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[König!Reich!Unten!]Kapitel 3: Eine Zugfahrt, die ist lustig – Dreiländereck Vogtland, 08. Mai 1924, 1. Klasse, Abteil N°13 des Donabgau-Express, 1...


grannus
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http://img.fotocommunity.com/Landschaft/Heide/Ein-bisschen-Vogtland-a18132129.jpg

 

Die weitere Zugfahrt erwies sich als unterhaltsam. Nach den Ereignissen auf der Fahrt nach Cottbus verlief die weitere Reise ohne Zwischenfälle. Der junge Khaled, seines Zeichens Ägypter, besuchte die Reisenden in ihrem Abteil um die letzten Ereignisse zu erörtern. Er nahm die Entschuldigungen würdevoll und kühl entgegen- zu gut war seine Erziehung und Manieren. Als Eduard ihm schließlich sein bestes Goldzahnlächeln zeigte und ihm die Hand zur Entschuldigung reichte, konnte der Hilfskellner nicht anders, als auch zu lächeln. Das Eis war gebrochen. Letztendlich erzählte er auch von seiner Herkunft, von seinem ägyptischen Vater und seiner deutschen Mutter, seinem Leben in Kairo und in Berlin.

 

Man unterhielt sich angeregt und speiste zusammen mit Dr. Georg Senft in den noblen Speisewägen zu Mittag und Abend. Dabei erwies sich der ältere Arzt als humorvoller und geistreicher Gesprächspartner. Er selbst hatte das Abteil direkt gegenüber bezogen und hatte sich nach dem Abendessen zurückgezogen um sich auszuruhen.

 

Das Wetter präsentierte die schöne Landschaft des Dreiländereck von Bayern, Sachsen und der Tschechei im angenehmen Licht der Frühlingssonne.

Das Abteil wurde durch die Sonnenstrahlen angenehm aufgewärmt, durch den Fensterschlitz blies eine angenehme Brise in das Innere als sich der Zug ungefähr eine halbe Stunde vor dem nächsten Zwischenstopp in Plauen befand.

 

Plötzlich trifft den Waggon wie aus heiterem Himmel ein Schlag, irgendetwas prallt dumpf auf das Wagendach. Nein, nicht irgendetwas…

 

 

 

 

 

 

…irgenjemand!

 

 

Plötzlich taucht eine Gestalt an der Außenseite des Abteilfensters auf! Ein Mann mittleren Alters- die Haare verfilzt, die Kleidung verdreckt und zerlumpt, das Gesicht in offensichtlichem Irrsinn verzerrt- ist offenbar von einer Böschung oder einem Baum am Bahndamm aus auf den Waggon gesprungen, um sich nun mit letzter Kraft an dessen rechter Seite festzuklammern und um den geschockten Passagieren durch das geschlossene Fenster hindurch wirre Warnungen zuzubrüllen.

 

Doch das Rattern des Zuges, der Fahrtwind und die Scheibe selbst schlucken fast alles….

 

 

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Jacques springt von seinem Sitz auf und weicht ein paar Schritte vom Fenster zurück. Mit weit aufgerissenen Augen versucht er die Situation einzuordnen, nach einigen Sekunden sagt er zu den anderen:

 

"Mein Gott, wir müssen das Fenster aufmachen und den Mann reinziehen, er wird sonst um's Leben kommen."

 

Hilfesuchend blickt er Eduard an. "Helfen Sie mir bitte?"

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Rudolf zieht seinen Gürtel aus der Hose um daraus eine Schlinge zum sichern machen zu können, die man um das Handgelenk machen kann mit dem sich der arme Tropf festhält. 

Dabei ruft er zu Eduard: "los zieh in rein! - Gürtelschlinge um die Hand, wer weiß wie glitschig der ist." "Keine Bremse, dann fliegt er weg!"

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Das Fenster lässt sich nur kippen. Der daraus resultierende Spalt ist vielleicht 30 cm breit, sehr schwierig zu passieren für einen Erwachsenen. Der Mann brüllt von außen weiter auf die Fahrgäste ein, versucht ihnen etwas mitzuteilen während sein Blick irr auf die Fremden gerichtet ist. 

Katharina sitzt wie zur Salzsäure erstarrt auf ihrem Sitzplatz, vom Schock nicht in der Lage adäquat zu reagieren. Voller Entsetzen ist ihr Blick auf den Mann gerichtet, der todesmutig auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist.

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Der Mann hält sich wie ein Ertrinkender am Gürtel fest, klammert seine schmutzigen Finger um das rauhe Leder. Es kostet einige Kraft den Halt nicht zu verlieren und somit sowohl den Gürtel als auch den Fremden zu verlieren....

 

 

...immer wieder können einzelne Worte aus seinem Geschrei vernommen werden, bevor sie vom Wind weggetragen werden....

 

 

....einzelne Worte des Wahnsinns....

 

 

 

...König.......

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

................Reich...........

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.....................................unten...........

 

 

 

 

 

 

..........der Blick des Mann dreht sich zur Zugspitze, schreckgeweitet blicken seine Augen dann direkt in die Seele der Anwesenden.............

Edited by grannus
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Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass eine weitere Mithilfe am Fenster durch die reine Größe des Fensters und die Größe Eduards kaum möglich ist. Falls die Rettungsaktion erfolgversprechend aussieht, würde ich das Abteil verlassen und Doktor Senft herschaffen. Der Mann kann doch sicher medizinische Hilfe brauchen (und seis nur, um ihn mit Beruhigungsmitteln etwas runter zuholen). 

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Das Glas der Scheibe zerberstet unter den kräftigen Schlägen von Eduard, während Rudolf neben ihm steht und mit seinem Gürtel den Mann draußen vor dem Abrutschen bewahrt. Während dessen rennt Erich aus dem Abteil um nach Dr. Georg Senft zu suchen. Die Szene im Abteil der Reisegruppe ist allem Anschein nach auch von anderen Reisegästen bemerkt worde- in den nebenstehenden Abteilen kann man Rufe und angsterfüllte Schreie hören, während der Fremde draußen um sein Leben bangen muss. Mehrere Reisende sind aus ihren Abteilen gehastet, voller Angst und Panik auf der Suche nach einem Schaffner.

Trotzdem- das Abteil von Dr. Senft ist nicht weit weg, gerade nur ein Wagon (Klasse 2) entfernt.

 

Jaques macht sich bereit um dem schmächtigeren Rudolf zu helfen, noch ein paar Schläge von Eduard könnten ausreichen um den Mann von draußen herein zu ziehen...

 

Als würde sich das alles in einer anderen Welt abspielen, reagiert der Fremde nicht auf die Rettungsaktion der Männer vor ihm, Rudolf steht ihm nun fast am nächsten, nur durch eine halb eingeschlagene Fensterscheibe und einer Gürtellänge getrennt. Der verwirrte und dreckige Mann brüllt nun aufgeregter, ganz in seinem Wahn gefangen. 

Plötzlich unterbricht der Rasende seine panische Botschaft, blickt mit vor erneutem Entsetzen auf...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

...und wird von einem Signalmasten neben den Gleisen erfasst und buchstäblich in Stücke gerissen! Ihm bleibt nicht einmal Zeit für einen Todesschrei, ehe seine zwischen Mast und Waggonwand zermahlenen Überreste über die ganze Wagenseite verschmiert werden. Blut, Fleisch und Eingeweide des Unglücklichen besudeln als schrecklicher roter Brei sämtliche Fenster und lösen im gesamten Waggon das pure Entsetzen und Panik aus. Eduard, Rudolf und Jacques werden von einem blutigen Sprühregen erfasst, kleinere Gewebs- und Knochenfragmente klatschen gegen die fassungslosen Gesichter. Dem Museumskurator wurde mit einem heftigen Ruck der Gürtel aus der Hand gerissen. Der Großteil der Leiche wurde weggeschleudert, als hätte ein zorniges Kind sein liebstes Spielzeug weggeworfen.

 

Irgendjemand zieht die Notbremse! Rudolf prallt gegen Jacques und beide stürzen zusammen gegen das Fensterbrett ohne sich allzu stark zu verletzen. Eduard hält dem plötzlichen Ruck stoisch stand, während Katharina von ihrem Sitzplatz mit dem Kopf auf den Boden knallt....es wird ihr schwindelig, die Ränder ihrer Wahrnehmung trüben sich ein, dann wird sie ohnmächtig.

 

Mit einem Ruck, der einem grausigen Kreischen von Metall auf Metall kommt der Schnellzug endlich zu einem Halt.

 

 

[stabilitätswurf]

Edited by grannus
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Rudolf guckt auf seinen Arm, in den der Gürtel Spuhren gefurcht hat. Er sieht noch bleicher aus als sonst und sein Blick ist irgendwo anders und schweift von Gesicht zu Gesicht, bis er auf Eduard zu ruhen kommt. "Ach Du Scheiße ..."

Dann wird sein Blick präsenter, räuspert sich (verlegen?) "Ich meinte ... was war ... das denn?"

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Eduard - an dem das Geschehene nicht spurlos vorbeigegangen ist (sowohl ausserlich, als auch seelisch...) - wischt sich mit leicht zitternder Hand das Blut mit einem Taschentuch aus dem Gesicht....mit leicht brüchiger Stimme (die sonst immer fest und sicher klingt) murmelt er die Worte:

"Na Holla Marie, der ist abba sowas von hin, wa?"

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