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[Nightmare in Norway] Ankomst Lom; dag to - sondag 20.12.1925


Der Läuterer
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Der Zug wir langsamer. Sein Rattern wird ruhiger.

Dann ist ein langer, durchdringender Pfeifton zu vernehmen. Kurze Zeit später gefolgt von drei kurzen Pfeiftönen, gefolgt von drei langen Pfeiftönen, gefolgt von drei kurzen Pfeiftönen.

 

Der Zug wird abgebremst. Die Metallreifen quietschen und die Lok fährt sehr langsam ins tief verschneite Lom ein. Die Uhr zeigt 0738 am Morgen.

Es ist noch stockfinstere Nacht. Nur einige Lichter ausserhalb des Zuges bezeugen, dass der Zug wieder in einem, von Menschen bewohnten Landstrich, angekommen ist...

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Irgendwo scheint ein einsamer Bahnarbeiter in sich hineinzumurmeln: "Dieses verfluchte Schredd-Schließen hält mich von meiner Arbeit ab. Nun muss ich wieder Überstunden machen ..."

Was ist ein "Schredd"? Könnte es ein "Thread" sein?

Man weiß es nicht und es ist eigentlich auch egal, denn die Spur des bahnarbeiters verliert sich schnell in der Dunkelheit, während der der bremsende Zug zum Stehen kommt.

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Zitternd hebe ich meinen Arm an, ziehe an dem letzten Stümmel meiner Zigaretten Packung und schaue von den anderen Kippen, am Boden, auf. Der eiskalte Fahrtwind umweht mein Gesicht, bringt eine geringe Prise Klarheit zurück in meinen Verstand. Vor mir tauchen vereinzelte Lichter zwischen den Baumstämmen des Tannenwalds auf.

<Ich war unfähig, mich auch nur zu rühren. Habe sie im Stich gelassen... Aber so etwas darf es auch einfach nicht geben, es darf nicht existieren. Ich meine was ist denn noch wahr und was Illusion, wenn es so etwas wie dieses Wesen wirklich gibt? Und wir haben es befreit, einfach in die dunkle Nacht hinaus entlassen..

Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich es gesehen habe. Diese Augen>

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Der Bahnsteig ist noch nicht vom Schnee geräumt worden. Und der Schnee liegt hoch, ca. 30 cm hoch und an einigen Stellen, als Schneewehen an den Häusern, sogar über 150 cm hoch.

 

Und es schneit weiter... Dicke Flocken schweben langsam zu Boden. Der Wind hat nachgelassen und nur noch ein kleines, eiskaltes Lüftchen weht. Das Thermometer am Bahnhof zeigt -26 Grad Celsius.

 

Die Gebäude in Lom sind tief verschneit und erinnern unwillkürlich an eine idyllische Postkarten-Winterlandschaft. Dick und schwer liegt der Schnee auf den Dächern.

 

Schnee. Frostig. Glitzernd.

Erst gegen 0930 wird die Morgendämmerung einsetzen.

Schnee. Eisig. Schimmernd. Wunderschön.

 

Der Mond verbirgt sein bleiches Gesicht hinter den dichten Wolken, wie eine zarte Frau ihr Gesicht hinter einem Schleier verhüllt.

 

Das Pfeifen des Zuges hat die Menschen zum Bahnhof gerufen. Und es kommen viele, denn der Zug bringt Fahrgäste. Und Fahrgäste bedeuten Geld, Einnahmen, Verdienst.

 

Aber diesmal kommen mehr Menschen als sonst, denn der Zug hat bereits vor dem Bahnhof sein SOS-Signal abgegeben...

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Olga mustert ihre Begleiter durchdringend, "Haben sie gehört was ich eben gesagt habe? Wenn wir nicht alle im Gefängnis oder in einer Anstalt landen wollen, müssen wir uns an die Geschichte halten, es gab keine schwarze Wolke und kein Monster!"

Sie klingt leicht verzweifelt als wollte sie sich selbst davon überzeugen, das dies der Wahrheit entspricht.

Sie hebt die stimme, "Sanitäter, wir haben hier einem Schwerverletzten!"

Irgendwie macht es den Eindruck, als hätte sie diesem Satz schon tausendmal gerufen.

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Auf dem Bahnsteig sind Stimmen zu hören.

Aufregung entsteht und breitet sich aus. Dann Hektik. Reisende steigen in den Zug... dann hallen Schreie durch den Zug...

Schreie des Entsetzens. Wieder und wieder.

Dann Hilferufe. HILFESCHREIE. Sie gellen durch den Zug und über den Bahnsteig. Rufe nach einem Arzt. Einem Arzt und nach...

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"Ich bin Matilde, bin italienerin und 23 Jahre jung" das wiederhole ich immer, im Kopf, so laut wie es geht, ohne zu sprechen.

 

<Ich habe den Verrückter umgebracht. Ja, das war ich. Und der junger Mann, der im Bett. Ja das war ich auch. Das war ich auch. Und die ganze Leichen hier...sind

alleine

meine

Schuld>

 

-Ich rauche weiter-

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...und nach der Polizei. Ja, die POLIZEI.

 

Zwei Polizei-Konstabler betreten den Zug.

Sie steigen auf Höhe des Passagierwaggons 2, in der Nähe des Speisewagens, zu.

 

Nachdem sie sich umgeschaut haben, halten sie kurz Zwiesprache und dann wendet sich einer Richtung Lok und der andere geht in Richting Zugende.

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Aus der Entfernung hört man eine fremde Männerstimme (FMS) "Hallo! HALLO! Ist hier jemand? Kommen Sie bitte alle heraus. Kommen Sie bitte aus Ihren Abteilen. Es besteht keine Gefahr mehr." [...]

"WIR haben ALLES unter KONTROLLE." [...]

"Treten Sie bitte heraus und begeben Sie sich in die Bahnhofshalle." [...]

"Und nehmen Sie nur Ihre Papiere mit. BITTE NUR DIE PAPIERE! Ihr Gepäck verbleibt vorerst noch im Zug."

Die Anweisungen werden wiederholt und erfolgen nicht nur auf norwegisch, sondern auch auf englisch und deutsch.

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Jemand klopft an die Tür von Abteil Nr. 21 !

"Aham Brahmasmi.

Prajnanam Brahma.

Ayam Atma Brahma.

Tat Twam Asi." [...]

"Ich und Gott sind eins.

Bewusstsein ist Brahma.

Dein Selbst ist Gott.

Das bist Du."

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Konstabler "Entschuldigen Sie biitte die Störung, Fräulein, aber Sie müssen Ihr Abteil und den Zug jetzt verlassen. Gehen Sie bitte zur Bahnhofshalle und warten Sie dort. Nehmen Sie bitte Ihre Papiere mit. Alles wird gut. Andra tutto bene, amore mio."
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