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Joran

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Posts posted by Joran

  1. Ja, Du hast recht Blackdiablo. Da habe ich beim Schreiben meines Beitrags nicht noch einmal genau genug hingesehen. Ich korrigiere das.

     

    ... erledigt ...

     

     

    Savage wartet jetzt erst einmal ab und beobachtet Eingangshalle und Ärzteflur.

     

    Ich habe aber auch zwei Fragen:

     

    1) @ Blackdiablo: Kannst Du bei Deinem letzten Post noch einmal die Anführungszeichen überprüfen? Stehen die an der richtigen Stelle? Ich bin mir nicht ganz sicher, welchen Teil Anderson denkt und welchen er gegenüber Savage ausspricht...

     

    2) @ Läuterer:

     

     

    Aus dem Raum hinter der Tür unter der Treppe hörst Du jetzt deutlich ein Geräusch...

     

    Ich dachte die Tür wäre geschlossen gewesen. War denn jetzt schon jemand in diesem Raum? Um den Speisesaal, aus dem Caruso erklang, handelt es sich doch nicht, sondern um ein anderes Zimmer, oder? Wissen wir, um welchen Raum es sich handelt? Steht der irgendwie im Zusammenhang mit der Küche, in der ich war und die eine Verbindung zum Speisesaal hatte?

  2. Ja, das sehe ich genauso. Dann muss Amanda eigentlich hinter der Tür sein. Aber warum sollte sie diesmal auf uns warten und nicht wieder weglaufen? Oder dieser Raum ist eben der Ort, an den sie uns die ganze Zeit über schon bringen will.

     

    Die Entscheidung, ob Du die Tür öffnen willst, liegt bei Dir, nur Du hast das Geräusch auch bisher gehört.

     

    Da Anderson aber vielleicht zu Dir heruntergegangen ist, sollten wir auch dann auf Blackdiablo warten, damit wir wissen, ob er bei der Contessa ist.

  3. Das das Geräusch hinter der Tür an einen Aufziehmechanismus zu erinnern scheint und nachdem es verklungen ist wieder von neuem beginnt, muss dort eigentlich jemand sein.

     

    Es läge daher nahe, dass die Contessa nachsiehst.

     

    Savage will sich nicht mehr von Amanda an der Nase herumführen lassen. Daher würde er das Geräusch vermutlich an Stelle der Contessa ignorieren, weil er Amanda als einzig denkbaren Urheber sieht. Savage wartet ggf. vor dem Flur und behält diesen im Auge, bis Du Deine Untersuchungen abgeschlossen hast.

     

    Wir sollten jetzt jedenfalls einmal einen der denkbaren Hinweise konsequent bis zum Ende verfolgen, ohne uns von Amanda ablenken zu lassen. Bisher haben wir alle Nachforschungen im Ergebnis abgebrochen: die Suche nach den Akten, die Untersuchung der Leiche, die Suche nach Cooper, die Suche nach Warners Zimmer, ...

     

    Wenn Amanda nicht das Biest ist, für das Savage sie hält, wird sie dann schon nach gewisser Zeit ankommen, wenn sie merkt, dass das Spiel vorbei ist. Ist sie hingegen tatsächlich verantwortlich für das, was hier abläuft, kann es nur zu unserem Nachteil sein, ihrem Willen nachzugeben.

     

    Wir sollen jetzt erst einmal auf Blackdiablo warten, meine ich.

  4. Unschlüssig stehe ich auf der Galerie und beobachte, wie die Contessa die Papierfetzen einsammelt ... weiße Scherben ihrer beschädigten Seele ...

     

    Das Bild berührt mich und erfüllt mich zugleich mit Traurigkeit, denn es wirkt auf mich wie der hilflose Versuch der jungen Frau, durch das Zusammenfügen der Seiten auch die Sprünge in ihrem Inneren zu heilen.

     

    Der Damm bricht. Meine treueste Gefährtin über all die Jahre, diese tiefe Traurigkeit, die auf wundersame Weise ebenso Inspiration wie lähmende Last sein kann, die stärkste der mir verbliebenen Empfindungen, die mir beweist, dass ich noch lebe, weil sie den Tod herbeisehnen lässt, durchflutet mich und füllt die innere Leere. Ich gebe mich ihr bereitwillig hin.

     

    Es fällt mir schwer, den Blick von dem Bild unter mir abzuwenden. Ich weiß, dass dieses Bild eines derjenigen ist, die bleiben, die nachts wiederkehren, wenn ich wach auf meinem Bett liege. Aber ich zwinge mich, immer wieder in den Flur mit den Ärztezimmern zu sehen, die Tür am anderen Ende des Flurs in den Augen zu behalten, die vermutlich zu der kleinen Treppe führt. Amanda soll keine Chance erhalten, dort noch etwas zu verändern, zu stehlen, zu zerstören, sofern sie uns nicht ohnehin bereits zuvorgekommen ist.

     

    Ohne Anderson anzusehen, sage ich ruhig: "Ich glaube, wir sind alle drei ... jeder auf seine Weise ... nur noch wenig mehr als ein Haufen Scherben unserer Selbst. ...

     

    Es ist schon erstaunlich, dass das Schicksal uns hier und heute auf diese Weise zusammengeführt hat. Zu welchem Zweck frage ich mich ..."

     

    Ich merke, wie sich meine Gedanken verselbständigen und von der Traurigkeit mitreißen lassen. Und nun, da ich ein alter Mann bin, läuft es immer auf die gleichen Fragen hinaus:

     

    "Glauben Sie an einen Gott, Mr. Anderson? ... an das Schicksal? ... an eine höhere Macht?

     

    Meine Eltern waren religiös. ... In ihren glücklichen Tage wie auch in den Tagen der Not.

     

    Mein Glaube war zu schwach. Er ist unter der gleißenden Sonne Afrikas zu Asche verbrannt. Aber in manchen Augenblicken scheint sich ein kleiner Rest davon wie ein Phönix aus der Asche zu erheben. Ein Funke Hoffnung, dass mein Leben nicht gänzlich vergebens war.

     

    Falls das heute unser letzter Tag sein sollte, haben wir dann unseren Beitrag geleistet? ... Oder hinterlassen wir nicht mehr, als das ...", ich deute herab, "... ein paar verstreute Fetzen aus Papier?"

     

    Bevor Anderson antworten kann, ruft die Contessa.

     

    Ich seufze. "Hat Amanda damit wieder gewonnen?"

     

    "Gehen Sie nur, Anderson. Ich werde hier oben aufpassen, dass Amanda sich nicht an den Ärzteräumen zu schaffen macht. Sie kann ja schließlich nicht schon überall gewesen sein", ermuntere ich Anderson mit routiniert gespielter Leichtigkeit. Aber ich merke, wie meine Hand auf dem Griff des Messers ruht. Und hinter der Fassage spüre ich eine traurige Gewissheit in mir wachsen, dass mein Leben vorüber sein wird, wenn es zum Äußersten kommt, ganz gleich was geschieht ... letztendlich wird Amanda mich dann besiegt haben.

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  5. "Mit 'Besessenheit' hat das wenig zu tun!", antworte ich etwas heftiger, als gewollt. Einerseits kränkt mich ein wenig die in diesem Wort enthaltene Bewertung meines Verhaltens als unangemessen, vor allem aber macht mich das Lied des Kindes zornig. Noch immer macht Amanda ihre Scherze über den Tod anständiger Menschen und noch immer meint diese kleine Göre, uns manipulieren zu können. Und dass sie hiermit bislang Erfolg hatte und nun bei der Contessa erneut Erfolg zu haben scheint, macht es nicht einfacher, ruhig zu bleiben.

     

    Aber es fällt mir diesmal leicht, meinen Zorn zu bändigen. Andersons Worte machen mich nachdenklich.

     

    Erneut verwirren mich Mr. Andersons Andeutungen und seine Sichtweise der Geschehnisse. 'Besessenheit'? Ich will nicht akzeptieren, von diesem Kind 'besessen' zu sein ... weder in dem von ihm gemeinten übertragenen Sinn noch im wörtlichen Sinne. Dieser kleine Teufel darf keinen Besitz von mir ergreifen!

     

    Aber Anderson verwendet oft extreme Formulierungen. Er scheint in Superlativen zu leben. Vor allem, wenn er über seine Erlebnisse mit der Contessa redet, scheint er getragen von zwiespältigen Gefühlen keinen Mittelweg zu finden. Die Ambivalenz scheint ihm nur extreme Sichtweisen zu gestatten. Heute morgen im Speisesaal schien Anderson außer sich vor Angst, nachdem er die Hilferufe der Contessa gehört hatte. Er flehte Dr. Livingstone geradezu an. Und als Dr. Warner erwähnt wurde, geriet er völlig außer sich und brüllte:

     

    'LASSEN SIE DIESEN KERL NICHT IN IHRE NÄHE!'

     

    Ich verstehe nun, warum Anderson beunruhigt war, aber die Heftigkeit seiner Reaktion ist Beweis für seine starke emotionale Bindung an die Contessa ... emotionale Bindung oder nicht doch vielleicht schon Abhängigkeit ... Obsession ... BESESSENHEIT?

     

    Mir gehen weitere Sätze Andersons durch den Kopf: 

     

    'Matilde ist keine gute Frau - doch bin ich auch kein guter Mann. Ich habe Angst, dass es bei ihr wieder losgehen könnte.'

     

    'Was ist, wenn es wirklich stimmt, wenn es stimmt, wenn es stimmt, Mr. Savage, es könnte stimmen und dann und dann wird sie es mir niemals verzeihen - ICH werde es mir niemals verzeihen.'

     

    'Ich habe ihn nicht umgebracht, Mr. Savage, glauben Sie mir das. Er war mein bester Freund, er war mein bester Freund, mein einziger Freund, nun habe ich Matilde, nur noch Matilde, doch jeder will sie mir wegnehmen und ich will ihr fern bleiben, doch es geht nicht. Irgendwie geht es nicht, denn immer - immer wenn ich es versuche, kommt sie zu mir zurück.'

     

    'Matilde! Hast du irgendeine Ahnung, wo der Dreckskerl hin verschwunden ist? Etwas, was mir weiterhilft, ihn zu finden. Er muss zur Rechenschaft gezogen werden!'

     

    Und jetzt:

     

    'Matilde und ich haben bereits einmal den Fehler begangen, vorschnell zu urteilen und deswegen musste ein Mann sterben ...'

     

    Anderson scheint alles auf die gemeinsame Vergangenheit mit der Contessa zu beziehen. Offenbar haben die beiden gemeinsam extreme Erfahrungen durchlebt. Aber ist das alles, was die beiden verbindet, Freundschaft und eine Leidensgemeinschaft? Ist das alles, was Anderson für die Contessa empfindet?

     

    Ich kann nicht abstreiten, Andersons Gefühle in gewisser Weise nachempfinden zu können ... obwohl ich die Contessa erst wenige Stunden kenne. Die Contessa hat ... eine besondere Ausstrahlung ... die den Wunsch weckt, ihr zu helfen, sie zu beschützen. Aber geht das, was Anderson empfindet, nicht weit über solche Gefühle hinaus? Will er die Contessa für sich ganz alleine besitzen?

     

    'jeder will sie mir wegnehmen und ich will ihr fern bleiben, doch es geht nicht'

     

    Ich frage mich, ob Anderson möglicherweise künftig einmal eine Bedrohung in mir sehen könnte. Wie würde er reagieren, wenn die Contessa sich mir anvertrauen sollte. Wie hätte er reagiert, wenn er das Gespräch eben auf dem Flur gehört hätte, wenn er die flüchtige Vertraulichkeit der Berührung unserer Hände gesehen hätte?

     

    Wozu könnte Anderson fähig sein, wenn er sich in seiner Obsession bedroht sieht?

     

    Ich habe das Gefühl, mich auf dünnem Eis zu bewegen. Ich nehme mir vor, vorsichtig zu sein, um Anderson nicht unnötig zu provozieren, bis ich ihn besser einschätzen kann. Noch ist er für mich ein Buch mit sieben Siegeln...

     

    Ich seufze, als ich der Contessa nachblicke, wie sie anmutig die Treppe herabgeht.

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  6. "Sie? ... Ich gehe bislang nur von einem Täter aus, entweder Warner oder Amanda. Und das wir den Zettel gerade jetzt finden, spricht für Amanda. Nachdem wir auf ihren Gesang nicht reagiert haben, legt sie uns eben eine andere Spur, von der sie ausgeht, dass wir ihr nicht widerstehen können.

     

    Ich glaube, sie will uns entweder gezielt irgendwo hinlocken oder sie will uns von einem bestimmten Ort fernhalten.

     

    Und sie will ganz offensichtlich unsere Aufmerksamkeit. Den Gefallen sollten wir ihr nicht tun. Wenn sie merkt, die Situation nicht mehr nach ihrem Belieben zu kontrollieren, wird sie vielleicht unvorsichtig und beginnt Fehler zu machen.

     

    Darum bin ich der Meinung, wir sollten uns unser Vorgehen nicht von diesem verzogenen kleinen Biest diktieren lassen. Ich will nicht länger an ihren Fäden tanzen. Wenn Amanda etwas von uns will, soll sie zu uns kommen. Ich finde, wir sollten zuerst die Ärztezimmer durchsuchen. Das dauert nicht mehr lange. Wir sollten wissen, was aus Cooper geworden ist. Und wir sollten alle Informationen über Warner sammeln, die wir finden können. ... Und dann ... dann nehmen wir uns Amanda vor!"

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  7. Da Joran den Beinamen "aus den Schatten" trug oder schlicht als der 'Schattenmörder' galt, ist mein gegenwärtiges Bild fast schon ein Avatar... ;)

     

    (Übrigens: Ich halte gerade die aktuelle Mephisto in den Händen. Es ist mal wieder ein Cthulhu-Abenteuer drin. 'New Ult City' ist als pulpiger One-Shot gedacht und spielt in den Traumlanden. Der zweite Weltkrieg hat Veränderungen der Traumlande herbeigeführt und Ulthar ist zum Moloch New Ult City angewachsen. Das ganze läuft auf eine Luftschlacht um einen Leviathan hinaus, der über New Ult City kreist. Ich persönlich finde nicht mehr viel vom Cthulhu-Feeling in dem Abenteuer, sondern eher ein Endzeitszenario, aber das ist ja Geschmacksache.)

     

    Du bist dran, Läuterer!

     

    Aus welcher Akte stammt der Fetzen denn wohl? "1, 2 oder 3 ... Du musst Dich entscheiden! ... Plopp"

     

    Ich hab's ja schon vor einer Woche gesagt: Da kommt eine Schnitzeljagd auf uns zu!

  8. "Wenn Warner die letzte Person gewesen wäre, die an Ihrer Akte war, dann müsste er auch jetzt noch hier sein. Wie wir. Die Akte wurde erst eben auf den Rollstuhl gelegt.

     

    Nein, zuletzt muss das Mädchen die Akte gehabt haben. ... Vielleicht war der Inhalt zu diesem Zeitpunkt schon von Dr. Warner entfernt worden. Aber warum sollte Amanda sich dann mit der leeren Akte beschäftigt haben? Eins dürfen wir wohl ausschließen: Das kleine Biest wollte uns sicher nicht helfen, als sie die Akte auf Ihren Stuhl legte!", überlege ich laut.

     

    "Aber wie dem auch sei: Das ist nur ein Grund mehr, die Zimmer weiter zu durchsuchen, bis wir die Räume von Cooper und Warner gefunden haben...

     

    Mr. Anderson, kommen Sie rauf und helfen uns? Haben Sie Ihre Akte gefunden? Dann sollten Sie diese vielleicht besser nicht mehr aus den Augen lassen!"

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  9. Stanislawski könnte passen, aber ohne es nachzulesen bin ich mir nicht mehr sicher.

     

    Ohne eine Annäherung an diese Grenzen würden wir natürlich auch nicht Cthulhu spielen, sondern Private Eye etc. Also immer weiter...

     

    Wir haben hier 'Herm' thematisch auch schon lange verlassen. Es könnte nur sein, dass wir mit Amanda auf einen ähnlichen Konflikt stoßen... Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es mir gefallen würde, wenn Savage Amanda tötet. Der Charakter wäre für mich durch eine solche Handlung vermutlich 'verbrannt'. Aber für gänzlich ausgeschlossen halte ich es nicht. ... Mal sehen was noch so passiert.

  10. @Nyre:

     

    Das ist richtig. Aber manchmal schaltet man den Fernseher auch einfach ab...

     

    Ich glaube, ich bin nicht besonders zimperlich bei Filmen. Aber es gibt Tage, da kann ich manche Filme einfach nicht schauen. Das hängt auch von meiner persönlichen Stimmung ab.

     

    Und Du darfst eines nicht übersehen:

     

    Es ist eben doch ein Unterschied, ob man selbst eine Möglichkeit hat zu agieren oder ob man weiß, an dem (Film-)Geschehen nichts ändern zu können. Die sog. Bluthochzeit bei GoT im Fernsehen zu sehen (https://www.youtube.com/watch?v=78juOpTM3tE) ist etwas ganz anderes, als sie im Rollenspiel als ein Beteiligter durchzuspielen.

     

    Und das Band zwischen dem Spieler und seinem SC (möglicherweise seit Jahren gespielt) kann wesentlich enger sein als das gerade einmal eineinhalb Stunden dauernde Band zwischen dem Zuschauer und der Filmfigur.

     

    Was die Schauspielerei angeht bin noch nicht mal ein Laie, aber es gibt ja auch verschiedene Theatertheorien oder wie man das nennt. Teilweise wird von Regisseuren ja eine vollständige Öffnung des Innenlebens der Schauspieler verlangt, ich kannte auch einmal den Namen dieser Theorie, weil ich in einem anderen Forum eine Diskussion zu diesem Thema verfolgt habe, sie fällt mir aber gerade nicht ein. Es ist daher vielleicht auch auf der Bühne die Frage, welche Distanz man zu seiner Rolle bewahrt bzw. welche Nähe man zulässt. Damit wären wir dann wieder bei dem Punkt, persönliche Grenze zu überwinden...

     

    @ Läuterer:

     

    Wir sprechen ja hier nur abstrakt, nicht auf das vorliegende Rollenspiel bezogen.

     

    Aber ich sage ja nichts neues, dass nicht nur der besondere Reiz sondern gleichzeitig auch ein Kernproblem für die Akzeptanz von Cthulhu die begrenzte Halbwertszeit der SCs ist.

  11. Das glaube ich sofort!

     

    Rollenspiel kann schnell zu einem Balance-Akt auf einem sehr schmalen Grat werden ... und da muss man als SL manchmal vorsichtig sein, nicht über das Ziel hinauszustoßen. Eine Entscheidung kann man meist erst in der konkreten Situation aufgrund der Reaktionen der Spieler treffen.

  12. Und weil ich das mit der Gewalt gegen Kinder genauso sehe, sind wir wohl schachmatt gesetzt, wenn Amanda tatsächlich verantwortlich für all das Böse hier im Spiel ist ... es sei denn Rick ...

     

    Das ist - ganz allgemein gesprochen und nicht auf den vorliegenden Fall bezogen - ein Problem: Als Spielleiter kann man Spieler vor die Wahl stellen, die SCs entgegen ihren eigenen Überzeugungen zu spielen oder alternativ im Spiel zu 'verlieren'. Das kann zu erheblichen Frustrationen bei den Spielern führen. Daher mache ich um solche Situationen eher einen großen Bogen.

     

    Eine Szene, die für meine Verhältnisse im PnP schon sehr weit ging, verlief etwa wie folgt:

     

    Fantasy-Setting. Spielerin M spielt die Halbling-Diebin F (kein fetter Hobbit, sondern eine kleine drahtige Frau, wie sich erst viel später herausstellt mit einem guten Teil Dryaden-Blut in den Adern). F ist durch Armut zur Diebin geworden. Die Gilde hat sie als Kind aufgenommen. Die Gilde ist die einzige Instititution, die sich solcher Kinder annimmt und sie tatsächlich gut behandelt, ausbildet, ihnen die erforderliche Zeit lässt, um künftig Profit zu erwirtschaften. Erstaunlicherweise hat die Gilde feste ethische Prinzipien. Mord und Raub sind zwar nicht generell schlecht, aber sollen nicht leichtfertig erfolgen (... der Preis muss stimmen). F ist jung und im Herzen gut. Sie hat erkannt, dass finstere Mächte die mächtige Gilde unterlaufen haben und legt sich mit den betreffenden Personen an. Der Verräter aus der Gilde sitzt im obersten Gildenrat. F weiß nicht viel über die Person, nur dass sie Verkleidungen wählt und offenbar auf magischem Wege verschiedene Gestalten annehmen kann. Sie kennt sie vor allem als eine Frau mit einem Kaputzenmantel. Alleine ein Fußkettchen, dass F an der Gegnerin gesehen hat, scheint ein individuelles Erkennungsmerkmal. Als Gegenstand eher nebensächlich wird es zum Symbol der erbitterten Feindschaft. Die Verräterin hat Kontakt zu dem grausamen Statthalter einer finsteren Armee, meinem Namensgeber Joran (wohl mein Lieblingsbösewicht, den die Spieler nicht nur zu fürchten, sondern richtiggehend zu hassen gelernt haben), die sich Schritt für Schritt der Heimat von F nähert. Soviel ganz kurz zur Vorgeschichte.

     

    F dringt dank ihrer Fähigkeiten ganz alleine in die Burg des Statthalters Joran ein. Sie sieht das Grauen, dass der Statthalter unter der Bevölkerung angerichtet hat. Die meisten Bewohner sind tot oder in willen- und antriebslose Geschöpfe verwandelt. Es gelingt F, bis in den Pallas der Burg vorzudringen. F versteckt sich dort auf dem Dachboden. Durch die Spalten zwischen den Holzbalken kann sie in das Stockwerk darunter blicken und alles beobachten, was dort geschieht. Sie sieht ein Zimmer, in dem junge Frauen gefangen gehalten werden, die offensichtlich von den Soldaten Jorans geraubt wurden.

     

    Eines der Mädchen wird in ein fürstliches Schlafzimmer gebracht. Sie scheint voller Furcht zu sein. Die anderen Mädchen bleiben schluchzend zurück. F beobachtet vom Dachboden aus, wie Joran aus dem Erdgeschoss die Treppe heraufkommt und in sein Schlafzimmer geht. Das Mädchen versucht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. F beobachtet, was Joran dem Mädchen antut. Das Mädchen lässt aus Furcht alles über sich ergehen. Ihr Blick ist starr auf die Zimmerdecke gerichtet. F hat fast den Eindruck, es sieht ihr in die Augen. Auch im Spiel habe ich die eigentlich Gewalt nicht beschrieben, sondern nur angedeutet. Der vermeintliche Augenkontakt stand ganz im Vordergrund ... die in ihrem Blick liegende Verzweiflung und schreckliche Furcht des Mädchens. Nachdem alles vorüber ist und das Mädchen mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegt, beobachtet F, wie Joran - offenbar des Mädchens überdrüssig - aufsteht und sich einen Dolch holt. F sieht, wie er mit gezogenem Dolch zum Bett zurückkehrt. Joran durchschneidet ohne erkennbare Regung die Kehle des Mädchens und hält ihren zuckenden Körper fest.

     

    F hatte die Entscheidung: Sie hätte zu ihren ethischen Überzeugungen stehen und das Mädchen warnen oder vielleicht sogar eingreifen können, aber dann hätte sie sich verraten. Hier kann ich's ja sagen: Realistisch betrachtet hätte sie sogar eine gute Chance gehabt, das Mädchen zu retten. Aber F war derart von Angst ergriffen und fühlte sich so hilflos, dass sie meinte, dann auch ein Opfer von Joran zu werden. Um im Spiel nicht zu 'verlieren', musste sie - so ihre Überzeugung - das Mädchen also sterben lassen und dabei in ihre Augen sehen.

     

    Das war für meine Spieler schon sehr hart.

    • Like 1
  13. Sehe ich auch so, wir warten auf Blackdiablo!

     

     

    Zum Thema Gewalt und Rollenspiel:

     

    Es gab ja mal vom Drachenland Verlag die Schelmin-Reihe. Diese stand unter dem Motto 'Fantasy gegen Gewalt' (http://www.drachenland-verlag.de/Programm/Schelmin.shtml).

     

    Ich habe die Bände damals gekauft, wie das meiste vom Drachenland-Verlag, weil ich einige Abenteuer damals gut in meine Kampagne einfügen konnte und ich Fan-Produkten und halbprofessionellen Verlagen immer sehr aufgeschlossen gegenüberstand. (Manche, wie der Drachenland-Verlag, DDD und Feder & Schwert sind dann ja auch in die Professionalität hineingewachsen.) Aber irgendwie ist der Ansatz eher unrealistisch. Letztendlich wird ein PnP fast immer auch einmal auf physische oder psychische Gewalt hinauslaufen. Die Frage ist nur, wie explizit man das ausspielt und ob es zum Selbstzweck wird, um sich daran zu ergötzen. Dann spätestens ist für mich die Grenze überschritten.

     

    Aber es gibt eben auch kaum einen Krimi ohne Toten. Das spricht deswegen noch nicht gegen das Genre allgemein.

  14. Ja, den Punkt meinte ich. Das ist für meine Verhältnisse schon ziemlich extrem gewesen.

     

    Da finde ich es merkwürdigerweise einfacher, einen SC gleich ganz umzubringen ... :D

     

     

    Kannst Du nicht beschreiben, was wir in den Zimmern finden, Läuterer? Wir können doch schwerlich entscheiden, ob wir Coopers Leiche finden oder nicht und ob wir Dr. Warners Zimmer entdecken bzw. was wir dort vorfinden ...

     

    Sonst warten wir auf Blackdiablo. Das wäre vom zeitlichen Ablauf vermutlich auch konsequent und Paul muss auch mal wieder zum Zuge kommen.

  15. Hmm, eigentlich ist Gender-Switching für mich kein großes Problem, vermutlich weil ich im Rollenspiel gewisse persönliche Grenzen ziehe, die ich eigentlich nicht überschreite, und auf diese Weise eine gewisse Distanz aufrechterhalte:

     

    Für mich besteht kein großer Unterschied zum Lesen eines Buchs, das aus der Ich-Perspektive eines weiblichen Protagonisten geschrieben ist.

     

    Ich habe oft Frauen als NSCs spielen müssen. Und dabei kam es auch zu Annäherungsversuchen der NSCs, mal direkt oder plump, mal romantisch oder verhalten. Mal waren die Frauen 'Täter', mal waren sie 'Opfer'.

     

    Ich habe einmal eine SC-Wüstenkriegerin gespielt. Kämpferisch eher eine Niete, wenn man ihre regeltechnischen Werte mit den normalen Regel-Kämpfern der Gruppe verglich, aber in ihrem Innern eine echte Löwin. Und sie hat sich auf eine Beziehung zu einem anderen SC eingelassen. Der hat sich dann so verrannt, dass er aus der Kampagne fliehen mussten. Und sie ist ihrer Liebe gefolgt. Damit musste ich die Kriegerin leider aufgeben. Bis heute trauere ich ihr ein wenig nach. Ich habe mir danach diverse Zeichnungen von ihr auf der Spiel in Essen anfertigen lassen, quasi 'in memoriam'.

     

    Und einer meiner Lieblings-NSCs war/ist eine unglücklich verliebte Frau, die im ständigen Wechsel zwischen zwei Kulturen an ihren eigenen starren kulturellen Hintergründen und den durch sie bedingten Zwängen verzweifelt.

     

    Ein Problem könnte es für mich wohl werden, wenn Sexualität explizit ausgespielt werden sollte. Damit würde ich mich sicher unwohl fühlen. Da gibt es dann doch Grenzen. Das wäre aber vermutlich genauso, wenn ich einen männlichen Charakter spiele. Ich finde es ohnehin angebrachter, so etwas nur am Rande anzudeuten und der Phantasie der Spieler zu überlassen.

     

    Auch ernsthafte sexuelle Übergriffe auf einen SC wären für mich als SL völlig losgelöst vom jeweiligen Geschlecht ein Problem, selbst wenn ich die sexuelle Gewalt dabei nicht genau darlegen müsste. Da hätte ich schon ziemliche Skrupel. In der Beziehung habe ich den Eindruck, könntest Du viel weiter gehen als ich.

     

    Ich glaube, ich habe als Spielleiter eine Tendenz, Eigenschaften wie Grausamkeit, Brutalität, Skrupellosigkeit, Bosheit mit weit überwiegender Zahl männlichen NSCs zu zuschreiben und Sensibilität, bedingungslose Treue, Aufopferungsbereitschaft, Weisheit weiblichen NSCs. Das erfüllt aber letztendlich auch nur ein Klischee denke ich und mit Klischees spielen wir bei RPGs sowieso ständig, entweder weil wir sie uns zunutze machen oder weil wir sie gezielt durchbrechen. Wenn ich dieses Schema durchbreche, ist das zumeist auf eine sehr intensive Hintergrundausarbeitung des Charakters zurückzuführen. Das ist an sich möglicherweise bereits chauvinistisch, wenn ich so darüber nachdenke.

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  16. Fassungslos starre ich auf die Zeitungen in der geöffneten Aktenmappe.

     

    "Es tut mir leid", sage ich voller Enttäuschung zu der Contessa. "Dieses Biest ... sie war wieder schneller als ich! Dieses Kind ist böse ... es macht ihr Freude, uns zu quälen! ... Um nichts anderes scheint es hier noch zu gehen! Und es wird nicht enden, bis ... nun ja, ich weiß auch nicht ... Hören sie besser nicht auf mich."

     

    Nach einer kurzen Pause füge ich hinzu:

     

    "Wir müssen das Kind zwingen, uns Ihre Akte herauszugeben. Wir drei müssen sie zusammen fangen ... ihr eine Falle stellen.

     

    Aber wir dürfen uns nicht länger von ihr die Regeln für dieses Spiel aufzwingen lassen, sondern sollten erst das hier abschließen. Die Zimmer von Cooper und Warner zu finden, kann nicht so schwer sein."

    • Like 1
  17. @ Nyre:

     

    Die Akte war dick und schwer. Es müssen nicht nur wenige Zettel in der Akte sein, sondern ganze Zeitungen, ein Stapel belangloses Papier o.ä.

     

    Der Einband der Akte ist auch echt. Nur der Inhalt wurde ausgetauscht, wie ich den Läuterer verstanden habe.

     

    Sonst muss ich meinen älteren Beitrag ändern.

  18. @Läuterer

     

    Eine Änderung meines (letzten?) Beitrages wäre kein Problem.

     

    Ich wollte einerseits kein weiteres Hindernis für eine Wiedervereinigung der Gruppe bilden und andererseits die für Savage nicht ganz selbstverständliche Öffnung seiner Persönlichkeit gegenüber den beiden anderen vorantreiben. Savage hat sich in den letzten Jahren ziemlich in seine Resignation eingeigelt und der Außenwelt seine Stacheln gezeigt. Es bedurfte einer tiefgreifenden Erschütterung, damit er gezwungen war, diese Schutzhaltung aufzugeben.

     

    Savage braucht im Grunde einen Gesprächspartner, der ihm zuhören und seine Berichte als wahr akzeptieren kann ebenso dringend, wie die Contessa, die sich ja auch unverstanden und nicht ernstgenommen fühlt.

     

    Die wirkliche Akte nicht gefunden zu haben, dürfte Savage einerseits ziemlich enttäuschen und andererseits seinen Zorn auf Amanda steigern. Dann wurde er ja doch wieder von ihr vorgeführt. Und doch glaube ich trotz all der aufgestauten Wut und Frustration, die sich nun auf Amanda fixiert, nicht, dass Savage in der Lage wäre, das Kind zu töten. Selbst wenn seine schlimmsten Befürchtungen Amanda betreffend sich bewahrheiten sollten. Aber sehen wir mal, was noch so kommt... Vielleicht hat ja jetzt die Contessa einen Grund, Savage die Drecksarbeit abzunehmen? Was Savage sich selbst vermutlich nie verzeihen könnte, würde er bei der Contessa möglicherweise als unvermeidlich akzeptieren.

     

     

    Die Länge meiner Beiträge schwankt ja sehr. Tatsächlich stoße ich dabei manchmal an meine zeitlichen Grenzen.

     

    Ich halte es aber für wichtig, Savage möglichst schnell einen Charakter zu geben, der den Erfahrungen und Erlebnissen von Paul und Matilde etwas entgegensetzen kann. Dabei reicht m.E. schon die Ahnung von MEHR. Das ist umgekehrt aus meiner Sicht bzw. der Sicht von Savage ja ähnlich. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass Savage nur ein farbloser Mitläufer bliebe.

     

    Und ich würde sicherlich nicht verschwinden, ohne mich zu verabschieden und das zu begründen. Das ist den Mitspielern, vor allem aber dem SL gegenüber völlig inakzeptabel. Mitunter erlebt man ja auch beim herkömmlichen PnP, dass ein Spieler aussteigt und man sich danach immer fragt, warum eigentlich. Das gilt selbst dann, wenn man sich unverändert regelmäßig trifft und unverändert befreundet ist. Man fragt sich dann: Hätte man etwas anders machen sollen? Hat man dem Spieler keine ausreichende Aufmerksamkeit geschenkt?

     

     

    @Nyre

     

    Warum meinst Du, eine Liebesgeschichte sei nur pures Gold für eine SpielerIN? Das sehe ich anders. Eines der besonders intensiven PnP-Erlebnisse für mich als Master, an das ich mich bis heute gerne zurückerinnere, war die sehr romantische Liebe zwischen einem männlichen SC (mit männlichem Spieler) und einem weiblichen NSC, über der von Anfang an und unverrückbar das Damoklesschwert des Untergangs hing. Gerade durch die Liebe wurde der Tod des weiblichen NSCs besiegelt, was der Spieler zwar ahnte, aber mangels ausreichender Informationen nicht verstehen konnte. Da gab es ein sehr persönliches, langes Liebesgedicht und alles was dazu gehört. Das ganze endete dann jedoch letztendlich sehr blutig... Es gab kein Entrinnen vor dem Schicksal.

     

    Was meinst Du denn mit der neuen Orga?

  19. Ich denke, man merkt, dass ich Savage mag.

     

    Aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, was ich in Nightmare in Norway gelesen habe. Das machte auf mich jedenfalls den Eindruck von sehr starkem persönlichen und emotionalen Einsatz.

     

    In einem öffentlichen Forum würde das für mich vermutlich bedeuten, persönliche Grenzen zu überwinden ...

    • Like 1
  20. @Sorben:

     

    Danke für die Schützenhilfe!

     

    Ich gebe zu bedenken, dass Pegasus gerade keine Gewähr für eine längere Verfügbarkeit bietet. Lagerhaltung bei Cthulhu-Produkten will Pegasus ja offenbar vermeiden. Das zeigen die letzten Jahre.

     

    Und auch Crowdfunding ist eher selten auf lange Sicht angelegt.

     

    Weil der redaktionelle Teil einer solchen Mappe überschaubar wäre, hielte ich es allerdings auch nicht für problematisch, wenn die Dauer der Verfügbarkeit begrenzt wäre. Das würde bedeuten, dass das Notizbuch in überschaubarer Stückzahl zu vertretbaren Kosten aufgelegt werden kann. (Diese Annahme wird m.E. auch durch den Link von Sanchui gestützt. Ich vermute nicht, dass die dort angebotenen Echtleder-Bücher in sehr hoher Stückzahl produziert werden.) Dann könnte man nach eine angemessenen Pause eine Neuauflage ggf. mit veränderter Gestaltung des Einbandes starten. Etwaige Tabellen könnten gleich bleiben. Beispiel-NSCs etc. könnten ggf. ausgetauscht werden, wenn das mit vertretbarem redaktionellen Aufwand machbar ist; so etwas wäre vermutlich auch dem Absatz zuträglich. Und die Notizbücher, die man zuhause stehen hat, bleiben unterscheidbar.

     

    Eine Leitz-Ordner-Ästhetik ist aber gerade das, was ich nicht mag und vermeiden möchte. Das ist zwar ggf. praktisch und auch ich habe früher einmal bei sehr langen Kampagnen darauf zurückgegriffen, aber ich fühle mich dann, als säße ich im Büro.

     

    Eine Lasche auf der Innenseite des rückwärtigen Deckels zum Einstecken von Handouts wäre aber eine schöne Idee. Es gibt von Moleskine z.B. eine Artikel-Reihe zum Hobbit. Ein Notizbuch habe ich davon für 'Der Eine Ring'. Darin ist eine Einstecklasche mit einer Mittelerde/Wilderland-Karte.

    http://www.moleskine.com/de/collections/model/the-Hobbit

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