, Leute in teuren Anzügen, auf dem Schoß eine barbusige Schönheit die Arme um ihre Hälse geschlungen, junge Burschen, wahrscheinlich von der Universität die hier ihre ersten Erfahrungen mit Opium machen, schüchtern nur verstohlen blicken sie den Mädchen hinterher ein ungestilltes Verlangen in den Augen, abgerissene Säufer die sich kein Opium und keine Braut leisten können. Aber alle halten kurz inne als Faith und Alice den Raum betreten. Nur ein kratziges

    spielt noch, irgendwo in der Dunkelheit.

     

    Die Herrin ist zurück im Zwielicht.

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  3. Wie versprochen führt der Weg nach zwei Ecken auf einen kleinen Platz von dem Bootsstege in den Fluss hineinragen. Es riecht nach brackigem Wasser, Fisch und nassem Tauwerk. Flusskähne sind hier vertäut und im schnellen Wasser kann man die Boote ächzen und stöhnen hören, wenn sie sich in die Vertäuung legen und an dem Holz reiben. Bei viel Regen wie jetzt steht der Fluss höher als sonst und fließt rascher, so dass ein ständiges rauchen, gurgeln und glucksen zu hören ist. Feucht glänzt das Holz der Stege.

     

    "Hier ist es!" Ich deute auf eine unscheinbare Tür in der Nähe zweier Lagerhäuser, deren hölzerne Kräne in das nächtliche Inferno hinausragen und in der Dunkelheit über unseren Köpfen verschwinden. In meinen Augen glänzt ein zweifelhafter Stolz. Die Tür wird flankiert von zwei mit Bleiglas eingefassten, gusseisernen Laternen, von denen eine bereits erloschen ist. Kein Türschild, keine Klingel nur dicke Eichenbohlen mit eisernen Beschlägen.

     

    Im Schatten der Tür streiche ich kurz mein nasses Haar aus dem Gesicht und klopfe dreimal auf das Holz. Kurze Zeit später öffnet sich die Tür einen Spalt und ein rötliches, sanftes Licht dringt daraus hervor. "Lass mich rein!" Eher ein Befehl als eine Bitte, die Tür wird geöffnet.

     

    "Bitte, treten ein Faith! Das Twilight wartet." Ich deute eine leichte Verbeugung an und Halte ihr die Tür offen.

  4. "Komm mit Faith" Nach nur ein paar Schritten auf der breiten Straße biege ich unvermittelt in eine kleinen Weg zwischen zwei Häusern ein. Er ist gerade groß genug das eine Person hinter der anderen hier durchpasst. Es ist zugig und von oben ergießen sich Wasserfallartig die Regenmassen in diesen dünnen Durchgang. Sie plätschern zwischen unseren Füßen in einem kleinen Rinnsal den Weg entlang. Wahrscheinlich ist dieser Weg einfach die unbebaute Grenze zwischen zwei Häusern, er hat keinen Namen aber führt mitten zwischen ihnen hindurch. Unbeachtet, genutzt höchstens von Kindern, Katzen und Ratten.

     

    Weiter geht die nächtliche Reise durch die Hinterhöfe und Gärten der Stadt, keine offizielle Straße wird betreten, höchsten überquert nur um wieder im Schatten der Häuser unterzutauchen. Vorbei an Mannshohen Lattenzäunen hinter denen wütend ein Hund bellt, durch Torgänge und kleine Gassen. Bald bestehen die Wege nur noch aus notdürftig geflicktem Kopfsteinpflaster und zwischen den kleinen Inseln aus Stein sammelt sich das Wasser in lehmig morastigen Löchern. Jetzt haben auch die Hauptstraßen keine Namen mehr, unter das Geräusch des Regens mischt sich ein stetiges Rauschen. "Der Miskatonic" Flüstere ich Faith zu.

     

    Hier bestehen die Häuser mehr aus Holz, in dunklen Ecken liegt Unrat und nur sehr wenig Fenster sind beleuchtet, meist nicht mehr als von einer einzigen Kerze. Wenn es nicht regnet, liegt ständig ein leichter Sprühnebel aus kleinen Wassertropfen vom Nahen Fluss in der Luft, so dass die schattigen Ecken mit Moosen und Schimmel überzogen sind. Keine gute Gegend. Tagsüber nicht und nachts schon gar nicht.

     

    Nur wenig Menschen kommen Faith und Alice entgegen, meist betrunkene, die sich torkelnd ihren Weg nach Hause suchen. Armee Seelen und reiche Bürger auf der Suche nach dem verbotenen, im Regen sind sie alle gleich. Durchnässte nach Fusel stinkende Gestallten deren Gang von zuviel Brandwein zeugt.

     

    "Wir sind gleich da! Nur noch ein paar Gassen!" Ich habe Faith den Schirm überlassen und bin inzwischen Durchnässt bis auf die Knochen, aber es fühlt sich gut an, das ist Leben.

  5. Vor dem Hotel umfängt uns die Nacht, endlich frische Luft. Ich Atme tief ein, Regentropfen schlagen mir ins Gesicht. Es fühlt sich an wie eine Reinigung, es wäscht den Schmutz des Abends von meinem Gesicht. Die Nacht ist dunkel, keine Sterne funkeln am Himmel und der Mond verbirgt sein bleiches Licht hinter den Wolken. So habe ich es am liebsten. Die Dunkelheit ist mein Freund, viele fürchten sich vor der Dunkelheit, aber ich begrüße sie, umarme sie, werde eins mit ihr. Sie gibt mir Schutz, sie ist neutral und bevorzugt niemanden.

     

    "Komm Faith..." ich greife nach ihrer schmalen Hand "...jetzt zeige ich dir die Rattenwege dieser Stadt, wir gehen zu Fuss, ein Taxifahrer erinnert sich nur daran wo sie einen raus gelassen haben! Leave no traces" Dann verschwinden wir in der Nacht.

  6. "Mr. Wild...ich wage zu behaupten dass die Umstände noch nie so erfreulich waren wie heut Abend. Immerhin konnte ich ihre charmante Frau kennen lernen...." Und wenn du willst weißt du ja eh wo du mich findest. Denke ich mir, in Rücksicht auf Ellie behalte ich das aber für mich. Außerdem kenne ich jetzt eine deiner Schwachstellen, Howard. Bezaubernde Frau, wirklich bezaubernd.

     

    Mit einem Augenzwinkern wende ich mich ab. "Wollen wir Faith...?"

  7. Die Sache mit dem Staatsanwalt läßt mir keine Ruhe, es wird Zeit zu verschwinden, nicht das er doch was plant. Er ist ja vielleicht garnicht zu seinem Treffen mit Mr. White gegangen kommt es mir dann in den Sinn. Der Bissen Steak den ich gerade am Kauen war bleibt mir im Halse stecken und ich muss Husten. Schwer atmend greife ich nach dem Glas vor mir, aber es ist immer noch leer.

     

    So ein Mist, wie konnte ich das übersehen. Diesmal rettet sie mir die Situation.

     

    "Klar, mir ist der Appetit eh vergangen, ich habe Kopfschmerzen und brauche frische Luft!"

     

    Mit einem kurzen Nicken in die Runde verabschiede ich mich von der Ilustren Gesellschaft. Sorry Ellie, aber deinen Weg musst du jetzt alleine gehen! Ich halte Faith die Tür auf.

  8. So gutes Essen gibt es nicht im Twilight. Der Staatsanwalt scheint nicht mitbekommen zu haben was ich da über mich preisgegeben habe, oder er verbirgt es zu gut. Ich muss mich vorsehen, ich weiß nicht ob ich ihm noch trauen kann.

     

    Immer wieder spüre ich Faith Blicke auf mir, ich blicke hoch und lächel ihr zu. Sie scheint fast verhungert zu sein.

  9. "Sch...." bevor sie es ausspricht, drücke ich ihr meinen Finger auf die Lippen und nicke mit dem Kopf rüber zum Staatsanwalt und flüstere "...ich kann dich nicht alleine lassen, aber er darf nicht wissen wohin wir gehen!"

     

    "Hier..." ich nehme meine Hand zurück und reiche Faith einen gefalteten Zettel "...das hat er mir gegeben! Und gesagt 19 ist das Zeichen!"

  10. Ihre Hand ist warm, irgendwas ist da, etwas aus der Zeit vor meinem Auftrag. Oder kann ich mich daran auch nicht erinnern, ich weiß es nicht mehr, es scheint weg zu sein, irgendwie macht mich das Traurig. Unsicher ziehe ich die Hand zurück.

     

    Ihr Hals grazil, leicht geschwungen, wenn man genau hinsieht kann man die Schlagader sehen und wie ihr kleines Herz das Blut durch ihren Körper pumpt, rythmisch. "Ich glaube ja, ich meine da war eine Nadel, aber ich weis nicht ob er sich auch selbst gestochen hat, da ist noch was anderes. Es war schlimmer, aber mein Kopf ist leer, ich kann nicht...ich weiß es nicht mehr."

  11. "Name..." Meine Augen werden groß und verlieren etwas von dem fiebrigen Glanz "Name..., er hat sich mir nicht vorgestellt, ich erinner mich nicht er hat...Au..." Ich ziehe meine Hand zurück und reibe sie. Faith kann eine kleine blutunterlaufene Einstichstelle erkenne, wie von einer Nadel.

     

    "Ich weiß seinen Namen nicht, er hat sich mir nicht vorgestellt."

  12. "Wir müssen warten, warten bis alle durch sind. Wir düfen nicht riskieren, das wir jemand wichtigen zurück lassen!" Alice Augen glänzen fiebrig. Was auch immer in dem Zimmer passiert ist, es hat seine Spuren auf ihrem Körper hinterlassen, äußere und innere. Auf dem Stoff ihres Abendkleides haben die blutigen Tränen kaum sichtbare Spuren hinterlassen, aber Faith bemerkt sie trotzdem. Zuviel für nur ein paar Tränen aber zu wenig für eine ernsthafte Verletzung.

     

    "Du musst auf ein Zeichen warten, du wüsstest was es ist hat er gesagt. Meins ist 19...mit der 19 fängt alles an und endet hat er gesagt. Du hast den Schlüssel!" Ich quatsche einen bescheuerten Scheiß! Aber das ist es woran ich mich erinnern kann.

     

    Erst jetzt bemerke ich die anderen Gäste im Raum. Oh,nein...habe ich das alles eben laut gesagt? Mein Blick wandert rüber zu Staatsanwalt Salomon. So ist es, jetzt weißt du es. Wahrscheinlich weist du jetzt woher du mich kennst. Aus Gerüchten, aus Berichten, aus geflüsterten Tipps und hinter der Hand erzählten Horrorgeschichten mit denen man kleine Kinder dazu bringt in´s Bett zu gehen.

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  13. "Ich weiß nur irgendjemand will dir schaden Faith, ob das mit deinem Auftrag zusammen hängt weiß ich nicht. Das was ich weiß ist, dein Leben ist mein Schlüssel! Ich verlier alles wenn ich dich verliere und das werde ich nicht zulassen!"

     

    "Bevor wir uns aber um deinen Auftrag kümmern können, muss ich dich um etwas bitten." Ich hoffe sie versteht es, ich kann sie nicht alleine hier zurück lassen. "Ich muss noch diesen Brief hier..." meine Finger Tippen auf den beschrifteten Briefumschlag. "...überbringen, ich darf ihn nicht öffnen, nur zustellen und ich kann nicht riskieren dich hier zu lassen!"

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