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Joran

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Posts posted by Joran

  1. "Danke, eigentlich geht es mir im Moment gut.

     

    Ich habe gestern einen Gang hinter mich gebracht, den ich lange vor mir hergeschoben habe. Und meine Sorgen haben sich als unbegründet erwiesen. Ich konnte mit einem schmerzhaften Kapitel meiner Vergangenheit ... nun vielleicht nicht abschließen, aber doch eine Art Frieden schließen.

     

    Ich denke, die Träume werden mich nicht verlassen. Aber Herm hat manchen meiner Erinnerungen eine andere Qualität gegeben, mir eine andere Sichtweise gewährt. Ich stelle fest, dass auf der Insel nicht nur schreckliche Dinge geschehen sind. Der Riss in der Zeit, der sich damals auftat, hat für mich auch Chancen eröffnet, die ich nie für möglich gehalten habe. Und dafür bin ich - trotz all der Schrecken - auch dankbar.

     

    Gestern habe ich einen Ort besucht, den ich bislang nie persönlich gesehen hatte ... nur in einem 'Traum' auf Herm. Und alles war so, wie ich es auf der Insel erlebt habe. Das hatte für mich eine große Bedeutung. Denn es hat mir bewiesen, dass diese 'Reisen' während meiner Bewusstlosigkeit mehr waren als normale 'Träume'. Das war sehr tröstlich für mich."

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  2. "Volle Breitseite. Das saß!", denke ich.

     

    "Sie haben in allem Recht, was Sie sagen:

     

    Ich bin Humanmediziner. Meine Kenntnisse in der Psychologie sind eher gering, meine Erfahrungen auf diesem Feld beschränken sich auf die Betreuung von verwundeten und traumatisierten Soldaten ... Dort habe ich mein bestes getan, um nicht nur die physischen Wunden zu behandeln.

     

    Ich war auch nicht Pauls behandelnder Arzt. Die Gründe, warum ich auf Herm war, lasse ich einmal dahinstehen.

     

    Es ist möglich, dass ich mich in Paul geirrt habe. Ich kann da nur auf meine Lebenserfahrung und meine Menschenkenntnis setzen, das räume ich ein. Trotzdem glaube ich, dass ich hiermit nicht so falsch liege, wie Sie denken, Mr. Stratton.

     

    Ich vermute, Sie bilden sich Ihre Meinung ebenfalls nicht als erfahrener Psychologe?

     

    Wie viel Zeit benötigt man, um einen Menschen zu kennen? Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wie lange ich Paul erlebt habe. Auf Herm sind seltsame Dinge geschehen. Die Gesetze von Raum und Zeit waren außer Kraft gesetzt. Nach dem Chronometer war es wohl nur ein Tag. Gemessen an dem, was in dieser Zeit geschehen ist, war es wesentlich länger. Ich habe den Zeitraum jedenfalls als wesentlich länger empfunden. Und manchmal lernt man Menschen in Extremsituationen binnen weniger Minuten besser kennen als anderen Menschen im normalen Leben im Verlaufe vieler Jahre.

     

    Ich kann nur sagen: In den entscheidenden Momenten war Paul zur Stelle und hat meines Erachtens das richtige getan. Ich bin ihm jedenfalls sehr dankbar. Das mag mein Urteil über Paul beeinflussen. Und es spricht für mich auch einiges dafür, dass Matilde und ich unsere Leben Paul zu verdanken haben könnten. Wir waren beide bewusstlos, als ... nun, das ist ein anderes Thema.

     

    Aber ich wundere mich Matilde, warum Du diese Nähe von Paul zugelassen hast, wenn Du in ihm eine Bedrohung für Dein Leben gesehen hast?

     

    Nun, das geht mich nicht wirklich etwas an und ich will mich tatsächlich auch nicht in Ihre Angelegenheiten mischen. Ich entschuldige mich, falls ich Ihnen zu nahe getreten bin."

     

    "Es geht mich wirklich nichts an. Und ich will mich auch nicht darüber streiten. Soll Hartmut doch seine Meinung über Paul haben. Ich gestehe mir meine eigene zu. Unsere Perspektiven sind naturgemäß unterschiedlich. Paul war sicherlich ein schwacher und auch kranker Mensch. Und doch war er mir vom ersten Moment an sympathischer als Hartmut. Er stand zu seinen Schwächen, er wollte geheilt werden. Hartmut prahlt demgegenüber in einem fort mit seinen Stärken. Zwei Menschen ... zwei grundsätzlich unterschiedliche Charaktere ... und ich vermute auch zwei sehr unterschiedliche Lebenswege, die zu dem jeweiligen Ergebnis geführt haben. Ein selbstsicherer Mann mit offensichtlich langjährigem Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und finanziell gesicherter Stellung kommt selten aus Verhältnissen, wie sie zutiefst verunsicherte Patienten wie Paul in ihrer Historie gewöhnlich aufzuweisen haben.

     

    Jedenfalls ist von Hartmut keine Hilfe zu erwarten, was die Suche nach Paul angeht. Er würde Matilde wohl selbst dann nichts sagen, wenn er etwas wüsste. Damit ist doch bereits eine Position geklärt.

     

    Nun, sei es wie es ist. Ich will mir diesen Tag nicht vergällen lassen."

     

    Doch ich höre bereits die Geräusche der steigenden Tide.

     

    "Nein, ich werde kein zweiter Paul sein. Ich werden nicht gegen den Wunsch von Hartmut Matildes Nähe suchen. Dieser Besuch hat immerhin Positionen geklärt. Und das ist gut so. Ich werde hier nicht die Hilfe finden, die ich suche.

     

    Nun gilt es nur, Scherben zusammenzukehren."

     

    "Ich respektiere Ihre Haltung zu Paul. Ich habe andere Erfahrungen mit ihm gemacht und eine andere Meinung über ihn. Vielleicht können wir es dabei belassen?"

    • Like 4
  3. "Es gibt schlechtere Überzeugungen als Philanthropie, denke ich.

     

    Allerdings bedeutet eine solche Einstellung beileibe nicht, dass man jedwedes Fehlverhalten tolerieren und entschuldigen würde."

     

    "Nein, das nun wirklich nicht!" http://static1.squarespace.com/static/521c16aae4b0b3c0304e158e/523a01d3e4b02700287e106b/523a0233e4b0314020ccef2f/1379617280942/deathofleopold.jpg

     

    "Man sollte nur nicht die Gewichtung aus dem Auge verlieren. Wenn jede menschliche Schwäche gleich mit dem Tode geahndet werden sollte, wäre die Erde längst entvölkert. So viele wurden schon gerichtet, ohne es verdient zu haben, dass man nicht leichtfertig über den Tod der Menschen, ob sie ihn verdient haben oder nicht, ob er gelegen kommt oder nicht, reden sollte.

     

    Menschen haben in den letzten Jahrzehnten solche Schrecknisse über diese Welt verbreitet ... was soll Paul da schon getan haben, dass mich entrüsten könnte?

     

    Ich brauche nichts an Pauls Verhalten entschuldigen. Solange ich Paul gekannt habe, hat er nichts getan, was einer Entschuldigung bedürfte. Matilde schien gut mit der Fixierung Pauls umgehen zu können. Ihr Misstrauen gegenüber Herrn Anderson kann ich bis zu einem gewissen Grad verstehen. Ich würde an Ihrer Stelle wohl ähnlich empfinden. Ich würde Matilde vermutlich nicht über Monate hinweg mit Paul alleine auf eine Insel wie Herm gehen lassen." Ich lasse eine unmerkliche Pause, zu kurz um unhöflich zu sein, aber lang genug, um die verborgene Kritik wirken zu lassen. Dann spreche ich ganz unverfänglich weiter: "Aber rational betrachtet steht die Tugendhaftigkeit Ihrer Frau außer Frage und Paul konnte gerade Matildes Wünschen wohl kaum etwas entgegensetzen.

     

    Paul war Ihnen lästig, das verstehe ich. Aber das ist kaum ein Grund, sich über sein bedrückendes Schicksal zu freuen.

     

    Ich sehe Pauls Schwächen - soweit mir bekannt - einfach als das, was sie tatsächlich waren: Symptome seines pathologischen Zustandes und verzeihliche Sünden. Er wird nicht der einzige Mann gewesen sein, der ein Auge auf Ihre Frau geworfen hat. Und von ernsthaften Bedrohungen ist mir nichts bekannt. So, wie ich Paul kennengelernt habe, dürfte es sich wenn überhaupt eher um Verzweiflungsakte gehandelt habe, die er nie in die Realität hätte umsetzen können. Ich glaube, Paul hätte eher sich selbst etwas angetan, als Hand an Matilde zu legen.

     

    Aber ich räume ein, dass ich Paul viel zu wenig kannte, um hierüber eine verlässliche Aussage treffen zu können. Es steckte viel mehr hinter der äußeren Fassade, die Paul sorgsam aufrecht erhielt, als ich nur erahnen konnte. Vor allem Angst, denke ich. Wenn mir jedoch etwas aufrichtig aus dem Innersten Pauls zu kommen schien, dann war das seine Sorge um Matilde."

    • Like 3
  4. Die alternative Vorstellung zu Sid wäre für mich Hammy:

     

    http://www.pcgameshardware.de/screenshots/original/2008/07/OTH_cg_hammy_02.jpg_rgb.jpg

     

    Ich weiß, ich weiß, Hammy ist ein Eichhörnchen. Aber mit Frettchen assoziiere ich so direkt nichts.

     

    Das einzige Film-Frettchen, dass mir auf Anhieb einfällt, ist der blinde Rudolfo aus 'Und dann kam Polly':

     

    https://www.youtube.com/watch?v=Q0dKbP7YBqE

     

    Ich gucke vermutlich zu viele Kinderfilme mit meinen beiden...

  5. Vermutlich wollte Clive eher Hartmut kennenlernen, wegen der Möglichkeit, Unterstützung zu finden. Clive steht inzwischen ziemlich alleine da und beginnt sich Sorgen um sein "Vermächtnis" zu machen. ER kann nicht in irgendeinem Kuriositätenhandel landen... und die Schriften ... Soll er das alles verbrennen. Clive braucht langsam Unterstützung und hatte gehofft, diese in Hartmut oder durch ihn zu finden. Danach sieht es nun aber überhaupt nicht aus.

     

    Und vielleicht war es Matilde auch ein Bedürfnis, Hartmut und Clive einmal zusammenzubringen. Das ist ja nichts ungewöhnliches, dass man seinen Freunden auch mal den Ehepartner vorstellt.

     

    Schließlich könnte es sein, dass Hartmut auch wissen wollte, mit wem seine Frau jetzt schon wieder so abhängt und sich zentnerschwere Briefe schreibt. Also ich würde da bei meiner Frau schon mal nachfragen...

     

    Schließlich scheint es ja offenbar irgendeinen Auftrag zu erledigen zu geben (20.00 Uhr-Termin mit Ove).

     

     

    Was das Frettchen angeht, habe ich ein ernsthaftes Problem. Wenn ich an Paul denke, geht mir jetzt immer ein Bild durch den Kopf, das dem ganzen ein wenig die Ernsthaftigkeit nimmt:

     

    http://vignette1.wikia.nocookie.net/iceage/images/e/e7/Sid_5.jpg/revision/latest?cb=20121207204514&path-prefix=de

     

    Ich weiß, ich weiß, das ist ein Faultier ... aber trotzdem ist es bei mir halt so.

     

    Armer Paul!

    • Like 2
  6. "Ja, Paul war von Matilde besessen. Das stimmt. Aber er wusste auch, dass er sie nie würde besitzen können. Er selbst hat es mir gesagt.

     

    Und er war sich auch bewusst, nicht immer gut für Matilde zu sein. Auch das hat er mir gesagt.

     

    Natürlich weiß ich, dass Menschen in dieser Verfassung zu unvorstellbaren Dingen in der Lage sein können. Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Paul Matilde schaden würde. Auf Herm hatte er vor allem Angst um Matilde und wollte sie schützen.

     

    Ich glaube, Sie tun Paul Unrecht, wenn Sie ihm die Schuld für alles geben. Er war im Böcklin Haus ebenso ein Opfer wie wir. Er hatte nichts mit den dortigen Ereignissen zu tun. Was immer ihm dort zugestoßen ist ... oder ihn überfordert und vertrieben hat ... es war NICHT seine Schuld. Bei allen Fehlern, die Paul in der Vergangenheit begangen haben mag, hat er auch ein sehr fürsorgliches, sensibles Wesen. Und ich glaube, er leidet unter sich, seinen Fehlern und Schwächen, den Dämonen die in ihm wüten, am meisten! Als ich Paul kennenlernte, wünschte er sich ganz offensichtlich, ein anderer zu sein. Er war zuerst so voller Hoffnung, gesund zu werden.

     

    Es zerbricht mir das Herz, wenn ich an die Hoffnungen des ersten gemeinsamen Morgens denke und an das nachfolgende Desaster, das all diese Hoffnungen zunichte machte!

     

    Paul war ein armer Kerl.

     

    Und Matilde würde Sie nicht hintergehen. Ihre offensichtlichen Bedenken, was sie betrifft, sind völlig unbegründet..."

     

    ".. und unverschämt, wenn man bedenkt, wer hier wen alleine gelassen hat!", denke ich. "Wie kann er nur so über Matilde ... über seine Frau ... zu mir sprechen? Er kennt mich erst wenige Minuten? Das ist kompromitierend! Hartmuts schlechte Meinung über Paul beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit. Und ich beginne Paul langsam zu verstehen."

     

    Wieder zweifele ich, ob Hartmut tatsächlich meint, was er so daher sagt, oder ob er mich gezielt provozieren will. Aber selbst im letztgenannten Fall erschiene es mir äußerst unfair und niveaulos, für diese Zwecke Matilde zu instrumentalisieren.

     

    "Nein, ich glaube kaum, dass dies eine innige Freundschaft wird", denke ich mit zunehmender Abneigung. Und doch bin ich um Matildes willen bemüht, es mir nicht anmerken zu lassen.

    • Like 4
  7. "So ein Prahlhans!", denke ich. Ein wenig Schadenfreude bemächtigt sich meiner: "So, das Thema Paul ist für Dich ein rotes Tuch ... na dann wirst Du wohl noch eine Menge Freude haben! Matilde wird nicht so schnell von diesem Thema lassen."

     

    "Nun, da haben Sie wohl Recht. Von Paul ging eine unterschwellige Bedrohung aus. Er war unberechenbar in seinem Denken und Handeln. Aber in den entscheidenden Situationen war er zur Stelle und hat uns beigestanden.

     

    Paul hätte selbst dringend Hilfe benötigt. ... Ich hätte ihm gerne geholfen.

     

    Ich würde es vorziehen, er wäre noch lebendig. Schon Matilde zu liebe. Sie hängt so sehr an Paul. ... Kein Wunder, Matilde hat so viel schreckliche Dinge in Norwegen erlebt und er war damals bei ihr ... war ihre einzige Stütze."

     

    Hartmut ist ausgebufft, daran besteht kein Zweifel. Er wird sich nichts anmerken lassen. Dennoch beobachte ich genau, wie er meine Antwort aufnimmt.

    • Like 4
  8. Ich bemerke Matildes Blick. Es tut mir leid, sie in einer solch unangenehme Situation zu sehen.

     

    Die Vorsichtsmaßnahmen in diesem Café halte ich für ziemlich übertrieben. Wenn uns hier jemand belauscht, der mit dem Namen Stürmer etwas anzufangen weiß, verrate ich ihm auch nichts neues. Dann ist er Hans alias Hartmut ohnehin schon auf der Spur und beobachtet ihn. Auch glaube ich kaum, dass eine schlichte Namensänderung für die Kräfte, um die es mir geht, ein ernstzunehmendes Hindernis darstellen würde. Aber ich füge mich, zumal ich davon ausgehen, dass ohnehin auch Stürmer nicht der echte Name dieses aalglatten Mannes ist.

     

    Nun, vielleicht wollte mir Hartmut auch nur demonstrieren, dass er ein paar Brocken Kiswahili spricht ... oder mehr? Möglicherweise weiß er über diese Sprache auch mehr als ich. In Ostafrika habe ich mich nicht lange aufgehalten. Meine Kenntnisse liegen mehr im Bereich der Bantu und Ki-Kongu-Dialekte. Kisuaheli gehört auch zur großen Gruppe der Bantu-Sprachen, ist mir aber nicht sehr vertraut.

     

    An Hartmut gerichtet, aber mehr für Matilde bestimmt, sage ich:

     

    "Entschuldigen Sie, Mr. Stratton, ich werde mich bessern. Es ist nur etwas schwierig den Überblick zu behalten..."

     

    Dann wende ich mich wieder Matilde zu:

     

    "Ich sehe, es geht Dir gut! Du hast Dich verändert ... Deine Frisur ist anders. Passt Du Dich den aktuellen Moden an? Auf meinem Cottage auf dem Land gehen solche Dinge gänzlich an mir vorüber. Dort sehe ich oft wochenlang niemanden mit Ausnahme des Postboten und meiner Wirtschafterin. ..."

     

    Wir tauschen eine Weile weiter Belanglosigkeiten aus. Ich bemühe mich, jedes Thema zu vermeiden, das zu einer erneuten Konfrontation führen könnte. Und ich halte mich an den Namen Stratton. Aber immer wieder sucht mein Blick den Matildes. Und ich meine darin zu lesen, dass sie wie ich das Bedürfnis nach einem ernsthafteren Austausch hat. Aber auch sie hält sich an unverfängliche Oberflächlichkeit. Die Unterhaltung verliert auf Dauer ihre belastende Steifheit. Es wird phasenweise sogar nett.

     

    Aber irgendwann halte ich es nicht mehr aus und frage unvermittelt:

     

    "Noch immer nichts neues von Paul, nehme ich an? ... Es bleibt ein Rätsel wie er so einfach von Herm verschwinden konnte! ... So wie Paul selbst für mich auch ein Rätsel blieb ..."

     

    Ich frage mich, ob Hartmut überhaupt versucht hat, Paul zu finden. Paul und Hartmut müssen Rivalen um die Gunst Matildes gewesen sein, so offen wie Paul seine Obsession für Matilde selbst mir gegenüber geäußert hat. Aber der selbstsichere Hartmut hat wahrscheinlich in Paul nie eine Bedrohung gesehen, hat ihn vermutlich nicht einmal ernst genommen. Es ist nicht zu übersehen, dass Hartmut sich selbst stets auf der Gewinnerseite sieht. Ein Leben auf der Überholspur, immer schneller und besser als die anderen um ihn herum... Dass er damit vermutlich auch noch recht hat, macht es so schwer erträglich. Solche Männer wie er begünstigt das Leben ... weil die Menschen auf diese Masche immer wieder hereinfallen und Männern wie ihm immer den Vortritt lassen.

    • Like 1
  9. Nun bin ich ein wenig irritiert. Ist das einfach nur die weitverbreitete Überheblichkeit der Europäer, die sich als überlegene Rasse wähnt? Oder will mich Hartmut ganz gezielt provozieren? Soll das irgendeine Art von Test sein? Oder missbilligt er meinen Kontakt zu Matilde und will mir das auf diese Weise unmissverständlich zu verstehen geben?

     

    Ich wähle meine Worte sehr bewusst, widersetze mich dem Namens-Spielchen und spreche sehr ruhig, als ich erwidere:

     

    "Nun, Mr. Stürmer, Sie werden sich wundern: Auch die Afrikaner kennen Bärte und die Stammesältesten haben mitunter sehr stattliche. Das Problem ist, dass die Europäer - ob sie nun in Europa oder in Amerika oder in den Kolonien leben - die 'Kaffern' zumeist nicht so lange am Leben lassen, bis sie einen langen Bart tragen. Es widerspräche bedauerlicherweise den Wohlstandsinteressen der 'zivilisierten Welt', würde man den 'Kaffern' Arbeitsbedingungen gestatten, die ihnen ein entsprechend langes Leben gestatten würden.

     

    Und nicht alle Teile Afrikas sind ungezähmt und wild. Afrika ist ein wundervoller Kontinent auf dem Sie zwischen dem Mittelmeer und dem Kap von Wüsten über Savannen mit endlosen Tierherden bis zu Urwäldern alle nur denkbaren Vegetationen und Tierarten finden. Es gibt dort wundervolle Bauwerke und Schriften, die viele tausend Jahre alt sind, aus Zeiten, als sich die Europäer in ihren Tierfellen kaum trauten, ihre Wälder zu verlassen.

     

    Das Bild von Afrika, das hier überwiegend gezeichnet wird, hat mit der Realität dieses Kontinents leider nicht viel gemein. Wenn man bedenkt, dass von den gleichen Nationen seit Jahrzehnten die Kunstschätze dieses Kontinents geplündert werden, ist diese Geringschätzung ein geradezu absurder Umstand, nicht wahr?"

     

    Mehr als die Tatsache, einen weiteren Menschen anzutreffen, der gegenüber den Afrikanern und ihren uralten Kulturen und Traditionen nicht den gebotenen Respekt aufzubringen vermag, trifft mich das Wissen, dass es die Freundschaft zu Matilde belasten könnte, wenn ich mit Hartmut keine gemeinsame Ebene finde. Aber ich habe erhebliche Zweifel, ob es mit diesem glattrasierten, selbstverliebten Pfau eine gemeinsame Ebene geben kann. Wir scheinen so unterschiedlich zu sein, wie es überhaupt nur denkbar wäre.

     

    So wenige Worte und schon so ein Desaster ...

     

    Matildes Bemerkungen über ihren Mann haben in meiner Phantasie ein völlig anderes Bild gezeichnet. Ich bin tief bestürzt. Wird dieser Mann Matilde den Halt geben, den sie braucht? Wird er sich wieder sich selbst überlassen? Wie wird sie das verkraften?

     

    Aber es steht mir nicht zu, zu urteilen. Und ich kenne Stürmer nach einem kurzen Augenblick nicht gut genug, um mir wirklich eine Meinung bilden zu können.

     

    Ich nehme mir vor, künftig höfliche Zurückhaltung zu wahren. Und ich werde Stürmer zunächst keine Geheimnisse anvertrauen. Wie sollte er mit so einer Einstellung zu den Afrikanern meine Geschichte überhaupt verstehen können? Nein, da ist keine Hilfe zu erwarten...

    • Like 3
  10. Ich hatte mich schon gefragt, wer Hugh Stratton sein könnte, habe aber nur einen amerikanischen Politiker mit dem Namen gefunden...

     

    (Hier sind die Temperaturen auch unverändert ... ;) )

     

    @ Läuterer: Savage ist nicht eitel. Um mit der Mode zu gehen, ist er zu alt. Da ändert sich also nichts außer vielleicht witterungsbedingte Faktoren (Bräune der Haut etc.). (Und vielleicht sind ihm auf Herm ein ganz paar graue Haare gewachsen ?!)

  11. @ Puklat: Soziale Kontakte sind ja vermutlich auch ähnlich eingeschränkt ... und das Klima ... aber ich vermute, was die Kneipen in Marburg angeht, bestehen da schon unterschiede.

     

    @ Blackdiablo: Meinst Du die Tatsache der Pseudonyme ansich oder die konkrete Auswahl? Verbirgt sich etwa mehr hinter den Namen, als man (respektive: ich) auf den ersten Blick erkennt?

  12. Nach einem ersten kurzen Moment der Irritation setze ich ebenfalls ein dezentes und doch unverschämt überhebliches Lächeln auf, wie ich es bei vielen meiner Kollegen bereits beobachtet habe:

     

    "Der Name ist Dr. Clive Savage. NUR Dr. Savage.

     

    Was Namen angeht, sind meine Mittel eher bescheiden, fürchte ich ... wenn ich von den Namen absehe, die mir die Eingeborenen auf meinen Reisen mitunter gaben."

     

    "Vielen Dank, zu freundlich!", setze ich nach eine kurzen Pause selbstzufrieden hinzu, wechsele dabei zu einem verschmitzten Grinsen und nehme Platz.

     

    Heute kann mir nichts und niemand die Stimmung verhageln. Seit gestern befinde ich mich in einer seltenen Hochstimmung. Ich weiß, dass das nicht lange anhalten wird, aber ich genieße es und die Tide in meinem Inneren steht auf 'extreme Ebbe'.

    • Like 2
  13. Wobei das unterschiedliche Titel sein können.

     

    Zudem könnte auch das alternative Tatbestandsmerkmal 'gewerbsmäßig' bei auf Gewinnerzielung ausgerichteten Handeln eingreifen.

     

    Bei vermeintlich 'privaten' Anbietern können dann mitunter weitere Probleme auftreten, die auch schon mal zu einer Abmahnung oder anderen rechtlichen Problemen führen können (Pflicht zur Angabe einer Umsatzsteuernummer, Steuerpflichtigkeit der Gewinne, Belehrung über Widerrufsrechte etc.). Das kann sogar schon mal bei dem Verkauf gebrauchter Artikel zum Problem werden.

     

    Das ist ein weites Feld...

    • Like 1
  14. Haben gerade einen 10 km Marsch hinter uns, was für meine Tochter gleichbedeutend mit HORROR ist. Jetzt werde ich daher schon wieder unter moralischen Druck gesetzt, das Lock-Versprechen einzulösen, ohne dass der Weg gar nicht möglich gewesen wäre: Eisdiele!

     

    Meine Tochter ist - wie sie es formulieren würde - infolge des Spazierganges schon "echt agro" und fragt alle paar Minuten: "Können wir los?"

     

    Urlaub eben...

     

    Also wird es noch etwas dauern, bis ich wieder schreiben kann...

    • Like 3
  15. Sehr interessant.

     

    Erstaunt hat mich hier die Reihenfolge und damit einhergehende Bewertung:

     

    Identität 4: Die eigene Frau mit ihrer besten Freundin betrügen.
    Identität 5: Jeden Menschen gewöhnlich betrügen.

     

    Das würde ich persönlich ja umgekehrt anordnen. Mal sehen, was meine Frau meint... ;)

     

    Naja, vielleicht meinst Du ja auch nicht einen beliebigen sondern wirklich JEDEN Menschen (zwanghaft) betrügen...

     

    Nein, im Ernst: Das war erhellend und gibt den Stressleisten jetzt mehr Sinn für uns.

  16. Ja, ich bin auch sehr angetan von diesem Anfang.

     

    Matilde, Ove und Clive finden schon zusammen. Schließlich bleiben uns nur noch wenige Stunden Spielzeit.

     

    Aber es gefällt mir, dass wir nicht so unmotiviert ins Abenteuer fallen. Und man spürt, dass zwischen den Files und Music auch etwas passiert ist... Das wird es uns vielleicht erleichtern, die Lücke nachträglich zu füllen.

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