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[Nightmare Bites] Kap.1: BÜHNE AUF EIS


Der Läuterer
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Hans zuckt unwillkürlich unter der Ohrfeige zusammen. "Was?"
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"Da draussen IST keine Dunkelheit!" sage ich.

"LOS! Gehen wir, sollte was passieren, nimm Alex, und verschwindet. SCHWÖRE ES MIR!" Zichte ich verzweifelt.

Dann gehen wir gemeinsam raus.

Ich schaue mich hektisch um.

"Rufen wir ein Taxi?" Frage ich zu Clive, und Hartmut.

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"Sicherer wäre das wohl!", werfe ich ein und denke an die Gewitterfahrt vor bald zwei Jahren zurück. Schon trete ich an die Bordsteinkante und reiße einen Arm nach oben, um eines der Fahrzeuge zum Halten zu bewegen.

 

Die kalte Luft schlägt binnen Augenblicken durch meine Kleidung und ich beginne leicht zu zittern.

 

Noch während ich den Arm hebe, kneife ich die Augen im hellen Sonnenlicht zusammen und suche erneut die Gehwege beiderseits der Straße ab.

 

"Wo ist er geblieben? Sehen Sie ihn Hugh?", murmele ich.

Edited by Joran
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"Es ist weg." Hans Stimme ist ruhig. "Wer oder was auch immer das war."

 

Hans lässt Matilde in das Taxi einsteigen. Dann reicht er ihr Alexander. Schliesslich wendet sich Hans an Clive. "Fahren Sie mit meiner Frau, Doc. Ich werde dem Wagen in unserem hinterher fahren und feststellen, ob Ihnen jemand folgt. Der Wagen steht gleich ums Eck."

 

Dann wendet sich Hans dem Fahrer des Taxis zu. "37 Tottenham Court Road."

"Hier. Ein Pfund für Sie." Hans steckt dem Mann einen Geldschein zu.

"Ein weiteres Scheinchen, wenn Sie die Strecke bei dem Verkehr unter 10 Minuten schaffen." Dann klopft er zweimal aufs Dach "Los. Beeilung." und ist auch schon verschwunden.

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Ich nehme Alexander, und schaue Hartmut in den Augen.

Ich streichele dann sein Gesicht.

"Pass auf dich auf. Ich liebe dich" sage zu ihm.

Dann steige ich in das Taxi, warte dass Clive auch reinsteigt. Er vorne, ich hinten.

Ich seufze.

Gottseidank ist Alexander noch eingeschlafen.

"Fahren Sie, bitte"

 

...

 

"Das war ein Schreck. Hoffentlich hatten wir uns getäuscht."

 

Doch das denke ich nicht.

Edited by Nyre
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"Nein, meine Liebe, wir haben uns nicht getäuscht!", bestätige ich Hartmuts Wahrnehmungen.

 

Dies fühlt sich für mich noch immer falsch an ... unüberlegt ... hektisch. Und so schweige ich im Taxi zunächst und hänge meinen Gedanken nach.

 

"Angst ist eine schlechter Ratgeber. Zudem hat Hartmut die Entscheidungen getroffen, als er nicht ganz bei Sinnen war ... oder sogar unter fremden Einfluss stand und manipuliert wurde. Wenn diese ... Erscheinung ... tatsächlich einen Angriff geplant hätte, warum ist sie dann so plötzlich ohne Konfrontation verschwunden? ... Nein, sie wollte uns nicht in dem Restaurant oder auf der offenen Straße angreifen, so exponiert, wie sie dort stand, wollte sie von Hartmut entdeckt und erkannt werden. Sie wollte den beiden einen Schrecken einjagen. Es war eine Demonstration der Macht. Diese ... Erscheinung ... hat sich angekündigt und so jeden Vorteil eines Überraschungsangriffs preisgegeben.

 

Was wollte sie damit erreichen? Welchen Vorteil konnte sie daraus gewinnen, der wertvoller war als die Überraschung? Vermutlich genau das, was nun geschieht, nämlich dass wir uns in die ländlichen Vororte Londons begeben, dorthin wo dieses alte Anwesen steht, das Hartmut erworben hat. Und das zu einem von diesem Wesen genau bestimmten Zeitpunkt. Dieses Wesen muss den dreien bereits zum Restaurant gefolgt sein. Wie sollte es sonst die Pension und das Restaurant mit Hartmut oder Matilde in Verbindung bringen. Nein, diese Erscheinung weiß genau, wo die drei wohnen.

 

Aber warum hat es nicht gleich dort angesetzt? Hartmut muss diesen Ort geschützt haben. Er hat das Anwesen zu einer Art Festung ausgebaut.

 

Beim Restaurant gab es zu viel Publikum. In Hartmuts und Matildes Haus gibt es zu viele Sicherungen. Es muss auf dem Heimweg geschehen ... und zwar nicht irgendwann, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt.

 

Das läßt für mich den Schluss auf einen Hinterhalt zu.

 

Verdammt, warum bin ich auf den Beifahrersitz gelandet? Ich sitze sonst nie vorn. Hier vorne ist es noch kälter. Und so kann ich nicht mit Matilde reden, ohne dass der Fahrer mithört."

 

Ungeduldig warte ich auf eine Gelegenheit. Als der Fahrer an einer Kreuzung halten muss, springe ich auf reiße die Tür auf und haste zu Matilde auf die Rückbank.

 

"Pass auf. Wir wissen nicht, was hier gerade geschieht. Darum sollten wir auf alles vorbereitet sein. Für mich macht der Auftritt vor dem Restaurant im Moment nur einen Sinn, wenn man Euch einen Hinterhalt gelegt hat!", flüstere ich. "Wenn man Euch zuhause angreifen könnte, hätte man es schon längst getan. Nein, Hartmut wird dort Vorkehrungen zu Eurem Schutz getroffen haben. Und die Straße vor dem Restaurant war vermutlich zu belebt. Darum hat sich dieses ... Wesen ... nur gezeigt, aber nicht angegriffen.

 

Hartmut hat genau so entschieden, wie es jeder von Euch erwarten würde: Ihr zieht Euch auf Eure kleine Burg zurück. ... Und auf dem Weg dahin ... Landstraßen ... Wald ... Einen anderen Sinn kann ich in alldem nicht erkennen.

 

Wenn ich richtig liege, wären wir beide zunächst alleine ... mit Alexander, wenn die Falle zuschnappt. Hartmut ist, wenn alles gut geht, hinter uns. Wie weit?

 

Wenn ich Recht habe, dann schützt Du Alexander, verstanden? Du läufst, so schnell Du kannst. Versprich mir das! Ich komme schon zurecht. Ich habe schon ganz andere Sachen durchgestanden. Ich werde tun, was ich kann, bis Hartmut kommt."

 

Ich werfe einen Blick aus dem Rückfenster. Die Straßen sind noch immer mit Schnee bedeckt und rutschig. Der deutsche Sportwagen ist nicht in Sicht. "Ob Hartmut schon einen neuen Wagen fährt?"

 

Ich blicke wieder nach vorne und mustere intensiv den Fahrer. "Wie zufällig war die Auswahl des Taxis?"

 

"Ist das der richtige Weg?", frage ich Matilde zur Sicherheit.

Edited by Joran
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"Die Addresse ist die unseres Büros" sage ich zu ihm

"Aber ich habe natürlich das gleiche gedacht..."

ich spreche leiser.

"wenn was nicht mit dem Weg stimmt, klopfe ich dir einmal auf die Schulter"

Ich schaue mich dann um, und versuche zu schätzen wo wir uns befinden, wo Hartmut ist, ob er schon im Sicht ist.

Dann drücke Alex an mich.

"Clive, ich muss dich etwas fragen. Vielleicht ist das die letze Gelegenheit. Vielleicht ist auch die falsche Gelegenheit. Aber ich muss"

Ich schaue ihn durch den Rückspiegel an.

Dann beuge ich mich zu ihm.

"Wenn mir und Hartmut etwas passiert..bitte. Nimm Alex mit. Er hat sonst kein Mensch. Kein Mensch" sage ich ernst. Meine Stimme bricht leicht.

"Meine Seele ist schon längst verdorben, aber nicht seine"

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Die Frage trifft mich wie ein Schlag. Ich wende meinen Blick vom Fahrer zurück zu Matilde neben mir. Ich sehe in ihre Augen und dann auf den lockigen Schopf in ihrem Arm.

 

Ich muss mich räuspern, bevor ich zu sprechen beginne.

 

"Du solltest so etwas nicht sagen, Matilde! ... Es wird umgekehrt sein. Du wirst noch für Alexander da sein, wenn ich schon lange in meiner irischen Erde liege."

 

Aber der ernsthafte Ton macht mir in Wahrheit Angst.

 

"Das darf nicht geschehen. Nicht schon wieder. Ich werde nicht zulassen, dass Matilde stirbt. Nicht auch noch sie! Sie darf den anderen nicht folgen! Das muss ein Ende haben! Ich bin verflucht."

 

"Um meinetwillen darfst Du das nicht zulassen." Ich zögere kurz, bevor ich fortfahre: "Aber wenn das Schicksal so grausam sein sollte ... wenn es zum Allerschlimmsten kommen sollte ... werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um dieses Kind zu schützen ..."

 

Ich verstumme und streiche dem schlafenden Jungen über das Haar. "... auch wenn Dein Vater das auf keinen Fall gutheißen würde, kleiner Alexander."

 

"... Du weißt, dass ich Dir nie eine Bitte abschlagen würde."

Edited by Joran
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Ich nicke ihm zu.

"Das ist mir wichtig. Eigentlich wollte ich heute nutzen, um eine schöne Nachricht zu verkünden...aber ich habe nicht die Zeit gehabt"

 

Werde ich es je haben?

 

Ich lächle bitter.

 

"Ich bin wieder schwanger. Hartmut weisst es noch nicht"

 

Ich schaue mich noch um, und hinten dem Taxi. Ob sein Auto zu sehen ist, ob er uns folgt.

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Ich bin sprachlos.

 

Sprachlos angesichts dieser wunderbaren Neuigkeit.

 

Sprachlos angesichts des Momentes, in dem Matilde mir diese eröffnet.

 

Wieder habe ich das Gefühl, nur ein Spielball zur Unterhaltung höherer Mächte zu sein. Eine Maus in dem Labyrinth irgendeines höheren Wesens, das interessiert beoachtet, wie ich meinen Weg aus dem Irrgarten heraus zu finden versuche, einem Irrgarten, der wohlmöglich überhaupt keinen Ausgang hat.

 

"Immer wieder in Momenten der Gefahr, der Verzweiflung oder der Finsternis öffnen sie eine kleine Pforte, durch die ein schmaler Streifen Licht fällt und Hoffnung verheißt." Ich denke an die Schnitzereien auf der Truhe im Kongo. Ich denke an das Lazarett in Flandern und Cainnechs Vater. Ich denke an die Begegnung mit Matilde auf Herm. So oft habe ich das schon erlebt und doch raubt es mir jedes mal den Atem. "Ist das eine Geste aus Mitleid oder ist es Sadismus? Oder bin ich nur das unbedeutende Objekt, an dem das Verhalten eines Menschen in unerwarteten Situationen erforscht wird? Es ist sinnlos sich das zu fragen, denn es wird in diesem Leben keine Antworten geben. Wenn ich eines in meinem Leben gelernt habe, dann das der Augenblick zählt."

 

Ich ergreife Matildes Hand: "Das sind wunderbare Nachrichten, Matilde! Ich freue mich so sehr für Euch!"

 

Matilde lächelt mich kurz an. Dann blickt sie wieder durch das Fenster am Heck auf die Straße hinter uns. Suchend ... bangend springt ihr Blick zwischen den Automobilen. Sie tut mir so leid. Eine kurze Phase des Glücks und schon droht ihr Leben wieder in Chaos und Schmerz zu versinken. Ich versuche, sie zu beruhigen:

 

"Er wird es schaffen! Wenn nicht Dein Hans, wer dann? Hans wird Dich und Alexander niemals aufgeben. Er weiß, dass ihr ihn braucht. Er würde Euch nicht schutzlos zurücklassen.

 

Hans hat sich schon sehr lange auf solche Momente vorbereitet. Und SIE werden nicht erwarten, dass wir zum Büro fahren. Dort wäre die Situation nicht anders als vor der Pension. Wenn überhaupt, werden SIE uns auf dem Weg zu Eurem Haus auflauern."

 

Da ist kein aufgebrachtes Hupen hinter uns, kein Quietschen von Reifen. Die Straßengeräusche sind bedrückend alltäglich. Ich Sorge mich ... um Hartmut ... um Matildes willen. Es wäre für sie unerträglich, auch noch Hans zu verlieren. "Sein deutscher Sportwagen ist schon auffällig genug. Wenn er etwaige Verfolger entdecken will, wird er vorsichtig fahren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Vielleicht hat er sich auch noch umentschieden und ebenfalls ein Taxi genommen. Das wäre zumindest klug. Kein Automobil ist in London unauffälliger als ein Taxi. Mit keinem anderen Wagen könnte er dichter bei uns bleiben."

 

Matilde ist in Gedanken nur bei Hans, alles andere hat für sie im Moment keine Bedeutung. Darum versuche ich ihre Wachsamkeit für andere Dinge zurückzugewinnen: "Matilde, ist das der richtige Weg zum Büro?", frage ich noch einmal.

 

Dann beobachte ich erneut den Fahrer.

Edited by Joran
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Der Verkehr ist unerbittlich. Unerbittlich langsam.

Eine zähe Blechlawine zwischen den Schneebergen am Strassenrand.

Der Verkehr fliesst zäh dahin. Doch zumeist stockt und steht er.

 

Das Sonnenlicht spiegelt sich auf der vereisten Fahrbahn und blendet.

 

Das Taxi biegt unerwartet nach rechts ab.

Weg von den grossen und breiten, aber vom Verkehr verstopften Strassen.

Schmalere Strassen entlang, mit weniger Verkehr, dafür aber mit mehr Schnee am Strassenrand und auf der Fahrbahn.

 

Der Fahrer tritt gut aufs Gas.

Und der Wagen saugt gierig am Sprit.

Mehr als einmal rutscht der Wagen auf dem tückischen Belag weg, ohne jedoch auszubrechen.

Der Fahrer hat den Wagen scheinbar voll unter Kontrolle.

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"Sir, bitte nicht allzu schnell. Egal was mein Mann gesagt hat, ich habe ein Baby hier"

 

Und noch eins in mir.

Marie. Ob sie das Licht erblicken wird? So wie in meinen Visionen.

 

Ich schaue den Weg den wir genommen haben. Stimmt es noch?

 

Was wenn er selbst uns nur hinbringt..wo andere auf uns warten?

 

Ich werde unruhig.

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"Werte Dame, so schnell konnte ich noch nie Geld verdienen. Wenn Sie verstehen, was ich meine." Der Mann lacht.
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