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Reale Katastrophen im Rollenspiel?


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Sehr interessanter Thread, leider entdecke ich ihn erst jetzt. Zu genau der Thematik hatte ich jüngst in Bezug auf "Kleine ?ngste" und das Thema Kindesmi?brauch im RSP geschrieben. Ich stell es hier noch mal rein:

 

 

 

Zitat:

--------------------------------------------------------------------------------

Original von Höchster Patriarch von Lomar

Womit wir wieder beim Thema wären, was man im RPG "darf" und was nicht.

Ich gehe jetzt mal (in Ermangelung des Originals) davon aus, da? korrekt und sinnwahrend zitiert wurde.

Aber selbst wenn nicht, ist Mi?brauch ein perfektes Beispiel, warum man IMO _nicht_ alles im RPG verbraten "darf", was einem so in die Finger kommt:

 

--------------------------------------------------------------------------------

 

 

 

Stimmt, wir hatten das ja auf der Messe diskutiert, und das Thema ist ja ein Dauerbrenner. Dennoch möchte ich noch einmal vehement für meine Position eintreten:

Rollenspielen ist nichts als eine hochkomplexe Form, Geschichten zu erzählen. Den Spruch "Das wichtigste ist doch, dass es Spa? macht." kann ich nicht mehr hören. Wir verlangen weder von Literatur noch von darstellender Kunst, dass sie in erster Linie Spa? machen soll, denn das würde die Kastration genau der entscheidenden Merkmale bedeuten, die sie ausmachen: Gefühle, Stimmungen, Bilder über die blo?e wörtliche Information hinaus zu transportieren. Wieso wollen wir es dann vom Rollenspiel verlangen?

 

Dennoch besteht ein riesiger Unterschied in dem, was ich zu Hause mit meinen mir gut bekannten Freunden spiele, und dem, was ich in einem offiziellen Regelwerk oder Supplement publiziere, darin muss ich Dir völlig Recht geben, und das hatte ich ja auch schon auf der Messe so gesagt. Die Gefahr des Missverstandenwerdens ist riesig, und letztlich muss ich auch die Verantwortung für das übernehmen, was andere aus meinem Spiel machen.

Nur: Vielleicht müssen einzelne die Grenze überschreiten, um den Blickwinkel der Allgemeinheit zu erweitern? Kultur bewegt sich nicht als gleichmä?iger Strom des Mittelma?es, sondern als Einpendeln einer gemeinsamen Mitte zwischen extremen Positionen.

 

 

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Frostvater zum Thema

Stimmt, wir hatten das ja auf der Messe diskutiert, und das Thema ist ja ein Dauerbrenner. Dennoch möchte ich noch einmal vehement für meine Position eintreten:

Rollenspielen ist nichts als eine hochkomplexe Form, Geschichten zu erzählen. Den Spruch "Das wichtigste ist doch, dass es Spa? macht." kann ich nicht mehr hören. Wir verlangen weder von Literatur noch von darstellender Kunst, dass sie in erster Linie Spa? machen soll, denn das würde die Kastration genau der entscheidenden Merkmale bedeuten, die sie ausmachen: Gefühle, Stimmungen, Bilder über die blo?e wörtliche Information hinaus zu transportieren. Wieso wollen wir es dann vom Rollenspiel verlangen?

Fernab aller Rezepienten, also der Frage ob in der heimischen Runde oder im Buchregal vom Laden nebenan, gibt es einen ganz bedeutenden Unterschied zwischen der Literatur als Medium und Rollenspielen: Letztere sind ein Hobby.

Anders als ein klassisches Textmedium, sei es Sachtext oder Erzählungen, ist das Rollenspiel ein soziales Hobby, welchem mal normalerweise im Kleinen nachgeht.

Wer nun aber weltbewegende Themen diskutieren möchte, der kann das natürlich im Rollenspiel verklausulieren, doch bringen tut es dann nichts.

Lieber mit ein paar Freunden zusammensetzen und einfach mal das Thema ansprechen, da hast du mehr von.

Das Rollenspiel will von anfang an nur Unterhalten, gewisse moralische Botschaften können natürlich gerne eingebaut sein (siehe meine Kampagnenidee weiter oben), aber niemals der Zweck sein, denn die Hauptsache ist, dass es Freude macht.

 

Gehst du jetzt über den Freundeskreis hinaus (ich wei?, dazu kommst du noch) so musst du auch gucken, welche Zielgruppe du da hast.

Wenn ein Lyriker heute ein sozialkritisches Gedicht veröffentlicht, dann wird das vermutlich in einer Form geschehen, dass seine Zielgruppe, meinentwegen gleichdenkende Intellektuelle, daran gelangen können.

Wenn du ein Rollenspiel veröffentlichst, so liegt die Hauptkäuferschicht wohl irgendwo bei den 14-25-jährigen aus allen Kreisen und Bildungsleveln.

Warum denkst du, hat das deutsche "Kleine ?ngste" so viele Disclaimer? Richtig, damit nicht die falschen Leute die falschen Ideen in den falschen Hals kriegen, einfach, weil eben genau diese Leute auch etwa auf Cons an dem Buch vorbeilaufen werden.

 

Die ultimative Frage lautet wie immer cui bono, und in diesem Falle sehe ich zwar das Potential des Rollenspiels als Medium zum Transport tieferer Bedeutungen, doch nur einen sehr beschränkten Nutzen.

Wer so etwas einbaut, der tut das wohl, weil es ihm zusagt und - jetzt halt dich fest - in gewissem Sinne ihm und seiner Gruppe halt Spa? macht.

 

Dennoch besteht ein riesiger Unterschied in dem, was ich zu Hause mit meinen mir gut bekannten Freunden spiele, und dem, was ich in einem offiziellen Regelwerk oder Supplement publiziere, darin muss ich Dir völlig Recht geben, und das hatte ich ja auch schon auf der Messe so gesagt. Die Gefahr des Missverstandenwerdens ist riesig, und letztlich muss ich auch die Verantwortung für das übernehmen, was andere aus meinem Spiel machen.
Keine Ergänzungen meinerseits notwendig ;-)

 

Nur: Vielleicht müssen einzelne die Grenze überschreiten, um den Blickwinkel der Allgemeinheit zu erweitern? Kultur bewegt sich nicht als gleichmä?iger Strom des Mittelma?es, sondern als Einpendeln einer gemeinsamen Mitte zwischen extremen Positionen.
Die Grenzen überschreiten ... um was zu tun?

Wir sind hier eine Subkultur. Eine totale Subkultur.

Die Anzahl der Rollenspieler ist auf Gesamtdeutschland gerechnet schwindend gering.

Angenommen du schreibst jetzt das bewegende System, dass die Denkweise aller, die es lesen, vollkommen umkrempelt ... dann ändert das so gut wie nichts, da in der Top Ten der TV-Quoten noch immer zu 75% von RTL bestimmt wird, ja zu fast 25% alleine von "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten", die Leute die Tagesschau immer noch nur zu etwa 50% (at best) verstehen und die Bild bzw. BamS nach wie vor Meinungsmacher No. 1 des "geimenen Volkes" sind.

Ja, ich überspitze. Klar doch.

Doch muss man sich einfach mal darüber im Klaren sein, dass wir hier eigentlich niemand sind. Wie gro? ist die Auflage eines Rollenspiels?

DSA, wohl Spitzenreiter, bringt es bei den Grundboxen auf 10.000 Einheiten, aber normale Rollenspiele liegen wohl zwischen 500 und 1500 Exemplaren - und hey, das entspricht nicht mal der Einwohnerzahl meines Heimatkaffs in der Eifel.

 

Insofern:

[dogmen]

Rollenspiel ist eim Hobby.

Rollenspiel dient der Unterhaltung.

Rollenspiele interessieren eigentlich keinen au?er den Rollenspielern und eventuellen populistischen Reportern

[/dogmen]

 

Insofern freue ich mich jetzt einfach mal auf meine Kampagne am Donnerstag, denn es macht Spa?.

 

 

Gru?,

Thomas

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Gut zusammengefasst, Thomas.

Hohes Lob ;) (Immer diese Lehrer.....)

Würde Dich nur an einer (unwichtigen)Stelle berichtigen wollen:

Ich gehe davon aus, dass der Gro?teil der Rollenspieler Gymnasiasten sind/waren. So habe ich das zumindest erfahren. Ob die damit automatisch kritikfähiger sind, bleibt zu bezweifeln. X(

 

 

Abgesehen davon: Selbst wenn Du (zumindest bei Pegasus) "kritisches" (kritisch für wen???) Material veröffentlichen wolltest, gibt es da genug Lektoren etc, die es dann schon verhindern. Schade, eigentlich...

 

Aber diese Bemerkung kommt nur wieder durch meinen PC Hass.

 

Peter

 

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Original von Thomas Michalski

Fernab aller Rezepienten, also der Frage ob in der heimischen Runde oder im Buchregal vom Laden nebenan, gibt es einen ganz bedeutenden Unterschied zwischen der Literatur als Medium und Rollenspielen: Letztere sind ein Hobby.

Anders als ein klassisches Textmedium, sei es Sachtext oder Erzählungen, ist das Rollenspiel ein soziales Hobby, welchem mal normalerweise im Kleinen nachgeht.

Wer nun aber weltbewegende Themen diskutieren möchte, der kann das natürlich im Rollenspiel verklausulieren, doch bringen tut es dann nichts.

Lieber mit ein paar Freunden zusammensetzen und einfach mal das Thema ansprechen, da hast du mehr von. Das Rollenspiel will von anfang an nur Unterhalten, gewisse moralische Botschaften können natürlich gerne eingebaut sein (siehe meine Kampagnenidee weiter oben), aber niemals der Zweck sein, denn die Hauptsache ist, dass es Freude macht.

 

Gehst du jetzt über den Freundeskreis hinaus (ich wei?, dazu kommst du noch) so musst du auch gucken, welche Zielgruppe du da hast.

Wenn ein Lyriker heute ein sozialkritisches Gedicht veröffentlicht, dann wird das vermutlich in einer Form geschehen, dass seine Zielgruppe, meinentwegen gleichdenkende Intellektuelle, daran gelangen können.

Wenn du ein Rollenspiel veröffentlichst, so liegt die Hauptkäuferschicht wohl irgendwo bei den 14-25-jährigen aus allen Kreisen und Bildungsleveln.

Warum denkst du, hat das deutsche "Kleine ?ngste" so viele Disclaimer? Richtig, damit nicht die falschen Leute die falschen Ideen in den falschen Hals kriegen, einfach, weil eben genau diese Leute auch etwa auf Cons an dem Buch vorbeilaufen werden.

 

Die ultimative Frage lautet wie immer cui bono, und in diesem Falle sehe ich zwar das Potential des Rollenspiels als Medium zum Transport tieferer Bedeutungen, doch nur einen sehr beschränkten Nutzen.

Wer so etwas einbaut, der tut das wohl, weil es ihm zusagt und - jetzt halt dich fest - in gewissem Sinne ihm und seiner Gruppe halt Spa? macht.

 

Was ist ein Hobby? Was sagt die Klassifikation "Hobby" über das Bezeichnete aus? Wann "bringt" es etwas, ein Thema zum Inhalt eines - gleichwie gearteten - Diskurses zu machen? "Spass machen" als Ziel des Rollenspieles halte ich für eine Einschränkung eines riesigen Potentials, das hatte ich ja schon geschrieben. Du verwendest auch den Ausdruck "Freude bereiten" - das kommt der Sache schon ein wenig näher, finde ich. "Befriedigung verschaffen" fände ich am besten. Befriedigung nicht des Dranges, andere zu verändern.

Mir geht es nicht darum, eine Moral zu vermitteln, da hast Du mich falsch verstanden; ich möchte nicht die Welt verbessern, noch im gro?en Ma?stab auf die Geisteswelt dieses Landes einwirken. Dafür, da hast Du ganz recht, sind wir Rollenspieler wahrscheinlich ein zu kleiner Tropfen im gro?en Strom.

Worum es mir geht, ist Kunst zu schaffen. Ich kann nicht malen, ich habe nie gelernt, ein Instrument zu spielen, und ich schreibe auch nur höchst selten Gedichte. Aber ich habe einen Kopf, der voll ist von Bildern, und irgendetwas drängt mich dazu, diese Bilder in die Wirklichkeit au?erhalb meiner Selbst zu bringen. Wenn ich mit meinen Freunden spiele, dann gibt es natürlich auch die Abende, an denen wir nicht viel mehr tun, als zu hacken und zu slayen und Dukaten und Abenteuerpunkte anzuhäufen. Aber das sind nicht die Abende, die uns im Gedächtnis bleiben. Was ich eigentlich will, was meine Mitspieler eigentlich wollen, ist: Berührt zu werden. Liebe oder Hass oder Furcht oder (und vor allem) Sehnsucht spüren zu lassen, ist das nicht eine viel höhere Befriedigung, ein viel schöneres Erlebnis, als einfach nur Spa? zu haben? Woran werde ich mich länger erinnern: An das Abenteuer, nach dem alle noch ein wenig beisammen sitzen, noch ein Bier trinken und schon mal anfangen, ihre Charaktere zu steigern, oder an dasjenige, nach dessen Ende für fünf Minuten niemand mehr etwas sagt, weil keiner zurückkehren will in die wirkliche Welt und alle hoffen, dass es doch noch nicht vorbei sei?

 

Und da ich nicht glaube, nicht glauben will, dass meine Freunde und ich die einzigen Rollenspieler sind in ganz Deutschland, die so denken, freue ich mich, wenn ich sehe, dass Autoren versuchen, über das Spa?-Level hinauszugehen. Selbst wenn das, wie bei Kleine ?ngste, zu zweifelhaften Effekten führen mag.

 

Original von Thomas Michalski

Die Grenzen überschreiten ... um was zu tun?

Wir sind hier eine Subkultur. Eine totale Subkultur.

Die Anzahl der Rollenspieler ist auf Gesamtdeutschland gerechnet schwindend gering.

Angenommen du schreibst jetzt das bewegende System, dass die Denkweise aller, die es lesen, vollkommen umkrempelt ... dann ändert das so gut wie nichts

 

Ich sprach nicht davon, die Kultur als Gesamtheit zu verändern - Kultur als Gesamtheit ist ohnehin eine Illusion. Es geht mir darum, auf die Lebensbereiche einzuwirken, in denen ich mich bewege. Und da ist das Rollenspielen halt einer der verdammt wichtigen. Ich hoffe einfach darauf, auf Menschen zu treffen, die meine Art zu spielen teilen. Und je bekannter solche Spiele wie Kleine ?ngste oder De Profundis oder vor allem auch Cthulhu werden, desto grö?er ist die Chance dafür.

 

Gru?:

Der Sixt

 

 

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Guest Mr. Joe

Zu Geschmacksfragen und Tabu-Themen: Ich hatte mal ein Abenteuer laufen, in dem es um Kindesmord und Kinderpornographie ging. Der Hauptschuldige konnte zwar überführt werden, der Pornographen-Ring, dem er angehörte, konnte jedoch nicht zerschlagen werden. Somit blieb bei den Spielern ein bitterer Nachgeschmack hängen.

 

Abgesehen davon: Selbst wenn Du (zumindest bei Pegasus) "kritisches" (kritisch für wen???) Material veröffentlichen wolltest, gibt es da genug Lektoren etc, die es dann schon verhindern. Schade, eigentlich...

 

Aber diese Bemerkung kommt nur wieder durch meinen PC Hass.

 

Prinzipiell geben ich dir Recht. Allerdings ist es nunmal leider so, dass es eine Reihe selbsternannter Moralwächter (im Stile von BADD û Bothered Adults Against Dungeons & Dragons) gibt, die wohl nichts lieber tun, als einen weiteren Grund zu finden, Rollenspiel als subversiv und jugendgefährdend darzustellen.

Wäre ich beispielsweise Eigentümer eines Rollenspielverlages und bekäme ein Abenteuer wie New Eden vorgelegt, das in einem Konzentrationslager spielt ûáich würde es nicht veröffentlichen, sogar, wenn es das beste Abenteuer wäre, dass ich je gelesen hätte. Das Risko, einige Tausend Euro in die Herstellung zu stecken und dann eine Unterlassungsklage an den Hals zu bekommen, wäre mir einfach zu gro?.

 

Persönlich ist es mir egal, ob reale Katastrophen oder Untaten in einem Spiel verwendet werden, sofern dies nicht nur aus Sensationsgeilheit geschieht. Tim Powers hat sich ja in einigen seiner Bücher den Spa? gemacht, historischen Ereignissen einen "geheimen" Hintergrund zuzuordnen û warum sollen dann nicht auch Katastrophen einen Hintergrund haben, der jenseits des Bekannten liegt. Allein zu Jack the Ripper wurden ja die abstrusesten (Verschwörungs-)Theorien über den Täter aufgestellt; siehe, zum Beispiel, From Hell.

 

Zum Thema "Rollenspiel muss Spa? machen" möchte ich nur kurz etwas beitragen, da sich dieses Thema endlos diskutieren lässt: Das Rollenspiel bietet mir als Spielleiter die Möglichkeit, vorgefertigte Geschichten zu erzählen, die ich gut finde, oder eigene Episoden zu entwicklen, die mir ûáaus welchen Gründen auch immer û gefallen. Dabei spielt es erst einmal keine Rolle, ob es sich um tiefsinnige Begebenheiten mit Gewissensentscheidungen und philiosphischen Gut-Böse-Fragen handelt oder um konventionelle Action-Abenteuer. Ich leite, weil ich gerade in der Stimmung bin, genau diese Geschichte zu leiten.

Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass nahezu alle meiner Spieler am Ende nicht in der Opferrolle stecken wollen, selbst wenn dies im Sinne der Geschichte konsequent wäre; ja, selbst dann nicht, wenn dies die Geschichte über den Durchschnitt erheben würde.

Die Kunstform Rollenspiel nützt mir nämlich leider gar nichts, sofern ich den Erwartungen meiner Spieler nicht zu wenigstens 50 Prozent entgegen kommen. Und die meisten von ihnen wollen eben am Wochenende kein Problemthema, oder dann zumindestens eine saubere Lösung, in der die Bösen bestraft werden.

 

 

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Peterchen:

Würde Dich nur an einer (unwichtigen)Stelle berichtigen wollen:

Ich gehe davon aus, dass der Gro?teil der Rollenspieler Gymnasiasten sind/waren. So habe ich das zumindest erfahren. Ob die damit automatisch kritikfähiger sind, bleibt zu bezweifeln.

Ich denke, dir muss ich es ja eigentlich nicht sagen, aber wenn ich so an meine Abi-Klasse denke oder auch einfach an die Vorlesung in "Politische Wissenschaften" gestern (O-Ton auf dem Flur: "Kennt ihr schon den Witz mit dem Frauenmörder und...") denke ... ich denke, deine dennoch haltenden Zweifel an der Mündigkeit sind mehr als berechtigt...

 

Abgesehen davon: Selbst wenn Du (zumindest bei Pegasus) "kritisches" (kritisch für wen???) Material veröffentlichen wolltest, gibt es da genug Lektoren etc, die es dann schon verhindern. Schade, eigentlich...
Kritisch im Sinne der Allgemeinheit.

Klar, die gibt es nur in der Theorie, aber eine empirische Mehrheit, die gibt es immer.

Ich meine, wir hätten auch auf der Cthulhu-Con mal kurz darüber gesprochen: jeder hat seine eigenen Schmerzgrenzen.

Der zuvor genantne Jack the Ripper sei da mein Anhaltspunkt, denn der hat einige wirklich derbe Sachen gemacht die beispielsweise doch sehr grenzwertig sind.

Wenn ich nun also ein Abenteuer - ganz abseits aller Juristerei - schreiben müsste, welches sich um Jack dreht, dann müsste ich eben selber vorher gut wissen, wo ich die Grenze ziehe, nicht aus Angst vor rechtlichen Klagen, sondern einfach, um die Mehrheit der Leute nicht vor den Kopf zu sto?en.

 

Frostvater

Du verwendest auch den Ausdruck "Freude bereiten" - das kommt der Sache schon ein wenig näher, finde ich. "Befriedigung verschaffen" fände ich am besten. Befriedigung nicht des Dranges, andere zu verändern.

Mir geht es nicht darum, eine Moral zu vermitteln, da hast Du mich falsch verstanden; ich möchte nicht die Welt verbessern, noch im gro?en Ma?stab auf die Geisteswelt dieses Landes einwirken. Dafür, da hast Du ganz recht, sind wir Rollenspieler wahrscheinlich ein zu kleiner Tropfen im gro?en Strom.

Wobei man sich doch irgendwo die Frage stellen muss, in wie weit wir uns hier nicht einfach nur um Begriffe kloppen.

Denn nachdem du ja schon klar sagst, irgendwo geht es ja doch "nur" um das persönliche Wohl der paar Gestalten rund um den Spieltisch, und ob diese nun zufrieden, befriedigt oder gut unterhalten vom Tisch gehen ist zwar erst einmal ein Unterschied, aber in der Quintessenz doch auch nicht so weit voneinander entfernt, oder?

 

Worum es mir geht, ist Kunst zu schaffen.
Rhetorische Frage: was ist Kunst?

 

[...]

Was ich eigentlich will, was meine Mitspieler eigentlich wollen, ist: Berührt zu werden. Liebe oder Hass oder Furcht oder (und vor allem) Sehnsucht spüren zu lassen, ist das nicht eine viel höhere Befriedigung, ein viel schöneres Erlebnis, als einfach nur Spa? zu haben?

Ist aber doch eigentlich auch nur eine ?bertragung der Idee "Spa? zu haben" oder, wenn dir das lieber ist, "gemeinsam auf seine Kosten zu kommen".

Denn mal davon ausgehend, das alle am Tisch sich ja eben schon darüber im Klaren sind, dass es eigentlich doch alles nur ein Spiel ist, so bereitet es ihnen doch auch einfach Vergnügen, wenn ihre Charaktere leiden, oder?

 

Selbst wenn das, wie bei Kleine ?ngste, zu zweifelhaften Effekten führen mag.
Wobei man da noch einmal betonen sollte, so wie es auch Oliver Hoffmann mir gegenüber getan hat, dass man gerade bei Kleine ?ngste immens darum bemüht war, sich von allen falschen Einschätzungen zu distanzieren und - nach erstem ?berfliegen des Buches - das auch durchaus gelungen scheint.

 

Mr. Joe[/i[

Prinzipiell geben ich dir Recht. Allerdings ist es nunmal leider so, dass es eine Reihe selbsternannter Moralwächter (im Stile von BADD û Bothered Adults Against Dungeons & Dragons) gibt, die wohl nichts lieber tun, als einen weiteren Grund zu finden, Rollenspiel als subversiv und jugendgefährdend darzustellen.

Wobei man dennoch nicht gleich alle Grenzen fallen lassen sollte, finde ich.

Gerade bei unseren privaten Veröffentlichungen auf unserer DORP schauen wir uns glaube ich alle auch immer etwas auf die Finger, denn es gibt einfach Grenzen, die man einhalten sollte.

Habe gerade das in meinen Augen ohnehin furchtbare Jäger in der Finster vom selbsternannten Profiling-Erfinder John Douglas ausgelesen ... ich muss sagen, alleine einige seiner Schilderungen von Vergewaltigungsopfern etwa zeugen davon, dass weniger manchmal doch mehr gewesen wäre.

 

Wäre ich beispielsweise Eigentümer eines Rollenspielverlages und bekäme ein Abenteuer wie New Eden vorgelegt, das in einem Konzentrationslager spielt û ich würde es nicht veröffentlichen, sogar, wenn es das beste Abenteuer wäre, dass ich je gelesen hätte. Das Risko, einige Tausend Euro in die Herstellung zu stecken und dann eine Unterlassungsklage an den Hals zu bekommen, wäre mir einfach zu gro?.
Wobei 'Der Deutsche'® beim Thema Drittes Reich doch ohnehin in windeseile jeglichen Verstand über Bord werfen kann, wenn er andersfalls sich selbst in Gefahr sieht, wieder rechtes Gedankengut aufkommen zu lassen.

DAS will ich auch nicht, Gott bewahre, aber die Mangas zu "Hellsing" hätte ich schon gerne, auch wenn da Hakenkreuze drin sind...

 

In diesem Sinne,

Thomas

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  • 5 years later...
Guest Black Aleph

Es ist eine Frage, ob du die Abenteuer publizierst. Wenn die Spieler in meinen privaten Runden darauf eingehen, habe ich keine Probleme auch das Extremste darzustellen. Hingegen habe ich definitiv ein Problem, wenn Spieler anfangen so etwas cool zu finden oder sich daran ergötzen.

 

Wieso sollte ich mich im Rollenspiel um Ethik kümmern? Betrachte ich etwa unsere Geschichte mit der rose Brille? Viel bedenklicher finde ich, was Hollywood fabriziert oder welche Agendas und Moralvorstellungen in Politik und Wirtschaft laufen, die uns diese dummen dummen Hollywood-Schinken vorsetzen.

 

Und mehr noch kann ich mich oft über die Berichterstattung bei Katastrophen aufregen.

 

Eine realistische Aufarbeitung des Themas kann den Blick für die Realität schärfen. Das bedeutet aber sich auch etwas mit menschlicher Psychologie, Panik und Verdränung und Krisenmanagement sowie Physik auszukennen. Warum solte das nicht auch im Rollenspiel erfolgen dürfen?

 

 

Desweiteren hatte ich auch schon Erlebnisse in der U-Bahn, wo Jugendliche im schlechten Deutsch 1:00 nachts eine Dessous-Prospekt aus einer Zeitung zogen und dann Sprüche ablie?en ß äHey, die würde ich mal gerne vergewaltigenàô

 

DENNOCH: In einer Gesellschaft, die Promiskuität und Generismus fördert, konservative Netze wie u.a. die Famlie entwurzelt, mit Gewalt und Sex zur Densibiliserung beiträgt, uns durch Steuerlast und Geldsystem enteignet, und damit im entstanden Chaos praktisch Individualität eleminiert, um uns in eine totalitäres System einzugliedern SOLLTEN WIR eine Bastion der Moral und traditioneller Werte sein. Denn schlie?lich entstand Nichts aus dem Nichts, was jedem einleuchten sollte, der schon mal Recherche für seine Abenteuer betrieben hat, und sich die Frage stellte: wie lebten die Menschen damals? Was war Ihnen wichtig usw.

 

Darauf kommt es an! Wer das verstanden hat, kann sich schonmal einen bösen Zombiefilm ansehen und auch mehr Realismus in das Rollenspiel bringen, denn schlie?lich sollte klar sein auf welcher Seite derjenige steht. Diese Abgrenzung braucht man, sonst kommt man mit dem tstsächlichen Horror eben nicht klar.

 

Und noch was: Katastrophen, SS und sind kein Horror- auf alle Fälle keine literarisch phanstistischer Horror. Es ist der absoluter Terror, bei dem es keine Flucht und kein Entkommen und auch kein Ende gibt und vor allem keine Chance es ansatzweise verstehen zu können, was gerade passiert wenn gleichzeitig Freunde getötet werden, das Haus einstütrzt und eine riesige Flutqwelle hereinrast. Und genauso müsste es im Rollenspiel auch dargestellt werden...

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Ich glaube, es ist nicht das Thema das Problem, sondern die Art, wie es dargestellt wird.

Es ist meiner Meinung nach kein Problem, den 11. September in eine Rollenspielstory einzubauen oder den Untergang der Gustloff (der übrigens drei Mal so viele Todesopfer gefordert hat, wie dieser lame Anschlag in New York).

Die Frage ist immer die Perspektive. Wenn ich es so spiele, das Opfer verhöhnt oder Täter glorifiziert werden, dann ist es in meinen Augen moralisch verwerflich und ich würde Abstand davon nehmen.

Ich sehe kein Problem darin, einen SS-Mann zu spielen, wenn der entsprechende Kontext stimmt und ich als Spieler eine Chance bekomme, mich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Etwas anderes ist es, ein Abenteuer mit Reinhard Heydrich zu bebildern und drunter zu schreiben "Bei der Polizei" :D:D:D Um mal ein altes Beispiel zu bemühen.

 

Mit solchen Themen muss man sorgfältig umgehen, aber wenn man dies tut, ist alles erlaubt.

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Original von Black Aleph

DENNOCH: In einer Gesellschaft, die Promiskuität und Generismus fördert, konservative Netze wie u.a. die Famlie entwurzelt, mit Gewalt und Sex zur Densibiliserung beiträgt, uns durch Steuerlast und Geldsystem enteignet, und damit im entstanden Chaos praktisch Individualität eleminiert, um uns in eine totalitäres System einzugliedern SOLLTEN WIR eine Bastion der Moral und traditioneller Werte sein. Denn schlie?lich entstand Nichts aus dem Nichts, was jedem einleuchten sollte, der schon mal Recherche für seine Abenteuer betrieben hat, und sich die Frage stellte: wie lebten die Menschen damals? Was war Ihnen wichtig usw.

ist das dein ernst?

 

@synascape Würde und 'lame' anschläge sind irgendwie etwas schwer zu vermitteln...

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Original von Synapscape

Ich sehe kein Problem darin, einen SS-Mann zu spielen, wenn der entsprechende Kontext stimmt und ich als Spieler eine Chance bekomme, mich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.

 

Das müsste mal etwas näher erläutert werden.

1. Wann stimmt der Kontext?

 

(Denkbares Beispiel: "Nachdem der jüdische Intellektuelle zusammengeschlagen und verhaftet wurde, und die seine Habseligkeiten, mit denen keiner etwas anfangen konnte, auf die Strasse geworfen werden, findet ihr unter den zertretenen Büchern einen seltsamen Foliant mit merkwürdigen Symbolen.")

 

2. Wie findet die kritische Auseinandersetzung statt?

 

(Ich hoffe nicht so: "Sicher, die Morde und Folterungen der SS sind schon übel, aber man muss auch den Menschen im SS-Mann sehen, der ja auch nur Kind seiner Zeit ist.")

 

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Original von Synapscape

Der Kontext stimmt immer dann, wenn ich keine dem Humanismus widerstrebenden Ideologien unterstütze oder verbreite.

 

Dies ist ist aber mit dem Selbstverständnis des SS-Manns unvereinbar, denn er ist ja die Speerspitze einer Ideologie, die den Humanismus (bzw. den im Sinne des homo mensura-Satzes) bekämpft.

Ist deine Aussage jetzt nicht auf die Spielwelt, sondern nur auf das Spielumfeld bezogen, kann man nicht unbedingt von einer Unterstützung, aber zumindestes einer begrenzten Verbreitung (mindestens Spielgruppe) sprechen.

Wenn der SS-Mann aber nicht als schizophren dargestellt wird, muss seine Ideologie ja in irgendeinerweise als entschuldbar oder akzeptabel vertreten werden, was den Vorwurf der Sympathisierung erhebt.

Natürlich könnte man ja sagen: "So, ich spiele jetzt das absolute Schwein mit unmöglichen Ansichten", aber wie man so einen Charakter in eine Gruppe unterbringen soll, in der vielleicht auch "anständige" Charaktere vorhanden sind, wird schwierig.

(Natürlich kann man in jedem System einen absolut negativ besetzten Charakter spielen, aber das tut bei dieser Problematik nichts zur Sache. Denn der blutrünstige, menschenfressende Fantasy-Berseker vertritt im Gegenssatz zu dem SS-Mann keine real existierende, menschenfeindliche Ideologie der Gegenwart.)

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Guest Black Aleph
Original von Synapscape

Mit solchen Themen muss man sorgfältig umgehen, aber wenn man dies tut, ist alles erlaubt.

 

Sehe ich genau so. Auch wenn ich mir gerade noch zu erläutern versuche was die genaue Fragestellung zum Problem hier ist, das meiner Meinung nach noch nicht ganz erörtert wurde.

 

@Leronoth

 

Zu meiner Aussage: Diese Art von Gleichschaltung und zunehmend faschistioidere Tendenzen kann ich in der Gesellschaft beobachten. Oder vermutest hinter meiner Aussage etwa Kryptofaschismus? Hatten wir dieses Thema nicht schonmal?

 

Die Grundaussage ist, dass jeder der sich mit Themen wie Terrorismus, Katastrophen oder auch dem Dritten Reich befa?t und dieses "Wissen" weiterträgt eine Verantwortung gegenüber den Auswirkungen in seiner Umwelt mitträgt.

 

Und lies bitte die folgenden folgenden Absatz auch noch, den geht es hierbei um eine Wertestabilität und Erhalt humanistischer freiheitlicher Ideale, also äWas ist der Mensch und sein wahres Wesen?ô. Ich erläutere aber trotzdem... und bringe es mal zum Rollenspiel...

 

Es findet natürlich im Rollenspiel erst einmal eine Abgrenzung zur realen Welt im Rollenspiel statt, weswegen erst einmal auch alles erlaubt sein sollte (Nicht-Rollenspieler mögen hier anders argumentieren). Das Problem ist, welche Erfahrungen Spieler daraus ziehen....

 

Wer neue Informationen nicht wertet oder hinterfragt, lä?t es zu das seine Unterbewu?tsein diese Informationen ungefiltert aufnimmt. Es verschieben sich vll. Grenzen und ein Spieler bekommt vll. Lust mal mehr auszuprobieren -- schlie?lich ist finden es ja alle lustig und er hat dadurch auch keine Nachteile, doch verändert es sich damit und bracht neue Reize, sonst wird ihm das Thema Rollenspiel langweilig.

 

Entgegen vielen, denke ich nicht, dass der Mensch ein verdorbenes Wesen ist. Bis dahin sind wir uns vll. noch einig. Was die Ursachen sind, ist schlie?lich der Twist (@Leronoth; auch wenn Keywords wie vll. Familie oder Tradition liest).

 

Ziel ist zu vermitteln, weswegen etwas passiert und hier den Spielern Ansporn zu geben selbst ihr Köpfchen anzustrengen, und der Fragestellung eben spielerisch nachzugehen. Die Werte von Cthulhu sind hier klar Rätsellust (detektivistisches), historische Aufbereitug und Zeitgefühl. Das gilt es zu vermitteln! Kein Running Wild!!!

 

Erst wer das drauf hat, kann sich gerne auch den kontroversen Abenteuer-Szenarios in Cthulhu widmen. Hierbei ist es aber immer eine Frage wie realistisch ein Setting sein soll.

 

Zum Schutz unserer Jugend (auch ich liebe diesen Spruch!) ist es darum unbedingt nötig eine genaue Recherche zu den Themen durchzuführen, was leider nicht immer im Möglichkeitsbereich des Autors liegt. In der Aufbereitung haben wir aber schlie?lich immer eine Färbung, da einfach Teile fehlen. Hier spätestens wird es wieder notwendig zu verstehen, weswegen jm. ein Thema so und nicht anders aufbereitet, was wiederum viele gewollte wie ungewollte Gründe haben kann.

 

Betrachten wir das abseits vom Rollenspiel: solange man sich nicht über die wirklichen Ursachen bewu?t wird, oder vor allem die politischen Agendas die forciert werden (erst du darfst es, dann wird es zum Trend, dann praktisch Pflicht) herrscht für mich keine echte Freiheit, vor allem aber keine natürliche Entwicklung (siehe Genderismus!). Leider sind aber natürliche Entwicklungen eben auch von Gebot und Verbot geleitet, was es schwierig macht, das ganze zu verstehen. Deswegen ist hier meine Haltung erst einmal konservativ.

 

Das Verständis ist aber wiederum im Rollenspiel nötig, um historische Handlungen zu verstehen, vor allem eine realistische Darstellung zu ermöglichen und selbst auch einen Schutzwall gegenüber Darstellungen aufzustellen, bei denen es nicht möglich ist sofort eine Wertung abzugeben. Die Gefahr ist für den Spieler also eine pauschalisierte Antwort für die Legitimation einer Handlung zu bekommen.

 

Und spätestens da kommen Vorwürfe über Publikationen ad hominem auf den Verfasser zu zurück. Das ist aber zugleich die Gefahr die kritische Szenarien bieten.

 

Im Regelfall fallen aber schlechte Recherche schnell bei einem Abenteuer auf, und dann gibt es harrsche Kritik (auch ich liebe euch Cthulhu-Spieler ;).

 

Bleibt die Frage, die warum es Pegasus solche Szenarien rausbringt. Die Antwort ist denke ich bereits gegeben, und mit Delta Green gab es auch einen Versuch vll. irgendwann das Thema Drittes Reich aufzugreifen. In äTrail of Cthulhuô ist das kein Problem, da hier Nazis sehr pulpig im besten Trash-Movie Stil dargestellt sind. Das gleiche gilt für mich für Kerkerwelten.

 

Summa summaram: Katastrophen sollten keine Probleme darstellen. Problematisch wird es allerdings, wenn jemand am Tisch sitzt der eine persönliche Beziehung zu Opfern hat. Im Falle des 11. Septembers kenne ich tatsächlich den ein und anderen, bei dem es so war, und würde es derzeit wg. seiner weltpolitischen Bedeutung auch nicht für ein Rollenspiel verwenden. Aber das letzteres ist mehr eine persönliche Entscheidung.

 

Schlie?lich haben wir eigentlich ein unbekanntes Problem: wir nehmen vieles aus den 20er hin, weil wir es nicht besser wissen (Thema: Prohibition oder The Great Depression). Gibt es eine Katastrophe in Cthulhu? Tunguska vielleicht? Das Problem an aktuellen Themen ist aber einfach ihre unmittelbare Prägnanz (Tsuami in Indonesien). Dennoch ist es absoluter unbarmherziger Terror mit absoluter Verzweiflung, denn ich hier schon versuchte vorzustellen. Genauso verhielt es sich aber mit dem Dritten Reich, wo viele der Verzweiflung nahe waren (vor allem die, die denken konnten *ufff*).

 

Trotzdem: wer das Schicksal annimmt, kommt auch irgendwann mit dem echten Horror klar. Nicht ohne Grund sind z.B. Lieder wie äBuchenwald ich kann dich nicht vergessen...ô oder mein Lieblingslied äMoorsoldatenô entstanden. Es gab auch trotz nächster Todennähe noch eine andere Seite, nämlich die der Menschlichkeit. Getreu nach äAuch wenn es der letzte Tag auf Erden wäre, ich würde noch einen Baum planzen.ô (Albert Schweizer??!?!)

 

Oder wie jemand anders sagte: äKeiner würde in den Krieg ziehen, wenn es nicht auch lichte Seiten gäbe.ô Diese lichten seiten Seiten sind aber nur aufblitzende Momente in einem Vortex der Gewalt, einem Strudel der Ohnmacht und absoluter Verzweiflung.

 

--

 

Apropos: "New Eden" war für mich unmöglich zu leiten (zu viele NSCs und Räume!), ist aber ein gutes Sourcebook. Mit dem Thema habe ich kein Problem, weil es mittlerweile bestätigt ist welche Greueltaten die Engländer in ihrer Kolonialzeit verbrachen. Und auch mit Vietnam haben wir mit den Pentagon Papers viele Infos, die uns sagen, dass es im Prinzip wie im Fall Irak um die Destabilisierung des Landes ging und auch Kriegsvorwände geschaffen wurde.

 

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Guest Black Aleph

Apropos Recherche:

Vll. sollte die Redaktion mal eine Bildsuchmaschine benutzen:

http://tineye.com

 

Zodiak:

Denn der blutrünstige, menschenfressende Fantasy-Berseker vertritt im Gegenssatz zu dem SS-Mann keine real existierende, menschenfeindliche Ideologie der Gegenwart.

 

Deswegen kommt es auf die Aufbereitung des Themas an. Grundsätzlich habe ich damit allerdings auch kein Problem, so jemanden zu spielen (muss ich wohl als SL eh irgendwann).

 

Dass Problem ist eher, dass ein SS-Mann eine heftige Ideologie zu verstehen hat, auf der er seinen Glauben begründet. Im Endefftekt tut er aber das selbe wie der SA-Mann: immer auf Bereitschaft sein und die geglaubte Ordung aufrecht erhalten. Im Sinne des Volkes oder des Führers oder wenn-auch-immer. Amen!

 

Das selbe machen heutztutage Soldaten, die nach Afghanistan oder sonstwohin fliegen um dort hauptsächlich nur wieder für politische Ideologien herzuhalten, auch wenn Kriege längst mit internationalen Privatarmeen gefochten werden und die Regierungen sogar PR-Agenturen beauftragen (was ja noch kranker ist). Was soll ich den da vom Fersehbild der Rettungsaktionen und gutmütigen Deutschen Truppen den da noch glauben?

 

Ich habe schon längst festgestellt, dass es den meisten Rollenspielern um "heile Welten" geht, wo nicht noch eine unbekannte dritte Macht im Hintergrund tickt, und wenn, dann kann man diese im Rollenspiel bekämpfen. Leider nicht in der Realität.

 

Leider gibt es aber dafür noch kein Rollenspiel. Das näheliegenste wäre aber sicherlich KULT.

 

Und wenn: auch der Berserker vertritt reale Ideologien wie auch andere Spieler. Sieh dir nur amerikanische Serien an, wo Geiseln gefoltert werden um Geständnisse zu erzingen, und sogar Politker diese fiktiven 24-Helden in ihrer Argumentation verwenden.

 

Das meinte ich mit äWertebasisô. Auch schön das bei Synapscape ebenfalls der Begriff Humanismus viel. Ich denke das sollte der Gesichtspunkt sein, in dem man inb Deutschland so etwas betrachten sollte.

 

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