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-TIE-

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Posts posted by -TIE-

  1. "Ich weiß es nicht" Ich ziehe die Schultern an als wenn mir kalt wäre. "Ich, ich kann mich an nichts erinnern, aber ich habe Kopfschmerzen und meine Augen brennen, irgendwas ist da drinnen passiert, aber ich weis nicht was."

     

    Mit meinen schlanken Fingern reibe ich mir die Schläfen. Mit geschlossenen Augen sage ich: "Aber mein Auftrag ist klar Faith!" Meine Stimme wird kräftiger. "Von jetzt an bin ich dein Schatten, dir wird nichts passieren, wer dich anrührt, dir schaden will, wer deinen Namen in den Schmutz zieht rührt mich an, schadet mir und wird schmerzlich erfahren was hinter meinem Namen steht. Du bist meine Rettung und die werde ich nicht auf´s Spiel setzen. Ich bin die Neverborne Princess und ab jetzt stehst du unter meinem Schutz!"

     

    Ich öffne die Augen und blicke sie an.

  2. Okay, das ist alles machbar. Der geöffnete Briefumschlag liegt auf meinen Beinen. Ich putze mir die Nase und gehe wieder zurück in den Waschraum. Es wird Zeit wieder in Form zu kommen. Makeup und Blut haben ein schauriges Muster auf meinem Gesicht hinterlassen, es dauert eine ganze Weile und viel kaltes Wasser mich wieder einigermaßen herzurichten. Die Augen bleiben gerötet aber zum Schluss sehe ich nicht mehr so schrecklich aus, immer noch mitgenommen, wie nach einer Nachtschicht im Twilight, aber nicht wie nach einer Prügelei.

     

    Den Zettel mit dem Auftrag stecke ich ein, der dazugehörige Briefumschlag wandert in den Müll. Den beschrifteten Briefumschlag nehme ich mit.

     

    Wieder etwas sicherer auf den hochhackigen Schuhen und notdürftig gerichtetem Makeup gehe ich zurück zum Esszimmer. Einmal tief durchatmen, ein winziges Zögern an der Klinke aber dann schwinge trete ich ein. Das Lächeln ist aufgesetzt, nicht das "ich habe alles unter Kontrolle" Lächeln vom Abgang. Dieses ist mehr Maskenhaft, ich kann mich nicht erinnern, aber meine Stirn brennt und irgendwie meine ich immer ein Rascheln zu hören wie von trockenem Laub aber da ist nichts. Das nervt.

     

    "Tata..." ich bleibe kurz in der Tür stehen "...ich bin wieder zurück!" Den beschrifteten Briefumschlag halte ich fest in der Hand. Mein Blick rüber zu Faith ist unsicher. Dann gehe ich still zurück zu meinem Platz, ich vermeide den Blickkontakt mit den Anderen.

  3. Ich stoße die Tür zur Damentoilette auf, das kalte Licht brennt in meinen Augen. Der elegant gekachelte Raum, die Spiegel, alles zu hell für meinen Geschmack. Ich verschwinde in einer der Toilettenkabinen und mit einem metalischen Klacken das in dem leeren Raum wiederhallt schieße ich die Kabine ab.

     

    Zwei Umschläge, einer beschriftet, der ist Tabu schießt es mir durch den Kopf, nicht öffnen, nicht öffnen. Der andere ohne jegliche Aufschrift, ich schaue mir beide genau an und öffne den ohne Aufschrift.

  4. Ich stöhne, mein Kopf brennt, meine Augen fühlen sich an als wäre ich während eines Sandsturms in der Sahara unterwegs gewesen. Langsam drehe ich mich auf den Rücken, der Teppich des Gangs im Hotel schmiegt sich an meinen Rücken. Hoffentlich kommt jetzt niemand vorbei, ich muss schrecklich aussehen. Ich stütze mich an der Wand ab und gehe in Richtung der Damentoilette.

     

    [Weiter im HP]

  5. Ich ziehe das Kleid ein wenig hoch so das es meinen Oberschenkel entblößt wird bis das Strumpfband zu sehen ist und verstaue das Rasiermesser wieder da wo ich es hergeholt habe. Mit dem Handrücken wische ich mir eine Träne von der Nasenspitze. Blut oder Makeup, wahrscheinlich etwas von beidem geht mir bei der dunklen Spur durch den Kopf den die Flüssigkeit auf meinem Handrücken hinterläßt. Ich ziehe das Kleid gerade. "Gut so?" Ich drehe mich, Hand an der Hüfte, Schulter heraus, einmal nach links und rechts als wenn der unbekannte ein Spiegel wäre, aber ich erhalte außer einem Blick und einem Fingerzeig auf die Augen keine Antwort. "Stimmt, da war ja was..." antworte ich mit einem verkniffenen Lächeln und heiserer Stimme, ich habe wohl wirklich geschrieen.

     

    Dann mache ich mich auf und verlasse mit wackelig Beinen, die beiden Umschlägen in der Hand, das Zimmer.

  6. Nicht brechen. "Dies ist die reale Welt und die Toten kommen nicht zurück, sie kommen nicht zurück" stammel ich. Aber ich kann sie riechen, diesen bittersüßen Geruch nach altem Schweiß und alter Haut, ich kann das Rascheln ihrer Kleider hören, wie trockenes Herbstlaub, vorboten des Winters. Was habe ich mir den gedacht, die, die im Wasser leben sind auch aus den Alpträumen der Menschen entstanden und wandeln unter den Lebenden. Sie wäre nicht so alt geworden wenn ein kleines Ding wie ich sie so einfach überlisten könnte.

     

    Keuchend lande ich auf den Knien, willenlos hängen meine Arme an der Seite. Ich fühle mich wie eine Marionette der man die Fäden durchgeschnitten hat. In das Blut auf meinen Wangen mischen sich Tränen, heiße Tränen der Verzweiflung. Alle meine Wünsche werden nie in Erfüllung gehen, es wird nur schlimmer. Aber ich werde nicht brechen. "Es mag nur rostiges Eisen sein, aber es ist mein!" Keuche ich. "Wenn die Belle es zurück geschafft hat dann sollten sie besser dafür sorgen das sie gründlicher sind, sonst schwöre ich ihnen würden sie sich wünschen das meine Mutter mich an dem Tag meiner Geburt ertränkt hätte und nicht die Güte, oder die Feigheite hatte mich nur in den Fluss zu werfen!" Die letzten Worte schreie ich förmlich hinaus. Ich werde nicht brechen!

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  7. Meine Gedanken rasen, das kann nicht sein. Ich will weg ich muss weg aber ich kann mich nicht rühren. Das Licht, es blendet...setzt sie nicht dem Tageslicht aus sonst sterben sie...Kinderlachen weit entfernt, als würde eine leichte Briese es herüberwehen, aber es sind nur die Irrlichter. Ich spüre seine Hände auf meinen Schultern, ich höre seine Frage.

     

    "Weil nichts ist was es scheint und weil alles erscheint als das was es nicht ist!" flüster ich.

     

    Ich weis nicht woher mir diese Worte in den Sinn kommen, aber in dieser Situation des völlig ausgeliefert seins erscheinen sie mir logisch.

  8. Die Chinesen waren wieder da, ein unangenehmes Volk. Sie lächeln immer, sie lächeln wenn sie Handeln, sie lächeln wenn sie streiten, sie lächeln wenn sie Töten, sie lächeln wenn sie bei den Mädchen sind. Aber und das lässt sich nicht abstreiten sie bringen das beste Opium in die Stadt, viel besser als das der Südstaatler und der Preis stimmt auch. Ich kann ein Teil in Naturalien zahlen, sie bleiben dann ein bis zwei Tage und die Niegeborenen kümmern sich um sie. Sie sehen schmächtig aus, lustig mit ihren dünnen Bärten und Zöpfen, aber sie sind gerissenen Händler und eiskalte Halsabscheider die nicht lang fackeln. Sie sind mit dem Eisenbahnbau nach Amerika gekommen und geblieben, jetzt wollen sie ihr Stück vom Kuchen, das gelbe Amerika. In der feinen Gesellschaft haben die Tongs keine Chance, aber in der Halbwelt der Schatten im Zwielicht der Gassen sind sie nicht mehr wegzudenken, seit ihrem Krieg in San Franzisco sind ein paar sehr zwielichtige Gestalten an die Ostküste gekommen. Wer auch immer da drüben das Sagen hat will expandieren. Ich muss aufpassen nicht zwischen die Fronten zu kommen.

     

    Einer von ihnen hat eine Schweinefarm, ein wenig Außerhalb der Stadt an der Straße nach Dunwich. Feiste, fette Tiere. Er sagt diese Schweine sind besser als jeder Fluss nur die Zähne um die muss man sich kümmern. Zähe kleine Beißer, kriegt kein Schweinemagen klein. Er hat es mir gezeigt, ein ganzes Glas voll, gelb und weiß glänzender Zähne. Ich weiß inzwischen welche Schlachterein sie beliefern.

     

    Beim letzten Mal haben sie mehr als Opium mitgebracht, neue Mädchen. Eines war krank, ich sagte das wäre kein Problem aber der alte Chinese bestand darauf die Sache selber zu regeln. „Eine flage del ehle Miss Clow“ die können nicht mal richtig englisch. Lächelnd befahl er einem seiner Männer die Kleine zum Arzt zu bringen, er sollte in fünfzehn Minuten zurück sein. Das Mädchen verstand nicht, sie dachte man würde ihr helfen, aber der nächste Arzt ist mehr als eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Der Chinese weiß das und sein Schläger auch.

     

    Sie lächelten beide als er eine viertel Stunde später alleine zurück kam. Ich habe sie nie wieder gesehen.

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  9. Faith hatte recht, wieder mal. Es ist nur ein Gespräch, ein Angebot, vielleicht. Noch weiß ich es nicht mit Sicherheit, aber die Anspannung in mir läßt etwas nach. Die Hände entkrampfen sich ein wenig, meine Finger kneten meine Handballen. Er hält Abstand, es ist nichts agressives an ihm, vielleicht noch nicht, also...Sei wachsam...und pass auf.

     

    "Wie...?" hauch ich, meine Stimme versagt immer noch. Ich will es wissen, der Ausweg nach dem ich lange gesucht habe, aber ihn alleine nicht finden konnte. Er ist zum greifen nahe, der Weg aus dem Schneckenhaus hinaus. "Wie...? Was wollen sie noch von mir? Damit sie ihr Angebot wahrmachen?" Die Frage steht zwischen uns während er mich aus sicherer Entfernung mustert.

     

    Widersprüche, das stimmt, damit hat er recht, aber zu größerem geboren, niemals! Er versucht mir zu schmeicheln, mich in Sicherheit zu wiegen aber wenn das der Preis ist bin ich bereit ihn zu zahlen.

  10. habs jetzt auch verstanden, wie gesagt die Postings haben sich überschnitten :) Normalerweise zeigt er mir an wenn ein neuer Post geschrieben wird und ich kann mir den Anzeigen lassen, wenn ich gerade einen Schreibe, muss wohl alles sehr gleichzeitig passiert sein :)

     

    Jedenfalls reagiere ich noch auf Faith.

  11. Ich blicke über die Schulter zurück zu Faith und zwinker ihr zu. Stumm formen meine Lippen das Wort "Danke" Ich denke sie hat es verstanden.

     

    Einmal tief durchatmen, mein Magen ziehen sich zusammen, Angst macht sich breit und ich reagiere, wie ich immer reagiere. Ich setze mein Lächeln auf, die Maske die mir am besten steht. Ein leicht überhebliches Lächeln als wenn ich Herr der Lage wäre. Ein leichter Schweißfilm steht mir auf der Stirn, es kommt mir vor als wenn die Raumtemperatur um mehrere Grad angestiegen ist, die Fingerspitzen werden Taub. Herzrasen, druck auf der Brust. Panik, aber da muss ich jetzt durch.

     

    Ich vermisse mein Rasiermesser ich fühle mich hilfloser als jemals zuvor.

     

    Ich werde nicht brechen!

     

    Mit diesem Vorsatz im Kopf folge ich Clara.

     

    So lange ich noch kann Summe ich ein Lied während es durch die Gänge immer weiter in die Eingweide des Hotels geht.

     

    What will we do with the drunken whore...Early in the Morning...Stuff her in a sack and throw her over...Early in the Morning...Feed her to the hungry rats for dinner...Early in the Morning...Way hey and up she rises...Shoot her through the broken heart with a loaded pistol...early in the Morning...Slice her throat with a rustry cleaver...ealry in the morning...

     

    Mit jeder Strophe fällt die Angst weiter von mir ab, es kann nicht schlimmer werden.

     

    [weiter in NP "Die Krönung für Alice"]

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