Blackdiablo Posted November 27, 2014 Report Share Posted November 27, 2014 Ich schüttel den Kopf, um die Stimmen der Toten und der Lebenden loszuwerden. Verachte sie!, schreit Rick. Töte sie!, brüllt Hasan. Beschütze sie!, schreit mein innerster Drang. Sie wird mich niemals ersetzen!, heult Alice. Dwight ist still und schaut zu Matilde, die vor meinem geistigen Auge tänzelt, über den Schnee, eine Flocke, in ihrer Unbeflecktheit funkelt und im Innersten dennoch so eiskalt und mörderisch ist, wie ein masochistischer Sadist es sich nur wünschen kann.Meine Bewegungen werden mechanisch und ich halte mir meine Schläfen, die Augen geschlossen und Bilder sehend, die ich zu verdrängen gesucht hatte. "Brau-brauche dich, Freya ...", keuche ich atemlos. "Bitte ich brau-"; Das Fläschchen! Dann ist sie wieder mein und sie kann nichts - "Zwing mich nicht?" Ich weine. "Was? Du -" Erhabenheit, Paul, deine - "Liebe ist wie eine - Angst hast du? Vor mir ...? Du wagst es ...!" Nun zucken meine Lider unkontrolliert und ich kaue auf meiner Lippe, bis ein kleiner Blutfaden herunterläuft. "Wie könnte ich dich anlügen, Freya? Wenn du doch liest, du liest, liest in mir wie in einem Buch, du hast mein Buch, es steht auf Papier gebannt und wer bin ich, starre Worte zu biegen, um leben zu können? Mein Schicksal ist bestimmt und egal, was passiert, es passiert, das Leben passiert, ..." Dann schlage ich die Augen auf und sie sind wie Murmeln in ihren Höhlen und sie starren durch sie hindurch zur Wand. "Ich habe nichts gelernt außer zu vergessen. Aber andere vergessen nicht und so bleibt es immer real, egal wie sehr ich mich abmühe. Wie sehr ich mich auch abmühe", flüstere ich resigniert. Ich mache kehrt und lasse sie dort stehen. Ich schluchze und komme zurück. In meinem Kopf dauert dieses Gespräch bereits Stunden und immer weiter und weiter, erschallt ein neuerliches Echo. Ich will sie schlagen, blutend am Boden gekrümmt sehen, ich will sie lieben, ohne Bedingungen, beschützen, damit nicht nur Dwight übrig bleibt ... Ich hebe den Finger, als wäre die letzte halbe Minute nichts geschehen. "Alles dreht sich um mich, Freya. Dies ganze Welttheater dreht sich um mich. Und das macht das Ganze so gottverdammt traurig. Du könntest der Sinn sein, der mich ausgleicht, du bist das Wichtigste für mich. Ich liebe dich. Und nicht sie! Sie wollte mich nicht und ich kann es ihr nicht verübeln. Was ich will, spielte keine Rolle! Es hat sich verändert, verwandelt und nun bist du es, aber es ist so schwer, so furchtbar schwer, wenn du mich immer wieder zurückversetzt. Was sie will, ist sich in der Spirale winden und ihren Mann wieder und wieder zu morden, weil es ihr insgeheim Spaß macht, ihn leiden zu sehen. Deswegen bleibt sie ihm nah, sie will nicht verpassen, wenn er wieder aus dem Nichts auftaucht. Aber ich wollte raus, nur dafür brauche ich dich. Alleine geht es nicht. Sie zieht an mir, das Gewicht einer Ertrinkenden und ich bin längst nicht so stark, wie ich es gerne wäre." 3 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 28, 2014 Author Report Share Posted November 28, 2014 Schweigen. Langes Schweigen. Schweigen. Während sie Dich fixiert und ihre Augen hastig über Dein Gesicht hinweg huschen, um eine Gemütsäusserung Deinerseits zu erhaschen. "Du sagst, Du liebst mich? Ist das so, Paul?" Freya's Gesicht errötet. Wie bei einem kleinen Mädchen. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, während sie kurz einatmet und ihr Kopf leicht nach hinten nickt. Doch Du irrst. Es ist keine Verlegenheit. Keine Scham, die sie erröten lässt. "Aber Du läufst IHR hinterher ?!!!" Dann folgt die Litanei Deines Versagens. "Ich fühle mich wie ein Notbehelf, weil Du SIE nicht haben kannst. Befreie Dich endlich von ihr." Sie stampft mit ihrem rechten Fuss auf. Die Lokomotive hat Fahrt aufgenommen und Du steht im gleissenden Licht ihrer Laterne auf den Schwellen und wartest darauf, dass der Zug bremst, während das Publikum begierig danach lechzt, Deinen Körper zermatscht zu sehen. "Befreie Dich endlich von Deinen Zwängen." Und es folgt der Aufprall, der Deinen Körper zerplatzen lässt. "Sei endlich ein Mann." Deine Eingeweide verspritzt. "Ein Mann, zu dem ich aufblicken kann." Sodass die Zuschauer die Szene bejubeln. "Ein Mann, an dessen Schulter ich mich anlehnen kann. Der mich beschützt und mich mit seinen starken Armen festhält." "Sei wieder der Mann, der Du wohl einst gewesen bist." Das Publikum rast vor Begeisterung. Frenetischer Jubel. Rhythmisches Klatschen. Dein schlagendes Herz liegt neben Deinen anderen Innereien am Boden, während sie erneut mit dem Fuss aufstampft. Genau auf... "PAUL? Hörst Du mir überhaupt zu? Schau mich an, damit Du mich klar verstehst, oder soll ich es Dir aufschreiben?" Sie beugt sich leicht vor, damit Du sie besser verstehst. Und Du riechst ihr betörendes Parfüm. Sie riecht so gut. "PAUL!!!" Du zuckst zusammen. "Keine Frau braucht einen wimmernden, weinerlichen Kümmerling zum Mann. Sei hart. Vor allem Dir selbst gegenüber. Kämpfe gegen Deine Dämonen an. Bedauere Dich nicht immerfort. Tu endlich etwas. Beweg Dich in die richtige Richtung." Dann wird ihre Stimme wieder sanfter. "Wenn ich Dir etwas bedeute, zeig mir, dass Du um mich kämpfen willst." 3 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 Ich bleibe einen Moment erstarrt, als ich alles höre, dann sage leise zu Nathaniel"Wir sollten von hier weg, und die Zwei allein lassen. Es wäre besser so..." Ich schüttele den Kopf."Ich gehe wieder rein. Leisten Sie mir Gesellschaft?" Link to comment Share on other sites More sharing options...
Tac Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 Aus geweiteten Augen, wie denen eines aufgeschreckten Rehs, schaue ich Matilde an, schlucke und flüstere: "Ich glaube das ist eine hervorragende Idee Miss Stürmer, es ist hier draussen doch recht frisch!Bernward kommst du mit uns?" 1 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 Ich nehme sein Arm, und wir gehen rein."Ich hoffe, Freya zerstört nicht das Gleichgewicht, was bei Herr Anderson so mühsam entstanden ist. Ich mache mir um ihn Sorgen""Warum kommes Sie zu der Insel? Ich meine, Sie machen überhaupt nicht den Eindruck, sie bräuchten eine wie Cole, um Sie...sie wissen schon, ungefährlich zu machen. Sie sehen so elegent aus. Ein richtiger Gentleman.."Dann mache ich eine Pause."Bitte, entschuldigen, ich will Sie auch nicht drängen. Sie müssen mir nichts erzählen, wenn es Ihnen nicht zumute ist" Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 "Du wirst", sagt eine der Stimmen leise mit meinem Mund, ich weiß nicht genau, welche. "bereuen, was du da sagst, Schatz." Ich will noch mehr sagen, aber da ist nur diese süffisante Andeutung eines Lächelns. Momentan widert sie mich an. Ich drehe mich um: Vermeidung! durchzuckt es meinen ganzen Körper. Aber soll ich sonst tun? Wäre ich geblieben, wäre es vorbei gewesen ... Dann suche ich mir eine ungestörte Stelle und schalte ab. Ich bin kein Mann. Ein Mann hätte sie bestraft. Soviel ist klar: Sie hat recht. 2 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 28, 2014 Author Report Share Posted November 28, 2014 (edited) Sie kommt Dir hinterher. "Paul?" Ihre Stimme ist ein Säuseln. "Ich möchte Dir helfen, Deine schlimmsten Ängste und Befürchtungen weg zu waschen, Paul." Jedes Wort eine Verheissung. "Ich möchte, dass Du für jeden Fehler, den Du je in Deinem Leben gemacht hast, dankbar bist, denn sie alle haben Dich jetzt an diesen einen Ort in Deinem Leben geführt, so dass ich Dir helfen kann, Dich selbst zu entdecken. Aber Du solltest das Alte loslassen." Eine Beschwörungsformel. "Lass es los, Paul." Edited November 28, 2014 by Der Läuterer 1 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 Ich wirble herum."Bist du real?", hauche ich. Meine Augen reißen auf. "Freya ... Ich will der sein, den du verdienst. Ich will es, so unbedingt." Und ich will, dass sie büßt. So etwas soll sie mir nicht nochmal sagen! Oder ...? 1 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 28, 2014 Author Report Share Posted November 28, 2014 (edited) "Natürlich bin ich real, Paul. Ich existiere. Mein Herz schlägt. Ich atme. Ich lebe. Und ich werde Dir helfen, alles Gewesene zurück zu lassen. Du wirst zu neuen Ufern aufbrechen. Neue Horizonte entdecken. Und Du wirst Dich neu entdecken, Paul." Edited November 28, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Blackdiablo Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 Atemlos. "Ja." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 28, 2014 Author Report Share Posted November 28, 2014 Cole nähert sich Freya und zieht sie von Paul weg. Der schwarze Riese spricht mit ihr und sie nickt ab und an. "Ist in Ordnung, Herr Cole." Dann klopft er Freya auf den Rücken. Und Cole entfernt sich wieder. Nach einigen Minuten kommt er auf Matilde, Nathaniel und Bernward zu. "Wir laufen bald in den Hafen ein. Machen Sie sich bereit. Ich hole den Herrn Doktor." 1 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 "Sind wir schon da, oder ist das ein Zwischenstop?" frage ich höflich. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 28, 2014 Author Report Share Posted November 28, 2014 "Guernsey, gnä Frau." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted November 28, 2014 Author Report Share Posted November 28, 2014 Dann läuft die Fähre endlich im Saint Sampson Hafen von Vale ein. http://www.electricity.gg/media/6766/St-Sampsons-Harbour-circa-1900.jpg?w=500 Cole kommt zurück. "Halten Sie sich bitte bei der Gangway links. Ich kann Doktor Andrews nicht finden. Und bleiben Sie bitte in der Nähe von Frau Freya Brundtland. Sie wird Ihnen weiter helfen. Ich werde weiter suchen." Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nyre Posted November 28, 2014 Report Share Posted November 28, 2014 Ich werde aufmerksam."Sie können ihn nicht finden?" sage ich besorgt."Ich gehe nirgendwohin ohne ihn, ich helfe Ihnen beim suchen""Er wollte wieder reingehen. Kann nicht weiter sein. Luni, komm, spür den Doktor auf!" sage ich Link to comment Share on other sites More sharing options...
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