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[Nightmare Bites] Kap.1: WIE VIEL PHARAO BRAUCHT DER MENSCH?


Der Läuterer
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"Berichten Sie bitte, was Ihnen widerfahren ist." Lord Penhew beugt sich vor. "Ich bin gespannt, was sich bei Ihnen und Ihren Mitstreitern zugetragen hat."

 

"Danach berichte ich Ihnen von der Maske. Ich habe noch Expertenmeinungen eingeholt. Sie werden überrascht sein."

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Clive

 

Nachdem wir alle Platz genommen haben und Lord Penhew uns gebeten hat, von den Vorkommnissen der letzten Tage zu berichten, tritt einen kurzen Moment Ruhe ein.

 

Weil niemand anders das Wort ergreift, übernehme ich die Aufgabe des Erzählers.

 

Zunächst erzähle ich von den Vorfällen in dem Auktionshaus, nachdem Lord Penhew dieses verlassen hatte. Ich fasse den Bericht meiner Gefährten kurz zusammen, erwähne jedoch nicht, dass diese sich in der Besenkammer versteckt hatte oder Gegenstände sichergestellt haben. Ich lasse bewusst offen, von wo sie die Afrikanerin gesehen haben, nur dass sie ihr an der Eingangstür begegnet sind und diese die Flucht ergriff, als man sie ansprach. Für Lord Penhew sollte so der Eindruck entstehen, dass Dr. Baxter, Mr. Eklund und Matilde auf der Straße vor dem Eingang des Auktionshauses standen, ohne dass ich dies aber je behaupte.

 

Dann erkläre ich, dass ich erst am Folgetag zusammen mit Cainnech angereist bin. Ich berichte von dem gemeinsamen Essen mit den Strattons und von einer 'Person', die uns von der Straße aus im Restaurant offensichtlich beobachtet habe. Das Schimmern und die Mönchskleidung lasse ich unerwähnt. Aber ich führe aus, dass Hartmut für kurze Zeit offenbar 'in seinen Wahrnehmungen getrübt' und danach sehr beunruhigt gewesen sei. Dann erzähle ich präzise, in allen Einzelheiten und wahrheitsgemäß von der Fahrt mit dem Taxi, dem Unfall, den Ereignissen im Teehaus einschließlich der Anrufe und von meinem Besuch in der Schneiderei. Dort kürze ich meinen Vortrag wieder ab. Ich lasse meine Bewusstlosigkeit und die von Matilde ebenso aus wie die Pistole und die von mir abgefeuerten Schüsse. Aber ich erzähle, dort hätten offenbar eine oder gar mehrere Leichen im dunkeln gelegen und berichte von dem Mann am Telefon und dem mantelartigen Wesen, schließlich von dem Angriff an der Tür.

 

Auch die alte Einladungskarte für Sir Roger Casement, die ich dort bei einem Toten gefunden hätte, erwähne ich. Erklärend füge ich hinzu, was Lord Penhew vermutlich ohnehin bekannt ist, nämlich dass ich Ruairí auf mehreren Expeditionen begleitet habe und mit ihm freundschaftlich verbunden war.

 

Weiter berichte ich von Hartmuts Theorie, dass die Angriffe dieses Tages mir gegolten haben sollen. Ich führe aus, was aus meiner Sicht dafür sprechen könnte (z.B. die Beobachtung und der Beginn des Angriffs vor meiner Pension sowie die Einladungskarte) und was dagegen spricht (der Inhalt der Anrufe, die sich auf Matilde, Hartmut und Alexander bezogen).

 

Ich entschließe mich, auch von Hartmuts angeblichen Hinweisen auf Angehörige einer asiatischen Volksgruppe in London zu erwähnen, die wohl aus dem Hochland von Tibet stammten und deren Abbildungen im Wachsfigurenkabinett.

 

Ich berichte von dem Treffen im 'Old Mary's Pub' und dem Auftauchen von Inspektor Dalgliesh und der Aggressivität der anderen Besucher. Hinsichtlich der Fahrt zum Krankenhaus lasse ich die Bilder aus, die Matilde gesehen hat, berichte aber ausführlich über das merkwürdige Verhalten des Inspektors. Dabei behaupte ich, Dalgliesh hätte etwas über eine Fleischerei und später über asiatische Mönche gebrabbelt; was irgendwie bedeutsam geklungen habe.

 

Bei dem Thema Kristine Grenn versuche ich mit Rücksicht auf Ove Eklund die Beschreibung der Verletzungen möglichst sachlich, medizinisch zu beschreiben und erzähle von den Unregelmäßigkeiten in der Krankenakte und den Informationen, die Dalgliesh uns über den angeblichen Überfall in Soho gegeben hatte.

 

Ich erkläre die Hinweise, die für eine Verbindung des Überfalls auf Kristine Grenn zu den Erpressern sprechen.

 

Dann lasse ich Dr. Baxter von dessen Funden in Dalglieshs Wagen berichten.

 

Hinsichtlich des Angriffs auf Matilde über lasse ich dieser das Wort. Sie wird gegenüber Lord Penhew etwas deutlicher als gegenüber der Polizei, lässt aber auch dort zunächst unerwähnt, dass der Körper von Dalgliesh sich in Rauch aufgelöst hat.

 

Schließlich berichte ich von dem Auffälligen Verhalten der Polizisten im Krankenhaus und erwähne auch meine Sorge um Cainnech.

 

Nachdem wir mit unserem persönlichen Bericht geendet haben, verweise ich auf die Zeitungsartikel, die Lord Penhew vermutlich kennt.

 

"Das ist wohl nur die effekthascherische Kleckserei von ein paar ahnungslosen Sensationsreportern. Aber auch die enthält einen wahren Kern ..."

 

Ich breite den mitgeführten Stadtplan aus und erklären die Markierungen.

 

"Zutreffend an den Zeitungsartikeln ist, dass es in diesem Teil Londons zu einer auffälligen Häufung von merkwürdigen Vorkommnissen gekommen ist. Das jedenfalls muss man feststellen."

 

 

Nach einem kurzen Moment der Stille, in dem die vielen Informationen wirken sollen, füge ich an:

 

"Und nun sitzen wir hier bei Ihnen und ersuchen Sie um Rat ... weniger als einen Tag vor Ablauf dieses Ultimatums. Wenn wir den Entführern morgen um 14.00 Uhr nicht Ihre Unterlagen übergeben, drohen sie damit, Matilde zu töten. Wir hoffen Alexander ist in Sicherheit. Aber wir wissen nicht, ob diese Männer Matilde nicht auch dann ein Leid zufügen, wenn wir ihnen etwas liefern.

 

Wir verstehen nicht einmal, wie viele Akteure in diesem Spiel mitmischen und wo deren Interessen tatsächlich liegen.

 

Wir sind keine erfahrenen Einbrecher und Diebe. Warum fiel die Wahl der Erpresser also auf uns?

 

Was könnte an den Unterlagen überhaupt so interessant sein?

 

Wir könnten natürlich sofort London verlassen ... aber würde uns das dauerhaft schützen, wenn die Angreifer - zumindest ein Teil von ihnen - in Wahrheit ganz andere Interessen verfolgen, die sich auf mich oder Matilde persönlich beziehen?

 

Und würde es Sie vor den Erpressern schützen, die Ihre Aufzeichnungen stehlen wollen? Wir sahen es als unsere Pflicht an, Sie zumindest zu warnen, denn wenn die Erpressung erfolglos bleibt, werden diese Kriminellen vermutlich andere schicken, um das zu holen, was sie begehren ...

 

 

Die Archäologie kann in der Tat eine gefährliche Passion sein ... zu viele Menschen wollen ihre Früchte für sich alleine besitzen ... oder zerstören. An einem Tag gräbt man noch friedlich, am nächsten wird man von goldgierigen Beamten oder regionalen Stammesfürsten, religiösen Fanatikern oder abergläubischen Arbeitern bedroht. Oder eifersüchtige Kollegen werfen einem Knüppel zwischen die Beine ... versuchen einem den Ruhm der Früchte jahrelanger Arbeit zu stehlen."

 

 

Nachdem ich geendet habe, lehne ich mich in meinem Sessel zurück und blicke Lord Penhew erwartungsvoll an.

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Nachdem sich der Lord Deinen Bericht zu Ende angehört hat, zündet er sich eine neue Zigarette an und lehnt sich in seinem Sessel zurück. "Ich weiss nicht, wie ich Ihnen da helfen kann. Ich halte nicht viel davon, Erpressungsversuchen nachzugeben. Es werden sonst immer weitere Versuche folgen. Das hat dann nie ein Ende. Solche Leute wird man nie wieder los."

 

"Zu Herrn Stratton. Der Mann ist nicht gerade ein sympathischer Mensch." Er schaut zu Matilde. "Bitte entschuldigen Sie." Er zieht an seiner Zigarette. "Er ist überheblich, arrogant und zutiefst borniert, aber er hat Ahnung von den Dingen, die er tut. Er ist gerade heraus und er ist aufrichtig. Wenn er etwas sagt, dann meint er es auch so. Und man kann sich sicher sein, dass er mit seiner Meinung richtig liegt." Genüsslich atmet er den Rauch aus. "Ich habe ihn zweimal zu mythologischen Dingen befragt, da ich mitbekommen habe, dass sich seine Fälle sehr oft um derartige Themen drehen. Und was soll ich Ihnen sagen, er konnte mir weiterhelfen."

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Ich lege den Kopf leicht schief, als Lord Penhew sich äussert.

"Sicher haben Sie Recht. Solche Leute wird man auch nicht so einfach los. Wir wollten Sie schlich warnen. Da ich keine Lust habe, Ihnen Papiere zu stehlen, werden sie es wahrscheinlich es selber versuchen. Irgendwann. Wenn dieser Wunsch einfach keine Ausrede ist, mich umzubringen. Aber ich bin nicht hier um Sie mit meinen persönlichen Problemen zu langweilen" sage ich ruhig, fast amüsiert.

"Wenn Sie aber schon komischen Angebote für ihre Dokumenten bekommen, und abgelehnt haben, wäre wiederum für uns hilfreich zu wissen, um wen es sich handelt. Wissen Sie, es stört mich zu sterben, ohne zu wissen, wen ich dafür sozusagen danken sollte"

Edited by Nyre
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Clive

 

"Wir sind uns alle einig darin, den Erpressern nicht nachzugeben.

 

Was Mr. Stratton angeht, dürften jeder von uns sich seine eigene Meinung gebildet haben. Ich stimmen Ihnen darin zu, dass Mr. Stratton mitunter sehr direkt ist. Richtig ist auch, dass er über ein profundes Wissen verfügt ... auch und gerade zu ungewöhnlichen Themen. Aber aufrichtig? Nein, er war Matilde gegenüber alles andere als aufrichtig. Und er lag mit seiner Meinung auch nicht immer richtig. Seine Meinung über mich hat er jedenfalls im Laufe der Zeit korrigiert. Entweder diese Aussage war nicht aufrichtig oder er lag falsch.

 

Aber es nutzt uns wenig, uns jetzt Gedanken über Mr. Stratton zu machen. Er schien den einen oder anderen Verdacht zu haben. Bislang hat er uns an seinem Wissen aber nicht teilhaben lassen, um uns zu helfen. Im Büro hat er uns offenbar nichts hinterlegt. Es ist denkbar, dass er genug Anstand besitzt, um Matilde doch noch Informationen zukommen zu lassen. Nur rennt uns selbst dann die Zeit davon. Außerdem hat er sich sehr deutlich dafür entschieden, Matilde im Unklaren über Dinge zu lassen, die für ihre Sicherheit essentiell wären.

 

Wir stehen nun vor der Entscheidung, London zu verlassen, um uns in Sicherheit zu bringen oder die Vorkommnisse hier aufzuklären. Um hier etwas unternehmen zu können, bräuchten wir Zeit und Informationen. Über beides verfügen wir nicht. Seit ich in London aus dem Zug gestiegen bin, wurden wir gehetzt. Da bleibt wenig Raum für zündende Einfälle.

 

Eine Flucht wird jedoch erschwert durch Cainnechs willkürliche Festnahme und die schwer verletzte Verlobte von Herrn Eklund. Sie ist morgen vermutlich kaum transportfähig ... und doch schätze ich die Risiken für Kristine Gren auf einem Transport geringer ein als in dem Krankenhaus hier, wenn die Entführer erst einmal wissen, dass wir Sie gewarnt haben.

 

Außerdem bliebe die Frage, ob uns unsere Gegner nicht folgen würden ... wenn es ihnen in Wahrheit um Matilde oder mich gehen sollte und nicht um Ihre Unterlagen.

 

 

Aber Sie wollten uns doch noch etwas über die zur Versteigerung stehende Maske erzählen?"

Edited by Joran
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Nachdem Du geendet hast, antwortet er zuerst auf Matilde. "Wenn Sie mir Papiere stehlen wollten, gnädige Frau, dann nur zu. Doch dann müssten Sie genau wissen, was Sie suchen. Und so wie ich das vorhin verstanden habe, hat sich der Erpresser nicht besonders präzise geäussert. Ich kann mir auch überhaupt nicht vorstellen, was ein Fremder sich für Informationen dadurch versprechen könnte. Ich bin auch, was meine Papiere anbelangt, etwas speziell. Ich habe ein besonderes Ablagesystem müssen Sie wissen. Sie müssten schon sehr lange suchen."

 

Er macht einen tiefen Zug und inhaliert durch die Nase. "Wenn es aber um Ihrer beider Leben geht, dann helfe ich natürlich."

 

"Bevor ich auf Ihre Frage bezüglich der Maske antworte, Herr Savage, möchte ich Ihnen allen etwas zeigen."

 

Er erhebt sich und geht nach rechts auf den Vorhang zu. "Sie werden überrascht sein. Kommen Sie."

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Clive

 

Ich stehe auf und folge Lord Penhew.

 

Im Gehen setze ich noch einmal nach:

 

"Es bleibt rätselhaft, warum die Erpresser geglaubt haben, wir würden uns binnen zwei Tagen Zutritt zu Ihren Unterlagen verschaffen und dann auch noch anhand der unpräzisen Angaben die zutreffenden Dokumente ausfindig machen können. Obwohl wir Sie bislang überhaupt nicht persönlich kannten ... und obwohl wir kaum über Talente verfügen, die uns bei soetwas hilfreich wären ...

 

Möglicherweise war das ganze ja auch nur ein Vorwand ... aber zu welchem Zweck? Sollten wir oder einer von uns das Ziel sein, hätte man uns bei vielen Gelegenheiten einfach überfallen können. Wollte man uns in Ihr Haus locken, hätte es dafür kaum einer Todesdrohung bedurft. Nein, auch das ergibt kaum Sinn ..."

 

"Vielleicht wollte man genau die Reaktion auslösen, zu der es letztendlich gekommen ist: Vielleicht wollte die 'La Main Droite' einfach nur eine Trennung der Strattons provozieren? Aber hätten sie diese Reaktion tatsächlich vorher sehen können? Vielleicht wollten Sie Hartmut auch dazu bringen, das Anwesen zu verlassen ... und dabei etwas mitzunehmen?

 

Vielleicht wollte man uns ständig beschäftigen, um uns von etwas ganz anderem abzulenken? Von der Versteigerung? Was hätten wir dort ausrichten sollen? Ich glaube nicht, dass es um die Hand ging, denn das Hartmut zur Verfügung stehende Gebot dürfte für die Organisation kaum ein Hindernis dargestellt haben."

 

Ich schüttle leicht den Kopf und wische diese Gedanken beiseite, besinne mich wieder auf Lord Penhew.

 

Noch immer kann ich diesen exzentrischen Sonderling nicht recht einschätzen. Die erwähnten Kontakte zu Hartmut haben nicht eben dazu beigetragen, mich zu beruhigen.

 

"Penhew hat nur mich angesprochen ... Warum? Weil er mir einen besonderen Sachverstand zutraut? Sofern ein Zusammenhang mit der Auktion bestünde, wüsste er ja, dass ich als einziger die Auktionsgegenstände noch nicht gesehen habe.

 

Am liebsten würde ich Matilde vorsorglich signalisieren, hier mit den anderen sitzen zu bleiben. Wer weiß, was mir nun wieder bevorsteht. ... Aber Matilde würde sich von mir kaum zurückhalten lassen", vermute ich.

 

Ich werfe einen nervösen Blick zurück, um festzustellen, ob und wer sich Lord Penhew und mir anschließt.

Edited by Joran
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Penhew zieht den roten, schweren Vorhang auseinander. Doch zum Vorschein kommen keine Fenster.

 

In der Mitte der Wand ist nur ein ovaler, hoher Spiegel zu sehen. Nichts aufregendes. Eigentlich... "Spieglein, Spieglein an der Wand." Penhew klingt berauscht. Beschwingt. Verzückt.

 

"DAS ist mein Schatz."

 

Er klatscht begeistert in die Hände. "Frisch zur Tat, meine Herrschaften." Begeistert..., wie ein kleines Kind vor einer Überraschung.

 

Er zeigt mit einer Hand auf den Boden. Mit der anderen gebietet er Euch stehen zu bleiben. "HIER! Bleiben Sie genau hier stehen."

 

"Ich werde es Ihnen zeigen. DAS müssen sie sehen. Erst dann können Sie mich verstehen." Penhew ist regelrecht euphorisch.

 

"Schauen Sie in den Spiegel und drehen Sie sich nicht um, sonst ist der Moment ruiniert." Dann geht er an Euch vorbei, einige Meter zurück nach links.

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Clive

 

"Ich weiß nicht, ob ich den alten Exzentriker überhaupt verstehen will", denke ich. Mir ist unwohl.

 

"Entweder das hier ist ernst, dann verheißt es nichts gutes, oder es ist ein Scherz, dann steht mir der Sinn nicht danach!"

 

Ich trete einen Schritt zur Seite, neben den Spiegel, und ziehe Matilde mit mir.

 

"Bitte, Sir. Ich will nicht unhöflich sein ... und kein Spaßverderber.

 

Aber die Verlobte unseres Freundes dort liegt bewusstlos auf der Intensivstation.

 

Cainnech wurde von der Polizei verschleppt und ich habe keine Ahnung, wie es ihm im Moment geht.

 

Jemand droht damit, Matilde morgen Mittag zu töten ... und gestern wurden wir fast schon umgebracht.

 

Mir steht angesichts all dessen nicht der Sinn nach Scherzen oder nach Experimenten oder nach Zaubertricks! Unsere Nerven liegen nach diesen Tagen ziemlich blank...

 

Bitte, seien Sie so freundlich: Sagen Sie mir zuerst, worauf dies hinausläuft und wie es uns helfen könnte!"

 

"Selbst wenn diesem Spiegel irgendwelche übernatürlichen Kräfte innewohnen sollten, glaube nicht, dass ich sehen will, was mein Spiegelbild mir enthüllen würde ... nicht mehr heute ... nicht nach gestern ... nicht bevor ich nicht verstehe, was mir in der Schneiderei widerfahren ist."

Edited by Joran
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"Ich weiss. Sie hatten einen schweren Tag. Sie alle. Ich kann Sie verstehen. Genau darum geht es ja. Treten Sie wieder zurück. Dann werden Sie es sehen und Sie werden sich wieder besser fühlen. Glauben Sie mir."
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Clive

 

"Das glaube ich kaum, Sir! Ich werde mich erst wieder besser fühlen, wenn ich England weit hinter mir und meine Freunde in Sicherheit weiß. DANN werde ich mich besser fühlen.

 

Ein Spiegel wird mir dabei nicht helfen!"

Edited by Joran
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Penhew's Stimme ist freundlich und verständnisvoll. "Ich kann Sie ja so gut verstehen, Doktor Savage. Sie haben ein paar sehr hässliche Tage hinter sich. Sie sind verwirrt, verängstigt und übermüdet. Vor Ihnen liegt noch ein Berg von Problemen, unbeantworteten Fragen und Sie wären gerne zurück in Ihrer Heimat."

 

"Sie würden jetzt gerne woanders sein, nicht wahr? Irgendwo. Vielleicht Zuhause? Im Grünen? Oder in einer Bibliothek? Vielleicht sogar in einer anderen Zeit? Sehen Sie. So geht es mitunter auch mir und dann komme ich hier her und schaue in den Spiegel."

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Clive

 

"... in einer anderen Zeit?"

 

Diese Worte stoßen etwas in mir an ... machen mich neugierig. Ich betrachte den Spiegel und seinen Rahmen genauer.

 

Kann es einen Zusammenhang zwischen Penhew und dem Angriff in der Schneiderei geben?

 

Mit einer Hand halte ich Matilde zurück. "Du ganz sicher nicht!", sage ich leise aber äußerst bestimmt. "Wenn überhaupt, dann ist das hier meine Sache ..."

 

Zu Penhew sage ich hingegen lauter: "Bitte werden Sie deutlicher ... erklären Sie es mir! Was soll der Spiegel Ihrer Ansicht nach sein? Ein Tor? Eine Leinwand für projizierte Bilder?"

 

Es ist nicht schwer, Bilder auf einen Spiegel zu projizieren und so den Betrachter irrezuführen. Penhew scheint eine Schwäche für kleine technische Raffinessen zu haben, wie die Sprechanlage zeigte. Im besten Fall ist das hier ein übler Scherz und Lord Penhew macht sich über uns lustig ... glaubt uns nichts von dem, was wir ihm berichtet haben.

 

 

Meine Gedanken schweifen für einen Augenblick ab:

 

Ich muss an das Lichtspielhaus in Cardiff denken, in das mich Cainnech geschleift hat ... und an die Filmszene im British Museum.

 

"Das ist ... verrückt: Tatsächlich finde ich mich heute in einer Art Museum in London wieder ... mit ägyptischen Statuen ... Wie hieß der Film doch gleich? ... Ich erinnere mich an das Plakat: 'Blackmail' ... abgeleitet von 'Blackhander' ... die Blackmail als die Botschaft eines Erpressers. ... Ein Polizist beim Scotland Yard spielte eine Rolle. ... Ein merkwürdiger Zufall!

 

Vielleicht hätte ich dem Film doch mehr Aufmerksamkeit schenken sollen? Den größten Teil der Handlung habe ich verpasst, weil ich in meine Gedanken vertieft war...

 

Nein, da kann es keinen Zusammenhang geben ... ich bin überspannt und unausgeschlafen ... zu viele Eindrücke in zu kurzer Zeit ... da meint man plötzlich überall Verbindungen zu sehen, die es nicht gibt ... und verliert den Blick für das Wesentliche!

 

...

 

... Wie es Cainnech jetzt wohl geht?"

 

...

 

Meine Frage an Penhew steht noch unbeantwortet im Raum, aber ich trete doch schon langsam vor den Spiegel, wobei ich meine Hand noch einen Augenblick auf Matildes Arm ruhen lasse, um ihr zu signalisieren, dass sie zurückbleiben soll. In mir widerstreiten die Gefühle. Es ist als müsse ich eine Tür aufstoßen, die bisher nur einen Spalt breit geöffnet ist, ohne zu wissen, ob auf dem Türblatt nur ein Eimer mit kaltem Wasser steht oder ob mich im Raum dahinter tatsächlich etwas Schreckliches erwartet.

Edited by Joran
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