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[König!Reich!Unten!]Kapitel 3: Eine Zugfahrt, die ist lustig – Dreiländereck Vogtland, 08. Mai 1924, 1. Klasse, Abteil N°13 des Donabgau-Express, 1...


grannus
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Dr. Senft kümmert sich sofort um Katharina, welche schon wieder wach und orientiert die Szenerie betrachtet. Er untersucht die Kopfwunde, schüttelt den Kopf und blickt Jacques an. "Sie hatte großes Glück, es ist vielleicht nur eine kleine Gehirnerschütterung, keine offene Wunde."

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"Danke, Dr. Senft. Wie konnte sowas nur passieren?"

 

Jacques stellt sich so gut wie möglich in den Blick von Katharina. "Lassen sie uns doch einen Schluck im Speisewagen trinken."

 

An Dr. Senft und die 3 Herren "Wir werden dem Personal Platz machen und versuchen im Speisewagen zur Ruhe zu kommen. Sie finden uns dort."

 

Dann führt er Katharina weg von diesem schrecklichen Ort. Seine Unterlagen hat er für den Moment völlig vergessen, er muss die Ereignisse selbst noch verarbeiten, die Manieren verlangen von ihm aber zuerst, sich um die Dame zu kümmern.

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"Danke Eduard. Ich mache mich mal kurz frisch, zumindest soweit es geht und gehe dann in den Speisewagen. Kannst ja schon mal vorgehen, musst ja nicht hier ... " blickt sich kurz um " ... warten. Ich will nur sicherstellen, das das  Abteil hier abgeschlossen wird.".

Nimmt sich seine Aktentasche geht auf den Gang und guckt sich nach einen ansprechbaren Schaffner um, der dann das Abteil abschließen kann.

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Im Abteil steht immer noch der Oberschaffner Horst Jellinek. Dieser dreht sich, nachdem die Gruppe ihr Abteil verlassen hat, um und stottert zum Doktor: "Der...To...Tote....er liegt ...noch da....draußen? Wir können ihn... doch nicht einfach so.....liegen lassen...". Der letzte Satz klingt mehr wie eine Frage. Mitleidig legt Dr. Senft seinen Arm um den verstörten Mann und begleitet ihn aus den Raum heraus. Im Flur dreht sich der Oberschaffner um und schließt, ohne es wahrscheinlich zu registrieren, Abteil Nummer 13 ab. Er wirkt ein wenig gefasster, seine Stimme ist nicht mehr ganz so brüchig. "Wir müssen den Leichnam bergen und ihm einen Platz in einem Waggon sichern. Zu zwei herumstehenden und geschockten Schaffner gewandt: "Andresen, Mayer- räumt Waggon 18 frei, dort hat nichts mehr zu liegen wenn wir die Überreste des Toten bringen!" Zum Doktor: "Sie....begleiten mich doch nach draußen um...." er ließ die Frage offen.

 

Dr. Georg Senft nickt nur knapp und blickt zu Rudolf, Jacques und den anderen Mitreisenden. "Natürlich werde ich Sie begleiten- solch eine Aufgabe soll kein gottesfürchtiger Mann alleine stemmen!" 

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"Ick würd mir och kurz mal frischmachen, wa? Ick komm kurz mit zum Waschraum - wolln se sich nüscht n frischet Hemd überwerfn?"

Holt ein frisches Hemd für sich und Rudolf (dessen Koffer er immer packt...) aus dem Gepäck und eine grosse Waschtasche...legt sich zwei duftende Handtücher über den Arm und sagt: "Wolln wa, Scheffe?"

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"Warte Eduard, ich gehe erst mit den Herren mit und helfe denen. Wir waren zwar nicht in der Lage den armen Tropf zu retten, aber ich glaube beim Bergen macht der uns weniger ... Problem. Dannach macht das Waschen auch mehr Sinn.”

Zu den Schaffnern: "Wollen wir den armen Kerl nicht in das " nickt mit dem Kopf zu dem Blutbesudelten Abteil " legen? Ich will nicht herzlos klingen, aber es reicht doch, wenn ein Abteil so aussieht, oder?"

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"Ick komme natülich mit, Scheffe...dit Jewasche kann warten - aber ick hab schon mal allet beritjelegt, wa?

Wir müssen ja nüscht ewig in dies Blutfetzen rumlofen, wat solln denn de Leute denken, wa?

Die kieken ja alle schon so komisch - erst hau ick den Ögüpter um und nu hab ick Zähne in den Haaren, wa?

Die Leute denken ja, ick wär der Schlächter von Kreuzberg pasölich, wa?"

 

...Brabbelt noch ein wenig vor sich hin und fängt leise an zu singen und folgt Rudolf...

 

"Lampenputzer is meen Vater
im Berliner Stadttheater

 

Meene Mutter wäscht Manschetten
für Soldaten und Kadetten

 

Meene Schwester hat´n Luden
mit drei jroße Selterbuden

 

Schusterjunge is meen Bruda
und ick bin det kleenste Luda!"

Edited by Ruud van de Grachtenspeel
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Psychogramm Eduard:

Leicht verwirrt (wie immer) aber schnell gefasst nach den Geschehnissen - man hat ja schon solche Sachen gesehen auf dem Jahrmarkt -. Tote, Verletzte beim Rumelboxen...gebrochene, offene Kiefer.....viel Blut.....

Eduard ist ein harter Hund....bereitet sich auf das Schlimmst vor....

Findet seine Ruhe in dem Gehorsam Rudolf gegenüber....und ist gleichzeitig instinktiv immer beschützend....erst Rudolf dann die Gruppe....eigene Interessen rücken wir in den Hintergrund...

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Singt leise im Hintergrund:

 

"Bolle reiste jüngst zu Pfingsten,
  Nach Pankow war sein Ziel;
  Da verlor er seinen Jüngsten
  Janz plötzlich im Jewühl;
  ’Ne volle halbe Stunde
  Hat er nach ihm jespürt.
  Aber dennoch hat sich Bolle
  Janz köstlich amüsiert.

 

In Pankow gab’s kein Essen,
  In Pankow gab’s kein Bier,
  War alles uffjefressen
  Von fremden Leuten hier.
  Nich’ ma’ ’ne Butterstulle
  Hat man ihm reserviert!
  Aber dennoch hat sich Bolle
  Janz köstlich amüsiert.

 

Auf der Schönholzer Heide,
  Da jab’s ’ne Keilerei,
  Und Bolle, jar nicht feige,
  War mittenmang dabei,
  Hat’s Messer rausgezogen
  Und fünfe massakriert.
  Aber dennoch hat sich Bolle
  Janz köstlich amüsiert.

 

Es fing schon an zu tagen,
  Als er sein Heim erblickt.
  Das Hemd war ohne Kragen,
  Das Nasenbein zerknickt,
  Das linke Auge fehlte,
  Das rechte marmoriert.
  Aber dennoch hat sich Bolle
  Janz köstlich amüsiert.

 

Als er nach Haus jekommen,
  Da ging’s ihm aber schlecht,
  Da hat ihn seine Olle
  janz mörderisch verdrescht!
  ’Ne volle halbe Stunde
  Hat sie auf ihm poliert.
  Aber dennoch hat sich Bolle
  Janz köstlich amüsiert.

 

Und Bolle wollte sterben,
  Er hat sich’s überlegt:
  Er hat sich uff die Schienen
  Der Kleinbahn druffjelegt;
  Die Kleinbahn hat Verspätung,
  Und vierzehn Tage druff,
  Da fand man unsern Bolle
  Als Dörrjemüse uff.

 

Und Bolle wurd' begraben,
  in einer alten Kist'.
  Der Pfarrer sagte 'Amen'
  und warf ihn auf den Mist.
  Die Leute klatschten Beifall,
  und gingen dann nach Haus.
  Und nun ist die Geschichte
  von uns'rem Bolle aus!"

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Rudolf:
Was der Irre gesagt hat ist beunruhigend, es wühlt mich auf, wie die Herbstsee ... noch etwa Restwärme, aber die Kälte kommt nach und nach durch. Der muss doch vom Wahnsinn geritten worden sein. Was muss einem passieren, um SO durchzudrehen. Oder ist das angeboren?

Es tut weh, das wir (Eduard) den Kerl nicht retten konnte, wir waren so kurz davor den zu retten ... eal wie wahnsinnig der war, das hatte er doch nicht verdient.
Aber die Sinnlosigkeit die diese Welt bereit hält kenne ich noch vom Baron. Der große Krieg hatte so viele Opfer der Seele gefordert, auch wenn diese anders für den Baron an der vordersten Front und mir als Kriegsuntauglicher daheim. Als das Leben für den Baron wieder began, habe ich mich für ihn so gefreut, aber ich wurde noch einsamer, entfernte mich noch mehr von den Menschen.
Als ich Eduard traf, hat sich das geändert. Mit Edaurd und mir in einer Person wäre das wohl eine "perfekter" Menschen. Eduards gutes Herz gibt mir irgendwie Sicherheit. Komisch das es das ist und nicht die Tatsache das Eduard  ein Koloss von Mann ist.

 

Das Blut das an mir runtertropft ist nicht so schlimm. Unerträgliich ist die Sinnlosigkeit des just Erlebten. Als ´Tribut an das Schicksahl gehe ich jetzt nach draussen, wenn es uns schon nicht vergönnt war den blöden Penner zu retten. War das überhaupt ein Penner? Was war mit dem los? Wo kam der her? Hoffentlich finden sie den Beweis, das der Kerl einfach nur irre war. Was kann einem nur dazu bewegen einen fahrenden Zug "anzuspringen"? Ich hätte es verstanden, wenn Eduard mit in den Speisewagen geht, aber es beruhigt sehr, das er mitkommen will. Sonst wäre es so, als wenn ein Teil von mir  fehlen würde, als wenn der eigene Schatten woanders hingeht.

 

Verdammte Scheiße, dieses ganze Elend sollte doch vorbei sein. Warum kann es nicht aufhören. So viel Schmerz und das alles ohne Grund - klar irgendwo passiert immer was Schlimmes, aber musste die verschissene Realität einen so einholen? Kann die nicht einfach mal die Fresse halten und muss sich nicht immer so über die unschuldigen armen Menschen auskotzen. Warum habe ich überhaupt nach dem Herrgott gerufen? Keine Ahnung für was der sich interessiert, aber wir sind es sicherlich nicht. Ich glaube das einzige Gute, was auf der Welt existiert ist in den Herzen einiger Menschen ... wenn diese Teil von dem Schicksahl nicht ermordet wird.

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Jacques flüchtet sich erst in seine Pflichten als Gentleman und bringt Katharina aus dem Bereich heraus. Da Dr. Senft eine schwerere Verletzung ausgeschlossen hat und sobald man die "Sicherheit" und den räumlichen Abstand zu den Ereignissen im Speisewagen gefunden hat lehnt er sich zurück und realisiert erst jetzt genau, was gerade passiert ist.

 

Warum. Was hat diesen Mann angetrieben? Wieso ist er auf einen fahrenden Zug gesprungen? Und was hat ihm die nackte Angst in den Blick getrieben? War er verrückt? Nein, er muss etwas erlebt oder gesehen haben.

 

Gott, ist das wirklich passiert? Im Großen Krieg habe ich viel gesehen, aber das? Es kann einfach nicht wahr sein. Es ergibt keinen Sinn. Auch das Gestammel von einem Königreich oder einem reichen König. Was kann der arme Mann gemeint haben. War er doch nur verrückt? Ist es so einfach?

 

Jacques bestellt einen doppelten Schnaps. Erst jetzt wird ihm bewusst, dass auch Herr Schmidt hier ist.

 

"Herr Schmidt ... Erich ... ist das wirklich passiert?" 

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Mich hat dieses Ereignis getroffen. Im tiefsten Innern. Ich habe schon öfters in den Nachrichten oder in Büchern von so etwas gelesen, aber wenn so etwas direkt vor den eigenen Augen geschieht ist es doch… anders. Der Mann ist ja quasi direkt vor unseren Augen in einen Haufen blutigen Matsch umgewandelt worden und wir konnten quasi gar nix tun, um das zu Verhindern.

 

Die Bilder kehren immer wieder zurück in meinen Kopf und wenn ich die Augen schließe sehe ich immer und immer wieder, wie der arme Tropf getroffen wird. Das Zittern meiner Hände lässt auch nicht nach…

 

Aber was lenkt einen Menschen zu so einer Tat?! Das ist komplett unlogisch. Ich hab in meinem Leben schon genug Menschen gesehen, die total betrunken oder auf Droge waren. Selbst solche Gestalten handeln nicht wie der Kerl. Wieso?

 

Verdammt Erich reiß dich zusammen. Du hast einen guten Ruf zu verlieren. Verhalte dich gottverdammt nochmal professionell. Das ist eine unplanbare Verzögerung. In München wird es dir besser gehen. Du bringst den Auftrag zu Ende und kannst dann zu Hause diesen ganzen Vorfall möglichst schnell vergessen.

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