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Hostel -- ein wirklich moderner Horrofilm


Guest Black Aleph
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Also da mu? ich jetzt als Filmwissenschaftler mal eben in die Presche springen:

 

Original von Thomas Michalski

Und so muss ich - Jahrgang '83 by the way - einfach sagen, ich finde "Rosemaries Baby" zum Brüllen albern, aber keinesfalls gut. Früher hat der Film Leute geschockt, meine Eltern etwa.

 

Ob Rosemaries Baby je geschockt hat, sei dahingestellt - er ist doch vielmehr beklemmend und verstörrend, denn wirklich Schockeffekte gibt es kaum. Der Schockeffekt dürfte 1967 Für ein paar Dollar mehr vorbehalten war, insbesondere im Kontrast zu El Dorado.

Desweiteren sollte man den Film eventuell in Relation mit den anderen beiden Filmen der Appartement-Trilogie sehen (sprich Ekel und Der Mieter), dann offenbart sich nämlich der Subtext des Wahnsinns und des unzuverlässigen Erzählers, also eventuell mal unter dem Aspekt ansehen.

 

Original von Thomas Michalski

Mein Filmanalyse-Prof hätte mich auch fast gelyncht, als ich ihm sagte, dass mir "Van Helsing" gefallen habe ...

Dann hat Dein Prof, mit Verlaub, leider keine Ahnung, denn Van Helsing zitiert direkt aus einer Reihe von Klassikern der frühen Filmgeschichte und macht sich en passant auch noch über moderne Horrorfilme lustig.

Den Film auf seiner rein vordergründigen Unterhaltungsebene zu sehen, sollte gerade einem Truffaud-Liebhaber eigentlich fremd sein.

 

Original von Thomas Michalski

Nur wenn es dogmatisch wird, dann sehe ich da ein Problem. Denn mal so gesagt - klar guckt die Masse, was Hollywood produziert. Hollywood produziert aber auch vorwiegend, was die Masse guckt. Die Wechselwirkung (sprich: beidseitigkeit) wird so gerne übersehen.

 

Wahre Worte gelassen ausgesprochen - Film war und ist vor allem eins: nämlich ein Produkt.

 

Original von Henry Fox

Können solche Filme denn wirklich eine ernsthafte Message haben, also eine, die nicht über das normale Wertempfinden (Du sollst nicht töten, nicht quälen etc.) hinausgeht?

Au contraire, Monsieur.

Alle Filme haben einen soziohistorischen Subtext, um mal das wohl bekannteste Beispiel aus dem Horrorfilmbereich zu nennen:

 

"We've seen your breasts, now you must die."

 

Sprich sexuelle Freizügigkeit wird aktiv in den Horrorfilmen bis in die 90ern hinein abgestraft - insbesondere im Slasherfilm der 80er Jahre wird dies überdeutlich. Wenn das mal keine klare Botschaft an die jungen Damen ist...

 

Die psychoanalytische Deutung geht da noch einen Schritt weiter und spricht von der "gezähmten Frau" im Horrorfilm, aber das Fass mach ich jetzt nicht auch noch auf.

 

Bis dann, Bücherwurm

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  • 1 year later...

Ich habe Hostel nicht gesehen, weil mir die Trailer und Bilder in Kinozeitungen schon gereicht haben.

Ein anderes Beispiel für den Hang zur überzogenen Brutalität in Publikumsfilmen ist sicher 'Saw 3'. Ich oute mich jetzt mal als Fan des ersten Films - ja, ich fand ihn gut und ich als Sensibelchen konnte ihn mir auch grö?tenteils ansehen (ich schaue solche Filme nur auf DVD, weil man dann eher mal weggucken kann). Auch der zweite Teil war noch ok. Aber nachdem ich gehört habe, dass der 3. Teil sehr brutal sein sollte, wollte ich ihn eigentlich nicht sehen - bin dann aber schwach geworden, weil ich Tobin Bell sehr gerne mag. Und was soll ich sagen - ich war geschockt - ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Hostel schlimmer war. Es war so unglaublich brutal, dass die Handlung (die eigentlich nicht schlecht war) und die Charakterentwicklung vollkommen untergegangen sind.

Ich finde es schade, dass die FIlmemacher offensichtlich glauben, immer drastischer werden zu müssen, um das Publikum bei der Stange zu halten. Bei 'Sieben' z.B. wurde das meiste nur angedeutet - und es ist einer der spannendsten Filme, die ich je gesehen habe...ganz zu schweigen von den ganzen Hitchcock-Filmen, die oft komplett ohne Blut auskommen.

Auch der erste Teil von Saw hat vieles nur angedeutet oder abgeblendet. Doch bei Saw 3 und ähnlichen Machwerken, wie The Hills have eyes (den ich nicht zu Ende geschaut habe wegen seiner Brutalität, wird leider alles gezeigt - Spannung kommt dabei nicht unbedingt auf, aber Ekel dafür umso mehr. Ich finde das eine sehr traurige Entwicklung - auch, dass die Macher von Hostel damit geworben haben, den brutalsten Film aller Zeiten gemacht zu haben, finde ich extrem arm.

 

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Ich finde auch Schade, dass viele moderne Horrorfilme nur noch durch ein hohes Ma? an Brutalität und die überzogene Darstellung von menschlichen Uhrängsten (Angst.. ..alleine, ..eingesperrt, ..hilflos zu sein).

 

Ich hatte vor kurzem die Freude den Film: "Are you scared" zu sehen. Ich habe seltenn einen derart schlechten Film gesehen wie diesen. Auch Hostel um mal wieder zum Thema zu kommen fande ich sehr schlecht, da mich besonders diese Dorfjugend aufgeregt hat.

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Nur so nebenbei - Saw 3 hat in seiner Uncut-Fassung nicht nur kein FSK-Siegel mehr erhalten, sondern ist auch von der JK/Spio-Truppe als "strafrechtlich bedenklich" eingestuft worden ... das habe ich lange nicht mehr von einem Mainstream-Film gehört...

 

Aber es ist nunmal ein Genre. Dass Filme wie "The Hills have..." oder das Kettensägenmassaker dafür kritisiert werden, dass fehlende Spannung mit verstärktem Ekel aufwiegen, impliziert eine Zielsetzung, die die Filme villeicht gar nicht haben. Denn wenn sie eben einfach durch Ekel schocken wollen, dann machen sie ihren Job ja recht gut, oder?

Und ja, ich persönlich kann diesen Filmen auch gar nichts abgewinnen. Aber als in Deutschland die Freiheit der Künste ausgerufen wurde, war das Wort "Kunst" noch nicht wertend gemeint. Zensur wird nicht durch Qualität bedingt û wer sich also schocken will, der kann das meines Erachtens ruhig tun...

Ist ja nicht so, als wenn der andere Geschmack nicht auch noch bedient würde...

 

 

Grü?e,

Thomas

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Ich habe sowohl alle SAW-Filme als auch Hostel (und Cabin Fever) gesehen (CF fand ich eigentlich ganz amüsant - nicht supergut, aber unterhaltsam und der Schlussgag ist wirklich die Krönung :D ).

 

Ich muss sagen, ich war von Hostel mega enttäuscht (SAW fand ich eigentlich alle drei Teile gut), da ich eine irgendwie einigerma?en spannende Geschichte erhofft hatte und halb Möpse, halb Geschmaddel...

 

Welcher Film jetzt härter war liegt ja immer im Auge des Betrachters - jemand, der Probleme mit den "Augen" hat würde vermutlich "ein Zombie hängt am Glockenseil" als härtesten/schlimmsten Film empfinden 8)

 

In meinen Augen wird Hostel jedenfalls seinem Ruf nach DEM neuen Horrorgenre nicht gerecht!

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Hallo,

entschuldigt, wenn ich das so dreist einstreu, aber trotz aller Bemühungen kann ich den superbeliebten GEFs (Gewalt-Erlebnis-Filme) nicht sonderlich viel abgewinnen.

 

Ich habe selber beispielsweise eine Affinität für Zombiefilme (oder es ist eine geistige Störung, ich sah "Braindead", als ich 6 war und kriege seitdem beim Wort "Zombie" schon das Herzflattern), aber wenn ich mal abseits der Kassenschlager einen B-Movie-Zombiefilm sehe, frage ich mich ernsthaft, ob man wirklich bereit sein will, sich derma?en abzustumpfen.

 

Meinungen hin und her: Fest steht, dass der Konsum von Gewalt die Reaktionen auf Gewalt in den Medien abstumpft (man beachte die Entwicklung der Horrorfilme von den 60ern bis heute). Ich gehe NICHT davon aus, dass Menschen heute mehr Gewalt "brauchen", sondern dass sie sich mehr Gewalt antrainieren und dass sie sich mit jedem Film wie Saw oder Hostel oder was auch immer weiter in den Strudel der Gewalt begeben.

 

Der Horror der subtileren Art, wie früher eher (wenn auch nur mangels Special Effects) praktiziert, finde ich heute immernoch ansprechend und gruselig. Um mir selber den Spa? am Fürchten nicht zu nehmen, gehöre ich also zu jenen Menschen, die nur auf Gewaltdarstellungen im Extremsten basierenden Filmen lieber aus dem Weg gehen.

 

Die Aussage soll nicht sein Hostel = Mist oder ähnlich pauschales, aber es ist jedem selbst überlassen, wie weit er sich für Horror desensibilisieren lassen möchte. Die Erkenntnis, dass Gewalt nur zu mehr Gewalt führt (in der Realität wie auch im fiktiven Konsum) ist aber Grundlage, diesen Gedanken überhaupt zu fassen. Wenn man sich das klargemacht hat, ist es okay, wenn man weiter Splatter-Orgien sehen möchte oder es lieber bei subtilen Horrorfilmen belässt.

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Na ich denke es hat seinen Grund warum solche Filme ab 18 sind, Gewalt ist ein Bestandteil unserer Gesellschaft, brauchst ja nur Zeitung aufschlagen, da stehts jeden Tag

drin. Und btw es ist nur ein Film, wenn sowas eben nicht

verträgt, soll ihn sich nicht anschauen.

 

Ob Horrorfilme abstumpfen?

Zum Teil sicherlich, aber eher gegenüber Filmen, denn Film und Realität ist immer noch ein Unterschied, wenn im Film einer vom Auto überfahren wird ist das eher weniger tragisch, da meist gleich die nächste Szene kommt,

siehst Du sowas auf der Stra?e bekommst Du noch die Folgen mit, was einiges mehr ausmacht, da dieses

"Ereignis" viel intensiver erlebt wird.

 

...und spätestens jetzt entbrennt eine haarsträubende Diskussion ^^

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Original von 7th Guest

btw es ist nur ein Film

 

Ja, das ist mir klar. Und ja, nicht jeder wird durch sowas Amokläufer. Was allerdings ein fataler Irrtum ist, dass wir nicht-Amoker denken "uns verändert das ?BERHAUPT nicht". Jede gezeigte Gewalt hat, ob bewusst oder nicht, eine ?nderung unserer Wahrnehmung von Gewalt zufolge. Kannst mich jetzt auf nichts feststampfen, aber ich meine, das habe eine Studie sogar schon sehr eindeutig belegt.

 

Und das ist ja keine Frage des Ertragens oder der Erlaubtheit, es geht mir nur darum, dass man als Horrorfilm-Konsument sich bewusst ist, dass jeder Film seine Wirkung hat und dass man sich an Gewalt gewöhnt. Das macht einen noch lange nicht zum Gewalttätigen.

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Guest W.Corbitt
Original von Putenbrust
Original von 7th Guest

btw es ist nur ein Film

 

Ja, das ist mir klar. Und ja, nicht jeder wird durch sowas Amokläufer. Was allerdings ein fataler Irrtum ist, dass wir nicht-Amoker denken "uns verändert das ?BERHAUPT nicht". Jede gezeigte Gewalt hat, ob bewusst oder nicht, eine ?nderung unserer Wahrnehmung von Gewalt zufolge. Kannst mich jetzt auf nichts feststampfen, aber ich meine, das habe eine Studie sogar schon sehr eindeutig belegt.

 

Da muss ich als Psychologe kurz mal eingreifen: Wenn das nur eine Studie war, ist das leider ?BERHAUPT NICHTS wert. Was schon sehr häufig nachgewiesen werden konnte ist dass für einen kurzen Zeitraum nach der Rezeption von Gewalt Inferenzen zu verwandten Themen (Krieg, Mord, alles mögliche halt) eher präsent sind/schneller gezogen werden können. Auch konnte ein temporärer "Abstumpfungs"-Effekt nachgewiesen werden, aber auch der nur vorrübergehend.

Mal im ernst: Wie will man denn zeigen, dass jede gezeigte Gewalt unsere Wahrnehmung von selbiger verändert? Das müsste eine unglaublich aufwändige Langzeitstudie sein, und von so einer hätte ich gehört.

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