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[König!Reich!Unten!] Kapitel 4: Plauen– Dreiländereck Vogtland, 08. Mai 1924, Hotel „Wettiner Hof“, 21:30 Uhr


grannus
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Nachdem allen Zuginsassen mithilfe von Reichsbahnpersonal, Polizei und Sanitätern aus dem Zug geholfen war, verkündete ein Polizeibeamter namens Hasenclever, dass der Donabgau-Express für heute die Fahrt nicht mehr aufnehmen würde, sondern erst nach Abschluss der Ermittlungen. Für alle Reisenden sollen Unterkünfte gestellt werden (natürlich auf Kosten der Reichsbahn) damit am nächsten Tag weiterführende Ermittlungen aufgenommen werden können.

 

Im Nachhinein erfuhren die Helden aus Berlin, dass der Donabgau-Express bereits seit zehn Minuten im Bahnhof stand, als die Ereignisse um den toten Lokführer sich dem Ende näherten. Während all dieser Zeit starrten wartende Fahrgäste, Zugpersonal und Reisende des Todeszuges auf die blutverschmierte Seite des Zuges.

 

Wie ein Lauffeuer breitete sich die Nachricht über die „Helden von Plauen“ aus. Mitreisende erzählten von den Taten der Berliner- wie sie heldenhaft den Lokführer überwältigten und somit den Zug vor einer Katastrophe retteten. Nachdem man medizinisch untersucht und versorgt wurde, traten zwei freundliche Polizisten auf die Charaktere zu und baten sie darum, mit auf die Polizeistation zu kommen.

 

 Bereits als man die Polizeistation verließ, die Protokolle und Zeugenaussagen der Charaktere nahm etwa eine Stunde in Anspruch, wartete eine Blitzlichtgemeinde vor dem Gebäude um doch noch Bilder und Interviews abzugreifen.

Man war müde und ausgelaugt. Körperlich und seelisch. Jeder wollte etwas von einem- die Polizei hatte aufgefordert „bis zum Ende der Ermittlungen die Landesgrenze nicht zu passieren“, die Presse wollten wissen ob dies „die Tat eines Geisteskranken“ gewesen sein soll und alle Interessierten sich dafür, wie es zu dieser Aneinanderreihung von Unglücken kommen konnte. Auch wurde die Leiche von Jonas Wolff überführt.

 

Die letzten Ereignisse führten zu ihren eigenen Problemen, sowohl auf menschlicher, persönlicher Ebene, als auch auf geschäftliche- denn: immerhin ist bereits in drei Tagen der Termin im Auktionshaus und in vier Tagen die Auktion selbst.

Zusammen mit Dr. Senft und ungefähr 25 weiteren Fahrgästen wurden die Helden in einem der beiden Hotels in Plauen untergebracht, den Wettiner Hof.

 

http://www.ansichtskarten-center.de/webshop/shop/ProdukteBilder/50837/AK_50632496_gr_1.jpg

 

Die anderen Fahrgäste wurden im Gasthof „Deil“ untergebracht, nur wenige Straßen weiter. Die Stimmung unter den anwesenden Gästen war gedrückt, hatte man doch beinahe sein Leben verloren. So tischte das Hotel noch Abendessen auf und versorgte die Gäste mit den nötigen Getränken und Betten.

Derzeit befinden sich alle Charaktere im Gastraum an einem größeren Tisch hinten im Raum. Vor dem Hotel steht ein Beamter, der die Presse draußen halten würde. Niemand musste also befürchten, beim Essen heimlich interviewt zu werden.

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Gedankenverloren starre ich auf den Teller vor mir. Das Essen ist fast unberührt. Irgendwie kriege ich nichts runter. Den Anderen scheint es ähnlich zu gehen. Wir haben kaum ein Wort geredet seit wir hier sitzen.

 

Es geht ja eigentlich nur ums Geschäft. Wir sollten uns daraus halten...

 

Es geht immer nur ums Geschäft. Wenn wir erstmal wieder in Berlin sind, dann ist dieser ganze Vorfall schnell vergessen. Kann man so etwas überhaupt wieder vergessen? Der Anblick von diesem Wolff wie er vom Mast erfast wurde... Ich glaube kaum, dass man so etwas jemals ganz loslassen kann.

 

Mit einem Stöhnen lasse ich die Luft aus meinen Lungen entweichen.

 

Ich schiebe den Teller weg und greife zu dem Glas mit Whisky das daneben stand und leere es fast mit einem Zug.

 

Die anderen starren ebenfalls nur auf ihre Teller. Außer Eduard. Der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

 

"Stört es dich wenn ich rauche? Oder willst du erst zu Ende essen?" frage ich an Eduard gerichtet.

 

Wann habe ich eigentlich angefangen alle zu duzen. Ich überlege kurz... verdammt unprofesionell. Wahre den Abstand zum Kunden. Nähe trügt das Urteilsvermögen.

 

Das sind nicht deine Freunde, Erich. Das sind nur Kunden und Kollegen. Bleib konzentriert. Bleib professionell. Bleib auf Distanz.

Edited by Art
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"Ich muss gleich den Baron anrufen.

Falls einer von Euch wegen des Erlebten eine Pause braucht nicht mehr mitmachen kann, so kann ich es verstehen, wenn es auch ein herber Verlust wäre, da Ihr ..."

seufze auf " ... mir ... ans Herz gewachsen seid und ich auch fachlich große Stücke auf Euch halte. Ich bekomme das schon hin, das Ihr aussteigen könnt und die geleistete Arbeit wird auch bezahlt ... das schaffe ich schon ... werde ich schaffe .... wenn Ihr oder einer von Euch nicht mehr möchte."

Guckt alle an: "Für mich selber ist die Auktion und die Konzentration auf die Aufgabe etwas, das ich kann, etwas das wir alle können. Etwas, was nichts mit diesem ..." seufze, huste, gluckse ... " Durcheinander ? ... zu tun hat. Ehrlich gesagt freue ich mich auf die normale Arbeit.

Wie geht es Euch? Kann ich auch weiterhin auf Euch zählen?"

Gucke jedem in die Augen

In meinem Blick seht Ihr Entschlossenheit, körperlich fast ein Krüppel - eine Männchen-Maus, der Blick ist aber fest, ernst, entschlossen und nun kann man meinen, so langsam auch etwas wie Wärme in seinem Blick zu entdecken.

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Katharina erwidert Rudolfs Blick. Sie ist noch immer nicht ganz darüber hinweg, dass der Museumsdirektor dem Lokführer diesen Stift gegeben hat. Wobei wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, dann stört es sie mehr, dass sie dem offenbar Verrückten diese "Waffe" nicht einfach wieder abgenommen hat. Natürlich ist es auch sehr leicht sich einzureden, dass man sich derweil eben um Erich kümmern musste.

 

"Ich habe bereits der Zeitung telegraphiert. Meine ersten Berichte sind schon mit der Post unterwegs."

 

Katharina lächelt verbissen.

 

"Ich denke nicht, dass uns in diesem Fall auch nur ein einziges Blatt schlagen kann. Augenzeugenberichte, Selbsterfahrungen... alles direkt von hier, wo kein anderer Reporter Zugang hat. Und ich sage Ihnen, einige der Menschen hier wollen förmlich reden. Tja, und da ich Jaques auch beim Wort genommen habe..."

 

Sie zuckt leicht die Schultern. Und in der Tat musste Jacques für das versprochene Interview bereits herhalten. Anscheinend vergisst die Reporterin auch ein im Affekt gegebenes Versprechen nicht so leicht. Ganz besonders, wenn der Betroffene praktisch beinahe unter den Zug geraten wäre.

 

"Rudolf, ich weiß nicht, ob ich... dich..." das kommt noch immer etwas schwer von Katharinas Lippen, aber sie gewöhnt sich daran, "verfluchen oder küssen soll. Das hier wird zweifelsohne die Geschichte meines Lebens, auch wenn ich ehrlich gesagt lieber darauf verzichtet hätte. Aber du scheinst mir auf eine verdrehte Weise Glück zu bringen. Ich bin dabei, auch weiterhin. Vielleicht haben beide Geschichten nichts miteinander zu tun, aber... wer weiß. Vielleicht führt auch eins zum anderen. Und selbst wenn nicht... die Jagd nach dem verlorenen Schatz steht noch immer auf der Liste meines Chefredakteurs, also bekommt er die Story."

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"Ich danke Dir Kathartina. Das mit dem Stift tut mir Leid, ich stand so neben mir, das ich Deine Warnung zwar gehört, aber nicht wahrgenommen habe. Erst als ... es passierte, habe ich mich an Deine Worte erinnert. Ich dachte er müsste uns was aufschreiben, zumindest hat er sowas in der Art mir zugeflüstert ..."

Gucke geknickt nach unten. "Es tut mir Leid, ich habe keine Entschuldigung und kann nur hoffen, das Ihr mir verzeiht."

Reicht die Zigaretten in die Runde und zündet sich dann einen an.

"Ich glaube nicht, das die Geschichten was miteinander zu tun haben. Das ist Zufall ... oder besser gesagt eine Reporterin Ihres Kalibers, die kann aus jeder Situation einen Artikel schreiben, der es verdient eingerahmt zu werden." lächle " und wenn ich die Wahl habe dann würde ich lieber den Kuss nehmen, als den Fluch."

Zu Eduard: "Danke Dir, ich glaube nicht, das wir das ohne Dich überlebt hätten. In diesem Kampf gab es keinen Runden, keinen Pausen Gong und auch keinen Pokal, aber für mich sind wir durch Dich alle Sieger." gucke die anderen auch an: "Ihr seid alle feine Menschen ... mit die feinsten, die ich je treffen durfte."

Dreht sich zum Kellner um und ruft laut: "Guter Herr, kalter Champagner für meine Freunde! Wir feiern unser Leben!"

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Eduard MUSS essen...die Nahrung gibt ihm Ruhe. Seine Nussknackerbreiten Kiefer müssen mahlen...wie im Wahn schiebt er sich Wurst und Käse, Fleisch und Gemüse in das arbeitende Mahlwerk.....kauen, schlucken, nachschieben, kauen, schlucken, nachschieben...wie hat die Mama noch immer gesagt?

"Die Maschine will jeölt werden, wa?" Essen beruhigt....essen vereint, Essen, Essen, ESSEN...

 

Aber wenn Eduard würde niemals mit vollem Mund reden....brav schluckt er runter, bevor er den Satz beginnt:

 

"Scheffe, dit is ja nu n`bissken übertrieben, wa? Ick mach doch nur meene Arbeit, wa? Eeener muss doch uffpassen, die Welt isn jefährliches Plätzken, wie man immer wieder sieht....keener konnte doch ahnen, dass der Varückte da an Zug springt.....und dass der Zugführer nu och noch den Vastand im Heizkessel valoren hatt....dit is halt Zufalll....nu gut - dit mit dem Stift hätt ma echt nisch sein müssen....aber ansonsten? Wir sind am leben! Dit is doch dit wichtigste..., wa?"

 

Hebt sein Glas - steht auf...

 

"Wir sind am leben! Prost darauf!"

 

(...mit einer hand schmiert er schon die nächste Stulle...)

Edited by Ruud van de Grachtenspeel
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Eduard  wird ein wenig rot....

 

"Ja, nee....nu is abba och mal jut, wa? Dit is allet nüsch so schlimm und ick will hier och nüsch so tamatam...Ihr müsst alle wat essen - dit is wichtig! Der Schinken ist grossartig, der Käse is n Traum......Mama  hat immer jesacht: Einen vollen Magen kann nüscht erschüttern....also los haut rein...."

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Jacques beobachtet die Situation schweigend, ringt sich nur hin und wieder ein gequältes Lächeln ab, wirkt aber abwesend.

 

Zwei Tote. Du wärst fast der dritte gewesen. Ein Held, so nennen sie doch. Du bist kein Held. Ohne Eduard und Rudolf wärst du tot. Bring den Auftrag hinter dich und dann nimm dir eine Auszeit. Fahre nach Frankreich und lass diese Geschichte hinter dir.

 

Du bist nicht so unerschütterlich wie Eduard. Oder so getrieben von deiner Aufgabe und deiner Verpflichtung wie Rudolf. Auch kannst du dieses Grauen nicht einfach ausblenden wie Katharina und so tun als wäre nichts passiert.

 

 

Er blickt kurz zu Erich.

 

Er scheint der einzige zu sein, der ebenso an den Ereignissen zu knabbern hat wie du. Es arbeitet in ihm. Er sucht ebenfalls den rechten Weg um mit dieser Sache umzugehen. Lächle, sei höflich und dann leg dich schlafen. 

 

Morgen triff deine Entscheidung.

 

"Prost. Auf das Überleben"

 

Jacques nickt Eduard kurz zu.

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Als würde der große, sanfte Bär all die Sorgen und Zweifel seines Gegenüber spüren, beugt sich Eduard ganz langsam zu Jaques hinüber und flüstert:

 

"Dit mit dem Ausrutscha kann ma passieren - bin och schon so oft im Ring wegjerutscht....wennse wollen, Lämmär, können wie beede morjen vorm Frühstück een bissken Beinarbeit trainieren...se werden kiecken, in zwee bis drei Tagen mach ick nen Springock aus Ihnen....ick hab nen Springseil bei, wa?"

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Jacques blickt Eduard kurz verblüfft an, dann löst der überraschend einfühlsame Hühne durch seine unbeschwerte und lebensfrohe Art mit einem Mal die ganze Anspannung. Den Druck. Die Angst. Jacques lacht laut auf.

 

"Eduard, Sie .. ich meine Du  ... bist ein Unikat! Rudolf kann sich glücklich schätzen mit so einem Freund an seiner Seite. Wie wir alle."

 

Jacques steht schwungvoll auf, sein Stuhl kippt nach hinten und er umarmt Eduard stürmisch, klopft ihm befreit auf die breiten Schultern und lacht. Wer genau hinsieht erkennt auch ein paar einzelne Tränen der Freude und Erleiterung. Doch die sind Jacques egal, genauso wie die Blicke der Nebentische.

 

Er lebt und ist dafür dankbar.

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Lache auf: "Na dann ist ja alles klar, ich versuche mal den Baron per Fernsprecher zu erreichen und sehe mal, wann wir hier loskommen können. Fangt gerne schon mal mit dem Champagner an, aber lasst mir ein Glas übrig."

Stehe auf um die nötigen Telefonate zu erledigen.

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Als der graue Kurator Champagner bestellt muss die etwas korpulentere Kellnerin stutzen. "Schampanjer? Das haben wir nicht, sind doch nicht in Frankreich oder so. Ne, wir haben aber eine leckere Flasche Danziger Goldwasser. Das könnte ich ihnen bringen, ja?"

Auf ein Nicken der Gäste schwirrt sie wieder ab um den versprochenen Schnaps samt Gläser zu bringen. Rudolf ist gerade aufgestanden um zum Fernsprecher zu gehen, da kommt die Frau mit einem Tablett wieder zum Tisch. Sie stellt die Flasche mit der leckeren Köstlichkeit in die Tischmitte ("Geht natürlich aufs Haus!"), stellt noch die Gläser ab und wollte sich gerade wieder umdrehen, als es hinter ihr ertönte "Stellen Sie bitte ein weiteres Glas ab! Danke!" und Dr. Senft taucht hinter der massigen Frau auf. Er lüftet seinen nicht vorhandenen Hut und nickt allen Anwesenden zu. Mit einem "Wenn Sie erlauben..." rückt er einen Stuhl bei Seite und setzt sich. "Ich hoffe nicht zu stören, aber derzeit ist es mir nicht nach Schlaf." sagt er entschuldigend.

 

Während dessen ist Rudolf am Fernsprecher angekommen um die Nummer des Barons einzwählen. Vor der Abreise gab er Rudolf noch eine Karte unter welcher man ihn erreichen kann. Immerhin ist der Baron derzeit nicht in Berlin sondern geschäftlich unterwegs. Als der Kurator die besagte Karte rausfingert, stößt er auf eine weitere Visitenkarte. Es ist jene, die der Tote bei sich trug und die Rudolf von Dr. Senft erhalten hatte.

 

[weiter gehts im Nebenthread....]

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Katharina lächelt freundlich, wieder ganz die professionelle Reporterin.

 

"Aber nein, natürlich stören Sie nicht, Dr. Senft. Bitte setzen Sie sich doch und genehmigen Sie sich ein Gläschen mit uns. Oh, und wenn Sie reden wollen, dann hören wir Ihnen gerne zu. Ich für meinen Teil habe die Geschichte noch gar nicht aus Ihrer Sicht gehört."

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