Jump to content

[Das Ende des Wahnsinns] Kapitel 2: Bayerischer Hof– Bayern, 04. Juni 1924, München, 09:44Uhr


grannus
 Share

Recommended Posts

Als Eduard und ich beim Cafe angekommen sehen wir keine Spur mehr von den Ägyptern oder von Katharina und Erich. "Mist." Ich wende mich an meinen Begleiter. "Sehen wir im Hotel nach, ich hoffe es ist nichts passiert." Meine Unruhe wächst, schnell gehe ich zum Hotel, zwinge mich nicht wieder zu rennen. Mein Körper will widersprechen, aber ich ignoriere ihn.

 

Dann erreichen wir das Hotel, auf Nachfrage teilt der Portier mit, dass Katharina und Erich wieder hier sind. "Such du bitte nach Erich, wir kommen gleich zu euch. Ich sehe nach Katharina."

 

Dann laufe ich die Treppe hinauf zu unseren Zimmern und klopfe an der Tür von Katharina. "Ich bin's."

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Die Tür fliegt förmlich auf, kaum dass Jacques sich gemeldet hat. Ich bin so erleichtert seine Stimme zu hören, dass sogar die vorherige Vorsicht vergessen ist. Erst als die Tür schon offen ist dämmert mir, dass das natürlich ein Trick hätte sein kommen. Zu spät. Macht aber nichts. Es ist Jacques. Gott sei Dank!

 

"Jacques!" Ich muss mich zusammenreißen um ihn nicht einfach gleich zu umarmen. Die Verbände, die Schmerzen... nein, das kannst du jetzt nicht machen, Katharina, reiß dich zusammen!

 

"Da bist du ja endlich! Aber wo...", ich reiße mich noch einmal zusammen und gebe den Weg ins Zimmer frei. "Komm doch erst mal rein" Ungewollte Zuhörer brauchen wir nicht.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ich folge Katharina. Ich sehe ihre Sorge und mein Ärger über diese Aktion und meine Lethargie einfach mitgelaufen zu sein steigt wieder auf. Ich setze mich neben sie aufs Bett, lege meine Hand auf ihren Arm.

 

"Es tut mir Leid. Es ging alles so schnell. Rudolf ... er hat die Kontrolle verloren als er die Araber gesehen hat. Ich war verwirrt und dachte es gäbe einen konkreten Grund. Also bin ich ihm gefolgt. Doch dann wurde es immer seltsamer." Ich berichte von unserer Flucht und dem Gespräch über Briefe, Verfolger und Flöhe. "Es tut mir Leid. Ich hoffe wir haben euch keinen zu großen Schrecken eingejagt. Das war dumm."

 

Ich lächle schwach. "Es wird wohl noch ein wenig dauern bis ich wieder ganz der Alte bin. Ein wenig zu schreckhaft für meinen Geschmack. Was ist bei euch passiert?"

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ich lege gedankenverloren meine Hand über die von Jacques.

 

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir hatten euch und diese Araber im Blick, wir sind euch durch den Park gefolgt. Und ich weiß noch immer nicht ganz genau warum später ein Kind die Ballons hatte und nicht mehr Rudolf. Was auch immer ihr gemacht habt, wir sind drauf reingefallen, aber die Ägypter genauso. Eigentlich wollte Erich dich ins Vertrauen ziehen, aber ich denke er hat nichts dagegen, wenn ich das mache. Die Araber haben das Kind jedenfalls in die Enge getrieben und ziemlich eingeschüchtert. Und wenn du mich fragst, die haben auch etwas unheimliches. Ich habe noch über ein Ablenkungsmanöver nachgedacht, als Erich auch schon raus ist und den Bub gerettet hat. Er hat dann mit den Herren gesprochen - nach außen hin haben die natürlich sehr kultiviert getan, aber wir beide sind uns einig, dass das nur gespielt war. Kurzum, sie wollen das Artefakt, offiziell, weil sie Kunstgüter für ihr Land zurückgewinnen möchten. Erich hat denen klar gemacht, dass er da keine Entscheidungsgewalt hat und sie sich direkt an den Baron wenden sollen. Das hat sie für den Moment mal zufriedengestellt. Aber die wussten genau wer wir alle sind, schon komisch, nicht? Mag sein, dass ich nach Plauen auch überempfindlich bin, aber das Ganze kommt mir mehr als seltsam vor."

 

Ich verstumme einen Moment und versuche meine Gedanken zu sammeln.

 

"Rudolf. Ja, um den mach ich mir auch Sorgen. Sag ihm bitte nicht, dass Erich mit den Ägyptern geredet hat - zumindest nicht, bis du nicht mit Erich gesprochen hast. Was war das mit den Flöhen jetzt? Was hat Rudolf vor? Warum glaube ich mittlerweile, dass wir alle nicht mehr richtig an einem Strang ziehen?"

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Erich hat klug gehandelt. Beherzt. Mutig. Und ich bin davongelaufen.

 

"Ich glaube wir können uns wirklich auf Erich verlassen. Ich war sehr wütend auf ihn, aber ich denke er will wirklich aus der Sache raus und uns dabei schützen so gut das geht."

 

Eine kurze Pause. "Mir gefällt das aber auch alles nicht. Die Ägypter. Die Leute von Erich. Verdammt, nach Plauen könnte es doch alles ganz normal weiter gehen und die Sache hat ein Ende."

 

Dann blicke ich Katharina an. "Stimmt, wir sollten Rudolf das nicht sagen. Das mit den Flöhen war ... seltsam. Ich glaube dieser Karl war auch recht verwundert. Eduard hat nichts gesagt, aber er würde seinen Chef auch nie kritisieren. Aber du hast Recht, wir müssen wieder zusammen arbeiten. Sonst geht das schief. Ich will endlich dieses Artefakt sehen, und dann kann man mit dem Baron reden und es vielleicht an eine Partei geben. Wenn das so gefährlich ist, warum sollen wir unser Leben auf's Spiel setzen. Dann sollen es doch Erichs Leute oder die Ägypter bekommen. Wir sollten mit dem Baron reden. Und vielleicht kann es Erich stehlen und seinen Leuten geben. Und kommt so vielleicht frei. Dann berichten wir den Ägyptern von einem Diebstahl, ohne Erich zu erwähnen. Und dann sind wir die Probleme los."

 

Wenn es so einfach wäre ....

Link to comment
Share on other sites

"Sag mal Jacques, haben wir jemals nachgefragt warum die alle gerade hinter diesem Stück her sind? Du kennst dich da doch besser aus als ich, was ist gerade an diesem Ding so besonders?"

 

Am Anfang hast du es sogar noch für irgendeinen Tand gehalten, der wenig interessant ist. Der Baron war damals viel interessanter. Aber jetzt klingt das fast als wäre die ganze Welt hinter der Büste von Tut-Ench-Amun oder so her. Ob Jacques meine Gedanken errät?

 

"Du kennst dich mit so etwas doch viel besser aus als ich."

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

"Eine Glaubensreliquie aus der 6. Dynastie ist ein wahrhaft seltenes Stück ägyptischer Kultur. Allein das macht dieses Stück sehr wertvoll. Man weiß nur, dass die Herrscher schwach waren. Bis auf den, oder die, letzten. Ein Pharao namens Nitocris. Um ihn, oder sie, ranken sich viele Legenden und Mythen. Ihr Bruder soll ermordert worden sein, dann soll sie einen unterirdischen Saal bauen lassen und dort die Mörder ihres Bruders zum Bankett eingeladen haben Sie ließ die Fluten des Nils in den Raum leiten und sah die Mörder ihres Bruders jämmerlich ertrinken.Unser Wissen kommt von den Texten und Bildern aus der Grabkammer Seschemnofers III. und der Krokodilnekropole von El-Maabdeh sowie ein paar weiteren Funden."

 

Kurz ist das Leid, die Angst und die Paranoia vergessen. Nach Wochen, gefühlt Jahren, kehre ich wieder zu meinem Fachgebiet zurück. Und vertiefe mich sofort in den Fakten und der Faszination der Vergangenheit.

 

"Wenn dieses Stück also etwas mit Nitocris zu tun hätte wäre das eine Art Tut-Ench-Amun Entdeckung der 6. Dynastie. Gut, sagen wir eher der Anfang einer Jagd nach dem Grab möglicherweise. Das Stück ist also für Forscher, Sammler und Diebe von großer Bedeutung. Wie groß kann ich erst sagen, wenn ich es selbst gesehen habe. Aber was wir bisher davon gehört haben spricht für einen sensationellen Fund."

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ich muss lächeln, als ich Jacques so reden höre. Er klingt beinahe wie vor der ganzen Sache... soweit ich das beurteilen kann, denn wir kennen uns ja erst so kurz. Aber es gefällt mir ihn so zu hören. Das klingt einfach so richtig. Ich will gerade etwas sagen, diese kostbare Situation nutzen, als das Telefon klingelt. Innerlich verfluche ich das Gerät. Warum gerade jetzt.

 

"Entschuldige bitte, Jacques."

 

Ich hebe den Hörer ab.

 

"Ja?" Bleib unverfänglich, keine Namen... Herrgott Katharina, du wirst schon genauso paranoid wie es Rudolf ist!

Edited by myrenne
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Erleichtertes aufseufzen.

"Ich bin auf dem Weg zu Euch, oder besser noch wir treffen uns zur Begutachtung des Gegenstandes. Eduard kennt die Adresse. Bitte passt auf, das Ihr nicht verfolgt werdet. Hast Du die südländisch aussehenden Männer gesehen? Ich habe keinen Ahnung, wer die sind. Die haben mit einen Heiden Schreck eingejagt."

Das Schnappen und Ratschen eines Feuerzeuges ist zu hören.

"Ist Jacques bei Euch angekommen? Er wollte unbedingt zu Dir. Ich glaube er mag Dich wirklich sehr. Jacques ist ein guter Mann - ich hoffe ..."
Offensichtlich verlegen: "Ich sollte nichts von Dingen sagen, die ich nicht verstehe."
Wieder sicherer: "Ist Jacques da? Wenn ja macht Euch auf den Weg und schüttelt etwaige Verfolger ab. Es klingt Paranoid, aber wir sind ja soeben wirklich verfolgt worden ... einordnen kann ich das aber nicht. Das schienen mir nicht die Kriminellen zu sein, von denen Erich berichtet hat. Viel zu auffällig."

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

"Jetzt beruhige dich erst mal, Rudolf. Es sind alle hier und niemandem ist etwas passiert. Wir machen uns gleich auf den Weg, und mittlerweile achten wir glaube ich wirklich auf alles." Ich ignoriere seine weiteren Bemerkungen. Das weiß ich alles selbst, und wenn nicht immer Verfolger auftauchen, das Telefon klingeln oder sonst etwas wäre, dann... Ich zwinge mich dazu diesen Gedanken erst einmal fallen zu lassen.

 

"Gibt es sonst noch etwas? Ansonsten machen wir uns gleich auf den Weg."

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

"Ja passt auf Euch auf ... das Haus vom Professor hat einen Hintereingang, den man von der Straße aus nicht einsehen kann. Da ist auch eine Lieferanten klingel. Das benachbarte Haus hat nur einen lose Hecke. Wenn Ihr zum rechten Haus hingeht und Euch dann durch die Hecke drückt, sollte Euch keiner sehen, der nicht direkt mit Euch geht.

Oh! Ganz wichtig! Der Professor hat zwei scharfe Dobermänner. Die sind darauf abgerichtet Leute fest zu halten. Sieht zu das Ihr zu dem Hintereingang hin kommt, weil Ihr da klingeln könnt. Normalerweise machen die sich erst bemerkbar, wenn alle auf dem Grundstück sind. Der erste muss also etwas voraus zum Hintereingang gehen. Die Viecher können auch nicht mit Würstchen bestochen werden. Wenn Ihr ganz sicher gehen wollt, ruft kurz vorher an, dann warten wir auf Euch am Hinterausgang und halten die Hunde bei uns. Wenn sie sehen, das Ihr Gäste seid, braucht Ihr vor denen auch keinen Angst mehr haben. Nicht erschrecken, die bellen nicht, machen keinen Muks und sind auf einmal da. Wenn man sich dann bewegt knurren sie, das sollte man dann ernst nehmen. "

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...