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Loki

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Everything posted by Loki

  1. Loki

    Corona

    Kleiner Nachtrag zur Phase 3-Studie von Pfizer und Biontech, wie gesagt Moderna war meines Erachtens sowieso nur in den USA aktiv: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2034577 Country Total no. Total % Argentina 5,764 15.3 Brazil 2,284 6.1 South Africa 744 2.0 ------------------------------- United States 28,914 76.7 ------------------------------- Also: Thanks Obama.
  2. Oh, den habe ich gesehen. "Wir haben das mal für euch in GTA nachgebaut." Pures Gold.
  3. Da wir schon sind? Einfach mal was neues probiert.
  4. Sind wir schon da? (Sorry, konnte nicht widerstehen.)
  5. Hm, jetzt höre ich hier zufällig was von krassen technischen Problemen. Die Konsolenversionen wurden von den Plattformbetreibern zurückgezogen bzw. man bekommt Erstattungen? Ihr seid doch im Thema. Was ist da los?
  6. Loki

    Corona

    Also ich glaube der Spiegel stellt den Sachverhalt, wenn sie das so sagen, falsch dar. Reuters scheint mir mit der zeitlichen Einordnung richtig zu liegen. Ich vermute die Anteile wurden EU-seitig schon im Sommer festgelegt, als man die Finanzierung der Impfstoffproduktion gegen ein Vorkaufsrecht beschlossen hat. Eine Mitteilung zu dem Vorhaben aus dem Juni: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52020DC0245 In diesem Zusammenhang kam es vermutlich zu der von Reuters berichteten Entscheidung: https://www.reuters.com/article/health-coronavirus-eu-pfizer-idUSKBN28R19D Die entsprechende Vereinbarung mit Pfizer/Biontech über eine Finanzierung durch das Emergency Support Instrument (ESI) wurde dann Anfang September geschlossen: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_20_1556 Das war der Abschluss von Vorverhandlungen, dort war die jetzige Abnahmemenge, wie man sieht, schon vorgesehen. Der eigentliche Vertrag wurde erst im November abgeschlossen, aber meine Vermutung wäre, da ging es hauptsächlich noch um den Preis. Wobei die Verkündung des Abschluss (11.11.) jetzt auch nur zwei Tage nach der Pressemitteilung von Pfizer über die Wirksamkeit des Impfstoffs (9.11.) kam. Der Vertrag stand zu dem Zeitpunkt vermutlich schon. Ich denke nicht, dass sie sich in diesen beiden Tagen gegen zusätzliche 200 Millionen Dosen entschieden haben. Also ich will nicht ausschließen, dass man im Oktober noch die Option auf zusätzliche Dosen hatte und gleichzeitig Einblick darin wie vielversprechend der Impfstoff ist, aber plausibel ist erstmal, dass sich der Spiegel auf die gleiche Quelle wie Reuters beruft. Wenn es wirklich um die späteren Verhandlungen geht, hätte ich diese Information und ihre Quelle gerne etwas klarer dargelegt. Was die Skalierung der Produktion angeht: Die Hersteller arbeiten sowie schon mit Subunternehmern. Ich denke nicht, dass sie da alles ausgereizt haben. Wahrscheinlich haben sie sich die Partner vorallem mit Blick auf den Schutz ihrer proprietären Technik ausgesucht. Aber dieser Sorge könnte man sie ja "entheben".
  7. Loki

    Corona

    Von den 500 Millionen von denen du oben sprichst, habe ich auch gelesen. Aber so wie ich das verstehe, ist die Entscheidung darüber deutlich früher gefallen: (Meine Hervorhebungen.) https://www.reuters.com/article/health-coronavirus-eu-pfizer-idUSKBN28R19D Aber ich bin mir selbst für den späteren Zeitpunkt nicht sicher, ob die ersten Informationen zur Wirksamkeit schon der Punkt waren, wo man auf jeden Fall 2-4 Milliarden Euro zusätzlich ausgeben wollte, denn es hängt ja auch von anderen Parametern ab, wie nützlich der Impfstoff am Ende ist. Ich sehe die Diskussion eher als Ergebnis eines übermäßigen Fokus auf die Impfstoffe durch die Medien. Das kann wirklich kontraproduktiv sein, weil die Geimpften natürlich überhaupt nicht zur Normalität zurückkehren sollen und das aus meiner Sicht nicht mal annährend ausreichend betont wird. Auch bei diesen Millionen Dosen sprechen wir ja über einen längeren Auslieferungsplan, nicht darüber, dass wir jetzt sofort 200 Millionen zusätzliche Dosen zur Verfügung haben. Und über diesen Zeitraum, wenn diese Impfstoffe als besonders kritisch erkannt sind, kann es durchaus noch Potential zur Hochskalierung der Produktion geben. Außerdem laufen verschiedene Phase 3-Studien weiter und können weitere Impfstoffe in dem Zeitraum verfügbar machen, so dass die Annahme, dass man eine Auswahl haben wird, am Ende durchaus zutreffen kann.
  8. Loki

    Corona

    Wo hast du das zitiert?
  9. Loki

    Corona

    Pfizer/Biontech https://www.clinicaltrialsregister.eu/ctr-search/trial/2020-002641-42/DE Im Zeitraum seit Sommer hatten die USA aber glaube ich mit die aktivste Epidemie in Kombination mit der Zahl von Studienzentren, die ich dort aufgrund der entsprechenden Infrastruktur vermuten würde. Dagegen Deutschland war bis September noch im Niedriginzidenzbereich. Wir dürften nicht viel beigetragen haben. Moderna https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT04470427 https://www.modernatx.com/cove-study Soweit ich sehe, haben sie ihre Phase-III-Studie ausschließlich in den USA durchgeführt. Muss dieser America First-Ansatz sein.
  10. Loki

    Corona

    Man wusste ja bei den Vorbestellungen nicht, welche Impfstoffe das Rennen machen. Egal welcher, man hätte jetzt zu wenig. Das war eigentlich vorher klar. Soweit ich das verstehe, haben Pfizer/Biontech und Moderna vorallem von der schlecht kontrollierten Epidemie in den USA profitiert. Sonst hätten sie die nötigen Fälle für die Phase 3-Studie nicht so schnell zusammen bekommen. Sprich das haben wir alles Donald Trump zu verdanken. The Best.
  11. Du alter Schönfärber Frauen am Herd kommen doch in den Geschichtswissenschaften gar nicht vor.
  12. Loki

    Corona

    Aber stellt euch mal vor, wenn es diesmal auch glimpflich abgelaufen wäre: Als nächstes hätten die Leute gefordert sofort mit SARS-CoV-2 geimpft zu werden, anstatt auf den Impfstoff zu warten, weil das offensichtlich harmlos ist und man es hinter sich haben will.
  13. Die Karten aus Berlin 2080 als separates Produkt: DriveThruRPG: https://www.drivethrurpg.com/product/339102/ oder Pegasus Digital: https://www.pegasusdigital.de/product/339102/
  14. Wenn es stimmt, fände ich es erfrischend europäisch.
  15. Hm, ich frage mich, ob ich nicht gleich auf die GOTY Edition warten soll. Sprich das ganze auf - ich nehme mal an - nächstes Jahr Dezember verschieben. Gibt es eine Editor-Unterstützung?
  16. Politische Diskussionen sind hier nicht OT?
  17. Wie schon angedeutet, kommt auch Privileg zum Ausdruck in dieser Idee, dass Rassismus gegen 'Weiße' nicht existiert. Es ist auch tendenziell etwas anders, wenn man diesen Eindruck als Angehöriger einer Minderheit oder der Mehrheit hat. Letztlich bedeutet das, diese Gruppe ist immer noch so unangefochten in ihrer gesellschaftlichen Position, dass man Versuche sie abzuwerten gar nicht als rassistisch Ernst nehmen kann. Allerdings ist es dann auch folgerichtig, dass vorallem diejenigen in der Mehrheit darin Rassismus sehen und sich davon getroffen fühlen, die sich als zurückgesetzt und machtlos empfinden. Insofern würde ich schon sagen, Rassismus entwickelt sich vermutlich nur in Machtgefällen. Genauso wie Klassismus die Hierarchie von Klassen voraussetzt. Aber ich denke, er kann in einem solchen Machtgefälle auch durch weiter unten stehende Gruppen ausgebildet werden. Also besteht er ja zum Beispiel in der Mitte der Hierarchie gegenüber noch weiter unten stehenden Gruppen. Auch die horizontale Wirkung ist bekannt. In der Tendenz denken alle Mitglieder einer rassistischen Gesellschaft auch selbst rassistisch. Und wenn man das Wertmodell hat, dann kann auch die Skala umarrangiert werden. Whiteness als soziales Konstrukt ist durchaus unabhängig von Hautfarbe. Es bedeutet nicht "eine weiße Hautfarbe" haben, sondern "wie Weiße aussehen" oder eben "wie die dominante Gruppe aussehen". Die Haarform war zum Beispiel genauso ein Politikum. "White hair" oder "Black hair" in dem Kontext bezieht sich nicht auf die Farbe sondern, darauf ob die Haare, wie die von 'Weißen' sind oder nicht. Ich nehme an, die meisten die auf whiteness bestehen, würden wenn man mal auf diesen Kern kommt, zugestehen, dass es nicht angemessen wäre, in jeder vorstellbaren Hierarchie angenommenener Rassen, die dominante Gruppe als 'weiß' zu bezeichnen, sondern dass das der Historie geschuldet ist. Um jemanden zu diskriminieren, benötigt man eine gewisse Macht über die Person, die muss nicht unbedingt aus einer Struktur kommen. Also mir scheint, das war für Paare schon vorher nicht möglich. Wenn haben sie es jetzt auch für Einzelpersonen ausgeschlossen.
  18. Das mag für andere Diskursräume gelten, insbesondere in den Amerikas oder zum Beispiel Südafrika. Aber innereuropäisch war 'weiß' nicht wirklich das eine Metakriterium und verdankt seine jetztige Bedeutung in einem eingeschränkten Bereich eher der Übernahme des Diskurs um whiteness aus den USA. Das Bestehen auf 'weiß' als ausschlaggebend, ist deshalb nur bedingt anschlussfähig, weil damit natürlich noch weniger Leute vertraut sind als im US-Umfeld. In den USA gab es auch mal eine Binnenunterscheidung zwischen unterschiedlichen weißen Europäern, die auch auf ihren Wert als Einwanderer abgebildet und zum Teil mit dem Grad ihres "Weißseins" verbunden wurde, weil das im Kontext der USA sowieso die entscheidende Unterscheidung ist, daraus resultiert das soziale Konstrukt der whiteness. Diese Unterscheidung ist mit der Zunahme der nicht-europäischen Bevölkerungsanteile in den Hintergrund getreten. Insofern ergibt whiteness da aus historischen Gründen, die sich in die gegenwärtigen Verhältnisse fortsetzen, Sinn. Dennoch finde ich es etwas ironisch, wenn man am Ende darauf besteht, dass 'weiß' die Chiffre für das in rassistischen Vorstellungen rassisch Gute sein muss. Habe ich mir nie zu eigen gemacht, muss man aus meiner Sicht auch nicht annehmen. In dem Zusammenhang: Naja, es geht da eher um "weißer" als um "nicht weiß" oder aus der anderen Perspektive um "zu dunkel". In den USA war zum Beipiel "white nigger" eine Bezeichnung, die lange für Italoamerikaner gebraucht wurde. Sprich sie wurden schon als weiß verstanden, aber eben nicht weiß genug. Ansonsten stimmt es natürlich, dass es auch in Europa in Rassentheorien Hautfarbe als Unterscheidungsmerkmal gibt. In Italien selbst gab es darauf basierenden Rassismus von Norditalienern gegen Süditalienier und dieser Gegensatz besteht ja bis heute. Aber das ist genauso oft kein sich anbietendes Kriterium. Die Hauptunterscheidung in der Hautfarbe innerhalb Europas wurde zwischen Südeuropa und dem Rest gemacht. Es gab zwar auch in diesem Restbereich gewisse Unterscheidungsversuche für die Hautfarbe, aber als Differenzierungsmerkmal sind sie einfach nicht besonders tauglich. In jedem Fall als weiß galten alle, auch die Südeuropäer. Zudem Rassentheorien hatten eine gewisse Vielfalt. Es gab unterschiedliche Versuche eine Rassenkunde zu erstellen. Eine prominentere davon definiert die "Europiden" als Großrasse, die "kaukasische Rasse" umfasst im Prinzip so etwa die selben Gruppen. Insgesamt wurde diese Gruppe als 'weiß' gesehen und da sind Bevölkerungen mit drin, die heute als people of colour gelten. Beispiel: In den USA waren Araber lange - vielleicht mittlerweile geändert, man wollte mal MENA als Kategorie einführen - dem Gesetz nach 'weiß', was direkt auf ihrer Zuordnung zur kaukasischen Rasse zurückgeht. Das bedeutete natürlich nicht, dass sie als gleichwertig galten und die Privilegien von whiteness ihnen im gleichen Maße zukamen. (Das wirft vielleicht auch nochmal einen anderes Licht auf den Nahen Osten, wo man in die eigene Zugehörigkeit zu den "Weißen" über die Beziehungen zu den USA durchaus noch investiert sein kann. Das war für eine gewisse Zeit eine Vorraussetzung für Einwanderung und dementsprechend sehr wichtig.) Und da würde ich im letzten Schritt auch diese Deutungshoheit nicht mehr so klar verorten: Ich meine diese Diskussion demonstriert das. Teilweise ist die Reaktion, häh, diese Gruppe, gegen die es Rassismus gibt, hat auch was man als weiße Hautfarbe bezeichnen würde. Die gegebene Antwort ist entsprechend dem, was ich versucht haben aufzuzeigen, nicht wirklich korrekt. Nicht mehr Rassisten definieren 'weiß', sondern hier wird das "Nichtweißsein" dieser Gruppen vom sozialen Konstrukt der whiteness abgeleitet oder jedenfalls erklärt/vermutet. Und obwohl whiteness selbst natürlich auf die Rassentheorien mehr noch auf die rassistische Praxis zurückgeht, kann es als akademisches Vehikel auch anders verwendet werden, wie etwa mit der Idee einer critical whiteness. Konkreter kann man das aber noch mal an den US-Amerikanern arabischer Herkunft festmachen, die haben lange daran festgehalten, dass sie als 'weiß' definiert sind, auch wenn ihnen die zugehörigen Vorteile nie wirklich voll zukamen. Das entspricht natürlich einer Akzeptanz der rassistischen Deutungshoheit. Mittlerweile gibt es aber eine Gegenbewegung, vermutlich auch weil die Erfahrungen nach den Anschlägen von 2001, die praktische Wertlosigkeit dieser Klassifikation besonders hervorgehoben hat. Es wird das Gegenbild der "people of colour" oder auch "brown and black people" zur whiteness aufgebaut, wo sie sich auch eingliedern. Eine allgemeine Solidarisierung dieser Gruppen als Opfer der weißen Unterdrückung. Wo vorher hellhäutigere Menschen bemüht waren, ihre relativ größere Nähe zu 'weiß' herauszustellen - das entspricht ja auch der Mestizen mal ursprünglich zugedachten gesellschaftlichen Rolle - betont man jetzt den Einschluss in die Gruppe der Nichtweißen. Und da sind dann auch einige Bevölkerungen mit drin, wo man von der Hautfarbe keinen wirklichen Unterschied zu Menschen, die als 'weiß' gelten sieht. Zusammengefasst teilweise liegt die Deutungshoheit über 'weiß' und 'nicht weiß' nicht mehr im direkten Rückgriff auf Rassismus. Etwa bei white passing, wo man seine erfahrenen Privilegien in (einen Grad an) whiteness rückübersetzt, oder bei critical whiteness, wo man von Menschen mit gewissen Privilegien diese Übersetzungsleistung fordert. Oder eben wenn man das Konzept auf Rassismus zwischen angestammt europäischen Gruppen anzuwenden versucht.
  19. Das ist auf der einen Seite korrekt, auf der anderen Seite würde ich es eben nicht unter "Rassismus" einsortieren. Da gibt es ja noch andere Arbeitsmigranten, die aus dem asiatischen Raum kommen, zum Teil als entrechtete Sklaven, um z.B. die Stadien der Weltmeisterschaft zu bauen, aber auch um Dienstboten und Personal zu werden. Klar, weil die alte Hierarchie in Teilen weitergilt, also insbesondere insofern man in ihr höher steht. Aber sie wird eben gleichzeitig - weiterhin um das Konzept der Rasse herum - neuzentriert auf die eigene Situation bzw. war es zum Teil sowieso schon. Das Durchgreifen europäisch kolonialer Wertvorstellungen ist ja unterschiedlich stark. Die arabische Welt wird zum Beispiel erst dann europäisch dominiert als die koloniale Weltordnung schon in ihre Endphase geht. Anderes Beispiel metizische Bevölkerungsteile spielen in den meisten Bereichen von Asien nur eine sehr marginale Rolle und keine wirkliche in den gesellschaftlichen Hierarchien. Manches geht auch einfach auf ältere verwandte Formen zurück. Die Art Bedienstete im kulturell islamischen Raum in Südwestasien und Nordafrika zu behandeln, bezieht sich auf die Sklaverei, die sich dort noch lange gehalten hat und die als Praxis natürlich auch im Islam irgendwann an Rassismus angebunden ist. Es ist also verständlich, dass Europäer nicht ganz unten anfangen. Insofern klar, die alte rassistische Ordnung ist sehr wirkmächtig. Aber eben doch nicht so wirkmächtig, dass, wenn man in diesen Gesellschaften einen niederen sozio-ökonomischen Stand hat, man trotzdem an der Spitze der Hierachie bleibt. Insofern: Früher waren die Europäer und Amerikaner am Golf gut bezahlte Spezialisten. Ich denke, neben der Unterbindung von deren kulturellem Einflusses, auch ein Grund für die Seggregation. Denn sozial standen sie natürlich trotzdem unter den Wohlhabenden und so ist auch man einem Konflikt aus dem Weg gegangen. Aber heute sind sie auch mal nur Barkeeper oder Unterhalter, teilweise wirklich als eingekauftes Ethnodekor, sind Übersetzer oder in einer niederen akademischen Position angestellt. Klar, das sind alles Arbeitsverhältnisse mit denen sie dennoch über den Arbeitsmigranten aus dem nicht-westlichen Teil der Welt stehen, die auf dem Bau arbeiten oder eben als Dienstpersonal. Das spiegelt sich auch darin, wie sie behandelt werden. Aber in einer Gesellschaft, die das westliche sowie eigene Konzepte von Rassenhierarchie hat - und die sind in jedem Fall vorhanden - kann man einer Einordnung nicht entkommen und damit auch nicht Formen des Rassismus. Deswegen brachte ich das Gegenbeispiel mit dem Entwicklungshelfer. Da ist ja schon in der Funktion, die man ausfüllt, die Hierarchie eingeschrieben. Aber als kleiner Angestellter eines chinesischen Großunternehmens funktioniert man ganz anders. Und die Formen der Ausgrenzung, denen man dort schonmal ausgesetzt sein kann, sind natürlich nicht nur rassistisch. Einige davon würde man bei umgekehrten Vorzeichen aber klar als Rassismus deuten, weil sie keine Begründung haben außer, dass man Europäer ist. Und dass jemand zum Beispiel von den Philippinen gar nicht erst diese Position bekleiden würde, bekräftigt für mich nur, dass die Hierarchisierung existiert. Immerhin ist es ja auch in Deutschland durchaus so, dass man jemanden ostasiatischer Herkunft aus einer positiven Zuschreibung heraus gegenüber einer Person osteuropäischer Herkunft für bestimmte Berufe bevorzugen könnte. Und im typischen sozialen Brennpunkt in Europa, wo arme migrantische Familien und arme Familien europäischer Herkunft zusammenleben, sind die Hierarchien auch nicht mehr so klar entsprechend dem übergeordneten gesellschaftlichen Gefüge anzutreffen. Wie gesagt dafür braucht es staatliche oder mehrheitsgesellschaftlich organisierte Eingriffe, die dafür sorgen, dass selbst in den unteren Schichten eine Hierarchisierung immer erhalten bleibt. Wat Alman ist eine Beleidigung? Grundsätzlich spricht natürlich sowieso viel dafür Rassismus zu verallgemeinern. Mein Verständnis ist wie gesagt noch an Konzepte oder Nachfolgekonzepte von Rasse geknüpft. Was aber zum Beispiel dazu führt, dass sich erst nach dem Beginn der Einbindung der Versklavung von schwarzen Afrikanern in Formen des Dreieckshandels durch die Portugiesen ein Protorassismus entwickelt. Schon die gesamte Versklavung von Schwarzen, anderen Afrikanern, Osteuropäern, Südasiaten davor ist im Prinzip nicht rassistisch und überhaupt gibt es in der Menschheitsgeschichte bis dahin keinen Rassismus. Das ist natürlich fragwürdig.
  20. Also ich würde bei Rassismus schon immer bei einem Konzept von Rasse ansetzen, das im Hintergrund zumindestens in einer gewissen Fortschreibung noch vorhanden sein muss. Es ist dennoch kompliziert, weil im 19. Jahrhundert zwischen Nation und Rasse wenig unterschieden wurde. Dazu kommt, dass die biologisch verstandene Rasse immer eine oberflächliche Kategorie war. In dieser Fluidität sind also auch negative gegenseitige Zuschreibungen zwischen zum Beispiel Deutschen und Franzosen rassistisch. In einem modernen Verständnis von dem, was Rasse sein soll, schwierig nachzuvollziehen: Ein Rassismus ohne deutliche äußerliche Unterschiede scheint nicht vorstellbar, aber es kommt eben auf das Konzept an. Dessen Wirkung hat man gegenüber Franzosen durch die Beziehungen auf Augenhöhe heute nur noch wenig. Aber zum Beispiel bei Polen oder Russen kann das aufgrund der Wahrnehmung eines Entwicklungsgefälles oder dem gelegentlichen Rückgriff auf alte Rassekonzepte noch wirken. Und die sind nun zweifelsohne weiß. Ich mag mich irren, aber denke auch nicht, dass Hautfarbe ein Kriterium ihrer Abwertung war. Ich finde es etwas bemüht, im Nachhinein eine Nichtweißheit für alle möglichen Gruppen zu (re)konstruieren, um die Idee, dass es keinen Rassismus gegen Weiße geben kann, zu retten. Dass das nicht in der Hauptsache die Wahrnehmung von Rassismus ausmacht, sicherlich. Denn wie gesagt, da würde man schon auf die Äußerlichkeit abstellen. Aber diese äußere Unterscheidung ist bei Deutschen und denjenigen, die sie vielleicht mit "Kartoffel" abzuwerten versuchen, gegeben. Man muss natürlich auch sagen "Kartoffel" ist eine deutliche Entschärfung gegenüber "Kartoffelfresser". Also selbst an einer rassistischen Beleidigung können sich durchaus die Machtverhältnisse demonstrieren. Hier dahingehend, dass sie sich nur in der Form breit durchgesetzt hat, die für die Mehrheitsgruppe auch verträglich ist. Ich gehe davon aus, dass "Kartoffelfresser" als ironische Selbstbezeichnung weniger anschlussfähig wäre. Das Vorherrschen eines übergeordneten Machtverhältnis steht durchaus nicht im Widerspruch zur Deutung eines rassistischen Motivs in der Verwendung. Das scheint mir aber der gleiche Kategoriefehler zu sein wie der Rassismus zu Grunde liegende. In dem Fall geht man davon aus, dass das Merkmal der Rasse über einen weiten Bereich Eigenschaften von Individuen bestimmt, hier geht man davon aus, dass auf eine Gesellschaft bezogene sicherlich dominante Machtverhältnisse zwischen Gruppen alle intragesellschaftlichen Konstellationen zwischen Individuen bestimmen. Das gilt auch für globale Machtverhältnisse - wobei es natürlich hilft, dass es einen wahrgenommenen Abstieg des "Westens" gibt. Spätestens wenn man ins Ausland geht, sollte klar sein, dass man Ziel von Rassismus werden kann, weil dort die Machtverhältnisse umgekehrt sein können. Als Entwicklungshelfer in Afrika vielleicht noch nicht, aber wenn man ein europäischer Arbeitsmigrant am Golf oder in China ist, sieht das schon anders aus. Denn da wird einem nicht der Teppich ausgerollt. Ich würde sogar zugestehen, die eigene Resilienz, hier das Selbstverständnis als dominant, kann dem beidseitigen Wirksamwerden von Rassismus gegen die eigene Gruppe auch ein stückweit vorschützen. Verletzungen dieser "Ordnung" gab es schließlich auch zu Kolonialzeiten. Nur heute fahren dann eben nicht irgendwann die Kanonenboote ein und immer öfter hilft auch kein Anruf der Botschaft mehr. Insofern errodiert hier schnell historisch begründete Selbstgewissheit. Das kann man dann auf die eigenen Gesellschaft übertragen, wo man sich als Mitglied der Mehrheit nicht automatisch immer in einer Machtposition befindet. Aber entscheidender ich würde einfach zwischen Rassismus und strukturellem Rassismus unterscheiden. Wenn jeder Rassismus strukturell wäre, würde die Qualifizierung nicht gebraucht. Das bedeutet noch nicht, dass ein Rassismus gegen die Mehrheit wirksam ist. Aber um seine Wirksamkeit völlig zu unterbinden, bedarf es eines ständigen autoritären Gegendrucks, den wir so nicht mehr haben. Wir haben strukturellen Rassismus gegen Minderheiten und dann kann es andere interkulturelle rassistische Formen gegen die Mehrheit geben, denen die Unterstützung durch Institutionen und Tradierung weitgehend fehlt, die aber als Teil einer - auch trotz dieser Diskussion - nicht unterdrückten Meinungspluralität keinen reinen Widerstandscharakter mehr haben. Bei Sexismus würde ich ähnlich strukturellen Sexismus abgrenzen. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass das zu Grunde liegende Modell eben auch an Männer Ansprüche stellt. Das ist anders als bei Rassismus. Die gesamte Feindlichkeit gegen Homosexualität ist im Endeffekt eine Form von Sexismus, die sich entsprechend dem Anteil auch gegen Männer richtet.
  21. Nö. Ist Sexismus oder Rassismus prinzipiell nicht umkehrbar? Äh, also die Wirkung stellt sich nicht abhängig davon ein, ob nun Kartoffeln auf dem Speiseplan stehen oder nicht. Die entsprechenden Bezeichnungen für Italiener oder Türken verlieren nicht an beleidigender Wirkung, nur weil da jemand Farfalla oder Majoran bevorzugt.
  22. Allerdings nur, wenn man dem (falschen, und in sich selbst rassistischen) Mythos des "Rassismus gegen Weiße" anhängt. Sehen aber nicht nur Dackelkrawattenträger nicht so, ganz allein muss sich <jemand> mit der Meinung also nicht fühlen. Äh, dann muss ich mal nachfragen, gibt es Sexismus gegen Männer?
  23. Nun Kartoffel kann auch eine rassistische Beleidigung sein, umso mehr wenn sie offenbar in dieses Muster der Zuschreibung einer Gruppenernäherungsgewohnheit gehört.
  24. Loki

    Corona

    Also sagen wir mal so, ich glaube es gibt da eine entfernte Möglichkeit für einen kontraintuitiven "Placebo-Noceboeffekt". Viele Leute, die an den Studien teilnehmen, wollen gerne den Impfstoff verimpft bekommen und sind enttäuscht, wenn sie nichts verspüren, was man als Nebenwirkung interpretieren kann, weil sie dann davon ausgehen, dass sie in der Kontrollgruppe sind. Wäre es also auszuschließen, dass die Hoffnung auf den Impfstoff zu seiner Placebo-artigen Wirkung führt, die sich als Noceboeffekt manifestiert?
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