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Der Läuterer

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Everything posted by Der Läuterer

  1. "Vielen Dank." Jetzt weiss ich, dass ich beobachtet werde. Durst habe ich nicht, dafür aber die gefächerte Zimmerpalme im Blumentopf neben mir. Ich lasse das Glas unangerührt.
  2. Besser als Kaulquappen, die sich als Fische verkleiden? Nein. Das geht nicht.
  3. "Vielen Dank Mrs. Holmes, sehr freundlich von Ihnen, aber ich kann leider nur ablehnen. Dennoch meinen Dank für Ihre Informationen." Sie sieht mitgenommen aus. So als hätte sie viele Probleme. Könnte Sie mir helfen? Könnte mir eine solche Frau wirklich helfen? Jemand mit Problemen weiss vielleicht, wovon er redet. Wir werden sehen. "Wir werden uns sicherlich heute noch öfters sehen, Mrs. Holmes. Versprochen."
  4. "Mrs. Holmes? Sie verlassen die Speisung der Unwissenden?" Ich erhebe mich. "Ja. Ich halte hier die Stellung und widme mich der Aufklärung dieser Situation." "Wollen Sie sich nicht kurz zu mir setzen?"
  5. Meine Pfeife ist verloschen. Nachstopfen. Wieder höre ich seine Stimme. Fordernd. Bohrend. Enervierend. Borniert. Vater! Sein Zeigefinger, die Verlängerung seines Unterarmes, fährt immer wieder auf und ab. Und wieder und wieder versucht er mir seine Meinung einzutrichtern und aufzuzwingen. 'Junge, hat Dir die Akademie denn gar nichts beigebracht?', 'Du hast Deinen alten Vater enttäuscht. Schwer enttäuscht. Mal wieder.' Er hätte mein Verhalten missbilligt. Sträflich verurteilt. Er hätte von mir erwartet jetzt dort in dem Zimmer zu sitzen. Dort zu sitzen und mich zu langweilen. Und die anderen mit meinen verschrobenen Gedanken zu quälen. Mit Leuten zu sprechen, die ich weder kenne, noch kennenlernen möchte. Und von denen mir einige schon unangenehm sind, noch bevor ich sie überhaupt in Augenschein genommen habe. Er hätte mir ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil ich mich nicht militärisch der Sache gestellt habe. Ich sollte dann jetzt wohl dort reingehen und im wahrsten Sinne des Wortes die Suppe auslöffeln, die man mir eingebrockt hat. Genau das hätte mein Vater von mir erwartet. 'Sei ein Mann und stell Dich der Gefahr, Junge.' Ich bin ein Mann. Und so stehe ich auf und gehe. Gehe und nehme mir eine Zeitung vom Tisch und setze mich wieder in den Sessel. "Fahr zur Hölle Oberst!" Sage ich wieder zu mir selbst und schlage die Zeitung auf. Ich warte und beobachte weiter.
  6. "Du magst kein rot. Ich verstehe. Dennoch, ich glaube, es hätte traumhaft an Dir ausgesehen. Wirf es weg, dann fahren wir los" [...] "Also die Nächste rechts und dann immer der Strasse folgen."
  7. : : 05. Sept. 1928 : : Einzug der Ophelia : Fischer haben mit ihrem Netz diesen glibberigen : Frosch aus der Bucht gezogen. : Aufgedunsen. Aufgebläht. Ein Ballon der Fäulnis. : Diese ekelerregende Abscheulichkeit wird mich : nicht mehr verlassen. Unprofessionell. : : Prozess der Verwesung bereits in sehr hohem : Masse fortgeschritten. : Schwer, die weibliche Leiche zu identifizieren. : Rückschlüsse auf die Todesursache offensichtlich. : Es liegt eindeutig ein Gewaltverbrechen vor. : Viele postmortalen Veränderungen an der Leiche : festzustellen. Sie riecht nach einer offenen : Ulcus per decubitum, nach der Verjauchung des : Eiters und faulendem Fisch. : : JANE DOE - 03/28 : - Geschlecht: weiblich : - Alter: ~ 20-30 : - Identität: offen : - Beruf: unbestimmt : - Tatort: unklar : - Tatzeitpunkt: ungewiss : - Tatwaffe: stumpfer Gegenstand. : Auf dem Leichenschauschein streiche ich das : Feld 'Leichenöffnung'. : Ein roter Ariadne-Faden ist kaum noch zu sehen. :
  8. "Du bist neugierig und Du strahlst. Das gefällt mir. Ich liebe es Dich glücklich zu sehen." [...] "Weiss empfand ich ich verlogen, schwarz als unpassend. Immerhin bin ich ja nicht gestorben. So habe ich blut-rot gewählt. Ich habe es direkt aus Paris. Hauchfeine Seiden-Dessous, die mehr ent- als verhüllen." Er grinst frech. "Eigentlich ist es mehr mein Geschenk. Aber ich gestatte Dir grosszügig es anziehen zu dürfen." Wieder zeigt er sein beleidigendes Grinsen.
  9. "Ich dachte Du fährst mich. Nein? Auch gut. Also dann. Lass uns gehen." [...] "Nun, das Haus gehört der Armee und wird zur Zeit von einem Oberst bewohnt. Der ist aber zwei Wochen in Oslo und somit haben wir das sicherste und diskreteste Hotel für zwei der Welt. Es gibt nicht viel her und die Aussicht ist sehr bescheiden, aber ich werde eh nur Augen für Dich haben." Dann rennt er zum Auto zurück und kommt mit einen flachen Karton zurück, der sehr schön in rotes Geschenkpapier gewickelt ist.
  10. Ich suche mir einen Platz, von dem aus ich sowohl den Eingang, als auch die Rezeption, im Auge habe und setze mich in einen grossen, roten Chesterfield-Ledersessel. Was finden die Leute nur daran. Sieht gut aus, ist aber hart und wird sehr schnell unbequem. Ungefähr so wie bei Geraldine! Man hätte die Sitzmöbel nach IHR benennen sollen. In dem Augenblick denke ich an die Nervzwerge und weiss plötzlich, was ich hätte tun sollen. "Das nächste Mal warte ich bis ein Lastwagen kommt und werfe das Geld auf die Strasse." Und merke, dass ich wieder laut gedacht habe.
  11. Ich sehe den Fahrer herumschlendern. Was isst er da nur? Als er sich nähert sehe ich, dass er in einer Hand ein Fisch-Brötchen mit unglaublich viel Zwiebeln hält und in der anderen Hand eine geräucherte Makrele? am Spiess, die so lang ist wie sein Unterarm. Der Mann hatte offensichtlich Hunger. Ich winke den Fahrer heran. Der Mann spricht zu mir mit vollem Mund, dass ich Mühe habe ihn zu verstehen. "Waaapf ipft Schepf?" Ich zahle und erinnere ihn an die andere Hälfte meines Geldscheines. Als er nickt trennen sich unsere Wege und ich betrete das Miscatonic Hotel. Die Nervzwerge haben derweil alle Münzen aufgesammelt und so bedrängen sie mich erneut. "Weshalb muss jede gute Tat augenblicklich bestraft werden?" Murmele ich zu mir und blicke zur Decke der Eingangshalle. Ich schaue mich um. Diesmal um einiges genauer als noch eine halbe Stunde zuvor.
  12. "Wonach steht Dir der Sinn? Ich meine, was möchtest Du als nächstes tun? Wir haben noch viel Zeit." Hans schaut Dir tief in die Augen.
  13. Mach ruhig weiter. Ich bin platt und mach vielleicht später noch was im TB. Danke fürs Nachfragen, Blackdiablo.
  14. "Nein, das werde ich sicher nicht tun." Hans hat feuchte Augen. Der Mann scheint ein Herz zu haben. "Ich werde Doktor Nordgren anrufen und ihm sagen, dass ich Dich entführt habe." Er grinst wieder leicht. "Ich habe mich immer gefragt, ob es wohl ein Junge oder ein Mädchen geworden wäre."
  15. "Das war ein Fehler. Ein schwerer Fehler." Wenn die eigenen Kinder schon nervig sind, dann sind die Kinder von anderen die Pest. Und diese hier scheinen sich zu vermehren. Der Wagen ist bald umringt von den Zwergen. Der Geruch nach altem Fisch wird stärker und immer stärker. Ich kurbele die Scheibe hoch und hoffe, dass der Fahrer sehr bald wieder zurück kommen wird. Es ist 19.30! Noch fünf Minuten, wenn er sich an meine Vorgabe hält. Ein edlerer Wagen hält hinter dem Taxi. Ein Mann in feinstem Zwirn steigt aus. Massanzug. Krawatte. Gamaschen. Handschuhe. Das ist der Kerl, auf den ich gewartet habe. Da bin ich mir sicher. "Jetzt habe ich Dich." Flüstere ich. Ich nehme ein paar Cents und Nickels aus meiner Börse in die Hand und steige aus dem Wagen. Ich zeige den Nervzwergen die Münzen und werfe diese dann auf den Gehweg. Dann habe ich Ruhe. Ich schaue mir den teuren Wagen des Gecks an. Guten Geschmack scheint er ja zu haben. Ein Delage Coupe. Modell DI Sport Special. Ein heisses Gerät. Französisch. Viele Kurven. Spritzige 125km/h schnell.
  16. "Als Du unser... als Du es verloren hast, hast Du dich verändert. Du wurdest aggressiv. Auch gegen Dich selbst. Du wurdest auf dem Bett festgeschnallt. Ähnlich wie in Deinem Traum. Dr. Warner war der behandelnde Arzt. Er hat Dir eine Spritze gegeben, während Dich die Pfleger festhielten. Du hast einige Spritzen bekommen, aber Du warst von Sinnen. Als ich Dich beruhigen wollte, hast Du mich in die Hand gebissen. Auch eine Narbe, die nie vergehen wird. Du warst, als hättest Du Tollwut. Du hast mich angeschrieen, ich hätte Dich vergewaltigt und dass Du mich töten würdest. Nicht, dass Du es nicht versucht hättest. Das ging einige Tage so. Ich blieb. Kein Schlaf. Meine Gedanken immer bei Dir. Doktor Nordgren hat unser beider Leben gerettet. Ich wollte mich zuerst erschiessen, weil ich es nicht ertrug. Dann wollte ich Dich erschiessen, damit Du nicht mehr leiden musst. Als ich bei Dir am Bett stand und die Pistole schon in der Hand hielt, kam der Doktor ins Zimmer. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte ein Blutbad angerichtet. Nach dem Gespräch bin ich gefahren und bin erst heute wieder nach Norwegen zurückgekommen. Das ist alles. Jetzt kannst Du MICH hassen. Doktor Warner hat Dir nichts angetan. Nur ich habe Dir etwas angetan. Nur ich... Ich... Ich... Ich bin so kaputt. So müde."
  17. "Ich habe nichts gesagt. Was glaubst Du denn, warum wir über die Mauer geklettert sind?" [...] "Ich... ich muss Dir etwas... Du musst etwas wissen. Den Mann... den Du suchst... dieser Dwight... dieses Monster. Das bin ich. Nicht so, wie Du jetzt denkst... Ich... ich hab Dich nicht missbraucht. Aber diese Reaktion auf mich. Ich konnte Dich nicht so leiden sehen." [...] "Ich habe Stunden um Stunden mit Doktor Nordgren gesprochen. Und wenn er nicht gesagt hätte, das Du wieder gesund werden würdest, dann... dann... dann." Dann wirft er den Kopf in den Nacken und es folgt ein markerschütternder Schrei. So einen Laut hast Du noch nie gehört und Du bekommst eine Gänsehaut.
  18. Der Rauch der Pfeife breitet sich im Wagen aus. Ich könnte genau so gut versuchen, den Rauch wieder einzufangen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Was habe ich davon, unseren Gastgeber zu stellen? "Er hat mich heraus gefordert. Er stellt meine Intelligenz auf die Probe." Sage ich mal wieder zu mir selbst. Dann schüttele ich den Kopf. Ein Fahrzeug ohne Beleuchtung nähert sich. Ich versuche das grüne Kennzeichen zu lesen. Die Nummer auf dem Schild lautet '26674'; darunter dann 'Mass' und '1928'. Ich sollte mir einen Feldstecher zulegen. Noch bevor der Wagen ganz angehalten hat, steigt eine elegant gekleidete Dame geschmeidig aus. "Geraldine." Dann fährt das Auto schnell wieder davon. Ein Blick auf die Uhr zeigt 19.26! Sie wird von der Rezeption in Richtung des Zimmers geleitet. Aber das mag auch Zufall sein. "Borde!" Ich habe nicht in Betracht gezogen, dass der Gastgeber auch weiblich sein könnte. "Triple idiot!" "Frage: Wie passen H.P. Wilde & Ellie, Faith Holmes, Robert Johnson und ich zusammen? Antwort: Gar nicht! Oder doch? Wo ist die Verbindung." Keiner geht gerade rein. Ein paar Kinder betteln mich um Süsses an. Ich hab nichts dabei. Ein Monster, eine Hexe und drei Karpfen. Niedlich. Ich gebe jedem eine Nickel. Die Masken sehen toll aus. "C'est très drôle." [Nickel = 5 Cents]
  19. "Also die Vergangenheit, hmm?" [...] "Ich bin nicht deswegen gegangen. Auch Deine Fehlgeburt war nicht der Grund." [...] "Du hast meinetwegen gelitten. Weil wir zusammen waren in jener Nacht. Ich konnte es nicht ertragen." [...] "Und jeder Gedanke an Dich, jeder Blick, jede Berührung hat meinen Wunsch gemehrt, wieder und wieder mit Dir die Laken durchwühlen zu wollen. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre über Dich hergefallen wie ein Tier und..." Seine Stimme bricht. Er steht auf und geht ein paar Schritte.
  20. Er schaut sich die vernarbte Schulterverletzung an. "Es sieht nach einer Art verheilter Schnitt- oder Stichwunde aus, wenn Du mich fragst." Du spürst, dass er Dich aufmerksam beobachtet. "Aber das ist nicht alles, was Dir gerade zu schaffen macht, oder? Ist es die Vergangenheit oder die Zukunft?" Du spürst seinen Atem auf Deinem Rücken und seine Lippen, ohne dass sie Deine Haut berühren würden.
  21. "Hier. Das ist für Sie!" Ich reiche dem Fahrer einen 'Jefferson'. "Holen Sie sich etwas zu Essen und machen Sie einen kleinen Spaziergang. Und in 15 Minuten sind Sie bitte wieder hier. Hier noch meine Karte. Mein Name ist Cypher. Man kennt mich." Der Fahrer nickt, nimmt das Kärtchen, zieht den Schlüssel ab und steigt wortlos aus. "Warten Sie. Ich schreibe Ihnen noch etwas auf die Rückseite." Ich nehme das Kärtchen wieder an mich und gebe es ihm danach zurück. "Hören Sie mir jetzt bitte gut zu. Es wird sich für Sie lohnen. Fahren Sie morgen zu meiner Adresse. Seien Sie Punkt 8.00 am. dort. Ich werde Ihnen dann die zweite Hälfte von dem hier geben." Ich zerreisse einen 'Hamilton'. "Sollte ich nicht dort sein, müssen Sie leider etwas mehr für das Geld tun. Geben Sie meiner Haushälterin Bescheid, sie soll die Polizei nach mir suchen lassen. Und sie sollen mit ihrer Suche genau HIER beginnen. Sie dürfen aber auch selbst nach mir suchen. Haben Sie das verstanden?" Der Fahrer nickt, tippt sich mit zwei Fingern an seine Mütze und geht. Lieferant der Firma 'Misc. Cream & Candy Bros.' Ich hole meine Pfeife heraus und stopfe sie. 'Virginian Wild Flavor Tobacco'. Der Beste. [Jefferson = 2 Dollar; Hamilton = 10 Dollar]
  22. "Es ist exakt 19.20!" Sagt der Fahrer zu mir und schweigt dann wieder. Das betagte Automobil, ein Commonwealth Motors Cab, wartet. So wie ich. Doch worauf? Auf wen? Ich stelle meine Taschenuhr und ziehe sie auf. zwei alte Herren "Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt auch der Tod zu Dir." Summe ich. Der Fahrer starrt mich an. Ich spüre es, ohne dass ich hinsehen würde. "Ich bin Pathologe am St. Mary's." Sage ich zu ihm, ohne den Blick von Hoteleingang abzuwenden. drei jüngere Männer / angetrunken Ich werde auch langsam älter. Langsam UND älter. Wer alt wird, musste nicht jung sterben. Ein Segen? Oder ein Fluch? Vielleicht ein Privileg, das man sich erarbeiten muss? Egal. Taxifahrer Irgend etwas habe ich vielleicht übersehen. Wie bei einer Leichenschau. Ventral OB. Wenn man den Kunden aber wendet? Siehe da; dorsal multiple vulni puncti im Bereich des musculus latissimus dorsi sinister. [vulnus punctus = schmale, tiefe, zumeist glattrandige Wunde; wird z.B. durch ein Messer verursacht] [musculus latissimus dorsi sinister = linke Seite des grossen Rückenmuskels]
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