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[Nightmare Bites] Kap.1: BÜHNE AUF EIS


Der Läuterer
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Vor den Fenstern des Restaurants zeigt sich die unangenehme Seite des Londoner Verkehrs. Autos, Busse, LKWs und Fussgänger en masse. Die Fahrzeuge kommen kaum voran. Die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Wolken. Es ist zu kalt für neuen Schnee.

 

Hans wendet sich Matilde zu, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden. "Wieviel hast Du dem Doc erzählt? Was weiss er?" Noch immer starrt er nach draussen.

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Ich erstarre.

"Er weisst ein wenig schon. Aber ich habe ihn nicht alles erzähle.."

Ich drehe mich zu Clive.

"Ich wollte dich nicht damit belasten, Clive.." mein Blick ist schmerzerfüllt.

"Aber es kommt bald etwas auf uns zu..uns zwei...und das wird..unschön. Wir werden nämlich verfolgt.." sage ich leise.

Dann wieder zu Hartmut.

"Ist da was?..."

 

Sie kommen.

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"Ich weiss es nicht genau, Liebling. Aber irgendetwas ist hier nicht ganz koscher."

 

Hans fixiert einen einzigen Punkt. Dort ist aber nichts aussergewöhnliches zu sehen. Menschen ziehen in beide Richtungen an dem Fenster vorbei.

 

"Wie lange sind wir schon hier, Liebling?"

 

"Draussen ist es bereits dunkel. Kein Mensch ist mehr zu sehen."

 

"Dichtes Schneetreiben. Eine Bühne in Weiss. Das Fenster ist voller Eisblumen."

 

"Doch da ist dieser Mönch. Er schaut uns zu. Er beobachtet uns."

 

"Ich kann sein Gesicht nicht erkennen. Aber ich habe ein ganz mieses Gefühl."

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"Wenn ich einen Vorschlag machen darf ... Sie könnten nach oben auf mein Zimmer gehen, ohne das Gebäude auch nur verlassen zu müssen. Dann können wir sehen, was geschieht.

 

Ich kümmere mich solange um die Rechnung und werde beobachten, was der Mönch nach Ihrem Abgang unternimmt."

 

Ich setze mich wieder und reiche unter dem Tisch Matilde den Zimmerschlüssel. Die Zimmernummer befindet sich auf einer kleinen Metallscheibe an dem Ring, so dass es keiner weiteren Erläuterung bedarf.

 

"Sobald der Mönch geht oder das Gebäude betritt, werde ich Sie informieren."

 

Aus der Westentasche entnehme ich meine glänzende Taschenuhr und lasse den vorderen Deckel aufspringen. Die Innenseite ist so blank, dass ich den Mönch auf der Straße, wenn auch etwas unscharf, darin erkennen kann.

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Als Clive nach draussen blickt, sieht er vor dem Fenster, zwischen all dem Treiben auf der Strasse, tatsächlich ein Schimmern.

Die Sonne spiegelt sich im Glas und das Tageslicht nimmt Clive etwas die Sehkraft. Aber es ist in der Tat eine Art schwach leuchtende Silhouette zu erkennen. Eine Sinnestäuschung? Die Silhouette schillert. Und sie wabert leicht. Ihre Konturen sind unklar und verschwommen. Sie scheinen zu fliessen. Es sieht aus wie eine schlanke, menschliche Gestalt. Ein Körper oder eine Gestalt ist nicht wirklich auszumachen, denn er ist vollständig verhüllt. Durch eine Kutte. Mit vielen Faltenwürfen. Und eine Kapuze oder ein Schleier?

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Ich schaue Clive an.

"Nein, ich lasse dich nicht gegen diese Menschen treten, du kommst mit"

Ich starre auch nach draussen, und dann wieder Hartmut.

"Ich bin bereit, sollen sie nur kommen"

Dann zu Clive.

"Ich werde dir alles erklären, aber ein sage ich dir jetzt, die sind erbarmungslos, und können zaubern"

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"Fast wie ein Engel", denke ich verwirrt.

 

"Ich sehe ihn ... Nein, Matilde. Das wichtigste ist jetzt erst einmal Euer Sohn. Bringt ihn in Sicherheit. Ich komme nach."

 

Kurz blicke ich von der Uhr auf und Matilde in die Augen.

 

"Ich verspreche Dir: Ich komme nach ... in ein paar Minuten, sobald Ihr oben seid. Mich verfolgen sie nicht. Was soll mir schon passieren ... hier mitten im Restaurant. Sei vernünftig!"

 

Ich blicke wieder auf die Uhr. "Kommt der Schimmer vom Fenster ... oder von der Uhr ... oder ist es etwas anderes?" Ich kämpfe gegen den Drang an, mich umzudrehen.

 

Nachdenklich füge ich hinzu: "Ich habe eine Lightning in meinem Zimmer ... allerdings nur eine Patrone. Verdammt Cainnech hätte eine Waffe."

 

Noch einmal blicke ich Matilde, die immer noch zögert, in die Augen und sage bestimmt: "Verschwindet endlich! Von oben habt Ihr auch einen Blick auf die Straße. Aber passt auf, dass er Euch nicht sieht. Du musst Dich jetzt um Alexander kümmern ... NUR um Alexander. Was bliebe Dir ohne ihn?"

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"was wenn wir es nicht schaffen? dann ist alles verloren" frage ich zu Hartmut.

"Wir können nicht beide hier bleiben, nimm Alex und verschwindet, Hartmut. JETZT"

Ich nehme seinen Arm, und drücke ihm den Schlüssel.

"Oder hast du eine bessere Idee?"

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"Lass das." Hans herrscht Dich an. "Nicht in der Öffentlichkeit, Matilde. Nicht hier. Willst Du, dass man Dich wieder einweist? Willst Du wieder in ein Sanatorium geschickt werden?"

 

Hans Stimme ist eine Art heraus gepresstes Zischen. "Und Du gehst nicht auf das Zimmer. Du bleibst hier. Bei mir." Er legt seine Hand auf Matildes Arm.

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Verwirrt blicke ich zu Hartmut. Flüsternd beschwöre ich ihn:

 

"Seid Ihr denn beide verrückt geworden? Hugh! Ich beschwöre Sie! Sie müssen Matilde und Alexander schützen! Was wollen sie denn sonst tun? Mit dem Jungen über die Straße laufen?

 

Bitte gehen Sie auf mein Zimmer, damit wir uns in Ruhe überlegen können, wie es weitergeht."

 

"Warum sind sie ihnen bloß hierher gefolgt und zeigen sich dann so unverhohlen?", überlege ich.

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Ich zögere kurz, den Blick auf den Uhrendeckel gerichtet. Ich schaue ich Matilde in die Augen. Ruhig sage ich: "Ich glaube, dass das ein Fehler ist! Aber wenn Ihr Euch so entscheidet, komme ich mit Euch."

 

Ich drehe mich herum, um einen Blick auf die Gestalt auf der Straße zu erhaschen und winke dabei dem Kellner.

 

Dann ziehe ich meine Brieftasche und lege einen Schein auf den Tisch, der die Rechnung mit Sicherheit erheblich übersteigt.

 

"Wie können Sie das Kind nur einer solchen Gefahr aussetzen?", frage ich mich kopfschüttelnd.

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"Es wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn Hartmut mir auch nur einmal ernsthaft zugehört hätte. Verfluchter deutscher Dickschädel. Mir ist nicht wohl dabei." Die Schlagzeile über die gestrige Schießerei auf offener Straße und am helllichten Tag mitten in London geht mir durch den Sinn. Skeptisch blicke ich auf die Eisblumen an den Scheiben. 

 

"Verflucht, mein Mantel ist auf dem Zimmer ... keine Zeit dafür. Die beiden würden nicht auf mich warten. Wir hätten sie beide neu einkleiden und unauffällig aus der Stadt schaffen können, aber auch dafür keine Zeit. Ich treffe hier nur auf taube Ohren. Der Deutsche schreit Attacke und wir laufen ... vermutlich in unser Verderben. Es sei denn, auch die Verfolgung stellt sich als eine Wahnvorstellung von Hartmut heraus. Hartmut ist verändert, seit unserem letzten Treffen. Er wirkt ... verwundbar."

 

Ich seufze und dränge mich an den beiden vorbei.

 

"Na, dann wollen wir mal!", kommt es mir unvermittelt mit einer absurden Leichtigkeit über die Lippen. "Hugh, geben Sie auf Alexander acht! Matilde, bleib bitte dicht bei ihm! Keine Ahnung wer von Euch beiden in dieser Situation weniger schnell die Kontrolle über den Wagen verlieren wird oder auch nur eine geringere Zahl von Verkehrstoten verursachen wird. Wo haben Sie das Automobil abgestellt, Hugh?"

 

Entschlossen öffne ich die Außentür des Restaurants und trete auf die Straße. Mein Blick sucht nach der Erscheinung auf dem Trottoir ... und nach möglichen Kumpanen.

Edited by Joran
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