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[Nightmare in Norway] Norge framreise; dag en - lordag 19.12.1925


Der Läuterer

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Dunkelheit umwölkt meinen Verstand. Gnädige, alles umfassende Dunkelheit. Vergessen. Die Erinnerung an längst vergessen geglaubte Zeilen...Schwebend in Sphären jenseits der Zeit, zeigt der Spiegel der Seele die Leere des Raums. Ich fühle mich wie in Watte gepackt, Empfindungen...sie sind da, doch so...weit entfernt, als würden sie nicht zu mir gehören. Sie sind mir egal. Ich könnte ewiglich im Dunklen ausharren, auf das Ende warten. Die Erlösung. Hinab in den Mahlstrom, dem Ursprung des Seins, Spiralen des Wahnsinns, einem Fiebertraum gleich

 

[Komm zu mir und du wirst Erlösung finden, mein Sohn! Hier jedoch wirst du nur ewige Qual und das Vergessen finden]

[seine Seele ist der Preis für die Erlösung seines Freundes. Das weiß du doch, nicht wahr? Wie viel bist du bereit zu opfern für die Sünden der Vergangenheit?]

 

<Hört auf- raus aus meinem Kopf! Allah, steh mir bei, vertreibe diese Dämonen. Hilf mir!>

Ich spüre salzige Tränen meine Wangen herunterlaufen. Und das erste Mal seit langer Zeit verspüre ich Gefühle, Empfindungen. Angst. Scham. Unentschlossenheit. Was hält meine Existenz außer Schmerz und Marterung für mich bereit?

Verrottete Kadaver offenbaren sich vor mir, tote Welten wiegen sich im Gleichtakt der Schöpfung

 

[WACH AUF! SAG WAS!]

 

<Was wird aus Rick? Paul? Meinen Liebsten?>

[Der Tot erwartet sie bereits. Ihre Seelen gehören mir- du kannst gegen der Macht Azazils nichts entgegenwerfen!]

 

Einem Leuchtfeuer gleich gleist ein Licht in der Dunkelheit auf, blendet meine Augen die sich so sehr an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Fahle Lichter in der Ferne, blinde Zeugen des Untergangs, Schreie voller Weltenschmerz verhallen im Morgengrauen

 

Ich bewege mich körperlos darauf zu, kneife meine nicht vorhandenen Augen zusammen um mehr erkennen zu können. Doch dieses Licht! Es brennt sich in meinen Verstand, in meiner Seele. Nie gekannter Schmerz breitet sich aus, frisst mich von innen heraus auf.

 

[Kämpfe gegen die Dunkelheit an, mein Sohn!] dringt es aus dem Licht in meinen Verstand.

 

Aus den Abgründen zwischen den Sternen, sprach er zu uns, machte uns zu seinem

 

<Mein Herr!>

[DAS WERDE ICH!]

 

Laut ertönt es aus meiner Brust!

"DAS WERDE ICH!"

 

Und aus der Dunkelheit der Bewusstlosigkeit steige ich hinauf in das gleißende Licht.

 

-Hasan öffnet die Augen, rappelt sich langsam auf-

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Langsam zeigen die Löschversuche Wirkung und mit dem Verlöschens der Feuer, dringen die Erlebnisse der Nacht in Olgas Verstand.

"Magie? Hexerei? So etwas gibt es doch nur in Babas Geschichten, von der Baba Yaga, die unartige Kinder frisst!" stammelt sie wären sie gegen ein hysterischen Lachen ankämpft, das sich mit Gewalt Bahn bricht.

Hilf- und ratlos dem Kopf schütteln bricht sie zusammen, während ihr zierlicher Körper von einem krampfartigen Gelächter gebeutelt wird, in dem Hysterie und Wahnsinn mit klingt.

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Weiter entfernt im toten Gerippe des Gangs sehe ich ein erbarmungswürdiges, in sich zusammengesunkenes Schemen liegen. Hasan!, wie ein Blitz in meinem Verstand.

"Bitte, bitte, BITTE, sei am Leben!", huste ich und höre weiter entfernt die hysterische Stimme der Italienerin (sie lebt!): "Hans? WACH AUF! SAG WAS!"

Benommen überlege ich: Sein Name ist Jackson - und seine Zahl ist Legion! Er ist nicht der einzige von seiner Sorte, sie kriechen und fressen und geifern ÜBERALL!  Oh Gott, oh Gott - wenn er lebt, dann heißt das, dass er den Tod überwunden hat, die Pein, das ewige Nichts! Etwas weiter entfernt bricht die mysteriöse Russin in schauererregendes Heulen aus, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

 

Ich prüfe Hasans Atmung und merke, dass sie unregelmäßig, aber dennoch von altbekannter Stärke zeugt. "Paul ... Wo? ... Paul ...?", haucht er in seinem Delirium.

"Wer ist Paul? Mein Name ist Rick Fairwell." Meine Stimme ist eine blecherne Phonographenaufzeichnung, aber trotzdem überzeugt.

Der tranceartiger Zustand, in den ich mich versetzt gefühlt sehe, währt (soweit ich das beurteilen kann) nur kurzzeitig, dann nehmen meine Augen wieder die Farbe lebhaften Blaus an und ich zische verzweifelt: "Komm schon, Hasan! Kämpf gegen die Dunkelheit an!", als wäre ich nie weggewesen, eine Eigenschaft, die mich nun häufiger und in den ungünstigsten Intervallen heimsuchen würde.

Plötzlich beginnen seine Augen wie zwei kränkliche Motten im Licht zu flattern. Er blickt mir tief in meine Augen und ist mir fremder und ferner als je zuvor in meinem Leben. Seine Stimme ist grollend wie der Götze eines ausgestorbenen, selbstmörderischen Kultes in den Köpfen seiner Anhänger:  "DAS WERDE ICH!", doch fürchte ich, dass Hasan nicht der Götze ist, sondern der treue Diener ...

"Du hast es geschafft, mein alter Freund ...", flüstere ich mit dem freudigsten Lächeln, das ich aufzubringen imstande bin. Meine Arme schließen sich um den verdutzten Araber und halten ihn so fest, bis das Gefühl in mir wieder verschwindet, allein zu sein in einem stygischen Gefälle aus Hass, Einsamkeit und purem Nichts.

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Bunte Wände, Decke und Beleuchtung des Wagons drehen sich noch immer unerbittlich verwirrend um mich herum. Meinem hilflosen Blick ist es kaum möglich einen festen Punkt in diesem Strudel des Chaos anzupeilen.

<Steh...

...schon....

...auf!>

Ich verkrampfe leicht, die Adern meiner Kopfhaut müssen wohl rötlich und stark hervortreten, während meine Pupillen sich weiten und ich es mit meiner gesamten Konzentration schaffe die nahe liegende, schlichte Wagontür mit meinem Blick zu fixieren. Diese Tür hinter der die Gefahr lauert.

Langsam ziehe ich mich seitlich an etwas kühlem metallischen hoch, wahrscheinlich Teil der kalten Seitenwand.

 

Ich schwitze am ganzen Leib. Schaffe es aber diesen geschundenen Körper, den ich grade kaum fühle, hoch zu hieven.

<Es geht doch, dann mal ab mit mir. Dahin wo die Action abgeht, dafür bin ich geboren!>

Ich renne mit vollem Tempo nach vorne, zwar leicht wankend aber doch mit erstaunlich treffsicheren Tritten und einer ziemlichen Energie.

 

Während die Welt um mich herum noch immer wankt sehe ich die verwirrte Contessa in ihrem Abteil stehen. <Dann kann ich ihr wohl nicht helfen> Ich renne weiter, so schnell mich meine Beine über den Schund der letzten Stunden tragen. Sehe die mysteriösen Draufgänger aus dem Salon verzweifelt am Boden knien, aber keine Gefahr von ihnen ausgehen. <Mein Ziel muss weiter vor mir liegen!>

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[Du hast es geschafft, mein alter Freund ...] klingt es in meinen Ohren wider, dann spüre ich.....bitte nicht wieder diesen Schmerz....nein, kein Schmerz, einen Druck um meinen Brustkorb. Dann kehrt mein Sehvermögen endgültig zurück, aus grob umrissenen Schemen und Konturen werden klare Linien und....Paul? Meine Augen stellen sich neu ein, die Pupillen gleichen sich an....nein. Es ist Rick. Rick Fairwell. Mein Freund. Seine Präsenz hat auch mich die gleiche Wirkung wie eine Kerze in der Dunkelheit. Kurz drohen meine Beine nach zu geben, ich fühle mich in seinen Armen geborgen, nichts kann mir passieren. Aber....was IST passiert?

Meine Kehle ist trocken und gereizt....ja, da war ein Feuer....der Waggon, er hat gebrannt....ich huste. Dann:

 

"Rick, mein Sakiki, was ist passiert? Ich verstehe nicht...." verwirrt blicken meine Augen umher, registrieren die Verwüstung, hören die Stimme der Contessa. "Wo ist der Professor?"....dann kehrt die Erinnerung zurück. "WO IST DER ARZT? Allah,steh mir bei- DIE DUNKELHEIT!"

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Ich löse mich aus der Umarmung, halte aber noch immer die Schultern meines Gefährten fest: "Du hast gekämpft wie noch nie. Ich habe dich durch -... durch die Dunkelheit gehört. Das Wichtigste ist, dass du am leben bist." Einen Augenblick überlege ich und füge dann nachdenklich hinzu: "Dieser Arzt ist verschwunden. Keine Ahnung, wo der hingegangen ist."

 

Ich mustere Hasan von oben bis unten und meine Augen weiten sich: "Du bist verwundet! Dein Bein ist voller Blut!", dann ergänze ich mit sarkastischem Unterton: "Noch ein guter Grund den Arzt zu suchen, finde ich! Sag mal: Glaubst du, dass du zu laufen imstande bist?"

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... unmöglich... völlig unmöglich...

 

 

Mein Blick ist starr auf einige Scherben am Boden gerichtet. In weiter Ferne höre ich Schreie.

 

Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Den Schrecken den ich gesehen habe, kann ich in keinerweise einordnen.

 

Es gibt Regeln auf dieser Welt... Dinge die sich niemals ändern. Wie Grundsätze der Mathematik. Es muss...

 

Sicherheit... Grundsätze...

 

Ich versuche mich zu bewegen. Das Atmen schmerzt. Ich versuche mich zu erinnern, was überhaupt... Nein nicht erinnern. Die Bilder kehren in meinen Kopf zurück.

 

Sicherheit... Grundsätze...

 

Ich krieche langsam auf die Ecke des Salons zu und setze mich aufrecht auf den Boden und stütze den Kopf gegen die Wand.

 

Keine Sicherheiten... keine Grundsätze... alles falsch... sinnlos.

 

"Die jährliche Arbeit eines Volkes ist die Quelle... aus der es ursprünglich mit allen notwendigen und angenehmen Dingen des Lebens versorgt wird, die es im Jahr über verbraucht... Sie bestehen stets entweder aus dem Ertrag dieser Arbeit oder aus dem, was damit von anderen Ländern gekauft wird..." bete ich langsam herunter.

 

Sicherheit...

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Die Schusswunde hatte ich vollkommen vergessen. Blut, überall auf meinem Kaftan war Blut. Doch mein Freund übertrieb- es war nur ein kleines Projektil und nur eine Fleischwunde. Es war mehr Sauerei als tatsächlicher Schaden. Ich belaste das Bein mit meinem gesamten Gewicht. Schmerz kroch meinen Körper hoch, doch erfüllt von der reinen Flamme heiligen Zorns verbannte ich diesen Schmerz in den Kerker meiner Selbst. 

 

Ich schenkte Rick mein bestes Lächeln und glich dabei einem gefährlichen Raubtier. 

Einem Raubtier auf der Jagd.

 

"Habe ich dich je an mir zweifeln lassen?" 

-ich packe meinen Freund an den Schultern, zwinge ihn geradezu mir in die dunklen Augen zu blicken-

"Und nun komm, lass den Teufel seine Seele holen- kümmern wir uns um die unschuldigen Herzen. Denn nichts anderes hatten wir uns geschworen! Erinnerst du dich noch, Shaqiq? Seelen, die wir beide retten können. Und vielleicht wird Allah uns dann unsere wiedergeben."

 

-eine kleine Pause, dann-

 

"Wohin sollen wir uns zuerst hinwenden?"

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"Ich bin mir wirklich nicht ganz sicher. So wie ich es mitbekommen habe, ist der Doc scheinbar spurlos ... Wir könnten ..."

 

Genau in dem Augenblick höre ich das Brüllen der erzürnten Italienerin: "NORDGREN!" und zucke etwas zusammen.

 

Ein zaghaftes Lächeln umspielt meine Lippen: "Ich denke, die Entscheidung wird uns ohnehin abgenommen."

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Aus den vorderen Waggons ist Tumult zu vernehmen. Lärm, Geschrei und das Bersten und Brechen von Mobiliar, das Splittern von Glas und gellende Hilferufe. Passagiere rennen zum Ende des Zuges...
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-Ich raste voller wut richtung Lok,   zum anderen Waggon.

-Ich bleibe stehen. Denn ich sehe den Engländer, und sein Freund, den Araber, zusammen mit der jungen Russin.Ich erstarre, still, einen Moment-

Schaue sie an. Dann starre ich den Schrifsteller in den Augen.

"Ich suche gerade den Herr Doktor." sage ich schnaufend.

"Wisst ihr vielleicht in welcher Richtung er geflohen ist?"

und dann schreie ich wieder

"DU BIST ALSO EINER VON DENEN, VON DIESEN DÄMONEN, SIMMT'S? NORDGREN!"

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Die Kreatur stiftet Chaos. Totales Chaos.

Der Zug ist ein ungeordnetes, wimmelndes Durcheinander.

Und sie scheint keine Rücksicht auf Unbeteiligte zu nehmen, wenn ihr diese im Weg sind...

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Reisende dringen auf Hasan und Rick ein und bitten, verzweifelt, ungläubig, flehendlich, hysterisch oder dominant um Schutz, Hilfe, Zuflucht und Unterstützung...
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