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[Inmitten uralter Bäume] Nebenhandlung - ars longa vita brevis?


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Ning Chu Fu

-Auf der Flucht im Wald-

 

Ich keuche vor Anstrengung doch irgendetwas treibt mich trotz brennender Lunge weiter an, nicht sicher ob es Martha ist oder der Überlebenswille, Adrenalin, es ist mir auch egal solange ich nur einen Schritt vor den anderen setzen kann.

 

Ein Abhang. Scheiße. Steil ich muss...

 

Mein Gedankengang wird jäh unterbrochen als mein Fuß sich in einer Wurzel verfängt und ich mit dem Rumpf voran den Berg herunter falle, ich drehe, überschlage mich, lande unsanft auf dem Rücken, als die Luft aus meiner Lunge gedrückt wird. Meine Gliedmaßen brennen, ich beiße auf meine Lippe.

 

Noch lebe ich...

 

Ich rapple mich auf so schnell es geht erhasche einen Blick auf Martha, spüre schmerzen an Seite, Beinen und dem Rücken sowie meine weiterhin brennende Lunge, jedoch beginne ich weiter zu rennen, zuerst humple ich, doch sind Schmerzen temporär, das Adrenalin hat sie übertönt, das einzige was bleibt ist ein Schwindelgefühl einer Gehirnerschütterung.

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Am hinteren Ende der Verfolgungsjagd

 

Der große Mann mit dem Namen Joseph rappelt sich ebenfalls wieder auf und läuft mit unerwartet runden Bewegungen und hoher Geschwindigkeit weiter. Er ist inzwischen nur noch wenige Meter hinter Martha, die gerade den Abstieg beginnen kann. Ning rappelt sich gerade als mahnendes Beispiel unten auf. Sein Sturz hat die Abstiegszeit zwar verkürzt, doch zahlt er am Ende doch wieder drauf, da ihn Prellungen und Benommenheit wichtige Sekunden kosten.

 

Joseph ist jetzt inzwischen so nahe bei Martha, dass er sie fast schon greifen kann. Wird die junge Künstlerin die Nerven behalten und den Abstieg sicher bewältigen oder entscheidet sie sich für eine andere Fluchtrichtung? Wird sie einen Angriff auf Joseph wagen oder einen unerwarteten Trumph aus dem blutdurchtränkten Ärmel schütteln oder besser gießen?

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Martha blickt mit weit aufgerissenen Augen auf Joseph, während sie den ersten Schritt den Abgrund hinunter tut. Ihr Fuss findet keinen Halt, ihr ganzer Körper, angefangen bei dem haltlosen Bein, beginnt sich in unnatürlicher Weise zu überdrehen, zu überdehnen und  dann rollt sie, begleitet von rollenden Steinchen und dem dumpfen Stöhnen, dass ihr der Sturz entlockt, den Abhang hinunter. Unten schlägt sie - mit zerzausten Haaren und verkratztem Körper sowie einem weit überdehten Knie - kurz hinter Ning auf, der sich schon wieder aufrappelt und zu dem Verfolger nach oben starrt. Dieser erwidert den Blick mit weit aufgerissenen Augen, kein Blinzeln ist ihm zu entlocken und während er den Augenkontakt hält, stürzt auch er den Abhang hinab. Ihr hört Knochen brechen, seht grünen Schleim, der sich auf den Steinen des Abhangs über rotes Blut legt, doch Joseph zeigt keine weitere Reaktion. Er rappelt sich unten auf, stellt sich wieder auf seinen fauligen Beinstummel und beginnt - Martha völlig ignorierend, die immer noch benommen am Boden liegt - damit Ning weiter nachzusetzen.

 

Martha spürt nur ihren Schmerz und hört ein leises Schlurfen, dass sich irgendwo oben auf dem Abhang nähert. Der zweite Verfolger schließt auf und Marthas Knie macht schmerzmäßig ihrer blutenden Achsel Konkurrenz.

 

Dann kippt auch der zweite Verfolger über das Geröllfeld hinab. Sein Körper absorbiert die Schläge und Stöße grötenteils und nach erstaunlich kurzer Zeit, Martha fühlt sich gerade halbwegs bereit wieder an ein Aufstehen zu denken, beginnt auch der uniformierte und fauligen Geruch verströmende Fleischklumpen mit dem Gewehr samt Bajonett, an dem noch Marthas Blut klebt, sich wieder zu rühren und das was wohl mal ein menschlicher Körper war in die Senkrechte zu wuchten, um die junge Frau anzugehen.

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Martha Hamilton
-Auf der Flucht im Wald-

 

Als ich den Mann näher kommen sehe überkommt mich die Panik, immerhin bin ich noch bei Bewusstsein. Mühsam quäle ich mich auf die Beine, mein verletztes Knie trägt mich im ersten Moment kaum und ich drohe wieder in mich zusammen zu sacken. Übermannt von schierem Schmerz, so schlimm wie ich es noch nie in meinem Leben verspürt habe. Doch ein Blick auf die bedrohliche, mit meinem eigenen Blut verschmierte Waffe befeuert meine Anstrungen den stechenden und pochenden Schmerz zu ignorieren und weiter zu humpeln. Ich nehme nur das Rauschen meines eigenes Blutes und das Hämmern meines Herzen wahr, meinen schneller und schneller werdenden Atem, als ich beginne weiter zu rennen. Einfach nur weg von hier, weg von dem Geröllhang, weg von diesem Monster.

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- Hinter Martha -

 

Marthas Verfolger richtet sich stoisch und mit eckigen Bewegungen vollends auf, dann beginnt er ohne weiter Umschweife die Verfolgung.

 

Der blutverschmierte Hang verschwindet hinter den Rennenden, als Martha hinter Ning und Joseph herläuft, ihren Verfolger dicht auf den Fersen. Sie passiert Baum um Baum, keucht, schwitzt, blutet oder spürt das Pulsieren des Schmerzes, dann nimmt die Zahl der Bäume ab und im Mondlicht zeichnet sich eine dunkel-morastig-gefleckte Landschaft vor der jungen Frau ab. Wenn sie ihre Flucht fortsetzen will, wird sie sich zu allem Überfluss auch noch die Füße in diesem Morast schmutzig machen müssen - in weiter Ferne hört sie das matschig-saugende Geräusch, dass Josephs und Nings Füße machen, wenn sie aus dem Morast gerissen werden, es klingt nach Anstrengung und Verzweiflung.

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Ning Chu Fu 
-Auf der Flucht im Wald-

 

Ich blicke während ich flüchte über meine Schulter, Martha Joseph, Verfolger, ein kleine Abgrund, Blut in den Augen.

 

Mein Blick wandert nach vorne, ich keuche: Pfützen, Morast, Bäume, es geht tiefer, der Boden wird schlammiger: Ich schlage einen Haken, keuche kurz "Martha! Rechts!", vielleicht hört sie es, vielleicht nicht, vielleicht habe ich es mir nur eingebildet.

 

Ich biege rechts ab, der Boden wird wieder härter, trockener, Bäume links und rechts von mir statt Schlingen, doch ich renne weiter, immer weiter, meine Lunge brennt, jeder Muskel im Körper schreit, doch das Adrenalin treibt mich an.

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- Hinter Ning -

 

Joseph macht noch einige schnelle Schritte, nachdem er die überraschende Richtungsänderung des kleinen Asiaten verdaut hat. Dieser ist jetzt gute zehn Schritt vor seinem Verfolger und schreit etwas in die Nacht. Joseph nutzt die Gelegenheit der klaren Verortung, um einige Schüsse abzugeben. Kurz hält er an, der Mond leuchtet seinen an die Dunkelheit gewöhnten, unheiligen Augen, der Ruf bietet zusätzliche Orientierung und das Schussfeld ist frei. Dann kracht der erste Schuss durch die Nacht und schleudert den jungen Künstler zu Boden, die zwei folgenden Kugeln peitschen an die Stelle an der Ning eben noch rannte, bevor er zu Boden geworfen wurde und schlagen mit lautem Splittern in einen Baum ein. Dann humpelt Joseph weiter auf Ning zu, der jetzt erkennen kann, dass sein Verfolger bei weitem nicht mehr so fit und rund unterwegs ist, wie noch am zurückliegenden Abhang. Joseph macht sein Bein zu schaffen und auch sonst zeugen übermäßig viel grüner Schleim und brauner Schlamm davon, dass die Verfolgungsjagd ihm viel abverlangt hat.

 

Dann wird Ning schummrig?!?

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Martha Hamilton
-Auf der Flucht im Wald-

 

Der die Stille durchschneidende Schuss erschüttert mich in Mark und Bein. Vor allem als Ning zu Boden geht. Verdammt, was jetzt? Ich spiele ganz kurz mit dem Gedanken ihm zu Hilfe zu eilen. Doch welche Chancen habe ich schon? Mein Bein und meine Schulter pochen immer stärker. Also renne ich einfach weiter. Ich spüre wie der Boden sich verändert, doch es ist mir egal. Ich will einfach weg. Weiter. Den Schrecken und das Grauen hinter mir lassen.

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- Hinter Martha -

 

Martha vermeidet die Begegnung mit der Wasserfläche oder mit dem gestürzten Ning, von dem kein Laut mehr zu hören ist. Vor ihr liegt zwischen silbernem Mondlicht und grüner Finsternis der riesige Wald von Vermont. Die junge Frau rennt und rennt, doch der widerliche Verfolger bleibt stets auf ihren Fersen, immer im selben Abstand. Doch irgendwann kann Martha einfach nicht mehr, sie wird langsamer, während ihr Verfolger sein Tempo weiterläuft. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, doch irgendwann hat er aufgeschlossen. Martha hört eine raue, monotone Stimme: "Gib auf und komm mit mir oder ...", statt weiter zu sprechen hebt der Mann sein bajonettbewährtes Gewehr in die Höhe, während er weiterhin ohne ein Anzeichen von Atemnot oder Erschöpfung neben Martha herläuft.

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Martha Hamilton
-Auf der Flucht im Wald-

 

Das Pochen meiner Wunden wird immer schlimmer, und ich keuche immer schneller. Mein Herz rast inzwischen unkontrolliert und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einfach umkippe sollte ich nun stehen bleiben. Das Bajonett richtet sich Bedrohlich auf mich, ich fühle mich wie ein Beutetier in der Falle. Meine Schulter protestiert unter Schmerzen allein bei dem Gedanken an die Spitze des Bajonetts.

 

Das Hauptproblem: Ich kann einfach nicht mehr. Meine Lungen brennen und ich habe das Gefühl bald zu ersticken. Ich bin kein Held, ich kann mich dem nicht stellen und ich spüre, dass meine äußersten körperlichen Grenzen nun erreicht sind. Wirre Gedankenfetzen geistern durch meinen Kopf als ich dem unvermeidlichen ins Auge blicke und stehen bleibe. Meine zitternden Beine geben nach, und ich sinke langsam auf die Knie, auf den weichen Waldboden. Ich schließe meine Augen. Erschöpfung, Angst, Schmerzen und Verzweiflung treiben mir die Tränen in die Augen während ich meinen Kopf mit den Händen festhalte und auf mein Ende warte.

 

Schluss. Aus. Vorbei.

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Ning Chu Fu

-Auf der Flucht im Wald-

 

Bevor ich begreife was passiert höre ich eine Explosion, ich merke wie das Gefühl aus meinen Beinen weicht, ich langsamer laufe, an meine Seite fasse, heißes Blut rinnt herab. Ich sehe mir das Blut an, drehe mich zu meinem Verfolger um, sinke auf die Knie, kippe zur Seite um. Liege auf dem Rücken, meine Atmung wird flach, Joseph kommt näher beugt sich über mich, ich schmecke das Blut im Mund.

 

Das War's.

 

"Ars.. longa.. Vita.. Fick dich.", huste ich, bevor ich ihm Blut ins Gesicht spucke. In meinen Ohren höre ich noch immer das Lied von Blue Öyster Cult:

 

Come on Baby, Don't fear the reaper.

 

Und sehe Martha wieder neben mir sitzen, nur für einen Moment, dann wird es schwarz.

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Joseph wuchtet Ning auf seine Schulter und läuft auf einem gesunden Fuß und einem verwesten Stumpf ächzend los. Nach einiger Zeit trifft er mit seiner Last auf Martha und ihren Verfolger. Der Mann in Uniform, der - wie Joseph - nach Fäulnis riecht und dessen Kleidung mit grünlichem Schleim versehen ist, tritt  wie selbstverständlich und ohne ein Zeichen oder ein Wort hinter Joseph. Er übergibt ihm die Leine, die er aus Seil um Marthas Hals gelegt hat, nachdem er ihr die Hände so hart auf dem Rücken verschnürt hat, dass sie kein Gefühl mehr darin hat, und nimmt dann Ning auf die eigene Schulter.

 

Wieder einige Zeit später kommen weitere Gestalten zu dem kleinen Grüppchen und eskortieren die Gefangenen; Joseph gibt auch den Strick und damit die Verantwortung für die Gefangene sofort ab. Die Jagd scheint ihn Kraft gekostet zu haben. Es fällt kein Wort, kein Augenkontakt, kein Handzeichen, dennoch bewegen sich alle in perfekter Formation, als würden sie von einer fremden Macht gesteuert. Gerade als Martha in einiger Entfernung eine Hütte auszumachen glaubt, wird ihr die Sicht nicht nur von Tränen, Schweiß und Blut genommen, sondern auch von zotteligem und grünschleimigem Fell, das zu einer riesigen Kreatur gehört. Die Frage: 'Ein Bär?' kommt Martha noch in den Sinn, bevor sie mit ansieht, wie das Wesen Ning auf den Rücken gesetzt bekommt und auf allen vieren langsam in Richtung der Hütte trottet. Dann nehmen ihr der Geruch des Wesens hinter dem sie hergehen muss, das sie mit sich schleift und die Situation gepaart mit dem schwindenden Adrenalin die Sinne und sie stolpert nahezu ganz benommen mit in dieser Formation aus einem Bären, Joseph Turner und seinen verrottenden Soldaten sowie einigen Männern in grauen Overalls und anderer zeitgemäßer Kleidung.

 

Als sie und Ning in einer Hütte wieder zu sich kommen, sehen sie in die Gesichter von Phil, Barbara, Jasmin, Alistair und seinem Sohn ... ist noch jemand hier? Ist der Professor tot oder ist ihm die Flucht gelungen und er wird mit Hilfe wiederkommen?

 

Langsam entfernt sich der Blick des geneigten Beobachters dieser Szenerie der frühen 1990er Jahre in den Himmel, weg von den Künstlern, der Hütte, einer Lichtung mit weiteren Gebäuden, einem etwas entfernten See und überfliegt den Wald. Den Wald in dem irgendwo Jessica-Jane, ihre Entführer und ihre Schwester samt eines Suchtrupps unterwegs sind, um sie zu retten.

 

 

 

Ende der Nebenhandlung ars longa vita brevis.

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