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Joran

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Everything posted by Joran

  1. Clive Auch ich stehe auf, als Lord Penhew den Raum betritt und folge Matilde. "Auch ich möchte mich nochmals bei Ihnen für Ihre Hilfe im 'Princess Grace' bedanken ... und für die Freundlichkeit, uns noch um diese Stunde zu empfangen. Bitte machen Sie sich keine Umstände, es ist alles bestens. Wir sind froh, wenn Sie sich anhören, was wir Ihnen zu berichten haben ... auch wenn es sich vermutlich sehr unglaubhaft anhören mag."
  2. Clive Ich lege meine Hand auf Matildes und lächele sie aufmunternd an. Dann werde ich wieder ernster. "Vielleicht werden wir nie erfahren, wieviele Gruppen hier tatsächlich aktiv sind ... zwei sind es sicher. Vielleicht mehr. Ich verstehe nicht, warum der Tote in der Schneiderei diese Karte bei sich trug. Da sehe ich überhaupt keinen Bezug. Die Erpresser, Dalgliesh oder was auch immer seinen Geist beherrschte, die Fleischerei ... das scheint ein Kreis zu sein. Das Wesen, dass - so vermute ich - die Erpresser in der Schneiderei angegriffen hat und es auf Dich, Hartmut und Alexander abgesehen hatte, würde ich in einen Zusammenhang mit der Orga bringen. Möglicherweise von der Orga herbeigerufene Diener? Die Tcho-Tcho, wenn es sie tatsächlich gibt, könnten eine dritte Gruppe bilden, die vielleicht für eine der anderen arbeitet? Sie sind schon lange hier in London, wenn Hartmut recht hatte. Sie könnten daher etwas mit der Einladungskarte für Rairí zu tun haben. Und zu wem gehörte die Afrikanerin? Zum wem die Angreifer im Auktionshaus? Dort war auch die Polizei vor Ort, wie ihr erzählt habt ... besteht dann vielleicht ein Kontakt zu Dalgliesh und seinen Leuten?" Ich schüttle ratlos den Kopf. "Wir brauchen Informationen ... und an die kommen wir wohl nur von jemandem der die Vorgänge in diesem Teil Londons schon lange beobachtet - und da fallen mir als mögliche Kandidaten nur Lord Penhew und ganz vielleicht Paddy Whack ein ... wenn wir nicht die Witwe Ellischeva Loock fragen wollen -", werfe ich lächelnd ein, "... oder von einem Insider aus einer dieser Gruppen, den wir dazu bringen können, zu reden."
  3. Clive "Wer weiß? Wenn wir DENEN nicht geben, was sie wollen, werden sie es wieder versuchen ... auf anderen Wegen. Jetzt kann Penhew wenigstens entscheiden, was wir herausgeben. Vielleicht werden wir und er diese Kerle auf diese Weise los, ohne ihnen wirklich etwas von Wert zu liefern..."
  4. Was ich an Dir wirklich schätze, Läuterer, sind die kleine Details am Rande, wie jetzt diese Sprechanlage. Auf den Gedanken wäre ich vermutlich nie gekommen. Ich habe erstmal laut gelacht. Mal ist es subtiler, z.B. wie Du den Polizisten bei die Vernehmung von Matilde zu Beginn mit knappen Worten charakterisiert hast, seine billige Zigarettenmarke etc. Für solche kleinen Schlenker hast Du wirklich ein Händchen. Mal ist es weniger subtil: Ein herrliches Beispiel war Marigold's Lieblings-Schellackplatte in Deinem 'Cerulean Halo'-Spielbericht. Ebenso das missglückte Tontaubenschießen und die anderen 'kleinen Katastrophen' auf dem Segelturn. (Was ist da eigentlich mit Deinem ersten Post geworden? Hast Du den Monate später auf den Titel verkürzt?) Ich mag es besonders, wenn Du Dich hinreißen lässt! Das bedeutet mehr Spielspaß als jede Tentakel erzeugen könnte!
  5. Clive Ich zucke zusammen, als plötzlich die verzerrte Stimme des Lords und die Musik erschallen. Der Katze scheint diese körperlose Stimme nicht fremd zu sein, denn sie reagiert kaum darauf. "Lord Penhew scheint ein wenig exzentrisch zu sein ..." Erleichtert vernehme ich Penhews Ankündigung, gleich bei uns zu sein, fürchtete ich doch schon, wir müssten wohlmöglich das ganze Gespräch über diese ... Apparatur ... führen.
  6. Bis das Abenteuer endet, finden wir vielleicht einen ansprechenden neuen Ort, wo man weitermachen oder etwas neues aufziehen könnte. Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, Master!
  7. Clive Während ich die Katze mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu betrachte, flüstere zu Matilde, damit es ein sich unauffällig nähernder Lord Penhew nicht hören kann: "Schlimmer noch als die Kälte dürfte das Sonnenlicht sein. Das Fell schützt die Katze. Wenn diese hier im Sommer herausginge, würde die Sonne ihr die Haut verbrennen. Diese Katze mag wie eine Sphinx aussehen ... im Freien leben könnte sie in Ägypten aber kaum!" Weniger leise setze ich nach: "Nie ist mir eine solch außergewöhnliche Katze bisher über den Weg gelaufen. Wo Lord Penhew sie wohl aufgelesen haben mag?"
  8. Das finde ich nicht. Ich wäre sehr gespannt gewesen, mehr über Dr. Baxter zu erfahren. Das kann ich sehr gut nachfühlen. Eigentlich geht es mir im Moment ähnlich, nur dass für mich gegenwärtig eher hier die Ausflucht aus dem beruflichen Druck liegt. Vielleicht kehrt Baxter ja auch künftig wieder zurück. Den Kontakt zu Dr. Baxter sollten die SCs halten. Ich fände es schön, wenn er als NSC weitergeführt werden könnte (schon weil ein ein Gerichtsmediziner beim Yard recht nützlich sein kann ). Es ist schade, aber klar können wir damit leben!
  9. Wiki sagt zur Sphynx-Katze unter anderem und - Wasser auf meine Mühlen (das mit den Schnurrhaaren war von mir nur ein Schuss ins Blaue) - auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Sphynx-Katze Danach handelt es sich bei der Sphynx-Katze 1930 sogar um eine ziemlich junge Katzenart, eher noch um vereinzelte Mutanten (wie in dem Beispiel aus Mexico?), die nicht sehr verbreitet sein dürfte/n, weil eine Züchtung erst in den 1960ern begonnen haben soll. Zu einem Lord kann sowas ausgefallenes wohl gut passen, wäre dann aber eher ein Ausdruck seiner Persönlichkeit (so wie Hartmuts deutscher Sportwagen z.B.). Vielleicht schätzt er auch einfach die Ähnlichkeit zu einer Sphynx, die sich hier aus einer Laune der Natur bei einem seltenen Exoten ergeben hat. Dann dürfte den SCs eine solche Katze völlig unbekannt sein. (Sie könnten vielleicht sogar auf den Gedanken verfallen, sie sei rasiert ... oder eine Krankheit sei die Ursache des Haarverlustes.) Aber falls der Läuterer sagt, diese Katzenrasse sei wirklich alt, so dass ganz andere Motive Penhew zum Halten dieser Katze veranlasst haben, dann ist das hier so. Eine Klarstellung, wovon die SCs ausgehen sollen/können, wäre sinnvoll. Kennt einer der anwesenden SCs solche Katzen bereits?
  10. Ja, ich weiß. Ich hatte Langeweile und bin Dir dann doch zuvor gekommen. Aber nur mit einem ganz kleinen Beitrag. Igitt!!! Wie kann man einem Geschöpf etwas derartig sinnloses nur antun? Sowas werde ich nie verstehen. Ebensowenig wie Handtaschenhündchen. Das Schöne an einer Katze ist doch gerade ihr Fell. Wie soll man so ein Hautbündel denn vernünftig streicheln? Selbst die Schnurrhaare fehlen der Katze und die sind für Katzen ein wichtiges Sinnesorgan, soviel ich weiß. Neee, die trifft bei mir nicht auf Gegenliebe, wenngleich die Katze selbst natürlich nichts dafür kann ... Aber es ist schon noch immer die gleiche Katze? Können wir das Fehlen eines Fells vorher denn übersehen haben? Du hast die Katze anfangs ja ausdrücklich als Kurzhaarkatze bezeichnet. Unterlagen wir also einem Irrtum oder hat sich die Katze verändert?
  11. Clive Ich blicke zu Matilde herüber. Mir entgeht nicht, wie sie gedankenverloren über ihren Bauch streicht. Diese kleine Geste rückt die Dinge für mich wieder zurecht: "Du hast recht, Matilde ... das ist es was zählt! Sicherheit für Dich und das Kind. Ich darf nicht an der Schneiderei oder an der Vergangenheit festhalten, darf nicht länger mit Dir in London bleiben als unvermeidbar." Hier in diesen Räumen fühle ich mich sicher und kann endlich wieder an eine Erfüllung meiner Wünsche glauben. Aber wird Penhew tatsächlich der Verbündete sein, den wir benötigen?
  12. Ganz ohne Übergang fehlte was. Wenn jemand etwas geändert haben will, editiere ich. Du bist dran, Läuterer, oder?
  13. Clive Ich beobachte die Katze, während wir warten. Ihr Fell ist hellgrau. Vermutlich ist sie wertvoll. "Eigentlich hätte ich bei Lord Penhew eine Katze mit Tupfenzeichnung erwartet, wie man sie in Kairo antrifft ... ein Nachfahrin der Katzen, die man auf ägyptischen Wandmalereien gefunden hat", denke ich. "Aber unabhängig von der Fellzeichnung bleibt es eine ... vornehme ... Katze."
  14. Clive Nachdem Luni wieder transportfähig ist, machen wir uns auf den Weg ins Büro der Detektei. Der Tierarzt bietet an, Luni zu fahren. Matilde und Dr. Baxter steigen ebenfalls in den Wagen. Damit ist der Wagen voll besetzt. Ich habe mich entschieden zu Fuss zu folgen. Ich möchte mir in Ruhe noch einmal alle Informationen ins Gedächtnis rufen, die ich seit meiner Ankunft in London gesammelt habe, das relevante von dem unwichtigen trennen und eine Ordnung in das Durcheinander zu bringen versuchen. Außerdem übt die Änderungsschneiderei noch immer eine starke Anziehungskraft auf mich aus, aber das erwähne ich gegenüber den anderen nicht. Der Weg ist nicht sehr weit und Mr. Eklund bietet an, mich zu begleiten. In Matildes Gesicht lese ich, dass sie mit dieser Entscheidung nicht besonders glücklich ist, aber sie widerspricht mir nicht. Wir blicken dem Wagen des Tierarztes nach, wie er die Riding House herab fährt und um eine Ecke biegt. Dann senkt sich Stille über die Straße und wir beginnen mit unserem Weg. Als wir die Schneiderei erreichen, halte ich kurz inne. Wieder sehe ich die amtliche Verlautbarung, die den Eintritt verwehrt. Irgendjemand hat zwischenzeitlich mit Kreide etwas an die Wand geschmiert, was der Regen jedoch zur Unkenntlichkeit verwischt hat. Ein makaberer Lausbubenstreich, vermute ich. Wieder blicken mir stumm die leeren Augenhöhlen der Fenster entgegen ... abwartend ... herausfordernd ... lauernd ... Und erneut habe ich das Gefühl, hier noch etwas unerledigt gelassen zu haben. "Ist es nur das Bedürfnis, die Leere, die in meinem Innern mit IHREM verschwinden entstanden ist, wieder zu füllen? Oder suche ich hier nach mehr? Was mag hier tatsächlich geschehen sein ... in der Erinnerungslücke zwischen dem Handschlag und meinen Erwachen neben Matilde?" Als Ove Eklund merkt, dass ich stehengeblieben bin, hält auch er nach wenigen Schritten inne und blickt zu mir zurück. Er folgt meinem Blick zu dem dunklen Haus, aber er stellt keine Fragen. Abrupt wende ich mich wieder zum gehen und schließe zu Mr. Eklund auf, während der kalte Blick weiter auf mir liegt. Doch dann biegen wir in die 'Great Tichfield' ein. Im Teehaus ist noch Licht. Eine Handvoll Gäste sitzt noch an den Tischen. Mr. Eklund mit seiner Photo-Tasche ist ein angenehmer Weggefährte. Er scheint kein Mann großer Worte zu sein ... oder er weiß, wann man besser schweigt. Wortlos gewinnt er meine Sympathie. Ich stecke meine Hände in die Taschen. In der einen steckt die kalte Lightning. In der anderen stoße ich auf ein paar Münzen. "Wechselgeld vom Zeitungsverkäufer?" Ich ziehe die Münzen aus der Tasche und betrachte sie: Ein Schilling und ein Sixpence. Wortlos lasse ich die Münzen wieder in die Tasche gleiten. Als wir die Tottenham Court Road erreichen, bleibe ich kurz vor dem Haus mit der Nr. 35 stehen. Ein großes Schild verweist auf die Penhew Stiftung. Die Ausstellung ist bereits geschlossen. Die Fenster sind dunkel. "Sie sollten sich die Ausstellung einmal ansehen. Es lohnt sich!", meint Ove Eklund freundlich. "Ja ... das würde ich gerne ... wenn die Zeit bleibt", antworte ich ihm. Der Wagen des Tierarztes ist schon wieder verschwunden. Während Mr. Eklund vorgeht und die Haustür des Nachbarhauses aufschließt, blicke ich an der Fassade herauf. Oben, wo die Büroräume der Detektei sind, ist Licht in den Fenstern. Ich sehe einen schattenhaften Umriss in einem der Fenster und winke kurz herauf. Dann folge ich Ove. Als wir dei Treppe heraufgestiegen sind und ich an die Tür klopfe, öffnet Matilde diese fast augenblicklich. Aus den erleuchteten Räumen hinter ihr dringen leise Stimmen murmelnd zu mir. Daneben höre ich das Bullern eines Kessels. "Ein starker Kaffee wäre jetzt wirklich wunderbar! Das ist lieb von Dir, Matilde ... Ich bin ... erschöpft. Das war ein harter Tag." Dankbar lächle ich Matilde an. Kurz darauf sitzen wir vier um einen Tisch, jeder eine Tasse in der Hand. Luni liegt auf einer Decke vor dem Ofen und schläft. Ich lehne mich in meinem Sessel zurück und genieße den ersten Schluck des heißen Getränks. Überraschenderweise eröffnet Mr. Eklund das Gespräch. Er stellt seine Tasche auf den Tisch und öffnet sie. Er berichtet von den Erlebnissen in dem Auktionshaus und Matilde steuert ab und an ein paar Einzelheiten bei. Dr. Baxter schweigt hingegen und wirkt so undurchsichtig wie eh und je. Dann wickelt Ove das "Fundstück" aus, das er den ganzen Tag in seiner Tasche mit sich herumgetragen hat. Vorsichtig legt er das Auktionsstück #13, eine Hand auf den Tisch. "Das Stück war als Affenhand beschrieben, vermutlich die Hand eines Schimpansen", meint Mr. Eklund. Ich beuge mich interessiert vor und betrachte das konservierte Körperteil eingehend. "Das würde mich sehr wundern. Das Verhältnis der Länge der Finger zueinander und zur Hand ansich erscheint mir nicht typisch für einen Affen. Der Daumen ist zu lang, der Handrücken ist zu kurz für einen Affen. Jedenfalls für die Affen, die ich in Afrika, Südamerika und Asien bisher gesehen habe. Natürlich gibt es auch bei den Affen unterschiede. Ein Gorilla, der überwiegend am Boden lebt, hat eine andere Handform als ein Kletteraffe, der sich von Ast zu Ast wirft. Es gibt zwar auch bei Affen manchmal lange Fingernägel, aber eher nicht bei Schimpansen, würde ich meinen. Das erscheint mir unwahrscheinlich. Und diese Nägel sind sehr gleichmäßig und sehr spitz, erinnern fast an Krallen.", setze ich nachdenklich meine Untersuchung fort. "Aber, nein ... ich glaube nicht, dass das die Hand eines Affen ist. Viel erstaunlicher ist jedoch die Polydaktylie. So bezeichnet man die Vielfingrigkeit. Diese Hand hat SECHS Finger! Wir haben es hier also mit Hexadaktylie zu tun. Wissen Sie, es gehört zu den erstaunlichen Phänomenen der Naturkunde, dass die Zoologie weder Säugetiere, noch Vögel, noch Amphibien, noch Reptilien kennt, die von iher Natur her mit sechs Fingern ausgestattet sind. Einige Evolutionsforscher messen dem meiner Erinnung nach Bedeutung bei. Allgemein gilt die Sechsfingrigkeit als eine Fehlbildung. Man trifft auf sie angeblich verstärkt auf sie in Regionen, wo ... nun ... über Generationen besonders enge verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen Ehegatten bestehen, sei es aufgrund geographischer Abgeschiedenheit des Siedlungsgebietes ... oder auch aufgrund von Traditionen, mit denen das Vermögen in der Familie gehalten werden soll, so dass Ehen vornehmlich zwischen Vettern und Basen ...", ich räuspere mich. "Sie verstehen, was ich meine ... Entweder diese Hand gehörte einem fehlgebildeten Menschen ... oder meinetwegen auch Affen ... oder wir haben es hier mit der Hand eines Wesens zu tun, dass in der Zoologie bislang unbekannt sein dürfte!" Nachdem wir noch eine Weile über die sechs Finger sinniert haben, trägt jeder vor, was er an Informationen beizusteuern vermag. Mr. Eklund, Dr. Baxter und Matilde berichten über die weiteren Auktionsgegenstände, die sie gesehen (und teilweise mitgenommen) haben. Dr. Baxter berichtet über den Fund in Dalgliesh Fahrzeug. Matilde und ich bereichten noch einmal ausgiebig von dem Taxi-Unfall, den Anrufen im Tee-Haus und dem Angriff dieses Wesens in der Schneiderei. Ich erzähle von den Zeitungsartikeln, von Hartmuts Hinweis auf die legendären Tcho-Tcho und auf das Wachsfigurenkabinett und von dem Gespräch mit Lord Penhew. Widerwillig erzähle ich auch von der Einladungskarte, die laut Hartmut bei den Gegenständen war, die ich in der Schneiderei bei der Leiche gefunden habe. Ich beschränke mich hinsichtlich meiner Freundschaft mit Roger aber auf das nötigste. Dann bitte ich Matilde einen Stadtplan von London zu holen. Als die Karte auf dem Tisch liegt, beginne ich alle Orte einzuzeichnen, die bisher Erwähnung gefunden haben und erklären den anderen meine Theorie, dass das Auktionshaus in der Mitte all dieser Orte liegt. Ich erläutere meine Theorie, dass all diese Ereignisse in einem Zusammehang mit etwas stehen könnten, was sich in, unter oder nahe dem Auktionshaus befindet. Ich äußere meinen Verdacht, dass auch die Fleischerein, die Matilde in Dalgliesh's Gedanken gesehen hat, sich in diesem eng umgrenzten Gebiet befindet. Mehr oder weniger ratlos betrachten wir schließlich das Bild auf der Karte. Lange sind die Tassen geleert. "Wir sollten Lord Penhew nicht länger warten lassen, denke ich. Wir sollten den Besuch nicht bis morgen aufschieben." Hierüber sind sich alle einig, auch wenn man Oves Gedanken leicht erraten kann. Er würde lieber ins Krankenhaus zurückkehren, wenn man es ihm erlauben würde. Und ich muss an Cainnech denken, der nun in irgendeiner Zelle sitzten dürfte. "Ich hoffe, dass wird mich heute nicht in meinen Träumen verfolgen...", denke ich und sehe das Bild von Roger in seiner Zelle vor mir, wie ich es auf Herm zum ersten Mal geträumt habe. Dann brechen wir auf. Vorsorglich falte ich die Karte auf und stecke sie in meine Innentasche.
  15. Solange sie es zärtlich sagt, wäre ihm vermutlich jeder Kosename recht ...
  16. Und wieder stürze ich vom Sockel des Meisterdetektivs herab in die Trivialität? Eigentlich nicht. Entscheidend ist doch, sich zu erinnern und zu suchen. Der technische Weg ist dann eher Nebensache. Aber es wird wohl schwerer und schwerer für mich werden, den Anschein zu erwecken ...
  17. Wie offen wollen wir mit Lord Penhew reden? Ich neige dazu, mit offenen Karten zu spielen, sofern wir nicht den Eindruck gewinnen, dass er uns für verrückt hält. Unerwähnt würde ich lassen: - die Geschehnisse in der Änderungsschneiderei, - praktisch alles was mit der persönlichen Vorgeschichte unserer SCs zu tun hat (Orga etc.), - die Trennung von Matilde und Hartmut (wenn Penhew das interessieren sollte, wäre das eher ein Grund zur Sorge, meine ich) Erzählen würde ich: - von dem Taxi-Unfall, - von den Geschehnissen im Teehaus (Handgranatenabzug, Anrufe, Erpressung), - von dem Angriff auf Kristine Grenn, hinsichtlich dessen wir eine Verbindung zu der Erpressung sehen, - von Dalgliesh, dem Kanibalismus, den Tieren in seinem Wagen, - von der Fleischerei, wobei ich Dalgliesh Gebrabbel als Quelle angeben würde, - von dem Verhalten der Polizei im Krankenhaus. Was ist mit dem "schimmernden" Mönch vor dem Restaurant in der Queen Street? Was ist mit Hartmuts Hinweisen auf die Tcho-Tcho und das Wachsfiguren-Kabinett? Was ist mit Dalgliesh tatsächlichem Ende? Was ist mit der Casement-Karte, hinsichtlich derer Clive schwer erklären könnte, wie er in ihren Besitz gekommen ist? Andererseits stammte sie von einem Mann aus der Schneiderei, von der aus die Erpresseranrufe kamen, könnten also im Zusammenhang stehen. Der Mann war zwar möglicherweise nicht der Anrufer selbst (das war wohl der mit dem "organischen Mantel", der uns später an der Tür angegriffen hat), aber die Erpresser müssen mindestens zu zweit gewesen sein (Telefonat mit Clive und gleichzeitiges Unterschieben des Handgranatenzünders).
  18. Clive "Guten Abend, Mr. Gavigan. ... Vielen Dank." Ich lasse Matilde den Vortritt und folge ihr ins Helle. Ein wenig bedaure ich, die Stille und Ruhe der Hallen nun hinter mir lassen zu müssen. Was auch immer dort in den Schatten warten könnte, die Bedrohungen, über die wir jetzt mit Penhew reden müssen, sind viel realer und drängender. Ich habe das Bild von Karoline Gren auf der Intensivstation vor Augen. Dann denke ich an Cainnech. Ich hoffe, es geht beiden gut.
  19. Als ich die Beschreibung der Person im Gegenlicht am Treppenabsatz gelesen habe (jung, groß, schlank, athletisch) habe ich doch für einen Moment Hartmut erwartet, der uns eine Lektion erteilt, nach dem Motto: "Na, wie gut seid ihr ohne mich zurecht gekommen?!"
  20. Ja, eine faszinierende Geschichte ... bis heute. Mir macht Penhew etwas Angst. Dabei ist es nicht alleine das Aussehen... Wegen der Gründe lasse ich den Meister mal selbst sprechen:
  21. Ja. Tolle Serie. Mit Bruder Cadfael. Bruder Cadfael habe ich leider noch nicht gesehen, will ich aber noch nachholen. Man kennt Derek Jacobi aber auch aus "Henry V.", "Hamlet" oder "Gladiator" und vielen Filmen mehr. Ich mag ihn. Ich finde ihn irgendwie typisch "britisch", so wie jetzt Martin Freeman. Und Patrick Stewart war bei Claudius z.B. auch dabei.
  22. Wir erkennen ja auch nicht wirklich viel. Ich wollte ein bisschen Atmosphäre schaffen, um uns auf das Treffen mit Penhew einzustimmen. Nett sieht der ja eigentlich nicht aus, eher als könnte er sich gleich neben eine seiner Mumien legen. Ich bin schon sehr gespannt, was uns da erwartet. Ein Besuch der Ausstellung bei Tag wäre sicher auch noch nett, aber wir haben keine Zeit für sowas.
  23. Ich habe mir die Serie Belphégor mal auf DVD gekauft. Den Film katte ich aber zuerst. Um die Serie zu mögen, muss man bereit sein, gewisse Zugeständnisse an die Fernsehproduktionen jener Zeit zu machen. Ich kann das ganz gut, andere werden vermutlich gähnen. (Ich mag z.B. auch die Serie "Ich Claudius Kaiser und Gott" sehr gern, aus der man diverse Schauspieler auch Jahrzehnte später noch wiedergesehen hat.) Ich sag's ja: Du bist noch jung - ich bin schon alt!
  24. Kennt eigentlich noch einer von Euch die alte s/w-Serie "Belphégor oder das Geheimnis des Louvre"? Ich fühle mich gerade an die Stimmung nachts im Museum erinnert. Es gibt auch die neuere Umsetzung des Romans als Film mit Sophie Marceau. Zwischen Serie und Film liegen dreieinhalb Jahrzehnte, was man natürlich spürt.
  25. Clive "Vielen Dank!" Wir folgen dem Nachtwächter durch die Ausstellungsräume. Das schwache Licht und das hallende Geräusch unserer Schritte lassen die Säle und die unbeweglichen Statuen noch größer erscheinen. Unsere Existenz ist zu unbedeutend, als dass die Zeugnissen der Geschichte uns beachten würden. Stolz blicken die Jahrtausende alten Gesichter in die Leere. Ich kenne das Gefühl bereits. Nur bin ich jetzt in England, nicht mehr in Ägypten. Die Schatten geben den Objekten neue Formen, schärfen die Konturen und schaffen Raum für Spekulationen und ein Gefühl ängstlicher Erwartung. Zugleich schaffen das Zwielicht und die Ruhe einen weitaus angemessener Rahmen für diese Relikte und die Geheimnisse, die sie bergen, als ein mit Menschen gefülltes Museum. Ich frage mich, ob die Tätigkeit als Nachtwächter an einem solchen Ort einen Menschen im Laufe der Zeit verändert. "Sie haben einen außergewöhnlichen Beruf", flüstere ich fast und die Ehrfurcht vor den Schätzen um mich herum schwingt in meiner Stimme mit.
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