Jump to content

Joran

Mitglieder
  • Posts

    2,639
  • Joined

  • Last visited

  • Days Won

    47

Posts posted by Joran

  1.  

    Genau, das habe ich vergessen: Ich bitte darum, dass dem nicht so ist. ;) Ihr könnt gerne den Charaktere noch in eure Gedanken einbauen, spekulieren, was geschehen ist oder was auch immer, aber bitte ihn nicht irgendwo physisch einflechten. Das wäre mir wichtig.

    Ich habe Deinem letzten Post im Sinne einer suizidalen Botschaft verstanden, sei es in physischer oder - so nahm ich an - in psychischer Hinsicht (bezogen auf Pauls Identität). Lag ich damit ganz falsch?

     

    Dann wird Paul weder in geistiger Umnachtung, noch tot, noch in sonstiger Weise gefunden werden, sondern spurlos von der Bildfläche verschwinden?

     

    Für Savage, der sich durch eine gewisse Beharrlichkeit auszeichnet, wird das eine bittere Pille sein, die er nur schwer schlucken können wird. Ganz besonders angesichts der 'Abschiedsszene' mit dem Jungen, die Savage wegen des eigenen Kontrollverlustes zutiefst erschüttert hat. Das könnte sich zu einem weiteren Trauma entwickeln, dem Savage lange Jahre hoffnungslos hinterherläuft, um irgendwann einmal 'seine Welt ordnen' zu können. ... Nun, damit würde Paul dann vielleicht doch noch auf eine bestimmte Weise unserem Spiel länger erhalten bleiben.

  2. Der Mondschein nimmt den Dingen ihre Farben.

     

    Nur diesem verfluchten Pyjama nicht. Er widert mich an. Ich möchte ihn am liebsten hinfort reißen und verbrennen.

     

    Auch verlieren die Dinge ihre Konturen im silbernen Licht des Mondes. ... Die Münzen ... Ich bin mir unsicher, wer dort auf dem Bett liegt. Das Gesicht scheint sich im schwachen Licht des Mondes fließend zu verändern ... wie die Uhr in meiner Hand. Bin ich es, der dort liegt? Oder ist es Ruairí?

     

    Der Kopf ruht auf dem Kissen und ist so leicht zur Brust geneigt. Der Bart verdeckt den Hals. Ich kann es nicht über mich bringen, nach dem Hals zu sehen. Werde ich dort die Spuren des Hanfseils finden. Ist das Genick gebrochen?

     

    War das Seil aus Hanf oder - wie es mich mein Nachtmahr aus Medina immer wieder glauben machen will - aus lebenden, wuchernden, pulsierenden, schwarzen, feinen Strängen geknüpft?

     

    Will ER mir beweisen, dass der erste Wunsch erfüllt wurde?

     

    Ich kann mich nicht überwinden, den Hals zu begutachten. Zu sehr fürchte ich, haarfeine Wunden vorzufinden, Kanäle zum vegetativen Nervensystem und in die Schlagadern, die schnellsten Wege zum Herzen und zu den unergründlichen Tiefen des Geistes.

     

    Verstört und verzweifelt sinke ich vor dem Bett auf den Boden. "Nimmt dieser Albtraum nie ein Ende?", frage ich sprachlos in mich hinein. Meine stille Begleiterin streicht frohlockend umher. Sie braucht nichts zu sagen. Ihre Hochstimmung verrät mir auch so, dass etwas schreckliches geschehen sein muss. Es wäre sinnlos zu fragen. Sie kostet jeden Moment schweigend aus. Es ist ein Spiel um Macht.

     

    "Wie konnte ich nur die eine Patrone ins Meer werfen?", frage ich mich wie schon unzählige Male zuvor. Sie lacht leise. "Ich wünschte, Du hättest einen Hals, den ich mit meinen alten Händen brechen könnte!", werfe ich ihr bitter entgegen. Ihr Lachen klingt noch heller, bevor sie einer Sirene gleich geschmeidig in ihr Meer aus Traurigkeit abtaucht.

    • Like 3
  3. @ Blackdiablo:

    Nun, was soll ich sagen. Ich bin traurig, im Moment sogar sehr. Ich hoffe, Du selbst bist es auch ein wenig. Aber es ist nicht falsch, traurig zu sein. Trauer und Depression sind starke Emotionen, die einen auch zu Größerem führen können. Savage könnte Dir ein Lied davon singen.

     

     

    Ich habe mir gestern Abend zwei bemerkenswerte Zitate von Joseph Conrad notiert, die ich bei dieser Gelegenheit einfach loswerden muss:

     

     

    Das erste betrifft eher Dich bzw. Deinen beeindruckenden letzten Post:

     

    "Dies düstere Thema brauchte einen sinistren Ton, einen eigenen Klang, ein Timbre, von dem ich hoffte, dass er noch lange nachhallen würde, im Ohr bleiben, wenn die letzte Note längst angeschlagen war."

     

    Ich denke, das ist Dir gelungen.

     

     

    Das zweite betrifft eher Paul, wie er hätte sein sollen, aber zu seinem Leidwesen (und in gewisser Weise zu unserem Glück) nicht wahr:

     

    "Denn es ist eine Tatsache, dass Menschen nicht auf ihre selbstgeschaffenen Wüsten stolz sind, sondern auf ihr großartiges Glück, die wunderbaren Wendungen: auf das in ihrem Leben, wofür wir auf den Altären der unerforschlichen Götter Dank und Opfer darbringen."

     

    Ich hätte Paul eine wunderbare Wendung gewünscht, aber uns allen dürfte klar gewesen sein, dass er dafür viel zu sehr in seinen selbstgeschaffenen Wüsten gefangen war. Savage hat es auch gespürt, obwohl er Paul erst so kurz kannte. Wie unausweichlich muss es Matilde da erschienen sein? Und doch wurde sie - wieder einmal - verlassen. Ich hoffe, Savage kann Paul zumindest in dieser einen Beziehung übertreffen ... wenn nicht der Fluch, der auf der Contessa liegt, stärker sein sollte.

     

     

    Halte an Deinen literarischen Projekten fest. Ich würde mich freuen, künftig einmal etwas davon zu sehen.

     

    Schön, dass Du uns im OFF erhalten bleiben willst, Blackdiablo. Ich hoffe wirklich, dass sich das bewahrheitet, vermag aber noch nicht so ganz daran zu glauben. Wir nehmen Dich jedenfalls beim Worte!

    • Like 2
  4. Es tut mir leid, wenn ihr dieses Ende verständlicherweise nicht so schätzen könnt, wie es bei mir der Fall ist. Ich finde, das vorliegende ist die logische Konsequenz aus allem, was war, und ich habe zumindest versucht, in dem Thread alles, was wert ist, aufgegriffen zu werden, noch an seinen Platz zu rücken. Es wird tausende Logiklücken in alten Posts geben, da wir schließlich nun eineinhalb Jahre an NiN spielen und ich natürlich nicht immer den Gesamtplan im hinterkopf hatte.

    Das ist einer der Punkte, der mir eben auch an dem Medium Forenrunde missfällt: die einzelnen Posts sind top, aber ich kann nicht die kohärente Charakterentwicklung hinlegen, die ich gerne gehabt hätte. Und die Charaktere waren mir persönlich immer am wichtigsten. Interessant und unersetzlich ist zwar, Input von euch anderen Spielern und dem lieben Herrn SL zu haben (und eben daran ist meine Idee auch nach und nach fruchtvoll gereift), aber das Medium Forenrunde lässt nicht zu, dass alles Sinn macht, weil sich zu viele Räder gleichzeitig drehen.

     

    Gespannte Erwartung, was da kommt!

     

    Wenn es Dir damit Ernst ist, dass es Dir leid tut, kannst Du es ja mit einem neuen Charakter irgendwann wieder ausgleichen. ;) Ich denke, alle hier werden auf den Tag warten.

     

    Deine Überlegungen verstehe ich recht gut, glaube ich, weil ich mich in den letzten kurzen Wochen bereits sehr intensiv mit Savage und seiner Geschichte, auch der Geschichte um ihn herum auseinandergesetzt habe. Das ist jedenfalls anders, als ich es bislang im PnP je erlebt oder angefasst habe und fordert mich sehr. Das meiste davon fließt auch gar nicht merklich in die Forenrunde ein. Wie viele Andeutungen die Mitspieler überhaupt aufnehmen, kann man alleine am PC nur erahnen. Der Holzhammer würde alles kaputt machen, zu unterschwellig bleibt vieles verborgen.

     

    Aber zu welchem Schluss bist Du gekommen? Wo kann man die Charakterentwicklung intensiver und konsequenter verfolgen? Im PnP meine ich kaum, weil man dort am Tisch zu schnell agieren muss, um einen Charakter derart tief entwickeln zu können. Die Logik bleibt da auch oft auf der Strecke, nur fällt es meist nicht so auf, weil nichts vergleichbar detailliert schriftlich dokumentiert ist. Die innere Gedankenwelt wird wohl selten auch nur ansatzweise so offenbar, wie es in der Forenrunde möglich ist.

     

    Mir fiele da nur die Schriftstellerei ein. Aber dann spielt man eben nicht mehr. Der Charakter verliert die Ebene und damit auch die Chance der Interaktion und der fruchtbaren Beeinflussung von außen.

     

    Aber wir schreiben hier ja eigentlich schon eine Geschichte, ähnlich wie es George R. R. Martin im Lied von Eis und Feuer macht: Jedes Kapitel aus der Sicht wechselnder Protagonisten aus ihrer persönlichen Sichtweise. Dass es aufgrund der Subjektivität zu Abweichungen / Unstimmigkeiten kommen kann, liegt in der Natur der Sache und ist daher nicht unbedingt ein Fehler. Es ist das Ergebnis der vielfältigen Interpretierbarkeit von Handlungen und Erlebnissen.

     

    Ist es nicht ausreichend, eine Forenrunde als das zu nehmen, was sie nun einmal ist, mit ihren Vor- und Nachteilen ... nicht mehr und nicht weniger?

     

    Ist Deine Sicht möglicherweise eine fast zwingende Entwicklung? Oder ist sie sehr subjektiv oder gar nur temporär?

     

    Ich frage das ganz ernsthaft, weil ich mir selbst als Anfänger was Forenrunden angeht nun die Frage stelle, wo ich mich selbst wohl in einigen Wochen / Monaten finden werde, wenn ich den gegenwärtig eingeschlagenen Weg weiter gehe... :(

    • Like 1
  5. Jau, so geht es mir auch!

     

    War alles nur ein Traum, schon bevor wir den Speisesaal betreten haben? Träumen wir immer noch seit der Begegnung mit dem Bruder von Amanda? Fangen wir jetzt überhaupt erst an zu Träumen? Oder war alles real?

     

    Vielleicht sind wir alle nur Teil einer kranken Phantasie von Rick und mit ihm würden auch wir verschwinden?

     

    Ich habe das Gefühl, dass da noch eine Überraschung auf uns warten könnte.

     

    Das Ende meines Beitrags in 7III habe ich bewusst offen formuliert, weil die dort aufgeworfenen Fragen (Münzen, Buch, Uhrzeit, Uhrwerk schon abgelaufen?) nur Du beantworten kannst, Läuterer.

    • Like 2
  6. Ich kann ja nur für mich sprechen: Mir war es schon wichtig, als 'Nicht-RPC- und AnRUFung-Besucher' die Bestellung bereits frühzeitig aufgeben und mir so ein Exemplar sichern zu können. Ich bin nicht scharf darauf, auch dieser Ausgabe irgendwann auf ebay nachzulaufen. Demgegenüber ist es vergleichsweise belanglos für mich, ob ein bestimmter Liefertermin eingehalten wird. Ich weiß ja, dass das Produkt sicher für mich bereitliegt und irgendwann ankommen wird.

     

    Ich bin mir nicht sicher, ob die Beschwerdewelle wirklich angenehmer ausgefallen wäre, wenn man hier hätte lesen können, wer schon alles über eine Ausgabe verfügt, und man hätte noch nicht einmal ein Bestellung aufgeben können, um sich ein Exemplar zu reservieren... Ich vermute, dann hätte das CR-Team sich mit ähnlich vielen Anfragen auseinandersetzen müssen, wann es denn endlich mit der Bestellmöglichkeit losgeht und warum erst so spät.

     

    Wer drängelt, könnte sich ja auch mal konstruktiv als Helfer anbieten. Nach dem Motto: 'Ich kann 400 Briefmarken in sechs Stunden lecken!' Oder welche Talente man persönlich eben sonst einzubringen vermag.

     

    Es bleibt zu hoffen, dass das CR-Team die Anzeichen der Ungeduld letztendlich nur als das auffasst, was es eigentlich ist: Ein Ausdruck des intensiven Interesses an den Früchten ihrer Arbeit.

  7. "Bienen oder Schneeflocken?", denke ich und halte meinen Kopf.

     

    Ich hasse diesen Pyjama! Der Wechsel der Farben steigert meine Übelkeit.

     

    Eine innere Unruhe hat mich mittlerweile erfasst.

     

    Ganz langsam und vorsichtig schwinge ich die Beine über den Rand des Bettes und setze mich auf. Ich spüre meine Muskeln in den schweren Beinen. Beweist dies, dass ich nach den Wochen in diesem Zimmer tatsächlich vor nicht allzu langer Zeit über den Strand gerannt bin?

     

    Ich halte einen Moment inne und warte auf die Reaktion meines Körpers, unschlüssig, was ich als nächstes tun soll ... tun muss.

     

    Als sich der aufwallende Schmerz wieder etwas beruhigt hat, betaste ich meine Schulter. Ich werde Licht benötigen, um sie zu untersuchen. Darum ignoriere ich den Schmerz in Kopf und Gliedern, so gut es geht ... empfinde ihn nach einer Weile fast als willkommenen Beweis dafür, dass ich noch lebe und zumindest auch irgendetwas körperliches ... greifbares geschehen sein muss.

     

    Wenn ich tatsächlich den Schilling und den Sixpence aufgehoben habe, wenn ich tatsächlich in dem altägyptischen Zimmer war, dann gibt es die Contessa und Anderson. Dann muss ich mich vergewissern, wie es ihnen geht. Wenn ich hingegen nur geträumt habe, kann es die beiden nicht geben und es spuken demnächst zwei weitere Gespenster in meinem Geist.

     

    Ich habe keine Ahnung wo ich die Contessa suchen sollte. Aber das Zimmer von Anderson liegt nehmen meinem. Ich habe ihn getroffen, als er sein Zimmer verließ. ... wenn ich ihn tatsächlich getroffen habe ...

     

    Aber ich muss mich erst vergewissern, ob ER sicher ist...

     

    Vorsichtig stehe ich auf, halte mich am Gestellt des Bettes fest, während ich langsam in die Hocke sinke. Meine zitternden Hände streichen über den Überseekoffer. Die innere Unruhe mildert sich bereits, als ich mit den Fingern über die unberührten Schlösser streiche.

     

    Ich erhebe mich vorsichtig wieder und taste mich zu meinem Schrank vor. Dort steht mein Gehstock. Ich schraube den Griff ab und ertaste den ersten Schlüssel, Erleichtert schraube ich den Gehstock wieder zusammen.

     

    Ich öffne den Schrank und ertaste meinen Anzug. Rasch fahre ich in die Hosentasche und stoße auf die silberne Kette mit dem zweiten Schlüssel. Meine Erleichterung wächst. Ich arbeite mich zur Weste vor und ziehe an der Kette die Taschenuhr hervor. Nach kurzem Überlegen löse ich die Kette von der Weste. Mit der Taschenuhr kehre ich zum Bett zurück. Erst als ich wieder auf der Bettkante sitze, öffne ich die Rückwärtige Klappe der Uhr. Unter dem kleinen Rahmen mit dem Foto meiner Eltern finde ich den dritten Schlüssel. Jetzt bin ich überzeugt, dass der vierte Schlüssel unberührt im Tabaksbeutel im Koffer liegt. Den Schlüssel lege ich zurück in sein Versteck und schließe die hintere Klappe.

     

    Die vordere Klappe der Taschenuhr glänzt golden im Mondlicht. Nur ein kleiner Fingerdruck und ich werde möglicherweise Gewissheit haben. Wird die Uhr stehen? Welche Zeit wird sie anzeigen? Während der Deckel sich mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch zu öffnen beginnt, fallen mir die Münzen wieder ein ... ich habe vergessen, sie in der anderen Tasche zu suchen... Und das Buch, es müsste noch in meinem Mantel sein ...

    • Like 2
  8. "Ist das alles tatsächlich geschehen?", frage ich mich. In meinem Kopf hämmert ein pulsierender Schmerz.

     

    "Wer hätte mich in mein Zimmer zurücktragen sollen, wenn es geschehen wäre? Mr. Anderson und die Contessa? Kaum, sie hätten mich nicht einfach hier alleine liegen lassen. Nicht nach dem, was geschehen ist ... geschehen sein könnte ... Die Pfleger könnten es auch nicht gewesen sein, weil alle Bewohner dann verschlungen worden wären. ... Alle? Nein, nicht die beiden Kinder. Aber sie hätten mich nicht bis hierher tragen können."

     

    Ich wünsche mir, dass es nicht geschehen ist. Ich wünsche mir, dass ich das Kind nicht angegriffen habe. Ich wünsche mir, dass ich den Jungen nicht töten wollte, sondern dass dies alles nur die wirren Irrungen des unkontrollierbaren Unterbewusstseins waren. Ich wünsche mir, dass es kein Junge war, sondern ein Nachtmahr, gegen den mein Geist gekämpft hat. Dann habe ich die Kontrolle nicht verloren. Dann bin ich Mensch geblieben. ... Und doch ... dann hätte ich die Schneekönigin nicht getroffen ... es gäbe sie überhaupt nicht. Ebenso wenig Anderson. Ich wäre wieder allein ... in meiner weißen Quarantäne ... und ich würde langsam den Verstand verlieren. ...

     

    Die vertraute Traurigkeit schwappt bei den letzten Gedanken kurz über meinen Geist und erinnert mich daran, dass ich nicht alleine bin ... nie alleine sein werde. Dankbar lasse ich es geschehen.

     

    "Was wünsche ich mir tatsächlich?", frage ich mich irritiert. Dann dränge ich den Gedanken beiseite: "Welche Bedeutung hat es schon, was wir Menschen uns wünschen?"

     

    "Nun, ER kann immerhin dafür sorgen, dass Wünsche wahr werden!", erinnere ich mich.

     

    Vielleicht könnte ich einen klaren Gedanken fassen, wenn mein Kopf nicht derartig schmerzen würde ... rhythmische Schläge in meinem Kopf, wie anbrandende Wellen an einem unsichtbaren Strand, wie der Hammer, mit dem man Nägel in Holz schlägt ...

     

    Ich blicke auf die vielen kleinen vertrauten Schatten an den Wänden, die mir seit langem ein sicheres Indiz für die Uhrzeit geworden sind. Jede Unebenheit im Putz ist eine kleine Sonnenuhr. Der Verlauf und der Zyklus des Mondes sind mir aus unzähligen Nächten vertraut. Ich greife herab, taste suchend nach meiner Westentasche, nach der Uhr. Welche Zeit wird sie mir zeigen? Dieser Tag, der nicht zu vergehen schien ... ist an ihm für mich die Zeit anders vergangen, als für den Mond, weit über uns? Wird die Uhr noch mit den Schatten in Einklang zu bringen sein?

     

    Aber ist der Mond heute noch so beständig, wie er mir bislang erschien, bevor wir diese veränderte ... korrigierte (?) ... Himmelskarte gefunden haben?

     

    "Wie lange habe ich 'geschlafen'?", überlege ich. "Kein Hungergefühl, nur Übelkeit durch die Kopfschmerzen. Das hilft mir nicht!", beginne ich meinen Körper zu analysieren.

     

    Wird das Uhrwerk der Taschenuhr vielleicht sogar abgelaufen sein?

     

    Verunsichert blicke ich an mir herab. Welche Kleidung trage ich? Ich bin am Strand durch den Priel gerannt. Meine Hosenbeine waren mit Salzwasser bespritzt. Weiße Ränder aus Salzkristallen müssten darauf im Mondlicht sichtbar sein. Der Mond scheint auf das Fußende meines Bettes.

     

    Wo ist das Buch, das ich sorgsam eingesteckt habe? Das Buch mit der Botschaft ...

    • Like 1
  9. Das, woran ich schon gearbeitet habe, ist so nicht passiert. Savage müsste also noch einmal Träumen. Aber das kommt sicher früher oder später.

     

    Vielleicht träumt Savage ja auch nur, dass er aufwacht? Ich bin mir da noch nicht so sicher.

     

    Wenn überhaupt kein Zweifel daran besteht, dass Savage aufwacht, wäre ich Dir für eine Klarstellung dankbar. Wenn Du uns im Ungewissen lassen willst, ist das aber auch in Ordnung und hat seinen Reiz!

     

    Diese Frage hätte Einfluss auf meine Reaktion.

    • Like 1
  10. @ Läuterer:

    Ich denke, das war die richtige Entscheidung, Läuterer. Für 7III hatte ich zwar noch Beiträge geplant und teilweise angefangen, die dann etwas mehr in Richtung Horror gegangen wären, aber im Moment schaffe ich das einfach nicht.

     

    Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich auf die veränderte Situation reagiere. Mehrere Möglichkeiten sind denkbar, zumal ich irgendwie nicht glaube, tatsächlich bereits aufgewacht zu sein. Ich schreibe etwas später...

  11. Ich gehe durch eine Landschaft aus Schnee und Eis. Der Schnee, durch den ich wandere, ist unberührt. Reines Weiß überall um mich herum. Alles scheint an diesem Ort erstarrt zu sein. Weiß und ohne Veränderung, wie mein Zimmer.

     

    Ich bin auf der Suche, aber ich weiß nicht wonach.

     

    „Seht, nun fangen wir an. Wenn wir am Ende der Geschichte sind, wissen wir mehr als jetzt“, spreche ich einen Gedanken aus, der mir unvermittelt in den Sinn kommt. Meine Stimme verliert sich im endlosen Weiß.

     

    Nun erinnere ich mich. Paul hat mich gehalten, als ich diese Kreatur … dieses Kind angreifen wollte … als ich es TÖTEN wollte …

     

    Ich glaube, ich suche nach Paul. Paul ist verloren. Er hat sich verirrt.

     

    Da ist plötzlich eine Bewegung in den Sträuchern. Erwartungsvoll blickt mich ein Rotkehlchen an, ohne jede Scheu. Es ist einsam. Ich trete nahe heran. Ich weiß, ich könnte es berühren. Aber ich fürchte, es zu verschrecken oder zu verletzen. Ich fürchte, dass es sich verwandelt, wenn ich es berühre.

     

    Im Schnee entdecke ich verstreute Eisplatten mit Buchstaben darauf: „K“ „I“ „G“ „E“ „E“ „W“ „I“ „T“

     

    Paul … ich erinnere mich an einen Flur … wir … waren nicht allein …

     

    Das Rotkelchen beobachtet mich. Es scheint etwas von mir zu erwarten. Aber ich weiß nicht was … Nach einer Weile spricht es zu mir. Seine Stimme klingt wie das Echo aus einer fernen Vergangenheit:

     

    „Matilde und ich haben bereits einmal den Fehler begangen, vorschnell zu urteilen und deswegen musste ein Mann sterben …“

     

    Die Kälte dringt durch meine Kleider. Mich fröstelt. „Will mich das Rotkehlchen warnen? Befinde ich mich in Lebensgefahr? Welche Gefahr sollte von einem Rotkehlchen ausgehen? Was steckt in diesem Rotkehlchen? Wer ist Matilde?“

     

    Wieder hallt die Stimme des Rotkehlchens aus den Tiefen der Vergangenheit, bis das klare Weiß um mich herum sie verschluckt:

     

    „… nun habe ich Matilde, nur noch Matilde …“

     

    Matilde … ich erinnere mich. Die Contessa … war bei uns … ich sah sie fallen …

     

    „… Ich habe Angst, dass es bei ihr wieder losgehen könnte. …

     

    … Matilde ist keine gute Frau …

     

    … sie wird es mir niemals verzeihen …“

     

    „Was wird sie Dir nie verzeihen“, frage ich das Rotkehlchen.

     

    Auch im Sturz wirkte die Contessa anmutig und doch verletzlich. Es versetzt mir einen Stich, sie vor meinem inneren Auge erneut fallen zu sehen. Dann sehe ich sie unter mir in einer großen Halle, wie sie verzweifelt die Fetzen eines Blattes Papier einsammelt, als hinge ihr Leben davon ab.

     

    Der Blick des Rotkehlchens scheint zu brennen, lodernder als seine rote Brust, als ich meine Aufmerksamkeit wieder ihm zuwende. In diesem Feuer liegt so viel Leidenschaft und Verzweiflung, dass es mich zu überwältigen droht.

     

    "Weshalb weinst du?" fragte das Rotkehlchen. "So siehst du hässlich aus! Mir fehlt ja nichts!"

     

    Die Worte kommen mir merkwürdig vertraut vor.

     

    Das Gesträuch, in dem das Rotkehlchen sitzt, beginnt zu wachsen und sich zu verändern. Es verwandelt sich in einen Rosenstock, aber die Rosen werden wurmstichig und krank. Der Rosenstrauch verkümmert und verwandelt sich in einen winterkahlen Weißdornstrauch. Die Dornen sprießen immer länger daraus hervor.

     

    Das Rotkehlchen scheint es nicht zu bemerken. Es blickt an mir vorbei und ist wie erstarrt. Es erscheint unfähig sich zu bewegen. „Wie das Kaninchen vor der Schlange“, fährt es mir durch den Kopf.

     

    Ich blicke mich um. Geschmeidig und ohne jede Eile kommt Sie auf uns zu.

     

    Dann ein Sprung … vollendete Körperbeherrschung wird zu tödlicher Präzision … ein eisig schönes Wunder der Natur … ein einziger Haps … und es ist vorüber.

     

    Gleichgültig blickt sie mir ins Gesicht.

     

    Ich bin entsetzt und fasziniert zugleich.

     

    Eine Träne fällt aus meinem Auge. Als sie auf den Weißdorn trifft, dort wo eben noch das Rotkehlchen saß, verwandelt sie sich in Eis und wächst.

     

    Da beginne ich zu rennen.

     

    „Wovor fliehe ich, vor meiner Faszination oder vor ihr? … Bisher war es der VIRUS Wissen, der mich gleichzeitig fasziniert und in Schrecken versetzt hat. Kann es sein, dass auch die Emotion ein infektiöses VIRUS ist? Bin ich nicht der Seuchenträger, sondern das Opfer?“

     

    Die Landschaft verändert sich. Immer öfter treffe ich auf Bäume. Wie schneeummantelte Riesen und Unholde umgegeben sie mich.

     

    Es beginnt zu schneien.

     

    „Das sind die weißen Bienen, die schwärmen“, höre ich Pauls Stimme in meinem Kopf.

     

    "Haben sie auch eine Bienenkönigin?" frage ich.

     

    "Die haben sie!" sagt Paul. "Sie fliegt dort, wo sie am dichtesten schwärmen! Es ist die größte von allen, und nie bleibt sie ruhig auf Erden, sie fliegt wieder in die schwarze Wolke hinauf. Manche Mitternacht fliegt sie durch die Straßen der Stadt und blickt zu den Fenstern hinein, und dann frieren die gar sonderbar und sehen wie Blumen aus.

     

    Sie ist keine gute Frau … jeder will sie mir wegnehmen und ich will ihr fern bleiben, doch es geht nicht."

     

    Ich nähere mich einem Wald.

     

    Weiße Flocken tanzen überall am Himmel. Ihre weißen Bienen fallen über mich her und beginnen mich einzuhüllen. Ich schlage sie von meiner Kleidung. Die Dämmerung fällt. Mit dem Tageslicht gehen auch die weißen Bienen, kehren zurück in ihren Palast aus Eis.

     

    Ich laufe ziellos durch den Wald. Plötzlich sehe ich mit Grausen zwei Gräber vor mir. Ich blicke nicht auf die Grabsteine, sondern laufe sofort weiter. Ich habe zu viel Angst, wessen Namen ich auf den Steinen lesen würde. Zuviele Menschen sind bereits tot und werden noch sterben, bis wir am Ende der Geschichte sind.

     

    Ziellos irre ich durch den Wald. Schon dämmert der Morgen. Die weißen Bienen sind wieder auf der Suche und erfüllen die Luft.

     

    Die Schneeflocken werden größer und größer, zuletzt sehen sie aus wie große weiße Hühner. Der Frost durchdringt mich. Ich spüre, wie meine Glieder zu erstarren beginnen.

     

    Aus der Ferne höre ich das Läuten eines Schlittens. Es kommt näher.

     

    „Ist das die Königin der weißen Bienen? Wird ihr Kuss mich retten? Oder bringen ihre Küsse den Tod?“, frage ich mich.

     

    • Like 4
  12. Also, wenn ich für mich sprechen darf, mich würden Erklärungen bei solchen Beiträgen schon interessieren. Der Abstraktionsgrad macht es für mich sonst sehr schwer, das nachzuvollziehen.

     

    Obwohl Kapitel 7 II nur Pauls Psyche betrifft, steht es uns anderen Spielern schließlich offen.

     

    Ich vermute, Du hast Dich mit dem Läuterer auch teilweise per PM vorbereitend ausgetauscht?

     

    Es wäre schade, wenn Paul geht und ich als Spieler frage mich immer, warum.

     

    Savage wird das Ende selbstverständlich nicht auf einer solchen Ebene verstehen, er hat ja auch keinerlei Einblick in diese 'Irrungen und Wirrungen' und auch keine Informationen über Pauls Vergangenheit. Er wird vermutlich nur annehmen, das Pauls Geist an inneren Konflikten zerbrochen ist. Für ihn ist es nicht wichtig diese im Detail zu kennen. Wahrscheinlich will er es dann auch gar nicht mehr wissen, sondern Paul so nehmen und in Erinnerung behalten, wie er ihn kennengelernt hat. Savage hat ja schon länger geahnt, dass Paul eine tickende Zeitbombe ist.

     

    Es wäre für mich aber durchaus verständlich, wenn Du die Erklärungen erst zu einem späteren Zeitpunkt nachlieferst, um 7 II nicht hier schon jetzt zu entmystifizieren.

  13. Naja, das passt ja! Dann hoffe ich das beste für Clive und künftig Ove.

     

    Wer weiß, vielleicht steht irgendwann einmal auch ein Nagel für Matilde... ;)

     

    Und mit jedem Wunsch und jedem Fluch wir ER, der mit den Füßen voran Geborene, mächtiger werden .... zumindest in Savage Vorstellung.

  14. Ich unterstelle: Du meinst David Lynch?

     

    Genial, der Mann! Wieder eine Gemeinsamkeit.

     

    Brav bist Du ja. Nur fehlt mir der Schlüssel, um diese Beiträge zu decodieren. Bei Deinem Beispiel habe ich zum Beispiel eine ganze Weile überlegt, ob das in Spalten oder in Zeilen zu lesen sein soll. Die letzte Erinnerung sprach für Spalten, aber das Wort hätte auch aus einem anderen Grund von Dir eingerückt worden sein können.

     

    Schön, dass Du hier ein wenig Erklärungen nachlieferst! So wird es gleich spannender.

     

     

    Hinsichtlich Matilde frage ich mich jedoch zunehmend, ob das Gewehr tatsächlich ihre gefährlichste Waffe ist. Und auch die Zauberformel erscheint mir gemessen an ihrer Wirkung auf ihr Umfeld nicht so mächtig...

     

    Ich höre gerade im Auto die Buchreihe von Lian Hearn (= Gillian Rubinstein) 'Der Clan der Otori'. Darin wird einer Frau, einer der beiden Hauptfiguren, nachgesagt, allen Männern, die sich mit ihr einlassen (sie begehren oder heiraten wollen) den Tod zu bringen. Irgendwie muss ich dann immer an Matilde denken, auch wenn ich nur Bruchstücke ihrer Vergangenheit kenne. Das gibt meinem Bild von Matilde inzwischen einen unterschwellig morbiden Touch. Wenn also von Matildes 'Zauber' die Rede ist (s.o.), wirkt das auf mich mehrdeutig, unheilverheißend. Gruselig!

     

    Eine männermordende Bestie versteckt sich da unter einem Schafspelz...  ;)

    • Like 3
  15. Nun, dann ist wenigstens mit mir noch alles in Ordnung. :D

     

    Tja, was das Ausscheiden von Paul angeht, habe ich meine Enttäuschung ja schon zum Ausdruck gebracht. Aber es hilft nichts. Ich kann Dich, Blackdiablo, schon verstehen. Bei Cthulhu kann sich ein Charakter einfach abnutzen, ohne dass man dafür einen Stabilitätswert benötigt.

     

    Aber etwas neues als Ersatz wäre schon schön...

  16. Ich gebe ganz offen zu, dass ich Kapitel 7 II nicht wirklich folgen kann.

     

    Sind Paul und der Junge identisch, sind sie es nicht?

     

    Hat Paul seine Mutter getötet oder nicht? Und wenn ja, warum?

     

    Sieht Paul in allen aufgeführten Frauen seine Mutter? Ödipuskomplex?

     

    Würde ich es verstehen, wenn ich NiN lesen würde?

     

    Fragen über Fragen... Aber es ist vielleicht auch nicht notwendig, dass ich dem folgen kann. Schließlich spielt sich alles nur im Geist von Paul ab (?) ... und da scheinen die Fenster tatsächlich auf Durchzug gestellt! :P

     

    Aber mich würde schon interessieren, ob ich hier alleine so sehr auf dem Schlauch stehe? Wie sieht es mit Euch aus, Nyre und Puklat? Könnt Ihr dem noch folgen? Vielleicht muss ich alles noch einmal im Zusammenhang mit etwas mehr Ruhe lesen. Die habe ich im Moment nicht.

  17. Ich habe eben Deinen Beitrag zum Altwerden als Rollenspieler entdeckt und war ganz baff.

     

    Mein Tag ist gerettet! Ich freue mich riesig darauf, Dich hier zu treffen!

     

    Deine literarischen Kenntnisse und Deine Informationen als Buchhändler werden sicher eine Bereicherung für das Forum sein und viele Anregungen geben!

     

    Heil Dir, Torshavn, Mosches Sohn, Befreier der Zwerge und König unter dem Berg! :D

     

    Avengar lebt!

    • Like 2
  18. Das liest sich schon sehr spannend, Puklat.

     

    Ich habe mich vor ein paar Jahren mal intensiver mit dem Beowulf beschäftigt. Ein tolles Thema! Er stellt eine Art Brücke zwischen Skandinavien und England dar und zeigt, wie eng die Kontakte damals waren. Das fand ich sehr spannend. Vielleicht könnte das auch ein kleiner Aufhänger sein, der Ove ins räumlich in unsere Nähe bringt.

     

    In der Geschichte Englands gibt es da einige interessante Anknüpfungspunkte...

     

     

    Ich bin im Moment leider etwas unter Druck und kann daher nicht genau sagen, wann ich wieder schreiben kann. Ich will hier nicht den Fortgang hemmen, also wenn es voran gehen soll, wartet nicht auf mich! Ich werde mich aber bemühen, möglichst schnell wieder dabei zu sein. (Ich rede von den nächsten zwei, drei Tagen, in denen bei mir nicht so viel möglich sein wird.)

  19. TORSHAVN!!!

     

    Ich fall vom Stuhl! Ich wusste nicht, dass Du hier angemeldet bist! Und das so lange schon! Ich bin begeistert!

     

    Es wäre schön, wenn wir beiden alten Säcke uns auch hier künftig ab und zu mal treffen würden! Erwecke die cthulhuide Seite in Dir!

     

    Ja, Deine Situation war / ist anders als meine. Du hattest bei Euch über den Verein schon alleine einen größeren Pool an potentiellen (Mit-)Spielern. Und da scheinen mir auch eine Menge junge, enthusiastische Spieler darunter zu sein. Mein Rollenspiel-Umfeld ist im Prinzip mit mir alt geworden. Und Du knüpfst möglicherweise auch über den Job den einen oder anderen neuen Kontakt. Das ich immer gerne auf der PhantastiCon war / bin, weißt Du ja. Ein sehr nettes Umfeld habt ihr da aufgebaut.

     

    Aber zockt Ihr denn noch bis 4 Uhr in der Früh? Wir haben ja damals oft um drei oder vier Uhr Mittags angefangen und 12 Stunden am Stück gespielt. Diese Begeisterung gepaart mit dem entsprechenden Durchhaltevermögen ist es, die mir fehlt ... neben manchem Gesicht selbstverständlich! Diese tiefen Momente, in denen einfach für jeden am Tisch alles stimmt und die Spannung alle gemeinsam mitreißt, wo man sich bzw. die SCs gegenseitig so gut kennt, dass man eine verschworene Gemeinschaft bildet, finde ich im Moment nicht mehr. Das wurde vor ca. 10 Jahren immer seltener.

     

    Und das ist auch in etwa der Zeitpunkt, als die Spieler immer früher müde wurden. :D

    • Like 4
×
×
  • Create New...