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[König!Reich!Unten!] Kapitel 6: Auf zu neuen Taten....nur wohin?– Dreiländereck Vogtland, 09. Mai 1924, Plauen, 08:20 Uhr


grannus
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Die Stimme von Lothar klingt nun weniger unwirsch als besorgt. "Von einem Brand habe ich bisher nichts erfahren. Um Himmels Willen, Rudolf, in welch schlimme Situation hast du dich manövriert? Verflucht, du hättest doch lieber in deinem kleinen Museum bleiben sollen. Aber die Hauptsache ist, das ihr alle unbeschadet seid."

 

Du hörst im Hintergrund ein Feuerzeug schnappen, dein Freund inhaliert den Rauch einer Zigarette. Du kannst ihn dir bildlich vorstellen wie er verkrampft in seinem Bürosessel sitzt und die Zigarette in drei Zügen verraucht.

 

"Und nein, du störst nicht. Die Firmenübernahme in der ich gerade stecke, verursacht mehr Ärger als gedacht. Es sieht wackelig aus und wenn ich das Geschäft nicht wie angedacht über die Bühne bringe, sieht es....nun ja, schwierig aus. Ich hege langsam den Verdacht, als würde man mich über den Tisch ziehen wollen und habe das von Anfang an geplant gehabt."

 

Zwei weitere imaginäre Züge, dann eine kurze Pause. Schließlich hörst du wieder das vertraute Schnappen des Feuerzeuges.

 

"Aber ich will nicht von dem Unsinn hier reden, immerhin warst du in Lebensgefahr. Was so alles in so kurzer Zeit passieren kann.....! Und bevor du es zur Ansprache bringst: nein, ich konnte mich noch nicht in Kontakt mit diesem Verleger setzen lassen, die Geschäfte hier haben meine volle Aufmerksamkeit benötigt, so dass dein Anliegen ein wenig vom Tisch gefallen ist, tut mir leid. Soll ich ihn noch anrufen? Kann ich sonst noch was für dich tun? Und du wolltest was mit mir besprechen? Worum geht es?"

Edited by grannus
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Derweil:

 

Eduard schlendert die Straße ein wenig auf und ab, behält dabei- wie sollte es anders sein- seinen Scheffe im Blick, da erblickt er vom anderen Straßenende kommend, zwei Kleinlaster die Straße herunterfahren. Beide haben schon bessere Tage gesehen, doch der Blickfang an der ganzen Geschichte ist eindeutig die Plane. Der Schriftzug ist bunt gehalten, wobei jeder Buchstabe eine andere Farbe hat. Blau, Rot, Grün, Purpur, Gelb und andere auffallende Farben. Eudards Herz macht ungewollt einen Hüpfer, er kennt diesen Schriftzug, hat ihn schon einige Male gesehen. Früher. Die Entfernung macht es schwierig, aber der große Berliner muss den Namen auf der Plane gar nicht lesen können um zu wissen wem er gehört.  Vor Eduards innerem Auge bilden sich die Buchstaben wirbeln ab. 

 

"D-E-R  B-E-I-N-H-A-R-T-E  W-E-R-N-E-R

 

"Werte Herren, versuchen Sie ihr Glück- zeigen Sie ihre Manneskraft vor den Augen ihrer Liebsten. Steigen Sie in den Ring mit dem besten Boxer in der Region! Darf ich Ihnen präsentieren: DER BEINHARTE WERNER!!!!

[jubelnder Applaus und der "große", zähe Mann betritt das kleine Podest] Werner, mit gerade mal 1,65m keine Riese, aber mit einer Rechten die selbst Herkules gefällt hätte. Wahrlich, einer der besten Jahrmarktsboxer, die Berlin und die Region jemals gesehen hatten. 

 

Das Fahrzeug ist vielleicht noch zwanzig Meter von Eduard entfernt, nähert sich scheppernd.

 

Oh ja, Werner.....er hat Eduard das eine ums andere Mal auf die Bretter geschickt. Manchmal zum Training, manchmal zur Belehrung. Schmerzhaft war es immer. Wann haben die beiden sich das letzte Mal gesehen? Das muss Jahre her sein...

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"Lothar, alles ist gut. Du brauchst auch nicht den Verleger anzurufen, Katharina hat das schon gemacht. Sie sagte, das sie das Buch für den Verleger zuende schreibt und so bekommen wir alle Unterlagen von dem. Ich denke das wir da einen Hinweis bekommen, warum hier die Kacke so am dampfen ist."

Ziehe an der Zigarette:

"Aber der Eddie macht das super, er hat uns schon ein Auto und etwas Schutz aus Suhl [bekannter Ort für die Herstellung von Jagdwaffen] besorgt. Wir können also hier weg, wenn es sein müsste. Aber die Polizei will noch das wir hier bleiben. Ich befürchte ich muss einen Ersatzbieter aktivieren. Habe ich Dein "OK" dazu?

Oder sollen wir die Sache fallen lassen, das würde uns keiner in der Situation übel nehmen. ... Auch zu Deinem Gefühl, ich traue Deinem Gefühl, wenn Du meinst der will Dich linken, dann ist das wahrscheinlich auch so. Du kannst den keinem Trauen ... Vertrauen muss man sich verdienen, das weißt Du! Denke nur an das letzte Unglück mit dem Zug vor zwei Jahren in dem Eddie sich bewiesen hat. Ohne Ihn hätte ich das damals nicht überlebt."

Ziehe wieder an der Zigarette.

"Der Kommissar meinte, das es jemand auf alle Passagiere des Zuges abgesehen hätte. ...  Ich kann das nicht ganz glauben. Momentan sind Katharina, Jaques und Erich auf dem Revier. Wir kriegen das schon hin. Mache Dir keinen Sorgen. Du weißt doch, je übler die Situation wird, desto besser läuft Herr Bock zu Form auf ... dann wird er zum Ramm-Bock ..."

ein heißeres Lachen kömmt aus meinem Hals

"Entschuldigung ... etwas wenig Schalf ... ach nur so bei der Gelegenheit, ich glaube nicht das es wichtig ist. In meinem Schreibtisch ist ein Testament drin, ich möchte das danach alles Geld an Eduard geht. Meine eigene kleine Schriftensammlung, die ich mir mit deinem zu hohen Gehalt leisten konnte, soll in das Familien Museum aufgenommen werden. Ist auch per Notar beglaubigt. Nur ... auch kennst mich ja ich versuche immer vorbereite zu sein. Reine Hysterie, bin halt kein Front-Schwein, weder von der Gesundheit, noch vom Geiste ... mache Dir keine Sorgen, wir machen das schon ... das ist ein Befehl" bei den letzten Worten versuche ich hart zu klingen ...

 

Zu mir selber:

"Hoffentlich macht er sich nicht noch mehr Gedanken um uns, wir bekommen das schon hin ... hätte ich das lieber nicht mit dem Testament schreiben sollen?

Wenn ich nur wüsste warum? Wenn es einen Gott gibt, dann tauscht der mitten im Spiel die Karten aus ... haben wir noch ein Blatt auf der Hand oder ist es schon wertlos ... oder haben wir einen Sieg auf der Hand? Wenigstens haben wir keinen religiösen Eiferer in der Gruppe, so ein Geseier von die Wege des Herren würden bei mir zum Erbrechen führen ... s

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Ein breites Lächeln schiebt sich in Eduards Gesicht...murmelt vor sich hin.

"Dit is ja ne Wucht - der Werner, die alte Schinkenhand - wat fürn Zufall....ick muss die uffhalten - dit wäre DIE perfekte Tarnung..."

 

Eduard schlendert ein wenig von rechts nach links....um dann im richtigen Moment vor den ersten Lastwagen zu treten - früh genug, dass beide Lastwagen noch bremsen können....aber auch nicht zu spät, dass die nicht an ihm einfach vorbeifahren können....dann tritt er entschlossen auf die Strasse, einen Arm nach vorne gestreckt, die Handfläche richtung Fahrer....das allgemeine Zeichen für "Stop"

 

Kann er da etwa schon Werner im Führerhaus erkennen?

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Als Eduard auf die Straße tritt, hört er das Quietschen der Reifen als die Bremsen greifen. Aus der Fahrerkabine hört er bereits ein wütendes Fluchen als sich von der Beifahrerseite ein Mann halb herausbeugt und wütend mit der Faust wedelt.

 

Ein paar Jahre sind seither vergangen. Er ist älter geworden, ja, aber keineswegs "alt". Der Kopf hochrot, die Faust dunkel beharrt und unverhältnismäßig groß. Schreit wie ein Rohrspatz der Kerl.

 

"SAG MAL, HAST DU BLÖDER AFFE DEN GAR KEINE AUGEN IM KOPF, HÄ?! VERSCHWINDE VON DER STRAßE, BEVOR ICH AUSSTEIGE UND DIR DIE GEHÖRIGSTE TRACHT PRÜGEL IN DEINEM LEBEN ERTEILE!"

 

Keine Frage, der Mann in diesem Auto ist Werner.

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Derweil am Telefon:

 

Lothar hört sich die Ausführungen von Rudolf an und stimmt ihm zu. Keine Frage, da ist was im Busch.

 

"Haltet euch aus der Schusslinie von der Polizei, wir wollen ja nichts riskieren. Schlaft euch bei Gelegenheit mal kräftig aus und informiert mich über eure nächsten Schritte. Ach ja, wen willst du für die Auktion beauftragen, Rudolf? Das wäre eine wichtige Angelegenheit für das Museum und den Ruf der Familie. Wem vertraust du so etwas an?"

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Eduard hebt den Kopf und nimmt die Mütze ab und lächelt das schönste Goldzahnlächeln....spricht aber mit gedeckter Stimme - bloss kein Aufsehen erregen..

 

"Werner - Du alte Wursthaut....nu mach ma nüsch uff harten Mann...Du alter Sack...erkennste mir nüsch? Ick bins Eduard!"

 

....Eduard tritt mit offenen Armen seinekm alten Boxerkollegen entgegen

 

Noch bevor Werner antworten kann stellt er klar:

 

"....meine Kumpels und ick sind gerade in einer Notsituation....wir könnten Eure Hilfe gebrauchen..."

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"Nun ich dachte daran zwei Experten zu rekrutieren Hubertus Schubert ist ein alter Bekannter aus meiner Studienzeit nun ist er Antiquitätenhändler und bekannt für sein Verhandlungsgeschick. Ich denke er ist der Richtige um das Bieten selber vorzunehmen. Dann würde ich ihm gerne Prof. Dr. Julius Schlegl als Experten zur Seite stellen. Er leite die  Ägyptische Sammlung des Bayerischen Staates, München. Die beiden sollten auch vom Typ her gut miteinander arbeiten können. Ich hätte gerne, dass der Professor unseren Besichtigungstermin für uns wahrnimmt. Findet der Vorschlag Deine Zustimmung?"

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Rudolf kann vor seinem inneren Auge sehen, wie der Baron bedächtig nickt. "Ich vertraue deinem Urteil voll und ganz. Kann ich sonst noch etwas tun? Meine Zeit ist....limitiert, doch sollte es was dringendes geben, kannst  du es mir jederzeit mitteilen, ja? Die Sache mit der Übernahme nimmt mich voll in Beschlag....diese Mistkerle, ich hätte es ahnen müssen....."

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"Lothar, Du macht das schon. Ich kenne keinen intelligenteren, härteren und dabei integreren Menschen als Dich. Ich habe keinen Adelstitel und mir ist der auch egal, aber Dich als Freund zu haben hat mich auf eine Art geadelt, die ich mir nicht hätte vorstellen können. Wir passen beide auf uns auf und Du kümmerst Dich um die Dinge, die Du regeln kannst, ich kümmere mich um die Sachen hier." kurze Pause ich muss den Kloß irgendwie runterschlucken.

"So genug Sentimentalitäten ausgetauscht, wenn Du damit einverstanden bist lege auf, damit ich meine Arbeit machen kann."
 

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Der "beinharte Werner" springt halber aus dem Fahrzeug heraus, viel fehlt nicht mehr. Dann entsinnt er sich und öffnet doch lieber die Beifahrertür. Draußen angekommen wird Eduard vollends bewusst, wie alt der Mann geworden ist. Im Alter scheinen die Menschen wirklich zu schrumpfen, Werner reicht dem großen Eduard kaum zur Brust. 

Dennoch nimmt der ältere Mann den jüngeren Kerl da auf der Straße mit Elan in die Arme und drückt feste zu, während ein beherztes:

 

"Eduard, du elendiger Straßenfeger- WAS-FÜHRT-DICH-DENN-HIER-HER?" zwischen den Zähnen hervorpresst. "und........was......für..........Probleme....mein.......Junge...." als Werner allmählich die Luft ausgeht.

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Eduard legt den Arm um den Beinharten Werner und spricht leise aber deutlich:

"Dit is allet nüsch so eenfach: Wir sind auf einer Auftragsreise für meenen Cheff - dit is der Typ da hinten in der Telefonzelle -janz korrekter typ, den mag ick...ick bin für seine Sicherheit zuständig...dit Übliche, kennste ja....

Und seit wir losjegahrn sind von Berlin, versuchen uns irgenwelche Leute umzubringen...der Zug ist fast entgleist, dit Hotel anjesteckt worden, dit andere explodiert..."

 

Eduard holt Luft:

 

"So, dreie von uns sind gerade bei die Polente...ne Aussage machen....Scheffe telefoniert mit seinem Chef....ick hab hier hinten in der Strasse nen Lastwagen, mit dem wa unterwegs sind - wir wollen eigentlich unbemerkt die Stadt verlassen, wenn die drei von der Polente wieder da sind...."

 

"Seit Ihr jerade uffm Weg wech von hier? Denn würd ick mal fragen ob wir uns Eurem "Zug" anschiessen könnten - dit wär die perfekte Tarnung...."

Edited by Ruud van de Grachtenspeel
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