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Joran

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Posts posted by Joran

  1. Noch einmal versuche ich, zu dem Verstand der Contessa durchzudringen:

     

    "Matilde! ... Ich bin es, Clive!", doch sie reagiert auf meine Stimme auch jetzt nicht und scheint mich weiterhin nicht zu sehen.

     

    Ich nehme mir Verbandsmaterial aus einem der Regale und beginne, damit Buchstaben auf dem Boden auszulegen, schreibe meinen Vornamen in großen Buchstaben: "C L I V E"

     

    Die Contessa scheint die Veränderung ebenso wenig wahrzunehmen wie mich.

     

    Kurz denke ich nach. "Wenn die Berührung die einzige Möglichkeit einer Kontaktaufnahme ist, muss ich mir diese irgendwie zunutze machen."

     

    Vorsichtig nehme ich ihre rechte Hand in meine Hände. Wie zu erwarten war, zieht die Contessa ihre Hand erschrocken zurück. Doch ich versuche es wieder und wieder, ohne Gewalt, sondern mit Beharrlichkeit. "Sobald sie meine Berührung zu akzeptieren beginnt, werde ich versuchen, diese Verbindung zu nutzen, ihre Hand wie bei einem Blinden an mein Gesicht führen, damit sie es ertasten kann, ihr vielleicht meine warme Taschenuhr in die Hand legen oder mit dem Finger Buchstaben in ihre Handfläche schreiben. ... Wenn uns nur genug Zeit bleibt, denke ich sorgenvoll."

     

    Und ich denke zurück an das Traumbild von einem Toten in meinem Bett. Ich denke an die beiden Münzen, den Schilling und den Sixpence, auf den Augen. Ich denke an das Zerfließen der Taschenuhr in meinen Händen und das Anhalten der Zeit. "War das tatsächlich nur ein Traumbild? War es ein Omen? Oder war es vielleicht die Wahrheit? Kann Matilde mich nicht mehr sehen, weil ich nicht mehr lebe und nur mein Geist, befreit von der körperliche Hülle, durch dieses Gemäuer spukt? Ich war nie ein Anhänger von Spukgeschichten und Séancen, auch nicht, nachdem ich erkannt hatte, dass es Dinge ... und Wesen gibt, die die Grenzen unserer rationalen Verständnismöglichkeiten bei weitem übersteigen. Und doch: Mein Tod wäre eine Erklärung für all dies, wenn der Glaube an Geister überhaupt irgendetwas 'erklären' kann. Und wodurch unterscheiden sich meine Versuche einer Kontaktaufnahme mit Matilde noch von einer Séance ... wenn auch von der anderen Seite?

     

    Mein gewachsener Bart ... Ich weiß von archäologischen Grabungen, dass die Haare auch nach dem Tod eines Menschen eine Weile weiter wachsen. Aber meine Muskelschmerzen?

     

    Hat jemand meine Taschenuhr angehalten, nachdem ich gestorben bin, so wie es vielerorts noch Brauch ist, alle Uhren in einem Haus anzuhalten, wenn einer seiner Bewohner stirbt?

     

    Hat jemand zwei Münzen aus meiner Tasche genommen und als Lohn für den Fährmann auf meine Augen gelegt, so dass mir nur noch ein Paar in der Tasche verblieben ist?

     

    Konnte ich mich nur aus diesem Grund endlich von Ruairí verabschieden?

     

    Habe ich deshalb zum ersten Mal mit IHRER Seele unmittelbaren Kontakt aufnehmen können, weil ich IHR ins Reich der Toten nachgefolgt bin?

     

    Bin ich nur deshalb von dem mörderischen Grauen hier verschont geblieben, weil ich bereits vorher gestorben bin?"

     

    Ich horche in mich hinein. Fast erwarte ich, IHRE Stimme wieder zu hören, doch es bleibt still. Ich scheine alleine zu sein, völlig allein. Die absolute Leere ist ungewohnt, aber befreiend. Plötzlich erscheint mir dies alles auf eine absurde Weise logisch und es beängstigt mich - vielleicht gerade deswegen - nicht.

     

    Mein medizinisches Wissen und die tief im Menschen seit archaischen Zeiten verwurzelte Bereitschaft zum Aberglauben prallen wie so oft aufeinander. Eigentlich fühlt es sich nicht so an, als wäre ich gerade im Begriff, den Verstand zu verlieren ... und doch, der Arzt in mir führt seine eigene Analyse meines Denkens durch.

     

    Der beharrliche Rest an christlichem Glauben, in dem mich meine Mutter erzogen hat und an den ich mich trotz allem bis jetzt klammere, lässt ein wenig Enttäuschung aufkommen. Aber eigentlich habe ich die Vorstellung von einem Himmel wie die von der Hölle schon lange aufgegeben. Beides findet der Mensch bereits auf Erden, besonderes die Hölle ... die vor allem ...

     

    "Aber warum bin ich dann noch hier? Ist dies unser aller Schicksal? Oder bin ich noch nicht bereit, auf all diejenigen zu treffen, die mir vorausgegangen sind? Und wer wird meine Aufgaben weiterführen? Was wird aus dem eisernen Tabernakel und seinem Bewohner? Was aus meiner Wacht?"

     

    Der Gedanke, letztendlich doch versagt zu haben, macht mir Sorge ... Sorge um die Menschen, die zurückgeblieben sind ... Sorge um Matilde.

     

    Erneut greife ich vorsichtig nach Matildes Hand und frage mich dabei, ob es für sie wohl nur ein kalter Hauch, ein unerwünschter Gruß aus dem Jenseits sein mag.

     

     

    (Link 'wachsen':

    http://der-schwarze-planet.de/wordpress/wp-content/uploads/2012/07/mumie-katakomben-palermo-sizilien.jpg

    http: //der-schwarze-planet. de/wordpress/wp-content/uploads/2012/07/mumie-katakomben-palermo-sizilien.jpg)

  2. Ich setze meine Lampe neben der Tür im Behandlungszimmer ab und verberge den Brieföffner wieder im Ärmel, bevor ich den dahinterliegenden Abstellraum betrete.

     

    Noch einmal blicke ich mich im ganzen Raum um, aber da ist niemand außer der Contessa und mir.

     

    "Matilde", sage ich betont ruhig. "Matilde. Hören Sie mich? Ich bin es, Clive! Hören Sie mich? Sie kennen mich!"

     

    "Kennt sie mich tatsächlich?", frage ich mich jedoch gleichzeitig. "Vielleicht war sie ein Teil meines Traums, ich aber kein Teil von ihrem..." Die Übergänge zwischen Traum und Realität sind so fließend geworden, dass eine Unterscheidung mir in diesem Moment unmöglich scheint.

     

    Ich sinke in die Hocke, um vis-à-vis mit der Contessa zu sein, bevor ich mich ihr nähere. Ich blicke ihr in die Augen, aber ich kann ihren unsteten Blick nicht einfangen. Sie wirkt wie ein scheues, in die Ecke gedrängtes Tier. "Aber was verbirgt sich unter dieser Oberfläche?"

     

    "Was redet sie da nur? Was hatte das mit dem Teufel zu bedeuten?", frage ich mich erneut und versuche einen Sinn in den Worten der Contessa zu entdecken. Gleichzeitig scheint mich eine innere Stimme zu warnen. "Der Umstand, dass ich eine Bedrohung nicht sehen kann, bedeutet nicht, dass keine vorhanden ist. Haben Matilde und Paul die Fühler des Herzens der Finsternis gesehen, eben erst und doch zugleich vor so langer Zeit in dem altägyptischen Zimmer? Nicht alle Dinge sind für jeden sichtbar. Und manche Dinge nehmen erst in unserem Verstand Gestalt an, damit wir sie überhaupt im Ansatz begreifen können."

     

    Kurz frage ich mich, wie das Herz der Finsternis hierher gefunden hat. "War das tatsächlich dieser grobschlächtige Pfleger? Oder habe ich es unwissentlich selbst mit auf die Insel gebracht. Ich habe das Herz der Finsternis am Kongo und am Amazonas angetroffen, in der Hitze und Feuchtigkeit des tropischen Urwaldes. Aber wir sind immer davon ausgegangen, dass es auch an anderen Orten wirkt. Wie kommt es von Ort zu Ort? Durchziehen seine Adern die Kruste der Erde? Schwimmt es durch das Meer? Oder tragen Menschen seinen finsteren Samen mit sich in die Welt hinein?"

     

    Ich wende mich von diesen fruchtlosen Gedanken ab. So viele dringendere Fragen jagen mir gleichzeitig durch den Kopf. "Wer außer mir hat noch Matildes Schrei gehört? Alles, was hier im Hause ... oder darunter ... lebt, dürfte den Ruf vernommen haben. Ist dieses Wesen gesättigt, ist sein Blutdurst gestillt oder ist es schon wieder auf der Jagd, dicht hinter mir, nachdem es nun erkannt hat, dass seiner Aufmerksamkeit noch Leben entgangen ist?" Unwillkürlich lausche in die Schatten hinter mir. "Es ist mehr als offensichtlich, warum kein Arzt und kein Pfleger erscheint." Ich denke an die tote Schwester in der Halle, unweit der von gewaltigen Kräften zertrümmerten Tür des Krankentraktes.

     

    "Aber wo bleibt Paul?" Das Bild der Blutspur, die aus Pauls Zimmer führte, verdränge ich rasch wieder. "Verdammt, konzentriere Dich auf das HIER und JETZT! Sonst werden wir beide sterben!"

     

    Ich möchte mir gerne das Blatt ansehen, das die Contessa so beschäftigt. "Ist es eine weitere Seite aus Matildes Krankenakte? Hat sie nun die Informationen gefunden, die ihr so wichtig waren und die sie zu ihrem eigenen Schutz vermutlich nie hätte erfahren dürfen?"

     

    "Ich werde Sie jetzt berühren, Matilde.", kündige ich behutsam an.

     

    Mit ausgestreckten Arm berühre ich vorsichtig ihre Hand, um sie nicht zu erschrecken und ihre Reaktion auf die Berührung abzuwarten, zunächst nur ein sanftes Streichen über ihren Handrücken. Ich rechne mit reflexartigen Aggressionen der Contessa, die mich bislang nicht erkannt hat. "Verteidigung wäre der natürlichste Umgang mit einer vermeintlichen Bedrohung. Wie sonst sollte sie in dieser Situation bei all den Toten auf etwas fremdes, das sich ihr nähert, reagieren?"

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  3. @ Läuterer:

     

    Meinst Du in Deinem letzten Beitrag in 7 III tatsächlich "mit Dir in einem Zimmer" oder nicht etwas "mit ihr in einem Zimmer"?

     

    Vielleicht kannst Du mir noch etwas genauer sagen, was ich höre oder eben nicht... Muss ich die letzten Sätze meines Posts #30 in Kapitel 7 III editieren?

     

    Präziser will ich mit meinen Fragen hier nicht werden. Ich hoffe, Du verstehst auch so, worauf ich hinaus will.

  4. Hallo,

    die Datei aus der langen Liste kann ich öffnen, der Hyperlink ging nicht, da kam ein Fehler bei raus. Auch schon bei einigen anderen Beiträgen von dir, Joran, konnte ich die Bilder nicht öffnen. Egal ob angemeldet oder nicht.

     

    Das Foto von dem Kind, das du, Joran, gestern(?) in deinem Beitrag eingebaut hast, war übrigens schauriig schön. Ich saß wieder mal mit meinem Tablet im wegen der Hitze abgedunkelten Raum und klickte den Link an um dann erstmal verschreckt zu sein. Schön gemacht. Bilder von euch hier im Forum öffne ich nun nur noch bei Tageslicht oder in Gesellschaft ;):D

     

     

    Danke für die Rückmeldung auch Dir, Puklat. Kannst Du vielleicht einmal zusammenstellen, bei welchen Bildern in welchen Posts es genau hakt?

     

    Gibt es da eine Gemeinsamkeit (also nur an Text gekoppelte Hyperlinks oder auch die normalen, aber optisch nicht so gefälligen Links)?

     

    Es ist natürlich ärgerlich, wenn ich die Bilder heraussuche und ihr könnt sie nicht aufrufen. Aber eigentlich muss das an Euren Einstellungen (vielleicht Sicherheitseinstellungen für das Internet?) liegen, wenn Nyre den Links folgen kann, oder?

  5. Ich habe beim Flur technisch nichts anders gemacht als bei der Treppe. Weil ich im vollwertigen Editor keine entsprechende Funktion gefunden habe, gehe ich wie folgt vor.

     

    Ich schreibe das betreffende Wort aus meinem Beitrag in ein leeres Word-Blatt. Ich unterlege dort das Wort mit Hyperlink. Dann kopiere ich das Wort samt Hyperlink in meinen Beitrag hier im Forum. Anschließend markiere ich das Wort und betätige den Radiergummi "Formatierungen entfernen", damit Schriftgröße und Schrifttyp passen. Anschließend teste ich den Link nach absenden des Beitrags.

     

    Da Du aber auch nicht den vollen Link nutzen kannst, kann der Fehler eigentlich nicht darin liegen, dass ich das Wort im laufenden Text mit einem Hyperlink verknüpfe, oder?

  6. http://www.nightmare-fuel.com/media/

     

    Wenn ich die Seite    http: // www. nightmare-fuel .com / media/   ohne Leerzeichen verwende, komme ich eine Seite, in der lediglich als Text lauter Links aufgelistet sind. Dort ist es die Datei "down-the-stairs.jpg" mit einer Größe von 22k.

     

     

    Gut, die Trennung der Threads auch beim Lesen macht wahrscheinlich Sinn. Aber, dann musst Du etwas mehr beim jeweils anderen beschreiben. Sonst hätte ich den Schrei z.B. nicht einbauen und hierauf reagieren können. Bei den Spoilern bin ich aber tatsächlich konsequent geblieben. Ich konnte also nur aufgrund der Aussagen von Nyre Vermutungen anstellen.

  7. Nun, ich verstehe nicht, woran es liegen könnte, dass die Links bei Dir nicht funktionieren.

     

    Ich kann von verschiedenen Rechnern mit verschiedenen Internetzugängen verschiedener Anbieter die Bilder problemlos aufrufen. Wie sieht es mit Euch aus, Nyre und Puklat? Habt Ihr die gleichen Schwierigkeiten mit meinen Bildern?

     

    Ich kann auch Deine Links problemlos aufrufen, Läuterer, allerdings den einen eben erst, nachdem ich im Forum angemeldet war, nicht als Gast.

     

    Beide von Dir verlinkten Bilder habe ich nicht genommen: Du hast von einem 'Abstieg' gesprochen. Außerdem ist meine Lampe ausgegangen. Daher habe ich nach einem Bild gesucht, bei dem

    - die Treppe nicht zu groß ausfällt und verfalle ist, aber ohne modernen Sprayer-Kram elektrischen Lampen etc. (eben ein alter Kellerabstieg),

    - man die Treppe herabsieht, nicht herauf (diese Perspektive scheint vergleichsweise selten zu sein),

    - offen bleibt, wo die Treppe genau hinführt und

    - das Licht möglichst schlecht ist.

    Ein solches Bild zu finden war nicht so einfach.

     

    Welches war denn die Seite, von der Du ausgehend eine beiden obigen Beispiele gefunden hast? Mal sehen, ob ich Dir dann meine Treppe bezeichnen kann.

  8. Ich versuche, mich möglichst leise an die Tür der Abstellkammer heranzuschleichen.

     

    "Mit wem rede die Contessa nur? Hat sie den Verstand verloren? ... Oder ist dort jemand ... etwas ..., das ich nicht erkennen kann? Aber wo? Warum kann sie es sehen und ich nicht?"

     

    Ich fasse die Petroleumlampe mit der linken Hand. In der Rechten halte ich nun den Brieföffner.

  9. Bei mir funktioniert der Link zum Treppenbild weiterhin. Hier noch einmal der vollständige Link:

     

    http://www.nightmare-fuel.com/media/down-the-stairs.jpg

     

    (Ich kann nicht verhindern, dass die Anschrift automatisch in einen Link verwandelt und abgekürzt wird. Hier mit zusätzlichen Leerzeichen, um das zu unterbinden:

    http: // www.nightmare-fuel.com / media / down-the-stairs.jpg)

     

    Funktioniert der bei Dir auch nicht, Läuterer?

     

    Wie sieht es mit dem Erinnerungsbild von Amanda und mit dem Bild vom Flur aus? Funktionieren die bei Dir auch nicht?

     

     

    Schöner Moment: Ich bin gespannt, wie Du 7 I und 7 III "in Deckung" bringst und ob überhaupt!

  10. Ohne Spoiler kann ich dem Gespräch mit der kleinen Hexe nicht wirklich folgen. Aber mach Du nur!

     

    (Savage hat noch etwas Petroleum dabei ... nur für den Fall, dass wir das ganze hier doch noch den Flammen überantworten wollen... ;)  Dann muss Savage aber erst noch mal in sein Zimmer, den Koffer, den Stock und das Buch holen ...)

    • Like 1
  11. Als das letzte Glimmen des Dochts erstirbt, horche ich gespannt in die Stille. Das letzte Echo des gellenden Schreis in den langen Fluren des Sanatoriums ist verklungen. Kein zweiter Schrei, keine Geräusch laufender Füße. Die Grabesstille ist zurückgekehrt.

     

    "Dieses Haus ist kein Sanatorium. Es ist eine gewaltiges Mausoleum", denke ich.

     

    Ich frage mich, wie alt die Gewölbe unter diesem Gebäude sein mögen. Ob sie noch aus der Zeit der Einsiedler oder des ersten Klosters auf Herm im 6. Jahrhundert stammen, als das Christentum für eine Religion noch jung war? Oder aus noch früherer Zeit. Mir kommt in den Sinn, dass Kirchen und Kloster nicht selten auf sehr viel älteren heidnischen Kultplätzen errichtet wurden, um die alten heidnischen Religionen zu verdrängen und die Zeugnisse ihrer blasphemisch Überlieferungen zu verdecken.

     

    "Der Keller muss einen zweiten Zugang haben", schließe ich aus dem Luftzug.

     

    Nur langsam gewöhnen sich meine Augen an die Finsternis. Ich taste mich langsam an der Wand entlang in die kleine Kammer. Ich blicke die Treppe hinab. Aber die Tiefen der Kellergewölbe sind in der Dunkelheit unergründlich.

     

    Da höre ich im Haus eine Frau brüllen. Die Stimme ist gedämpft, so dass ich nur die letzten Worte verstehe: "... TEUFEL IST DA ..." Aber die Stimme erkenne ich wieder. Es ist nicht lange her, dass ich diese Frau brüllen hörte ... die Contessa. So schnell es in der Finsternis möglich ist, renne ich aus der Kammer und in die Richtung, aus der die Stimme gekommen ist. Ich erreiche den Flur mit den Behandlungsräumen. Der Mond scheint durch ein Fenster am Ende des Ganges und enthüllt verstreute Trümmer auf dem Boden. Vorsichtig taste ich mich voran und lausche in die Dunkelheit, bis ich gedämpfte Stimmen höre.

     

    "Mit wem spricht die Contessa? Mit dem Teufel? ... Sei nicht albern. Du weißt, dass der Teufel nicht existiert ... nur ein Bild ist für viel schlimmere Schrecken, die die Vorstellung der meisten Menschen übersteigen."

    • Like 2
  12. Über dem Spoiler stand "nur für Matilde" und daran halte ich mich, auch wenn es mir zugegebenermaßen schwer fällt. Aber ich will mir den Spaß schließlich nicht selbst verderben.

     

    Und: Für mich bleibt die Kleine ein Biest!

     

    Genau so, wie Du es sagst, war das mit meinem Post gedacht. Der Post geht etwas schnell über die einzelnen Umstände (zerstörte Tür, Leiche, Schrei) hinweg, aber es ist einfach zu heiß ... und ich will ja auch Matilde einholen, damit wir wieder zusammentreffen können.

  13. "Verdammt, warum habe ich nicht im Flur mit den Wohnräumen der Ärzte nachgesehen?" Meine Nachlässigkeit ärgert mich. Offensichtlich bin ich noch immer nicht wieder ganz bei mir.

     

    "Aber was werde ich dort vorfinden? Haben die Contessa und Anderson die Durchsuchung der Zimmer fortgesetzt? Wird dort Amanda auf mich warten?"

     

    "Eigentlich habe ich das Mädchen kaum gesehen, zumeist nur gehört."

     

    Es ist jetzt erstaunlich schwer, sich ein klares Bild von dem Mädchen zu machen. Die verzerrte Erinnerung nimmt meinem Bild von Amanda jedoch nicht diese Aura von Bosheit unter einem vordergründigen Deckmantel der Unschuld ... im Gegenteil. Hat sich mein Bild von ihr in meinen Träumen verändert? Oder habe ich nur einen Blick unter den Deckmantel geworfen? Habe ich sie vielleicht nur erträumt? Es gelingt mir nicht, die Ereignisse in einen überzeugenden Einklang zu bringen.

     

    "Zuletzt war Amanda im Keller. Warum nur? Wohin wollte das Biest uns führen?"

     

    Meine Schritte zurück zum Sanatorium werden bestimmter und schneller. Ich bin nun sicher, dass der Zeitpunkt, dieses verfluchte Haus zu verlassen, noch nicht gekommen ist.

     

    Das Licht der Petroleumlampe flackert bedenklich im Wind, als ich das Eingangsportal erreiche. Ich öffne die schwere Holztür und trete ein. Alles scheint wie zuvor. Langsam durchschreite ich die kleine Eingangshalle. In der großen Halle halte ich mich diesmal weiter seitlich, an der Treppe vorbei. Das unzureichende Licht meiner Lampe enthüllt mir nun die zerstörte Tür des Krankentraktes. Wenige Schritte weiter liegt eine Gestalt auf dem Boden, eine Frau, eine Schwester ... nicht die Contessa. Dunkel breitet sich eine zähflüssige Lache aus Blut um den reglosen Körper. Es ist überflüssig hier noch nach einem Puls zu tasten.

     

    In diesem Moment hallt ein gellender, hoher, lang anhaltender Schrei aus einem der Flure in die große Empfangshalle. Meine Nerven liegen blank. Fast entgleitet die Lampe meinen Händen. Im letzten Moment kann ich sich noch auffangen.

     

    Planlos haste ich herüber in Richtung Treppe, doch im selben Moment wird mir klar, dass es völlig unsinnig ist, mit der Lampe in der Hand Deckung zu suchen. Und einen Augenblick später wird mir bewusst, dass ich geradewegs auf die Kellertür zulaufe.

    • Like 2
  14. Der kalte Nachtwind zerrt an meiner Kleidung und trägt vom Meer einen Geruch von Moder und Fäulnis heran, der den Geruch des Blutes überdeckt. Doch der metallene Geschmack will auch jetzt nicht weichen.

     

    Die wenigen Bäume rauschen im Wind und übertönen damit im Moment sogar den beständigen Unterton der fernen Brandung. Die Äste schwanken wie Arme zu unverständlichen Gesten im fahlen Mondschein.

     

    Zögernd blicke ich zurück zum Haus. Alles ist in Dunkelheit gehüllt. Nur kurz meine ich den schwachen Widerschein eines Lichtes hinter einer Scheibe wahrzunehmen, bin mir aber nicht sicher. Keine Geräusche aus dem Haus deuten auf Bewohner hin. Die meisten Vorhänge scheinen nicht zugezogen worden zu sein.

     

    Meine Hände sind leer. Das Küchenmesser, das ich bei meinem Angriff auf den Jungen gezückt hatte, ist fort. Lediglich der Brieföffner steckt noch in meinem Hemdsärmel.

     

    "Eine klägliche Waffe!", denke ich. "Was immer für diese Blutspur verantwortlich ist, werde ich damit kaum beeindrucken können."

     

    Wieder muss ich an Grendel denken, der des Nachts über die schlafenden Krieger des Dänenkönigs Hrothgar und Beowulfs Gefährten herfällt, um sie zu verschlingen. Es wirkt, als hätte der Unhold hier seine blutige Beute in seine Höhle geschleppt.

     

    "Was immer hier fortgeschleift wurde, muss tot gewesen sein. Ich muss erst sehen, ob noch jemand lebt", beschließe ich und kehre um.

    • Like 3
  15. Okay, so machen wir es. Das erscheint plausibel. Denn Schrei kann ich ja sogar noch vor dem Haus gehört haben. Außerdem habe ich ohnehin überlegt, ob Savage nicht umkehrt und sich erst im Haus weiter umsieht, bevor er ganz alleine in die Wildnis geht.

     

    Aber (tut mir leid) trotzdem noch einmal für mich zum Verständnis: Dann ist Savage die Treppe heruntergekommen, unter der der Eingang zum Keller liegt? Und ist er dann im Obergeschoss vorher direkt am Anfang des Ärzteflurs vorbeigekommen? Da hätte er sicherlich zumindest einen Blick hineingeworfen, um zu sehen, ob die Türen weiterhin aufgebrochen sind, ob die Contessa dort noch liegt, ob da die Leiche des Jungen liegt etc.?

     

    Auch das ließe sich ggf. noch einbauen, wenn Savage umkehrt.

     

     

    Edit:

    Savage hat sich zur Rückkehr entschlossen. Ich habe an dem Punkt erst einmal eine Pause eingelegt und warte erst, ob von Dir ergänzende Hinweise kommen. Sonst fahre ich ggf. fort.

  16. Eine Frage zum Verständnis:

     

    War der Eingang zum Krankenzimmer, auf dessen Klinke Savage die Vase positioniert hatte, nicht von der großen Halle aus einsehbar?

     

    Wäre Savage also grundsätzlich an der Leiche der Krankenschwester, die Matilde gesehen hat, vorbeigekommen? Oder ist Matilde garnicht aus dieser Tür des Krankenzimmers gekommen? Oder ist die Tür ganz wo anders?

     

    Und müsste ich nicht auch an der Tür zum Keller unter der Treppe vorbeikommen? Was sehe ich dort?

     

    Ich habe mal wieder Schwierigkeiten, mir die Grundrisse bzw. die Lage der einzelnen Räume vorzustellen.

     

     

    Und noch eine Frage: Als Savage das zweite man in seinem Zimmer aufzuwachen glaubte, war es (anders als beim ersten mal) vollständig dunkel. Also offenbar kein Mond. Jetzt scheint der Mond. Habe ich die vollständige Dunkelheit falsch interpretiert oder ist dies ein Bruch, der auf einen Traum schließen lässt?

  17. Was sagt uns das? Wo kommen die Exemplare plötzlich her?

     

    Hat es einen Nachdruck gegeben (unwahrscheinlich)?

    Wird die Notreserve für den Fall etwaig verkaufter Mängelexemplare jetzt rausgehauen (mutig)?

    Hatte man ein Paket übersehen (eher abwegig bei den scheinbar sehr geringen Lagerkapazitäten)?

    Erfolgt der Verkauf in Wellen, um den Eindruck einer längeren Verfügbarkeit zu erwecken oder Spekulanten das Leben etwas schwerer zu machen?

     

    Der Stoff aus dem die Mythen sind!

  18. Je weiter ich gehe, um so deutlicher wird, dass hier viel mehr Blut auf dem Boden verteilt ist, als ein einzelner Körper abgeben könnte, selbst wenn er vollständig ausgeblutet worden wäre. "Fünf bis sechs Liter bei einem erwachsenen schweren Mann.", versuche ich das vorgefundene Schlachtfeld als Arzt nüchtern zu analysieren.

     

    "Das kann nicht von Anderson stammen.", beruhige ich mich. "Ich muss noch in meinen Träumen gefangen sein. Dies kann nur eine Phantasie sein."

     

    "Jedenfalls nicht von Anderson alleine", pflichtet meine Begleiterin mir schnippisch bei.

     

    Ich erreiche das Erdgeschoss und folge der Spur weiter in Richtung Empfangshalle.

     

    Das Licht der Lampe taucht die große Eingangshalle in ein trübes Licht, an dessen Rand sich wabernde Schatten der geringen Kraft der Lampe widersetzen.

    • Like 2
  19. Jetzt kann ich Dir nicht folgen Nyre.

     

    Was sagt das Bild schon darüber aus, ob die Geschehnisses auf Herm real oder nicht / wichtig oder nicht sind?

     

    Es ist ein Bild, von dem sich der Läuterer gerade - so hoffe ich - ohnehin verabschiedet hat. Die Gegenwart und die Zukunft werden neu geschrieben. Nichts hat sich dadurch verändert, dass der Läuterer dieses Bild als eine denkbare Entwicklung in den Raum gestellt hat.

     

    Die Möglichkeit, dass alle Erlebnisse auf Herm ganz oder teilweise nicht real sind, haben wir sowieso immer in Betracht gezogen.

     

    Aber ich gebe jetzt langsam auf. Wenn die Kampagne totgeredet werden soll, dann ist das eben so. Ich fühle mich gerade wie Don Quichotte.

  20. Das Bild / die Idee mag ja aus bestimmter Perspektive aussagestark sein oder gefallen.

     

    Ich meine aber,

     

    - es wäre völlig unangemessen, die bisherigen Mühen aller Beteiligter alleine eins solchen Bildes wegen zu opfern, ohne dass dahingehend ein Konsens besteht, und

     

    - es wäre unfair, Matilde eine solche Zukunft des Bildes wegen aufzudrängen, wenn Nyre das nicht selbst wählt, nur weil Black entscheidet, Paul verschwinden zu lassen.

     

    Das ginge mir ehrlich gesagt viel zu weit. Und deswegen bin ich sehr froh, dass sich nun ein anderer Weg abzeichnet.

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