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Joran

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  1. Ja, so könnte es sein. Aber er hatte Spaß daran und schien das Fleisch zu mögen. Das Knabbern am Arm erschien mir nicht Teil eines Rituals zu sein oder so. Und hat er dann gerade Dalgliesh verspeist, um dessen Gestalt anzunehmen bzw. zu behalten oder war Dalgliesh schon als er beim Yard anfing ein Tcho-Tcho? Und wenn er ein Tcho-Tcho war, warum war er dann so ... unberechenbar und verrückt? Wenn das die normale mentale Verfassung eines Tcho-Tcho ist, wirkt das auf den ersten Blick nicht so schreckenerregend. Von einem mächtigen magischen Wesen hatte er nicht viel. Die Marquard hat doch auch etwas darüber gesagt, die Tcho-Tcho würden ihre Opfer nicht roh essen ... Die Marquard hat mir an dem Thema jedenfalls ein bisschen zu viel Freude, als dass ich ihr trauen würde.
  2. Wer ist am Zug? Ich glaube, wir warten alle, dass die Marquard mit ihrem Bericht fortfährt ...
  3. Clive Ich habe Zweifel, ob mich ihre Fotos noch aus der Fassung bringen können. ... Ich habe schon so viel gesehen ... im Krieg und davor. "Können diese Fotos abstoßender sein, als die offensichtliche Vorfreude, die Mrs. Marquard bei dem Gedanken erfüllt, uns diese Fotos präsentieren zu können. Was hat diese Person überhaupt noch gemein mit der Frau, die uns angerufen hat?" "Vielleicht können wir das auf später verschieben. Ich würde wirklich gerne zuerst wissen, wodurch Sie sich bedroht fühlen", mische ich mich noch einmal in das Gespräch ein. Die Situation erinnert mich an das Zusammentreffen mit Lord Penhew. "Lord Penhews Spielzeug war der Spiegel, dessen Wirkung auf uns er unbedingt auskosten wollte. Wird Mrs. Marquard ähnlich beleidigt auf geringes Interesse an ihren 'Spielzeugen' reagieren?"
  4. Clive Wie unmittelbar Mrs. Marquard auf meine unausgesprochenen Gedanken eingeht und zugleich vom eigenen Thema ablenkt, verunsichert mich für einen Augenblick. "Natürlich ...", sage ich ausweichend. "Nichts von dem, was ich gesagt habe, hätte auf solche Überlegungen hindeuten können... Wenn hierin ein selbstbewusstes Eingeständnis liegen sollte, müsste sich Mrs. Marquard schon sehr sicher fühlen! Wenn mich Mrs. Marquard mit dieser Bemerkungen lediglich provozieren will, stellt sich die Frage, welchem Zweck dies dienen soll." Mein Unbehagen wächst. Ich sehe mich bestärkt darin, Matilde wieder das Ruder zu überlassen. "Aber Sie wollten eben berichten, warum Sie sich verfolgt fühlen." "Soll das die verängstigte, unsichere Frau sein, mit der ich eben telefoniert habe? Ein erstaunlicher Stimmungswandel ... es sei denn ..." Unauffällig achte ich auf Hinweise, die auf eine Medikamenteneinnahme schließen lassen könnten. Einstiche an den Armen? Auffällig geweitete Pupillen? Ein Wasserglas mit Rückständen? "Der Portier scheint sie erkannt zu haben ... also muss sie es wohl sein. Alle Menschen, denen wir in den letzten Tagen begegnet sind, scheinen nicht das zu sein, was sie zunächst vorgeben. Dalgliesh, die Polizisten im Krankenhaus, Lord Penhew und jetzt Mrs. Marquard ... Alles scheint verdreht und verzerrt."
  5. Clive hat Anthropologie immerhin 30 %. Damit ist der zwar nicht Doktor der Anthropologie, aber ich wollte ihn bei diesem Thema als einen ernstzunehmenden Gesprächspartner darstellen. Ich habe aber mal versucht, das Gespräch auf die drängenderen Fragen zurückzulenken.
  6. Clive "Hmm, fühlt sich da jemand auf seinem Territorium angegriffen?" Ich beschließe, das Gespräch wieder auf die drängenderen Fragen zurückzulenken und Matilde wieder das Reden zu überlassen. Mein Gefühl hinsichtlich Mrs. Marquard wird zunehmend ungut. Die Anziehungskraft, die der Verzehr von Menschenfleisch auf sie auszuüben scheint, wirkt auf mich ... weniger wissenschaftlichen Interessen zu entspringen. Ich meine darin eher eine emotionale ... unterschwellig obszöne Note zu verspüren. "Nein, ich bin nicht Doktor der Anthropologie. Ich bin Arzt. Aber ich habe an diversen Expeditionen teilgenommen und ... mir ein eigenes Bild von anderen Kulturen, Religionen und Riten machen dürfen. Und der Anthropologie gilt schon lange mein intensives Interesse, aber ich bin sicherlich kein Experte. Die naheliegende Frage erscheint mir doch: Wie kommen Sie darauf, dass es die Tcho-Tcho gibt? ... Diese Frage würde man jedenfalls in einer solchen Unterhaltung erwarten, nicht wahr? Die mir bekannten Beschreibungen der Tcho-Tcho sind eher wage und teils widersprüchlich. Manche beschreiben sie als Zwerge. In anderen Überlieferungen erscheinen sie eher als böse Geister oder Dämonen. Teilweise wird beschrieben, dass sie sich unerkannt unter die Menschen mischen, so dass sie wohl ein menschenähnliches Äußeres haben oder jedenfalls annehmen können. Andere Quellen erklären solche Kreaturen als Abkömmlinge aus unnatürlichen Verbindungen zwischen Menschen und ... andere Wesen. Insgesamt habe ich Zweifel, ob man die Tcho-Tcho, wenn es sie gibt, überhaupt als ein homogene Gruppe beschreiben kann. Man könnte aber auch glauben, dass die stark divergierenden Beschreibungen schlichtweg auf einer hohen Unzuverlässigkeit der Quellen beruhen ... oder schlicht aus der Nichtexistenz von Tcho-Tcho. Aber ich glaube, wir schweifen vom eigentlichen Thema ab, nicht wahr? Oder besteht ein Zusammenhang zwischen diesen Forschungen und ihren ... Verfolgern?" Ich versuche mich zu erinnern, ob ich einmal etwas über schädliche Folgen des Konsums von menschlichem Fleisch, über die Übertragung von Infektionen auf diesem Wege oder ähnliche Randnotizen gelesen haben.
  7. Clive Ich tue wie geheißen und gehe die Bücher holen. "Ich bin davon ausgegangen, Anthropophagie betreffe den Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen. Ich habe in Afrika beobachtet, wie Schimpansen einen Kletteraffen erlegt und gefressen haben. Macht sie das zu Kannibalen? Sie begreifen die anderen Affen nicht als ihre Art. Raubfische fressen andere Fische. Auch viele Insekten, wie die Gottesanbeterin, die Libelle oder Wespen fressen andere Insekten und man kann sie deswegen kaum als Kannibale ansehen. Die Tcho-Tcho, sollte es sie tatsächlich geben, wären, wenn man den mir bekannten Überlieferungen glaubt, allenfalls mit Menschen verwandt ... wie etwa das Maultier und der Esel. Sie stammen aber von anderen Wesen ab. Gleichgültig, ob man diese mit dem Volksglauben als Dämonen oder böse Geister wertet ... es sind genaugenommen keine Menschen. Und sie scheinen Menschen nicht als ihresgleichen zu begreifen. Könnte man bei einer solchen Sachlage denn noch von Anthropophagie sprechen?"
  8. Clive "Wie ich schon zu Hartmut sagte: Meine Kenntnisse über die Tcho-Tcho sind kümmerlich. Ich habe von finsteren Ritualen gelesen, in denen sicherlich auch Menschen getötet worden sein könnten aber nicht getötet - oder gar verspeist - worden sein müssen. Von einer grundsätzlichen Neigung der Tcho-Tcho zum Verzehr von Menschen war mir bislang jedenfalls nichts bekannt. Wenn der Name Tchaw-Tchaw tatsächlich 'die Esser' bedeuten soll, hat er mit Tcho-Tcho außer einem ähnlichem Klang jedenfalls nichts gemein. Hartmut meinte, der Name 'Tcho-Tcho' bedeute soviel wie 'mächtige schwarze Magie'. Das könnte darauf hindeuten, dass es sich bei den Tchaw-Tchaw tatsächlich nicht die gleichen Wesen wie die Tcho-Tcho handelt, gleichgültig ob sie real existieren bzw. existiert haben oder immer nur eine Legende waren. Möglicherweise wurde die Legende auf dem Weg von Tibet nach Vietnam in der mündlichen Überlieferung auch immer mehr verfremdet und mit anderen Sagen und Mythen vermischt. Den Tcho-Tcho wurde der Verzehr von Menschen vielleicht schlicht angedichtet, als sie sich langsam in die Tchaw-Tchaw verwandelten? Dämonen und Unholden, überhaupt allem, was fremdartig ist und verteufelt werden soll, wurde in allen Kulturkreisen wohl schon seit der Wiege der Menschheit das Verlangen nach menschlichem Fleisch angelastet, um die Zuhörer in Schrecken zu versetzen: sei es Grendel im nordisch/angelsächsischen Beowulf, sei es der siebenköpfige Jälbägän aus den Märchen von den Schwarzwaldtartaren, sei es der Werwolf, über den man in der ganzen abendländischen Kultur Sagen antrifft, sei es der Riese Hidimbas im indischen Mahabharata oder die grausigen, Menschenfleisch fressenden Pishachas im Hinduismus, sei es der Zyklop Polyphem aus der Odyssee Homers oder der Teufel mit den drei goldenen Haaren. Selbst ethnischen Gruppen, die ausgegrenzt werden sollten, wurde so übel nachgeredet. Den amerikanischen Ureinwohnern wurde solches Verhalten vielfach angedichtet, obwohl es nur in ganz wenigen, von der Zivilisation verschonten Gebieten Mittelamerikas überhaupt Hinweise auf solche Praktiken gibt. Selbst den Juden wurde solches Treiben zu Unrecht unterstellt. In Mythologie und Sagen mag man sich fragen, ob die Menschenfresser in das Gewand eines Unholdes gekleidet wurden oder ob dem Fremdartigen die Menschenfresserei zugeschrieben wurde. Aber wenn man von einer Existenz der Tcho-Tcho als Tatsache ausgeht, verlässt man diesen Bereich der Sagenwelt. Jedenfalls waren ... oder sind die Tcho-Tcho - wenn es sie gibt - keine Menschen, sondern bestenfalls Mischwesen, wobei es mehrere Deutungen gibt, wie dieser Status zu deuten ist. Damit kann man eigentlich auch nicht von Kannibalismus sprechen. Menschenfresser mag hinkommen, so wie man auch Tiger und andere Tiere gelegentlich als Menschenfresser bezeichnet, wenn sich einzelne Exemplare dieser Gattung darauf verlegt haben, Menschen zu jagen, was tatsächlich eher selten vorkommt. Aber Kannibalen sind sie nicht, wenn sie Menschenfleisch essen, denn Menschen sind nicht von ihrer eigenen Art ... jedenfalls wenn man den Mythen glauben schenken will. Warum also dieses Interesse von Höllsang an solchen Praktiken, selbst wenn sie den Tcho-Tcho zugesprochen würden?"
  9. Clive Während ich Kannibalismus als rituelle Handlung bei Berücksichtigung der Überzeugungen und Religionen der Völker, in denen er generell akzeptiert ist, nicht als widerwärtig einstufen kann, stößt mich dieses begeisterte Plädoyer unserer Gastgeberin für den Kannibalismus nun doch ein wenig ab ... oder erstaunt mich jedenfalls. "Ich halte den Vergleich zwischen Kannibalismus im Tierreich und bei Menschen für absurd. Der Verzehr von Wesen der gleichen Art ist ... zumindest fast ohne Ausnahme ... nicht von rationalen Handlungen gesteuert, sondern ein instinktives Verhalten, dass alleine der Arterhaltung dient. Kannibalismus bei Menschen kann nicht nach diesen Maßstäben gemessen werden." Als Mrs. Marquard die Expedition in den Himalaya erwähnt muss ich unweigerlich an die Tcho-Tcho denken. "Darf ich fragen, wie der Expeditionsteilnehmer in den Besitz der Hand kam? Ist bekannt, ob sie von einem Menschen stammt oder einer anderen Spezies, etwa einem Hominiden oder einem Affen?" Auch wenn ich es vermeiden will und natürlich kein Zusammenhang besteht, kann ich das Erwachen von Erinnerungen an den Kongo bei dem Thema abgetrennte Hände nicht vermeiden.
  10. Clive "Mir scheint, er hätte dafür nicht so weit reisen müssen ..." Die Aussage macht auf mich nicht den Eindruck, den Mrs. Marquard vermutlich erwartet hätte. Auf Menschen, die ihr ganzes Leben in der europäischen oder nordamerikanischen Zivilisation verbracht haben, übt dieses Thema oft einen morbide Reiz aus. Es erlaubt ihnen, auf diese fremdartigen, barbarischen, heidnischen, unterentwickelten Menschen herabzublicken. Hat man einmal Kannibalismus gesehen und die ihm zugrundeliegenden tief verwurzelten Riten und Überzeugungen, betrachtet man seine zu vernachlässigende quantitative Relevanz, so verliert das Thema schnell an Attraktivität. "Sollte da eine Verbindung zu Dalgliesh bestehen? Dalgliesh hatte kein Interesse an der Hand oder überhaupt an der Auktion, sondern an Penhews Papieren. Dalglieshs Verspeisen von Menschenfleisch hatte nichts von einem rituellen Handeln. Die Auswahl des Fleisches erscheint mangels anderweitiger Indizien willkürlich. Sein roher Verzehr sprach ebenfalls gegen eine rituelle Handlung. Auch das verstohlene Kosten in der Papierverpackung widerspricht dem selbstbewussten, zielgerichteten Vorgehen eines gesellschaftlich verwurzelten Kannibalismus. Dalgliesh handelte beiläufig, ohne Respekt gegenüber dem Getöteten. Nein, Dalglieshs Handeln war geprägt durch mentalen Kontrollverlust ... getragen von Wahnsinn oder einer Art Perversion ... Ja, ich glaube es war Ausdruck einer Perversion, ein lustvolles Schmausen. Darin war kein Anzeichen eines ethnographisch relevanten, erlernten Verhaltens zu erkennen. Die letzte Wahrheit werden wir aber wohl nicht mehr erfahren, denn der einzige, der darüber Auskunft hätte geben können, hat sich in stinkende Ausdünstungen aufgelöst, die sich mit dem dort draußen vor dem Fenster vermengt haben." Auch hier glaube ich erneut an einen Zufall. Wieder ein merkwürdiger Zufall, zugegeben. Aber doch nicht mehr.
  11. Ich habe den Eindruck man hat früher die Naturwissenschaften nicht so strikt voneinander getrennt, wie wir das heute tun. Man findet zur Polydaktylie mal was im Zusammenhang mit Ethnologie, Anthropologie, prähistorische Anthropologie, Erbpathologie (wohl Medizin), natürlich auch Zoologie. Hast Du mal die kurze Abhandlung gelesen, die ich verlinkt habe? Zum totlachen. Medizinisch ist die Abhandlung jedenfalls kaum zu nennen. Schön fand ich zum Beispiel die Aussage: "An Statur sind übrigens alle Mitglieder des Stammes sonst klein und hässlich." Morgen bin ich voraussichtlich kaum im Netz. Aber ich schaue mal, was ich möglich machen kann.
  12. Interessanterweise war die Vielfingrigkeit schon ein Thema der Anthropologie. Ich habe im Moment aber nicht die Zeit das Thema weiter zu vertiefen, obwohl es mir nicht uninteressant erscheint. Ich habe aber Vermutungen, warum gerade auch Anthropologen sich mit diesem Thema beschäftigt haben...
  13. Clive "Nun, dann vermute ich aufgrund des Interesses an der Hand einmal die Polydaktylie beim Menschen? Vielleicht ihr Auftreten in sogenannten Naturvölkern oder ihre Häufigkeit in verschiedenen ethnischen Gruppen. Ich meine einmal gelesen zu haben, dass man in Afrika Untersuchungen zu diesen Thema unternommen hat. Auch zu rudimentärer Polydaktylie, etwa bei den Bantu. Auch ein deutscher Arzt, Erich Ebstein, hat hierüber geforscht und veröffentlicht. Das betraf seine Heimat, aber auch andere Länder. Er hat etwa die Polydaktylie in einem südarabischen Herrschergeschlecht, der Dynastie der Fodli oder auch Ozmani, untersucht."
  14. Clive Betroffen lausche ich dem sehr freimütigen Bericht der Frau und frage mich, wohin uns ihre Lebensgeschichte führen wird. "Ein Anthropologe lässt das Interesse an der Hand jedenfalls plausibel erscheinen. Wenn sich Höllsang von diesem Objekt wissenschaftliche Anerkennung erwartete, würde das die Höhe des Gebotes auch erklären." Fast bin ich erleichtert, wenn da nicht die Kreuzzeichen der Großmutter wären. "Ein uneheliches Kind ist sicher für viele Menschen ein Problem, aber kein Grund sich zu bekreuzigen."
  15. Ich habe meinem Drang widerstanden, den Rollstuhl jetzt einmal genauer zu betrachten... Um das Würfeln vermissen zu können, müsste ich wohl mehr Glück darin haben. Eigentlich habe ich als Spieler wie auch als SL in stark fertigkeitsorientierten Systemen eher ein Korsett gesehen, das mir ebenso oft für einen guten Ablauf des Abenteuers im Wege steht, wie es mir nutzt. Ich überlasse die Entwicklung einer Geschichte an wesentlichen Stellen ungern der Zufälligkeit eines Würfelwurfs. (Einzige Ausnahme: Eine reine Diebesgruppe, die ich sehr mochte. Die habe ich 'berufsbedingt' viel würfeln lassen und da war es wirklich oft sehr spannend, bei Verfolgungsjagden über die Dächer in der Nacht etc.) Die Fertigkeiten habe ich als SL daher eher als Anhaltspunkt gehandhabt, ob jemand etwas weiß oder kann, ohne dafür würfeln zu müssen. Oder ich habe würfeln lassen, um festzustellen, wieviel der SC weiß/erkennt/schafft, ohne ihn ganz ohne Erfolg zu lassen. Andererseits finde ich Würfe auf Fertigkeitenwerte manchmal als ein probates Mittel, um Spieler einmal auf die richtige Spur zu setzen, wenn sie selbst nicht darauf kommen (z.B. weil ihnen das Detektiv-Gen fehlt). Dann habe ich schon mal als SL einen Wurf als Wink mit dem Zaunpfahl machen lassen. Selbst wenn der misslang, rüttelte es die Spieler wach. Und wenn er gelang, hellten sich die Gesichter auf wie an Weihnachten. In der aktuellen Situation habe ich mich z.B. gefragt: Soll ich Clive jetzt einen Wurf auf Medizin machen lassen? Wäre es denkbar, dass er die nicht diagnostizierte Krankheit / Infektion etc. auf seinen Reisen schon einmal gesehen hat. Würdest Du mich darauf hinweisen, wenn ihm etwas auffällt? ... Einfach zu würfeln erschiene mir in dieser Situation zu platt. Also lasse ich die Dinge mal laufen und sehe was kommt. Aber es bleibt die Frage, kommt das einer Unterlassung gleich, die sich im weiteren Verlauf des Abenteuers rächt, weil wir etwas unversucht gelassen haben? Das hoffe ich nicht. Der Konsens schien mir bislang immer zu sein, dass Du uns sagst, wenn wir eine Probe machen sollen.
  16. Clive Ich kehre mit den Tassen zurück an den Tisch und verteile sie auf die Anwesenden. Als Mrs. Marquard ihren Verfall beschreibt und die Ratlosigkeit der Ärzte, wird mein Interesse geweckt. Ich habe auf meinen Reisen manch ungewöhliche und fremdländische Krankheit, Infektion oder Vergiftung gesehen. ... Und ebenso viele Heilverfahren der Einheimischen, von abergläubischen Riten bis zu Medikamenten, deren Wirkstoffe aus tierischen Organen oder Pflanzen stammten, von tatsächlich den Schaden vergrößernden Behandlungen bis hin zu tatsächlich wirksamen Verfahren. Und ich habe Menschen aus ihrem unerschütterlichen Glauben heraus, verflucht zu sein, körperlich verfallen sehen, obwohl es keine nachweisbaren Anzeichen einer körperlichen Ursache gab. "Leider verstehen wir Ärzte, wenn man ehrlich ist, bislang erst einen sehr kleinen Teil der komplexen Abläufe unseres Organismus, selbst wenn er gesund ist. Es gibt noch sehr viele Krankheiten, die weitgehend unerforscht oder die noch nicht einmal typisiert sind. Aber wir sind nicht hier, weil diese Frau auf meinen medizinischen Rat hoffen würde." Ich gieße Kaffee ein und setze mich zu den anderen. Dann verfolge ich das Gespräch. Ohne unsere Gastgeberin anzustarren, verfolge ich ihre Bewegungen, betrachte ihre Haut und Reaktionen nun auch unter einem medizinischen Aspekt. Welche Symptome ihres Leidens, abgesehen von ihrer Lähmung, sind feststellbar? Wie starkt scheint mir ihre Lähmung tatsächlich ausgeprägt zu sein? Ist ihr Gehen und Stehen unmöglich, oder strengt es sie nur an bzw. wäre schmerzhaft?
  17. Meinst Du Tremors oder Tremulus? Ich glaube, dass so etwas weder meinen Geschmack trifft noch für langjährige Spielrunden taugt. Da läge aber immer mein Präferenz. Ich sehe schon die Vorteile von schlanken Systemen wie Dungeonslayer etc., aber eben nur für eine schnelle Spielrunde mit Freunden um der alten Zeiten willen. Oder als eine gelegentliche Abwechselung. Für dauerhaft belastbar halte ich so etwas persönlich nicht. Aber wie gesagt, ich bin da im Moment nur voreingenommen.
  18. Clive Ich gehe zum Schrank und hole Tassen herbei, damit Mrs. Marquard sich nicht selbst genötigt sieht, ihren vermeintlichen Aufgaben als Gastgeberin genügen zu müssen. So kann Matilde als Vertreterin von 'Kilmister & Stratton' die Themen ansprechen, wegen derer wir eigentlich hier sind.
  19. Nein, auf keinen Fall! Charakterspiel und die Freiheit, eigene Lösungsansätzen zu entwickeln, ist mich auch sehr wichtig. Kein absolutes MUSS aber schon manchmal hilfreich kann es sein, wenn man den roten Faden überhaupt sieht. Würde man es sich einfach machen, könnte man sagen: Wir sollten die Hand besorgen. Wir haben sie. Abenteuer beendet. Aber das kann es ja wohl kaum sein?!? Also stellen wir uns vermutlich alle die Frage: Was wird von den Spielern in diesem Abenteuer tatsächlich erwartet? Denn der Glaube daran, dass hier noch etwas kommen muss, lässt uns ja in London bleiben. Ist die Auktion zentrales Element des Abenteuers und wenn ja, ist es dort die Hand oder die Maske oder etwas ganz anderes? Wir können nicht jeden Gegenstand untersuchen oder gar kaufen. Oder ist es das Auktionhaus selbst und es geht garnicht um die zur Versteigerung stehenden Gegenstände? Oder ist das Auktionshaus auch nur ein Nebenplott der uns letztendlich Hinweise auf die Tcho-Tcho geben sollte? Sind die Penhew-Unterlagen in Wahrheit die eigentliche Aufgabe? Ist es ein Fehler, Werefkin unbeachtet gelassen zu haben oder war auch der nur ein Farbtupfer zur Beschäftigung der Spieler? Sind die Unfälle nur von der Presse aufgebauscht, weil ein 'Fluch der Mumie' etc. sich so schön verkauft oder ist etwas an meiner Theorie (regionales Ansteigen der Aggressionen/Gewalt etc.) dran und ist es unsere Aufgabe hiergegen etwas zu tun? Oder geht es bei diesem Abenteuer eigentlich um 'La Main Droit'? Ist die Casement-Einladung nur eine kleine Verunsicherung am Rande (wovon ich eigentlich ausgehe) oder hat sie irgendetwas mit unserem Plot zu tun? Manchmal ist es gerade die Aufgabe herauszufinden, wo der Hase im Pfeffer liegt. Das ist auch völlig in Ordnung. Wir wissen aber noch nicht einmal was der Hase ist und ober er überhaupt irgendwo im Pfeffer liegt. Ich habe daher gelegentlich etwas Angst, dass wir uns wie auf Herm wieder in der Vielzahl der nicht wirklich greifbaren und scheinbar zusammenhanglosen Indizien verirren könnten, bis wir überhaupt nicht mehr wissen, worauf wir uns konzentrieren sollen. Ich kann nicht einschätzen ob das ein Stilmittel ist oder an den Eigenheiten eines schriftlichen Forenspiels liegt (weil ich noch nie mit einem anderen SL ein Forenspiel gespielt habe), aber bisher konnte immer alles wichtig sein oder völlig nebensächlich. Und ich konnte auch im Nachhinein nicht sagen, was nebensächlich war oder was wichtig gewesen wäre. Ich versuche immer, das voneinander abzugrenzen, bin nicht wirklich erfolgreich. Ein einigermaßen klares Ziel vor Augen zu haben, würde noch nicht zwingend Railroading bedeuten, meine ich. Aber im Moment ist alles in Ordnung.
  20. Oh ja, das kenne ich auch. Schrecklich! Ich bin frührer als Spieler in einer Runde gewesen, in der ein solcher Spieler tonangebend war. Das war schlimm. Immer wenn es gerade schön wurde, wurde er griesgrämig und grätschte dazwischen. Ich hatte immer das Gefühl, dass er gedanklich noch immer vor seinem Rechner sitzt und ein Compunkter-Rollenspiel-Adventure zu lösen versucht. Lästig nur, dass wir nicht auf seinen Controler reagierten...
  21. Clive Ich hatte mich gleich gefragt, ob man für diesen kleinen Dienst wohl ein Trinkgeld erwartet. Für jede Fahrstuhlfahrt ein Trinkgeld? Ich kenne die Gepflogenheiten in großen, vornehmen Hotels einer Metropole wie London nicht. Darum wollte ich den Portier auch nicht durch ein möglicherweise unangebrachtes Trinkgeld beleidigen. Aber es liegt nun auf der Hand. "Entschuldigen Sie bitte! Wie gedankenlos von uns." Ich gehe zurück zum Portier und gebe ihm ein mir sicher angemessen erscheindes Trinkgeld. "Vielen Dank für Ihre Mühen ... wir kommen dann zurecht."
  22. Ja, das ist richtig. Wir haben mal von dem Großvater meiner Frau einen Stich ihrer Heimatstadt geerbt. Der hat in seinem kleinen "Herrenzimmer" Pfeife und Zigarre geraucht. Ich dachte erst der Stick wäre auf einer Messingplatte, was mir schon ungewöhnlich erschien. Als ich dann wegen des Geruchs vorsichtig mit dem Säubern begonnen habe, stellte es sich auch schnell als ein Irrtum heraus. Jetzt ist die Platte erwartungsgemäß strahlend silbern. Aber der Fahrstuhlknopf kann noch nicht lange gedrückt sein. Könnte natürlich sein, dass er erst im 4. geraucht, dann seine Pfeife in aller Ruhe gereinigt, danach den Knopf gedrückt hat und anschließend heraufgelaufen ist.
  23. Clive Ich lasse unverändert Matilde den Vortritt. Das Panorama von London nimmt mich für eine Weile gefangen. Der Dunst der Themse vermischt sich mit dem Qualm tausender Kamine, Fabrikschlote, Dampferschornsteine und Auspuffrohre. In den Straßen wimmeln die Menschen und Fahrzeuge in geraden Linien wie die fleißigen Arbeiter eines Ameisenstaates. "Die Funktionsweise eines Ameisenstaates ist faszinierend. Das Ameisenvolk wird gelenkt durch die unsichtbare Macht einer Königin, die die meisten Arbeiter nie in ihrem Leben sehen, deren Existenz ihnen in ihren unzureichenden Gehirnen vermutlich nicht einmal bewusst ist und die in tiefen Gewölben im Verborgenenen lebt. Die Königin sieht den Arbeitern bei genauerer Betrachtung noch nicht einmal sehr ähnlich. Aus dem Blickwinkel einer normalen Ameise müsste die Königin wie ein unförmiger, ständig Eier ausstoßender und unersättlicher Koloss wirken. Und doch ist jede einzelne Ameise ein Nichts im Vergleich zur verborgenen Königin und alles Streben dient ihr alleine. Wer nicht mehr funktioniert, muss sterben ..." Ich frage mich, wie groß der Unterschied zwischen einem Ameisenstaat und einer Zentrum der Civilisation wie London tatsächlich ist, wie London aus dem Blickwinkel einer höher entwickelten Lebensform bei der Betrachtung dieses Systems von außen wohl bewertet würde. "Auch wenn man von dieser Höhe aus dem Eindruck erliegen könnte, selbst in einer solch distanzierten Position zu sein, bleiben wir doch Ameisen ... und zwar solche, die nicht mehr funktionieren." Ich reiße mich von dem Bild der Stadt los und wende mich Frau Marquard zu. Ich begrüße Frau Marquard. "Guten Morgen, Mrs. Marquard. Mein Name ist Dr. Clive Savage. Wir haben bereits kurz miteinander telefoniert."
  24. Autsch! Aber 'einzig und allein' würde ich über mich auch nicht sagen. Aber das Bemühen um Lösung und das Verstehen wollen (nicht zwingend der Erfolg) sind für mich schon wesentliche Triebfedern. Also vielleicht doch auch ein bisschen Plotjäger und nicht nur 'Der Weg ist das Ziel'-Mensch?
  25. Ja, da ging es mir wie Puklat. Ich bin gestern abend ganz offensichtlich nicht mehr so ganz auf der Höhe gewesen. Den Geruch nach Rauch hatte ich mit dem Zugseil des Fahrstuhls und den Fahrstuhlproblemen in Verbindung gebracht. Ich dachte das Zugseil läuft auf einer Winde heiß oder so. Aber der Läuterer hat es ja eigentlich ganz deutlich geschrieben, dass es ein Geruch nach Pfeifenrauch ist. Es fragt sich nur, ob wir nicht mehrere Pfeifenraucher haben, denn unser Mann im sechsten Stock stopft sich seine Pfeife ja gerade erst. Die Pfeife im 4. Stock löschen, ausklopfen, reinigen und in den 6. Stock rauflaufen wäre dann doch vielleicht ein bisschen viel in der kurzen Zeit.
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