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Weitere Fanzine Idee


Zodiak
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Der APOkryph

 

Mir kam jetzt in den letzten zwei Tagen die Idee zu einem Fanzine, das sich ausschliesslich auf sekundäres Material zum Rollenspiel begrenzt. Also Artikel, die informativ und interessant, aber in den üblichen Rollenspiel-Magazinen nur völlig verkürzt oder gar nicht zu finden sind., da man die Thematik für zu speziell oder ausführlich hält. Natürlich denkt man zuerst an Materialien zu Cthulhu, aber das ganze sollte nicht zu sehr an Systeme gebunden sein. Ein paar grundlegende Merkmale wären:

- Es erscheinen keine Abenteuer im Heft, da es dafür bereits genügend Publikationsmöglichkeiten gibt.

- Es erscheinen keine strikt systembezogene Spielergänzungen, also nichts wie "Neue Kampfzauber für DSA" oder "Vampire: Domäne Kleinniedertüpfelhausen".

- Eingesandte Artikel, die für eine Publikation geeignet sind, werden als Faksimilie gedruckt. Das hei?t, es wird nicht gekürzt oder "zensiert", sondern das originale Schriftbild wird unverändert übernommen.

- Natürlich sollen die Artikel anspruchsvoll und informativ sein, wobei mir klar ist, dass die Auslegung der Begriffe weit ist.

- Layout mu? nicht langweilig, sollte aber gut lesbar sein, nach dem Motto "grö?tmöglichster Effekt mit geringfügigsten Mitteln" bzw. "weniger ist oft mehr".

- Alles wird in Schwarz-Wei? gehalten.

- Es kommen ausschlie?lich Bilder und Illustrationen zum Einsatz, bei denen das Urheberrecht eindeutig geklärt ist.

 

Das Hauptproblem ist natürlich wieder Sponsoring bzw. Vertrieb. Klar gibt es den kostenlosen Download als pdf., als Notlösung aber immer etwas unbefriedigend. Einen Druck zu finanzieren ist jedoch bei mir absolut nicht drin.

 

Aber mal unabhängig davon, eine Vorstellung zur Ausgabe Eins, die sich um den Themenkomplex Moderne-Postmoderne drehen soll.

Ich selber könnte folgendes beisteuern:

- meine aktualisierte Liste mit Erfindungen seit dem 18. Jahrhundert bis heute,

- meine kleine Epochenhilfe,

- eventuell eine genauere ?bersicht für das 20. Jahrhundert,

- möglicherweise eine ausgearbeitete Schlagwortsammlung für die moderne, wie sie bereits ansatzweise hier erschien.

 

Was für Artikel könnten andere Autoren beisteuern? Im Prinzip alles, was zu dem Bereich passt und in irgendeiner weise hilfreich ist, um Abenteuer, Regelwerke, Spielrunde, Charaktere, NSC, Schauplätze, etc. zu gestalten.

Eine Anregung wäre z.B. etwas über den Eklektizismus der Fantasy und eine Untersuchung darüber, wie sich dort vordergründige Bezüge zu vorindustriellen Kulturen mit Elementen aus der Moderne (nämlich Verhaltensweisen, Weltbilder, Gesellschaftssysteme, etc) verbinden. Oder ein Ausarbeitung verschiedener Positionen in der Zwischenkriegszeit (Gegenüberstellung von reaktionären und modernen Positionen, oder Avantgarde kontra Mehrheit, etc.), oder die Lebensreform als Grundlage für Spieler-Charaktere, etc.

Sicher gibt es da noch eine Menge von Ideen, auf die ich jetzt nicht komme.

 

http://zodiakoverun.de/Foren/Apokryph.jpg

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ganz ehrlich klingt das für mich nach einem geschichtsmagazin mit geringererem anspruch. ich sehe keine klare connection zum rollenspiel, sondern eine etwas sozialgeschichtlicher orientierte zusammenstellung von 'irgendwie interessanten' artikeln.

letztlich ein sammelbecken für das man viele artikel beisteuern kann die man irgedwie interessant findet, dessen RPG bezug jedoch sehr marginal sein darf.

 

das soll wohl etwas durch den habitus von 'unkommerziell', 'unzensiert', 'unprofessionell' ausgeglichen werden. das stö?t mich aber fast am meisten ab. warum kein einheitliches, dafür solides schriftbild, sondern interim-mä?ige artikelcollagen? warum kein -wenn möglich- lektorat? warum keine (berechtigte) kritik einflie?en lassen?

diese aspekte sind zudem negativ bestimmt: gegen zensur, kürzungen und kommerzialität. nur seh ich da momentan keine notwendigkeit drin. ist der rpg, bzw. gerade der fanzine markt so berüchtigt für kürzungen, zensur und kommerzielles gehabe?

 

letztlich erscheint das für mich als ein kritischer duktus der sich jedoch (leider) in nebengefechten verliert...

 

(PS. warum APO? allg. prüfungsordnung?, Ausserparlamentarische Opp., apothekenshop?)

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Theoretisch ginge es zwar, die Inhalte in einem Wiki zu sammeln, allerdings sehe ich eher das Problem der Zugänglichkeit. Im Fanzine hat man eben ein in sich abgeschlossenes Heft, und der Leser wird mit den Inhalten konfrontiert, auch wenn er sich entscheidet, nicht jeden Artikel zu lesen. Bei einem Wiki fragt man sich, ob man da wieder einen weiteren Wiki schaffen muss, oder die Artikel bereits in einen der bereits bestehenden unzähligen Wikis einordnet, wo sie dann ersteinmal wieder jemand finden muss. Deswegen gefällt mir die Magazin/Fanzine-Lösung einfach besser.

 

Edit: Zum zweiten Post: Man sollte das ganze nicht allzu verkrampft sehen. Gestaltung mit Faksimilie sowie der Bezug auf "Unzensiert, APO" etc sind einfach eine spielerische Hommage an ältere Undergroundmagazine. Au?erdem wird das ganze nicht auf Geschichte beschränkt bleiben. Wie bei dem Oz-Magazine sollten einzelne Ausgaben eben immer unter einen bestimmten Motto stehen, und da kann sich ein Heft mit interessanten Aspekten des Komplexes der Moderne befassen, das nächste meinetwegen mit Architektur und Schauplätzen, oder dem Komplex Essen/Getränke oder was auch immer gerade einfällt. Au?erdem gibt es durchaus Leute, die auch mal gerne historische Informationen in aufbereiteter Form haben wollen, oder technische, etc. und dieses für das Rollenspiel gut gebrauchen können.

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Und nochmal ein praktisches Beispiel worum es darin gehen kann:

 

Jemand spielt in Cthulhu der 1920er einen Musiker, oder schreibt ein Abenteuer, das in der Musiker-Szene spielt oder ist Spielleiter, der gerade ein Abenteuer in einer Weltmetropole vorbereitet, ohne weitere Informationen zu besitzen.

Prompt tauchen Fragen auf wie:

Hörte jeder in den 20ern Jazz, oder was gab es da noch? Oder war Jazz generell als "Negermusik" verpönt? Spielten überhaupt Wei?e und Schwarze in einer Band zusammen? Gab es nur Life-Musik, oder "Diskotheken mit Grammophon"? Apropos Grammophon, hatte man schon elektrische Verstärker und Lautsprecher? Wer besa? überhaupt Schallplatten, was kosteten sie? Welche Chancen hat mein Musiker überhaupt in das Radio zu kommen, oder gab es schon Radio bzw. Musik im Radio? Gab es Charts oder Hitparaden, gab es öffentliche Musik-Automaten? Welches Instrument kann denn mein Musiker spielen, gibt es Stars, die vielleicht als Vorbild gelten, etc.

Angenommen, jemand macht sich die Arbeit und schreibt einen guten Artikel zu dem Themenkomplex. Erscheint er in einem Rollenspiel-Magazin beschweren sich die einen, dass überhaupt so etwas erscheint, und dann auch noch länger als eine halbe Seite. Wird der Artikel auf einen Umfang gebracht, dass er problemlos "dazwischengeschoben" werden kann, ärgern sich die anderen, die auf so einen Artikel gewartet haben, weil sie ihn viel zu kurz und oberflächlich finden. (So wie ich mich ärgere, wenn ich einen Quellenband kaufe, und dann zwei Drittel davon für Abenteuer verbraucht werden.)

Was spricht also dagegen, einen solchen Artikel in einem eigenen Magazin unterzubringen, wo er wirklich interessante Informationen liefern kann, die man durchaus für das Rollenspiel gebrauchen kann?

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Ich glaube ich wei? was du meinst.

 

Ich persönlich habe mit genau solchen Detailsfragen dann und wann Probleme. Das fängt mit Themen wie U-Bahn und Telefonnetz in den 20er Jahren an und windet sich dann so weiter.

Und nicht für alle Details hat man sich im vorhinein kundig gemacht - oder machen können (kein Plan überlebt die Spieler).

 

Wenn allerdings zu einem bestimmten Themenkomplex dann entsprechende Artikel zusammengestellt würden, dann hätte man damit einen ersten groben ?berblick über die Gesamtszenerie und müsste nicht mühsam recherchieren, was es gab und was nicht.

Au?erdem hätte das den Vorteil, dass die Relevanz der Informationen dann auf das Rollenspiel zugeschnitten wäre zumindest im Groben.

 

Wobei ich nach wie vor finde, dass man das auch in einem Wiki unterbringen könnte, dort sogar verknüpft mit den entsprechenden externen Links. :D

 

Allerdings finde ich auch, dass ein Lektorat der Artikel unbedingt notwendig ist. nicht, um etwas zu zensieren, sondern weil ein einheitliches Schriftbild einerseits und vor allem (!) eine vernünftige Rechtschreibung andererseits essenziell ist, um nicht die Lust am Lesen mitten im Artikel zu verlieren.

Denn: Schlechte Rechtschreibung wirkt unseriös - und dann ist die Seriosität des Artikels, auch wenn der Inhalt damit eigentlich nichts zu tun hat - irrelevant für den normalen Leser.

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Das mit dem Faksimilie ist jetzt nicht so gemeint, das grundsätzlich alles und ungeprüft reinkommen soll. Allerdings ist bei einem Lektoriat immer auch bestimmter Mitarbeiterstab oder ersatzweise jemand nötig, der sehr viel Zeit hat um unbezahlt die komplette Arbeit zu leisten. Wenn also jeder für seinen Artikel selbst verantwortlich ist, soll damit die Möglichkeit gegeben sein, auch ohne gro?e finanzielle Resourcen etwas Interessantes zu schaffen.

Klar, wenn sich jetzt jemand anbietet, alles freiwillig ohne Aussicht auf kommerziellen Gewinn zu lektorieren, habe ich absolut nichts dagegen.

 

Edit: Und nochmal zur Wiki: Mir geht es auch etwas um die Entvirtualisierung, deswegen würde ich eine Papierversion, selbst wenn sie hektographiert wäre, noch lieber al ein pdf.

Externe Links möchte ich in diesem Konzept nicht anwenden - die Artikel sollten möglichst selbst informativ sein, und für interessierte Leser, die tiefer in die Materie einsteigen möchten, sollte dann immer eine Literaturliste angegeben sein.

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Sehr gefallen würde mir auch eine Angabe zur Frage "Musik im Rollenspiel", allerdings weniger unter dem Aspekt "Welches Lied passt zum Ork-Angriff".

Zwei Artikel gäne es, die ich selber gerne lesen würde.

Nummer eins wäre etwas zum Thema Jazz: Ich selber bin nicht unbedingt Fan dieses Musikstils, aber seine Wichtigkeit ist mir bewu?t, und ich kenne grob die bekannteren Stilrichtungen und einige Musiker, aber sonst sind meine Kenntnisse dort recht begrenzt.

Jemand, der sich in der Materie gut auskennt, könnte alle wihtigeren Strömungen auflisten und jeweils Entstehungsort und -Zeit, typische Instrumentisierung, ein paar bekannte Vertreter und Abgrenzungen/?berschneidungen auflisten.

Der Rollenspielbezug: Die Charaktere suchen einen Zeugen, von dem sie nur wissen, dass er als Musiker in einer bestimmten Bar spielen soll. In der Bar finden sie dann eine Jazz-Band vor und wollen natürlich wissen, was für Musiker da auf der Bühne sind. Der Abenteuerautor hat gro?zügig über solche Feinheiten hinweghgesehen und der Spielleiter kennt sich überhaupt nicht mit dem Thema aus. Warum soll er nun zum Leidwesen seiner Spieler mühsam zu raten anfangen, statt nach Lektüre des Artikels (bei Vorbereitung des Abenteuers) einfach klar zu sagen: "Es stehen sounsoviel Leute auf der Bühne, und sie spielen diese und jene Instrumente."?

Der zweite Artikel würde eine Methode beschreiben, wie der Nichtmusiker einem Nichtmusiker einen fiktiven Musikstil, den er z.#B. für ein Fantasy- oder Science-Fiction-Setting entwickelt hat, anschaulich beschreiben kann.

Ich selber hatte für ein Abenteuer Endwelt Elysium mal den Musikstil "Mekanik" erfunden und hatte Beschreibungen der Instrumente und des Bühnenarrangements entworfen, aber dabei blieb es auch.

Ein Musiker oder Musikwissenschaftler könnte jetzt ein paar Stichpunkte liefern, nach denen man eine bestimmte Musik in ihren wesentlichen Merkmalen beschreibt. Ein Beispiel für Cthulhu: Die Charaktere finden bei einem Verschwundenem eine Kiste mit Wachsrollen, auf denen "fremdartige Musik" aufgezeichnet ist. Was ist denn nun überhaupt "fremdartige Musik" und wie unterscheidet sie sich von "normaler Musik"? Wie fasst man die Unterscheidungsmerkmale so in Worte zusammen, dass sich der Laie etwas darunter vorstellen kann?

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Original von Zodiak

Ein Musiker oder Musikwissenschaftler[...]

Da fühle ich mich angesprochen. :D Ist eine sehr schwierige Sache, denke ich! Beschreibung einer Musik, die so nicht existiert, hm... und dann noch so, dass Laien es verstehen... Scheint mir kompliziert zu sein.

 

Den Jazz-Artikel hingegen fände ich tendenziell überflüssig. Warum nicht in entsprechenden Publikationen über Jazz nachschlagen? Wo ist denn der spezielle Rollenspielbezug?

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Das Problem mit dem Jazz ist eher die ?bersicht und Ordnung. Ich habe hier verschiedene Bücher zum Thema, und wenn man jetzt z.B. etwas zu einem ganz bestimmten Musiker sucht, auch kein Problem. Ich denke jetzt an jemanden, der überhaupt keine Vorstellung von Jazz hat, und nun in einem Lexikon unter dem Artikel nachsieht; doch was man dort findet, ist nicht sehr hilfreich. In meinem deutschen Lexikon von 1932 ist sogar noch die komplette Instrumentierung einer Jazz-Band aufgezeichnet (etwas später wäre ein solcher Artikel undenkbar gewesen), doch auch das ist nicht sehr repräsentativ.

Jetzt möchte z.B. der Spielleiter die Charaktere 1929 kurz in einem Lokal ermitteln lassen, wo "live" gespielt wird. In einem Lexikon findet er jetzt ein Riesenorchester des "Chicago Sound" abgebildet. Pa?t das für ein derartiges Lokal, gab es den Sound damals überhaupt, oder passt das eher in die 1930er-40er? Ist Swing Jazz? Oder Dixieland? Ist der Mann am Klavier nun Blues oder schon Jazz?

Hätte man einen Artikel, der etwa so aufgebaut ist:

1. Einleitung (Grundsätzliches, Separierung Jazz aus dem Blues (oder auch nicht)

2. kurze chronlogische Darstellung: Etwa Grundzüge der Entwicklung vom 19. Jahrhundert bis 2. Weltkrieg (oder bei längerer Ausführung bis ?bergang in den Jazz-Rock der 1970er), ebenso Erwähnung der deutschen Situation (Erst Verbot, dann Revival)

3. Liste wichtiger Strömungen.

z.B. Stichwort "Be-Bop". Entstand um 19xy in diesem und jenem Ort, Ausbreitung über da und dort.

Typische Instrumentierung: Diese und Jene Instrumente, diese und jene Grö?e.

Bekannte Vertreter: Dieser und Jener.

Bemerkung: Entstand aus dieser und jener Richtung, aber unterscheidet sich durch... Besonders beliebt bei... etc. etc.

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Ich will hier niemanden dreinreden und schon gar nicht irgendwelche Ideen kaputtdiskutieren, aber ich sehe den Vorteil für die Spielrunde nicht, wenn der Jazz, den sie hören original aus den 20-ern stammt. Wenn der Spieler nicht wei?, dass die Art von Jazz in der Spielzeit in dieser Region nicht existierte (und davon ist beim Gro?teil auszugehen), dann ist es für die Atmosphäre vollkommen egal, was das für ein Jazz ist. Hauptsache, es fühlt sich echt an. Dann, und nur dann nützt es der Stimmung. Denn was nützt mir - hypothetisch geprochen - die historisch korrekte Begleitmusik, wenn sie von den Spielern als unpassend, als ahistorisch empfunden wird? Dann könnte ich noch so sehr darauf pochen, dass sie wie die Faust aufs Auge passt. Bei den Spielern würde sie den gegenteiligen Effekt bewirken.

Ich habe in der letzten Zeit (wegen des Mittelalter-Bandes und einer kommenden Publikation) viel über die historische Genauigkeit von Cthulhu nachgedacht. Und irgendwie bin ich zu dem Schluss gekommen, dass an vielen Stellen übertrieben wird und Detailfülle und -genauigkeit zum Selbstzweck wird. Rollenspiel lebt von Klischees, das ist die eine Seite. Cthulhu besitzt und benötigt historische Genauigkeit. Das ist die andere. Dazwischen gilt es ein Gleichgewicht zu wahren, das aus beiden Extremen das Maximum für den Spielspa? und die Atmosphäre rausholt. Und in letzter Zeit habe ich so das Gefühl, dass das Pendel zu weit in die eine Richtung ausgeschlagen ist.

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Original von Merriweather

Ich denke auch, dass historische Genauigkeit in der Priorität (frühestens) nach guter Story und gutem Rollenspiel kommen sollte. Sehe das von daher sehr ähnlich.

 

Diesen Punkt sehe ich genauso, allerdings sehe ich gutes Rollenspiel (über dessen Definition man noch diskutieren könnte) nicht als Gegensatz zu historischen Bezügen.

Es geht nicht darum, dass in der Kneipe jetzt exakt ein Lied aus dem entsprechenden Jahr spielen soll, sondern dass überhaupt erst eine Entscheidungsgrundlage geliefert werden soll, welches Stück, Stil, etc. in Frage kommen kann.

Ein Artikel, wie vorgeschlagen, soll also jetzt nicht dafür stehen, dass der Musikwissenschaftler, der vielleicht in der Gruppe ist, keinen Protest erhebt, sondern er soll demjenigen ein wenig Information liefern, der bisher alles für Jazz hielt, in dem ein messing-farbenes Instrument zusehen ist. So überraschen manchmal Leute mit dem Bekenntnis, angeblich Jazz zu hören, bis sich dann herausstellt, dass sie lediglich eine jener Schlagermusikanten meinten, die aus dekorativen Gründen gelegentlich so tun, als ob sie auf einem Saxophon spielten. Natürlich kann man da einfach"Ja, na und" sagen, aber wieso sollte man da nicht auch einfach stattdessen mal etwas Information liefern? Und wenn dabei nicht nur die völlig kenntnislosen profitieren, sondern auch die mit ein paar Vorkenntnissen dazu, umso schöner.

Der Artikel könnte z.B. eine Diskographie mit kurzer Kommentierung enthalten, etwa "auf dieser Platte befindet sich eine ?bersicht der Jazzszene von New Orlean der Jahre xy" oder "diese Platte von Musiker xy verhalf dem Modern Jazz zum internationalen Durchbruch, weil hier..." etc.

 

Und Mittelalter: Sicherlich soll man jetzt die Qualität des Settings nicht davon Abhängig machen, ob die Schuhmode des Bauernstandes im Jahr 1231 richtig dargestellt ist. Wenn allerdings viele Leute inzwischen keine Vorstellung haben, ob das Mittelalter nun um 400 oder gegen 1789 endete, ohne schnell erst in Wikipedia nachsehen zu müssen, ist zumindest in einem Quellenband eine möglichst umfassende Materialangabe sicher kein Fehler. Wieviel Geschichtlichkeit übernommen wird, soll jedem freistehen, aber um darüber zu entscheiden, mu? eben erstmal etwas Material geliefert werden.

Man kann entweder "Now" spielen, oder eben davon ausgehen, dass der allgemeine Kenntnisstand er meisteren jüngeren Leute heute so extrem gering ist, dass man bei Rollenspiel in historischen Settings eben auch Dinge einfügen mu?, die man selbst für selbstverständliche Kenntnisse hält. (Wobei ich jetzt nicht untertreibe. Ich mu?te bei einem Projekt an einer durchschnittlichen Berufsschule z.B. feststellen, dass die Mehrheit der Schüler im Alter ab 17 selbstverständlich glaubte, dass das 20. Jahrhundert am 1. Januar 2000 anfing. Bei Studenten sehe ich immer wieder ähnlich gravierende Lücken, und bei Rollenspielern (auch Cthulhu) erlebt man auch immer wieder Schocks. Ich denke, wenn Leute darüber diskutieren, ob es in den 1920ern schon elektrischen Strom gab oder ob man Benzin noch in der Apotheke kaufen mu?, wird es auch mit gutem Rollenspiel schwierig.

Fazit: Geschichtliches (was immer man dazuzählt) nicht als Bedrohung sehen, sondern als inspirierende Anregung für Anfänger und Fortgeschrittene. Also ein möglichst breites Spektrum schaffen, indem jeder etwas für sich findet.

 

P.S. Ich halte Klischees ebenfalls für unverzichtbar, allerdings funktionieren diese auch nicht ohne "Geschichtlichkeit".

Will man z.B. den typischen Gangster darstellen, kann es nur von Vorteil sein, möglichst viele alte Gangsterfilme gesehen zu haben, und authentische Photos der Visagen von Dillinger und Co, Bilder der Speak Easys, etc.

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Original von M

Und in letzter Zeit habe ich so das Gefühl, dass das Pendel zu weit in die eine Richtung ausgeschlagen ist.

Ich habe es immer als Fortschritt des Rollenspiels betrachtet, als man von dem einfachen Schema vieler früher Cthulhu-Abenteuer (Teil 1: Charakter müssen unterirdisches Versteck der Kultisten aufspüren. Teil 2: Kultisten und Monster müssen von Charakteren mit der Tommy-gun niedergebratzt werden.) dazu überging, stärker das Ambiente und zeitliche Details einzubeziehen, so da? spannende Geschichten in der Moderne enstanden. Im Moment sehe ich eher den negativen Trend, dass das Pendel von dieser Errungenschaft wieder in die falsche Richtung ausschlägt, indem es sich der aktuellen Geschichtslosigkeit anpasst und in unreflektierte und wenig phantasievolle Klischees verfällt.

Nach dem Motto "Es ist sowieso egal, in welcher Zeit gespielt wird, aber es gehört unbedingt ein psychopathischer, perverser Serienkiller herein, am besten ein kannibalistischer Transvestit, und an jeder Ecke stolpert man über eine möglichst bestialisch ausgeweidete Leiche."

 

Und nun noch was versöhnliches, damit kein neuer Forenkrieg entsteht: Jedem wie es gefällt, wer keine zeitgeschichtlichen Details mag, hat dazu das Recht, wen es dagegen interessiert, ist herzlich zur Mitarbeit eingeladen.

 

P.S. Wer also aus reinem Interesse/Idealismus ohne Hoffnung auf kommerziellen Gewinn tätig werden möchte, kann dies als Autor oder auch den hier bereits gewünschten Lektor tun. Layout, Titelbilder und den einen oder anderen Artikel würde ich beisteuern.

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Na, ich glaube, von Forenkrieg sind wir meilenweit entfernt, oder? Sollte, wie gesagt, in keiner Weise als Angriff gemeint sein, sondern nur als Diskussionsbeitrag.

 

Ich glaube allerdings, dass der von Dir beobachtete Hang zur Oberflächlichkeit nicht auf der gleichen Ebene spielt wie die Detailgenauigkeit, mag sie nun fehlen oder übertrieben sein. Denn es ist ja theoretisch möglich, einen einfallslosen Plot lieblos in ein Setting zu pressen und diesen dann trotzdem mit völlig überflüssigen historischen Genauigkeiten zu überfrachten.

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